Wer wenn nicht wir - Schulmaterial - Thimfilm

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Interessant ist WER WENN NICHT WIR auch, weil er lange Zeit offen hält, welchen Weg die Protagonisten/innen einschlagen werden. Daher steht nur das Jahrzehnt vor der Gründung der RAF im Mittelpunkt des Films – und damit die Jahre, in denen der Grundstein gelegt wird für die Entwicklung einiger zu Terroristen/innen. Zunächst aber fordern Vesper und Ensslin nur in ihrer privaten Lebensführung die bisherigen Regeln heraus, ziehen unverheiratet zusammen, obwohl dies verpönt ist, sehen ihre Beziehung nicht als starre, geschlossene Struktur. Dass nicht jedes Experiment glückt, merken die beiden unmittelbar – etwa wenn die offene Beziehung und Bernwards zahlreiche Seitensprünge von seiner Partnerin nicht mehr ertragen werden können. Der Protest gegen die anerkannten Lebensweisen zeigt sich so zunächst im Kleinen – und wird erst danach auf die Gesellschaft übertragen. Auch die Auseinandersetzung um die „richtige“ Methode zur Veränderung der Gesellschaft wird in WER WENN NICHT WIR nicht auf eine abstrakte Ebene verlagert, sondern findet sich vielmehr konkret in der persönlichen Beziehung wider. Vesper und Baader vertreten dabei höchst unterschiedliche Ansichten: Während Vesper die Möglichkeiten der Literatur hervorhebt und darüber das Bewusstsein verändern will, will Baader handeln – und zwar aggressiv und unmissverständlich. Obwohl Ensslin zwischen den beiden Männern steht, folgt sie nicht blind deren Meinungen. Ihre Rolle darf keineswegs als passive Mitläuferin interpretiert werden. Der Wille zum Handeln zeigt sich auch bei ihr schon früh (in der Beziehung mit Vesper). Die Begegnung mit Baader macht diese Option des gewaltsamen Widerstands hingegen plötzlich aktuell und umsetzbar. Andres Veiel begründet seine Interpretation der Rolle von Ensslin wie folgt: Ich glaube, sie war jemand, die die Dinge intellektuell durchdringen konnte, aber einen ungeheuren Selbstzweifel hatte, woher auch immer. Sie brauchte jemanden, der diesen Zweifel konterkariert durch Unbedingtheit. Dieses Amalgam aus Skrupellosigkeit und intellektueller Schärfe war das zündende Gemisch für die gemeinsame Radikalisierung von Gudrun und Andreas. Beides für sich allein hätte nicht gezündet. Vorher bei Bernward war es die Unbedingtheit des Verlagsprojektes. Gudrun hätte das intellektuelle und auch das organisatorische Potential gehabt, zu führen, aber im entscheidenden Moment spricht sie sich die Legitimation ab. Und an dieser Stelle braucht es den Mann, der die Dinge vorantreibt. Arbeitsblätter: Möglichkeiten des Protests > Deutsch, Sozialkunde, Ethik/Religion Andres Veiel Eine Drehbuchszene aus WER WENN NICHT WIR zeigt in einem knappen Dialog exemplarisch die unterschiedlichen Einstellungen von Bernward Vesper und Gudrun Ensslin. Anhand dieser Szene stellen die Schüler/innen diese Ansichten und die sich daraus ableitenden Handlungsoptionen dar, recherchieren, wie diese später tatsächlich von Vesper und Ensslin umgesetzt wurden, und beurteilen, welche Protestform in welchem Maße vertretbar ist. Mit dem Einfluss von Vesper und Baader auf Ensslin setzen sie sich in der folgenden Aufgabe auseinander: Zwei Zitate verdeutlichen die gegensätzlichen Ansätze der beiden Männer. Interessant ist dabei die Frage, inwieweit diese Dreieckskonstellation auch den Radikalisierungsprozess verstärkt haben könnte. In einem kurzen freien Text versuchen die Schüler/innen, die aktuelle Bedeutung von WER WENN NICHT WIR zu erarbeiten. In dieser Aufgabe geht es nicht mehr um die konkrete Vorgeschichte der RAF, sondern vielmehr um Auslöser für gesellschaftliche Veränderungen. Dabei kann zum Beispiel auf problematische Entwicklungen in der Gegenwart eingegangen werden, aber auch auf Proteste, in denen mehr demokratische Entscheidungen und Bürgerbeteiligung eingefordert werden. 14
Aufgabenblock 1: Umbruch und Aufbruch in den 1960er-Jahren Vor dem Kinobesuch: Die 1960er-Jahre In der folgenden Tabelle finden Sie ausgewählte (gesellschafts-)politisch relevante Ereignisse zwischen 1960 und 1970. Datum Ereignis seit 1960 Ostermärsche gegen die militärische Nutzung von Atomenergie 01.04.1961 Eichmann-Prozess beginnt in Jerusalem 20.06.1963 Kuba-Krise 20.12.1963 Auschwitz-Prozess in Frankfurt/Main beginnt (bis 19.08.1965) 15.03.1965 Offensive der USA gegen Nordvietnam 01.12.1966 Kurt Georg Kiesinger wird zum Bundeskanzler gewählt; Große Koalition 01.01.1967 Gründung der Kommune 1 02.06.1967 Schah-Besuch in Berlin 02.04.1968 Brandanschläge auf zwei Kaufhäuser in Frankfurt/Main 11.04.1968 Attentat auf Rudi Dutschke 30.05.1968 Bundestag beschließt Notstandsgesetze 14.05.1970 Baader-Befreiung Wählen Sie in Kleingruppen je ein Ereignis aus, das Sie interessiert. • Recherchieren Sie in Archivquellen und erstellen Sie eine Infotafel über das Ereignis. Gehen Sie dabei auf die Bedeutung und die Folgen des Ereignisses ein. • Recherchieren Sie dabei auch nach „Schlüsselbildern“ dieses Ereignisses – nach Bildern die die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit geprägt haben (und bis heute prägen). Ergänzen Sie damit – wenn möglich – Ihre Infotafel. Diskutieren Sie über die Bedeutung, die der Berichterstattung für das Ereignis wahrscheinlich zukam. • Stellen Sie Ihre Ergebnisse im Plenum vor. Stellen Sie im Anschluss Zusammenhänge zwischen den Ereignissen Ihrer Infotafeln her. Hinweis für die Recherche: Ausführliche Berichte finden Sie zum Beispiel in den kostenfreien Online-Archiven des Magazins Der Spiegel oder der Wochenzeitung Die Zeit, weitere Informationen und Bildmaterial zum Beispiel auf der Website des Deutschen Historischen Museums. 15
Seite 1: FILMPÄDAGOGISCHE BEGLEITMATERIALIE
Seite 4 und 5: Erbe und Aufbruch: Grundsteine für
Seite 6 und 7: Die Handlung 1961 lernen sich Bernw
Seite 8 und 9: Themen und Ausblick auf Arbeitsblä
Seite 10 und 11: Thema 2: Eine Generationengeschicht
Seite 12 und 13: Thema 3: Drei Biografien Drei Biogr
Seite 16 und 17: Nach dem Kinobesuch: Schlüsselmome
Seite 18 und 19: Aufgabenblock 2: Eine Generationeng
Seite 20 und 21: 1 2 3 20
Seite 22 und 23: Aufgabenblock 3: Drei Biografien Di
Seite 24 und 25: Aufgabe 2: Vesper, Ensslin und Baad
Seite 26 und 27: Figuren-Cluster Stellen Sie die Bez
Seite 28 und 29: Arbeitsblatt: Musik und Wirkung In
Seite 30: Eine Dreiecksbeziehung Beide Zitate

Wer wenn nicht wir - Schulmaterial - Thimfilm

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?