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„John Cage und …“ Bildender Künstler ... - Akademie der Künste

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Zur Ausstellung <strong>„John</strong> <strong>Cage</strong> <strong>und</strong> <strong>…“</strong> <strong>Bilden<strong>der</strong></strong> <strong>Künstler</strong> – Einflüsse, Anregungen<br />

Bearbeitete Fassung des Vorworts von Wulf Herzogenrath zum Begleitbuch <strong>der</strong> Ausstellung<br />

John <strong>Cage</strong> ist für viele <strong>der</strong> wohl anregendste <strong>und</strong> radikalste Komponist seit den 1940er <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e seit<br />

den frühen 1950er Jahren. Doch die Tatsache, dass er als Maler begann <strong>und</strong> – ähnlich wie sein Anreger <strong>und</strong><br />

Fre<strong>und</strong> Marcel Duchamp – nicht in einzelnen Sparten, Medien o<strong>der</strong> Gattungen arbeitete, lässt es sinnvoll<br />

erscheinen, einmal den bildenden <strong>Künstler</strong> John <strong>Cage</strong> in den Mittelpunkt zu rücken. Dabei werden die großen<br />

Leistungen von <strong>Cage</strong> nicht geschmälert: Interdisziplinarität, Multimedialität, Vorurteilslosigkeit, Unbestimmtheit,<br />

Arbeiten mit Präzision, Zufall <strong>und</strong> Offenheit.<br />

<strong>Cage</strong> selbst war am Ende seines Lebens davon überzeugt, dass er sehr wohl auch auf dem Feld <strong>der</strong><br />

Bildkünste zu Hause war, denn für ihn gab es Grenzziehungen nicht. Das Titelzitat <strong>der</strong> Ausstellung greift eine<br />

handschriftliche Notiz von <strong>Cage</strong> auf, die 1990 bei einem Berlin-Besuch entstand; geplant war es für eine<br />

Ausstellung, die seine Beziehungen zu Anregern <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en reflektieren sollte – parallel zu <strong>der</strong> damals<br />

ebenfalls in Vorbereitung befindlichen „Rolywholyover“-Ausstellung von Julie Lazar im Museum of<br />

Contemporary Art in Los Angeles. Jetzt ergreift die <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> die Gelegenheit, ein Jahr lang<br />

unterschiedliche Aspekte des Werkes von John <strong>Cage</strong> vorzustellen: Tanz im Herbst 2011, Musik im Februar<br />

2012, eine lange Nacht zum 100. Geburtstag am 5. September 2012 <strong>und</strong> bildende Kunst im Frühjahr 2012. Die<br />

Ausstellung <strong>„John</strong> <strong>Cage</strong> <strong>und</strong> … <strong>Bilden<strong>der</strong></strong> <strong>Künstler</strong> – Einflüsse, Anregungen“ in <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> ist eher eine<br />

‚Skizze’, im Museum <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne Salzburg erfährt die Präsentation im Sommer 2012 eine inhaltliche<br />

Vergrößerung – deshalb hat die Musik von <strong>Cage</strong> in dieser Ausstellung eine untergeordnete Rolle – <strong>der</strong> visuelle<br />

<strong>Cage</strong> ist hier das Thema!<br />

Beginn als Maler<br />

John <strong>Cage</strong> begann seine künstlerische Laufbahn in den 1930er Jahren als Maler, doch all seine frühen Bil<strong>der</strong><br />

scheinen verloren zu sein. Auf Nachfragen nach diesen Werken antwortete er immer etwas ausweichend: Er<br />

nannte sie in einem nicht publizierten Interview mit dem Autor im Februar 1990 abstrakte Kompositionen. Dass<br />

er anstelle eines Honorars für den Unterricht bei Arnold Schönberg diesem 1935 habe versprechen müssen,<br />

sein Leben <strong>der</strong> Musik zu widmen, ist wohl eine schöne Legende, die <strong>Cage</strong> davor schützte, auf den malerischen<br />

Werkkomplex angesprochen zu werden. „Einst fragte ich Aragon, den Historiker, wie Geschichte geschrieben<br />

wird. Er antwortete: ‚Du musst sie erfinden.’“ Die frühen Bil<strong>der</strong>, das Interesse an Tanz (man denke an die<br />

lebenslange Kooperation mit Merce Cunningham), die Bevorzugung des Schlagzeugs, die Präparierung am<br />

sowie Aktionen mit dem Klavier, die Einbeziehung von Plattenspielern, Radio- <strong>und</strong> TV-Geräten zeigen den von<br />

Anfang an selbst im eigentlich musikalischen Werk von <strong>Cage</strong> gewichtigen Anteil des Visuellen. Mit seiner<br />

Öffnung <strong>der</strong> Gattungsgrenzen leistete er den größten Beitrag zur Ganzheit <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert. In<br />

diesen Zusammenhang gehört die verän<strong>der</strong>te Rolle des ausführenden Musikers ebenso wie die des bis dahin<br />

nur passiven Zuhörers beziehungsweise Betrachters, <strong>der</strong> bei <strong>Cage</strong> aktiver <strong>und</strong> partizipieren<strong>der</strong> Realisator des<br />

Kunstwerks wird.<br />

Einfluss von Dada, Bauhaus <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zeitschrift Transition<br />

Zu dieser radikalen Wandlung wurde <strong>Cage</strong> seit den 1930er Jahren zunächst in Paris sowie auf Mallorca <strong>und</strong><br />

dann in Kalifornien insbeson<strong>der</strong>e durch die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit bilden<strong>der</strong> Kunst angeregt. Zu nennen sind<br />

vor allem <strong>der</strong> Einfluss von Dada, dem Blauer Reiter, Oskar Fischinger, dem Bauhaus mit Josef <strong>und</strong> Anni Albers<br />

sowie László Moholy-Nagy. Die zunächst in Paris, dann Den Haag <strong>und</strong> schließlich in New York erscheinende<br />

Zeitschrift Transition von Eugene Jolas vereinte nicht nur alle <strong>Künste</strong> einschließlich Musik, Architektur <strong>und</strong><br />

Film, son<strong>der</strong>n schuf auch ein umfassendes Panorama <strong>der</strong> europäischen Avantgarde, das in den 1930er Jahren<br />

seinesgleichen suchte. <strong>Cage</strong> konnte dort erste Abschnitte aus Finnegans Wake von James Joyce lesen, das<br />

<strong>„John</strong> <strong>Cage</strong> <strong>und</strong> ...“<br />

<strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> // Pressedossier // Seite 7

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