Blickpunkt Ausgabe 2-2011 - DJV Baden-Württemberg
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A U S D E N K R E I S E N<br />
<strong>DJV</strong> Ludwigsburg: Wie bewerten Sie die<br />
Rolle der Medien im Fall Kachelmann?<br />
Da kam so manche Info immerhin von<br />
der Staatsanwaltschaft selbst.<br />
Jan Mönikes: Solche Öffentlichkeitsarbeit<br />
einer (Justiz-)Behörde ist für den<br />
Mandanten und das Verfahren sehr<br />
schädlich. Der ganze Prozessverlauf zeigt<br />
das überdeutlich. Eine sehr offene Informationspolitik<br />
der Justiz erscheint zwar<br />
dennoch manchen Journalisten als attraktiv,<br />
ist in Wirklichkeit aber auch für die<br />
Presse bedrohlich. Denn überprüfen<br />
kann der Journalist diese Informationen,<br />
mangels wirklichen Einblicks, nicht. Auf<br />
das „Behördenprivileg“ oder die Mitteilung<br />
einer Nachrichtenagentur kann er<br />
sich aber nur insoweit berufen, als nicht<br />
schon diese die rechtlichen Grenzen<br />
zulässiger Verdachtsberichterstattung<br />
überschreiten. Und das ist hier definitiv<br />
passiert, wie wir aus dem Verfahren wissen.<br />
Im Fall Kachelmann gibt es darüber<br />
hinaus aber auch viele unmittelbare Verfehlungen<br />
der Presse, die ich kritisiere.<br />
Was sich insbesondere die Bild-Zeitung<br />
hier geleistet hat, ist in keiner Hinsicht<br />
mehr akzeptabel. Und trotz öffentlicher<br />
Debatte hört es nicht auf, selbst bei der<br />
Berichterstattung über seine Hochzeit<br />
werden die Grenzen wieder – offenbar<br />
mit Vorsatz - missachtet. Da muss sich<br />
meines Erachtens auch rechtlich etwas<br />
ändern.<br />
E<br />
in Workshop zum Bildbearbeitungsprogramm<br />
und ein Treffen bei<br />
„Hirsch-Bräu“ in Hirschlanden unter<br />
dem Motto „Journalisten und Politiker<br />
brauen“ sind die für das Jahr <strong>2011</strong> geplanten<br />
Veranstaltungen des Kreisverbands<br />
Neckar-Odenwald des Deutschen Journalistenverbands.<br />
Das berichtete Kreisvorsitzender<br />
Martin Herrmann im Rahmen<br />
der Jahreshauptversammlung im<br />
„Riesen“ in Walldürn. Weiter standen<br />
Wahlen auf der Tagesordnung. Dabei<br />
wurde Martin Herrmann als Kreisvorsit-<br />
26 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
<strong>DJV</strong> Ludwigsburg: Journalisten sind<br />
angewiesen auf Hintergrundinformationen.<br />
Liegt die Zukunft im Verlautbarungsjournalismus?<br />
Jan Mönikes: Nein, denn gute Journalisten<br />
sollten schon in eigenem Interesse<br />
wissen, dass sie jegliche Kontrolle über<br />
die Folgen ihrer Berichterstattung verlieren,<br />
wenn sie sich auf diese Weise instrumentalisieren<br />
lassen. Und das kann<br />
nicht nur Anderen, sondern auch ihnen<br />
selbst schaden. So sehr es vielleicht<br />
manchmal reizvoll erscheint: Verdächtigungen<br />
darf man trotz angeblicher oder<br />
tatsächlicher Hintergrundinfos nur in<br />
ganz engen Grenzen verbreiten.<br />
<strong>DJV</strong> Ludwigsburg: Was zeichnet aus<br />
Ihrer Sicht einen guten Journalisten aus?<br />
Jan Mönikes: Ich halte es mit Philip<br />
Cueni vom Basler Verein für Qualität im<br />
Journalismus: Guter Journalismus ist letztlich<br />
weniger eine Frage von Handwerk<br />
und Technik als das Resultat einer Haltung.<br />
Wenn Fertigmacher-Geschichten,<br />
Halbwahrheiten, Persönlichkeitsverletzungen<br />
oder Gefälligkeiten vermieden<br />
werden, erkämpft sich der Journalismus<br />
seine eigene Glaubwürdigkeit täglich<br />
neu. Dieses bedarf es dringend, denn<br />
Glaubwürdigkeit ist das größte Kapital<br />
des Journalisten, nur damit kann er erfolgreich<br />
seine Aufgaben wahrnehmen. ■<br />
Bierbrauen mit Politikern<br />
zender im Amt bestätigt, ebenso die Stellvertreterin<br />
Sabine Braun und der zweite<br />
Stellvertreter Martin Bernhard. Fabian<br />
Greulich ist Schriftführer.<br />
<strong>DJV</strong>-Landesgeschäftsführer Marc Ecker<br />
berichtete über die Arbeit auf überregionaler<br />
Ebene. So zeige sich bei den<br />
laufenden Tarifverhandlungen, dass die<br />
Verleger eine Reduzierung der Sonderzahlungen<br />
und deutlich schlechtere<br />
Bedingungen für Berufs-Neueinsteiger<br />
erreichen wollen.<br />
Identifizierende Berichterstattung<br />
Verdachtsberichterstattung ist eines der<br />
wenigen „echten“ Privilegien der Presse:<br />
Bereits über den Verdacht einer Straftat<br />
oder eines sonstigen Missstandes darf<br />
auch in einer den Betroffenen<br />
erkennbarer Weise berichtet werden.<br />
Identifizierend kann eine Berichterstattung<br />
auch dann sein, wenn kein<br />
(richtiger) Name genannt wird! Wegen<br />
der Gefahr öffentlicher Vorverurteilung<br />
muss jedoch ein besonderes öffentliches<br />
Informationsinteresse an der<br />
Erkennbarkeit bestehen. Das ist zwar<br />
in der Regel gegeben, falls es sich um<br />
einen aktuellen Fall schwerer oder in<br />
anderer Weise hervorstechender Kriminalität<br />
handelt. Und selbst bei Fällen<br />
von kleiner oder mittlerer Kriminalität<br />
kann ein besonderes öffentliches Interesse<br />
eine Verdachtsberichterstattung<br />
rechtfertigen. Immer aber ist eine<br />
Einzelfallabwägung vorzunehmen, ob<br />
schon bei einem bloßen Verdacht die<br />
Nennung eines Namens oder gar eine<br />
Abbildung des Verdächtigen konkret<br />
zulässig ist. Die bloße Tatsache, dass<br />
gegen jemanden ein Ermittlungsverfahren<br />
läuft, rechtfertigt nämlich noch<br />
keine (identifizierende) Berichterstattung.<br />
Zudem ist bei Beteiligung von<br />
Kindern und Jugendlichen besondere<br />
Zurückhaltung bei identifizierender<br />
Berichterstattung geboten. Ebenso<br />
wenn es um die Zeugen und Opfer<br />
einer Tat geht.<br />
Ja h r e s h a u p t v e r s a m m l u n g : D J V - K r e i s v e r b a n d Ne c k a r - O d e n w a l d z o g B i l a n z<br />
Zudem scherten weitere Verlage aus der<br />
Tarifbindung aus oder lagerten ihre<br />
Redaktionen und Anzeigenabteilungen<br />
in Gesellschaften aus, in denen dann<br />
ebenfalls keine Tarifbindung besteht. „Es<br />
ist ordentlich was los“, so das Fazit von<br />
Marc Ecker. Es werde überlegt, eventuell<br />
mit den Druckern und Verlagsangestellten,<br />
beziehungsweise mit den Zeitschriften-Beschäftigten<br />
zusammen zu streiken.<br />
Auch beim Südwestrundfunk stehe eine<br />
spannende Tarifrunde an. ■