Blickpunkt Ausgabe 2-2011 - DJV Baden-Württemberg
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A U S D E N K R E I S E N<br />
W<br />
as hat die Musikindustrie der<br />
Zeitungs- und Zeitschriftenbranche<br />
voraus? Antwort: Der<br />
gravierende Umbruch ist<br />
dort bereits einige Jahre<br />
früher eingetreten. Gemeinsam<br />
ist beiden inzwischen<br />
die Auswirkung des Wandels.<br />
Das sind unter anderem<br />
Qualitätsverlust, existenzbedrohendeVerdiensteinbrüche,Mainstream-Kultur<br />
und die Kostenlos-<br />
Mentalität der Verbraucher,<br />
geprägt durch das Internet.<br />
Das erklärte Gerd Lache,<br />
Vorsitzender des <strong>DJV</strong>-<br />
Kreisverbandes Pforzheim/<br />
Enzkreis/Calw bei einer öffentlichen<br />
Veranstaltung des<br />
Kreisverbandes in Zusammenarbeit<br />
mit dem Presseclub<br />
Nordschwarzwald in Pforzheim.<br />
Gesprächspartner auf dem Podium waren<br />
Peter Freudenthaler (Gesang) und Volker<br />
Hinkel (Gitarre), Gründer der Band<br />
„Fools Garden“. Bekannt wurde die<br />
Pforzheimer Pop-Rock-Formation durch<br />
den Welthit „Lemon Tree“ auf dem<br />
Album „Dish of the day“, das sich<br />
mehrere Millionen Mal verkauft hat.<br />
Indes: CD-Verkauf in Massen war<br />
gestern. Künstler müssen heutzutage auf<br />
andere Vermarktungsschienen und Einnahmequellen<br />
setzen, um ihren Lebensunterhalt<br />
zu sichern, machten die<br />
Musiker deutlich. Heutzutage seien die<br />
Einnahmen aus Konzerten und aus<br />
Gema-Tantiemen von größerer Bedeutung,<br />
als jene von verkauften Tonträgern.<br />
Früher sei es umgekehrt gewesen, da<br />
sollte der Konzertauftritt den Plattenoder<br />
CD-Umsatz weiter nach oben<br />
treiben. Inzwischen gebe der digitale<br />
28 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
Konsum im Netz<br />
Zw e i Ve r a n s t a l t u n g e n d e s D J V P f o r z h e i m / C a l w / E n z g a b e n E i n b l i c k i n d i e<br />
Ve r ä n d e r u n g e n i m M u s i k - G e s c h ä f t d u r c h d a s I n t e r n e t u n d ü b e r M ö g l i c h k e i t e n<br />
u n d A u s w i r k u n g e n d u r c h S o c i a l Me d i a .<br />
v o n D o r i s L ö f f l e r<br />
Markt per Internet den Ton an. „Das<br />
Geschäft mit Musikdownloads in<br />
Deutschland floriert, der Absatz von<br />
Über den Wandel in der Musikindustrie sprachen (von links) Volker Hinkel und<br />
Peter Freudenthaler von Fools Garden mit dem <strong>DJV</strong>-Kreisverbandsvorsitzenden<br />
Gerd Lache. Foto: Doris Löffler<br />
Tonträgern geht dagegen zurück“, wurde<br />
eine Studie der Deutschen Bank zitiert.<br />
Leidtragende seien insbesondere die<br />
Musiker. Die Musiklabels wagten sich aus<br />
Angst vor einem finanziellen Flopp nicht<br />
mehr an die Förderung von außergewöhnlichen<br />
Künstlern heran. Stattdessen<br />
werde produziert, was ohnehin alle<br />
machen. Die Folge sei ein musikalischer<br />
Einheitsbrei in den Charts. Und: Produktionskosten<br />
würden zunehmend auf die<br />
Künstler abgewälzt. Dem Livekonzert-<br />
Boom folgend, sind auch Fools Garden<br />
seit Jahren auf den großen Bühnen der<br />
Welt unterwegs. Insbesondere in Osteuropa<br />
und Asien hat die Pforzheimer<br />
Formation eine große Fangemeinde. Und<br />
ebenso nutzt die Band den digitalen<br />
Hype zur Promotion. Beispiel: Im Oktober<br />
2009 konnte das gesamte Album<br />
„High Times“ für eine begrenzte Zeit<br />
von der Internetseite geladen werden.<br />
Kostenlos.<br />
Facebook, Google, YouTube & Co.<br />
Bei einer weiteren Gemeinschafts-<br />
Veranstaltung von <strong>DJV</strong><br />
und Presseclub unter<br />
dem Titel „Facebook,<br />
Google, YouTube & Co.“<br />
informierten Experten des<br />
Online-Marketing-Unternehmens<br />
e-Wolff in<br />
Heimsheim über die<br />
Möglichkeiten von Social<br />
Media sowie über die<br />
Auswirkungen auf die traditionellen<br />
Medien. Laut<br />
Firmengründer Patrick<br />
Wolff werden „Konsumenten<br />
im Netz zu<br />
Produzenten“.<br />
So gebe es weltweit rund<br />
200 Millionen Blogs. Und:<br />
„Wir müssen die Nachrichten<br />
nicht mehr suchen, sie kommen<br />
zu uns“, machte Wolff deutlich. So verwies<br />
er beispielsweise auf eine Online-<br />
Zeitung (www.postpost.com), deren Inhalte<br />
nach den Vorlieben des jeweiligen<br />
Lesers individuell zusammengestellt<br />
werden.<br />
„Man muss nicht jede digitale Entwicklung<br />
gut heißen“, erklärte KV-<br />
Vorsitzender Gerd Lache, „aber man darf<br />
sie auch nicht ignorieren, um dagegen<br />
halten zu können.“ In diesem Sinne<br />
äußerten einige der rund 70 Journalisten,<br />
PR-Leute und Pressestellen-Mitarbeiter,<br />
dass ihnen der e-Wolff-Event – wie es ein<br />
Print-Kollege formulierte – „wertvolle<br />
Erkenntnisse für Gegenstrategien vermittelt<br />
hat“. Dazu gehörten demnach<br />
„sauber recherchierte Hintergrundberichte,<br />
ein hoher Qualitätsanspruch,<br />
Nutzwertorientierung und lokale<br />
Schwerpunkte“. ■