ISSN 1611-6933 - Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft eV
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Maria Zörkler: Der Pflegefokus<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
30 Pflegekräften aus anderen stationären<br />
Einrichtungen in Bayern im Rahmen einer<br />
Fortbildungsveranstaltung ergab, dass diese<br />
die Pflegeplanung <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Arbeitsschritte oftmals als unüberwindbaren<br />
Berg vor sich sehen <strong>und</strong> sie<br />
zu über 60% als „Zeitfresser“ bewerten5 ,<br />
überwiegen bei den Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Mitarbeitern in den vier Caritas-Altenheimen<br />
klar die positiven Assoziationen, ja<br />
einige betonen sogar die Zeitersparnis, die<br />
sich durch eine gut strukturierte <strong>und</strong> regelmäßig<br />
kontrollierte Pflegeplanung ergibt.<br />
Das einheitliche, <strong>für</strong> alle verbindliche<br />
Vorgehen liefert aktuelle Informationen,<br />
die jede Mitarbeiterin <strong>und</strong> jeden Mitarbeiter<br />
in den Stand versetzen, sich schnell ein<br />
Bild über den Zustand der Bewohner/innen<br />
zu machen: „Wenn es eingetragen ist im<br />
Pflegeplanungsblatt, brauche ich nur dort<br />
nachzuschauen, <strong>und</strong> muss nicht Dokumentationsunterlagen<br />
von Monaten rauskramen<br />
<strong>und</strong> die durcharbeiten.“<br />
Durch die regelmäßige Überprüfung<br />
der Zielerreichung beim Pflegefokus wird<br />
das Planungsgeschehen rückgeb<strong>und</strong>en<br />
an die tägliche Arbeit. Dies wird nach Ansicht<br />
der Mitarbeiter/innen insbesondere<br />
durch den Aufbau des Pflegeplanungsblattes<br />
zusammen mit der Verfahrensanweisung<br />
<strong>für</strong> Änderungen möglich. Während<br />
früher die Bögen schnell unübersichtlich<br />
wurden, „so dass es mühsam war, das<br />
nachzulesen“, ist jetzt nachvollziehbar, wer,<br />
wann, was <strong>und</strong> in welchem Bereich geändert<br />
hat. Darüber hinaus gewährleistet das<br />
von den Bereichsleitungen organisierte<br />
zeitliche Ablaufschema, „dass alle einmal<br />
5 Die Befragung fand statt im Rahmen eines Seminars<br />
zum Thema „Auf dem Prüfstand: der Pflegefokus“<br />
in der Katholischen Akademie <strong>für</strong> Berufe im<br />
Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialwesen in Bayern e.V., Regensburg.<br />
36<br />
ISO-Mitteilungen Nr. 1/April 2003<br />
drankommen“. Allein schon diese formalen<br />
Hilfestellungen führten zu einer stärkeren<br />
Einsicht in die Sinnhaftigkeit von Pflegeplanung.<br />
Die Pflegekräfte können jetzt eben in<br />
einem Blick erfassen, „ob das der- oder<br />
diejenige sein kann“, wie eine Pflegehelferin<br />
aus Haus D in ihrer Beschreibung des<br />
Pflegefokus herausgestellt hat. Auch Aussagen<br />
wie „Da geh ich einfach mal hin<br />
<strong>und</strong> schau mal in das Blatt rein“ oder - an<br />
Kolleg/innen gerichtet - „Schau halt nach,<br />
das müsste da drin stehen“ belegen beispielhaft<br />
die Alltagsrelevanz der Pflegeplanung.<br />
Wie der Qualitätsmanagementbeauftragte<br />
in seinem Konzeptentwurf vermutete,<br />
ist es vor allem die durch die systematische<br />
Kontrolle gewährleistete Aktualität<br />
der Inhalte, die die Pflegekräfte über-<br />
zeugt. 6<br />
3.2 Erhöhte Sensibilität <strong>für</strong> eine<br />
individuelle Ausrichtung der Pflege<br />
In verschiedenen Studien ist belegt,<br />
dass die Generation der jetzigen Bewohner/innen<br />
im Altenheim nicht daran gewöhnt<br />
ist, eigene Wünsche zu äußern. 7<br />
Bewohner/innen, die selbstbewusst die<br />
Rahmenbedingungen ihrer Pflege mit bestimmen,<br />
sind die Ausnahme. Auch bei gesondert<br />
durchgeführten Befragungen, die<br />
die Bewohnerzufriedenheit ermitteln sollen,<br />
ist die Scheu oft groß, Kritikpunkte <strong>und</strong><br />
Verbesserungsvorschläge zu nennen. Der<br />
„K<strong>und</strong>enorientierung“, die sich viele Einrichtungen<br />
in ihren Qualitätsmanagement-<br />
6 vgl. Helfrich, Matthias: Im Mittelpunkt des Interesses,<br />
in: Altenpflege 24(1999)6: 38 - 39; Helfrich,<br />
Matthias: Das Pflegekonzept „Pflegefokus“ richtet<br />
den Blick auf das Hier <strong>und</strong> Jetzt, in: Deutscher Caritasverband<br />
(Hg.): Caritas 2000. Jahrbuch des<br />
Deutschen Caritasverbandes, Freiburg 2000: 219 -<br />
225<br />
7 vgl. u.a. Sachweh, Svenja: „Schätzle hinsitze!“.<br />
Kommunikation in der Altenpflege, Frankfurt a.M.<br />
1999