KVNO aktuell 9 2009 - Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein
KVNO aktuell 9 2009 - Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein
KVNO aktuell 9 2009 - Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Landschaft höchst unterschiedlicher Vergütungsformen<br />
hervor. Das Bestreben von Kassen, für prestigeträchtige<br />
Projekte besonders leistungsfähige Ärzte zu gewinnen,<br />
zieht zwangsläufig neue Formen der Honorierung nach<br />
sich. Es ist aus Sicht der Kassen naheliegend, in diesem<br />
Kontext auch P4P zu erproben.<br />
Auch wenn diese Form des Vertragswettbewerbs ordnungspolitisch<br />
zu hinterfragen ist, so stellt sich für das<br />
KV-System die strategische Frage, ob die neuen Steuerungsinstrumente<br />
wie P4P eine Domäne von Selektivverträgen<br />
bleiben sollen, oder ob auch innerhalb der Kollektivvertrags<br />
Ansätze für P4P sinnvoll und machbar sind.<br />
Darüber hinaus gilt es, den Blick auf die Konkurrenz der<br />
Kliniken zu richten. Dort sind Indikatoren der Ergebnisqualität<br />
im Rahmen der externen Qualitätssicherung schon<br />
seit Jahren etabliert.<br />
Die <strong>Kassenärztliche</strong> Bundesvereinigung (KBV) hat vor diesem<br />
Hintergrund die Weichen für P4P gestellt. Im Jahr 2007<br />
hat die sie gemeinsam mit den KVen das Projekt „Ambulante<br />
Qualitätsindikatoren und Kennzahlen“ (AQUIK) aufgelegt.<br />
In einem komplexen Konsensus-Verfahren, in dem<br />
zahlreiche Fachgruppenexperten eingebunden waren, hat<br />
die Projektgruppe insgesamt 48 fachgruppenübergreifende<br />
und fachgruppenspezifische Indikatoren entwickelt.<br />
England, P4P und die Schweinegrippe<br />
In Großbritannien können Hausärzte<br />
seit 2004 ihr Einkommen steigern,<br />
wenn sie am P4P-Programm teilnehmen.<br />
Das Programm enthält 136 Indikatoren<br />
für die Behandlungsqualität<br />
von sieben chronischen Krankheiten.<br />
Drei Milliarden Pfund steckte die englische<br />
Regierung in den Jahren 2004<br />
bis 2007 in den Prämientopf. Wer seine<br />
Ziele erreicht, kann bis zu einem Viertel<br />
mehr verdienen. Fast alle Ärzte machen<br />
mit.<br />
Und sie erreichten größtenteils die ge-<br />
forderten Qualitätsanforderungen; das<br />
zeigt eine Untersuchung der University<br />
of Manchester. Die Ergebnisse überzeugen<br />
auf den ersten Blick: Die Qualität<br />
der Behandlung von koronarer<br />
Herzkrankheit, von Asthma und Diabetes<br />
mellitus steigt. Auch zeigen sich<br />
Ärzte und Patienten zufrieden. Der<br />
zweite Blick aber ist relativ ernüchternd.<br />
Denn vor der Einführung stiegen<br />
die Werte der Qualitätsindikatoren viel<br />
stärker als nach der P4P-Einführung.<br />
Aktuell provoziert die P4P-Vergütung<br />
Dieses Set ließ die KBV danach in über hundert Praxen<br />
auf die Verfügbarkeit von Daten und besonders deren<br />
Aufwand für die Erhebung testen. Die KBV stellte AQUIK<br />
mitsamt einem ausführlichen Projektbericht im Juni <strong>2009</strong><br />
öffentlich vor.<br />
AQUIK versus QISA, KBV versus AOK<br />
Auch andere Akteure haben entsprechende Indikatoren<br />
vorgelegt. Fast zeitgleich mit AQUIK hat beispielsweise<br />
QISA das Licht der Öffentlichkeit erblickt. QISA ist ein<br />
Set aus 100 Qualitätsindikatoren in der ambulanten Versorgung.<br />
Entwickelt wurde QISA vom Göttinger AQUA-<br />
Institut im Auftrag des AOK-Bundesverbandes. Die Konkurrenz<br />
um die Definition der Versorgungsqualität scheint<br />
damit eröffnet.<br />
Auch wenn die an Qualitätsindikatoren gekoppelte Vergütung<br />
noch auf sich warten lässt, so ist die KBV von der<br />
Richtigkeit des eingeschlagenen Weges überzeugt. „Von<br />
AQUIK profitieren die Niedergelassenen, weil sie gespiegelt<br />
bekommen, wie gut sie schon sind und was sie verbessern<br />
können,“ sagt KBV-Chef Dr. Andreas Köhler.<br />
Ausführliche Informationen zu AQUIK im Internet unter www.kbv.de<br />
090919<br />
Probleme beim Kampf gegen die<br />
Schweinegrippe. Die Hausärzte auf der<br />
Insel murren. Denn wegen der geplanten<br />
Massen-Impfungen sollen sie unter<br />
anderem Vorsorgeuntersuchungen<br />
verschieben, berichtet die Times am 22.<br />
Juli. Doch die Zahl der Check-ups entscheidet<br />
mit über die Höhe der Qualitätsprämie.<br />
Und die wollen die Ärzte<br />
keinesfalls riskieren.<br />
Die Studie „Effects of Pay for Performance<br />
on the Quality of Primary Care in England“<br />
finden Sie auf der Homepage des New<br />
England Journal of Medicine. 090920<br />
Hintergrund<br />
<strong>KVNO</strong> <strong>aktuell</strong> 9 <strong>2009</strong><br />
21