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Tinnitustherapierecherche - Deutsche Tinnitus Liga eV

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<strong><strong>Tinnitus</strong>therapierecherche</strong><br />

Bis in die jüngste Vergangenheit war dieses Modell in allen einschlägigen Fachbüchern zu finden.<br />

Diese Hypothese hat sich inzwischen als fragwürdig bzw. als weitgehend falsch herausgestellt.<br />

Damit erklären sich auch die Erfolglosigkeit und das Dilemma bei der konservativen Behandlung<br />

von <strong>Tinnitus</strong> (Jäger, Kröner-Herwig).<br />

Goebel, Büttner (2004) schreiben zu diesem Thema: Bei 25-40 % der Fälle bleibt die Ursache<br />

unklar, man nennt das dann den so genannten ideopathischen <strong>Tinnitus</strong>.<br />

Bei vielen <strong>Tinnitus</strong>patienten lassen sich keine Funktionsstörungen des Innenohrs nachweisen.<br />

Die bisherigen Modellvorstellungen der peripheren (Innenohr) und primär zentralen Ursachen<br />

des <strong>Tinnitus</strong> gingen davon aus, dass über die pathologische Hörnervenaktivität bzw. eine veränderte<br />

Spontanaktivität der Hörvorgang gestört wird und dadurch der <strong>Tinnitus</strong> als abnormes Muster<br />

auf der Hörrinde abgebildet wird.<br />

Die Kombination mehrerer Typen des <strong>Tinnitus</strong> ist grundsätzlich möglich, aber aufgrund neuerer<br />

Erkenntnisse erscheint eine Einteilung in somatogenen und psychogenen oder peripheren und<br />

zentralem <strong>Tinnitus</strong> problematisch.<br />

Und sinngemäß an anderer Stelle:<br />

Vergegenwärtigt man sich die neurophysiologische Differenziertheit des Hörorgans, sowie<br />

die äußerst komplexen neuronalen Schaltungen auf den verschiedenen Ebenen sowie die<br />

Funktionen der beidseits vorhandenen Kerne und Strukturen, so ist eine rein „periphere“<br />

Theorie (Ursache Innenohr, Durchblutungsstörung) heute kaum noch haltbar. Dies<br />

ist also ein „Freispruch“ für die Innenohrtheorie und eine klare Abkehr von der jahrelang<br />

vertretenen konventionellen <strong>Tinnitus</strong>erklärung.<br />

4.2 „Ohrgeräusche“ von F. J. Ganz 1986<br />

Bereits 1986 hat F.J. Ganz in seinem Klassiker „Ohrgeräusche“ folgenden Erklärungsansatz<br />

vertreten: Aufgrund meiner Recherchen gelange ich zu der Annahme, dass die physiologischen<br />

Ohrgeräusche ihre Entstehung „im Hörnerv oder zentral (also im Gehirn) haben (müssen) und<br />

nicht schwingungsbedingt (also aus dem Innenohr kommend) sind, sondern vielmehr als Folge<br />

und Ausdruck einer Daueraktivität, also eines Erregungszustands der Nerven- und Sinneszellen<br />

ohne äußeren Reiz (also ohne Störung im Innenohr) anzusehen sind“. F. J. Ganz hat dafür den<br />

anschaulichen Begriff „akustisches Nervenschwirren“ geprägt und war damit mit seiner Modellvorstellung<br />

bereits vor 20 Jahren auf der richtigen Spur!<br />

4.3 Das neurophysiologische Modell (Jastreboff)<br />

Am Anfang stand die Entwicklung eines bis dahin für schwer realisierbar gehalten Tiermodells<br />

zur <strong>Tinnitus</strong>forschung (Jastreboff et. al. 1988). Ausgehend von diesen Untersuchungen entwickelte<br />

wiederum vor allem Jastreboff das neurophysiologische <strong>Tinnitus</strong>modell. Es ist Jastreboffs<br />

unbestreitbarer Verdienst, hiermit ein Modell entwickelt zu haben, dass nicht nur neurophysiologische<br />

Entsprechungen für die von Hallam (1987) angenommenen psychischen Prozesse bietet,<br />

sondern mit dessen Hilfe einige bisher nicht entschlüsselte Erklärungen für die Entstehung von<br />

<strong>Tinnitus</strong> abgeleitet werden konnten. (Und es ergaben sich daraus neue Impulse für konkrete<br />

zukunftweisende Therapieansätze). Weiter führte er aus, dass ein Teil aller <strong>Tinnitus</strong>betroffenen<br />

schwer unter ihren Ohrgeräuschen leidet, ohne dass hierfür (im Vergleich mit den anderen) objektive<br />

Merkmale vorliegen. Er folgert daraus, dass das zentrale auditorische System bei der<br />

Verarbeitung eines dekompensierten <strong>Tinnitus</strong> nur eine sekundäre Rolle spielt.<br />

Dominant seien andere mit ihm verbundene Systeme wie das autonome Nervensystem und das<br />

limbische System. Weiterhin alle Zentren, die relevant sind in Bezug auf Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsfunktionen.<br />

Zwischen dem <strong>Tinnitus</strong>signal und den Reaktionen in den genannten<br />

Zentren liegen Verknüpfungen im Sinne konditionierter Reflexe vor. Dabei werden zwei Rückkopplungs-Schleifen<br />

unterschieden:<br />

Zwischen dem auditorischen System und der bewussten Wahrnehmung/Bewertung der <strong>Tinnitus</strong>verarbeitung<br />

und weiter: Die meist dominante Verbindung zwischen dem auditorischen System<br />

<strong><strong>Tinnitus</strong>therapierecherche</strong> Seite 8 von 39

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