Auf Salzburg schauen heißt gemeinsam anpacken.« - Salzburger ...
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4 POLITIK 2.5.2013 / 15<br />
b.gappmair@salzburger-fenster.at FENSTERPUTZER<br />
POLITIK INTERN von Brigitte Gappmair<br />
Burgstaller-Graffiti einer SPÖ-Sympathisantin<br />
von SPÖ überklebt: „Hielten es für nicht passend“<br />
Das ist das Burgstaller-Plakat, das von einer Graffiti-<br />
Künstlerin live gemalt wurde – es war nicht lange zu sehen,<br />
es wurde mit einem Sujet der SPÖ-Wahlplakate überklebt.<br />
Nah-Wahlkampf ist ein aus Amerika<br />
übernommener Trend: Burgstaller von<br />
Tür zu Tür auf Hausbesuchen, Haslauer<br />
im Small-Talk mit Werktätigen am Arbeitsplatz,<br />
und: die örtlichen Parteiorganisationen,<br />
die ihre eigenen Ideen einbringen. Wie kreativ<br />
Wahlwerbung abseits der in den Parteizentralen<br />
entworfenen Plakatschlachten sein kann, haben<br />
die ÖVP-Ortsgruppen unter Beweis gestellt. Die<br />
ÖVP Muhr zum Beispiel mit einem Wetterhäuschen:<br />
auf der Schlechtwetterseite eine rote<br />
Gestalt, die im Wetterhäuschen verschwindet,<br />
auf der Schönwetterseite Haslauer, der auftaucht.<br />
<strong>Auf</strong> die Kreativität der<br />
Basis setzt auch die SPÖ.<br />
„Es sind ganz viele, die<br />
kommen und sagen, sie<br />
hätten eine Idee“, erläutert<br />
Hermann Wielandner,SPÖ-Bezirksgeschäftsführer<br />
im<br />
Flachgau. Die Kreati-<br />
vität einer Graffiti-<br />
Künstlerin, einer Sympathisantin<br />
der SPÖ, ist<br />
der Bezirksorganisation<br />
aber doch zu weit gegangen:<br />
Ein von der Künst-<br />
lerin gestaltetes Burgstaller-Plakat wurde,<br />
„nach Rücksprache mit der Künstlerin“, mit einem<br />
Sujet der offiziellen SPÖ-Wahlplakatserien<br />
überklebt, wie Wielandner dazu erläutert. „Wir<br />
hielten es für unpassend“, so der Bezirksgeschäftsführer.<br />
Burgstaller-Plakat<br />
wurde live gemalt<br />
WIELANDNER (SPÖ):<br />
„In Absprache mit der<br />
Künstlerin überklebt.“<br />
Foto: SPÖ<br />
Die Künstlerin habe das Plakat live gemalt,<br />
schildert Wielandner, wie das von ihr gestaltete<br />
Burgstaller-Plakat zustande gekommen sei. Sie<br />
verstehe sich als Vertreterin der Young Urban Art,<br />
der Graffiti-Kunst, und sie habe sich beim Burgstaller-Plakat<br />
den SN-Karikaturisten Wizzany<br />
zum Vorbild genommen: Auch bei Graffiti müsse<br />
man überzeichnen.<br />
Als nicht unpassend befand die SPÖ hingegen<br />
die Rückseite des Burgstaller-Graffiti-Plakates:<br />
Mit dem in Graffiti-Manier gesprühten Slogan<br />
„Durchkreuze Haslauers Pläne“, in Anlehnung an<br />
ein SPÖ-Plakat. „Das ist einer Wahlauseinandersetzung<br />
durchaus angemessen“, so Wielandner.<br />
Die Künstlerin habe darum gebeten, ihren Namen<br />
nicht zu nennen, wie Wielandner dazu ergänzt,<br />
„weil sich, so der O-Ton der Künstlerin, die<br />
ÖVP an ihr rächen würde“.<br />
Kritik an Burgstaller-Graffiti:<br />
„Sexistisch“<br />
In der ÖVP sorgte das auf einem SPÖ-Plakat -<br />
standort in Eugendorf aufgestellte und wenig später<br />
auf einer Seite überklebte Plakat für Häme:<br />
„Da hat sich die SPÖ selbst ein faules Ei gelegt.“<br />
Aber nicht nur in der ÖVP erregte das Burgstaller-Graffiti<br />
die Gemüter: „Sexistisch“, gab es Kritik,<br />
„und das in der SPÖ“. Das Burgstaller-Graffiti<br />
wäre eigentlich ein Fall für die Watch-Group,<br />
die Sexismus in der Werbung anprangert und der<br />
auch die SPÖ-Landtagsabgeordnete Niki Solarz<br />
angehört, wurde von mehreren Seiten dazu<br />
geäußert.<br />
Die Rückseite des von der SPÖ-Sympathisantin gestalteten<br />
Plakates ist noch immer zu sehen: Im Gegensatz zum<br />
Burgstaller-Graffiti befand es die SPÖ nicht als unpassend.<br />
ÖVP empört über Kinospot<br />
der SPÖ<br />
Not amused ist die ÖVP<br />
über den Kino-Spot der<br />
SPÖ. „Die SPÖ setzt<br />
nur noch auf Negativ-<br />
Kampagnen und bricht<br />
das Fairnessabkommen“,<br />
wirft ÖVP-Landesdirektor<br />
Wolfgang Mayer<br />
der SPÖ vor. In dem Kino-<br />
Spot „Wofür schlägt Haslauers<br />
Herz – Hören Sie<br />
selbst“, seien „aus dem<br />
Zusammenhang gerissene<br />
Zitate“ verwendet wor-<br />
den, die O-Töne von Haslauer würden zudem gegen<br />
Urheberrechte des ORF verstoßen. „Ich hab<br />
beim ORF angerufen und gefragt, ob das mit Zustimmung<br />
des ORF erfolgt sei“, sagt Landesdirektor<br />
Mayer. In dem Spot ist Haslauer mit:<br />
„Wenn man wirklich will, kann man auch mich<br />
zum Landeshauptmann machen“, zu hören, und<br />
im Stakkato: „Ich will das ...“ Mayer hat eine Klage<br />
wegen Urheberrechtsverletzung angekündigt.<br />
Untergriffiger Wahlkampf im Netz<br />
Uwe Höfferer, Landesgeschäftsführer<br />
der<br />
SPÖ, kontert in einer Presseaussendung:<br />
„Gerade<br />
Mayer sollte nicht zimperlich<br />
sein und einen Blick<br />
auf die Postings auf Facebook<br />
von Peter Harlander<br />
und Gemeinderat Josef<br />
Weiser werfen.“ Die Postings<br />
könne man großteils<br />
nur als untergriffig bezeichnen.<br />
Im Netz würden<br />
zudem, anonym, diverse<br />
Schreiben kursieren, die Gabi Burgstaller auf<br />
höchst persönlicher Ebene angreifen. „Wo man sich<br />
denken kann, woher sie kommen“, so Höfferer.<br />
Islam-Religionslehrer<br />
als Wahlbeisitzer<br />
Wahlen wie die bevorstehende<br />
Landtagswahl<br />
sind ein enormer <strong>Auf</strong>wand:<br />
650 Wahlbehörden<br />
wird es geben, 4.000<br />
Wahlleiter, Beisitzer, Vertrauenspersonen<br />
und<br />
Wahlzeugen sind erforderlich.<br />
Die zu finden ist<br />
nicht einfach, von den<br />
Parteien wird versucht,<br />
unter den Parteimitgliedern<br />
möglichst viele dafür<br />
zu gewinnen.<br />
Einer, der am Wahlsonn-<br />
MAYER (ÖVP):<br />
Will wegen Urheberrechtsverletzung<br />
klagen.<br />
Foto: Neumayr<br />
HÖFFERER (SPÖ):<br />
„Gerade Mayer soll nicht<br />
zimperlich sein.“ Foto: SPÖ<br />
ISMAIL OZAN:<br />
Bei der fliegenden Wahlkommission<br />
im Einsatz.<br />
Foto: Privat<br />
tag im Einsatz ist, ist Ismail Ozan, islamischer<br />
Religionslehrer in <strong>Salzburg</strong> und islamischer Seelsorger<br />
in der Justizstrafanstalt <strong>Salzburg</strong>. Er ist<br />
Beisitzer in der fliegenden Wahlkommission, die<br />
in Spitälern und in Altersheimen unterwegs ist und<br />
zu Behinderten ins Haus kommt. Ozan: „Ich wurde<br />
von der SPÖ angeschrieben, ob ich bereit wäre,<br />
das zu übernehmen.“<br />
ÖVP<br />
Dipl.-Ing. Albert<br />
Hochleitner<br />
12.12.1945 -<br />
4.12.1947<br />
56,7%<br />
39,5%<br />
SPÖ<br />
1945<br />
ÖVP<br />
ÖVP<br />
Josef Rehrl<br />
22.12.1947 -<br />
1.12.1949<br />
3,8%<br />
KPÖ<br />
SF: Sind die kommenden Wahlen als<br />
historisch zu betrachten?<br />
Heinisch: Ja, nach der Wendewahl<br />
2004, als die ÖVP erstmals nicht mehr<br />
den Landeshauptmann gestellt hat,<br />
könnte es jetzt eine Denkzettelwahl<br />
werden. Umfragen deuten auf Verluste<br />
von bis zu zehn Prozent für die<br />
Großparteien und eine Stärkung der<br />
Opposition hin.<br />
SF: Kommt dann ein lebendigeres<br />
Parlament?<br />
Heinisch: Es wird sicher lebendiger.<br />
Ich warne aber davor, das überzubewerten.<br />
Von den Großen wird<br />
irgendjemand erster werden und damit<br />
die zentrale Rolle spielen und<br />
den Ton angeben. Eine Dreierkoalition<br />
ist möglich, wahrscheinlich aber<br />
eher mit Grün als mit Stronach.<br />
SF: Die Spitzenkandidaten der Parteien<br />
stehen im Wahlkampf im<br />
Vordergrund. Sind Landtagswahlen<br />
eigentlich nur mehr Landeshauptmannwahlen?<br />
Heinisch: Ja, die Personen stehen<br />
bei Wahlkämpfen im Vordergrund.<br />
Der Hauptgrund dafür ist, dass sich<br />
die Großparteien immer mehr ähneln.<br />
In dem Ausmaß, wie deren<br />
Profil abnimmt, muss man entweder<br />
mit Sachthemen oder mit Personen<br />
wahlkämpfen. Wenn ich keine bekannten<br />
Gesichter habe, mache ich<br />
es über Themen.<br />
FPÖ oder Grüne stellen daher oft<br />
Sachthemen wie Umweltfragen oder<br />
Migrationspolitik in den Vordergrund.<br />
Die Großparteien versuchen<br />
währenddessen ihre Personen beziehungsweise<br />
ihre Symphatieträger zu<br />
positionieren.<br />
1949 1954 1959<br />
33,6%<br />
SPÖ<br />
ÖVP<br />
Die Landeshauptleute u<br />
43,6%<br />
FPÖ<br />
ÖVP<br />
Dr. Josef<br />
Klaus<br />
1.12.1949 -<br />
10.4.1961<br />
18,5%<br />
3,4%<br />
KPÖ<br />
SPÖ<br />
45,9%<br />
38,2% 38,6%<br />
ÖVP<br />
13,2%<br />
FPÖ<br />
SPÖ<br />
43,3%<br />
BIS 2004 HAT IN SALZBURG DIE ÖVP IMMER DEN LANDESHAUPTMANN GEST<br />
die KPÖ unmittelbar nach Kriegsende für eine Legislaturperiode in den Landtag schaffte, her<br />
weitere Partei an – die Grünen schafften den Sprung in den Landtag aber erst 1989. Das LIF,<br />
SPÖ jagte der ÖVP den Landeshauptmannsessel ab. Die FPÖ stürzte ab, die Grünen legten zu<br />
winnen, oder hat Gabi Burgstaller noch einmal die Nase vorne?<br />
Im SF-Interview<br />
Politologe Reinhard Heinisch:<br />
„Eine Großpartei wird<br />
weiter den Ton angeben“<br />
Politikwissenschaftler<br />
Reinhard Heinisch:<br />
Politik wird lebendiger,<br />
aber nur langsam<br />
ÖVP<br />
Dipl.-Ing. DDr.<br />
Hans Lechner<br />
17.4.1961 -<br />
20.4.1977<br />
16,1%<br />
FPÖ<br />
ÖVP<br />
SF: Wie kann man unsere politische<br />
Zeit einordnen? Nach dem Krieg<br />
sprach man ja von Konkordanz -<br />
demokratie, also vom großen Miteinander?<br />
Heinisch: Wir gehen in Richtung<br />
Postparteien-Demokratie. Das ist<br />
zwar formal noch eine Parteien -<br />
Demokratie, aber das Gebälk des traditionellen<br />
Politik-Systems ächzt<br />
und knarrt an allen Ecken. Die Entwicklung<br />
geht in die Richtung Persönlichkeitswahlrecht,<br />
einer klaren<br />
Zuordnung von Kompetenzen und<br />
mehr Bürgerbeteiligung.<br />
SF: Wie sieht der Politiker der Zukunft<br />
aus?<br />
SPÖ<br />
REINHARD HEINISCH, Professor für Österreichische<br />
Politik: „Die Ideologie wird abgelöst<br />
von Personen-Marken.“ Foto: Privat<br />
Heinisch: Ideologien werden von<br />
Personen abgelöst. Diese stehen für<br />
bestimmte Werte wie zum Beispiel<br />
‘für mehr Österreich’, ‘für mehr Vertrauen’<br />
oder soziale Anliegen. Gabi<br />
Burgstaller ist so eine Vertreterin einer<br />
postideologischen Politik. Sie<br />
wurde nicht gewählt, weil sie eine<br />
klassische Sozialdemokratin ist, sondern<br />
weil sie eine Frau ist, die modern<br />
und sozial wirkt.<br />
4<br />
40,9%