ISSN 1611-6933 - Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft eV
ISSN 1611-6933 - Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft eV
ISSN 1611-6933 - Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Maria Zörkler: Der Pflegefokus<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
man macht mehrere Toilettengänge, oder<br />
wenn die Toilettengänge quasi über die<br />
Kraft des Bewohners dann hinausgehen<br />
würden, dass man dann eine andere Einlage<br />
einlegt.“ (Pflegehelfer, Haus C)<br />
„Da kann ich eigentlich nur sagen,<br />
dass es bei uns eben Formulare gibt, die<br />
wir ausfüllen, wo der Bewohner schon beobachtet<br />
wird, was er alles kann oder selber<br />
noch kann, was wir eventuell machen<br />
müssen. Und das muss auf diesem Plan<br />
eben erfasst werden, damit auch ein Kollege,<br />
der einfach da reinschaut, sagen<br />
kann, nach dem, was da drauf steht, könnte<br />
das der- oder diejenige sein. Dass das<br />
ein anderer erfassen kann. Und dass es<br />
auch <strong>für</strong> uns irgendwo eine Erleichterung<br />
ist, dass man sagt, oh, da schau ich jetzt<br />
heute noch mal nach, wie war das jetzt,<br />
kann der jetzt eigentlich selber. Da geh ich<br />
einfach mal hin <strong>und</strong> schau mal in das Blatt<br />
rein. Oder der Kollege fragt, wie war das<br />
jetzt, <strong>und</strong> dann kann man sagen, schau<br />
halt nach, das müsste da drinstehen.“<br />
(Pflegehelferin, Haus D)<br />
In den vier Textstellen steht das<br />
handlungsleitende Prinzip der Beobachtung<br />
im Vordergr<strong>und</strong>, d.h. die Tatsache,<br />
dass die Bewohner/innen beim Pflegefokus<br />
in das Zentrum der Aufmerksamkeit rücken<br />
sollen, bestimmt das Verständnis <strong>für</strong> das<br />
Pflegefokus-Verfahren. Selbstständigkeit<br />
<strong>und</strong> Individualität werden als dominierende<br />
Zielvorgaben hervorgehoben, die eine<br />
„unterstützende“ Pflege - in der Balance<br />
zwischen „angenehm machen“ <strong>und</strong> „aktivieren“<br />
- prägen. Als konstitutives Element<br />
ist auch die Wahrnehmung von Veränderungen<br />
zu sehen, deren Dokumentation<br />
die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> eine systematische Überprüfung<br />
der Pflegewirkung darstellt.<br />
Dass diese Art des Wissenstransfers die<br />
34<br />
ISO-Mitteilungen Nr. 1/April 2003<br />
kommunikative Verständigung mit Kolleg/innen<br />
beeinflusst, sie sogar erleichtern<br />
kann, wird als weiterer wesentlicher Faktor<br />
angeführt.<br />
Für alle bei der Untersuchung Befragten<br />
ist der Pflegefokus in vielerlei Hinsicht<br />
bedeutsam <strong>für</strong> ihre Arbeit - <strong>und</strong> wird nicht<br />
nur als von außen herangetragene Anforderung,<br />
sondern auch als Hilfe erlebt. Es<br />
liegt in der Natur der Sache, dass dabei<br />
die Vorteile <strong>für</strong> die Pflegeplanung besonders<br />
betont werden.<br />
3.1 Größere Akzeptanz<br />
von Pflegeplanung<br />
Im Gegensatz zu anderen Pflegeplanungsbögen,<br />
die teilweise fast ausschließlich<br />
offene Antwortmöglichkeiten vorsehen<br />
oder mit fest vorgegebenen Inhalten, die<br />
angekreuzt werden können, überfrachtet<br />
sind, ist das vom Qualitätsmanagementbeauftragten<br />
neu gestaltete Pflegeplanungsblatt<br />
<strong>für</strong> die Pflegekräfte nach ihren<br />
Angaben gut handhabbar. Das klar gegliederte<br />
Schema mit den angebotenen<br />
Abkürzungen <strong>und</strong> Reduktionen (so können<br />
z.B. die Ziele anhand einer Legende nur als<br />
Zahl eingetragen werden) setzt <strong>für</strong> viele<br />
Mitarbeiter/innen die Hemmschwelle herab,<br />
sich an die Erstellung einer Pflegeplanung<br />
heranzuwagen. „Dadurch, wie die<br />
Formblätter vorgegeben sind, habe ich<br />
schon einmal Anhaltspunkte, nach denen<br />
ich mich richten kann. Jetzt ist die Pflegeplanung<br />
übersichtlicher gegenüber dem,<br />
was wir in der Schule gelernt haben“, sagt<br />
eine jüngere Pflegefachkraft. Auch von älteren<br />
Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern,<br />
bei deren Ausbildung die Pflegeplanung<br />
noch nicht Bestandteil des Curriculums war<br />
<strong>und</strong> die sich diese Thematik „nebenbei“