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KURZNACHRICHTEN · KURZNACHRICHTEN · KURZNACHRICHT

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NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />

Vergabepraxis<br />

«Malaise in der Vergabepraxis»<br />

– Ingenieure schlagen Alarm<br />

von Patrick Aeschlimann<br />

Seit 15 Jahren werden Planerleistungen öffentlich ausgeschrieben und die Ingenieurbüros müssen sich auf<br />

dem freien Markt behaupten. Nun beklagen sie sich über enormen Preisdruck, sinkende Löhne, Gefährdung<br />

der Treuhandfunktion und Nachwuchsprobleme. Eine Studie enthüllte: Der Wettbewerb führt gar zu volkswirtschaftlichen<br />

Mehrkosten.<br />

Wenn ein Berufsverband wie die Schweizerische<br />

Vereinigung beratender Ingenieur<br />

unternehmungen (USIC) ihre Mitglieder<br />

und Auftraggeber der öffentlichen<br />

Hand zu einer Podiumsdiskussion mit<br />

dem Titel «Malaise in der Vergabepraxis:<br />

Wachsender Preisdruck gefährdet Treuhandfunktion»<br />

einlädt, dann ist Feuer im<br />

Dach. Tatsächlich ist die Planerbranche<br />

unzufrieden mit der Situation auf dem<br />

Markt. Seit 1995 aufgrund eines GATT-<br />

Übereinkommens das Bundesgesetz über<br />

das öffentliche Beschaffungswesen (BoeB)<br />

implementiert wurde, müssen alle grösseren<br />

Aufträge der öffentlichen Hand<br />

auch öffentlich ausgeschrieben werden.<br />

Was dem effi zienten Umgang mit Steuergeldern<br />

und der Eindämmung der Korruption<br />

dienen sollte, hat sich nach Ansicht<br />

der Ingenieure in eine gefährliche Richtung<br />

entwickelt: Sie kämpfen mit stei-<br />

10 SKR 1/11<br />

gender Arbeitsbelastung, sinkenden Löhnen<br />

und Dumpingangeboten aus den eigenen<br />

Reihen. Der Beruf verliert an Attraktivität<br />

und lockt immer weniger junges<br />

Fachpersonal an.<br />

Probleme vor allem<br />

in den Gemeinden<br />

Konkret bemängelte die USIC an der Podiumsdiskussion<br />

am 10. November letzten<br />

Jahres in Bern die zu hohe Gewichtung<br />

des Preises anstelle der Qualität in vielen<br />

Vergabeverfahren. Vor allem bei grösseren<br />

Projekten sei es unmöglich, die genauen<br />

Kosten schon in der Planungsphase<br />

zu bestimmen. In der Folge fi ndet sich immer<br />

ein Planungsbüro, welches den Auftrag<br />

aus verschiedenen Gründen unbedingt<br />

möchte und darum die Konkurrenten<br />

mit einem Dumpingangebot aus-<br />

© Peter Kirchhof | PIXELIO<br />

bootet. Als Konsequenz daraus müssen<br />

immer mehr unbezahlte Überstunden geleistet<br />

werden und die Gefahr steigt, dass<br />

die Arbeit nicht optimal gemacht wird.<br />

Die Versicherung der Branche sieht sich<br />

vermehrt mit Schadensfällen konfrontiert.<br />

Da eine saubere Planung die Kosten<br />

des Gesamtprojekts senkt, kann eine suboptimale<br />

Planung teuer werden: «Wenn<br />

das Geld nicht reicht, wird auf Minimalismus<br />

gesetzt. Das ist für die ökonomische<br />

Einsetzung der öffentlichen Mittel<br />

keine gute Sache», sagt Heinz Marti, Vizepräsident<br />

der USIC. Er fordert, dass die<br />

Aufraggeber eine höhere Sensibilität gegenüber<br />

Tiefpreisangeboten entwickeln<br />

und Offerten, die nicht einmal die Lohnkosten<br />

decken können, nicht mehr berücksichtigen.<br />

Ein weiteres Problem für<br />

die Planer sind unklare Ausschreibungen:<br />

Besonders kleinere Gemeinden, für welche<br />

die Vergabe von grösseren Bauprojekten<br />

nicht alltäglich ist, sind mit einer<br />

komplexen Ausschreibung schnell überfordert.<br />

Die Folge sind unvergleichbare<br />

Offerten die sich im Preis schnell um das<br />

Doppelte unterscheiden können und wenig<br />

über die tatsächlich entstehenden<br />

Kosten aussagen.<br />

Unterstützung erhalten die Ingenieure<br />

vom Forschungsinstitut für empirische<br />

Ökonomie und Wirtschaftspolitik der HSG.<br />

Im Jahr 2006 kam die Studie «Volkswirtschaftliche<br />

Kosten bei öffentlichen Ausschreibungen<br />

von Planeraufträgen» von<br />

Franz Jaeger, dem damaligen Leiter des<br />

Instituts, zum Schluss, dass öffentliche<br />

Vergaben unter einem Schwellenwert von<br />

600’000 Franken volkswirtschaftliche Kosten<br />

verursachen, welche den Nutzen überschreiten.<br />

Es entstehe ein sogenannter<br />

«redundanter Wettbewerb». Gegenwärtig<br />

liegen diese Schwellenwerte, je nach Auf-

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