Zementa aus Prohlis auf dem Lehmberg - Sächsisches Umschulungs
Zementa aus Prohlis auf dem Lehmberg - Sächsisches Umschulungs
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Vom Gewinn des Gemeinnützigen<br />
Sollte man zufällig in den Genuss kommen<br />
die Dresdner Industriestraße offenen Auges<br />
hinunter zu spazieren, so wird einem neben<br />
hiesigen Krankenh<strong>aus</strong>, Pflegeeinrichtung<br />
und Kita unweigerlich ein weiterer Bau sozialen<br />
Charakters <strong>auf</strong>fallen. Denn hinter der<br />
H<strong>aus</strong>nummer 17 befindet sich der Sitz des<br />
Fachbereichs „Gemeinnütziger Technikservice“<br />
des SUFW Dresden e. V.<br />
Wie viel Geschäftigkeit und Engagement<br />
sich hinter den Werkstatt- und Bürowänden<br />
vollzieht, erahnt der Passant angesichts des<br />
üppig bepflanzten Vorgartens kaum. Seit<br />
1993 betreuen hier 15 Mitarbeiter, darunter<br />
fünf Sozialpädagogen, etwa 120 Menschen<br />
unterschiedlichsten Alters und Vorlebens.<br />
„Unsere Teilnehmer sind häufig durch alle<br />
soziale Netze gefallen und bringen in den<br />
seltensten Fällen einen Schulabschluss<br />
mit“, konstatiert der Fachbereichsleiter<br />
Michael Rönsch. Es sei kein einfaches<br />
Unterfangen, Leute mit solch schwieriger<br />
Vergangenheit, die mitunter von Alkoholmissbrauch<br />
oder Gefängnis<strong>auf</strong>enthalt geprägt<br />
ist, zu unterstützen, fügt er ergänzend<br />
hinzu. Da diese Personen <strong>auf</strong>grund „multipler<br />
Vermittlungshemmnisse“ nicht <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
Arbeitsmarkt zu vermitteln sind, arbeitet die<br />
Bundesagentur für Arbeit seit Jahren mit<br />
<strong>dem</strong> SUFW respektive <strong>dem</strong> FB Gemeinnütziger<br />
Technikservice zusammen. „Es geht<br />
darum, die gescheiterten Jugendlichen wie<br />
Langzeitarbeitslose wieder an einen täglichen<br />
Rhythmus zu führen und gleichzeitig<br />
deren berufliche Fähigkeiten zu erweitern“,<br />
erläutert die Fallmanagerin Karin König. Um<br />
den Betreuten diese Stabilität im Leben so-<br />
wie neue Beschäftigungsanreize zu geben,<br />
werden sie in vier Maßnahmen am Standort<br />
protegiert. „Seit etwa zweieinhalb Jahren<br />
erfolgen alle Maßnahmen unter sozialpädagogischer<br />
Betreuung“, erklärt König, „und<br />
sind nicht zuletzt deshalb individuell <strong>auf</strong><br />
den Jugendlichen abgestimmt.“<br />
Eine dieser sechs- bis zwölfmonatigen<br />
Maßnahmen ist die „Beschäftigungswerkstatt“.<br />
Im Auftrag des Schulverwaltungsamts<br />
setzen dort ca. 30 Mitarbeiter Schulgeräte<br />
aller Couleur instand. Tafeln, Schulbänke<br />
und ähnliches kommen nach der Reparatur<br />
zurück in die Unterrichtsräume und somit<br />
den Schulkindern zugute. Der Öffentlichkeit<br />
ebenfalls dienlich sind die von 40 Teilnehmerinnen<br />
in der „Frauenwerkstatt“ erbrachten<br />
Arbeiten. So werden unter anderem für<br />
das Militärhistorische Museum der Bundeswehr<br />
antiquarische Polstermöbel gesäubert<br />
und konserviert.<br />
In der Maßnahme „Historische Landtechnik“<br />
reicht die Bandbreite der Aufarbeitungen<br />
vom Pflug bis zur Pferdekutsche. Als Auftraggeber<br />
fungieren hier vorrangig Vereine,<br />
wie etwa „Freunde historischer Landtechnik<br />
Dresden e. V.“, „Mügelner Heimatverein<br />
Mogelin‘“ oder der „Heimatverein Luppa<br />
e. V.“. Michael Rönsch und seine Fachleiter<br />
erstellen je nach Vorgabe der Vereine ein<br />
Konzept, für das die Agentur für Arbeit dann<br />
die Fördermittel und Mitarbeiter bewilligt.<br />
Besonders hervorzuheben ist die Maßnahme<br />
„Gestaltungszentrum Historische Technik“,<br />
in der sich <strong>aus</strong>schließlich Teilnehmer<br />
unter 25 Jahren befinden. „Die Jugendlichen<br />
bekommen hier ein Paket <strong>aus</strong> Bildung<br />
5<br />
und Beschäftigung geliefert“, so Rönsch.<br />
Das erworbene Theoriewissen, welches<br />
vornehmlich Grundlagen der Metalltechnik<br />
einschließt, kann von ihnen auch zeitnah<br />
in der Werkstatt angewendet werden. Ihre<br />
erworbenen Montage- und Schweißfähigkeiten<br />
unter Beweis stellen können die Teilnehmer<br />
derzeit an einer Diesellokomotive.<br />
Das prestigeträchtige Stück wird für den<br />
Förderverein „Wilder Robert“ e. V. wieder<br />
hergerichtet, bestätigt Vereinsmitglied Lutz<br />
Haschke. Der Verein engagiert sich für den<br />
Erhalt der Döllnitzbahn GmbH, einer kleinen<br />
Schmalspurbahn, die zwischen Oschatz,<br />
Mügeln und Kemmlitz verkehrt.<br />
Der Gewinn der Einrichtung „Gemeinnütziger<br />
Technikservice“ mag in finanzieller<br />
Hinsicht nicht profitabel erscheinen. Er ist<br />
jedoch durch<strong>aus</strong> augenscheinlich: „Der<br />
größte Erfolg für uns ist, wenn die Jugendlichen<br />
aktiv und kreativ in den Werkstätten<br />
werden“, sagt Karin König. Sie bescheinigt<br />
des Weiteren, dass man „einen hohen qualitativen<br />
Stand erreicht hat und nach jeder<br />
Maßnahme immer Abgänge in den Arbeitsund<br />
Ausbildungsmarkt verbuchen kann.“<br />
Und auch für Michael Rönsch und seine<br />
Mitarbeiter sind die Arbeitsergebnisse, an<br />
denen sich die Öffentlichkeit erfreuen kann,<br />
eher zweitrangig: „Das wichtigste für uns<br />
ist, dass wir den Jugendlichen wieder fit<br />
für eine geregelte Arbeit bekommen.“ Das<br />
SUFW und seine Fachbereiche werden an<br />
dieser Zielsetzung auch zukünftig mit Geduld<br />
und Schaffenskraft arbeiten.<br />
Bernhard Schulz - Joberprobung