02.10.2012 Aufrufe

„John Cage und …“ Bildender Künstler ... - Akademie der Künste

„John Cage und …“ Bildender Künstler ... - Akademie der Künste

„John Cage und …“ Bildender Künstler ... - Akademie der Künste

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

als work in progress seit 1927 in Transition publiziert wurde. Neben Joyce finden sich Texte von Kurt<br />

Schwitters (Ursonate), Hugo Ball <strong>und</strong> Hans Arp, <strong>der</strong> ebenso wie László Moholy-Nagy mit Bildbeispielen<br />

vertreten ist. Auch Partituren von Henry Cowell <strong>und</strong> Fotografien von Karl Blossfeld sind versammelt. Den Titel<br />

<strong>der</strong> Nummer 26 von 1937 gestaltete Marcel Duchamp. Dort konnte <strong>Cage</strong> auch lesen, dass Arp mit dem<br />

„banalsten Stoff- <strong>und</strong> Sprachmaterial des Alltags“ arbeite, Schwitters aus einem „Nichts von Stoff einen<br />

geistigen Prozess“ kreiere <strong>und</strong> Dada „one of the greatest movements in mo<strong>der</strong>n times“ sei. Und so waren denn<br />

auch Dada, Bauhaus <strong>und</strong> Surrealismus mit wichtigen Beispielen vertreten. Die Wirkung dieser Zeitschrift auf<br />

den jungen <strong>Cage</strong> kann gar nicht überschätzt werden. Auch die Textvorlage von Gertrude Stein für seine<br />

Komposition Three Songs (1933) fand <strong>Cage</strong> in Transition.<br />

Jawlenskys Meditation <strong>und</strong> Ausstellungen <strong>der</strong> „Blauen Vier“<br />

John <strong>Cage</strong> <strong>und</strong> die Gruppe „Die Blaue Vier“ ist ein weiterer wichtiger Aspekt, denn nur wenigen Spezialisten ist<br />

bekannt, dass <strong>Cage</strong> 1935 als 22-Jähriger so sehr vom malerischen Werk Alexej Jawlenskys begeistert war<br />

(„Sie sind mein Lehrer“, JC), dass er das kleine Ölgemälde Meditation (1934) erwarb <strong>und</strong> mühsam den<br />

Kaufpreis von 25 US-Dollar abstotterte – als Leihgabe aus Privatbesitz ist dieses Bild in <strong>der</strong> Ausstellung. 1939<br />

organisierte <strong>Cage</strong> in <strong>der</strong> Cornish School in Seattle sogar kleine Ausstellungen mit Arbeiten von Paul Klee,<br />

Wassily Kandinsky <strong>und</strong> Alexej Jawlensky. Pauline Schindler, Ehefrau des Wiener Architekten Rudolph<br />

Schindler, war für <strong>Cage</strong> eine wichtige Informationsquelle. Von herausragen<strong>der</strong> Bedeutung war jedoch die<br />

deutsche Kunstvermittlerin Galka Scheyer, die sich in Kalifornien seit <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> 1920er Jahre<br />

bemühte, die Werke von Feininger, Jawlensky, Klee <strong>und</strong> Kandinsky zu vermitteln – <strong>Cage</strong> war begeistert!<br />

Darüber hinaus lernte er in dieser Zeit Louise <strong>und</strong> Walter Arensberg kennen, <strong>der</strong>en Haus <strong>und</strong> Sammlung allen<br />

Kunstinteressierten offenstand. Hier traf <strong>Cage</strong> auf Werke <strong>der</strong> Kubisten (Gleichzeitigkeit), André Massons<br />

(automatisches Schreiben), <strong>der</strong> Surrealisten (Vielschichtigkeit <strong>der</strong> Realitäten) <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e auf Arbeiten<br />

von Duchamp (Alltagsobjekte als Kunst, Zufall als Gestaltungsprinzip, Offenheit <strong>der</strong> Genres). Einige<br />

Gr<strong>und</strong>züge <strong>der</strong> Kunst <strong>der</strong> klassischen Mo<strong>der</strong>ne Mitteleuropas sind mit diesen Stichworten bereits angedeutet,<br />

die das Denken von John <strong>Cage</strong> am Beginn seiner künstlerischen Laufbahn bestimmt haben. Dass Musik,<br />

Bildkunst, Theater <strong>und</strong> Literatur eng zusammenhängen, dass künstlerisches Denken sich nur dann entwickelt,<br />

wenn sich grenzüberschreitende neue Formen mit zeitgemäßen Inhalten verbinden, ist eine <strong>der</strong> essenziellen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen von Dada, Bauhaus <strong>und</strong> De Stijl. <strong>Cage</strong> begegnet dem Bauhaus-Meister Moholy-Nagy zunächst<br />

am Mills College in Oakland, bevor er 1941 von ihm als Lehrer an die „New Bauhaus“ genannte School of<br />

Design in Chicago berufen wird. Bisher wird <strong>der</strong> Einfluss von Josef <strong>und</strong> Anni Albers, die er bei seinen<br />

Aufenthalten im Black Mountain College seit 1948 kennenlernte, marginalisiert, doch die Ideen <strong>der</strong><br />

„Gleichwertigkeit“ von Werken, die direkte Einbeziehung <strong>und</strong> Erfahrung neuer Materialien <strong>und</strong> <strong>der</strong> realen Natur<br />

sind Elemente <strong>der</strong> Lehre dieser beiden 1933 emigrierten Bauhaus-Meister. Die Zusammenhänge mit Galka<br />

Scheyer <strong>und</strong> <strong>der</strong> „Blauen Vier“ beschreibt Maria Müller-Schareck in ihrem Beitrag zum Begleitbuch; über die<br />

Verbindung zwischen <strong>Cage</strong> <strong>und</strong> Moholy-Nagy sowie Josef <strong>und</strong> Anni Albers schreiben Jeffrey Saletnik <strong>und</strong> Wulf<br />

Herzogenrath. Angela Lammert widmet sich dem Verhältnis von <strong>Cage</strong> zur Klassischen Mo<strong>der</strong>ne im Hinblick<br />

auf sein Verhältnis zur Notation.<br />

1939 in Seattle befre<strong>und</strong>ete sich <strong>Cage</strong> nicht nur mit Merce Cunningham, son<strong>der</strong>n auch mit Mark Tobey <strong>und</strong><br />

Morris Graves, zwei Malern die ihn nachhaltig beeindruckten. Im Gegensatz zu den kleinformatigen, intimen<br />

Bil<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Zeichnungen von Tobey ist jedoch das Werk von Graves in Europa befremdlicherweise fast<br />

unbekannt. Auch <strong>der</strong> Einfluss bei<strong>der</strong> auf das Werk von <strong>Cage</strong> wird noch immer unterschätzt. Dagegen ist <strong>Cage</strong>s<br />

Bedeutung für die Kunst <strong>der</strong> 1950er/60er Jahre in vielen Publikationen ausführlich vorgestellt worden, zuletzt<br />

kenntnisreich im Ausstellungskatalog The Anarchy of Silence. John <strong>Cage</strong> and Experimental Art (2009/10) in<br />

Barcelona. In einem ausführlichen Text weist Julia Robinson auf Robert Rauschenberg, George Brecht,<br />

Ellsworth Kelly aber auch Nam June Paik <strong>und</strong> viele an<strong>der</strong>e hin <strong>und</strong> beschreibt den Einfluss, den <strong>Cage</strong> auf die<br />

<strong>„John</strong> <strong>Cage</strong> <strong>und</strong> ...“<br />

<strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> // Pressedossier // Seite 8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!