Orthopädie und Unfallchirurgie - Deutsche Gesellschaft für ...
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Aus unserem Fach<br />
P RO M OT I O N<br />
Dr. med.: eine Titelgeschichte<br />
Der Doktortitel – akademisch eine Würde<br />
–, der in der <strong>Gesellschaft</strong> mit den Werten<br />
Bildung, Gelehrsamkeit, Fleiß <strong>und</strong> Seriosität<br />
verb<strong>und</strong>en war, hat nicht zuletzt<br />
durch die bekannt gewordenen Plagiatsaffären<br />
von Politikern schweren Schaden<br />
genommen. Das Misstrauen gegenüber<br />
Titeln ist in der Öffentlichkeit groß. Die<br />
Ursachen hier<strong>für</strong> sind multifaktoriell:<br />
Aufdeckung von Promotionsplagiaten,<br />
die Vielzahl neuer Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiengängen<br />
an Fachhochschulen, die<br />
mit neuen <strong>und</strong> unbekannten Titeln einhergehen<br />
(MBA, MSc, MaHE u. a.), die Zunahme<br />
der Vergabe von Professorentiteln<br />
auf Honorarbasis, nicht zuletzt auch die<br />
Herabwürdigung medizinischer Promotionsqualität<br />
durch den Wissenschaftsrat.<br />
Dieser wiederholt in seinem aktuellen<br />
Positionspapier 2011 (1) sein Statement<br />
von 2004: „Das wissenschaftliche Niveau<br />
der studienbegleitenden Doktorarbeiten<br />
entspricht aus seiner Sicht in der weit<br />
überwiegenden Zahl der Fälle nicht den<br />
Standards der Doktorarbeiten anderer<br />
naturwissenschaftlicher Fächer. Weil daneben<br />
auch anspruchsvolle forschungsorientierte<br />
Dissertationen entstehen, ist<br />
zudem kein einheitliches Anforderungsniveau<br />
innerhalb des Faches gegeben. (…)<br />
Der Wissenschaftsrat wiederholt daher<br />
Bild: raven/Fotolia<br />
Sinkende Promotionsbereitschaft: Immer weniger Mediziner promovieren. Um wieder mehr Studierende zum Schreiben einer Doktorarbeit zu bewegen,<br />
schlägt der Gr<strong>und</strong>satzausschuss der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong> vor, einen Promotionspreis zu stiften.<br />
Gern wird, wenn es um das Thema Promotion geht, Prof. Dr. Ulrike Beisiegel, ehemalige Vorsitzende der<br />
Wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrates, seit 1. Januar 2011 Präsidentin der Georg-August-<br />
Universität Göttingen, zitiert: „Die Promotion in der Medizin ist das, was in anderen Fächern eine Master-<br />
oder Diplomarbeit ist – nicht mehr“.<br />
seine Empfehlung, den Doktorgrad in der<br />
Medizin nur <strong>für</strong> solche Dissertationen zu<br />
verleihen, die einen substanziellen Beitrag<br />
zum wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt<br />
leisten <strong>und</strong> deren Ergebnisse<br />
in einer international anerkannten Zeitschrift<br />
publiziert werden. Zur Frage eines<br />
berufsbefähigenden Titels <strong>und</strong> zur Qualität<br />
medizinischer Promotionen behält<br />
der Wissenschaftsrat sich vor, zu einem<br />
späteren Zeitpunkt entsprechende Vorschläge<br />
zu unterbreiten“.<br />
Es bedarf einer sachlichen <strong>und</strong> begründeten<br />
Diskussion, weshalb der Gr<strong>und</strong>satzausschuss<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Gesell-<br />
<strong>Orthopädie</strong> <strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong> Mitteilungen <strong>und</strong> Nachrichten | Februar 2012