KVNO aktuell 9 2009 - Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein
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Die Schweinegrippe breitet sich weiter aus<br />
Regeln für die Testverfahren stehen –<br />
ab Oktober soll die Massenimpfung starten<br />
Impfstoffe für fünf Millionen Menschen hat allein das Land <strong>Nordrhein</strong>-Westfalen bestellt. Die Vorbereitungen auf<br />
die größte Impfaktion in der Geschichte der Bundesrepublik laufen.<br />
Am 19. August hat das Bundeskabinett eine Verordnung<br />
verabschiedet, die das Impfen gegen das Influenza-Virus<br />
A/H1N1 regelt. Demnach ist die Organisation der Impfungen<br />
Sache der Länder. „Voraussichtlich werden sowohl der<br />
Öffentliche Gesundheitsdienst als auch niedergelassene<br />
Ärzte und Krankenhäuser die Impfungen durchführen“,<br />
hieß es aus dem Bundesgesundheitsministerium.<br />
Die Verordnung sieht vor, zuerst Feuerwehrleute, Polizisten,<br />
medizinisches Personal, Schwangere und chronisch<br />
Kranke zu impfen. Im Anschluss sollen alle Bürger,<br />
die dies wünschen, die zwei Spritzen gegen die Schweinegrippe<br />
erhalten.<br />
Praxen oder zentrale Impfstellen?<br />
Der Chef der AOK Rheinland / Hamburg setzt auf Reihenimpfungen<br />
durch den Öffentlichen Gesundheitsdienst und<br />
in den Geschäftsstellen der Krankenkassen. Kostenüberlegungen<br />
dürften dafür ein wichtiger Grund sein. Denn<br />
als Richtwert gibt die Verordnung vor, dass die Kosten<br />
für zweimalige Impfung inklusive Impfstoff bei 28 Euro<br />
liegen. Abzüglich der Kosten für den Impfstoff (zweimal<br />
neun Euro) bleiben als Honorar fünf Euro je Impfung übrig.<br />
Massenimpfungen in der Praxis sind so kaum möglich.<br />
Zudem wird der Impfstoff in Stechampullen geliefert,<br />
die Vakzine für zehn Impfungen enthalten. „In den<br />
Praxen hätten sie da viel Schwund“, sagte Jacobs der<br />
Westdeutschen Zeitung.<br />
Der Berufsverband Deutscher Internisten, der Berufsverband<br />
der Kinder- und Jugendärzte und der Deutsche<br />
Hausärzteverband kritisieren das Vorhaben, in zentralen<br />
6 Aktuell<br />
<strong>KVNO</strong> <strong>aktuell</strong> 9 <strong>2009</strong><br />
Stellen zu impfen. Besonders bei Risikopatienten sei eine<br />
genaue Anamnese und Beratung nötig, die nur die niedergelassenen<br />
Ärzte leisten könnten.<br />
Geringe Impfbereitschaft<br />
Ob der Ansturm auf den Impfstoff groß sein wird, steht<br />
in den Sternen. Eine Umfrage des „Spiegel“ ergab: Nur 13<br />
Prozent der Bevölkerung wollen sich auf jeden Fall gegen<br />
den H1N1-Erreger impfen lassen; 25 Prozent wollen die<br />
Impfung „wahrscheinlich“ haben. Die Bundesärztekammer<br />
rechnet mit einer schwachen Resonanz: „Die Impfaktion<br />
wird kein Renner“, sagt deren Vizepräsident, Frank<br />
Ulrich Montgomery.<br />
Die niedrige Impfbereitschaft hängt wohl auch mit Bedenken<br />
an der Sicherheit des Impfstoffes zusammen. Der<br />
Informationsdienst arznei-telegramm sieht erhöhte Risiken<br />
für die Patienten aufgrund der Beigabe eines Adjuvanz,<br />
also eines „Verstärkers“.<br />
Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Prof. Johannes<br />
Löwer, wies die Bedenken als unbegründet zurück: „Die<br />
Impfstoffe, die in Deutschland zum Einsatz kämen, haben<br />
Zulassungsverfahren durchlaufen und seien nach den<br />
üblichen Standards auf Wirksamkeit und Verträglichkeit<br />
getestet worden.“ Bei Kindern und Schwangeren sei das<br />
zwar nicht passiert – doch auch hier empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) zu impfen.<br />
Impfstoff ab Oktober<br />
Der Impfstoff steht in Deutschland zwar voraussichtlich<br />
ab Oktober zur Verfügung – aber nicht auf einen Schlag.