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aK aDemie für P oL i t iK unD Ze i tge ScHeHen<br />

menScHenrecHt reLigionSfreiHeit<br />

Unter den religiös Verfolgten weltweit<br />

macht allein die Gruppe <strong>der</strong> verfolgten<br />

Christen 80 Prozent aus. In mindestens<br />

50 von etwa 200 Staaten <strong>der</strong> Welt werden<br />

täglich Kirchen zerstört und Menschen<br />

aufgrund ihres Glaubens verfolgt,<br />

bedrängt, mit dem tode bedroht. Um die<br />

Situation zu verbessern, bedarf es eines<br />

fundierten Wissens über die konkrete<br />

Lage vor Ort. Gemeinsam mit <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

Sant’Egidio nahm die <strong>Hanns</strong>­<br />

<strong>Seidel</strong>­<strong>Stiftung</strong> deshalb exemplarisch<br />

religiöse Min<strong>der</strong>heiten in verschiedenen<br />

Weltteilen in den Blick und fragte im<br />

rahmen einer internationalen Konferenz<br />

am 5./6. November: Wie steht es konkret<br />

mit dem Menschenrecht religionsfreiheit<br />

und welche Herausfor<strong>der</strong>ungen ergeben<br />

sich daraus für Politik und Kirchen?<br />

Es referierten politische und kirchliche<br />

Vertreter aus Nigeria, Pakistan, Indonesien,<br />

Israel und dem Libanon. darüber hinaus<br />

nahmen Wissenschaftler und NGO­<br />

Vertreter den Sudan, Südsudan, China<br />

und Nordkorea in den Blick. Zum Auftakt<br />

gab <strong>der</strong> UN­Son<strong>der</strong>berichterstatter für<br />

religionsfreiheit einen Überblick über die<br />

internationale Lage <strong>der</strong> religionsfreiheit<br />

heute. In seinem abendlichen festvortrag<br />

sprach <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

Sant’Egidio über Glaubenszeugnis und<br />

Christenverfolgung im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

Im Anschluss an den Vortragsteil diskutierten<br />

Vertreter aus Politik und Kirche im<br />

rahmen einer Podiumsdiskussion über<br />

die Herausfor<strong>der</strong>ungen, die sich aus dem<br />

Menschenrecht religionsfreiheit für Politik<br />

und Kirchen ergeben. Zum Abschluss<br />

wurde ein gemeinsames Kommuniqué<br />

von HSS und Sant’Egidio verabschiedet.<br />

Über religionsfreiheit und interreligiösen<br />

dialog diskutierten auch Ministerpräsident<br />

a. d. dr. Günther Beckstein<br />

„die Verfolgung und diskriminierung von Christen und an<strong>der</strong>en<br />

religiösen Min<strong>der</strong>heiten nehmen beständig zu. täglich erleben<br />

wir unerhörte Gewalt, die für das Gewissen unerträglich ist.<br />

In mindestens 50 Staaten <strong>der</strong> Erde werden Menschen täglich<br />

aufgrund ihres Glaubens verfolgt, mit dem tod bedroht und<br />

teilweise sogar umgebracht. Artikel 18 <strong>der</strong> Allgemeinen Erklärung<br />

<strong>der</strong> Menschenrechte definiert religionsfreiheit zwar als<br />

Menschenrecht. Insbeson<strong>der</strong>e für die Angehörigen religiöser<br />

Min<strong>der</strong> heiten sieht die realität weltweit jedoch oft an<strong>der</strong>s aus.<br />

Solche Verletzungen des Menschenrechts religionsfreiheit<br />

sind inakzeptabel. Sie zerstören alle Grundlagen des Zusam­<br />

Ute Granold, Erzbischof Ludwig Schick, Klaus<br />

re<strong>der</strong>, Wolfgang Baake<br />

und <strong>der</strong> ehemals für die Auslandstürken<br />

zuständige Staatsminister a. d. Prof. dr.<br />

Mehmet Aydin aus Ankara am 23. November<br />

im rahmen eines Arbeitsessens.<br />

Aydin rief das toleranzgebot des Korans<br />

in Erinnerung, welches keinen Zwang<br />

zur Missionierung von Nichtmuslimen<br />

vorsehe. Seiner Ansicht nach liege das<br />

Kernproblem heute auch nicht in einem<br />

„Clash of Civilizations“, son<strong>der</strong>n in einem<br />

„Clash of Ignorance“, in einer fehlenden<br />

Kenntnis und in einem mangelnden<br />

Empathievermögen auf allen Seiten,<br />

welches in <strong>der</strong> Summe zu Polarisierungen<br />

und Abgrenzungen führe. Beckstein<br />

griff die toleranzgebot­these seines Vorredners<br />

auf und mahnte eindringlich die<br />

Möglichkeit einer freien und würdevollen<br />

religionsausübung von christlichen<br />

Min<strong>der</strong>heiten in mehrheitlich islamischen<br />

Län<strong>der</strong>n an. Bezüglich <strong>der</strong> Situation <strong>der</strong><br />

Andrea riccardi, Hans Zehetmair<br />

Muslime in deutschland wünschte er sich<br />

starke institutionalisierte Ansprechpartner<br />

für die deutsche Politik. Er betonte,<br />

dass es zum interreligiösen dialog keine<br />

Alternative gebe, machte aber auch deutlich,<br />

dass Gegner unserer demokratischen<br />

Ordnung und unserer Werte wie freiheit,<br />

recht und Menschenwürde für uns keine<br />

dialogpartner sein könnten.<br />

Kommuniqué <strong>der</strong> <strong>Hanns</strong>-<strong>Seidel</strong>-<strong>Stiftung</strong> und <strong>der</strong> Gemeinschaft Sant’Egidio zum Menschenrecht Religionsfreiheit<br />

menlebens und for<strong>der</strong>n ein entschlossenes Handeln. Interreligiöser<br />

dialog und das deutliche Eintreten für religionsfreiheit<br />

als universales und unveräußerliches recht sind zwei Grundpfeiler<br />

für den weltweiten Aufbau des friedlichen Zusammenlebens<br />

von Anhängern unterschiedlicher religionen.<br />

die <strong>Hanns</strong>­<strong>Seidel</strong>­<strong>Stiftung</strong> und die Gemeinschaft Sant‘Egidio<br />

wenden sich mit einem Appell an die regierungen, die Abgeordneten,<br />

die Kirchen sowie die Nichtregierungsorganisationen<br />

Europas, damit das thema <strong>der</strong> religionsfreiheit auf die<br />

tagesordnung <strong>der</strong> politischen und zivilen debatten in Europa<br />

gesetzt werde.“<br />

HANNS­SEIdEL­StIftUNG | JAHrESBErICHt 2012

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