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Fachgesellschaften dürfen endlich mitreden - Deutsche Gesellschaft ...

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Editorial<strong>Fachgesellschaften</strong> <strong>dürfen</strong> <strong>endlich</strong><strong>mitreden</strong>Die Medizin wird immer komplizierter.Das rein fachbezogene Wissen soll sichalle fünf Jahre verdoppeln. Da sind dieökonomischen Aspekte der Nutzenbewertungnoch gar nicht eingerechnet.Wie also können Politiker bei dieserKomplexität über unser Gesundheitssystemauf höchster Ebene entscheiden?Bisher haben sich politische Entscheidungsgremienüberwiegend an die Aussagenvon Experten, an evidenzbasierteLiteratur, an Leitlinien und an die Ergebnissevon Symposien gehalten. Dasscheint nicht mehr zu reichen. Das SozialgesetzbuchV gibt nun vor, dass medizinische<strong>Fachgesellschaften</strong> an Entscheidungsverfahrenim GesundheitssystemAQUA-Berichtebeteiligt werden. Dies trifft vor allem fürStellungnahmeverfahren zu, die vom GemeinsamenBundesausschuss (GBA) oderdem Bundesministerium für Gesundheitan Institutionen wie das AQUA-Institutfür angewandte Qualitätsförderung undForschung im Gesundheitswesen, das Institutfür Qualität und Wirtschaftlichkeitim Gesundheitswesen (IQWiG) oder dasRobert-Koch-Institut (RKI) ergehen. Soheißt es in den einschlägigen Paragrafen,dass „vor der Entscheidung über dieRichtlinien nach §§ 135, 137c und 137eSGB V den jeweils einschlägigen wissenschaftlichen<strong>Fachgesellschaften</strong> Gelegenheitzur Stellungnahme zu geben ist; …Die Stellungnahmen sind in die Entscheidungeinzubeziehen.“Prof. Dr. Fritz Uwe Niethard, Generalsekretär derDGOOC und Stellvertretender Generalsekretärder DGOUAuftrag zur Entwicklung einesQS-VerfahrensAWMF verteilt Anforderungen an die<strong>Fachgesellschaften</strong>Analyse der Versorgung/VorrechercheSystematische Recherche und Erstellungeines IndikatorenregistersAuswahl von Experten, Bildung einesPanelsMehrstufige, strukurierte Bewertungund Auswertung der Indikatoren durchdas PanelEntwicklung der Instrumente undDokumentationStellungnahmeverfahren mit denBeteiligten nach § 137a (3) BGB VAbgestimmtes QS-VerfahrenAbb. 1 Wesentliche Schritte bei der Entwicklung von QS-VerfahrenVorberichtAnforderungen für Stellungnahmen werdenbisher von der Arbeitsgemeinschaftwissenschaftlich-medizinischer <strong>Fachgesellschaften</strong>(AWMF) entgegengenommenund an die „einschlägigen“ <strong>Fachgesellschaften</strong>verteilt. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong>für Orthopädie und OrthopädischeChirurgie (DGOOC) und die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong>für Unfallchirurgie (DGU) sindMitglieder der AWMF, die sich insbesonderedurch die Erstellung von Leitlinienhervorgetan hat. Geht es um die Messungund Darstellung der sektorenübergreifendenVersorgungsqualität, wird in derRegel das AQUA-Institut beauftragt. Dahinterverbirgt sich bereits der politischeWille, bestimmte (häufige) Versorgungenunter Neugestaltung der Sektorenkostengünstiger zu gestalten. Unter denderzeit vom AQUA-Institut bearbeitetenneuen Verfahren zur Qualitätssicherungbefinden sich immerhin drei aus dem orthopädisch-unfallchirurgischenBereich,nämlich die Knieendoprothesenversorgung,die Hüftendoprothesenversorgungund die Arthroskopie am Kniegelenk beiGonarthrose.Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012233


EditorialDas IQWiG beschäftigt sich insbesonderemit Dossierbewertungen im Rahmendes Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes(AMNOG), mit sogenannten RapidReports und Gesundheitsinformationen.Auf dem Gebiet von O + U bewertetendie IQWiG-Prüfer bisher die HyperbareSauerstofftherapie bei der idiopathischenFemurkopfnekrose des Erwachsenen,die Dekompression bei Karpaltunnelsyndromund die Berechnung vonSchwellenwerten bei Mindestmengenfür die Knietotalendoprothese. Zuletzterstellten sie ein Merkblatt zum Themachronische Kreuzschmerzen, das sichmit der immensen Arbeit von immerhin26 <strong>Fachgesellschaften</strong> im Rahmen dernationalen Versorgungsleitlinie „UnspezifischerKreuzschmerz“ überschneidet.Interessanterweise beauftragte der GemeinsameBundesausschuss (GBA) dasIQWIG auch mit einer Stellungnahme zurArthroskopie des Kniegelenkes bei Gonarthrose.Stellungnahmeverfahren mit LeitlinienerstellungvergleichbarEs ist äußerst erfreulich, dass die Kompetenzder <strong>Fachgesellschaften</strong> nun auch indie Entscheidungsprozesse eingebrachtwerden soll. Die dafür auf den Weg gebrachtenVerfahrensschritte für AQUA( Abb. 1) als auch für IQWiG ( Abb. 2)sind aufwändig und zum Teil auch zuhinterfragen. So wählt das AQUA-Institutseine Experten selbst aus, die <strong>Fachgesellschaften</strong>haben auf die Bereitstellung vonKompetenz keinen Einfluss. Die Stellungnahmeverfahrenselbst sind durchausmit denjenigen bei der Erstellung vonLeitlinien zu vergleichen.Ein wesentlicher Unterschied bestehtallerdings darin, dass die Erstellung vonLeitlinien in der Regel Monate, wennnicht sogar Jahre in Anspruch nimmt.AQUA erwartet jedoch eine Stellungnahmeinnerhalb von acht, IQWiG sogar innerhalbvon vier Wochen. Diese Fristenwurden anlässlich einer Informations-IQWIG-BerichteAuftragserteilung durch G-Ba/BMGFormulierung der wissenschaftlichenFragestellung(en)Je nach Thema Festlegung derZielkriterien u.a. Definition patientenrelevanterEndpunkte unter Hinzuziehungeinzelner Paienten/PatientenvertreterBerichtsplan(vorläufige Version)Anhörung*Frist mindestens 4 WochenVorläufiger Berichtsplan- Auswahl relevanter Zielkriterien- Vergleichsinterventionen- Recherchestrategie- E/A-Kriterien für Studien...BerichtsplanGgf. Amendment zum BerichtsplanInformationsbeschaffung und wissenschaftlicheBewertungVorberichtAnhörungExternes ReviewFrist mindestens 4 WochenVorbericht- Rechercheergebnisse- Bewertung der Literatur(klinische/methodische Aspekte)...Zusammenführung und Bewertungder Stellungnahmen und des externenReviews; Aktualisierung derInformationenAbschlussbericht*Die Anhörung erfolgt mittels Einholung schriftlicher Stellungnahmen. Optional wird eine mündliche wissenschaftlicheErörterung zur Diskussion unklarer Aspekte in den schriftlichen Stellungnahmen durchgeführt.Abb. 2 Ablauf der Berichterstellung234Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Editorialveranstaltung der AWMF heftig diskutiert,zumal die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> fürOrthopädie und Unfallchirurgie (DGOU)damit unliebsame Erfahrungen sammelnmusste. Da nämlich AQUA und IQWiG zugleichmit einem Stellungnahmeverfahrenfür die Arthroskopie bei Gonarthrosebeauftragt waren, fiel es der DGOU leicht,die Stellungnahme ans IQWiG innerhalbvon wenigen Wochen zu übermitteln.Diese wurde dann allerdings abgelehnt,weil die sogenannten Interessenskonflikterklärungender beteiligten Gutachternicht im Original vorlagen (sie warenelektronisch übermittelt worden).Substrukturierung der Fachgesellschafthat sich bewährtDies spricht für ein gewisses Unverständnisfür die ehrenamtliche Tätigkeit derzahlreichen Mitglieder in einer Fachgesellschaft.Diese erarbeiten nämlich dieStellungnahme neben ihrer normalenBerufstätigkeit mit erheblichem zusätzlichenAufwand. Die DGOU ist daher frohund zugleich stolz, dass sie über die notwendigeQualifikation von Fachexpertenund deren Kompetenz in ihren Strukturenverfügt. Die scheinbare Aufgliederungder DGOU in verschiedene Sektionenund Arbeitsgemeinschaften wirdimmer wieder kritisch hinterfragt – dieseSubstrukturierung hat sich jedoch bereitsmehr als bewährt. Ohne die Mitarbeitder Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik(AE) bei den Stellungnahmeverfahrenzu Hüft- und Knieendoporthetik, ohnedie Mitarbeit der AGA – <strong>Gesellschaft</strong> fürArthroskopie und Gelenk chirurgie, desBerufsverbandes der Fachärzte für Orthopädieund Unfallchirurgie (BVOU)und des Berufsverbandes für Arthroskopie(BVASK) bei der Stellungnahme zurArthroskopie des Kniegelenkes hättenqualifizierte Stellungnahmen innerhalbder geforderten Fristen nicht eingehaltenwerden können. Der Dank gebührt allenBeteiligten, die namentlich nicht genanntwerden können, da das AQUA-Instituteine Vertraulichkeitsvereinbarung derFachexperten verlangt.Dass es kompetenter Substrukturen ineiner Fachgesellschaft bedarf, mag dasBeispiel einer radiologischen Fachgesellschaftverdeutlichen, die in den vergangenenzwei Jahren 21 Stellungnahmenzur Positronen-Emissions-Tomografie abgebenmusste. Es wird klar, dass dies dieArbeitsfähigkeit einer Fachgesellschaftauf anderen Sektoren völlig lähmen kann.Das Ungleichgewicht ist vorgegeben: Aufder einen Seite arbeiten die Mitgliederder <strong>Fachgesellschaften</strong> ehrenamtlich. Siesind gehalten, die Literatur zu sichtenund im Original mitzuliefern, eine Stellungnahmezu erarbeiten und diese abzustimmen.Auf der anderen Seite handeltes sich um hauptamtlich Beschäftigte, diedie geleisteten Vorarbeiten mit Vertrauenauf die Qualität und einer gewissenFreude entgegennehmen. Wenn dann imabschließenden Anhörungsverfahren dienotwendige Transparenz gewahrt bleibt,um die Stellungnahmen zu einem Erfolgzu führen, dann werden sich die <strong>Fachgesellschaften</strong>auch weiterhin einbringen.Dem Erfolg derartiger Stellungnahmennämlich fühlen sich die <strong>Fachgesellschaften</strong>verpflichtet: Das ist Qualität und Sicherheitfür den Patienten.Prof. Dr. Fritz Uwe NiethardGeneralsekretär DGOOC undStellvertretender Generalsekretär DGOU236Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


258Frühjahrskongress in Baden-Baden: Vom 28. April bis 1. Mai2012 fand in Baden-Baden die 60. Jahrestagungder Vereinigung Süddeutscher Orthopäden undUnfallchirurgen statt.312Schätze im Verborgenen: DieOrthopädische Universitätsklinik„Friedrichsheim“ in Frankfurt am Main beherbergtdas <strong>Deutsche</strong> Orthopädische Geschichts- undForschungsmuseum. Ein Besuch im erstenorganspezifischen Medizinmuseum Deutschlands.275Neue stationäre Heilverfahren:Die Heilverfahren der gesetzlichenUnfallversicherung werden zu Beginn des nächstenJahres umfangreich neu strukturiert. DieRehabilitation wird einen deutlich verbessertenStellenwert erhalten.Editorial<strong>Fachgesellschaften</strong> <strong>dürfen</strong> <strong>endlich</strong><strong>mitreden</strong> 233Impressum 240NachrichtenKurz und bündig 242Qualitätssicherung Hüftendoprothesen:AQUA veröffentlichtAbschluss bericht 242Deutsch-chinesisches Biotechnologie-Symposium242Stiftungsprofessur in München 243Gemeinsame Konferenz derO + U-Lehrstulinhaber gegründet 243Auf den Punkt gebracht: SpitzenverbandFachärzte Deutschlands e. V. 244PolitikDGOOC-STELLUNGNAHMEZu viele künstliche Gelenke? 246BVOU-INFOVER ANSTALTUNGDeutliche Botschaften 248ZUKUNF T DER MEDIZIN„Papa, ich möchte Ärztin werden!“ 249BVOU-STELLUNGNAHMEVielseitigkeit statt Einseitigkeit 251Aus unserem FachVSOU- JAHRESTAGUNGBaden-Badener Impressionen 252INTERVIEWEin Österreicher in Deutschland 254VSOU- JAHRESTAGUNGKlarheit ist nicht immer eindeutig 258INTERVIEWOrthopädische Rheumatologiegeht uns alle an 262DGOU-WEITERBILDUNGSKL AUSURUnser Fach ist beliebt und soll esauch bleiben 264HTA-BERICHTSturzprophylaxe bei älterenMenschen in ihrer persönlichenWohnumgebung 267DRG -EVALUATIONSPROJEK TWie wird die Revisionsendoprothetikim G-DRG-System gebildet? 274DGUVDie neuen stationären Heilverfahren 275BEFR AGUNGLebensqualität deutscher Chirurginnenund Chirurgen 280FERNSEHENDie neuen Knochen-Docs 286BDC-NACHWUCHSKONGRESSPimp your studies 288VLOU-FORUMKlinikstrukturen im Wandel 290VKO JAHRESTAGUNGKaiserwetter für dieKinderorthopädie 291LESERBRIEFWir brauchen Generalisten 294Qualität und SicherheitMETALL-METALL- GLEITPA ARUNGENAktuelle Konsensus-Empfehlungen 296Recht und WirtschaftTERMINMANAGEMENTSchluss mit überfülltenWartezimmern 300PATIENTENRECHTEGESETZMehr Transparenz für Patienten 303KOOPER ATIONSVERTRÄGE„Honorarärzte“ und andereDauerbrenner 306CHEFÄR ZTEFür dumm verkauft 308238Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


EditorialUnterwegsORTHOPÄDIE-MUSEUMSchätze im Verborgenen 312ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAF TFÜR ORTHOPÄDIENeuer Vorstand im Amt 315Fortbildungssymposium: Revisionen/Infektionen 315TR AVELLING FELLOWSHIP 2012 DERINITIATIVE ʼ93Zentren der Technischen Orthopädiein Nordamerika 316NamenPersonalia 320Für Sie gelesen 349Für unsere MitgliederService/Preise 352Kursangebote 354Kleinanzeigen 368BVOUGanz im Zeichen derWeiterbildungsordnung 3246. Laufsymposium in Karlsruhe:Sport über 40 326Neue Mitglieder 328Änderungen der Mandatsträgerin den BVOU-Bezirken 328Neue Kompetenznetze 328ADO-ZertfizierungskurseOrthopädische Rheumatologie 329DGOUProtokoll der Klausurtagung derAG 11 Implantatallergie 330DGOU-Zukunftsworkshop:Fehlkultur und Behandlungssicherheit332Neue Mitglieder 335Bericht der Sektion Rehabilitation –Physikalische Therapie 336DGOOCDGOOC-Kurs „Schulter“ 2012 33831. Fort- und Weiterbildungskursder Initiative ‛93 TechnischeOrthopädie 340Neue Mitglieder 341DGUKongressbericht zum4. Jahreskongress TraumaNetzwerkDGU 342Bericht vom KongressAlterstraumatologie 346Bericht über die 7. Jahrestagungder Sektion Handchirurgie 347Neue Mitglieder 348Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012239


ImpressumHerausgeberFür den Berufsverband der Fachärzte fürOrthopädie und Unfallchirurgie e. V.PräsidentHelmut MälzerFür die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> fürOrthopädie und Orthopädische Chirurgie e. V.GeneralsekretärProf. Dr. med. Fritz Uwe NiethardFür die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> fürUnfallchirurgie e. V.GeneralsekretärProf. Dr. med. Hartmut SiebertSchriftleitung DGOOCProf. Dr. med. Fritz Uwe Niethard (V.i.S.d.P.)Geschäftsstelle DGOOCLuisenstr. 58/5910117 BerlinTel.: (0 30) 84 71 21 31Fax: (0 30) 84 71 21 32E-Mail: funiethard@dgooc.deSchriftleitung BVOUProf. Dr. med. Karsten Dreinhöfer (V.i.S.d.P.)Abt. Orthopädie und UnfallchirurgieMedical Park Berlin HumboldtmühleAn der Mühle 2 – 913507 BerlinTel.: (0 30) 30 02 40 92 12Fax: (0 30) 30 02 40 92 19Schriftleitung DGUProf. Dr. med. Hartmut SiebertJoachim ArndtGeschäftsstelle der DGULuisenstr, 58/5910117 BerlinTel.: (0 30) 20 21 54 90Fax: (0 30) 20 21 54 91E-Mail: hsiebert@office-sha.deRedaktionJana Ehrhardt-JoswigTel.: (0 30) 84 71 21 31E-Mail: jana.ehrhardt@gmx.deVerlagGeorg Thieme Verlag KGKathrin JürgensRüdigerstr. 1470469 StuttgartTel.: (07 11) 89 31 617Fax: (07 11) 89 31 623E-Mail: kathrin.juergens@thieme.deVerantwortlich für den AnzeigenteilChristine Volpp, Thieme Media, PharmediaAnzeigen- und Verlagsservice GmbHRüdigerstr. 1470469 StuttgartTel.: (07 11) 89 31 603Fax: (07 11) 89 31 569E-Mail: christine.volpp@thieme.deErscheinungsweise6 x jährlich:Februar/April/Juni/August/Oktober/DezemberZur Zeit gültiger Anzeigentarif Nr. 16vom 1. Oktober 2011ISSN 2193-5254Satz und LayoutGeorg Thieme Verlag KGDruckGrafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KGGewerbering West 2739240 CalbeMitglied der ArbeitsgemeinschaftLA-MED Kom munikationsforschungim Gesundheitswesen e. V.Mitglied der Informationsgesellschaftzur Fest stellung der Verbreitung vonWerbeträgern e. V.Mitglieder dieser Vereine erhalten dieZeitschrift im Rahmen der Mitgliedschaft.Berufsverband der Fachärzte fürOrthopädie und Unfallchirurgie e. V.VorstandPräsidentHelmut Mälzer, BerlinVizepräsidentDr. med. Andreas Gassen, DüsseldorfVizepräsidentProf. Dr. med. Karsten Dreinhöfer, BerlinSchatzmeisterDr. med. Peter Heppt, ErlangenVorstandsmitgliedDr. med. Helmut Weinhart, StarnbergVorstandsmitgliedProf. Dr. med. Karl-Dieter Heller,BraunschweigVorstandsmitgliedDipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz,BrandenburgGeneralsekretär der DGOUProf. Dr. med. Hartmut Siebert,Schwäbisch HallGeschäftsstelle des BVOUKantstr. 1310623 BerlinTel.: (0 30) 79 74 44 44Fax: (0 30) 79 74 44 45E-Mail: bvou@bvou.netwww.bvou.net<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für UnfallchirurgieGeschäftsführender VorstandPräsidentProf. Dr. Christoph Josten, LeipzigErster VizepräsidentProf. Dr. Tim Pohlemann, Homburg/SaarZweiter VizepräsidentProf. Dr. Reinhard Hoffmann,Frankfurt/MainDritter VizepräsidentProf. Dr. Bertil Bouillon, KölnGeneralsekretärProf. Dr. Hartmut Siebert, Schwäbisch HallSchatzmeisterProf. Dr. Joachim Windolf, DüsseldorfSchriftführer und Schriftleiter derWebsite www.dgu-online.deProf. Dr. Andreas Seekamp, KielGeschäftsstelle der DGULuisenstr. 58/5910117 BerlinTel.: (0 30) 20 21 54 90Fax: (0 30) 20 21 54 91E-Mail: office@dgu-online.dewww.dgu-online.de<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> fürOrthopädie und UnfallchirurgieGeschäftsführender VorstandPräsident (und Präsident der DGOOC)Prof. Dr. Wolfram Mittelmeier, RostockStellv. Präsident (und Präsidentder DGU)Prof. Dr. Christoph Josten, Leipzig2. Vizepräsidenten von DGU und DGOOCProf. Dr. Reinhard Hoffmann,Frankfurt/MainProf. Dr. Bernd Kladny, HerzogenaurachGeneralsekretär (und Generalsekretärder DGU)Prof. Dr. Hartmut Siebert, Schwäbisch HallStellv. Generalsekretär (undGeneralsekretär der DGOOC)Prof. Dr. Fritz Uwe Niethard, AachenSchatzmeisterProf. Dr. Werner E. Siebert, KasselVertreter der nichtselbständigen Ärzte ausdem nichtständigen BeiratDr. Kai Dragowsky, BerlinLeiter des Ausschusses Versorgung,Qualität und SicherheitProf. Dr. Reinhard Hoffmann,Frankfurt/MainLeiterin des Ausschusses Bildungund NachwuchsProf. h.c. Dr. Almut Tempka, BerlinLeiter des WissenschaftsausschussesProf. Dr. Dr. h.c. Joachim Grifka,Bad AbbachVertreter des Berufsverbandesder Fachärzte für Orthopädie undUnfallchirurgieHelmut Mälzer, BerlinVertreter des Berufsverbandes <strong>Deutsche</strong>rChirurgenDr. Jörg-A. Rüggeberg, BremenDGOU-GeschäftsstelleLuisenstr. 58/5910117 BerlinTel.: (030) 20 21 54 80Fax: (0 30) 20 21 54 81office@dgou.dewww.dgou.de<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädieund Orthopädische Chirurgie e. V.Geschäftsführender VorstandPräsidentProf. Dr. med. Wolfram Mittelmeier,Rostock1. VizepräsidentProf. Dr. med. Dieter Kohn, Homburg / Saar2. VizepräsidentProf. Dr. med. Bernd Kladny,HerzogenaurachGeneralsekretärProf. Dr. med. Fritz Uwe Niethard, BerlinSchatzmeisterProf. Dr. med. Werner E. Siebert, KasselPräsident des Berufsverbandes BVOUHelmut Mälzer, BerlinLeiter der OrdinarienkonferenzProf. Dr. med. Joachim Grifka, Bad Abbach2. Vorsitzender des VLOUProf. Dr. med. Volker Ewerbeck,HeidelbergGeschäftsstelle der DGOOCLangenbeck-Virchow-HausLuisenstr. 58/5910117 BerlinTel.: (0 30) 84 71 21 31Fax: (0 30) 84 71 21 32E-Mail: info@dgooc.dewww.dgooc.deVorstandPräsidentProf. Dr. Stefan Nehrer, Krems/Österreich1. VizepräsidentPrim. Dr. Josef Hochreiter, Linz/Österreich2. VizepräsidentPrim. Dr. Peter Zenz, Wien/ÖsterreichGeneralsekretärUniv. Prof. Dr Alexander Giurea, Wien/ÖsterreichKassiererPrim. Univ. Prof. Dr. Karl Knahr, Wien/ÖsterreichSchriftführerProf. Dr. Catharina Chiari, Wien/ÖsterreichFachgruppenobermannDr. Rudolf Sigmund, Oberwart/ÖsterreichSekretariat der ÖGOc/o Wiener Medizinische AkademieAlserstraße 4A-1090 WienKontakt: Silvia KonstantinouTel.: +43-1 - 405 13 83 21Fax: +43-1 - 405 13 83 23E-Mail: sk@medacad.org240Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


NachrichtenStiftungsprofessur anTU MünchenDie Stiftung Würth und die TechnischeUniversität München haben die Einrichtungder Markus Würth-Stiftungsprofessurfür Kinderneuro orthopädieund Cerebralparese vereinbart. Besetztwird sie mit Prof. Renée Lampe, die amKlinikum rechts der Isar der TUM seitJahren in diesem Themengebiet forscht.Infantile Cerebralparesen sind frühkindlicheHirnschädigungen, oftmals als Folgevon Sauerstoffmangel bei der Geburt.Prof. Renée Lampe erforscht die Grundlagenund Ursachen von Cerebralparesen.Ihre Erkenntnisse fließen am Klinikumrechts der Isar der TUM direkt in neueBehandlungsmethoden und Therapienfür Kinder mit entsprechenden Behinderungenein. Die frühkindlichen Hirnschädigungenhaben häufig schwerwiegendeFolgen wie motorische Störungen, Spastikder Muskulatur, Sprech- und Sprachstörungen,Verhaltensauffälligkeiten, Lernbeeinträchtigungenund Epilepsie.Prof. Renée Lampe wird auf die Würth-Stiftungsprofessur für Kinderneuroorthopädieund Cerebralparese berufen.Die Stiftung Würth fördert unter anderemdie Wissenschaft sowie die Bildungund die Verbesserung der Lebensbedingungenvon Menschen mit Behinderungen.Mit ihrer finanziellen Unterstützungder Stiftungsprofessur für Kinderneuroorthopädieund Cerebralparese möchtesie einen Beitrag leisten, die erfolgreicheArbeit von Prof. Lampe in der Grundlagenforschungund den daraus abgeleiteteninnovativen Therapieansätzen fortzusetzen.Carmen Würth, Ehefrau des UnternehmersReinhold Würth, fördert diesdurch eine umfangreiche Spende an dieStiftung Würth. Sie ist seit Jahrzehnten inder gesellschaftlichen Integration geistigbehinderter Menschen engagiert. (TUM)Prof. Dr. JoachimGrifka, Regensburg,ist 1. Vorsitzenderder gemeinsamenKonferenz derLehrstuhlinhaberfür Orthopädie undUnfallchirurgie.Nachdem die Lehrstuhlinhaber für Orthopädieund Unfallchirurgie am 26. Oktober2011 die Geschäftsordnung für einegemeinsame Konferenz verabschiedethatten, fand am 9. Mai 2012 in der OrthopädischenUniversitätsklinik Friedrichsheimin Frankfurt bei Frau Prof. Meurerdie Gründungsversammlung statt.Zunächst stellte Rüdiger Strehl, Generalsekretärdes Verbandes der UniversitätsklinikaDeutschlands, die besonderen Verhältnissevon Orthopädie und Unfallchirurgiean Universitätsklinika dar. Nach einer sehrdetaillierten Präsentation folgte eine ausführlicheDiskussion, in der Strehl auchdie systemimmanente Finanzierungsproblematikdes monistischen Systems aufzeigte.Bei den Wahlen zum Vorsitzenden kandidiertenProf. Joachim Grifka und Prof.Klaus Michael Stürmer. Prof. Grifkawurde zum 1. Vorsitzenden gewählt, Prof.Stürmer übernahm die Stellvertreterrolle.Die Weiterentwicklung der Weiterbildungfür Orthopädie und Unfallchirurgienahm ebenfalls breiten Raum ein.Nach einer Präsentation von Prof. GeorgGosheger, Direktor der OrthopädischenUniversitätsklinik Münster, entspanntesich eine ausführliche Diskussion, in derfolgende Elemente zu einem Forderungskatalogzusammengestellt wurden:■■Anstelle der Verpflichtung, die Intensivzeitwährend des Common Trunksin den ersten zwei Jahren abzuleisten,wird eine Absolvierung innerhalb derersten drei Jahre befürwortet.■■Der OP-Katalog soll entsprechendVorschlägen der Kommission fürFort- und Weiterbildung der <strong>Deutsche</strong>n<strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädieund Unfallchirurgie (DGOU) und desJungen Forums abgespeckt werden.■■Forschungszeiten sollen für die Weiterbildunganerkannt werden.■■Der konservative Anteil muss währendder Facharztweiterbildung verbleiben.■■Die Skelettradiologie muss wiederbundesweit durch den FachweiterbilderOrthopädie und Unfallchirurgiegewährleistet sein.■■Für das nächste Treffen ist eine Klausurtagungvorgesehen. (red)Valoron ®Nr e t a r d50 100 150 200Prof. Dr. KlausMichael Stürmer,Göttingen, iststellvertretenderVorsitzender dergemeinsamenKonferenz derLehrstuhlinhaberfür Orthopädie undUnfallchirurgie.Gemeinsame Konferenz der O + U-LehrstuhlinhabergegründetAnzeigeValoron_Teaser_Rechteck_135x50_1.indd 1 14.05.12 10:02Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012243


NachrichtenAuf den Punkt gebracht: Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. – SpiFADie Namensdoppelung <strong>Deutsche</strong>r Facharztverband/ Potsdamer Runde ist Geschichte.Jetzt gibt es für die Fachärztenur noch einen Namen: SpitzenverbandFachärzte Deutschlands e.V. (SpiFA).„Wir haben in der Facharztpolitik zu einerEinheit gefunden – dieser Erfolg sollsich jetzt in einem gemeinsamen Namenniederschlagen: Spitzenverband FachärzteDeutschlands“, erklärt Dr. ThomasScharmann als Vorsitzender. Der Name<strong>Deutsche</strong>r Facharztverband (DFV) wirderhalten bleiben – als Mitglieder- undLandesorganisation des SpitzenverbandesFachärzte Deutschlands.„Die Namensgebung SpitzenverbandFachärzte Deutschlands ist Ausdruck desgewachsenen Selbstbewusstseins der niedergelassenenFachärzte. Der Verband istkein neuer Verband unter vielen. Er istbewährte Facharztpolitik unter einer Namenskonstruktion,die jeder versteht undzuordnen kann“, erläutert Dr. Dirk Heinrichals stellvertretender Vorsitzender.Basis des Spitzenverbandes sind 16 fachärztlicheBerufsverbände. Er vertritt dieInteressen der 70.000 niedergelassenenFachärzte mit ihren mehr als 210.000Arzthelferinnen auf bundespolitischerEbene. „Der Spitzenverband engagiertsich mit für die Interessen von 280.000Menschen, die in der ambulanten Versorgungfür ihre Patienten tätig sind. DerErhalt der wohnortnahen Facharztpraxisist das oberste Ziel“, so Thomas Scharmann.Wie bereits in der Vergangenheit, jetztaber unter dem neuen Namen und Dachvon SpiFA, entscheiden die 16 Berufsverbändegemeinsame gesundheits- undversorgungspolitisch relevante Facharztpositionen.SpiFA vertritt diese imNamen aller Mitgliedsverbände nachaußen. „Nicht alles neu, aber einfacheradressierbar. Auch die europäische Interessenvertretungbei der UEMS in Brüsselwird der Verband übernehmen“, so DirkHeinrich. UEMS ist die europäische Vereinigungder Fachärzte (Union Européennedes Médecins Spécialistes).Die Anfänge einer gemeinsamen Facharztpolitikder Organfächer liegen zuBeginn des neuen Jahrtausends. Ab 2003mit dem <strong>Deutsche</strong>n Facharztverband,dann gemeinsam ab 2005 mit der PotsdamerRunde, dem Zusammenschlussvon Berufsverbänden, organisierten dieniedergelassenen Fachärzte gemeinsamePositionen. Dabei wird es bleiben – jetztunter einem gemeinsamen Namen.Quelle: Pressemitteilung des SpiFAD i e P ot s da m e r Runde• Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA)• Berufsverband Niedergelassener Chirurgen e.V. (BNC)• Berufsverband der <strong>Deutsche</strong>n Dermatologen e.V. (BVDD)• Bundesverband Niedergelassener Diabetologen e.V. (BVND)• Berufsverband der Frauenärzte Deutschlands e.V. (BVF)• Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e.V. (bng)• Bundesverband Niedergelassener Hämatologen und Onkologen in Deutschland e.V. (BNHO)• <strong>Deutsche</strong>r Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V. (BVHNO)• Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)• Bundesverband der Pneumologen (BdP)• Berufsverband der Rehabilitationsärzte Deutschlands e.V. (BVPRM)• Berufsverband <strong>Deutsche</strong>r Rheumatologen e.V. (BDRh)• Berufsverband <strong>Deutsche</strong>r Urologen e.V. (BDU)• Bundesverband Ambulantes Operieren (BAO)• <strong>Deutsche</strong>r Facharztverband (DFV)• Bundesverband der Belegärzte e.V. (BdB) als assoziiertes MitgliedFac h ä r z t e l a n d s c h a f t s tä r kenBVOU-Präsident Helmut Mälzer und BVOUVize-Präsident Dr. Andreas Gassen ordnendie Gründung des Spitzenverbandes FachärzteDeutschland politisch ein.Helmut Mälzer: Der Spitzenverband FachärzteDeutschlands ist nicht nur vom Namenher Spitze; er ist auch eine Zuspitzung in derEntwicklung der politischen Landschaft derFachärzte. Er ist die konsequente Zusammenfassungaus <strong>Deutsche</strong>r Facharztverband undPotsdamer Runde. Letztere ist die eigentlicheKeimzelle mit ihren 16 Mitgliedsverbänden.Diese tragen nun auch den Spitzenverband.Letzt<strong>endlich</strong> finden sich hier die großenOrgan fächer unter einem Dach wieder. In früherenZusammenschlüssen saß die kompletteFachärztelandschaft in einem, allerdingsnicht funktionierenden, Parlament zusammen– Neuro-Psych, Methoden- und Organfächer.Selbst ein kleinster gemeinsamer Nennerwar damit nicht zu erreichen, geschweigedenn politische Durchschlagskraft. Jetzt habenwir mit dem Spitzenverband FachärzteDeutschlands dem seit längerem beschrittenenWeg auch den richtigen Namen gegeben.Andreas Gassen: Die Fachärzte, genauer dieOrganfächer, haben bereits seit Längerempolitisch richtig losgelegt. Jetzt also auch derneue Name. Wir markieren deutlich, wo wirunseren Zusammenschluss sehen: an derSpitze. Der politische Weg führt zu einerWettbewerbsstärkung der niedergelassenenambulanten Facharztebene. Dieser kann sichunter anderem auch auf zwei wegweisendeGutachten zur aktuellen und zukünftigenStellung der Facharztpraxis stützen. Das Feldkünftiger versorgungspolitischer Entscheidungenist klar bei (Facharzt)Praxen und Klinikenverortet. Und wir müssen uns nichtmehr bemerkbar machen, sondern gestaltenin Fortsetzung der bisherigen Politik an derSpitze mit.244Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


PolitikFoto: PrivatIn Vaters Fußstapfen treten: Das möchte Katharina Hemker, die derzeit ein Praktikum an der Hamburger Facharztklinik macht und danach Medizinstudieren möchte.Zukunf t d e r M e d izin„Papa, ich möchte Ärztin werden!“Katharina Hemker möchte gerne Medizin studieren. Ihr Vater Dr. Torsten Hemker, niedergelassenerOrthopäde in Hamburg, beschreibt ihr in einem offenen Brief das Für und Wider des Arztberufes.Meine liebe Katharina!Vor mehr als acht Jahren habe ich einenoffenen Brief an deinen Bruder geschrieben,als er im Alter von zwölf Jahren äußerte,er wolle Orthopäde werden. DieserBrief ist in vielen Zeitungen (zum Beispiel„Zeit online“) veröffentlicht worden undnoch heute im Internet abrufbar („Papa,ich möchte Orthopäde werden!“). AlleLeser waren erstaunt, dass ich trotzder beschriebenen Widrigkeiten nichtvom Arztberuf abriet, sondern für den„schönsten Beruf der Welt“ warb. Ich warüberrascht über die vielfältige positiveResonanz von Patienten und Kollegen, soerhielt ich zum Beispiel eine Einladungzu einem Kongress über die Zukunftschancendes Arztberufes. Dein Bruder hatsich aber inzwischen anders entschiedenund studiert Betriebswirtschaftslehre.Du möchtest jetzt nach einer Berufsberatungund mehreren Praktika Medizinstudieren. Deshalb möchte ich dir dieaktuelle Situation des Arztberufes darstellen:Nach deinem sehr guten Abiturim letzten Jahr bist du erst einmal amNumerus clausus gescheitert. Um einender 20 Prozent sicheren Plätze über die„Leistungsliste“ zu bekommen, hättest dueinen Durchschnitt von 1,0 haben müssen!Die 20 Prozent der Plätze der Wartelistestehen dir erst nach sechs bis siebenJahren Wartezeit zur Verfügung, in derdu kein anderes Studium in Deutschlandaufnehmen dürftest. Die restlichen 60Prozent der Plätze werden nach den unterschiedlichstenAuswahlverfahren dereinzelnen Universitäten vergeben, fürdie man sich an höchstens sechs Ortenbewerben kann. Aber auch für die Teilnahmean einem Auswahltest kommt esüberwiegend auf die Abiturnote an, sodass man mindestens 1,5 oder besser habenmüsste.Die Verschärfung der Auswahlkriterienfür deinen Jahrgang verdankst du dem„Turboabitur“ mit Doppeljahrgängenin großen Bundesländern und der Abschaffungdes Wehr- und Ersatzdienstes.Die Zahl der Bewerber stieg im letztenWintersemester um circa 20 Prozent, dieZahl der Studienplätze blieb aber unverändert.Diese Situation wird sich auch inden nächsten Jahren nicht ändern. Wisseneigentlich die Politiker, welchen Frustdas bei der Jugend schafft?Deine Bewerbung um einen Studienplatzim Ausland war fast erfolgreich,nur 0,1 Notenpunkte hatten dir gefehlt.Die hättest du erreicht, wenn dein Geigenvorspielim Abitur mit 15 statt mit 14Punkten bewertet worden wäre. Du hastzwar jahrelang die erste Geige in euremSchulorchester gespielt und gelegentlichdie Orchesterleitung vertreten, aber beideinem fehlerfreien Vorspiel im Abiturhast du im zweiten Satz „zu wenig piano“gespielt. Wissen eigentlich die Lehrer,was sie ihren Schülern antun?Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012249


PolitikDie Auswahlkriterien in Deutschland sagenden Studienerfolg des Examens gutvorher, denn fast alle Studenten legen inder kürzesten Zeit ihr Examen ab, es gibtkaum Studienabbrecher. Nur dann nehmenvon allen jungen Ärztennur circa 60 Prozent eine Tätigkeitals Arzt in Deutschlandauf. Die anderen gehenins Ausland, zu Beratungsfirmen,Verlagen oder in dieIndustrie. Die Auswahlkriterienbewerten also nicht dieBereitschaft und Fähigkeit, als Arzt tätigzu sein. Der „Gesundheitsmarkt“ hat diegrößten Wachstumschancen, aber immermehr Menschen verdienen ihr Geld ander Medizin als Berater, Gesundheitsökonomen(so wie der mit der Fliege), Controllerund Manager, statt in der Medizinals Ärzte oder Pflegepersonal. Aber nurdurch letztere werden Patienten gesund.Oder liegt die „Abwanderung“ der jungenÄrzte an den schlechten Arbeitsbedingungenin Deutschland? Die finanzielleSituation hat sich zumindest für die niedergelassenenÄrzte ständig verschlechtert.Ich bin jetzt 21 Jahre in meiner eigenenPraxis tätig. In der Zeit hat sich dieZahl der von mir versorgten gesetzlichversicherten Patienten („Kassenpatienten“)um circa 20 Prozent erhöht, das Honoraraber um 20 Prozent vermindert. Ichmusste deshalb in dieser Zeit 50 Prozentdes Personals entlassen, was die Therapiemöglichkeitenund den Service einschränkt.Ich bekomme zurzeit circa 24Euro für die Behandlung eines Kassenpatientenpro Quartal (eventuell plus fünfEuro für Chirotherapie und plus elf Eurofür Röntgendiagnostik), egal wie häufiger behandelt wird. Mein Besuch beim Frisörist teurer, zweimal im Quartal erforderlichund zweimal zu bezahlen. DiesePauschalen bekomme ich auch nur biszu einem Budget, das so niedrig bemessenist, das es jedes Quartal nur für zweiMonate reicht. So ist es beispielsweise imMärz besonders motivierend, die Knöchelverstauchungeines Skifahrers, der inÖsterreich für die ambulante Behandlung800 Euro (!) bezahlt hat, ohne Bezahlungweiter zu behandeln.Auch die Gebührenordnung für die Behandlungder Privatpatienten wurdeimmer noch nicht angepasst. Sie ist seit1988 in der Struktur und seit 1996 in derHöhe unverändert! Die Kosten für Praxisräume,Energie, Material usw. sind inden 21 Jahren aber um mindestens 30Prozent gestiegen! Dass wir dennochunseren Lebensstandard halten konnten,liegt an meinen überdurchschnittlichenPrivateinnahmen und Einnahmen ausEngagierte Ärzte werden gebraucht. Der Arztberufist weiterhin der schönste Beruf, da die Dankbarkeitder Patienten einem jeden Tag wieder das Gefühlgibt, Sinnvolles zu tun.„Selbstzahlerleistungen“ (die der Herrmit der Fliege und seine Partei nun auchnoch unterbinden wollen), der Rückzahlungdes Praxiskredites und an praxisunabhängigenFamilieneinnahmen.Außerdem arbeite ich weiterhin fast 70Stunden pro Woche und mache unverändertnur zweimal zwei Wochen Urlaubpro Jahr.Die finanzielle Situation der angestelltenÄrzte ist ebenfalls nicht gerade üppig:Das Anfangsgehalt ist für alle Akademikergleich, aber das Medizinstudiumdauert doppelt so lange wie ein Bachelor-Studiengang. Nach weiteren sechs Jahrender Facharztweiterbildung steigt das Gehaltwie im öffentlichen Dienst üblich,aber in der Wirtschaft wird erheblichmehr bezahlt. Nach frühestens 15 Jahrenkönntest du Chefärztin sein. Dein Gehaltläge dann bei einem Drittel bis der Hälfteeines Vorstandsvorsitzenden einer Krankenkasse.Während früher Chefärzteerhebliche Nebeneinnahmen von ihrenPrivatpatienten bekamen, kassieren heutedie Klinikkonzerne das meiste davon.Eventuell erhält ein Chefarzt einen umstrittenen„Bonus“, wenn er die Zahl derteuren Operationen erhöht, hoffentlichnicht zu Lasten seiner Patienten.Aber auch die Arbeitsbedingungen vergraulenjunge Ärzte: Die Bürokratie hatin den letzten acht Jahren weiter zugenommen.So gibt es zum Beispiel für einenKassenpatienten, der eine Kur benötigt,das „Muster 60“ (R. Mey: „Antrag aufErstellung eines Antragformulars“), einFormular, mit dem der Patient zu seinerKasse gehen muss, um das „Muster 61“zu erhalten. Dieses Formular darf derArzt nur ausfüllen, wenn er einen Kursuszum Ausfüllen bei der Kasse besucht hat.Weiterhin vorgeschrieben sind Nachweisezur Fortbildung, die überflüssig sind,da Ärzte sich immer fortgebildet haben.Das „Qualitätsmanagement“ beschreibtjeden Handgriff selbst in kleinen Praxen,misst aber nicht die Ergebnisqualität derBehandlung, und „Korruptionsbeauftra g-te“ sind kostspielig und beschreiben Papier,verhindern aber keine Korruption.Aber dennoch rate ichdir nicht von deinen Plänenab. Engagierte Ärztewerden gebraucht. DerArztberuf ist weiterhinder schönste Beruf,da die Dankbarkeit derPatienten einem jeden Tag wieder dasGefühl gibt, Sinnvolles zu tun. Ich gehejeden Morgen wieder gern in meine Praxiszu meinen Patienten. Du hast nachAbschluss des Studiums die Wahl zwischenganz unterschiedlichen Fächernund kannst dir aussuchen, was dir ambesten liegt und gefällt: zum BeispielKinderärztin oder Labormedizinerin,Orthopädin oder Hausärztin. Da immermehr Frauen Medizin studieren (es sindjetzt schon 70 Prozent), wird es nachAbschluss deiner Weiterbildung familienfreundlicheArbeitsbedingungen inPraxen und Krankenhäusern geben müssen,sonst werden wir den Ärztemangelnicht beseitigen können. In der Zukunftwird kein Arzt arbeitslos sein, denn derBedarf wird wegen der Zunahme an älterenMenschen und der Zahl der Krankensteigen. Ob wir in Zukunft noch Hedgefonds-Managerbenötigen, ist hingegenungewiss. Und wenn dir die Arbeitsbedingungenin Deutschland nicht gefallen,kannst du den Beruf als Ärztin in jedemanderen Land der Welt ausüben, weil dieMedizin eben überall gleich ist und Ärztegebraucht werden, im Gegensatz zumBeispiel zum deutschen Fachanwalt fürSteuerrecht. Ich bin stolz auf deine Berufswahlund werde dich bei deinen Plänenimmer unterstützen.Dein PapaDr. Torsten Hemkerist niedergelassenerFacharzt für Orthopädiein Hamburg.250Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


PolitikBVO U -S t e l lu n g n a h m eVielseitigkeit stattEinseitigkeitIn der Ärzteschaft mehrt sich die Ablehnung der Ideedes Gesetzgebers, die Wahlfreiheit im Praktischen Jahrabzuschaffen und stattdessen einen hausärztlichenPflichtabschnitt einzuführen. So auch beim Berufsverbandder Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgiee. V. (BVOU). Der Vorstand gab nach folgende Stellungnahmean die Mitglieder des <strong>Deutsche</strong>n Bundesrates ab.In den kommenden 30 Jahren steigt inallen Fachgebieten der Bedarf an Ärztenum bis zu 25 Prozent. Alle Fachgebiete inder Medizin müssen sich um den Nachwuchsbemühen. Daher lehnen wir dieAbschaffung der Wahlfreiheit im PraktischenJahr zugunsten eines hausärztlichenPflichtabschnitts ab.Begründung■■Der Staat sollte die Ausbildung nichtzwangsweise auf ein Fachgebiet verengen.Das Praktische Jahr dient der Orientierungund nicht der Desorientierung– in keinem anderen Studienabschnittkann man ein Fachgebiet seiner Wahl sogut kennenlernen wie in dieser Zeit.■■Drei Viertel des PJ-Jahres sind bereitsdurch einen internistischen und einenchirurgischen Abschnitt verplant. Wirdder dritte Abschnitt nur der Allgemeinmedizingewidmet, gehen den Studierendenwertvolle Einblicke verloren.■■Für die Facharztmedizin bleibt keineMöglichkeit, sich zu präsentieren und umden Nachwuchs zu werben. Damit würdeden Studierenden die letzte Möglichkeitgenommen, sich gezielt auf die anschließendeWeiterbildung, die eigentlicheFacharztausbildung, vorzubereiten. KleinereFächer wären vom Nachwuchs abgeschnitten.Wer die Allgemeinmedizin so stärkt, setztsich dem Verdacht aus, die Versorgungsebenenweitestgehend auf den Hausarztin der Fläche und auf das teurere Krankenhausreduzieren zu wollen.Daher bitten wir, die geplante Änderungabzulehnen.Mit freundlichen GrüßenHelmut Mälzer,Präsident BVOU e. V.A n m e r k u n gDie zahlreichen, beim BVOU e. V. eingegangenenRückmeldungen seitens der Politik ausBund und Ländern sowie vom EuropäischenParlament stimmen uns zuversichtlich, dassdie Bundesregierung die Änderungswünscheder Länder akzeptiert und von der Abschaffungder Wahlfreiheit im Praktischen Jahr zugunsteneines hausärztlichen Pflichtabschnittesabsieht. Wir werden in der nächsten Ausgabeder OUMN ausführlich berichten.Dr. Elisabeth DannertBVOU Referat Gesundheitspolitik/VertragsmanagementOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012251


Aus unserem FachVSOU- J a h r e s tag u n gBaden-Badener ImpressionenHochkarätige Referenten und begeisterte Teilnehmer – so kann die Erfolgsgeschichte der alljährlichenJahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen auf den Punkt gebrachtwerden. Diese Erfolgsgeschichte setzte sich unter Kongresspräsident Prof. Dr. Martin Krismer, Innsbruck,auch in diesem Jahr fort.Fotos: Text, PR & MehrZufriedene Aussteller: Auf der begleitenden Fachausstellung mit ca. 160 Ausstellern konnten sich dieKongressteilnehmer aktuell über technische Erneuerungen informieren.Prof. Dr. Martin Krismer: Der Kongresspräsidenthielt seinen Eröffnungsvortrag über Placebo inder Medizin ganz frei – ohne Manuskript undohne Rednerpult.Hochkarätige Referenten: Mit ca. 400 Programmpunkten, informativenFach-Vorträgen, Workshops, Seminaren und Podiumsdiskussionen sorgteder Kongress wieder für begeisterte Teilnehmer.Gut besuchter Patiententag: Am 29. April 2012 nutzten etwa 200 interessierteBesucher die Gelegenheit, sich von Experten des Fachkongresses zumThema Arthrose kostenlos informieren zu lassen.252Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem FachDr. Thomas Möller: In seinem Grußwortzeichnete der Erste Vorsitzende der VereinigungSüddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgendie erfolgreiche Geschichte des Baden-BadenerKongresses nach.Prof. Dr. Wolfram Mittelmeier: Der Präsidentder <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädie undUnfallchirurgie lobte das gute Themengespür desKongresspräsidenten.Helmut Mälzer: Der Präsident des Berufs verbandes derFachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie bezeichnetedie Familiarität in Baden-Baden als Markenzeichendes Kongresses. „Vielen Dank dafür!“Pressekonferenz: Bei der Eröffnungspressekonferenz standen Dr. Thomas Möller, Prof. Martin Krismer,Dr. Andreas Gassen, Prof. Dr. Christof Wagner und Harald Meyer (v. re. n. li.) den Journalisten Rede undAntwort.Prof. Dr. Christoph Josten: Der Präsident der <strong>Deutsche</strong>n<strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie bescheinigte der VSOU-Jahrestagung, die Verwebung der konservativen undoperativen Inhalte des Faches sehr gut abzubilden.Harposax: FürmusikalischeUntermalung währendder Eröffnungsveranstaltungsorgtedas Trio Harposax –groovige, ruhigeJazzmelodienmit perlendenHarfenklängen.Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012253


Aus unserem FachI n t e rv i e wEin Österreicher in DeutschlandProf. Dr. Martin Krismer, Innsbruck, war Kongresspräsident der 60. VSOU-Jahrestagung. Wir sprachen mitihm darüber, wie es ist, als Österreicher einen Kongress in Deutschlad zu planen, nach welchen Kriterien ersich bei der Themenauswahl leiten ließ und welche Programmpunkte er besonders gelungen fand.Das Motto Ihres Kongresses lautet Klarheit. Welcher Sachverhaltist Ihnen persönlich klarer geworden?Prof. Martin Krismer: Mir ist noch viel klarer geworden, wieBiofilme funktionieren. Mir war nicht bewusst, dass Bakterien,die sich in einen Biofilm zurückgezogen haben, nicht nachgewiesenwerden können. Nehmen wir einmal an, ein Patient hatzwei Jahre nach Implantation eines künstlichen Hüftgelenkeseinen lockeren Prothesenschaft. Auch wenn in diesem Fall eineInfektion durch intraartikuläre Punktion bakteriologisch nichtnachgewiesen werden kann, muss ich aufgrund der Lockerungdavon ausgehen, dass eine Entzündung vorliegt.Wir brauchenArztpersönlichkeiten,die sichnicht beugen undducken; die sichkeine Verträgeaufzwingen lassen,die dazu führen,dass man beider Indikationsstellungunvorsichtigwird.Warum?Bakterien können sich nicht vermehren, wenn sie keine Nährstoffefinden und sich nicht woanders ansiedeln können. Siedrosseln dann ihren Stoffwechsel und bilden einen Schleim, denBiofilm. In diesen ziehen sie sich zurück, um darin zu überdauern.Bei künstlichen Gelenken führt das dazu, dass sie sich lockern.Wenn das innerhalb der ersten zwei Jahre nach Einbaupassiert, muss der behandelnde Orthopäde davon ausgehen,dass die Prothese infiziert ist, auch wenn bei einer Punktion dieBakterien nicht auffindbar sind und die Blutwerte keine Entzündungim Körper anzeigen. Die logische Konsequenz darausist, dass er das Kunstgelenk austauschen muss. Auch hinsichtlichdes Prothesenwechsels deutet sich derzeit ein Umdenken an.In welche Richtung?Bislang ist der zweizeitige Prothesenwechsel Standard. Dasinfizierte Kunstgelenk wird entfernt, dann wird die Wundeverschlossen. Sechs bis acht Wochen behandelt man dann dieOsteomyelitis, bevor ein neues Gelenk eingesetzt wird. Wir habenintensiv diskutiert, ob man sich darauf einlassen kann, dieProthese schon nach zwei Wochen wieder einzubauen. Das isteine sehr spannende Frage. Für die Patienten ist es von großerBedeutung, ob sie vier bis fünf Wochen im Krankenhaus, danachaber wieder fit sind. Oder ob sie mit einer ausgebautenProthese sehr viel länger arbeitsunfähig oder pflegebedürftigsind.Zur PersonUniv. Prof. Dr. Martin Krismer wurde im April 1955 in Innsbruck geboren.Nach dem Besuch des humanistischen Privatgymnasiums derBenediktiner in Admont studierte er bis 1979 an der Universität InnsbruckMedizin und Philosophie, konnte aber das Philosophiestudiumwegen der beruflichen Tätigkeit in Kärnten nicht mehr abschließen.Im Jahr 1990 wurde er in Innsbruck Facharzt für Orthopädie und OrthopädischeChirurgie, und 1996 Dozent. Die Ausbildung wurdedurch zahlreiche Auslandsaufenthalte vor allem in den USA ergänzt.2001 wurde er zum Universitätsprofessor und Primararzt der Universitätsklinikfür Orthopädie in Innsbruck berufen. Prof. Krismer ist Generalsekretärder Europäischen Hüftgesellschaft (EHS, European HipSociety) und Prüfer bei der europäischen Facharztprüfung. Seine klinischenSchwerpunkte sieht er in der Endoprothetik und in der Wirbelsäulenorthopädie.Für eine Arbeit über die Funktionsweise derBandscheibe erhielt er den Volvo-Preis. Prof. Krismer hat ein Buchüber die Arbeitsweise der Bandscheibe verfasst, er hat ein Buch überminimal invasive Hüft- und Knieprothesenoperationen mit herausgegebenund mehr als 80 Originalarbeiten in wissenschaftlichen Zeitschriftenveröffentlicht.254Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem FachWird man über neue Prothesenmaterialiennachdenken müssen?Das tut man schon. Es wird zum Beispieldarüber nachgedacht, ob man nanobeschichteteProthesenoberflächen schafft,die sich selbst organisieren und das Bakterienwachstumhemmen.zu sagen, dass Krankheit nur eine Fragevon Eigenschaften einer Persönlichkeitist. Aus meiner Erfahrung kann ich abersagen, dass nach einer schweren Erkrankungoder Operation sich diejenigen Patientenschneller erholen, die Humor undFreude am Leben haben und ihre Lebenssituationverstehen. Sie stehen einfachGerade in der Hüftendprothetik sind wir auf einem so hohenNiveau angekommen, dass wir Innovationen nicht mehr so dringendbrauchen. Es muss uns ein wichtiges Anliegen sein, gefährlicheNeuerungen auszuschließen.Um noch einmal auf die Sicherheit zurückzukommen:Müssten die Zulassungsbedingungenfür Medizinprodukte insgesamtverschärft werden? Wäre die Sachemit den Großköpfen dann vielleicht nichtpassiert?Meiner Meinung nach brauchen wirwesentlich strengere Zulassungsbedingungen.Es wird dann zwar schwieriger,Innovationen einzuführen. Aber geradein der Hüftendprothetik sind wir auf einemso hohen Niveau angekommen, dasswir Innovationen nicht mehr so dringendbrauchen. Es muss uns ein wichtiges Anliegensein, gefährliche Neuerungen auszuschließen.Klarheit zu erreichen, ist manchmal allesandere als einfach. In Ihrem Eröffnungsvortraghaben Sie über Placebo- undPlacebo-äquivalente Therapien gesprochen.Sie sagten, dass diese Therapienoft genauso wirksam wie herkömmlicheTherapien sind. Können wir den Patientenkünftig einfach Kochsalzlösungstatt teurer Medikamente spritzen, ihnim Glauben lassen, er sei medikamentösbehandelt worden, und das Gesundheitssystemdamit enorm entlasten?Ich habe auch gesagt, dass wir den Patientenalles erklären müssen, was wirtun. Auch wenn wir eine Scheintherapieanwenden, müssen wir das erklären.Wenn wir dafür die richtigen Worte finden,werden die Patienten sie dennoch– oder gerade deswegen – akzeptieren.Der Placeboeffekt wird dadurch nichtausgeschaltet, wenn wir die richtigenWorte wählen. Dazu gibt es gute Studien.Sie sind allerdings Orthopäden und Unfallchirurgenwenig bekannt, da sie nichtin orthopädischen Journalen, sondern inanderen medizinischen oder medizinethischenZeitschriften publiziert wordensind.Wenn der Glaube ebenso oder gegebenenfallssogar besser heilen kann alsMedikamente, kann er jemanden auchdavor bewahren, überhaupt erst krankzu werden?Dazu gibt es ein theoretisches Konzept,begründet von Aaron Antonovsky, dasder Salutogenese. Menschen haben demnachEigenschaften und Ressourcen, welchevor Krankheit schützen. Ärzte habendieses Konzept im Gegensatz zu Gesundheitspolitikernnur in geringem Umfangaufgegriffen. Ich gehe nicht so weitwieder eher auf und wollen in Bewegungbleiben. Die Einstellung oder die Haltungzum Leben scheint also durchaus eine gewisseRolle zu spielen.Nach welchen Kriterien haben Sie dieThemen Ihres Kongresses zusammengestellt?Ich habe mich von meinen eigenen Interessenleiten lassen. Die Wirbelsäule istein Thema, mit dem ich mich schon langeintensiv auseinandersetze. Ich operiereviele Menschen mit Wirbelsäulenleiden,ich habe mich intensiv mit der konservativenTherapie beschäftigt. Im Rahmender Bone and Joint Decade arbeitete ichan der Richtlinie zur Behandlung desKreuzschmerzes mit. Meine Habilitationsarbeithat die Bandscheibe zum Gegenstand.Die Wirbelsäule war einfachein Thema, das kommen musste.Dann das Thema Sicherheit – das interessiertmich als Klinikleiter brennend, undich wollte andere Orthopäden und Unfallchirurgenmit Organisationsverantwortungansprechen. Außerdem wussteich, dass es Probleme mit Großköpfengibt. Da schon die Kollegen untereinanderdarüber gesprochen haben, war esnur noch eine Frage der Zeit, bis auch dieMedien anfangen würden, darüber zuberichten. Was sie ja nun ausführlich tun.Für das Thema Gelenkinfektionen habeich mich entschieden, da wir auf Ebeneder Europäischen Hüftgesellschaft, derenGeneralsekretär ich bin, festgestellt haben,dass dies eins der Themen ist, die momentanam brennendsten interessieren.In Österreich besteht eine Trennungzwischen Orthopädie und Unfallchirurgie,in Deutschland nicht mehr. Istes als Österreicher schwieriger, einendeutschen Kongress für Orthopäden undUnfallchirurgen zu organisieren?Nein, das war es nicht. Ich bin sehr oftauf deutschen Kongressen, bin in derdeutschen Szene präsent und kennedeshalb sehr viele Experten, auch Unfallchirurgen,persönlich. Außerdem warenmir meine Kongresssekretäre eine guteStütze. Einer von ihnen, Prof. Hackl, istUnfallchirurg. Über ihn hatte ich einensehr guten Zugang zu anderen Unfallchirurgen.Was war die größte Herausforderung beider Vorbereitung des Kongresses?Die gab es eigentlich nicht. Ein Kongresspräsidenthat ganz klare Aufgaben. Erstellt die Symposien zusammen, er wähltdie Abstracts aus, er muss den Kongresseröffnen, den Festabend und die Abschlussveranstaltungmoderieren. Beiden Feierlichkeiten ist es sinnvoll, etwasLokalkolorit hinzufügen, weil jeder einbisschen Abwechslung gern hat. Das wares auch schon.Wie sind Sie auf Prof. Liessmann alsFestredner gekommen?Ich habe neben dem Medizinstudiumauch Philosophie studiert, allerdingsnicht bis zum Abschluss, da ich nachmeinem Medizinstudium eine Stelle bekommenhabe, die weit weg von jederUniversität war. Ich habe mich aber immerwieder mit philosophischen Themenauseinandergesetzt. So habe ichLiessmanns Buch „Die Theorie der Unbildung“gelesen. Die Krise der BildungOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012255


Aus unserem Fachund Ausbildung, die er darin beschreibt,spüren wir auch in der medizinischenWissenschaft. Die Politik will uns aufdrücken,Wissen als etwas zu behandeln, dasman messen kann. Universitäten erstellenWissensbilanzen – Wissen kann manaber nicht bilanzieren. Die Auswirkungenspüren wir unmittelbar in unserem Fach.Wir kämpfen damit, dass die Impact-Faktorenin der Orthopädie geringer sind alsin anderen Disziplinen. Weniger Impact-Punkte bedeuten weniger Geld für dieForschung. So werden gesellschaftlichund für Patienten relevante Themen wenigererforscht als andere, die möglicherweiseeine geringere Bedeutung, aber einenhöheren Impact-Faktor haben.Damit einher geht ein weiteres Problem:Wir pressen unsere Ausbildungsinhaltein Multiple-Choice-Fragen. Zu einerumfassenden Ausbildung gehört abernicht nur die Vermittlung von Fachwissenund Fertigkeiten, die punktgenauabgefragt werden können. Dazu sollteauch gehören, dass sich die jungen Medizinerein berufsadäquates und professionellesVerhalten aneignen. Das hatviel mit sozial- und geisteswissenschaftlichenKategorien zu tun. Die gehen imMultiple-Choice-System unter, so dasseine ganz andere Art von Arztpersönlichkeitenheranwächst. Das quält michsehr. Wir brauchen Arztpersönlichkeiten,die sich nicht beugen und ducken; diesich keine Verträge aufzwingen lassen,die dazu führen, dass man bei der Indikationsstellungunvorsichtig wird. Wirbrauchen Ärzte, die sich als Anwalt ihrerPatienten verstehen, die auch mit den Patientenumgehen können, ihnen zuhörenkönnen. Die Universitäten haben sich vonder Idee verabschiedet, Persönlichkeitenzu bilden. Reduzieren wir die Medizinerausbildungrein auf den Wissenstransfer,wird die Medizin nur mehr technokratischbetrieben.Sie meinen, es gibt zunehmend Ärzte,die sich zu sehr den ökonomischenZwängen und den Vorgaben der Klinikleitungbeugen?Ja, leider.Hat ein Chefarzt denn die Chance zusagen, dass er die Zielvereinbarung nichtunterschreibt?Ja natürlich, zu einer Vertragsunterzeichnunggehören ja immer zwei. Es kannnatürlich sein, dass er den Job dann nichtkriegt.Andererseits gibt es ja einen Ärztemangel,gerade Führungskräfte werden inden Kliniken händeringend gesucht.Eben. Man muss halt wissen, wie weitman gehen kann. Dazu braucht man eineinnere moralische Instanz. Wer die nichthat, kann nicht Anwalt der Patienten sein.Haben Sie ein persönliches Kongress-Highlight?Mir hat die Sitzung zur Sicherheit sehrgut gefallen. Die Referenten haben anhandpraktischer Beispiele berichtet, wiein ihren Kliniken mit Behandlungsfehlernund danach mit den Medien umgegangenwurde. Ich bin mir sicher, dass die Zuhörereine wichtige Botschaft aus dieserSitzung mitnehmen konnten, nämlichdie Botschaft, dass es extrem wichtig ist,offen zu Fehlern zu stehen, nicht nur imUmgang mit den Medien, sondern zuallererstgegenüber dem betroffenen Patienten.Er darf nicht allein gelassen werden,die Situation muss mit ihm bereinigtwerden – schon allein, weil die Mediendas auch beobachten.Damit wären wir wieder bei der Arztpersönlichkeit.Es gehört einiges dazu,einen Fehler zuzugeben und es danntrotzdem zu schaffen, das Vertrauen desPatienten aufrechtzuerhalten.Im vorgestellten Fall ist das gelungen.Es hat sich übrigens auch gezeigt, wiewichtig es ist, denjenigen, dem der Fehlerunterlaufen ist, zu schützen. Da istes passiert, dass die Journalisten jedeneinzelnen Mitarbeiter in der Abteilungangerufen und gefragt haben, ob er derjenigeist, der den Fehler begangen hatte.Das ging so lange, bis sie im Ausschlussverfahrenauf den betreffenden Mitarbeitergekommen waren. Bei dem sind siedann vor der Haustür aufgetaucht undhaben vor laufender Kamera seine Kinderbefragt, ob sie denn wüssten, was derPapa getan habe. Man muss also wirklichmit den Mitarbeitern absprechen, wiesie sich in einem solchen Fall verhaltensollen, und man muss die Mitarbeiter inSchutz nehmen, auch jene, die für denFehler verantwortlich sind. Sonst kann esgeschehen, dass die eigenen Mitarbeiternur mehr im Sinne der eigenen Risikominimierungtätig sind.Wie ist es denn um die Fehlerkultur andeutschsprachigen Kliniken bestellt?Ganz unterschiedlich, aber ich denke,insgesamt schlechter als in manchen anderenLändern. Das liegt daran, dass wirim Krankenhaus in einem sehr autoritärenUmfeld agieren. Dort ist es leichter,auf Jemanden zu zeigen und zu sagen:„Der war‘s.“ In einem weniger hierarchischenUmfeld spricht man eher über Fehler,weil alle in derselben Situation sind.In einem autoritären Umfeld hängt der Umgang mit Fehlern sehrstark vom Chef ab. Ein Chef, der bei einem Fehler großes Theatermacht, erstickt jegliche Fehlerkultur im Keim.In einem autoritären Umfeld hingegenhängt der Umgang mit Fehlern sehr starkvom Chef ab. Ein Chef, der bei einemFehler großes Theater macht, ersticktjegliche Fehlerkultur im Keim. Ein Chefmuss eher supportiv sein, die Leute auffangen,mit allen gemeinsam die Situationdurchsprechen. Nur so kann man ausFehlern lernen.Sie haben ihren Eröffnungsvortrag ganzfrei gehalten. Waren Sie aufgeregt?Nein, eigentlich nicht. Ich schätze Leutesehr, die frei sprechen können. So habeich schon lange vor dem Kongress fürmich beschlossen, dass auch ich, wennich eine Rede halten muss, diese nichtvom Blatt ablese. Der große Vorteil ist,dass ich dabei flexibel bleiben kann. Natürlichhabe ich mich vorbereitet, sehrintensiv sogar. Ich habe viel gelesen, unddann habe ich einzelne Passagen erarbeitet,die ich frei zusammenfügen kann. DieWortwahl und die Abfolge sind spontan,auch wenn ich genau im Kopf habe, wasich sagen möchte. Würde ich den Vortragin einem halben Jahr noch einmal halten,würde er wahrscheinlich völlig andersklingen.Vielen Dank für das Gespräch!Interview: Jana Ehrhardt256Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem FachKlarheit: Unter diesem Motto stand die 60. VSOU-Jahrestagung. Etwa 3.000 Teilnehmer folgten der Einladung ins Kongresshaus nach Baden-Baden.Sie erlebten das Tagungszentrum zum letzten Mal in seinem gewohnten Aussehen; es wir derzeit umgebaut und bietet im kommenden Jahr eine deutlicherweiterte Ausstellungsfläche.Fotos: Text, PR & MehrVSOU- J a h r e s tag u n gKlarheit ist nicht immer eindeutigVom 28. April bis 1. Mai 2012 fand in Baden-Baden die 60. Jahrestagung der Vereinigung SüddeutscherOrthopäden und Unfallchirurgen statt. Tagungspräsident in diesem Jahr war Prof. Dr. Martin Krismer,Innsbruck. Mit circa 400 Programmpunkten, informativen Fachvorträgen, Workshops, Seminaren undPodiumsdiskussionen sowie mit hochkarätigen Referenten und einer Industrieausstellung mit etwa160 Ausstellern konnte Krismer etwa 3.000 Teilnehmer überzeugen.Es war nicht ‚irgendein‘ Frühjahrskongress,den der Österreicher Prof. Dr.Martin Krismer als Kongresspräsidentin Baden-Baden in diesem Jahr ausrichtete.Es war ein Kongress der Jubiläen.Zum 60. Mal fand die Jahrestagung derVereinigung Süddeutscher Orthopädenund Unfallchirurgen statt, zum 45. Mal inFolge in Baden-Baden, und für Krismer,Vorstand der Universitätsklinik für Orthopädiean der Medizinischen UniversitätInnsbruck, ist der VSOU-Kongress seitzehn Jahren Pflichtprogramm.Rückblick auf 60 erfolgreiche JahreKein Wunder, dass die Referenten beimEröffnungsabend in Erinnerungenschwelgten. Helmut Mälzer, Präsidentdes Berufsverbandes, gratulierte derVSOU zu diesem „großartigen Jubiläum“und bescheinigte der VSOU, den Wandelvon der VSO zum VSOU hervorragendbewältigt zu haben. Dr. Thomas Möller,1. Vorsitzender der VSOU, schilderte dieErfolgsgeschichte des Traditionskongresses.Anfang der fünfziger Jahre entwickeltesich die Jahrestagung aus einerkleinen regionalen Diskussionsrunde, dienicht mehr als ein Dutzend Orthopädenumfasste, bis hin zum heutigen, zweitgrößtenJahreskongress für Orthopädenund Unfallchirurgen im deutschsprachigenRaum. Prof. Dr. Wolfram Mittelmeierzollte dieser Entwicklung seinenRespekt: „Aus einem kleinen Treffen einenimmer größer werdenden Kongresszu machen – das ist wirklich eine Kunstin der heutigen Kongressflut“, sagte derPräsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für258Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem FachÜ b e r d i e Zukunf t d e r a k a d e m i s c h e n B i l d u n gUm den akademischen Nachwuchs nicht nurder medizinischen Fächer sorgte sich der Festrednerdes Kongresses, Prof. Konrad PaulLiessmann, Professor für Philosophie an derUniversität Wien, in seiner Rede mit der Überschrift„Der aufrechte Gang“. „Als Philosophaus Leidenschaft einen Orthopädenkongressmit Überlegungen zum aufrechten Gang zueröffnen, erscheint gewagt“, hob er zu sprechenan, um dann den aufrecht gehendenMenschen als Metapher für einen freienOrthopädie und Unfallchirurgie (DGOU)in seinem Grußwort.1968 wurde das Kongresshaus in Baden-Baden eingeweiht. Seither findet derKongress dort statt und ist mittlerweilenicht nur für zahlreiche Orthopäden undUnfallchirurgen ein jährlicher Fixpunktim Terminkalender. Vielen ist er derliebste Fachkongress, da er neben demwissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustauschdie Gelegenheit bietet,die ersten warmen Tage des Jahres zuWissenschaftler zu erklären, der sich nur derErkenntnis selbst, jedoch keinen anderenVorstellungen und Wünschen beugt. Die Bologna-Reformbedrohe diese Freiheit der Wissenschaft.Zwar sei ihre ursprüngliche Zielsetzungeine gute gewesen, nämlich einen europäischen,grenzenlosen Wissenschaftsraumzu schaffen. Dieser ursprüngliche Impetus seijedoch in einem bürokratischen Schematismuserstarrt, gekennzeichnet von vollgestopftenStudienrichtungen und einem aufgeblähtemVerwaltungsautomat. Jungen Menschensei es in dieser Maschinerie nicht möglich, zueiner inneren Haltung zu finden, die über diein den Seminaren vermittelten Kenntnisseund Fähigkeiten hinausgeht. „Diese Art vonWissen lässt sich nicht in Curricula und Modulepressen.“ Liessmanns Botschaft an seineZuhörer: Lehrer und Professoren müssten denStudierenden vermitteln, wie sie zu einemaufrechten Gang finden können – auch inFragen, die über ihr eigenes Fach hinausgehen.Manchmal sind es eben gerade dieUmwege, die am ehesten zum Ziel führen.genießen. Mit seinem breitgefächertenProgramm bietet er auch Nachbardisziplinenwie Ärzten für physikalischeund rehabilitative Medizin, Rheumatologen,Schmerztherapeuten, Rehabilitationswissenschaftlern,Physiotherapeutensowie Vertretern der Pflege die Möglichkeit,Wertvolles für den beruflichen Alltagmitzunehmen. Alleinstellungsmerkmalbeim VSOU-Kongress ist bis heutedie Vielzahl an angebotenen Symposienzur Weiterbildung, dies unterscheidetihn auch von anderen Kongressen.Großes Publikum: Bei der Eröffnungsveranstaltung war der Saal bis fast auf den letzten Platz besetzt.Gutes Gespür für ThemenUnter dem Motto „Klarheit“ waren nebenfreien Themen die Schwerpunktein diesem Jahr: Knie, Schmerzen an derWirbelsäule sowie Sicherheit in Orthopädieund Unfallchirurgie. Mittelmeierlobte dieses breitgefächerte Themenangebot.Gerade mit dem Thema Sicherheithabe der Kongresspräsident den Nerv derZeit getroffen. Die Patientensicherheit istvor dem Hintergrund diverser Medizinprodukteskandaleoder auch der aktuelldiskutierten Problematik der Metall-Metall-Gleitpaarungen bei künstlichenHüftgelenken Dauerthema in der FachundPublikumspresse. Dieses allgemeineStreben nach Sicherheit medizinischerBehandlungen eint den Willen der Patientenmit dem der <strong>Fachgesellschaften</strong>:Mittelmeier verwies auf das Endoprothesenregisterder <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie(DGOOC), das in diesem Jahr mitder Datensammlung beginnt, auf die Endocert-Initiativewie auch auf die Errichtungdes TraumaNetzwerkes der <strong>Deutsche</strong>n<strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie(DGU). Damit seien „Meilensteine in derPatientensicherheit errichtet worden“, soMittelmeier.Konservative Orthopädie –ein Fall für die rote Liste?Auch DGOU-Vizepräsident Prof. Dr.Christoph Josten lobte die langjährigeTradition des Baden-Badener Kongresses,der stets ein Spiegelbild von der Entwicklungdes Faches vermittelt habe. Noch vorwenigen Jahren seien die konservativenund operativen Inhalte des Faches striktvoneinander getrennt gewesen. Mittlerweilehabe jedoch eine immer stärkereVerwebung dieser Inhalte stattgefunden,„und diesen Strukturwandel bildet derKongress sehr gut ab.“Gleichwohl wies BVOU-Vizepräsident Dr.Andreas Gassen während der Auftaktpressekonferenzauf den Bedeutungsverlustder konservativen Orthopädie hin.„Nicht erst durch die Zusammenführungder Fächer Orthopädie und Unfallchirurgiezu einem Fach, sondern schon mitder Einführung des DRG-Systems in denKrankenhäusern wird die konservativeOrthopädie immer weniger wahrgenommen“,sagte Gassen. Selbst in Uniklinikenfinde man kaum noch orthopädischekonservative Kernkompetenzen wie Kin­Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012259


Aus unserem Fachdersprechstunden, Skoliosebehandlungenoder Sprechstunden der TechnischenOrthopädie – „weil die konservative Behandlungim DRG-System unattraktiv ist,hohe Endoprothesenzahlen sind einfachlukrativer.“ So können konservative Inhaltein der Weiterbildung nicht mehrvermittelt werden. Darüberhinaus sei dieSituation für niedergelassene Kollegenausgesprochen angespannt: „Der EBMund die erschreckend niedrigen Quartalsfallwertevon circa 30 Euro lasseneine differenzierte konservative Therapienicht mehr erkennen und bringendie Kollegen, die trotzdem versuchen,orthopädisch qualifizierte Behandlung zupraktizieren, an den Rand des wirtschaftlichenRuins.“ Einen Hoffnungsschimmersieht Gassen allerdings: Auf Betreibendes BVOU habe die KBV beschlossen,den EBM wieder hin zu mehr Einzelleistungenzu verändern. Orthopäden undUnfallchirurgen müssten selbstbewussterfür die Inhalte ihres Faches eintreten,for derte der BVOU-Vize. Rheumatologie,von schweren systemischen Verlaufsformenabgesehen, sei zunächst orthopädischeKernkompetenz. Gleiches gelte fürdie Behandlung des kindlichen Bewegungsapparates,diese sei Orthopädenundnicht Pädiaterangelegenheit.Nachwuchsförderpreis: Seit 2010 schreibt dieVSOU zusammen mit Rottapharm Madaus einenNachwuchsförderpreis aus. Er ging in diesem Jahran Dipl.-Ing. Jan Nadorf vom UniversitätsKlinikumHeidelberg.Verdienste um den medizinischenNachwuchsDer Krise der Weiterbildung versuchtder Baden-Badener Kongress seit einigenJahren entgegenzuwirken, indemein Teil des Programms speziell auf dieBedürfnisse von Weiterbildungsassistentenzugeschnitten wird. Prof. Krismerhat dieses Assistentenprogramm imVergleich zu den Vorjahren sogar nochstärker ausgebaut. Für in WeiterbildungStehende gab es allein 220 Kurzvorträge.Ausgewählte und erfahrene Instruktorenbegleiteten die Nachwuchs-Orthopädenund -Unfallchirurgen über den Kongress.Wie im Vorjahr erhielten sie die Möglichkeit,ihre ersten wissenschaftlichenBeiträge vorzustellen. Auch das täglicheOP-Training stieß bei den Assistenzärzten/innenauf hohe Resonanz. Darüberhinaus hatte die VSOU nunmehr zumdritten Mal einen Nachwuchsförderpreisausgelobt, welcher erneut von der FirmaRottapharm Madaus gesponsert wurde.Der erste Platz und somit 750 Euro gingenan Dipl.-Ing. Jan Nadorf vom UniversitätsKlinikumHeidelberg.Placebo – fester Bestandteil der Therapie„Alles in allem ist es meine Zielsetzung,dass die Teilnehmer dieses Kongressesmit dem Bewusstsein zurückfahren, dassihnen der eine oder andere Sachverhaltklarer geworden ist“, sagte Prof. Krismer.Dass es mit der Klarheit im Alltagin Klinik und Praxis so eine Sache ist,die sich immer zu wünschen, aber längstnicht immer leicht zu erreichen ist, veranschaulichteder Kongresspräsidentin seiner Eröffnungsrede, für die er sichnicht hinter dem Rednerpult versteckte,sondern die er überraschend locker ohnePreise beim VS O U - Ko n g r e s sCarl-Rabl-PreisJahresbestpreis OUPHermann-Bauer-MedailleKeine Eröffnungsveranstaltung des VSOU-Kongresses geht ohne Preisverleihung überdie Bühne. Prof. Anke Eckardt, Leitende Ärztinder Hirslanden Klinik Birshof in Münchenstein,Schweiz, erhielt den renommierten undmit 5.000 Euro dotierten Carl-Rabl-Preis. Gewürdigtwurde damit ihr Buch „Praxis LWS-Erkrankungen“ als herausragendste Monografiedes Jahres 2010. „Die Summe wird sozialenProjekten zugute kommen, die sich derBekämpfung des Bewegungsmangels bei Kindernin sozial schwachen Familien widmen“,versprach Prof. Eckardt in ihrer Dankesrede.Erstmals verliehen wurde in diesem Jahr derJahresbestpreis OUP. Das Preisgeld in Höhevon 1.000 Euro wird jeweils zur Hälfte vom<strong>Deutsche</strong>n Ärzteverlag und von der VSOU gestiftet.Berücksichtigt werden alle wissenschaftlichenBeiträge, die im vergangenenJahr in der „Zeitschrift für die orthopädischeund unfallchirurgische Praxis“ (OUP) erschienensind. Der Jahresbestpreis OUP 2011 gingan die Arbeitsgruppe von Prof. Wolf Petersen,Berlin, für einen Artikel über regenerationsförderndeTechniken in der Therapie lokalerKnorpelschäden.„Er ist eine Persönlichkeit, die mit Herz undLiebe überzeugt“, beschrieb ihn Dr. StefanBest, Schatzmeister der VSOU, in seiner Laudatio:Dr. Dieter Clemens, dessen langjährigesEngagement für die VSOU mit der Hermann-Bauer-Medaillegewürdigt wurde. Dr.Clemens war von 1996 bis 2006 VSOU-Vorsitzender,heute ist er Ehrenvorsitzender. „Ihmist es zu danken, dass die OUP unser Verbandsorganist“, fuhr Best fort, „und er widerstandC41-Bildlegendeder Versuchung, den Kongress in die Händeeines externen Veranstalters zu legen. Ich binstolz, einer seiner Freunde zu sein.“260Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem FachManuskript und über die Bühne schlenderndhielt. So manchen seiner Kollegenmag er aufgerüttelt haben, indem er aufStudien verwies, die gerade auch im Bereichdes Kreuzschmerzes eine positivePlacebo-Wirkung nachgewiesen haben.„Wir müssen uns damit auseinandersetzen,und wir müssen darauf vorbereitetsein, dass Placebo ein fester Bestandteilder Therapie werden kann“, sagte derKongresspräsident. Umso wichtiger seieine gute Arzt-Patienten-Kommunikation.„Wir wenden oft Scheintherapienan, wenn wir Akupunktur, Infiltrationenoder Manipulationen durchführen.Diese wirken aber genauso gut wie einemedikamentöse Behandlung, wenn wirden Patienten dies mit den richtigenWorten mitteilen“, zeigte sich Krismerüberzeugt. Mit seiner Festrede ist ihmgelungen, was einen guten Kongresspräsidentenauszeichnet: Er zeigte sich alsjemanden, der es wagt, zu fremden Ufernaufzubrechen und sich dort neue Erfahrungenanzueignen.Jana EhrhardtJana Ehrhardt, Berlin, istRedakteurin der OUMN.N ac h d e m Ko n g r e s s …… ist vor dem Kongress. Während Prof. Krismerseinen Abschied aus Baden-Baden nahm,trat der nächstjährige Tagungspräsident seineAmtszeit an: Die 61. Jahrestagung der VereinigungSüddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgenfindet unter der Leitung desKongresspräsidenten Dr. Hermann Locheraus Tettnang vom 1. bis 4. Mai 2013 statt. Dr.Locher studierte Medizin in Berlin, Tübingenund Rom. Er ist seit 1987 in Tettnang niedergelassen.Dr. Locher ist wissenschaftlicher Koordinatorder <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für ManuelleMedizin (DGMM-MWE) und Gründungsmitgliedder Interdisziplinären <strong>Gesellschaft</strong>für orthopädische und unfallchirurgischeSchmerztherapie (IGOST). Er bildet Ärztefür die Qualifikation „Manuelle Medizin/Chirotherapie“ in Deutschland, Österreichund Italien aus und ist wissenschaftlicher Direktorder italienischen <strong>Gesellschaft</strong> für ManuelleMedizin und Schmerztherapie (AITO-DOMM). Darüber hinaus ist er Mitglied derAutorengruppe „Nationale VersorgungsleitlinieKreuzschmerz“ und arbeitet in derSchmerztherapiekommission der KV Baden-Württemberg sowie in der QualitätskommissionAkupunktur Baden-Württemberg. Er leitetdie wissenschaftliche Arbeitsgruppe ManuelleMedizin in der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>für Orthopädie und orthopädische Chirurgie(DGOOC) und ist seit dem Sommersemester2011 Lehrbeauftragter für Manuelle Medizinan der Technischen Universität München (KlinikumRechts der Isar).Dr. Hermann Locher hat folgende Schwerpunktthemenfür die 61. VSOU-Jahrestagung2013 in Baden-Baden vorgesehen:■■Low Back Pain■■ Orthopädie und Traumatologie bei Kindernund Jug<strong>endlich</strong>en■■Degenerative und metabolische Veränderungenund Erkrankungen an Knochen,Gelenken und Muskeln■■Epidemiologie, Versorgungsforschungund GesundheitspolitikDr. Hermann LocherOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012261


Aus unserem FachWeitere Lücke geschlossen: Die Brandenburger Orthopäden haben am 30. Mai 2012 ihr Qualitätsnetz Orthopädische Rheumatologie gegründet. ZumStart freute sich die frisch gewählte Vorsitzende Dr. Monika Schulze-Bertram über 18 Mitglieder. BVOU-Sektionsleiter ORh Dr. Uwe Schwokowski gratuliertein Potsdam.I n t e rv i e wOrthopädische Rheumatologiegeht uns alle anIn Baden-Baden zum VSOU trafen sich Qualitätsnetzleiter der Sektion Orthopädische Rheumatologie zuihrer ersten gemeinsamen Sitzung. Der Leiter der Sektion, Dr. Uwe Schwokowski, fasst im Gesprächwichtige Punkte zusammen.Wofür brauchen wir eine SektionOrthopädische Rheumatologie (ORh) imBVOU?Dr. Uwe Schwokowski: Im europäischenSinne beinhaltet die Rheumatologie dasSpektrum, welches Orthopäden und OrthopädischeRheumatologen in Deutschlandabdecken. Deshalb ist es zukunftsweisend,dass auch die Orthopäden Patientenmit entzündlich-rheumatischenErkrankungen in ihrer täglichen Arbeitversorgen. Dabei übernimmt die SektionOrthopädische Rheumatologie (ORh) dieSchrittmacherfunktion.Also?Orthopädische Rheumatologie geht ersteinmal alle Orthopäden an! 6.000 niedergelasseneOrthopäden und Unfallchirurgen<strong>dürfen</strong> keinen Rheumapatientenunerkannt durchs Früherkennungsnetzschlüpfen lassen. Früherkennung in denorthopädischen Praxen sollte selbstverständlichwerden. Das allein ist schoneine große Aufgabe. Wer von den Orthopädenund Unfallchirurgen dann nochweiter behandeln will, der soll sich dasgerne aneignen <strong>dürfen</strong>. Für die Frühbehandlungund Früherkennung bietet dieSektion Orthopädische Rheumatologiezertifizierte Fortbildungen an.Der Rheumapatient soll also möglichstlange im orthopädischen Systemgehalten werden?Es müsste allen deutlich gemacht werden, dass die konservativeOrthopädie in Deutschland die Rheumatologie im europäischenSinne ist, also degenerativ-funktionell und das entzündliche Spektrumabdeckt. Die Weiterbildungsordnung ORh muss in dieserHinsicht dringlich korrigiert werden.In Bezug auf die degenerativen Krankheitsbildertrifft dies auf jeden Fall zu.Bei den entzündlichen Krankheitsbildernsoll das Prinzip gelten, wer kann bzw.entsprechend fortgebildet ist, der darf.Die DMARD- und Biologikatherapie sindfür den Orthopäden und Orthopädischen262Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem FachRheumatologen kein Tabu. Bei den entzündlichenErkrankungen, insbesondereden Vaskulitiden und Kollagenosen,dürfte aber inden vielen Fällender internistischeRheumatologe dierichtige Adressesein. Generell gilt:Der internistische Kollege ist nicht unserGegner, sondern unser Kooperationspartner.Die Reform der Weiterbildungsordnungsteht an. Dies ist in den nächsten zweiJahren eines der bestimmenden Themen.Wie ist das Fach aufgestellt?Die Weiterbildungsordnung (WBO)Orthopädische Rheumatologie ist inDeutschland in erster Linie operativausgerichtet. Das ist der entscheidendeWebfehler für das Verständnis konservativausgerichteter Orthopäden und OrthopädischenRheumatologen. Deshalbhalten Rheumatologen in anderen europäischenLändern den deutschen OrthopädischenRheumatologen für einen „orthopedicsurgeon“.Generell gilt: Der internistische Kollege ist nicht unser Gegner,sondern unser Kooperationspartner.Nach Ansicht einiger Mandatsträger derinternistischen Rheumatologen werdendeshalb die konservativ tätigen Orthopädenund ORh auch nicht als Mitversorgerentzündlich-rheumatischer Erkrankungenangesehen. Und die internistischenRheumatologen beanspruchen aufgrundihrer WBO auch das Feld der konservativenOrthopädie. Die politische Spitze derinternistischen Rheumatologen spielt bereitsauf diesem Klavier! Die Situation istmehr als ernst. Doch umgekehrt wäre esrichtig: Es müsste allen deutlich gemachtwerden, dass die konservative Orthopädiein Deutschland die Rheumatologieim europäischen Sinne ist, also degenerativ-funktionellund das entzündlicheSpektrum abdeckt. Die WeiterbildungsordnungORh muss in dieser Hinsichtdringlich korrigiert werden – für alle Orthopädenmuss die ORh eine hohe Prioritäthaben.Die Fortbildungsangebote der SektionOrthopädische Rheumatologie sind alsoeine Reaktion auf die beschriebenenFehlentwicklungen inder Weiterbildung?Es sind Beiträge dazu,die konservative Orthopädiewieder in einemumfassenden Sinne zudefinieren. Orthopäden als Operateureund (wiedererstarkte) konservativ Tätigewären eine richtige Macht. Mit unseremModell – eine breite Früherkennung undFrühbehandlung durch fortgebildete Orthopädenund eine neue spezialisierteWeiterbildung in der ORh – gehen wir„zurück in die Zukunft“.Interview: Joachim StierJoachim Stier, freierJournalist in Aachen/Berlin1 . S e k t i o n s s i t zung in Baden-Badena Dr. Andreas Gassenb Dr. Martin Talkec Teilnehmerd Dr. Uwe SchwokowskiabcdOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012263


Aus unserem FachD G O U - W e i t e r b i l d u n gskl aus u rUnser Fach ist beliebtund soll es auch bleibenAm 9. und 10. März 2012 fand in Berlin die Weiterbildungsklausur„Konservative Orthopädie und Unfallchirurgie“ statt. Impressionen und Ergebnisse.„Chirurgie ist mehr als operieren“, stellenHartwig Bauer und Axel Ekkernkampals Motto über die diesjährige Tagungder Chirurgischen ArbeitsgemeinschaftQualitätssicherung (CAQS). Genau diesesWissen treibt viele Orthopäden und Unfallchirurgenseit Einführung der letztenMusterweiterbildungsordnung (MWBO)auf die Barrikaden. „Ja – natürlich ist dasso!“, werden spontan alle erfahrenenKollegen bestätigen, aber wie messenund bewerten wir diese „Selbstverständlichkeit“in unserer heutigen Weiterbildungsrealität?Bei genauerer Betrachtungder MWBO finden sich zwar für nahezualle Aspekte der konservativen ChirurgieOberbegriffe oder zumindest die Forderungnach Kenntnissen und Fähigkeiten –aber reicht das? Hatten zunächst vorrangigkonservativ tätige, niedergelasseneOrthopäden und Leitende Ärzte von Rehabilitationsklinikendie Weiterbildungsdefizitebeklagt, so mussten wir dochspätestens seit dem Leit artikel von FritzNiethard „Für eine konservative Orthopädieund Unfall chirurgie“ in den OrthopädieMitteilungen 4/2011 zur Kenntnisnehmen, dass das Problem größer undkomplexer ist.Nur definierte Prozeduren werdenbezahlt und weitergebildet!?Seit Jahren wird wiederholt versucht,eine Zusatzweiterbildung „KonservativeOrthopädie und Unfallchirurgie“in der MWBO zu etablieren. Wohl nichtzuletzt durch ein OPS-getriggertes DRG-Entgeltsystem blieben diese Bemühungenbislang ohne Erfolg. Dieses Systembelohnt eben Prozeduren, sprich kodierbareMaßnahmen. Am meisten lohnensich gut bezahlte, schnelle und risikoloseOperationen. Aufwändige Anamnesen,klinische Untersuchungen, Assessments,schrittweises Herantasten an den Menschenmit nicht-invasiven, aber auch mitnicht-medikamentösen Therapien unddie sorgfältige Beobachtung der individuellverschiedenen Wirksamkeit, all dashat regelhaft keinen Platz mehr in derDRG-Klinik.Ansporn genug für die DGOU, viele Expertenals Klausurteilnehmer an einen unerwartetenOrt – eine katholische Tagungsstättein Berlin! – einzuladen, um einmalin Ruhe zu diskutieren, wie eine zukünftigeWeiterbildungsstruktur denn tatsächlichdie Inhalte vermitteln kann, die zukünftigeKollegen und Patienten brauchen.Generalsekretär Hartmut Siebert begrüßtealle Teilnehmer herzlich, MaximilianRudert führte in die Problematik ein,dann konnte Matthias Psczolla einleitendzeigen, wie viele Patienten mit Erkrankungenunseres Fachgebietes bereitsheute nicht in unseren Fachabteilungenbetreut werden – ein Potenzial, welchesunserem Fach sicher nicht verloren gehensollte.Brainstorming in den ArbeitsgruppenEs folgten die Arbeitsgruppensitzungenund das gemeinsame Abendessen mitvielen guten Gesprächen. Am Samstagging es nach gutem Frühstück mit neuerKraft zurück in die Arbeitsgruppen. ImPlenum ergaben sich hochengagierte Diskussionen,aber auch die Erkenntnis „Esist alles nicht so einfach zu lösen …“Foto: PrivatDie Weiterbildungsklausur der DGOU fand an einem unerwarteten Ort– einer katholischenTagungsstätte in Berlin – statt.Die Arbeitsgruppe 1 unter Leitung vonBernd Kladny und Helmut Locher diskutierte„Definition und praktische Ausführungkonservativer Weiterbildungsinhalteund wie ist dies überprüfbar?“.Erwartungsgemäß konnten nicht alleAspekte schlüssig gelöst werden, aber eswurden Inhalte und Wege beschrieben,die die Einheit des Faches nicht gefährdenund trotzdem Kollegen mit großemInteresse an konservativer Therapie eineehrliche Weiterbildung zum Facharzt fürOrthopädie und Unfallchirurgie und mitZusatzqualifikation zum „OrthopädischenRheumatologen“ nach acht Jahrenermöglichen könnte. Gerade hier wirddeutlich, dass Weiterbildungsnachweise264Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


über das Logbuch hinaus notwendig sind.Eine Möglichkeit könnte es sein, dass einebestimmte Anzahl von Behandlungsverlaufsdokumentationen,OP-Berichtenund Sono-Befunden im Original zur Prüfungmitzubringen sind. Somit wärendie datenschutzrechtlichen Problemeseitens der Kammern, aber auch eine zugroße Papiermenge im Antragsverfahrenvermeidbar, dennoch könnten sich dieschweigeverpflichteten Prüfer ein realesBild des Aspiranten verschaffen.Die Arbeitsgruppe 2 unter Leitung vonStefan Rehart, Stefan Piltz und ChristianMüller zum Thema „ Reevaluationen deroperativen Anforderungen – was mussselber operiert, was assistiert sein – undwie ist dies überprüfbar?“ präsentierteeinen Vorschlag für einen tatsächlicherreichbaren und leicht flexibilisiertenOP-Katalog. Hier bleibt zu betonen, dasses unabdingbar sein wird, auch Hospitationenoder Weiterbildungszeiten untersechs Monaten in Spezialbereichen zuakzeptieren. Weder werden komplexeendoprothetische Wechseloperationennoch Polytraumen oder kindliche Skoliosenan allen Weiterbildungsstättenangeboten werden können, noch werdenin Anbetracht der Personalknappheit alleRotanden für sechs Monate jeweils dieWeiterbildungsstätte wechseln könnenoder wollen.Spezifische Fortbildungen sollten vonden <strong>Fachgesellschaften</strong> entwickelt undvon starren Vorgaben, Darstellung vonWeiterbildungskatalogen als Matrix, hinzu Inhalten statt abzudienender Zeiten‘entspricht der zukünftigen Arbeitswelt inder Chirurgie sicher weitaus mehr als dasderzeitige System. Dieses wird eigentlichschon den heutigen Realitäten mit Honorarärztenund kollegial geleiteten Abteilungensowie interdisziplinären Notaufnahmenund Intensivstationen kaum mehrgerecht. Hier wurden bereits erste Schritteder kleinteiligeren Planung für Inhalte allerArt demonstriert. Es bedarf aber noch umfangreicherArbeit, bevor dies im Einzelnenveröffentlicht und weiter diskutiert werdenkann.Paradigmenwechsel vomCommon Trunk zum Common ContentEntscheidend ist der Paradigmenwechselvom Common Trunk zum Common Content,auf den sich alle Anwesenden einigenkonnten. Alle Inhalte können also zujedem Zeitpunkt während der Weiterbildungerworben werden. Eine Fixierungauf einen Weiterbilder ist nicht zwingend.Entscheidend ist vielmehr, dass in jederPraxis oder Klinik eine für diesen Teil imGebiet Chirurgie befugte Person die jeweiligenInhalte vertritt – etwa der PlastischeChirurg septische Handeingriffeoder eine Verbrennungsbehandlung bescheinigtund der Neurochirurg eine Nukleotomie–, aber dennoch in Orthopädieund Unfallchirurgie eingebracht werdenkönnen. Ebenso muss für konservativeEntscheidend ist der Paradigmenwechsel vom Common Trunkzum Common Content: Alle Inhalte können zu jedem Zeitpunktwährend der Weiterbildung erworben werden.seitens der Kammern zertifiziert werden.Wichtig bleibt aber der Grundsatz,dass für die Weiterzubildenden keineKosten entstehen <strong>dürfen</strong>. Eine Weiterbildungsstättemuss im Rahmen desBefugnis antrages zusichern, dass der Klinikträgeranfallende Kosten übernimmtund die entsprechende Freistellung zusichert.Sicher am visionärsten waren die von AndreasBotzlar für die Arbeitsgruppe „Flexibilisierungder Weiterbildung – welcheHindernisse sind wo und wie zu überwinden– eine Road Map in die Zukunft!“vorgestellten Ergebnisse, beispielhaftdargestellt in Abb. 1. Das Prinzip ‚WegInhalte die Akzeptanz von Unterschriftenbefugter Neurologen, Schmerztherapeutenund anderen Spezialisten durchdachtwerden. Dem für das Weiterbildungszeugniszuständigen Weiterbilder kommtdann die Verantwortung zu, all diese Modulezu bewerten und die Facharztreifefür unseren Facharzt zu bescheinigen.In der Zusammenschau aller Arbeiten istes mir am wichtigsten zu betonen, dasssich in den Diskussionen keine Sätzemehr hören ließen von „uns Orthopäden“oder „Wir als Unfallchirurgen“. Die jungeGeneration denkt bereits in viel organbzw.problembezogeneren Zusammenhängen.Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012265


Aus unserem FachQuelle: A. Botzlarstationär stationär Notaufnahme Intensivstaionstationär stationär Notaufnahme IntensivstaionWir wollen lernen und können,was wir tunAus den sehr engagierten Redebeiträgenwurde deutlich, dass von den jungen Kollegenund Kolleginnen Interesse an vielenTeilen des Faches besteht. Aber die Sorgeist groß, dass soviel gar nicht in der realzur Verfügung stehenden Zeit gesehen,geschweige denn gelernt und beherrschtwerden kann. Fast alle Teilnehmer warensich darin einig, dass das Erreichendes Facharztes nicht gleichbedeutend istmit dem Zeitpunkt, an dem entwederals Oberarzt oder in der Praxis schlichtalle Inhalte eigenverantwortlich erbrachtwerden könnten. Keine MWBO wird eineselbstkritische, ehrliche Arztpersönlichkeitsichern oder Scharlatanerie verhindernkönnen, aber die Weiterbilderstehen auch in der Pflicht, eben nicht zubescheinigen, was nicht tatsächlich erfahrenoder sogar sehr gut erlernt wurde.stationärambulantandere Chirurgie (a)andere Chirurgie (a)Neurochirurgie (a)Neurochirurgie (a)Abb. 1 Flexible Zeiten oder Weiterbildungsstätten für konservative und operative InhalteOrthopädie/UnfallchirurgieOrthopädie/UnfallchirurgieDie chirurgische Höchstspezialisierungwird immer nur ein Aspekt des orthopädisch-unfallchirurgischenBerufes sein.Ein anderer ist die sichere Einschätzungund Erstversorgung von Verletzungen undErkrankungen im Alltag und besonderswährend der Nacht- und Bereitschaftsdienste.Letzteres ist das Weiterbildungszielam Ende des Facharztes. Ganz besondersaußerhalb der Ballungsräume sindFachärzte gefragt, die sich nicht überschätzen,aber auch keine Angst vor denPatienten haben. Junge Fachärzte müssendiese Aufgabe wahrnehmen können undin der Lage sein, andere Kollegen hinzuzuziehenoder die Patienten gut erstversorgtzu verlegen – das ist das Ziel, demauch kein Teilnehmer widersprochen hat.Die Kür kommt nach dem Facharzt!?Bis auf wenige Ausnahmen werden diemeisten jungen Kollegen mit den alltäglichenAnforderungen mehr als ausgelastetsein. Aber es wird auch Ärzte geben,die sehr früh bestimmte Spitzenbegabungenentwickeln oder schon immer wussten,dass sie eigentlich mehr mit den Händenals mit dem Skalpell heilen wollenoder sich wirklich nur in der Kniechirurgieverwirklichen möchten. All dies mussflexibel und ehrlich in unserem Fachmöglich bleiben, indem „übererfüllte“ Inhalteaus der Facharztweiterbildungzeitbereits für weitere Zusatzweiterbildungenund Fortbildungen eingebracht werdenkönnen. Es herrschte allgemeine Zustimmung,dass gerade abrechnungsrelevanteSpezialkenntnisse seitens der <strong>Fachgesellschaften</strong>definiert werden sollten.Die bisherige langwierige Abstimmungbezüglich der Zusatzweiterbildungenkönnte mittels zertifizierter Fortbildungendem rasanten Veränderungsdruckim Gesundheits wesen viel besser angepasstund zwischen verschiedenen <strong>Fachgesellschaften</strong>,auch gebietsübergreifend,flexibel abgestimmt werden. Ob hier amEnde noch eine Anzeigepflicht bei denAufsichtsbehörden notwendig bleibt oderandere Wege der Anerkennung in denGremien der ärztlichen Selbstverwaltungnotwendig erscheinen, bleibt abzuwarten.Sicher erscheint aus Sicht des Nachwuchsesnur, dass das bisherige System wedergegenwarts- noch zukunftstauglich ist.Welchen Risiken der Arztberuf heute bereitsunterliegt, hat Giovanni Maio überdeutlichin seinem Artikel „Ärztliche Hilfeals Geschäftsmodell“ [2], erschienen im<strong>Deutsche</strong>n Ärzteblatt, beschrieben. Ohnedessen Inhalte zu wiederholen, bleibthervorzuheben, dass die Mitglieder desJungen Forums der DGOU weiterhin Ärzteim besten Sinne des Wortes werden undbleiben wollen. Daraus folgt: Gezielte klinischeUntersuchungen, nicht-operativeHeilungsverfahren und die sichere Indikationsstellungfür Operationen und derenNachbehandlungen müssen in ehrlichbezahlter, patientenzentrierter, weiterbildungstauglicherTeamwork das Ziel allerzukünftigen Reformbemühungen sein.AusblickDie begonnene Arbeit an den einzelnenKonzepten sollte bis zum Herbst 2012 inunseren <strong>Gesellschaft</strong>en konsentiert sein.Die entsprechenden Ergebnisse werdendann im Internet allen Mitgliedern zurVerfügung gestellt. Danach gilt es miteiner Stimme für die kommenden Ärztetage,in der Bundesärztekammer und denLandesärztekammern Verständnis undVerbündete zu finden, damit wir sobaldwie möglich zu einem modernen, flexibleren– für unser Fach in seiner ganzenTiefe und Breite – interessanten Facharztkommen. Unser Fach ist beliebt und solles bleiben – bei Ärzten und Patienten.Prof. Dr. Almut TempkaProf. Dr. AlmutTempka leitet denAusschuss für Bildungund Nachwuchs der<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>für Orthopädie undUnfallchirurgie.Literatur1 Hucklenbroich Ch.,: Generation Y – Der alteArzt hat ausgedient, FAZ 27. April 2012;www.faz.net/-gx3-6ze6d2 Maio. G., Ärztliche Hilfe als Geschäftsmodell;Dtsch. Ärztebl. 2012; 109 (16): A804 – 7266Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem FachDas Training motorischer Funktionen scheint zumindest bei rüstigen Senioren das Sturzrisiko zu senken.Fotos: BVOU/RosenthalH TA - B e r i chtSturzprophylaxe bei älteren Menschenin ihrer persönlichen WohnumgebungVo r b e m e r k u n gDie Gesundheitspolitik steht vor der Aufgabe,unter den Bedingungen des demografischenWandels und der wachsenden Zahlchronischer Erkrankungen die zunehmendknapper werdenden Ressourcen angemesseneinzusetzen und eine qualitativ hochwertigesowie bezahlbare Gesundheitsversorgungsicherzustellen. In diesem Zusammenhanggewinnen präventive Maßnahmenan Bedeutung, beispielsweise zur Vorbeugungvon schweren Gesundheitseinschränkungenund von Pflegebedürftigkeitim Alter. Dazu gehört auch die Sturzprophylaxe,da mit zunehmendem Alter nicht nurdas Sturzrisiko steigt, sondern auch die Gefahr,dass ein Sturz behandlungsbedürftigeVerletzungen zur Folge hat. Die im vorliegendenHTA-Bericht (HTA = Health TechnologyAssessment) durchgeführte Analysesturzprophylaktischer Maßnahmen soll indieser Diskussion zu Entscheidungen übereinen möglichst effektiven und effizientenEinsatz von Ressourcen beitragen.Wissenschaftlicher HintergrundIn nationalen und internationalen Leitlinienwird zur Vorbeugung von Stürzenund ihren Folgen ein breites Spektrum anEinzel- und kombinierten Maßnahmenempfohlen. Sie dienen der Erkennungsturzgefährdeter Personen und der Beseitigungvon Risikofaktoren für Stürze.Eine Reihe nicht formaler und formalerTests und Instrumente wird zur Beurteilungdes Sturzrisikos eingesetzt. PräventiveMaßnahmen richten sich nachden individuell vorliegenden Risikofaktoren.Generell wird zwischen nichtmedikamentösen und medikamentösenEinzelmaßnahmen sowie multimodalenPräventionsprogrammen unterschieden.Letztere zeichnen sich durch die Kombinationverschiedener Einzelmaßnahmenaus.Geht diesen Maßnahmen eine differenzierteBeurteilung des Sturzrisikos vorausund werden die nachfolgenden Interventionenan die ermittelten Risikofaktorenangepasst, werden die Programmeals multifaktoriell bezeichnet. MultimodalePräventionsprogramme, die für alleangesprochenen Personen die gleichenMaßnahmen beinhalten, fallen unterdie Kategorie multipler Interventionen.Neben den spezifischen Maßnahmenbeinhaltet Sturzprophylaxe aber auch,dass die sonstige Therapie und Pflegesituationsgerecht sowie sicher erfolgen.Ein Großteil der Empfehlungen zur Sturzprophylaxeberuht auf Studien mit eingeschränkterwissenschaftlicher Beweiskraft.Es mangelt insbesondere an Studienzur setting- und zielgruppenspezifischenEffektivität sturzprophylaktischerMaßnahmen. Die gesundheitsökonomischeBedeutung der Sturzprophylaxeergibt sich aus der vermuteten Vermeidbarkeitvon Stürzen und sturzbedingtenVerletzungen sowie den dadurch entstehendenKosten.Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012267


Aus unserem FachForschungsfragenIm Bericht werden folgende Fragestellungenbearbeitet:■■Welchen Effekt haben medikamentöseund nicht medikamentöse Einzelmaßnahmensowie strukturierte,multimodale Programme zur Sturzprophylaxebei älteren Menschen aufdas Auftreten von Stürzen und sturzbedingtenVerletzungen (Art undSchwere)?■■Wie kosteneffektiv sind diese Maßnahmenund entsprechenden Präventionsprogramme?■■Welche sozialen Bedingungen, ethischenProblembereiche und spezifischjuristischen Fragen sind für dieUmsetzung sturzprophylaktischerMaßnahmen von Bedeutung?Diese Forschungsfragen beziehen sich aufMenschen ≥ 60 Jahre, die entweder in ihrereigenen Häuslichkeit oder in Einrichtungender stationären Langzeitversorgungleben.MethodikEs wird eine systematische Literaturrecherchein 31 Datenbanken durchgeführt.Der Suchzeitraum erstreckt sich von Januar2003 bis Januar 2010. Weitere Referenzenwerden aus den Literaturlistenvon systematischen Literaturübersichtengewonnen. Für die Evaluation der klinischenEffektivität von Interven tionenwerden ausschließlich randomisiertekontrollierte Studien (RCT) eingeschlossen.Für die Untersuchung der Effektivitätdiagnostischer Strategien zur Identifizierungsturzgefährdeter Personen werdenaußerdem prospektive Studien zur diagnostischenGenauigkeit berücksichtigt.Zur Beantwortung der sozialen, ethischenund juristischen Fragen werden inhaltlichrelevante Studien unabhängig vomDesign, juristische Dokumente und Kommentaresowie Positionspapiere herangezogen.Die Auswahl und kritische Bewertungrelevanter Studien sowie die Datenextraktionerfolgen durch zwei Personenunabhängig voneinander. Auf metaanalytischeZusammenfassungen der Ergebnissewird aufgrund der Heterogenität desvorliegenden Studienmaterials verzichtet.ErgebnisseInsgesamt sind über die elektronischenRecherchen und die Durchsicht der Referenzlistenüber 12.000 Referenzen identifiziertworden, von denen 184 den Einschlusskriterienfür den gegenwärtigenBericht entsprechen.Ergebnisse – medizinisch-pflegerischeFragestellungenInstrumente und Tests zur Beurteilungdes Sturzrisikos: Die Bewertung der diagnostischenGenauigkeit stützt sich auf16 prospektive Beobachtungsstudien.Aus einem RCT liegen Angaben zur klinischenEffektivität vor. Insgesamt wurdenin den Arbeiten 34 Tests, Verfahrenoder Parameter untersucht. Keines derevaluierten diagnostischen Verfahrenverfügt nach den vorliegenden Erkenntnissengleichzeitig über eine mehr als70 Prozentige Sensitivität und Spezifität.Der klinische Informationsgewinn durchdie Instrumente ist eher gering, sofernes allein um die Identifizierung sturzgefährdeterPersonen geht. Hinzu kommt,dass die interne Validität der Ergebnisseder diagnostischen Studien durch verschiedeneBiasrisiken eingeschränkt ist,insbesondere durch den unklaren Einflusssturzprophylaktischer Maßnahmensowie durch die unklare Unabhängigkeitder Interpretation von Indextest und Referenzkriterium.Die Ergebnisse des Cluster-RCTbelegen, dass durch die alleinigeEinführung einer Sturzrisikoskala wedereine Senkung der Sturzhäufigkeit nocheine häufigere Anwendung prophylaktischerMaßnahmen erreicht werden kann.Trainingsangebote zur Förderung motorischerFunktionen: Die Ergebnisse basierenauf 37 Primärstudien. Sie deckenein breites Spektrum an Populationenund Trainingsangeboten ab. Die interneValidität circa der Hälfte der Studien istdurch unklare Angaben zur Zuordnungzu den Studiengruppen und bei fast allenStudien durch schwer zu bewertendeAuswirkungen der fehlenden oderunklaren Verblindung von Teilnehmernund Ergebniserfassung limitiert oderunklar. Unter Vorbehalt dieser Limitierungenlegt die gefundene Evidenz nahe,dass multidimensionale, über einen längerenZeitraum durchgeführte motorischeÜbungen das Sturzrisiko ältererMenschen senken. Dieser Effekt ist beieher rüstigen Senioren mit einem Mindestmaßan funktionellen Fähig keitenzu erwarten. Für eher gebrechliche Zielgruppenwerden auch gegenteilige Effekteberichtet. Unterschiedlich langeBeobachtungszeiträume sowie diverseUnterschiede der Trainingsangebote (Intensität,Art der Anleitung, an der Durchführungbeteiligte Berufsgruppen) lassenes nicht zu, studienübergreifend einenEffekt für eine bestimmte Programmkonfigurationzu beschreiben. Unklarbleiben nach den vorliegenden Erkenntnissendie Auswirkungen auf das Risikosturzbedingter Verletzungen.Maßnahmen der Überprüfung und Korrekturder Sehfunktion: In zwei Stu dienwurden die Effekte von Sehtests undnachfolgenden bedarfsspezifischen Interventionenausgewertet. Ein fehlenderEffektnachweis aus einer Studie mit relativgesunden Senioren steht den Ergebnissenaus einer anderen Studie mitPersonen hohen Alters gegenüber, die aufein signifikant erhöhtes Sturz- und einknapp nicht signifikant erhöhtes Frakturrisikoaufseiten der Interventionsgruppeverweist. Die sturzprophylaktischeWirksamkeit von Maßnahmen zur Überprüfungund Verbesserung der Sehfunktionist somit als unklar zu bewerten. BeiAnpassungen von Sehhilfsmitteln oderanderen Maßnahmen zur Korrektur derSehfunktion ist eine unter Umständennicht auszuschließende Sturzrisikoerhöhungzu berücksichtigen.Chirurgische Eingriffe: Eine Studie evaluiertdie sturzprophylaktischen Effektevon Herzschrittmachern bei Patientenmit einer speziellen Form von Herzrhythmusstörungen(Hypersensitivität des Karotissinus).Die Ergebnisse verweisen aufeine signifikante Senkung der Sturzrate,aber nicht des Frakturrisikos. Die Gültigkeitdieser Resultate ist wegen unklarerValidität der zugrunde liegenden Studieunsicher. Die Ergebnisse aus zwei Studienzu den Effekten einer Kataraktoperationsind inhomogen. Während für dieKataraktextraktion am ersten Auge einesignifikante Reduktion der Sturzrate undeine knapp nicht signifikante Reduktiondes Frakturrisikos beschrieben sind,konnten diese Effekte für die Kataraktoperationam zweiten Auge nicht mehrnachgewiesen werden. Es wird sogar eintendenziell höheres Frakturrisiko in derInterventionsgruppe berichtet. Unklarist, inwieweit studienmethodische Problemedie Resultate beeinflusst haben.Schulungsmaßnahmen: In zwei eingeschlossenenStudien wurden kognitivverhaltenstherapeutischausgerichtete268Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem FachProgramme bei im eigenen Haushalt lebenden Senioren untersucht.Ziel solcher Programme ist es, ältere Menschen überihr Sturzrisiko aufzuklären sowie ihre Kompetenzen und ihreSicherheit im Umgang mit diesem Risiko zu stärken. Aus keinerStudie wird eine Reduktion des Sturzrisikos berichtet. Aufgrundvon Unbestimmtheiten hinsichtlich der Studienvaliditätlässt sich die Gültigkeit dieser Ergebnisse schwer bewerten, sodassdie Effektivität von Schulungs- oder psychologischen Maßnahmenmit dem Ziel der Verhaltensanpassung unklar bleibt.Maßnahmen zur Verbesserung der Kompetenzen betreuenderFachkräfte in Einrichtungen der Langzeitversorgung: Hierzuliegen Ergebnisse aus vier Studien vor. Die evaluierten Interventionensind sehr heterogen. Die Unterschiede betreffen dieZahl und Art der angesprochenen Berufsgruppen sowie die inhaltlichenAnsatzpunkte. Lediglich eine Arbeit, deren methodischeQualität keines der abgefragten Beurteilungskriterienerfüllt, berichtet positive Effekte auf sturzbezogene Endpunkte.Insgesamt verweisen die Ergebnisse zu Interventionen, die alleinoder vorrangig die Kompetenzen der sozialen Umgebungbetreffen, eher auf ausbleibende Effekte.Anpassung der Wohnumgebung: Hierzu sind sechs Studien eingeschlossen.Die evaluierten Interventionen bestehen aus einerstandardisierten Überprüfung der Wohnumgebung und sichdaraus ergebenden Empfehlungen für notwendige Veränderungen.Alle Studien beziehen sich auf Senioren in der eigenenHäuslichkeit. In der Gesamtschau zeigen die Ergebnisse, dass diesturzprophylak tische Effektivität dieser Art von Einzelinterventionan die Gebrechlichkeit (Vulnerabilität) der Zielgruppe gebundenist. Während drei Studien, in denen die Senioren unabhängigvom vorbestehenden Sturzrisiko eingeschlossen wurden,durchgehend keine signifikante Reduktion der Sturzhäufigkeitberichten, verweisen die Ergebnisse der drei Studien mit einerbereits sturzgefährdeten bzw. gesundheitlich beeinträchtigtenPopulation konsistent auf eine signifikante Verringerung derSturzrate. Unter Berücksichtigung der verfügbaren Angaben zurStudienvalidität sind die vorliegenden Ergebnisse als Hinweiseauf eine mögliche sturzprophylaktische Effektivität wohnraumbezogenerMaßnahmen bei älteren Menschen mit vorbestehendergesundheitlicher Vulnerabilität zu betrachten.Angebot von Hüftprotektoren: In diesem Bericht sind 14 Studienausgewertet worden, in denen die Auswirkungen desAngebots von Hüftprotektoren auf das Risiko hüftgelenksnaherFrakturen evaluiert wurden. Drei Studien beziehen sichauf im eigenen Haushalt lebende Menschen. Ihre Ergebnissezeigen konsistent keine protektiven Effekte. Das Ergebnisbildder elf Studien, die im Setting der stationären Langzeitversorgungdurchgeführt wurden, ist weniger homogen, wobei eineoft unklare interne Validität der Studien empirisch gesichertenSchlussfolgerungen entgegensteht. Der einzige Nachweis einersignifikanten Reduktion des Hüftfrakturrisikos stammt aus einerStudie mit diversen methodischen Unsicherheiten. Daherist die Wirksamkeit eines Angebots von Hüftprotektoren für Bewohnervon Einrichtungen der Langzeitversorgung als unklarzu bewerten.Gangstabilisierendes Schuhwerk: Eine Studie berichtet die Effekteder Anwendung von speziellen Schuhschneeketten aufdas Sturzrisiko bei Außenaktivitäten unter winterlichen Bodenbedingungen.Die Autoren beschreiben signifikant positive Effekte.Ein Ergebnis, das theoretisch plausibel ist, wenngleich dieValidität der zugrunde liegenden Studie in mehrfacher Hinsichtunklar bleibt.Vitamin D: Die Bewertung der Wirksamkeit von nativen VitaminD-Präparaten (Vitamin D2, Vitamin D3) bzw. der aktivenVitamin D-Variante Alfacalcidol stützt sich auf die Ergebnissevon 13 RCT mit vergleichsweise hoher interner Validität. MethodischeUnsicherheiten bestehen am häufigsten hinsichtlichder exakten Definition der erfassten Sturzendpunkte. Die Nachbeobachtungszeiträumein den Studien variieren zwischen dreiund 48 Monaten. Die nativen Vitamin D-Präparate werden inunterschiedlicher Dosierung, auf verschiedenen Applikationswegen,in mannigfachen Anwendungsintervallen und mit oderohne begleitende Calciumsubstitution gebraucht. In drei derberichteten Studien wurden signifikant positive Effekte aufsturzbezogene Endpunkte gefunden, in einer Arbeit aber auchsignifikant negative Effekte, ohne dass sich hierfür erklärendeFaktoren aus den Studienmerkmalen ableiten lassen.Zusammenfassend ist festzustellen, dass aus dem vorliegendenStudienmaterial für ältere Menschen in der eigenen Häuslichkeitkeine konsistenten Wirksamkeitsnachweise für native VitaminD-Präparate mit oder ohne begleitende Calciumgabe bzw.für aktive Vitamin D-Metabolite abgeleitet werden können.Auch in den fünf Studien aus der Langzeitversorgung werdennur sporadisch positive Teilergebnisse zugunsten der Interventionsgruppeberichtet, ohne dass sich diese konsistent anhandspezifischer Studiencharakteristika erklären lassen. UngünstigeEffekte einer Vitamin D-Medikation werden aus den Arbeitenin der Langzeitversorgung nicht berichtet.Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012269


Aus unserem FachNahrungsergänzung: Zwei Studien untersuchtendie sturzprophylaktischenEffekte von Nahrungsergänzung durchkalorienreiche Nährlösungen bzw. Multivitaminpräparate.In beiden Arbeitenwar „Sturz“ nur ein nachgeordneter Endpunkt.Beide methodisch als eher problematischeinzustufende Studien berichtenweniger Stürze in den Interventionsgruppen.Die Unterschiede erreichen keinestatistische Signifikanz. Aus den vorliegendenStudien lässt sich nicht auf diesturzprophylaktische Wirksamkeit vonkalorienreicher Nahrungsergänzung bzw.Multivitaminsupplementen bei älterengebrechlichen Personen schließen.Medikationsanpassung: Aus zwei Stu dienliegen Ergebnisse zur Wirksamkeit desAbsetzens von (auf das Nervensystemwirkenden) Medikamenten vor. BeideStudien zeigen eine signifikante Senkungder erwarteten Sturzrate (Inzidenzdichte),nicht aber der kumulierten Sturzinzidenz.In einer Studie wurden die Auswirkungenauf das Frakturrisiko kontrolliert,ohne den Nachweis signifikanter Effekte.Die Aussagekraft der Ergebnisse ist wegenmethodischer Unsicherheiten undinhaltlicher Besonderheiten der Studienlimitiert. Die sturzprophylaktische Effektivitätvon Maßnahmen zur Reduktionmedikationsbedingter Risiken lässt sichsomit anhand der vorliegenden Studiennicht belegen. Es fehlen methodischrobuste Nachweise auf die Inzidenz vonsturzbedingte Verletzungen.Multiple Interventionen: Die Resultatevon acht Studien mit in der eigenen Häuslichkeitlebenden Senioren sind inkonsistent.Aufgrund klinischer Heterogenitätder Studien und häufig unklarer internerValidität lassen sich die abweichendenErgebnisse kaum weiter interpretieren.Es bleibt somit unklar, inwieweit durchKombination unterschiedlicher Maßnahmeneine effektive Sturzprophylaxe beiin der eigenen Häuslichkeit lebenden Seniorenmöglich ist. Die zwei Studien zurEffektivität multipler Interventionen inEinrichtungen der Langzeitversorgunggeben zwar Hinweise auf eine Reduktiondes Sturzrisikos, nicht aber auf eineSenkung des Verletzungsrisikos. Sie sindin Anzahl und Validität zu limitiert, umrobuste Aussagen über kausale prophylaktischeEffekte treffen zu können.Multifaktorielle Interventionen: Knapp30 Studien zu Programmen, die aus einerSturzrisikodiagnostik und entsprechendindividuell angepassten Maßnahmen bestehen,erfüllen die Einschlusskriteriendieses Berichts. Der Großteil bezieht sichauf in der eigenen Häuslichkeit lebendeSenioren mit bekannter Sturzgefährdung.Sowohl die Studien als auch ihre Ergebnissesind sehr heterogen. Die in diesemBericht vorgenommene Erkundung derHeterogenität legt nahe, dass Programmegeringer Intensität (das heißt, die Maßnahmenerfolgen auf Empfehlungs- oderÜberweisungsbasis) keine signifikantenEffekte auf sturzbezogene Endpunktehaben. Für Programme hoher Intensität(das heißt Programme, in denen direktnach der Feststellung eines Risikofaktorsbehandelt wird) fällt eine Häufungvon Effektnachweisen in methodischeher unsicheren Studien sowie in Studienaus bestimmten Ländern (vor allemGroßbritannien) bzw. mit einem besondershohen Ausgangssturzrisiko der untersuchtenPopulation auf. Es gibt keineHinweise auf eine signifikante Reduktiondes Risikos sturzbedingter Verletzungen.Insgesamt ist die Effektivität multifaktoriellerProgramme hoher Intensitätbei Senioren in der eigenen Häuslichkeiteher als empirisch unsicher einzustufen.Neun Studien, in denen multifaktorielleProgramme in Einrichtungen der Langzeitversorgungevaluiert wurden, zeigenkeine konsistenten Effekte auf die Häufigkeitvon Stürzen bzw. von sturzbedingtenVerletzungen, wobei Studien mitfehlendem Effektnachweis überwiegen.Ähnlich wie bei Maßnahmen zur Verbesserungder Kompetenzen der (pflegerischen)Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen(siehe oben) weisen die Ergebnisseaus Studien, in denen das Präventionsprogrammvorrangig unter den Bedingungender (pflegerischen) Routineversorgungumgesetzt wurde, auf fehlendesturzprophylaktische Effekte hin. Auseiner Studie gibt es Hinweise auf ein vermehrtesAuftreten von Stürzen unter diesenInterventionsbedingungen. Bei Bewohnernmit kognitiven Einschränkungenzeigen drei Studien keine Hinweiseauf eine sturzprophylaktische Wirkungmultifaktorieller Interventionen.Ergebnisse – ökonomischeFragestellungenZur Beantwortung der gesundheitsökonomischenFragestellungen stehen 21Evaluationsstudien zur Verfügung. Bei 13Arbeiten handelt es sich um ökonomischeAnalysen im Kontext von (randomisierten)kontrollierten Studien; in acht Arbeitenwerden mehr oder weniger komplexeModellierungen auf der Grundlagevon Daten aus unterschiedlichen Quellenvorgenommen. Lediglich eine ökonomischeAnalyse berichtet Ergebnisse ausdem deutschen Versorgungskontext.Trainingsangebote zur Förderung motorischerFunktionen:Es liegen drei studienbegleitendeökonomische Evaluationendes Otago-Programms sowie einestudienbegleitende Auswertung einerTai Chi-Intervention vor. Die Ergebnisseder vier Arbeiten sind in ihrer Aussagekraftbeschränkt auf den Kontext, indem die Studien durchgeführt wurden.Weiterhin wird deutlich, dass die ökonomischenErgebnisse vor allem vondem Auftreten sturzbedingter Verletzungenbestimmt werden. Die Effekte derevaluierten Interventionen auf diesenEndpunkt sind in den Studien aufgrundbegrenzter Teilnehmerzahlen nur seltenmit statis tischer Sicherheit nachweisbar.Die Resultate einer kanadischen Modellierungsstudiedeuten ein Einsparpotenzialbei Übungsinterventionen an, dielänger als sechs Monate durchgeführtwerden. Der Hauptanteil der Einsparungenentfällt auf reduzierte Pflegekosten.Vor dem Hintergrund der spezifischenkanadischen Systembedingungen undder Kosten, die in das Modell eingebrachtwerden, sind die Ergebnisse nur begrenztindikativ für den deutschen Kontext.Chirurgische Eingriffe: Zu den ökonomischenImplikationen der chirurgischenBehandlung des grauen Stars findet sicheine studienbegleitende ökonomischeEvaluation. Hier werden die Berechnungenaus der Perspektive des britischenNational Health Service (NHS) für deneinjährigen Studienzeitraum und in einerModellrechnung bezogen auf die Restlebenserwartungder Studienpopulationvorgenommen. Die Interpretation derErgebnisse für den deutschen Kontext istaus mehreren Gründen schwierig: wegender Unsicherheit der klinischen Ergebnissebei Vorliegen nur einer Studie, derunterschiedlichen Versorgungsstrukturenund -kosten im Vergleich zu Großbritanniensowie der Verwendung vonbritischen Nutzwerten zur Berechnungvon qualitätsbereinigten Lebensjahren(QALY).Anpassung der Wohnumgebung: Hierzuliegen zwei studienbegleitende ökono­270Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem Fachmische Evaluationen sowie drei mathematischeModellierungen vor. Die studienbegleitendenEvaluationen unterstreichenerneut die Abhängigkeit dergeschätzten Kosteneffektivität von derHäufigkeit sturzbedingter Verletzungenund die Unsicherheit ihrer Schätzungauf der Grundlage klinischer Studien mitbegrenzter Teilnehmerzahl. Weiterhinschränken methodische Unsicherheiten,das Alter der Daten, hochspezifischeStudienpopulationen sowie Unterschiededer Versorgungssysteme (Australien,Neuseeland, Hawaii) die Interpretierbarkeitder Daten für den deutschen Kontextein. Die drei Modellierungsstudienkommen bei unterschiedlichen Ausgangsannahmenzu widersprüchlichenErgebnissen. Übergreifende Aussagenzum Kosten-Nutzen-Verhältnis von Maßnahmenzur Anpassung der Wohnumgebunglassen sich aus den gegenwärtigenErgebnissen nicht ableiten.Angebot von Hüftprotektoren: ÖkonomischeKonsequenzen werden in einerstudienbegleitenden Evaluation undzwei Modellierungsstudien untersucht.Die Ergebnisse der deutschen Studie demonstrierendie Variabilität des Kosten-Nutzen-Verhältnisses in Abhängigkeitvon alltagsrelevanten Variationen desVersorgungskontexts, die bei der Planungeiner Intervention berücksichtigt werdensollten. Allerdings unterliegen diese ErgebnisseUnsicherheiten, bedingt durchdie hohe Variabilität von Inanspruchnahmekosten.Die beiden Modellierungsstudienarbeiten mit einer aus heutiger Sichtveralteten Evidenzgrundlage für die Effektannahmen.Vitamin D: Mit dem Kosten-Nutzen-Verhältnis von Vitamin D befassen sichlediglich die Ergebnisse aus zwei mathematischenModellierungsstudien. Diesearbeiten allerdings mit einer aus heutigerSicht veralteten Evidenzgrundlage für dieklinischen Effektannahmen. Die Resultatewerden daher als wenig aussagekräftiggewertet.Medikationsanpassung: Zwei studienbegleitendeökonomische Analysen zurAnpassung einer auf das Nervensystemwirkenden Medikation (psychotropeMedikation) berichten unterschiedlicheResultate. Eine nicht randomisierte undvon mehreren methodischen Unsicherheitengekennzeichnete niederländischeUntersuchung kommt für den zweimonatigenNachbeobachtungszeitraum aufwenig plausible positive klinische Effekte.Die zweite studienbegleitende ökonomischeEvaluation muss die Kosten fürdie Versorgung sturzassoziierter Verletzungenausblenden, da diese sich nichtzwischen den Untersuchungsgruppenunterschieden.Zwei Modellierungen bringen die in derletztgenannten Studie berichteten Effekteauf die Sturzrate in ihre Modellrechnungenein und errechnen, unterBerücksichtigung der Versorgungskostenfür Verletzungen, für die Anwendung derIntervention ein erhebliches Einsparpotenzialaus einer kanadischen bzw. USamerikanischenKostenträgerperspektive.Aber selbst diese Autoren bewertenihre Ergebnisse vor dem Hintergrund derwenig belastbaren Evidenz für die Wirksamkeitals ausgesprochen unsicher. Zusammenfassendist die Datenlage zu denökonomischen Implikationen der Anpassungeiner psychotropen Medikation alswenig belastbar einzustufen.Multiple Interventionen: Es liegen zweiökonomische Evaluationen vor. Beidebeziehen sich auf gemeindebasierte Programme,die neben verhaltenspräventivenMaßnahmen auch verhältnispräventiveInterventionen, zum Beispielstraßenbauliche Maßnahmen, umfassen.Die Effektschätzungen stammen jeweilsaus kontrollierten Programmevaluationenin umschriebenen Landesregionen.Die Validität dieser Daten ist schwer einschätzbar.Mengengerüste und Preise fürInterventionen sowie die Versorgung vonsturzassoziierten Frakturen entstammendem schwedischen bzw. australischenVersorgungssystem. Beide Publikationenberichten außerordentlich günstige Kosten-Nutzen-Verhältnisse,die allerdingseine starke Abhängigkeit von den jeweiligenregionalen Kontextbedingungen aufweisen.Insgesamt ist die Verwertbarkeitder Ergebnisse für den deutschen Versorgungskontexteher kritisch einzuschätzen.Multifaktorielle Interventionen: ÖkonomischeAuswirkungen werden vonzwei studienbegleitenden Evaluationenund einer Modellierungsstudie berichtet.Eine studienbegleitende Evaluationbeschränkt sich auf die Darstellung der(landesspezifischen) Programm- undVersorgungskosten, da eine Wirksamkeitder Intervention auf sturzassoziierteEndpunkte nicht nachgewiesen werdenkonnte. Die zweite studienbegleitendeAnalyse bezieht sich auf eine klinischeStudie von 1994. In Sensitivitätsanalysendemonstriert sie die Abhängigkeit desKosten-Nutzen-Verhältnisses vom Sturzrisikoin der Zielpopulation und von derRate der vermiedenen sturzbedingtenVerletzungen (mit ihren Folgekosten).Ein eher günstiges Kosten-Nutzen-Verhältniswird für Hochrisikopersonenberichtet. Die Modellierungsstudie zeigtdagegen, bei differierenden Effektivitätsannahmen,für die Hochrisikogruppedas ungünstigste Kosten-Nutzen-Verhältnis.Die ökonomischen Ergebnissezu multifaktoriellen Interventionen demonstrieren,dass eine valide Kosten-Nutzen-Abschätzung auf der Basis eineszuverlässigen Nutzennachweises stehenmuss und weiterhin hochgradig abhängigist von den kostenbestimmenden epidemiologischenund versorgerischen Rahmenbedingungen.Ergebnisse – ethische und sozialeFragestellungenDrei zentrale Themen haben sich bei derAuswertung von 17 Arbeiten zu diesenFragestellungen als bedeutsam herauskristallisiert:■■Faktoren, die aus Sicht älterer Menschenförderlich bzw. hinderlich fürdie Inanspruchnahme sturzprophylaktischerMaßnahmen sind,■■ethische Herausforderungen im Kontextder Sturzprophylaxe bei fortgeschrittenerPflegeabhängigkeit undkognitiven Einschränkungen der Betroffenensowie■■die Anwendung von freiheitsentziehendenMaßnahmen (FEM).Übergreifend gilt, dass ältere Menschendie Notwendigkeit der Sturzprophylaxesehr ambivalent beurteilen. BestimmendeFaktoren sind das subjektiv wahrgenommeneBedürfnis nach Sicherheitund Schutz vor Verletzungen auf der einensowie das Bedürfnis nach Wahrungvon Autonomie und Unabhängigkeit aufder anderen Seite. Die individuelle Gewichtungdieser Bedürfnisse prägt dieBereitschaft, Maßnahmen zur Sturzprophylaxezu ergreifen. SoziökonomischeMerkmale, zum Beispiel verfügbare finanzielleRessourcen, scheinen dabeivon nachrangiger Bedeutung zu sein.Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012271


Aus unserem FachDie starke Abhängigkeit der Einordnungeines Sturzrisikos von den individuellenPräferenzen ist bei Entscheidungen überdie Anwendung prophylaktischer Maßnahmenzu berücksichtigen, auch beiPersonen mit fortgeschrittener Pflegebedürftigkeitoder kognitiven Beeinträchtigungen.Dieser Befund steht im Kontrastzu empirischen Ergebnissen, die daraufhinweisen, dass FEM in Pflegeheimeneher routinemäßig angewandt werdenund ihr Einsatz nicht auf einem sorgfältigenEntscheidungsprozess beruht, derdie bewohnerindividuellen Bedürfnisseund Präferenzen sowie ungünstige Auswirkungenvon FEM einbezieht. Die Ergebnissedieses Berichts legen nahe, dassdurch Anwendung von FEM das SturzoderVerletzungsrisiko nicht gesenktwerden kann.Ergebnisse – juristische FragestellungenDie Analyse von 15 juristischen Publikationenzeigt vor allem drei Problembereiche:■■die Unsicherheit des zu forderndenStandards in der Sturzprophylaxe,■■die Notwendigkeit, Charakteristikades Einzelfalls bei der Durchführungvon sturzprophylaktischen Maßnahmenzu berücksichtigen und■■die Schwierigkeit, gleichzeitig dasRecht der Betroffenen auf autonomeEntscheidungsfindung und das aufkörperliche Unversehrtheit zu wahren.Diese Unsicherheiten bzw. Schwierigkeitenbestimmen die Rechtsprechung zuHaftungsfragen nach Stürzen von Pflegeheimbewohnern.In diesen gerichtlichenEntscheidungen werden oft Interventionenzur Sturzprophylaxe thematisiert(zum Beispiel Sensormatten), für die dievorliegende Wirksamkeitsbewertungkeine Effektnachweise zeigt, entwedermangels geeigneter Studien oder wegenfehlender Wirksamkeitsbelege aus eingeschlossenenStudien.DiskussionMedizinisch-pflegerische FragestellungenSowohl bei der Einordnung der Ergebnissezu den medizinischpflegerischen Fragestellungenals auch bei der Beurteilungder Aussagekraft der gesundheitsökonomischenErgebnisse sind zwei grundsätzliche,durch die Thematik bedingte methodischeProbleme zu beachten. Diesebetreffen die fehlende Verblindung derErfassung sturzbezogener Endpunkte sowiedie Heterogenität und damit schwierigeVergleichbarkeit der Studien. DieSturzereignisse werden entweder vonden Teilnehmern selbst oder, in Einrichtungender Langzeitversorgung, von denbetreuenden Mitarbeitern erfasst. EineVerblindung dieser Personen gegenüberder evaluierten Intervention und damitder Erfassung der Sturzereignisse istzumeist nicht gegeben (Ausnahme Studienzu Vitamin D). Unklar ist, inwieweitdieses Manko die berichteten Ergebnissebeeinflusst hat. Die Heterogenität derStudien bezieht sich oft gleichzeitig aufmehrere Aspekte, unter anderem dieuntersuchten Populationen, die Durchführungder evaluierten Interventionen,die Bedingungen in den Kontrollgruppenund die methodische Qualität der Studien.Eine quantitative Zusammenfassung derebenfalls oft heterogenen Studienergebnissein Form einer gemeinsamen Effektschätzung(Metaanalyse) hätte das Risikoin sich geborgen, Resultate mit geringerbzw. potenziell irreführender inhaltlicherAussagekraft zu erhalten. Um dies zu vermeiden,werden qualitative Ergebniszusammenfassungenpräsentiert, die auchbeschreibende Analysen möglicher Zusammenhängeumfassen. Bei der Interpretationist zu beachten, dass diese Analysenposthoc, das heißt nach Inspektionder gefundenen Evidenz, geplant wurdenund nicht statistisch abgesichert sind. Sielassen somit allenfalls Hypothesen überbestimmende Faktoren für die Effektivitätder jeweiligen Intervention zu.Ökonomische FragestellungenZwei Typen ökonomischer Evaluationsstudienbewerten das Kosten-Nutzen-Verhältnis sturzprophylaktischer Maßnahmen:studienbegleitende Auswertungenund Modellrechnungen auf derGrundlage heterogener Datenquellen.Beide haben ihre spezifischen Probleme,die die Interpretation und Verallgemeinerungder Ergebnisse erschweren. StudienbegleitendeAuswertungen reflektierenKontext, Perspektive, Mengengerüsteund Preise des jeweiligen Gesundheitssystems,in dem die Studie durchgeführtwurde. Der Nutzen, zu dem dieanfallenden Kosten ins Verhältnis gesetztwerden, leitet sich ebenfalls aus den Ergebnissender jeweiligen Studie ab. Auchdiese Ergebnisse sind an den spezifischenKontext gebunden: Interventionen, die ineinem spezifischen Kontext die Sturzratesenken konnten, sind in einem anderenKontext möglicherweise unwirksam.Hinzu kommt die Problematik, dass dieStudien mit ihrem eher kurzen Nachbeobachtungszeitraumin den seltenstenFällen für den Nachweis der kostenbestimmendensturzbedingten Verletzungengeplant sind. Hieraus resultiert eineerhebliche Unsicherheit bei den Kostenschätzungen.Die Ergebnisse ökonomischerBegleitevaluationen haben zumeistnur Gültigkeit für den spezifischen Studienkontextund sind aufgrund der Seltenheitder kostenbestimmenden Ereignisse(sturzbedingte Verletzungen) und dersich daraus ergebenden Unsicherheit derKostendaten schwierig zu interpretieren.Die ökonomischen Modellierungen kompensiereneinen Teil der Limitierungender studienbegleitenden ökonomischenEvaluationen: Zum einen decken sie überAnnahmen meist einen deutlich längerenZeitraum ab, zum anderen werdenDaten für die relevanten sturzbedingtenVerletzungen aus nationalen oder regionalenepidemiologischen Statistikeneingebracht. Das Mengengerüst für dieKostenschätzungen wird in den Modellenebenfalls aus den spezifischen Versorgungsbedingungendes jeweils betrachtetenGesundheitssystems abgeleitet unddurch dessen spezifische Perspektive bestimmt.Damit ist die Fokussierung nichtso eng wie bei den studienbegleitendenEvaluationen, dennoch bleibt die Übertragbarkeitder Ergebnisse auf einen nationalenVersorgungskontext beschränktund ist zumindest in Teilen durch die Unsicherheitder verwendeten Annahmengekennzeichnet. Hochgradig kritisch istin den Modellrechnungen die verwendeteEvidenzgrundlage für die Effektivitätsannahmenzu bewerten. Vier im Berichtanalysierte Modellierungen stützensich bei ihrer Wirksamkeitsannahme aufdie Ergebnisse einer einzelnen Studie, dieübrigen Modellierungen beziehen sichauf Metaanalysen. Von diesen sind dreials veraltet und damit unvollständig anzusehen.Die vierte Modellierung greift auf aktuelleMetaanalysen zurück, die aus derSicht dieses Berichts auf inadäquaten272Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem Fachbereits erste, aber unzureichend aussagekräftige Ergebnissevorliegen – zum Beispiel für die Anpassung der psychotropenMedikationen), die Wahl klinisch relevanter Endpunkte(sturzbedingte Verletzungen) und die Konzeption von Studiendesigns,die gleichzeitig ein geringes Verzerrungsrisiko und dieÜbertragbarkeit der Ergebnisse auf den Kontext der Routineversorgunggewährleisten.Gesundheitsökonomische Fragestellun gen: Mit Ausnahme dereinzigen in Deutschland durchgeführten Kosteneffektivitätsanalysefür ein Angebot von Hüftprotektoren im Zusammenhangmit einer Personalschulung lassen sich den publiziertengesundheitsökonomischen Evaluationsstudien nur wenige, imdeutschen Kontext verwertbare Informationen entnehmen.Präzise Analysen erfordern den Input aus deutschen Datenquellen,entweder in Form einer studienbegleitenden Evaluationoder bei Vorhandensein einer adäquaten Datenbasis für Effektannahmeneiner Modellierung auf der Grundlage deutscherepidemiologischer Versorgungs- und Kostendaten.Einschlusskriterien hinsichtlich der verwendeten Studien undauf heterogenem Studienmaterial beruhen. Insgesamt gleichenModellierungen also zwar einige Nachteile der studienbegleitendenökonomischen Evaluationen aus, liefern aber ebenfallskeine Basis für valide und übertragbare Aussagen zum Kosten-Nutzen-Verhältnis von sturzprophylaktischen Interventionenim bundesdeutschen Versorgungskontext.Schlussfolgerungen und FoschungsbedarfMedizinisch-pflegerische Fragestellungen: Überwiegend istdie Effektivität sturzprophylaktischer Interventionen unklar.Für zwei Interventionen (Training, Wohnraumanpassung) gibtes Hinweise auf eine Senkung des Sturzrisikos in bestimmtenSubgruppen der älteren Bevölkerung. Für keine der untersuchtenInterventionen ist eine Senkung des Risikos sturzbedingterVerletzungen belegt. Ursache dieser angesichts der Fülle an vorhandenenStudien unbefriedigenden Schlussfolgerungen sinddie klinische und die methodische Heterogenität der Studiensowie deren oft unklare interne Validität. Dies erschwert es,die zumeist heterogenen Ergebnisse zusammenzuführen undübergreifend zu interpretieren. Ungeachtet dessen zeigen dieBefunde dieses Berichts, dass verfügbare Empfehlungen für dieSturzprophylaxe bei älteren Menschen die aktuelle Evidenzlagezur Effektivität sturzprophylaktischer Interventionen teilweiseunzureichend abbilden. Insbesondere die Abhängigkeit wahrscheinlicherEffekte von den Eigenschaften der Zielpopulationund den sonstigen Versorgungsbedingungen sind in Empfehlungenstärker zu berücksichtigen.Aus den im Bericht skizzierten Problemen lassen sich Anforderungenan zukünftige Studien ableiten, die geeignet sind, dieWissensbasis zur Gestaltung der Versorgung älterer Menschenin Deutschland und Ländern mit ähnlichem Versorgungskontextzu verbessern. Sie betreffen die Rekrutierung von Studienpopulationenauf der Basis plausibler Hypothesen, die Evaluationvon alltagsrelevanten Interventionen (für die zum TeilEthische und soziale Fragestellungen: Der subjektiv wahrgenommenePräventionsbedarf hängt vor allem von den individuellenPräferenzen und Erfahrungen ab. Diesen individuellen Sichtweisenist bei Entscheidungen über die Anwendung sturzprophylaktischerMaßnahmen Rechnung zu tragen, auch wenn Betroffenewegen kognitiver Einschränkungen nicht in der Lage sind, ihrePräferenzen unmittelbar zu äußern. Die in der Praxis oft erwarteteVermeidung von Stürzen und sturzbedingten Verletzungendurch FEM ist nach den empirischen Befunden nicht wahrscheinlich,das heißt, das Sturz- und Verletzungsrisiko scheintdurch FEM eher nicht reduziert zu werden. Dieser Befund erfordertverstärkt Initiativen zur Reduktion der FEMAnwendung.Juristische Fragestellungen: Die juristische Bewertung desSturzrisiko und der Sturzprophylaxe ist durch diverse Unsicherheitengekennzeichnet. Diese haben ihre Ursache in derschwierigen Abgrenzung des Sturzrisikos von allgemeinenLebensrisiken und in der unsicheren empirischen Beweislagehinsichtlich der Effektivität der Sturzprophylaxe. Der gegenwärtigeBericht kann künftig als Informationsressource für dieBewertung der Angemessenheit der Versorgung im Kontextder Sturzprophylaxe herangezogen werden. In Anbetracht derdurchgängig fehlenden robusten Wirksamkeitsbelege werdenUnsicherheiten in der Bewertung des zu fordernden Standardsin der Sturzprophylaxe jedoch fortbestehen.Katrin BalzerMartina BremerSusanne SchrammDagmar LühmannHeiner RaspeInstitut für SozialmedizinUniversität LübeckDA H TA<strong>Deutsche</strong> Agentur für HTA des DIMDI (DAHTA)Waisenhausgasse 36-38a, 50676 KölnTel.: (02 21) 47 24-5 25, Fax: (02 21) 47 24-4 44dahta@dimdi.de, www.dimdi.deOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012273


Aus unserem FachD RG - E va luat i o n s p rojek tWie wird die Revisionsendoprothetikim G-DRG-System abgebildet?Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), die Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik(AE) der DGOU und der Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)führen zusammen mit der DRG-Research-Group des Universitätsklinikums Münster ein Projekt zur Ana lyseder Abbildung der Revisionsendoprothetik an Hüft-, Knie-, Schulter- und Sprungelenk im G-DRG-Systemdurch.HintergrundDie Revisionsendoprothetik an Hüft-,Knie, Schulter- und Sprunggelenk stelltaufgrund eines unterschiedlichen Leistungs-(Teilwechsel, Komplettwechsel,knöcherne Defektsituationen unterschiedlicherAusmaße) und Kosten umfangs(Standardprothesen, modulareEndo prothesen, Tumorendoprothesen,„Mega-Prothesen“, Knochenteilersatz, Knochentotalersatz,patientenindividuelleEndoprothesen) eine medizinisch undmedizinökonomisch äußerst heterogeneGruppe dar. Insbesondere vor dem Hintergrunddes demografischen Wandelsder <strong>Gesellschaft</strong> mit einer zukünftig zuerwartenden deutlich steigenden Anzahlan endoprothetischen Revisionseingriffenist eine sach- und leistungsgerechte Abbildungim G-DRG-System eine wesentlicheVoraussetzung, um eine qualitativhochwertige Patientenversorgung auchin der Zukunft gewährleisten zu können.Das Hauptproblem der gegenwärtigenAbbildung der Revisionsendoprothetikim G-DRG-System ist eine nicht ausreichendeBerücksichtigung der Heterogenitätvon Leistungen und Kosten. Für Klinikenmit einem höheren Anteil an komplexenFallkonstella tionen (zum BeispielProjektpartner<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädie und Unfallchirurgiee. V. (DGOU)Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik, Sektion der DGOU (AE)Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie undUnfallchirurgie e. V. (BVOU)Arbeitskreis DRG des Ausschusses für Versorgungs- undfachbezogene Fragen der DGOUDRG-Research-Group, Universitätsklinikum MünsterKomplettwechsel gegenüber Teilwechsel)besteht die Gefahr einer systematischenUnterfinanzierung. RevisionsendoprothetischeEingriffe aufgrund von komplexerenknöchernen Defektsituationen oderaufgrund von Infekten im Bereich derImplantate werden im G-DRG-Systemderzeit nicht ausreichend leistungs- undaufwandorientiert bewertet. Dies betrifftauch insbesondere mehrzeitige Therapiekonzeptewährend eines stationären Aufenthaltes.Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädieund Unfallchirurgie (DGOU), die ArbeitsgemeinschaftEndoprothetik (AE) derDGOU und der Berufsverband der Fachärztefür Orthopädie und Unfallchirurgie(BVOU) führen daher in Zusammenarbeitmit der DRG-Research-Group des UniversitätsklinikumsMünster ein Projektzur Analyse der Abbildung der Revisionsendoprothetikan Hüft-, Knie-, Schulter-und Sprungelenk im G-DRG-Systemdurch. Konstruktive und strukturierteAnpassungen des G-DRG-Systems im Sinneder Leistungserbringer können durchausführliche Analysen von Ist-Daten ausKrankenhäusern maßgeblich unterstütztwerden.vertreten durchProf. Dr. D. C. Wirtz, BonnProf. Dr. K. D. Heller, BraunschweigDr. F. Schemmann, EssenDr. D. Franz, MünsterTab. 1 Projektpartner im Projekt zur Analyse der Abbildung der Revisionsendoprothetik an Hüft-,Knie-, Schulter- und Sprungelenk im G-DRG-SystemProjektzieleDas Ziel des Projektes ist eine datenbasierteAnalyse der Leistungs- und Kostenheterogenitätder Revisionsendoprothetikan Hüft-, Knie-, Schulter- und Sprunggelenk.Die detaillierte Analyse relevanterAbbildungsschwächen im G-DRG-Systemsoll die Grundlage für konkrete Anpassungsvorschlägezur Weiterentwicklungdes G-DRG-Systems im Dialog mit dem<strong>Deutsche</strong>n DRG-Institut (InEK) bildenund so zukünftig die RefinanzierungsstrukturenrevisionsendoprothetischerEingriffe sachgerechter gestalten.Methodik/ProjektteilnahmeEs sollen retrospektiv für die Jahre 2010und 2011 Krankenhausroutinedaten revisionsendoprothetischerEingriffe ausden teilnehmenden Kliniken gesammeltund analysiert werden. Von teilnehmendenKliniken, die erfolgreich an der Kalkulationdes <strong>Deutsche</strong>n DRG-InstitutesInEK teilgenommen haben, werden zusätzlichauch die Kostendaten berücksichtigt.Im Vorfeld der Datenübermittlungist mit jeder teilnehmenden Klinikeine vertragliche Vereinbarung über dieDatenlieferung abzuschließen, die auchdie üblichen Regelungen zum Datenschutzenthält. Nach Datenlieferung werdendie Daten durch die DRG-Research-Group plausibilisiert, gesammelt und zurweiteren Auswertung in einer Datenbankzusammengefasst. Die Analysen werdensich insbesondere auf Kosten- und Leistungsheterogenitätender unterschiedlichenrevisionsendoprothetischen Eingriffean den unterschiedlichen Lokalisationenkonzentrieren.274Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem FachDerzeit haben bereits 25 Kliniken miteiner hohen klinischen Expertise für revisionsendoprothetischeEingriffe ihreTeilnahme zugesagt, darunter zwölf In­EK-Kalkulationshäuser.Zu erwartende ErgebnisseFür die folgenden Problembereiche sindkonstruktive Ergebnisse zu erwarten:■■Multizentrische Quantifizierung unddatenbasierte Leistungs- und KostendarstellungrevisionsendoprothetischerEingriffe an Hüft-, Knie-, Schulter-und Sprunggelenk■■Aufwand-Quantifizierungen der imdirekten und indirekten Zusammenhangmit der Revisionsendoprothetikstehenden Kosten, zum Beispiel fürIntensivstation, für den Operationssaal,die Implantatkosten etc. (nachdem Schema der InEK-Kostenmatrix)■■Identifikation von Extremkostenfällen– insbesondere im Bereich ausgedehnterknöcherner Defektsituationenund im Bereich der septischenChirurgieDie Ergebnisse werden die Grundlage fürdie Formulierung datenbasierter Anpassungsvorschlägeim Rahmen des DRG-Weiterentwicklungsverfahrens des InEKfür das Jahr 2014 sein.Dominik FranzDieter C. WirtzDominik Franz istMitglied der DRG-Research-Group amUniversitätsklinikumMünster.Dieter C. Wirtz leitetdie Klinik und Poliklinikfür Orthopädie undUnfallchirurgie desUniversitätsklinikumsBonn.D G U VDie neuen stationären HeilverfahrenNachdem die Neuordnung der ambulanten Heilverfahren der <strong>Deutsche</strong>n Gesetzlichen Unfallversicherung(DGUV) ab dem 1. Januar 2011 in Kraft gesetzt wurde, ist für die stationären Heilverfahren ein abschließenderKonsens noch nicht entwickelt. Zu Beginn des Jahres 2013 wird jedoch mit der Realisierung derneuen stationären Heilverfahren gerechnet. Es bleibt also für die an der stationären Heilbehandlungbeteiligten Krankenhäuser und die hierfür bisher allein vertraglich gebundenen D-Ärzte nur noch wenigZeit, sich an die Anforderungen der DGUV zu adaptieren.Treibende Kraft für die Neuordnung istdie gesetzliche Pflicht der GesetzlichenUnfallversicherungen durch die Festlegungvon Anforderungen an die fachlicheQualifikation und die sächlichepersonelle Ausstattung von Ärzten undKrankenhäusern, besondere Qualitätsstandardsfür die Versorgung Arbeitsunfallverletzterzu definieren (M. Oberscheven2012)Derzeit ist das stationäre Heilverfahren inder Akutphase in zwei Stufen gegliedert:Krankenhäuser ohne und Krankenhäusermit Zulassung zu den sogenannten Verletzungsartenverfahren.Letztere berufensich auf das derzeitige Verletzungsartenverzeichnis,in welchem schwerwiegendeund folgenträchtige und damit finanziellaufwändige Verletzungen definiertsind (derzeit gilt Verletzungsartenkatalogvom 1. Januar 2005). Dieser Katalog wirddurch Erläuterungen ergänzt. Derzeitist die Fassung der Erläuterungen vom1. August 2007 maßgeblich. Hintergrunddieser zweistufigen Regelung ist die Auffassung,dass mehrfach- und schwerstverletztePatienten in Krankenhäusernmit speziellen unfallchirurgischen Kompetenzenund höheren Durchlaufzahlenbesser und effizienter behandelt werdenkönnen als in Krankenhäusern ohne diesespezielle Kompetenz.Mit der Schaffung des Traumanetzwerkesder <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie(DGU) und eines neuen Facharztesfür Orthopädie und Unfallchirurgiehaben sich die Voraussetzungen für diepersonelle und sächliche Qualifikationvon Krankenhäusern und verantwortlichenD-Ärzten grundlegend geändert.Die DGUV will die dreistufige Gliederungder Traumazentren im Traumanetzwerkals Matrix für die eigenen stationärenHeilverfahren übernehmen. Dies ist ausder Sicht der DGUV eine folgerichtige Anpassungan die bereits vollzogenen Entwicklungen.Im besonderen Focus liegen dabei die folgen-und kostenträchtigen Verletzungsfälleund die weitere Differenzierung derVersorgungsmöglichkeiten. Insbesonderesollen die Bereiche der Rehabilitationund der Komplikations- bzw. Rekonstruktionsbehandlungenin das zukünftigeKonzept mit einbezogen werden.Verletzungsschwere und zeitliche Zuordnungzu Akutbehandlung, Rehabilitationund Komplikation sowie die Festlegungvon Qualitätsstandards für jede Ebene ermöglichteine effizientere Fallsteuerungdurch die DGUV.Das aktuelle stationäre HeilverfahrenDerzeit sind neben den Krankenhäusernder Basisversorgung, die am Durchgangsarztsystembeteiligt sind, etwa 600Krankenhäuser am sogenannten Verletzungsartenverfahren(VAV) beteiligt.Diese Krankenhäuser haben definierteAusstattungskriterien und werden vonOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012275


Aus unserem FachFoto: DGUVBei der Neuordnung der stationären Heilverfahren sollen die Rehabilitationsverfahren gestärkt werden.den Landesverbänden der DGUV nachdiesen Kriterien zugelassen. Nur dieseKrankenhäuser sind berechtigt, dieim Verletzungsartenverzeichnis aufgeführtenzehn Katalogverletzungen zubehandeln. In der Regel erfolgt nach derAkutbehandlung bei Notwendigkeit eineberufsgenossenschaftliche stationäreWeiterbehandlung (BGSW) in etwa 125orthopädischen und rund 60 neurologischenRehabilitationseinrichtungen. Dieneun BG-Unfallkliniken sind im Grundsatzden VAV-Kliniken gleichgestellt,obwohl sie über eine besonders hoheunfallchirurgische Kernkompetenz undauch besondere Schwerpunkte und Rehabilitationsabteilungenverfügen.Nicht zuletzt durch die Einführung desDRG-Vergütungssystems und die besserenVergütungen von elektiven, gut planbarenOperationen ohne hohe strukturelleund personelle Anforderungen habenviele Kliniken auch mit VAV-Zulassungihr Profil in Richtung planbare Einrichtungverändert.Die zukünftigen stationärenHeilverfahrenAlle diese Überlegungen führen in eineDreigliedrigkeit des neuen stationärenHeilverfahrens. Als erste Stufe in derAkutphase wird das stationäre Durchgangsarztverfahren(DAV), als zweiteStufe das stationäre Verletzungsartenverfahren(VAV) und als dritte Stufe dasSchwerstverletzungsartenverfahren(SAV) postuliert. Die Fälle für die Akutphasesollen über einen neu gefassten276Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem FachVerletzungsartenkatalog den Häusernzugeordnet werden. Hierzu bedarf eseiner Überarbeitung des bis herigen Verletzungsartenverzeichnissesmit Einarbeitungvon Diagnosen in das Schwerstverletzungsartenverfahren(SAV). DieseNeuordnung ist noch nicht ganz abgeschlossen.Ein Vorschlag geht dahin, dassbisher in Punkt 10 des Verletzungsartenverzeichnissesbenannte „Verletzungsfolgen“mit Komplikationen aus dem Verletzungsartenkatalogausgeklammert undin einen neuen Komplikationsartenkatalogüberführt werden.1. Stationäres D-Arzt-Verfahren (DAV)Krankenhäuser mit unfallchirurgischenund unfallchirurgisch-orthopädischenKliniken oder Abteilungen und einemetablierten D-Arzt sollen weiterhin nachÜberprüfung der Anforderungskriterienberechtigt sein, alle Akutverletzungenmit stationärem Behandlungsbedarf nachArbeitsunfällen zu behandeln, die nichtunter den neuen Verletzungsartenkatalogfallen. Zusätzliche Ausstattungs- undOrganisationsmerkmale in Anlehnung anden Anforderungskatalog für lokale Traumazentrenim Sinne des Weißbuchs derSchwerverletztenversorgung der DGUwerden eingefordert werden. Das heißt,wer sich nicht am Traumanetzwerk derDGU beteiligt, kann nur in Ausnahmeregelungenam D-Arzt-Verfahren beteiligtbleiben. Damit hat der Beitritt zumTraumanetzwerk der DGU eine erheblicheAuswirkung auf die zukünftige Entwicklungder Krankenhäuser im Netz derDGUV.2. Verletzungsartenverfahren (VAV)Es ist vorgesehen, dass die Kliniken, dieam Verletzungsartenverfahren beteiligtsind, auch in Zukunft schwere Verletzungennach Arbeitsunfällen behandelnsollen. Voraussetzungen werden einebesondere unfallchirurgische Kompetenzund eine erweiterte Ausstattung bezüglichStrukturen und Organisationsmerkmalensein. Bezüglich der personellen,sächlichen und räumlichen Ausstattungsoll eine Anlehnung an die im Weißbuchformulierten Anforderungen an regionaleTraumazentren erfolgen. Die Krankenhäusersollen auf der Grundlage der neugefassten Anforderungen und den Landesverbändender DGUV mit öffentlichrechtlichemVertrag zugelassen werden.Neu wird möglicherweise sein, dass dieseVerträge nicht auf den bisher vertraglichfestgelegten Durchgangsarzt (in der RegelChefarzt) festgelegt sind.Die Krankenhäuser des Verletzungsartenverzeichnisses<strong>dürfen</strong> die akuten Verletzungeneinschließlich der im neuenVerletzungsartenkatalog aufgeführtenversorgen. Lediglich besonders folgeträchtigeVerletzungen, die neu definiertwerden, sollen den am Schwerstverletzungsartenverfahren(SAV) beteiligtenKliniken vorbehalten bleiben.Neu wird die Forderung nach einer Mindestfallzahlder erstversorgten Fälle proKalenderjahr sein. Die Mindestfallzahlwird über einen fünfjährigen Betrachtungszeitraumim Durchschnitt oder inden letzten drei Jahren dieses Zeitraumsberechnet. Alleine durch die Einführungder Mindestzahl wird mit einer Reduktionder VAV-Häuser um die Hälfte gerechnet.Ausnahmezulassungen sollenermöglicht werden. Dies ist denkbar fürGebiete der Unterversorgung und wenndie Klinik alle anderen Qualitätskriterienim VAV erfüllt.3. Schwerstverletzungsartenverfahren(SAV)Das Schwerstverletzungsartenverfahrenwird neu eingeführt und soll für besondersschwere Verletzungsformen in derAkutbehandlung und Rehabilitation beanspruchtwerden. Dies sind Verletzungen,die schwerwiegende Auswirkungenauf die Lebensqualität und die Wiedereingliederungsperspektiveder Versichertensowie über hohe Folgekosten für dasSystem der Gesetzlichen Unfallversicherungnach sich ziehen.Für dieses Verfahren werden Zentrenmit unfallchirurgischer Maximal- undSchwerpunktversorgung in bedarfsgerechterZahl zugelassen werden. Hierzuzählen die BG-Unfallklinken sowie geeigneteweitere überregionale Traumazentren.Daneben sollen im Bedarfsfallweitere spezialisierte Zentren wie Querschnittsgelähmtenzentren,Brandverletztenzentrenoder neurologische Zentrenzugelassen werden. An den SAV-beteiligtenEinrichtungen können alle akutenVerletzungen ohne Ausnahme behandeltwerden.Die Anforderungen an diese Krankenhäusersind hohe unfallchirurgische Kompetenz,besondere Ausstattungs- und Organisationsmerkmale,die Aufforderungzum Aufbau eines qualifizierten Netzwerkesin Kooperation mit geeignetenAnbietern von Rehabilitationsleistungen.Ziel ist eine nahtlose Rehabilitation miteiner institutionalisierten Kooperationmit einer oder mehreren Einrichtungender stationären Rehabilitation, die dieAnforderungen an das SchwerstverletzungsartenverfahrenReha (SAV Reha) erfüllt.Die zugelassenen SAV-Kliniken sollenvertraglich einer BG-Klinik zugeordnetwerden. Sie sollen sich an den regelmäßigenQualitätszirkeln der jeweiligenBG-Klinik und den übergreifenden Qualitätssicherungsmaßnahmendes zuständigenDGUV-Landesverbandes beteiligen.Die am SAV beteiligten Krankenhäuserwerden auf der Grundlage des Anforderungskatalogsvon den Landesverbändender DGUV durch öffentlich-rechtlichenVertrag zugelassen werden. Nur Kliniken,die die Anforderungen erfüllen undvon der DGUV am SAV beteiligt werden,können für die für Kooperationshäuserder BG-Kliniken „gesondert“ kalkuliertenund mit der DGUV vereinbarten Vergütungssätzeabrechnen.4. Stationäre RehabilitationsverfahrenStationäre Rehabilitationsverfahren sollenaufgrund des Versorgungsauftragesder DGUV verstärkt genutzt werden unddie berufliche, schulische und soziale RehabilitationArbeitsunfallverletzter bestmöglichumsetzen. Hierzu wird der akutstationären Rehabilitation eine entscheidendeBedeutung zugemessen.Zusätzlich zu den bisherigen stationärenmedizinischen Rehabilitationsarten wieder Berufsgenossenschaftlichen stationärenWeiterbehandlung (BGSW) undder komplexstationären Rehabilitation(KSR) steht ab 2011 das Verfahren der arbeitsplatzbezogenenmuskuloskelettalenRehabilitation (ABMR) bzw. die medizinisch-beruflichorientierte Rehabilitation(MBO) an den berufsgenossenschaftlichenUnfallkliniken bereit.Die Zuordnung der Fälle zu den einzelnenRehabilitationsverfahren soll grundsätzlichunter Berücksichtigung des konkretenRehabilitationsbedarfs auf derGrundlage definierter Eingangskriterienerfolgen. Dabei lassen sich im RegelfallAngleichungen an die Stufen der akutstationärenBehandlung vornehmen.Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012277


Aus unserem FachFür die Fälle der D-Arzt-Verfahren werdenin der Regel ambulante Leistungender Physiotherapie/Krankengymnastik,in Ausnahmefällen auch der erweitertenambulanten Physiotherapie als ausreichendangesehen.Im Anschluss an eine Behandlung imVerletzungsartenverfahren erfolgt vorzugsweiseeine erweiterte ambulantePhysiotherapie, bei Bedarf auch stationärim Sinne einer BGSW. Fälle, die imSchwerstverletzungsartenverfahren versorgtwurden, be<strong>dürfen</strong> in der Regel einerspezialisierten und interdisziplinärenstationären Rehabilitationsmaßnahme inForm einer BGSW, ABMR, MBO oder KSR.Auf dieser Ebene der Versorgung geltenerhöhte Anforderungen an die Zusammenarbeitder Einrichtungen im Netzwerksowie im Reha-Management derUnfallversicherungsträger.Auf der Ebene des SAV wird deshalb einneues Rehabilitationsverfahren, das SAVReha, eingeführt werden. Voraussetzungzur Zulassung sind die Erfüllung der imRahmen der BGSW oder ABMR geltendenVoraussetzungen. Die Erbringungvon Leistungen der KSR und MBO bleibtgrundsätzlich den BG-Kliniken vorbehalten.Auch für diese Einrichtungenwird gefordert, dass sie sich am SGB-7-Netzwerk beteiligen und sich zu Kooperationenund Qualitätssicherungsmaßnahmenverpflichten. Sind diese Bedingungenerfüllt, können sie als „Kooperationshäuserder BG-Kliniken“ gesondertvereinbarte Vergütungssätze abrechnen.Neben der Verletzungsschwere könnenweitere Eingangskriterien für die Einleitungin die konkrete Form des stationärenRehabilitationsverfahrens maßgeblichsein. Hierzu gehört in erster Linie dieFeststellung des konkreten Rehabilitationsbedarfesim Reha-Management unterWürdigung der drohenden Teilhabestörungund der Kontexfaktoren im Sinneder ICF.5. Komplikationsartenverfahren (KAV)Bisher waren unter Punkt 10 des Verletzungsartenverzeichnisses„Verletzungsfolgenmit Komplikationen, fehlenderBehandlungsfortschritt und/oder Korrekturbedürftigkeit“aufgeführt. Indikationsdiagnosenwerden künftig in einemeigenständigen Komplikationsartenkatalogund ein Komplikationsartenverfahrenüberführt werden. Auch hier wird einegrundsätzliche Zuordnung zu den dreiStufen der akutstationären Verfahrenvorgenommen:Komplikationsoperationen werden aufder Ebene des stationären Durchgangsarztverfahrensgrundsätzlich nichtdurchgeführt werden.In den VAV-Kliniken werden alle FolgeundKomplikationseingriffe durchgeführt,sofern diese nicht über den Komplikationsartenkatalogden besonderenKomplikationsartenverfahren (KAV) zugewiesenwerden. Regelhafte Folgeeingriffewie Pseudarthrosebehandlungenoder Einfachumstellungen können weiterhinauf dieser Ebene erbracht werden.Das Komplikationsartenverfahren (KAV)wird auf der Ebene des Schwerstverletzungsartenverfahrenseingeführt werden,in welchem alle im Komplikationsartenkataloggenannten Konstellationenohne Ausnahme behandelt werden können.Dies beinhaltet auch spezielle Verfahrender Rekonstruktionschirurgie undKomplikationsbehandlung, mikrochirurgischeRekonstruktionen, Wirbelsäulenumstellungen,chronische Osteitis.Die Behandlung der im Komplikationsartenkatalogbesonders hervorgehobenenschweren und komplizierten Folgezuständebleibt damit grundsätzlich derBG-Klinik und anderen, am Schwerstverletztenverfahrenbeteiligten Zentrenvorbehalten. Der an dieser Klinik verantwortlicheDurchgangsarzt kann jedochweitere spezialisierte Leistungserbringerzur Durchführung dieser KomplikationsundFolgebehandlungen hinzuziehen.Ziel soll es sein, besondere Rehabilitationsstandardszu erarbeiten, die den gesetzlichenZielen und Aufgabestellungender Unfallversicherungen entsprechenund die erforderlichen Qualitäten auf allenEbenen definieren. In Anlehnung andas Phasenmodell der neurologischenRehabilitation sollen die verschiedenenPhasen der Heilverfahren nach bestimmtenschweren Verletzungen dieAnforderungen beschrieben werden wie:Zugangs- und Entlassungskriterien, Zieleund notwendige Inhalte, Strukturenund Prozesse. Es sollen auch Vorgabenzur Messung und Darstellung der Rehabilitationsergebnissemit aufgenommenwerden (Oberscheven). Damit soll eineProzess- und Ergebnisqualität abgebildetwerden.In der Summe werden diese Veränderungenzu einer Konzentration der schwerenund schwersten Verletzungen in regionaleund überregionale Traumazentren ineiner Steuerung bis hin zur Rehabilitationund Komplikationsbehandlung führen.Es kann nicht ohne wirtschaftlicheAuswirkungen auf die beteiligten Klinikenbleiben. Mit diesen neuen Strukturenreagiert die DGUV auf gestiegene Erwartungenauf die Effektivität und Effizienzihrer Heilverfahren und die verstärktenRufe nach Qualitätsüberprüfung derStrukturen und der Ergebnisse. Veränderungensollen die Anforderungen an eineHeilbehandlung und Rehabilitation auseiner Hand für die Zukunft festschreiben.Prof. Dr. Felix BonnaireDr. Ruprecht BeikertM e h r I n fo sProf. Dr. Felix Bonnaire,Städtisches KlinikumDresden-Friedrichstadt,ist der Präsident desBundesverbands derDurchgangsärzte.Dr. Ruprecht Beickert,BG-UnfallklinikMurnau, leitet denBezirksverband Südostdes Bundesverbands derDurchgangsärzte.Für weitere Informationen steht Mitgliederndie Internetseite des Bundesverbandes derD-Ärzte unter Interne Nachrichten zur Verfügung:www.derdurchgangsarzt.deLiteraturM. Oberscheven, Trauma Berufskrankh 2012:14 [Suppl 1] 61 – 63278Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem FachFoto: Arcurs/FotoliaChirurgen lieben ihren Beruf: Sie operieren gerne und würden sich zu 77 Prozent wieder dafür entscheiden, Chirurg zu werden. Auf der anderen Seite istihr Privat- und Familienleben aufgrund der beruflichen Auslastung stark eingeschränkt.B efr ag u n gLebensqualität deutscher Chirurginnenund ChirurgenErgebnisse einer Befragung von 3.652 Teilnehmern der Jahreskongresse der chirurgischen <strong>Fachgesellschaften</strong>Chirurgie ist ein „harter Beruf“. Unmittelbarnach dem Zweiten Weltkriegerhielten nur wenige Berufsgruppen vorEinführung der Währungsreformdie doppelteMenge an Essensmarken – unteranderem waren dies Arbeiter im Steinbruchund als ärztliche Berufsgruppe dieder Chirurgen [14]. Auch heute stellt dasBerufsbild ganz besondere Anforderungen:Fingerfertigkeit, Konzentrationsvermögen,Teamfähigkeit und Verantwortungsbereitschaft.Die Weiterbildung zum Chirurgen istlangwierig: Nach einem sechsjährigenStudium der Medizin schließen sich aktuellmindestens weitere sechs Jahreeiner Weiterbildung im chirurgischenFach an, oft fängt der Chirurg erst im Anschlussdaran an, selbständig zu operieren.Steht er schließlich im Arbeitsleben,so hat er die höchste Arbeitsbelastungaller Klinikärzte [15] und trägt eine großeVerantwortung für seine risikoreicheärztliche Tätigkeit [3].In den letzten Jahren hat sich durch diezunehmende Ökonomisierung der Medizinder Arbeitsalltag von Chirurgen inDeutschland dramatisch und zu derenUngunsten verändert: Zunehmend tretenadministrative und patientenferneTätigkeiten wie die Kodierung von Diagnosenund Eingriffen oder Dokumentationenund Stellungnahmen gegenüberKostenträgern in den Vordergrund. Trotzgesetzlicher Regelungen fallen Überstundensehr häufig an und erschweren eingeregeltes Privat- und Familienleben [8].Hinzu kommt, dass die hohe Arbeitsbelastungund der Verlust an Privatlebenin keinem Verhältnis zur Bezahlung stehen[6]. Diese Schattenseiten des Berufshaben mittlerweile dazu geführt, dassin Deutschland ein sehr ernstes Nachwuchsproblemin der Chirurgie entstandenist [1]: Mag unter Medizinstudentendas Berufsbild noch sehr interessant er­280Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem Fachscheinen, so ändert sich dies jedoch mitAbschluss des PJ-Tertials in der Chirurgienachhaltig. Von allen befragten Medizinstudentinnenund -studenten geben immerhinrund 25 Prozent die Chirurgie alsWunschfachrichtung an [12]. Dieser Prozentsatzhalbiert sich am Ende des Studiums,wobei als Hauptgründe hohe Arbeitsbelastung,erschwerte Vereinbarkeitvon Beruf und Familie, patientenferneTätigkeiten sowie Mängel in der Weiterbildungangegeben werden [1].Die Frage nach der Lebensqualität istChirurgen durchaus nicht fremd – allerdingsnicht in Bezug auf ihren eigenenBerufsstand, sondern vielmehr in Hinblickauf ihre Patienten: Es waren unterallen medizinischen Fachgruppen geradedeutsche Chirurgen, die bereits vor 30Jahren erstmals systematisch die Lebensqualitätvon Patienten untersucht [11, 20,21] haben. Es existiert heute unveränderteine große Offenheit von Chirurgen fürdieses Thema, nachdem sie auch für Indikationsstellungenund Therapieformenvon grundlegender Bedeutung sein kann[7]. Paradoxerweise haben Chirurgenselbst jedoch bisher jedoch kaum nachihrer eigenen Lebensqualität gefragt. Diebeschriebenen Belastungen der chirurgischenAusbildung und Tätigkeit sowieder aktuelle Nachwuchsmangel lassenvielmehr eine schlechte Lebensqualitätin der Chirurgie vermuten. Diese Studiewidmete sich der Frage, wie die Arbeitsbedingungenund die Lebensqualität vonChirurginnen und Chirurgen in Deutschlandsind, welche UmgebungsvariablenRisikofaktoren für eine schlechte Lebensqualitätdarstellen und welche Konsequenzendaraus resultieren.MethodikStudiendesign und -populationBefragt wurden Teilnehmer an der Jahrestagungder <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> fürChirurgie sowie der neun Jahrestagungender chirurgischen <strong>Fachgesellschaften</strong>. Erhebungszeitraumwar Oktober 2008 bisNovember 2009. Die Kongressbesucherwurden an den unterschiedlichen Kongressortendirekt angesprochen und umStudienteilnahme gebeten. Im gleichenUntersuchungssetting wurden neben denChirurgen als Kontrollgruppen zum einenkonservativ tätige Orthopäden, Gastroenterologenund Pädiater, zum anderenMedizinstudenten mit einem ausgeprägtenInteresse an Chirurgie befragt. Aufeine Internet- oder postalische Befragungwurde aufgrund der erfahrungsgemäßniedrigeren Rücklaufquote verzichtet.FragebogenDer von den Studienteilnehmern auszufüllendeFragebogen umfasste folgendezwei Bausteine:1. PLC-Bogen (Profil der Lebensqualitätchronisch Kranker) [18]2. Spezifizierter Zusatzbogen zu allgemeinendemographischen Variablenund der allgemeinen Lebensqualitätseinschätzung.Der PLC umfasst insgesamt 40 Fragen,die jeweils auf 5-stufigen Likert- Skalen(0=überhaupt nicht, 5=sehr stark/ sehrgut) zu beantworten sind. Er ermöglichtdie Bildung folgender 6 Scores:Leistungsvermögen, Genuss- und Entspannungsfähigkeit,positive Stimmung,negative Stimmung, Kontaktvermögen,Zugehörigkeitsgefühl. Der PLC ist einsehr gut bezüglich der psychometrischenEigenschaften geprüftes Messinstrumentzur Erfassung der Lebensqualität(Reliabilität, Validität, Sensitivität) [10].Außerdem liegen PLC-Referenzwerte einerrepräsentativer deutscher Bevölkerungsstichprobenund verschiedener Patientenstichprobenmit unterschiedlichausgeprägten Einschränkungen der Lebensqualitätvor [19]. Anhand des eigensvon uns entwickelten und ebenfalls validiertenZusatzbogens (27 Items) erfolgtKo n s e q u e n z f ü r Klinik und Pr a x i sZusätzlich zur Mitgestaltung der genannten Systemänderungen kann jeder Chirurg imtäglichen Handeln Maßnahmen zur berufsbezogenen Lebensqualität ergreifen:■■Bewahrung der ärztlichen Haltung vorden Zwängen der Ökonomie,■■Übernahme von Verantwortung für dieSchaffung eines guten Arbeitsklimasund einer guten Ausbildung des Nachwuchses,■■Berücksichtigung dieser Faktoren beiVerhandlungen mit anderen Entscheidungsträgern,und schließlich auch■■Übernahme der Verantwortung für dieAufrechterhaltung der eigenen Lebensqualitätund die der Mitarbeiter.die Erhebung allgemeiner Daten wie z. B.Geschlecht, Alter, Familienstand, Ausbildungsstatus,berufliche Position, chirurgischeFachrichtung, Facharztausbildung,durchschnittliche Wochenarbeitszeit(22 Items) und allgemeine Fragen zurLebensqualität als Chirurgin/Chirurg(4 Items, wie z. B.: eigene Lebensqualitätim Vergleich zur Normalbevölkerung),entsprechend der 5-stufigen Likert-Skalendes PLC-Bogens sowie eine abschließendeoffene Frage nach der Motivationzur Berufswahl, die stichpunktartig beantwortetwerden kann.PilotstudieWir haben im Vorfeld verschiedene Fragebogeninstrumentefür die Studie inBetracht gezogen (SF-36, FACT, EORTC,PLC) und an einer Gruppe von n = 61 Chirurgeneine Vortestung durchgeführt. 97Prozent der Chirurgen antworteten, dassdie Fragen des studienspezifischen Begleitbogensdie Arbeitsbedingungen vonChirurgen sehr gut erfassen. Außerdemverglichen die Chirurgen den Nutzen desPLC relativ zum SF-36: Nach Komplettierungbeider Bögen gaben 63 Prozentder Teilnehmer an, dass die Lebensqualitätsaspektedes PLC für Chirurgen wichtigerund relevanter seien, als die Inhaltedes SF-36.Datenaufbereitung undstatistische AnalyseAls Basisanalysen werden deskriptiveStatistiken einschließlich Durchschnitts-,Mittel- (Standardabweichungen) undMediane bestimmt. Die Lebensqualitätsscoreswerden in Entsprechung zudem PLC Manual berechnet [18]. Unterschiedein den LQ-Scores zwischen denStichproben und den Kontrollgruppen(nicht-chirurgisch tätige Ärzte und Studenten)werden mit der Oneway Analysesof Variance berechnet (ANOVA). Es kommenaußerdem multiple Regressionsanalysenzum Einsatz, die den Einflussdemographischer und berufsspezifischerVariablen bestimmen. Grundlegende Voraussetzungenfür die Anwendung vonANOVA und Regressionsanalyse wie Normalverteilungund Linearität der Zusammenhängewurden mittels graphischerVerfahren überprüft und waren gegeben.Die statistischen Analysen wurden mitder Software PASW 18.0 durchgeführt.Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012281


Aus unserem FachErgebnisseDie Studie wurde von den Kongressteilnehmernsehr gut aufgenommen. DieRücklaufquote betrug zwischen 35 Prozentund 61 Prozent mit einem Durchschnittvon 51 Prozent ( Tab. 1). Insgesamtnahmen 3.652 Kongressbesucher ander Studie teil, darunter 2.991 Chirurgen(82 Prozent), 561 nicht-chirurgisch tätigeÄrzte (15 Prozent) und 100 Medizinstudenten(3 Prozent) mit einem großen Interessean Chirurgie. Der Anteil an Frauenwar unter den Chirurgen am geringsten(23 Prozent) und am höchsten unterden Medizinstudenten (42 Prozent). Dasdurchschnittliche Alter von Chirurgenund nicht-chirurgisch tätigen Ärzten warAnfang 40 Jahre. Bezüglich der beruflichenPosition waren ein Großteil derChirurgen Assistenzärzte in der Klinik(30 Prozent) und der nicht-chirurgischtätigen Ärzte niedergelassene Fachärzte(39 Prozent). Unter anderem nahmen 43Ordinarien, davon 40 Chirurgen und dreinicht-chirurgisch tätige an der Studie teil( Tab. 2). Tab. 3 zeigt, dass Chirurgeneine höhere Arbeitsbelastung und mehrberuflichen Stress angeben als nichtchirurgischtätige Ärzte. 68 Prozent derChirurgen und 39 Prozent der nicht-chirurgischtätigen Ärzte arbeiten mehr als60 Stunden pro Woche im Durchschnitt.17 Prozent der Chirurgen, aber nur 8 Prozentder nicht-chirurgisch tätigen Ärztewaren mit dem Arbeitsklima ihrer Institutionüberhaupt nicht zufrieden, in Entsprechungzu einer negativen Bewertungvon Hierarchie (23 Prozent versus 9 Prozent).Chirurgen empfanden den Anteilan der administrativen Arbeit in 67 Prozentversus 57 Prozent als zu hoch undbeklagten sich über einen zu geringenLohn (61 Prozent versus 47 Prozent; pjeweils < 0,05).Die Einnahme von leistungssteigerndenSubstanzen (Neurostimulantien) zurKompensierung der Arbeitsbelastung, inder angloamerikanischen Ländern seitkurzem zunehmend ein Thema, wurdesowohl von Chirurgen als auch derärztlichen Kontrollgruppe identisch eingestuft:Je ein Drittel beider Gruppenhaben Verständnis für deren Einnahme(p = 0,145). Interessant war darüber hinausdie allgemeine Einschätzung derBedeutung des Privat- und Familienlebens:Hier gab es keinerlei Unterschiedezwischen Chirurgen und nicht- chirurgischtätigen Ärzten: Beide stuften in 95Jahrestagung<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> fürOrt/DatumProzent das Privat- und Familienleben alssehr wichtig ein (p = 0.608). Allerdingshatten Chirurgen signifikant weniger Zeitdafür als die Kontrollgruppe (p < 0.05).Konsequenterweise gaben Chirurgen aufdie Frage, wie sie ihre LQ im Vergleich zurBevölkerung einschätzten, in 40 Prozentder Fälle an, dass diese schlechter bis vielschlechter als die der Bevölkerung sei(nicht-chirurgisch tätige Ärzte 22 Prozent),ein Drittel der Chirurgen (32 Prozent)sogar, dass ihre LQ schlechter alsdie ihrer Patienten sei (nicht-chirurgischtätige Ärzte: 17 Prozent; p jeweils < 0,05).FragebögenverteiltFragebögenkomplettDGU/DGOOC Berlin/Okt. 2008 1958 1070 55,6DGTHG Stuttgart/Febr. 2009 390 225 57,7DGAV//DGCH München/April 2009 2146 969 45,2DGNC Münster/2009 294 161 54,8DGKC Mannheim/Sept. 2009 446 271 60,8DGPRÄC Hannover/Sept. 2009 354 165 45,3DGVS/DGAV Hamburg/Sept. 2009 778 446 57,3DGT Augsburg/Okt. 2009 268 142 53,0DGG München/Okt. 2009 583 203 34,8Summe 7217 3652 50,6Tab. 1 Kongressübersicht und RücklaufquoteChirurgen Ärzte/Kontrollgruppe Studentenn 2991 561 100Geschlecht (m %) 77 % 64 % 58 %Alter (MW, SD) 43 (10) 43 (10) 26 (4)Assistenten 848 (30 %) 92 (16 %)Fachärzte (Klinik) 417 (14 %) 87 (16 %)Fachärzte (Praxis) 303 (10 %) 214 (38 %)Oberärzte 644 (22 %) 63 (11 %)Chefstellvertreter 235 (7 %) 28 (5 %)Chefärzte 468 (15 %) 51 (9 %)Ordinarien 40 (1 %) 3 (1 %)andere/fehlend 36 (1 %) 23 (4 %)Tab. 2 Charakteristika der StudienteilnehmerRücklaufquote(%)Chirurgen sind hoch motiviert. 96 Prozentder deutschen Chirurgen geben an,dass Operieren ihre liebste Tätigkeit seiund stufen des Beruf des Chirurgen imgleichen Prozentsatz als wichtigstes Lebenszielein. Über 77 Prozent würdenden Beruf auch wieder wählen. Trotzdemweisen Chirurgen im Kontrast zu denbeiden untersuchten Kontrollgruppenbezüglich ihrer Lebensqualität geringereScorewerte in den sechs LQ-Dimensionenauf: Leistungsvermögen (F = 10.56,p < .001), Genuss- und Entspannungsfähigkeit(F = 24.47, p < 0,001), positiveStimmung (F = 2.90, p = 0,055), negativeStimmung (F = 10.77, p < 0,001), Kontaktvermögen(F = 45.54, p < 0,001) undZugehörigkeitsgefühl (F = 9.95, p < 0,001).Bezüglich des Geschlechtes ergaben sichjeweils keine signifikanten Effekte. Chirurgenschneiden sogar schlechter ab alsverschiedene Patientengruppen, derenDaten in der Literatur publiziert wordensind [10, 19]: Der zum Zweck der besserenVergleichbarkeit explorativ ausallen sechs LQ-Scores bestimmte Durchschnittswertder Chirurgen lag demnachdeutlich niedriger als der Medizinstudenten,nicht-chirurgisch tätigen Ärzteund altersentsprechenden Referenzgruppeder Normalbevölkerung ( Tab. 4).■■Multivariate Analysen mit allen Lebensqualitätsscoressowie den direktenFragen zur Lebensqualität im Vergleichmit Bevölkerung und Patientenkamen zu folgenden Ergebnissen: Die282Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem FachGesamtheit von 13 Prädiktoren klärteeinen beträchtlichen Teil der Varianzin den 6 LQ-Scores auf. Die multiplenKorrelationskoeffizienten lagen zwischenR = 0,456 (Zugehörigkeitsgefühl)und R = 0,552 (LQ im Vergleichzur Allgemeinbevölkerung). Die Variablen,die am deutlichsten mit einemVerlust an Lebensqualität einhergingen,waren:■■mangelnde Zeit für Familien- undPrivatleben,■■hierarchische Strukturen undschlechtes Arbeitsklima,■■mangelnde Möglichkeiten zur Fortbildung,■■unzureichendes Gehalt.DiskussionChirurgen(n = 2991*)Ärzte/Kontrollgruppe(n = 561*)durchschnittlicheWochenarbeitszeit> 80 h 17 % 7 %60 – 79 h 51 % 32 %50 – 59 h 25 % 36 %40 – 49 h 6 % 22 %< 40 h 1 % 4 % 266.94 0,000allgemeine VariablenArbeitsklimaüberhaupt nicht zufrieden 17 % 8 % 39.15 0,000Organisationsstrukturhierarchisch 23 % 9 % 60.94 0,000Verwaltungsarbeitzu hoch 67 % 57 % 24.11 0,000Gehaltzu gering 61 % 47 % 65.69 0,000NeurostimulantienGebrauch nachvollziehbar 33 % 32 % 6.83 0,145Privatleben – Bedeutungsehr wichtig 95 % 96 % 1.83 0,608Privatleben – Zeitkeine/viel zu wenig 74 % 59 % 61.16 0,000*Zahlen können aufgrund von missing values leicht variierenTab. 3 Arbeitsbelastung von Chirurgen und KontrollgruppeChi2Neue empirische Erkenntnisse weiseneine im Vergleich zur Allgemeinbevölkerungweit überdurchschnittliche Belastungvon Ärzten nach. Die Wichtigkeitund Aktualität des Themas zeigt sich ineiner Reihe von Publikationen in diesemBereich in den letzten Jahren, die ebenfallsein kritisches Bild bezüglich der Arbeitsbelastungvon Ärzten und daraus resultierendenpsychosozialen Belastungenzeichnen [5, 9, 22]. Die vorliegende Studieist die erste systematische Untersuchungder Lebensqualität von deutschenChirurgen aller Fachdisziplinen und dieweltweit größte Befragung unter einerärztlichen Berufsgruppe zu ihrer eigenenLQ. Sie wurde mit Unterstützung derchirurgischen <strong>Fachgesellschaften</strong> zusammenmit anerkannten LQ-Forschern vonChirurgen konzipiert und durchgeführt.Paradoxerweise waren es gerade deutscheChirurgen, die erstmalig vor über30 Jahren Lebensqualität ihrer Patientenzu einem Thema der Forschung gemacht[20] und ihre eigene bisher offensichtlichvernachlässigt haben.Folgende Ergebnisse der Studie sind daherhervorzuheben: Positiv ist, dass fastalle Chirurgen ihren Beruf lieben, gerneoperieren und ihn in 77 Prozent wiederwählen würden. Entscheidender Faktorfür die schlechte Lebensqualität ist jedochdie drastische Einschränkung desPrivat- und Familienlebens durch dieberufliche Auslastung. Die Studie räumtpdabei mit dem Vorurteil auf, dass sichChirurgen nicht in gleicher Weise für ihrPrivat- und Familienleben interessierenwie andere Ärzte. Das Gegenteil ist derFall: Chirurgen räumen dem FamilienundPrivatleben einen gleich hohen Stellenwertein, können dies aber in fast dreiViertel der Fälle aufgrund ihrer Arbeitsbelastungim Vergleich zu nicht-operativtätigen Ärzten zeitlich nicht umsetzen.Die PLC-Scores als Maß für die LQ liegenbei Chirurgen weit unter denjenigen derKontrollgruppe nicht-chirurgisch tätigerÄrzte und der Medizinstudenten sowieder altersentsprechenden Normsrichprobeder Bevölkerung und entsprichtoder unterschreitet sogar LQ-Dimensionenunterschiedlicher Patientengruppen,deren Daten anhand von wissenschaftlichenStudien bisher publiziert wordensind [10, 19] ( Tab. 4).Interessant sind nicht nur diese Datenzur LQ, sondern auch mögliche psychosozialeFolgen. Sie legen nahe, dass es sichnicht nur um ein spezifisches Problem inunserem Land [22], sondern offensichtlichum ein internationales Phänomenhandeln könnte: In einer aktuellen USamerikanischenArbeit von Shanafeldt etal. [16] haben 40 Prozent der Chirurgenein Burn-out-Syndrom, das mit Behandlungsfehlernkorreliert. Ähnliche Datenwurden bereits in Deutschland erst kürzlichpubliziert [22]. Genau der gleicheProzentsatz der befragten Chirurgen unsererStudie gab interessanterweise an,eine schlechtere LQ als die der Normbevölkerungzu haben.Limitation dieser Studie sind die Rücklaufquoteund die Studienpopulation.Man könnte argumentieren, dass das Studienkollektivnicht repräsentativ für dieGesamtheit der Chirurgen in Deutschlandist. Die Ergebnisse lassen sich jedochauf die Gruppe der Chirurgen beziehen,die die wichtigsten chirurgischen Fachkongressein Deutschland besuchen undso ihre berufliche und wissenschaftlicheFortbildung wahrnehmen. Damit ist einRisikofaktor für schlechte Lebensqualität,nämlich mangelnde Möglichkeit zurFortbildung, bei dieser Gruppe nicht gegeben.Es ist daher wahrscheinlich, dassdie Lebensqualität der Gesamtheit deutscherChirurgen eher noch schlechter ist,als sich dies in unserer Studie darstellt.Die Rücklaufquoten bei unseren Kongressbefragungenlagen zwischen 35 undOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012283


Aus unserem FachPat. mitMorbusOslerPat. mitHerzinsuffizienzChirurgenPatientennachACB-OPPat. mitHypertoniePat. mit rheumatischenErkrankungennichtchirurg.tätige ÄrzteStuden tenBefragte (n) 30 67 2991 172 115 122 561 100 1273NormstichprobeAlter (Jahre)* 55 (16) 50 – 80 43 (10) 61 (7) 30 – 65 54 (10) 44 (10) 26 (4) 30 – 65Leistungsvermögen 1,99 2,36 2,39 1,86 2,54 2,01 2,47 2,63 2,70Genuss- undEntspannungsfähigkeit2,12 2,41 2,31 2,37 2,44 2,55 2,47 2,66 2,67Positive Stimmung 1,67 1,85 2,23 2,01 2,06 2,02 2,29 2,38 2,41Negative Stimmunng 2,19 2,95 2,79 2,80 3,07 3,09 2,92 2,98 3,06Kontaktvermögen 2,12 2,35 2,08 2,40 2,04 2,37 2,32 2,48 2,61Zugehörigkeitsgefühl 2,76 2,50 2,82 3,21 2,56 2,76 2,97 2,89 2,98Range der SDs 0,70 – 0,96 0,58 – 0,87 0,62 – 0,74 0,58 – 0,91 0,50 – 0,68 0,50 – 0,68 0,62 – 0,74 0,44 – 0,70 0,62 – 0,75Durchschnittsscore 2,14 2,40 2,43 2,44 2,45 2,47 2,57 2,.67 2,74* Mittelwert ( SD) oder RangeTab. 4 PLC-Scores der Studienteilnehmer (Chirurgen, Kontrollgruppe der nicht-chirurgisch tätigen Ärzte, Medizinstudenten (jeweils fett gedruckt) sowieverschiedener Patientengruppen und einer altersentsprechenden Normstichprobe der Bevölkerung61 Prozent. Dies kann dadurch erklärtwerden, dass die Befragungen überwiegendauf Jahrestagungen mit geringerenTeilnehmerzahlen logistisch leichterdurchzuführen waren. Die gesamte Rücklaufquotebetrug für diese Studie immerhinim Durchschnitt 51 Prozent und istdamit höher oder zumindest vergleichbarzu ähnlichen Studien von Shanafelt etal. [17].Es fällt auf, dass auch die Kontrollgruppeder nicht-chirurgisch tätigen Ärzte imVergleich zur Normalbevölkerung eineeingeschränkte Lebensqualität angibt.Dies ist in ein wichtiges Ergebnis der Studie.Dieses bescheidene Niveau wird vonChirurgen jedoch noch übertroffen. Hierbesteht in gleicher Weise Handlungsbedarf.Die Wertigkeit des Privatlebens unddessen großer Stellenwert auch für Chirurgenwurden jedoch bisher noch nichtthematisiert: Interessanterweise unterscheidensich die Chirurgen von den Kontrollgruppennicht in Bezug auf die Wichtigkeitdes Privatlebens. Es wird vielmehrdeutlich, dass die große Arbeitsbelastungals Ungerechtigkeit empfunden wird undzu einer Imbalance beziehungsweise zueinem Zusammenbruch des Wertegefügesführen kann.Neue Studien legen nahe, wie wichtig dieLebensqualität von Ärzten auch für dasOutcome der Versorgungsqualität ihrerPatienten ist [23]. Die Ergebnisse dieserStudie sollten deswegen Grundlage undStimulierung für weitere berufspolitischeDiskussionen – nicht nur von Chirurgen– sein. Die zugrunde liegenden Problemelassen sich in Zukunft sicherlich nichtvon der eigenen Profession alleine lösen.Es ist nun erforderlich, dass im Konsensaller Beteiligten, wie zum Beispiel Ärzten,Verantwortlichen in Verwaltungen,Krankenkassen und Krankenhausträgernnach weiteren Verbesserungen derRahmenbedingungen gesucht und diesekonsekutiv umgesetzt werden. Dazu gehörenauch gemeinsame Bemühungender Klinikleitungen und der für die WeiterbildungVerantwortlichen im Sinneeiner individuellen Personalentwicklung[13]. Wie seit vielen Jahren angemahnt,stellt der Faktor Zeit eine Schlüsselrolledar. Gute Weiterbildung braucht Zeit,um unter Anleitung zu lernen und, wasin besonderer Weise natürlich für dieChirurgie gilt, das Handwerk zu üben [2].Gleiches gilt für die individuelle professionelleWeiterentwicklung und die autonomeBerufsausübung. Ärzte müssendas Gefühl haben, ihre Arbeitsbelastungkontrollieren zu können [3].Danksagung: Wir danken den Studienassistentinnenund –assistenten derUniversität Würzburg für die tatkräftigepraktische Durchführung des Studienvorhabens,insbesondere Bianca Kögel,Tobias Börgens, Verena Buhl, Julia Knappe,Jennifer Peltz, Vera von Schrötter undDana Pfisterer, Christoph Albert, DanielGerold, Sarah Hennig, Anja Sutton, CarolinSteinert, Meike Baumgärtl. Außerdemgilt unser ausdrücklicher Dank Dr. rer.psych. Holger Krannich von der Klinik fürThorax-, Herz- und Thorakale Gefäßchirurgieder Universität Würzburg und Dr.med. Alexander Kunold von der Klinikfür Herz- und Gefäßchirurgie der UniversitätGießen/Marburg für die Hilfe beider Studienkonzeption sowie Frau Schöllvom Zentrum für Klinische Studien desUniversitätsklinikums Regensburg fürdas Übersetzen und Redigieren des Manuskripts.Thomas BohrerSektion Thoraxchirurgie,Sozialstiftung BambergMichael KollerZentrum für Klinische Studien,Universitätsklinikum RegensburgHans Jürgen SchlittKlinik und Poliklinik für Chirurgie,Universitätsklinikum RegensburgHartwig Bauer<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Chirurgie(DGCH)Au to r e n e r kl ä rungDie Studie wurde von der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>für Chirurgie finanziell unterstützt.KorrespondierenderAutor: PD Dr. ThomasBohrer, SektionThoraxchirurgie,Sozialstiftung BambergKontakt: thomas.bohrer@sozialstiftungbamberg.de284Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem FachDer Beitrag erschienursprünglich in der<strong>Deutsche</strong>n MedizinischenWochenschrift2011; 136: 2140–2144.Literatur1 Ansorg J. Chirurgenbedarf und Chirurgenmangelin Deutschland bis 2030. Der ChirurgBDC 2010; 11: 587–5892 Bauer H. Chirurgische Weiterbildung ausSicht der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Chirurgie:Wir wissen, was zu tun ist. Wir müssentun, was wir wissen. Editorial. Chirurg 2010;81: 5–63 Carter D. The surgeon as a risk factor. BMJ2003; 326: 832–8334 Cartwright LK. Occupational stress in womenphysicians. In: Payne R, Firth-Cozens J(Hrsg). Stress in health professionals. Chichester:Wiley: 19875 De Jonge J, Bosma H, Peter R, Siegrist J. Jobstrain, effort-reward-imbalance and employeewellbeing: a large-scale-cross-sectionalstudy. Soc Sci Med 2000; 50: 1317–13276 Füeßl HS. Unser Beruf ist pathogen! GuterArzt, kranker Arzt? MMWFortschr Med2008; 23: 12–167 Koller M. Outcome und Lebensqualität. In:Jauch K-W, Mutschler W, Wichmann M(Hrsg). Chirurgie Basisweiterbildung. Heidelberg:Springer: 2007: 583–5888 Jurkat H, Reimer C. Arbeitsbelastung und Lebenszufriedenheitbei berufstätigen Medizinernin Abhängigkeit von der Fachrichtung.Schweizer Ärztez 2001; 82: 1745–17509 Jurkat H. Lebensqualität bei Ärztinnen undÄrzten. Erfahrungen aus der empirischenForschung. Dtsch Med Wochenschr 2008;133: 14–1610 Laubach W, Schröder C, Siegrist J, Brähler E.Normierung der Skalen „Profil der LebensqualitätChronisch Kranker“ an einer repräsentativendeutschen Stichprobe. Z DifferentDiagn Psychol 2001; 22: 100–11011 Neugebauer E, Troidl H, Wood-Dauphinée S,Bullinger M, Eypasch E. Meran consensusconference on quality-of-life assessment insurgery. Part I. Theor Surg 1991; 6: 123–16512 Osenberg D, Huenges B, Klock M, Huenges J,Weismann N, Rusche H. Wer wird denn nochChirurg? Zukunftspläne der Nachwuchsmedizineran deutschen Universitäten.BDC|Online. 01.06.201013 Polonius M-J. Personalentwicklung gewinntan Bedeutung. Der Chirurg BDC 2007; 5: 14614 Reichardt S, Zierenberg M. Damals nach demKrieg. Eine Geschichte Deutschlands 1945 –1959. München: DVA: 200815 Schikora S. Klinikärzte – mehr Arbeit in kürzererZeit! – Chirurgen haben die höchsteArbeitsbelastung. Klinikarzt 2007; 36: 67816 Shanafelt TD, Balch CM, Bechamps GJ et al.Burnout and career satisfaction amongAmerican surgeons. Ann Surg 2009; 250:463–7117 Shanafelt TD, Balch CM, Bechamps G et al.Burnout and medical errors among Americansurgeons. Ann Surg 2010; 251: 995–100018 Siegrist J, Broer M, Junge A. Profil der Lebensqualitätchronisch Kranker. Manual.Göttingen: Beltz Test GmbH: 199619 Slotosch D, Koller M, Werner JA, Folz BJ. RezidivierendeEpistaxis bei hereditärer hämorrhagischerTeleangiektasie. Dtsch MedWochenschr 2006; 131: 535–53920 Troidl H, Menge KH, Lorenz W, VestweberKH, Barth H, Hamelmann H. Quality of lifeand stomach replacement. In: Herfarth C,Schlag PM (Hrsg). Gastric Cancer. Berlin:Springer: 1979: 312–31721 Troidl H, Kusche J, Vestweber KH, Eypasch E,Koeppen L, Bouillon B. Quality of life: an importantendpoint both in surgical practiceand research. J Chron Dis 1987; 40: 523–52822 von dem Knesebeck O, Klein J, Grosse Frie K,Blum K, Siegrist J. Psychosoziale Arbeitsbelastungbei chirurgisch tätigen Krankenhausärzten.Dtsch Ärztebl 2010; 107: 248–25323 Wallace JE, Lemaire JB, Ghali WA. Physicianwellness: a missing quality indicator. Lancet2009; 374: 1714–21Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012285


Aus unserem FachFilm ab: Prof. Heller begleitete das Kamerateam bei sämtlichen DreharbeitenFoto: HEHF e r n s e h e nDie neuen Knochen-DocsFür eine mehrteilige Reportage im Rahmen der Sendung Visite – „Operation Leben“ drehte der NorddeutscheRundfunk (NDR) vier Wochen lang in der Orthopädischen Klinik des Herzogin Elisabeth Hospitalsunter der Leitung von Prof. Dr. Karl-Dieter Heller. Wir sprachen mit ihm über die Dreharbeiten.Der zwölfjährige Tom hat ein Überbeinam Knie. Das soll wegoperiert werden.Ein Arzt malt einen Smiley auf das Bein– „Das ist die Eintrittskarte in den OP“–, dann schaut der Junge in die Kamera,zieht die Nase kraus und sagt: „Ich habeein bisschen dolle Angst.“ Seine Mutterhängt einen Schutzengel an sein Bett,dann begleiten seine Eltern ihn bis zurOP-Schleuse.Eine neue Folge der „Knochen-Docs“?Nein, wir sind nicht beim SüdwestdeutschenRundfunk. Der hat 2010 und 2011„Geschichten aus der Heidelberger Orthopädie“ausgestrahlt, mit großem Erfolgund Zuschauerquoten, bei denendie Herzen von Fernsehmachern höherschlagen. Geschichten über Patienten,ihre Erkrankung und Heilung berührenund interessieren die Menschen, einfachweil sie jeden treffen können.Auf dieses Erfolgsrezept setzt nun auchder NDR, der seit einigen Wochen Reportagenaus Krankenhäusern zeigt, erst ausder Neuro-, dann aus der Herzchirurgieund nun auch aus der Orthopädie. Drehortist das Herzogin Elisabeth Hospitalin Braunschweig. Chefarzt Prof. Dr. Karl-Dieter Heller wirft mit uns einen Blickhinter die Kulissen.OUMN: Der NDR sendet Geschichten ausder Braunschweiger Orthopädie. Wie habenSie das geschafft, Herr Prof. Heller?Prof. Dr. Karl-Dieter Heller: Ich bin malzu der NDR-Sendung Visite, einer medizinischenRatgeber-Sendung, eingeladenworden. Damals war im Vorfeld derSendung ein Team bei uns, welches mitdem Ambiente und den Abläufen sehrzufrieden war. Bei der „Operation Leben“gab es zuvor fünf Folgen aus der Herzchirurgieund fünf aus der Neurochirurgie.Als der Sender dann auch die Orthopädiezeigen wollte, hat die Redaktion beiuns angefragt. Und wir haben mit großerFreude zugesagt.Sie hatten keine Sorge, dass dieJournalisten die Tatsachen verzerrenkönnten?Nein, ich kannte die beiden Autorinnen,Susanne Kluge-Paustian und Anna Schubert,von den früheren Dreharbeiten. Dassind sehr angenehme Journalistinnen,die eine große Ruhe und Professionalitätausstrahlen. Aber es ist schon spannend –man weiß ja nie, was von den zahlreichengefilmten Szenen übrig bleibt. Das Teamhat vier Wochen gedreht, am Ende werdeneineinviertel Stunden ausgestrahlt.Ich bin sehr zufrieden, wie das ganze Materialkomprimiert worden ist. Natürlich286Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem FachWenn man eine Chance hat, das Fach so hautnah darzustellen –ich sehe das wirklich als eine Chance für unser Fach –, dann mussman sich auch engagieren. Das heißt, ich war bei den Drehsimmer dabei.sind auch Szenen rausgefallen, von denenich gedacht hätte, dass man die gut hättezeigen können. Aber insgesamt wird unserFach im Allgemeinen und natürlichauch unsere Klinik sehr gut präsentiert.Wahrscheinlich ist den Journalistinnendie Auswahl auch nicht leicht gefallen.Überhaupt nicht. Sie hatten 90 StundenFilmmaterial. Das war harte Arbeit, denÜberblick zu bewahren, die Geschichtenim Kopf zu behalten, sich an die einzelnenSzenen zu erinnern und entsprechendzusammenzuschneiden. Wenn man eineChance hat, das Fach so hautnah darzustellen– ich sehe das wirklich als eineChance für unser Fach –, dann muss mansich auch engagieren. Das heißt, ich warbei den Drehs immer dabei.Wie sind die Patienten ausgewähltworden?Wir haben aus unserer Sicht geeignetePatientinnen und Patienten vorgeschlagen,und zwar mehr, als dann gefilmtworden sind. Wir haben sie gefragt, obsie damit einverstanden wären, und dannhat sich eine der Journalistinnen mit ihnenin Verbindung gesetzt, hat sich mitihnen unterhalten und dann entschieden,ob sie für solche Aufnahmen geeignetsind. Einige sind während der Dreharbeitenauch wieder rausgenommen worden,weil wir gemerkt haben, dass sie angespanntund im Stress waren, wenn dieKamera anging.Ist einer aus dem Filmteam malumgekippt?Ich habe vor kurzem vor Rotariern einenVortrag über arthroskopische Chirurgiegehalten und dabei eine unblutige Aufnahmeeiner diagnostischen Arthroskopiegezeigt. Da sind tatsächlich zweikollabiert. Aber das Kamera-Team – siewaren immer zu viert – blieb standhaft,hat alle Operationen von Anfang bis Endegefilmt, nur ab und zu mal hat sich maleiner weggedreht.Sprechen Patienten Sie darauf an, dasssie Sie aus dem Fernsehen kennen?Ja, ständig. Das ist ein Phänomen, das ichseit Jahren kenne, weil ich für die Ratgeberseiteeiner Braunschweiger Zeitungschreibe. Ich werde oft auf dem Krankenhausfluroder im Treppenhaus mit demSatz aufgehalten „Ich kenne Sie aus derZeitung“. Die Patienten finden das sehrpositiv und werten das als hohe Fachkompetenz.Laufen an Ihrer Klinik jetzt mehrPatientenanfragen auf?Die zusätzlichen Patientenanfragen haltensich in Grenzen, was bei durchauslangen Wartezeiten in unserer Klinikkein Problem darstellt. Es gibt ein paarAnfragen per E-Mail – „Ich habe Sie imFernsehen gesehen, können Sie mir helfen“–, aber es ist nicht so, dass das Telefondauerhaft schellen würde. Das warnach einem Visite-Auftritt auch schonganz anders. Einmal habe ich im Rahmeneines Beitrages einen Fall mit einemkleinen Eingriff gelöst, danach haben bestimmt300 oder 400 Patienten in unsererKlinik angerufen.Vielleicht sind die dargestellten Fällenicht spektakulär genug?Wahrscheinlich nicht. Sie tragen abersehr gut dazu bei, das Spektrum unsererKlinik und das der Orthopädie bekanntzu machen. Ich habe großen Wert daraufgelegt, dass alle Mitarbeiter, die Verantwortungtragen, in der Sendung vorkommen.Wir sehen den Kinderorthopäden,die beiden leitenden Oberärzte, den Wirbelsäulenspezialistenund den Sportmediziner.Für die Mitarbeiter ist das übrigenstoll. Die Dreharbeiten hatten einenhohen Stellenwert für unsere CorporateIdentity. Das schweißt zusammen, allesind stolz.Interview: Jana EhrhardtSie können sich die „Operation Leben:Orthopädie“ in der NDR-Mediathekanschauen:www.ndr.de/mediathek/ index.html→ auf „Mediathek starten“ klicken, dann imSuchfenster „Orthopädie“ eingebenOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012287


Aus unserem FachFoto: Jonas Dittmar, BDCStudierende im Langenbeck-Virchow-Haus: Ende März fand der Nachwuchskongress des Berufsverbands der <strong>Deutsche</strong>n Chirurgen (BDC) statt.B D C- N achwuchsko n g r e ssPimp your studiesAm 23. und 24. März fand in Zusammenarbeit unter anderem mit der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> fürChirurgie (DGCH) und der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) in Berlinder Nachwuchskongress des Berufsverbands der <strong>Deutsche</strong>n Chirurgen (BDC) statt.Pimp your studies – unter diesem Mottowar es erklärtes Ziel des Kongresses,Studierende der Medizin auf den mündlich-praktischenTeil des M-2-Examensvorzubereiten und die Aufmerksamkeitder jungen Kollegen auf die Wahl chirurgischerFächer für ihre Weiterbildungzu richten. Auf Bitte des Generalsekretärsder DGOU nahmen Dr. Susanne Fröhlich(Rostock) und Prof. Udo Obertacke(Mannheim) als Vorsitzende der AG Lehreder DGOU an der Veranstaltung aktivals Referenten teil.Den circa 350 studentischen Teilnehmernwurden Plenumsveranstaltungen,aber auch kleinere, praxisorientierte Seminare(unter anderem Endoskopien, Osteosynthesetechnik)geboten. Im Plenumbehandelten am ersten Tag Referentenverschiedener chirurgischer Disziplinenübergreifende Themen (unter anderemAnamneseerhebung, Interpretation vonBefunden, Wundbehandlung, onkologischeTherapie, postoperative Verläufe);insbesondere am zweiten Tag stelltenchirurgische und internistische Referentengemeinsam fallbezogene interdisziplinäreThemen (unter anderem Rückenschmerz)dar. Die Diskussionskultur derTeilnehmer war – nach anfänglicher Zurückhaltung– sehr erfrischend und aktiv.Für die Referenten wiederum war die„Seminaratmosphäre“ mit 350 Teilnehmerneine wirkliche Herausforderung.Offene DiskussionsatmosphäreAm Ende des ersten Tages bot ein Cocktailabendden Teilnehmern und Referentendie Gelegenheit zu einem völligfreien Meinungsaustausch. Im direktenGespräch bestätigte sich, dass lange nichtalle studentischen Teilnehmer ihre Weiterbildungsentscheidungbereits getroffenhaben, bzw. durchaus auch „internistisch-konservativ“geprägte junge Kollegenin großer Zahl teilnahmen.Neben den ausgesprochen gut besuchtenSitzungen hatten die Teilnehmendenschließlich die Möglichkeit, sich nichtnur um das „leibliche“ Wohl zu kümmern,sondern im Rahmen der Industrieausstellungan einzelnen Stationenpraktische Fähigkeiten zu erwerben oderschon erworbene Fertigkeiten weiter zutrainieren. Im Rahmen von Lunchsitzungen,welche an beiden Tagen eine bemerkenswerteZuhörerschaft hatten, wurden288Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Vorträge angeboten, in denen wegweisendeTipps als auch Möglichkeiten der„Karrieregestaltung“ aufgezeigt werdenkonnten.Am 23. März beschäftigte sich Dr. MichaelDenkinger (Ulm) mit dem Thema „Karriereund Weiterbildung in der InnerenMedizin“. In einer sehr schönen Übersichtist es ihm gelungen, den ‚Wust‘ an Informationen,insbesondere was die Weiterbildungsordnungangeht, verständlichfür die Studierenden aufzugliedern undgleichzeitig mögliche Wege der Zukunftsgestaltungdarzulegen.Die Medizin wird weiblichAm Folgetag stellten sich Dr. SusanneFröhlich und Dr. Matthias Krüger (Magdeburg)dem Thema „Karrierewege in derChirurgie“. Frau Dr. Fröhlich ging in ihrerÜbersicht im Hinblick auf die Tatsache,dass ein großer Anteil der Studierendenweiblich ist, gesondert auf Anforderungenund Probleme im Arbeitsalltag undbei der Karriereplanung von Frauen ein.„Karriere und Beruf“ ist ein Thema, dasimmer wichtiger wird. Noch findet sich,wenn man den gesamten Arbeitsbereichder Chirurgie betrachtet, bisher einGesamtanteil an Ärztinnen von nur 2,8Prozent (Amtliche Krankenhausstatistik2008, Fachserie 12/Reihe 6.1.1, StatistischesBundesamt). In den kommendenzehn bis 15 Jahren wird sich der Anteil vonFrauen in der Medizin erheblich erhöhen.Dadurch nehmen Problembereiche wiedas nach wie vor veraltete Mutterschutzgesetz,Kinderbetreuung, Teilzeitarbeitsmöglichkeitenan den Unikliniken undLehrkrankenhäusern usw. einen zentralenStellenwert ein und müssen dringend gelöstwerden. An der regen Diskussion imAnschluss (nicht nur von weiblicher Seite)war das große Interesse an dieser Problematikzu erkennen, aber auch die Bereitschaft,sich ihr zu stellen und Lösungenvoranzutreiben.Arbeitssitzung der AG LehreParallel fand am 24. März 2012 im Langenbeck-Virchow-Hausdie 8. Arbeitssitzungder AG Lehre der DGOU statt. ImRahmen dieser Sitzung wurden weitereneue Arbeitsfelder bezüglich einer verbessertenStruktur des Medizinstudiumsfestgelegt (beispielsweise die Entwicklungvon Mindeststandards für mündlichePrüfungen und Notenfindung), alsauch auf den Start einer bundesweitenUmfrage der Medizinstudierenden hingewiesen,die insbesondere das Problemder Nachwuchsakquise beleuchten soll.Die zweitägige Veranstaltung mussdurchaus als wertvoll bezeichnet werden.Zwar ist es nicht möglich zu beurteilen,ob tatsächlich eine wirksame Vorbereitungauf das mündlich-praktische Examenmöglich war oder eine große Zahlvon Studierenden für die chirurgischenFächer gewonnen werden konnte. Es istallerdings gelungen, 350 Examenskandidatenan einem symbolträchtigen Ort derdeutschen chirurgischen Disziplinen zuversammeln und ein für die Teilnehmerinteressantes Programm anzubieten.Es sollte im Interesse der DGOU sein,solche Veranstaltungen und auch dieTeilnahme von Referenten der DGOU zuverstetigen. Sowohl die Breite der angebotenenThemen als auch ihre Tiefe(in parallelen Seminaren), das deutlicheMitwirken der DGOU auch in der Kongressleitungund zuletzt das Auslobenvon Stipendien (Fahrt und Logis) könntennoch ausgebaut werden. Die nächste Veranstaltungdieser Art ist für März 2013geplant.Dr. Susanne FröhlichProf. Dr. Udo ObertackeS o wa r ’ s …Dr. Susanne Fröhlichist Oberärztin an derOrthopädischen Klinikund Poliklinik amUniklinikum Rostockund Vorsitzende der AGLehre der DGOU.Prof. Dr. Udo Obertackeist stellvertretenderDirektor des orthopädisch-unfallchirurgischenZentrums amUniversitätsklinikumMannheim undVorsitzender der AGLehre der DGOU.Impressionen von der Veranstaltung undPDFs der Vorträge finden Sie unter:www.hammerexamen-und-karriere.de/de/rueckschau.htmlOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012289


Aus unserem FachV LO U - Fo ru mKlinikstrukturen im WandelAuf der Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen in Baden-Badenfand am 30. April 2012 das 2. VLOU-Forum mit dem Thema: „Entwicklung einer gemeinsamen Klinikstrukturvon Orthopädie und Unfallchirurgie: Simple Addition oder Chance zur Spezialisierung?“ statt.Markus Schmidt vom SozialministeriumBaden-Württemberg, dort verantwortlichfür die Landeskrankenhausplanung,stellte zunächst die Aufgaben seines Referatesund die Grundzüge der staatlichenKrankenhausplanung vor. Er führte sehrklar aus, dass die staatliche KrankenhausplanungTeil der Daseinsvorsorgedes Staates ist und die Sicherstellung derKrankenhauskapazitäten für die Versorgungder Bevölkerung zum Ziel hat. Dasheißt, es werden Versorgungsschwerpunktedefiniert und Versorgungsaufträgefestgelegt. Weiterhin führte Schmidtaus, dass der Krankenhausbedarfsplander meisten Länder keine detailliertenFestlegungen über Abteilungsgrößen undAbteilungsaufgaben enthält, sondern denKrankenhäusern in dieser Hinsicht eingroßes Stück Freiheit lässt: Aus der Detailplanungwill sich der Staat heraus halten.Es gibt lediglich einen Kapazitätsrahmenplanund eine medizinische Fachplanung.Zwar wird in speziellen Bereichen, etwain der Herzchirurgie, landesweit eineexakte Bettenzahl vorgegeben. Doch imGroßen und Ganzen haben die Krankenhäuserdie Freiheit, ihre Gesamtbettenzahl,die im Rahmenplan festgelegt ist,frei zu verteilen. Die Orthopädie und dieUnfallchirurgie gehört zum Gebiet Chirurgie.Das Krankenhaus kann die Bettenzahlzwischen den einzelnen chirurgischenSubdisziplinen frei verteilen – je nachdem,wie viele Betten es in den einzelnenSubdisziplinen für erforderlich erachtet.Danach stellte Sigrid Dräger von der Baden-WürttembergischenKrankenhausgesellschaft(BWKG) zunächst die Aufgabender BWKG vor. Sie betonte, dass dieBaden-Württembergische Krankenhausgesellschaftebenso wie andere Krankenhausgesellschaftendie großen Freiräumein der Krankenhausplanung begrüßt undals erhaltenswert ansieht.In einem weiteren Vortrag stellten Prof.Hans Zwipp und Prof. Klaus-Peter Güntherdas Dresdener Modell der Strukturierungeiner Klinik für Orthopädie undUnfallchirurgie vor. Ziel dieses Modellsauf universitärer Ebene ist die Erhaltungvon zwei Lehrstühlen, um die Aufgabender Wissenschaft, Lehre und Krankenversorgungauf einem hohen Niveau erhaltenzu können. Die beiden Lehrstühlesind gleichberechtigt in der Klinikleitungrepräsentiert. Teams, die unterhalbdieser Führungsebene angesiedelt sind,erledigen die eigentlichen klinischenAufgaben. In diesen Teams sind die Kompetenzender Orthopädie und Unfallchirurgiegleichmäßig repräsentiert. Siesind zum jetzigen Zeitpunkt im Aufbaubegriffen, sodass letzt<strong>endlich</strong> noch keineklaren Definitionen der Teamaufgabenund der Teamzusammensetzungen vorliegen.Zwipp und Günther führten aus,dass dabei keine Überschneidungen undDoppelstrukturen vorhanden und dassdie Teams weisungsmäßig der gemeinsamenKlinikleitung unterstellt sein sollen.Vorschlag für Klinikstruktur inkommunalen KrankenhäusernIm letzten Vortrag stellte Dr. FriedrichThielemann einen Vorschlag für eineKlinikstruktur in größeren kommunalenKrankenhäusern vor. Neben einer starkenZentralstruktur, deren Aufgabe dieorganisatorische Leitung der Klinik istund die einen großen Personalpool hat,sind darin Departementstrukturen vorgesehen.Die Leiter der Departments sindmedizinisch weisungsunabhängig undfür den wirtschaftlichen Erfolg ihrer Departmentsverantwortlich.Die Zentralstruktur der Klinik ist für dieWeiterbildung der Assistenten zuständigund stellt einen großen Teil des ärztlichenPersonals für die Departments zur Verfügung.Neben den Departmentleiternsind in den Departments ein Oberarztund mindestens ein bis zwei Assistentenvorgesehen, die rotieren sollen. Als Departementssind die Chirurgie der oberenExtremität, die Wirbelsäulenchi rurgie,die Becken- und Hüftchirurgie sowie dieChirurgie der unteren Extremität vorgesehen.Die Handchirurgie wird in Kooperationmit der Klinik für Orthopädie undUnfallchirurgie und einem Rotationspooldurch die Klinik für Plastische und Handchirurgieerledigt. Die Leitung der Zentraleinheitübernimmt in diesem Modellein Orthopäde oder ein Unfallchirurg.Der Klinikstellvertreter muss immer diespiegelbildliche Qualifikation mitbringen.Von der Zentralstruktur werden dieallgemeine Orthopädie und Unfallchirurgiesowie die Polytraumaversorgung,das BG-Wesen und die Abdeckung derDienstaufgaben im Bereitschaftsdienstund am Wochenende organisiert und erledigt.Nach den Vorträgen entwickelte sich einerege Diskussion. Es wurden die Stärkenund Schwächen der einzelnen Modellebesprochen und das Für und Wider einergleichberechtigten Führung, wie sie imDresdner Modell dargestellt wird, einerzentralen Führungsstruktur mit fachlichunabhängigen Untergliederungengegenübergestellt. Es ist vor allem dembegrenzten zeitlichen Rahmen geschuldet,dass ein übereinstimmender Konsensnicht gefunden werden konnte. Dieswar auch nicht das Ziel der Diskussion. Eszeigte sich, dass viele Modelle ausgestaltetwerden können, die vor allem mit denjeweiligen Gegebenheiten in den Krankenhäusernabgestimmt werden müssen.PD Dr. Friedrich ThielemannPD Dr. FriedrichThielemann ist ErsterVorsitzender desRegionalverbandesVLOU-Südwest unddamit Mitglied desGesamtvorstandesVLOU Bund.290Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem FachFotos: WirthIm Orthopädischen Spital Wien-Speising fand die 26. Jahrestagung der VKO statt. Die Veranstaltung war geprägt vom faszinierenden historischen AmbienteWiens selbst und des geschichtsträchtigen Veranstaltungsortes.V KO J a h r e s tag u n gKaiserwetter für die KinderorthopädieDie diesjährige Jahrestagung der Vereinigung für Kinderorthopädie (VKO) fand unter der Leitung von Prof.Franz Grill und Dr. Rudolf Ganger vom 15. bis 17. März im Orthopädischen Spital in Wien-Speising statt.Mehr als 300 Interessierte aus Deutschland, der Schweiz und Österreich nahmen daran teil.Die 26. Jahrestagung nahm den inzwischenbewährten Faden des Angebotsverschiedener Hands-on-Kurse und einesabwechslungsreichen wissenschaftlichenProgramms auf. Sechs Kurse, deren Inhaltvon der 3-D Ganganalyse über die Beckenosteotomien,Deformitätenkorrektur,Botulinumtoxin-Therapie, Ponseti-Klumpfußbehandlung bis zu neuroorthopädischenOperationstechniken reichte,erfreuten sich am Donnerstag und Freitagvormittagmit 140 Teilnehmern einesregen Zuspruchs und zeigten den Erfolgund Bedarf dieses Teils des Kongressangebots.Die Kurse wurden wieder vonausgewiesenen Fachleuten vorbereitetund abgehalten. Am Freitagvormittagfand außerdem die seit vielen Jahrensehr beliebte klinische Visite auf den Stationendes Orthopädischen Spitals statt,die den zahlreichen Interessierten durchPräsentation teilweise komplexer undkomplizierter Fälle einen tiefen Einblickin die aktuelle Tätigkeit der Wiener Kollegenermöglichte. Immer wieder zeigtsich, dass dieser durch Praxisnähe geprägteProgrammpunkt unverzichtbarerBestandteil unserer Jahrestagungen ist.Herausragende Leistungen derSpeisinger KinderorthopädieDer wissenschaftliche Kongress wurdeam Freitagmittag im Prof.-Spitzy-Auditoriumvor vollen Rängen eröffnet. Die ersteSitzung ermöglichte den Gastgebern, ihreklinische und wissenschaftliche Tätigkeitder breiten Zuhörerschaft vorzustellen.In Referaten zur klinischen Ganganalyse,zur Behandlung bewegungsbehinderterKinder mit neuroorthopädischen Problemenund zur Deformitätenkorrekturan der unteren Extremität stellte dieOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012291


Aus unserem FachIm Festsaal des Palais Ferstel fand der<strong>Gesellschaft</strong>sabend statt.Prof. Franz Grill erhält die VKO-Ehrenmedaillefür seine herausragenden Verdienste um diedeutschsprachige Kinderorthopädie.Prof. Cassiano Neves aus Lissabon wird alsEhrengast ausgezeichnet. Er hielt seinen Vortragüber „Elbow Dislocation in Children: Is there aNeed for Soft Tissue Repair?“Speisinger Kinderorthopädie ihr herausragendesLeistungpotenzial und ihrenPioniergeist in vielen Teilbereichen derKinderorthopädie heraus. Dabei umrissder Vortrag zur Deformitätenkorrekturdie Erfahrungen über drei Jahrzehntedieser Therapie und zeigte auf faszinierendeWeise, welche Fortschritte aufdiesem Gebiet durch Weiterentwicklungauf der technischen und chirurgischenSeite erzielt werden konnten. DieserVortragsblock wurde durch Überblickeüber die im Lauf der Zeit einigem Wandelunterworfene Klumpfußtherapieund aktuelle Therapiemodalitäten dergeburtstraumatischen Plexusläsion abgerundet.Am Schluss waren sich alle einig,dass die Speisinger kinderorthopädischeAbteilung einen herausragenden Platzinnerhalb der deutschsprachigen Kinderorthopädieund im weltweiten Vergleicheinnimmt.VKO-Ehrenmedaille für Prof. Franz GrillDie sich anschließenden kinderorthopädischenNachmittagssitzungen beschäftigtensich mit Schwerpunktthemen derWiener Klinik. Sehr interessante Vorträgegab es zu neuroorthopädischen Themenmit klarer Betonung der infantilenZerebralparese und zu einer Reihe aktuellerFragestellungen auf dem Gebiet derErkrankungen und Fehlstellungen deskindlichen Fußes. Die nachmittäglichenSitzungen wurden durch einige Howto-treat-Fälle,die lebhafte und auchkontroverse Diskussionen brachten, beschlossen.Als kultureller und sozialerHöhepunkt des Kongresses entpupptesich ein weiteres Mal der <strong>Gesellschaft</strong>abend,der in dem historischen, denglanz- und liebevollen Charme Wienszusammenfassenden Palais Ferstelstattfand. Der prunkvolle Festsaal gabden würdigen Rahmen für ein atemberaubendesKonzert der Wiener Sängerknaben,die das versammelte Publikumdurch ihre Darbietung eines Potpourrisverschiedenster Stücke mit ihren großartigenStimmen ins Staunen versetzten.Dieser hohe Kunstgenuss ließ ein weiteresEreignis, das für die Vereinigungfür Kinderorthopädie eine ganz besondereEhrung darstellte, beinahe in denHintergrund rücken. Dabei wurde einerder renommiertesten, produktivstenund bekanntesten Kinderorthopädendes deutschsprachigen Raumes ausgezeichnet:Prof. Dr. Franz Grill erhielt dieEhrenmedaille der Vereinigung für Kinderorthopädiefür seine herausragendenVerdienste um die deutschsprachigeKinderorthopädie.Zwei weitere bedeutsame Ereignissedes Abends be<strong>dürfen</strong> außerdem der Erwähnung.Prof. Siegfried Stotz und Prof.Klaus Parsch stellten das Buchprojektzum 25jährigen Jubiläum der VKO vor. Inmonatelanger akribischer Kleinarbeit habensie mit größter Energie und GeduldDaten und Fakten und vor allem Bilderzur Geschichte der deutschsprachigenKinderorthopädie gesammelt und niedergeschrieben.Auch die diesjährigenReise fellows der VKO, Frau Dr. KathrinSchelling aus Gießen und Frau Dr. JuliaFunk aus Berlin, kamen zu Wort. Sie berichtetenin einem lebendigen und farbenfrohenVortrag über zwei tolle Reisenin international renommierte kinderorthopädischeZentren, die sie zunächstüber Nancy nach Manchester sowie nachIsrael (Beer Sheva und Tel Aviv) und Posnanin Polen geführt hatten. Man könntemeinen, dass bei derart vielen Programmpunktennicht ausreichend Zeitfür intensive Gespräche gewesen sei –weit gefehlt. Es wurden alte Freundschaftengepflegt und neue geschlossen.Wissenschaftlicher Höhepunkt:Vortrag von Prof. Dr. ManuelCassiano NevesAm dritten Kongresstag stand zu Beginnder nächste, der wissenschaftliche Höhepunktauf dem Programm. Prof. Dr. ManuelCassiano Neves aus Lissabon hieltden diesjährigen Gastvortrag zum Thema„Elbow Dislocation in Children: Is there aNeed for Soft Tissue Repair?“ und erhieltdas Zertifikat und die Ehrenmedaille derVereinigung für Kinderorthopädie.292Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus unserem FachVKO-Wissenschaftspreis für Erich RutzIhre wissenschaftliche Rührigkeit dokumentiertedie VKO im Anschluss darandurch die Verleihung des alljährlichenWissenschaftspreises. Wiederum wurdeErich Rutz aus Basel für eine hervorragendeklinisch-wissenschaftliche Arbeitgeehrt: Die Ergebnisse seiner Arbeit„Operative Tibialis-anterior-Sehnenverkürzungin Kombination mit Achillessehnenverlängerungbeim spastischenSpitzfuß“ werden voraussichtlich aufdie Behandlung dieses Krankheitsbildesbedeutsamen Einfluss nehmen. Diesich anschließenden wissenschaftlichenSitzungen hatten eine weitere Sitzungzu kindlichen Fußdeformitäten und zuHow-to-treat-Fällen zum Inhalt. Mit einerSitzung zur Deformitätenkorrekturund zwei Sitzungen zu freien Themenaus dem großen Feld der Kinderorthopädiewurde diese 26. Jahrestagung derVKO beendet.Vortrags- und Posterpreis verliehenAuf der Jahrestagung wurden zum Abschlussnun bereits zum zweiten bzw.dritten Mal der beste Vortrag und dasbeste Poster ausgezeichnet. Den Preis fürden besten Vortrag erkannte die Jury Dr.Kyril Mladenov aus Sankt Augustin zu fürseinen Beitrag „Schenkelhalsremodellingnach „in situ“-Pinning für milde und moderateECF. Prognostische Bedeutung desOxford Score“. Aus 35 Posterbeiträgenkonnten die Juroren den Posterpreis auswählen,den Dr. Andreas Kranzl aus Wienfür das Poster mit dem Titel „FunktionelleEvaluation bei subtalarer Schraubenarthrorise“erhielt.Die 26. Jahrestagung war eine glanz volleBestätigung des hohen Stellenwertesder Kinderorthopädie im Fachgebiet derOrthopädie und Unfallchirurgie. Wir erlebtendrei Tage voller intensiver Dialogeund Diskussionen, mit wissenschaftlichenVorträgen zu bewährten und innovativenBehandlungen, die gezeigt haben,dass die deutschsprachige Kinderorthopädieinternational voll auf der Höhe istund eine hohe Qualität in der Tiefe, aberauch in der Breite bietet.Wir, die Vereinigung für Kinderorthopädieund alle Teilnehmer der diesjährigenJahrestagung, danken Primarius Prof. Dr.Franz Grill und Dr. Rudolf Ganger sowieallen Mitarbeitern der SpeisingerKinderorthopädie für die Organisationund Ausrichtung dieser inspirierendenJahrestagung. Zwei Dinge müssen zumSchluss noch gesagt werden: Das Zeitmanagementwar großartig, es wurde nichtein einziges Mal eine Minute überzogen.Und: Deutschland hat einen Kaiser Franz,Speising aber auch. Wie sonst erklärt sichdas drei Tage anhaltende strahlende Kaiserwetterüber Wien während des Kongresses?Wir alle schauen mit Vorfreudeins Jahr 2013, wenn die 27. Jahrestagungder Vereinigung für Kinderorthopädie inAugsburg vom 1. bis 2. März 2013 unterdem Motto „All Life is about Balance“stattfinden wird.Prof. Dr. Thomas WirthProf. Dr. Thomas Wirth,Olgahospital Stuttgart,ist der 1.Vorsitzendeder Vereinigung fürKinderorthopädie.Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012293


Aus unserem FachL e s e r b r i efWir brauchen GeneralistenIn der April-Ausgabe der OUMN veröffentlichten wir einen Leserbrief von Dr. Martina Mittag-Bonsch, Chefärztinder Abteilung für Chirurgie am Klinikum Crailsheim. Sie plädiert darin dafür, Generalisten auszubilden– ohne eine zusätzliche Spezialisierung in einzelnen Bereichen abzulehnen. Dr. Wolfhard Starke, Warburg,bekräftigt an dieser Stelle ihre Aussagen.Den Leserbrief von Frau Dr. Martina Mittag-Bonschhabe ich mit großem Interessegelesen. Nach neuneinhalb Jahren Tätigkeitals Volontär an dem abseits gelegenenAmppipal Hospital in Nepal kann ich diegeäußerte Forderung nach Ausbildung vonmehr „Generalisten“ nur unterstützen.Von Haus aus Unfallchirurg sah ich michin Nepal mit vielen Problemen konfrontiert.Da ich meist der einzige Arzt andem 46-Betten-Haus war, musste ich bezüglichsämtlicher Fächer vieles neu lernen.Ich habe dort neben unfallchirurgischen(einschließlich Trepanationen undplastischer Chirurgie mit Hauttransplantationenbis 15 Prozent der Körperoberfläche,Gefäß- und Nervenanastomosen)allgemeinchirurgische (Abdomen, gelegentlichThoracotomie und Struma),gynäkologische (abdominell und vaginal),teilweise urologische Operationendurchgeführt, lange Zeit auch Anästhesiegemacht und nebenher Zähne gezogeneinschließlich Osteotomien und Reinigungen(Scaling). Auch das konservativeKrankengut (Innere, Pädiatrie, Psychiatrie,Neurologie, HNO, Augen, Haut etc.)wollte ambulant und auf Station versorgtwerden.Die Weiterbildungsordnung war nachmeinem Weggang aus Nepal geändertworden. Viele ältere unfallchirurgischeKollegen sahen wie ich große Problemefür die Zukunft. Wer von den Spezialistenwird denn noch in der Lage sein, die Behandlungetwa eines Polytraumatisierteneinschließlich der Einleitung notwendigerRehabilitationsmaßnahmen zu koordinieren?Ich wage es zu bezweifeln, dasses möglich sein wird, an Häusern derGrund- und Regelversorgung rund umdie Uhr ein Team von Spezialisten vorzuhalten.Da bei manchen Verletzungen derZeitfaktor für eine Versorgung eine großeRolle spielt und unter Umständen derTransport zum nächstgelegenen Schwerpunktkrankenhauszu viel Zeit beansprucht,kann ich nur appellieren, hierdie notwendigen Überlegungen anzustellen.Vor einer Hochspezialisierung sollteeigentlich eine breitgefächerte Ausbildungals solides Fundament gesetzt werden.Auch bei Einsätzen in der DrittenWelt sind nach meiner Erfahrung mitAusnahme der plastischen und Handchirurgiehochrangige Spezialisten weniger,Allrounder sehr gefragt. Da ich mich imApril 2012 aus Amppipal zurückgezogenhabe (ich werde weiterhin noch einmalim Jahr für circa sechs Wochen zurückgehen),haben wir große Probleme,Chirurgen zu finden, die ein ähnlichesSpektrum auch nur annähernd abdeckenkönnen. Und das Hospital hat zum großenTeil von den Operationen gelebt. DenWunsch, dass sich ein Nachfolger findet,haben wir fast aufgegeben.Die Forderung von Frau Kollegin Mittag-Bonsch, dass sich alle leitenden Ärzteund auch die verantwortlichen Politikereingehend dieses Problems annehmensollten, kann ich nur voll unterstützen.Dr. Wolfhard StarkeN e pa lmed hilf tStudierende, die sich für eine Famulatur oderein Praktikum am Amppipal Hospital interessieren,können sich an den Verein Nepalmedwenden, der das Amppipal Hospital unterstützt:Frau Burga Marx, student.nepal@web.deFoto: PrivatWeitere Informationen zum Amppipal Hospitalund über Nepalmed finden Sie im Internetunter: www.nepalmed.de/DEU/Projekte-Amppipal.htmlFreiwilliger Generalist: Unfallchirurg Wolfhard Starke hat neun Jahre in Amppipal in Nepal gearbeitet.294Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Recht und WirtschaftFoto: FotoliaLangeweile macht unzufrieden: Ein gutes Terminmanagement hilft, lange Wartezeiten zu vermeiden. Die Patienten sind im Anschluss zufriedener – undder Orthopäde auch, weil sein Arbeitsalltag wesentlich entspannter ist.T e r m i n m a n ag e m e n tSchluss mit überfüllten WartezimmernMüssen Patienten lange Wartezeiten in Kauf nehmen, kann die Behandlung noch so gut sein – ein QuäntchenUnzufriedenheit bleibt immer. Eine gut geplante Terminvergabe, der eine Analyse der Behandlungszeitenzugrunde liegt, kann Abhilfe schaffen.Sie nennen sie Herrn Schulz oder FrauMeier. Möglichst unauffällig müssen dieNamen sein, möglichst alltäglich, sonstfliegt es auf. Herr Schulz bekommt einenTermin für drei Uhr eingetragen, FrauMeier für halb fünf. So steht es dann sauberim Praxisverwaltungssystem des Orthopäden.Nur: Weder Herr Schulz nochFrau Meier werden heute kommen. Siesind fiktiv, Luftnummern, erfunden vonden Arzthelfern, die sich nicht mehr anderszu helfen wissen.„Es kommt immer wieder vor, dass sichPraxismitarbeiter durch PseudotermineinträgeLuft verschaffen“, berichtet DieterBaitinger vom Weiterbildungs- undConsultinghaus Pharmecon. „Sie bauensich damit das, was jeder Arzt eigentlichvon sich aus einplanen sollte: einenvernünftigen Puffer.“ Dem ausgetrickstenArzt fielen solche Falscheinträge imtäglichen Ablauf meist gar nicht auf, erwundere sich höchstens, dass es „heuteso entspannt läuft“. Schummeleiendieser Art seien Einzelfälle, versichertBaitinger, der seit Jahren Seminare fürPraxismanager und niedergelassene Ärzteveranstaltet, unter anderem auch fürMitglieder des Berufsverbands der Fachärztefür Orthopädie und Unfallchirurgie(BVOU). Aber die Vorkommnisse zeugendavon, wie überfordert manche Frontmitarbeitersind. „Sie sind es schließlich,die am Empfang alles ausbaden müssen:Sie müssen das Telefon bedienen, dasTerminbuch führen, sich um die Patientenan der Theke kümmern – und kriegenso alles ab, wenn das Terminmanagementdes Arztes nicht stimmt.“ Schlimmernoch: Auch die Patienten spürendie Hamsterrad-Atmosphäre, fühlen sichdurchgeschleust, ärgern sich, wenn sieviel Zeit im Wartezimmer verbringenmüssen. Wenn Patienten mit ihrem Arztunzufrieden sind, liegt das in rund 50Prozent der Fälle an langen Wartezeiten,ergab eine Umfrage der <strong>Gesellschaft</strong> fürKonsumforschung (GfK) im Auftrag derApotheken Umschau.In seiner Praxis seien fiktive Eintragungennoch nicht vorgekommen, istder Orthopäde Dr. Christian Hauschild300Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Recht und WirtschaftDieter Baitinger:Der Beraterempfiehlt eineBehandlungszeitanalysemit Stoppuhr undStrichliste.Dr. Christian Hauschild:Der BVOULandesvorsitzendeSchleswig-Holstein hältin seinem täglichenTerminplan alle zweiStunden 20 Minuten frei.Fotos: Privatüberzeugt. Schließlich sorge er selbstfür die nötigen Zeitpolster. „In meinemtäglichen Terminplan halte ich alle zweiStunden bewusst 20 Minuten frei“, sagtder Lübecker Mediziner und Landesvorsitzendedes BVOU Schleswig-Holstein.Er setzt seit Jahren auf ein strukturiertesund durchdachtes Terminmanagement:„Irgendwann habe ich damals gemerkt:Obwohl meine Sprechstunde nur bis 18Uhr angesetzt ist, habe ich regelmäßigauch um 20 Uhr noch in der Praxis gesessenund mich um Patienten gekümmert.Das musste aufhören.“ Auch wenner wie jede andere Praxis mit einem Verwaltungsprogrammund integriertemTerminkalender arbeite, seien dies nurHilfsmittel, „die ein Arzt erst mit einerschlauen Struktur füllen muss“.Schwerpunkte setzenAm Anfang eines gelungenen Terminmanagementssteht für Hauschild eineordentliche Analyse der Praxis und ihrerPatienten. „Man muss sich anschauen:Foto: FotoliaS o kriegen Sie Ihr Terminwesen in den GriffWelche Zielgruppen habe ich, wen willich versorgen? Und dann für diese Menschenbestimmte Zeiten in der Wochereservieren.“ Das könnte die morg<strong>endlich</strong>eSprechstunde für ältere Menschenmit Arthrose sein oder ein Behandlungsnachmittagpro Woche nur für Kinder.„Eine Schwerpunktbildung nimmt unheimlichviel Sand aus dem Getriebe desPraxisablaufs“, so Hauschild. Wichtig sei,diese Zeiten von anderen Fällen, selbstleichten Notfällen, freizuhalten. „Es istklar, dass ich auch in dieser Schwer-Patientenfrequenz-/BehandlungszeitanalyseWas so aufwändig klingt, ist praktisch nichtmehr als eine Strichliste, die ein Mitarbeiter,im Fall der einfacheren Patientenfrequenzanalyse(PFA) auch etwa der Auszubildende,eine Woche lang führt, so Berater Dieter Baitinger:„Mit Stoppuhr, einem Blatt Papier undBleistift werden bei der PFA ganz simpel diewichtigsten Zeitdaten der einzelnen Behandlungsfällefestgehalten: Wann die einzelnenPatienten in die Praxis kommen, ob mit oderohne vorher vereinbartem Termin – und wielang die Arztkonsultation dauert.“ Die Behandlungszeitanalysegeht etwas tiefer, sollteauch besser von erfahreneren Angestelltendurchgeführt werden: Hier wird zusätzlichder jeweilige Grund für das Aufsuchen desArztes notiert. Zweimal im Jahr durchgeführt,„dadurch trägt man der SaisonalitätRechnung“, bekommt der Arzt einen Überblicküber die einzelnen Zeitbedarfe – undkann so besser planen. Wichtig: Auch werglaubt, den Zeitaufwand pro Beschwerdebild„aus jahrelanger Erfahrung im Gefühl zu haben“,sollte eine solche Analyse durchführen.Baitinger: „Viele sind dann nämlich überrascht,wie sehr sie mit ihrer Einschätzung danebenliegen.“Keine Angst vor Pufferzeiten!„Puffer sind ein Schreckgespenst für die meistenniedergelassenen Orthopäden“, weißDieter Baitinger. „Aber sie sind unumgänglich,wenn das Tagesgeschäft stress- und konfliktfreiablaufen soll.“ Baitinger rät dazu, unterschiedlicheZeitpolster einzubauen. „Aneinem Montagmorgen könnten Sie ja einenganz anderen Puffer benötigen als an einemDonnerstagnachmittag.“ Hier helfe ein Blickauf die Ergebnisse der Patientenfrequenzanalyse:Daraus können die Arzthelfer ablesen,an welchen Tagen und zu welchen Zeiten diemeisten unangemeldeten Patienten kommen– und den Puffer entsprechend in denKalender eintragen. Baitinger: „Mit einemsolchen Puffer fangen Sie alle zu normalenZeiten anfallenden unkalkulierbaren Zeitfresserauf und können die Termine Ihrer Patiententrotzdem gut einhalten.“ Notfälle, Hausbesuche,länger dauernde Behandlungen –all dies kann durch die freigehaltene Zeit abgefedertwerden. Sind doch mal in diesen Minutenkeine Patienten zu behandeln, lassensich Verwaltungsaufgaben und Rückrufe erledigen.Und die Angst vor dem leeren Wartezimmer?Dr. Christian Hauschild, der sich einenpauschalen Puffer von 20 Minuten prozwei Stunden erlaubt, winkt ab: „Wenn sichbei mir abends nur der Hauch eines Gefühlseinstellt, ich hätte heute doch recht wenig Patientenbehandelt, dann ist das ein gutes Zeichenfür mein Terminmanagement: Dann istder Tag nämlich einfach nur reibungslos undgut verlaufen.“Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012301


Recht und Wirtschaftpunktsprechstunde jeden behandle, dermit einem echten Notfall zu mir kommt –aber ansonsten wird hier nicht gemischt,sonst sind am Ende alle Patienten unzufrieden.“Der Vorteil dieser Art der Terminvergabe:Der Arzt kann den Ablaufviel besser steuern.Hauschildhat am Anfangetwas experimentiert,biser heraus fand,wie lang er etwa für die Behandlung einesSäuglings braucht oder für das Beratungsgesprächmit einem Arthrosepatienten.„Ich habe schnell gemerkt, wieviele Termine ich in diese Sprechstundenlegen darf, ohne einerseits zu viel Leerlaufoder andererseits ein übervollesWartezimmer zu riskieren.“Terminmanagement mit StoppuhrSeminarleiter Dieter Baitinger rät seinenTeilnehmern zu so genannten Patientenfrequenz-und Behandlungszeitanalysen(siehe Kasten). Dazu werden die Termineüber einen überschaubaren Zeitraumhinweg beobachtet und deren Dauer,zum Teil mit der Stoppuhr, gemessen.„Der Arzt und sein Team müssen sicheinen Überblick darüber verschaffen,wie viele Patienten, angemeldet oderunangemeldet, zu welchen Zeitpunktenzu ihnen kommen – nur dann könnensie Herr über ihren Zeitplan werden.“Gerade über die Analyse der Behandlungszeitenlässt sich anschließend einSchema erarbeiten, wonach Patientenfortan gemäß ihrem Beschwerdebild einbestimmtes Zeitfenster zugeteilt bekommen.Für die Nachsorge einer Knieoperationwürde der Arzt dann vielleicht eineandere Minutenzahl kalkulieren als fürPro Quartal lässt Hausschild nur einmal eine Wartezeit von einer halbenStunde durchgehen. „Andernfalls läuft etwas schief im System.“ein umfassendes Beratungsgespräch. Sobekomme der Terminkalender nicht nureine Struktur, er werde auch steuerbar.Natürlich seien solche Zeitangaben stetsnur Durchschnittswerte – „aber das Teamwird schnell merken, dass es so bessermit der Zeit umgehen kann und Entspannungin den Praxisablauf kommt.“Ein ordentliches Terminmanagementläuft nicht ohne die Mitarbeiter am Empfang,davon ist Baitinger überzeugt. Idealwäre daher, die telefonische Terminvergabeeinem erfahrenen Mitarbeiter zuübertragen: Der könne mittels Rückfragenherausfinden, welche Beschwerdender Patient hat und dann – nach demvorher ermittelten Schema – die entsprechendnotwendige Zeit für den Behandlungstermineinplanen.Die Praxis von Dr. Christian Hauschild, inder täglich etwa 110 Patienten versorgtwerden, ist mittlerweile weitgehendwartezeitenfreie Zone. „Dass ein Patienteine Viertelstunde im Wartezimmersitzen muss, kommt bei uns höchstenszwei Mal pro Woche vor.“ 24 Stühle zähltsein Wartezimmer, von denen, so Hauschild,nie mehr als sechs besetzt seinsollten. Pro Quartal lässt er nur einmaleine Wartezeit von einer halben Stundedurchgehen. „Andernfallsläuft etwasschief im System.“Dann prüfter gemeinsam mitden Mitarbeitern,wo es gehakt hat, ob etwa zu viele Terminevergeben worden sind und – imkurzfristigen Fall – vielleicht der Rest desTages weitgehend von neuen Terminenfreigehalten werden sollte. „Manchmalbesprechen wir so etwas in der Mittagspauseund setzen das direkt anschließendum.“ Auf Hinweise und Vorschlägeseines Teams hört Hauschild gerade beimheiklen Thema Terminvergabe sehr genau.„Terminmanagement betrachte ichzwar unbedingt als Chefsache“, sagt derOrthopäde und BVOU-Landesvorsitzende.„Aber ohne den Input der Mitarbeiterläuft auch die höchste Chefsache nicht.“Romy KönigRomy König ist freieJournalistin in Frankfurt/Main.302Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Recht und WirtschaftPat i e n t e n r echtegese t zMehr Transparenz für PatientenZu dem vom Bundeskabinett beschlossenen Gesetzentwurf zur Verbesserung der Rechte von Patientinnenund Patienten erklären Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, BundesgesundheitsministerDaniel Bahr und der Patientenbeauftrage der Bundesregierung, Wolfgang Zöller:„Sechs von zehn Patienten kennen lauteiner Studie ihre Rechte gar nicht oderunvollständig. Viele Patienten beklagenzudem die mangelnde oder ungenügendeInformation durch den Behandelnden,sie fühlen sich oftmals alleine gelassen“,erläutert Leutheusser-Schnarrenberger.„Die neuen Regelungen gleichen das Informationsgefällezwischen Behandelndemund Patient aus. Patientinnen undPatienten müssen über die Behandlungumfassend informiert werden. Dies giltauch für die Kosten einer Behandlung,wenn die Krankenkasse die Kosten ausnahmsweisenicht übernimmt. Allewesentlichen Fakten von Diagnose bisTherapie müssen verständlich erklärtwerden. Bei Streitigkeiten ist die Patientenaktedas wichtigste Dokument. Eswird sichergestellt, dass Patienten in diePatientenakte Einsicht nehmen können.Wichtige Beweiserleichterungen für Patientenwerden klar geregelt und für jedennachvollziehbar gemacht. Sie beruhenauf der Rechtsprechungsentwicklung.Bei groben Behandlungsfehlern muss derArzt beweisen, dass die Behandlung auchohne den Fehler nicht erfolgreich gewesenwäre.“ Leutheusser-Schnarrenbergerfasst zusammen: „Das Gesetz hilft Patientinnenund Patienten, ihre Rechte zukennen und besser durchsetzen zu können.“„Das neue Patientenrechtegesetzbringtumfassende und verständlicheInformationenfür Patientinnenund Patienten", erklärtBundesgesundheitsministerDaniel Bahr. „Esermöglicht Arzt-Patienten-GesprächeaufAugenhöhe und stärktdie Rechte der Versichertengegenüber denLeistungserbringern.Mit dem gemeinsamvorgelegten Patientenrechtegesetzschaffenwir <strong>endlich</strong> eine einheitlichegesetzlicheGrundlage und sorgendadurch für mehr Klarheitund Transparenzim Gesundheitswesen.Damit führen wireine jahrzehntelangeDiskussion einer gutenund tragfähigenLösung zu, die direktden Patienten und Versicherten zuGute kommt. So werden die Rechte derVersicherten in der gesetzlichen Krankenversicherungweiter ausgebaut undverbessert. Kranken- und Pflegekassenwerden verpflichtet, ihre Versichertenbei der Durchsetzung von Schadensersatzansprüchenaus Behandlungsfehlernzu unterstützen. Dies kann durch Unter-Bild: beermedia/Fotoliastützungsleistungen, mit denen die Beweisführungder Versicherten erleichtertwird, zum Beispiel durch medizinischeGutachten geschehen. Nicht fristgemäßeEntscheidungen der Krankenkassenwerden sanktioniert. Wir stärken dieFehlervermeidungskultur und führenMeldesysteme für Fehler und ein Risikomanagementein und machen ein Beschwerdemanagementin Krankenhäusernverbindlich und transparent."Der Patientenbeauftragte der BundesregierungWolfgang Zöller sagte: „DasPatientenrechtegesetz stärkt die Patientenauf dem Weg vom Bittsteller zumPartner. Der Gesetzentwurf ist ein neues,zeitgemäßes Fundament. Es ist keinGesetz gegen jemanden, sondern sorgtfür einen transparenten sowie fairenAusgleich der Interessen und stärkt dasVertrauensverhältnis zwischen Arzt undPatienten. In vielen Gesprächen mit allenBeteiligten konnte ich im Vorfeld einengroßen Konsens ausloten. Ein guter Gesetzentwurfwurde vorgelegt und gehtjetzt in die parlamentarische Beratung. Esist ein Gesetzentwurf, der die Rechte derPatienten maßgeblich weiterentwickelt,erstmals zusammenhängend regelt undvor allen Dingen für jedermann unkompliziertnachlesbar macht. Ich bin sicher,dass das Gesetz dazu beiträgt, dass unserGesundheitssystem von allen Beteiligtenals gerechter empfunden werden kann.“Zum HintergrundDer Gesetzentwurf umfasst folgende Regelungsbereiche:■■Der Behandlungsvertrag wird ausdrücklichim Bürgerlichen Gesetzbuchverankert. Die Regelung erfasstdie Vertragsbeziehung zwischen Patientenund Ärzten, aber auch anderenHeilberufen wie Heilpraktikern,Hebammen, Psycho- oder Physiotherapeuten.Patienten müssen verständlichund umfassend informiertwerden, etwa über erforderlicheOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012303


Recht und WirtschaftKo m m e n ta rDie Bundesregierung hat erwartungsgemäßden Entwurf eines Patientenrechtegesetzesvorgelegt. Dieser unterscheidet sich vom Referentenentwurfnur marginal, insbesonderesind keine grundlegenden Neuregelungenhinzugetreten, etwa ein Patientenentschädigungsfondnach österreichischem Vorbildoder ein Verbot ästhetisch chirurgischer Leistungenbei Minderjährigen, welches ohnehinverfassungsrechtlichen Zweifeln unterliegenwürde. Erfreulich ist aber, dass der bisher vorgesehenePassus, dass ein an der Durchführungdes Eingriffs Beteiligter auch die Aufklärungdes Patienten vornehmen muss, weggefallenist. Stattdessen muss nach § 630e Absatz2 BGB-E die Aufklärung – wie bisherüblich – durch den Behandelnden oder durcheine Person erfolgen, die über die zur Durchführungder Maßnahme notwendige Befähigungverfügt. Problematisch dürfte allerdingsdie neu aufgenommene Verpflichtungsein, dass dem Patienten Abschriften vonUnterlagen auszuhändigen sind, die er imZusammenhang mit der Aufklärung oder Einwilligungunterzeichnet hat. Moderne Aufklärungsdokumentationssystemesind daraufbereits eingestellt; mancherorts dürften dieseNeuregelungen allerdings erheblichenMehraufwand bedeuten.Dr. Albrecht Wienke,Fachanwalt fürMedizinrechtUntersuchungen, Diagnosen und beabsichtigteTherapien. Die Patientensind gesondert auf Kosten für solcheLeistungen hinzuweisen, die nichtvon den Leistungsträgern übernommenwerden.■■Aufklärung muss umgehend erfolgenund ist verpflichtend. Vor jedemEingriff müssen alle Patienten umfassendüber die konkrete Behandlungund die sich daraus ergebenden Risikenaufgeklärt werden. Dazu mussrechtzeitig vorher ein persönlichesGespräch geführt werden, damit sichder Patient seine Entscheidung gutüberlegen kann. Eine schriftliche Aufklärungreicht alleine nicht aus.■■Auch die Dokumentationspflichtenbei der Behandlung sollen im Gesetzfestgelegt werden. Patientenaktensind vollständig und sorgfältigzu führen. Patienten bekommennunmehr ein gesetzliches Recht aufAkteneinsicht. Fehlt die Dokumentationoder ist sie unvollständig, wirdim Prozess zu Lasten des Behandelndenvermutet, dass die nicht dokumentierteMaßnahme auch nicht erfolgtist.■■In Haftungsfällen wird es mehrTransparenz geben. Die wichtigen Beweiserleichterungenberücksichtigendie Rechtsprechung und werden klargeregelt. Jeder kann jetzt im Gesetznachlesen, wer im Prozess was beweisenmuss. Bei sogenannten „einfachen“Behandlungsfehlern musswie bisher der Patient den Behandlungsfehlersowie die Ursächlichkeitdieses Fehlers für die eingetreteneGesundheitsschädigung nachweisen.Für bestimmte Fallgruppen wie den„groben“ Behandlungsfehler sind Beweiserleichterungenzugunsten desPatienten vorgesehen. Hierbei handeltes sich um gravierende Fälle, dieaus objektiver medizinischer Sichtschlechterdings nicht mehr verständlicherscheinen. Dann muss sich derBehandelnde seinerseits entlastenund beweisen, dass der nachgewieseneBehandlungsfehler nicht generellgeeignet war, eine Gesundheitsschädigungder eingetretenen Artherbeizuführen. Weitere Beweiserleichterungenbetreffen etwa das sogenanntevoll beherrschbare Risiko.So wird ein Behandlungsfehler vermutet,wenn sich ein allgemeines Behandlungsrisikoverwirklicht, das derBehandelnde voll beherrscht – führtzum Beispiel ein defektes Narkosegerätwährend einer Operation desPatienten zu einer Sauerstoffunterversorgungund dadurch bedingt zuHirnschädigungen, so wird die Verantwortlichkeitdes Behandelndenfür diesen Fehler vermutet.Auch die Versichertenrechte in der gesetzlichenKrankenversicherung werdengestärkt:■■Werden Verfahrensvorschriften,wie beispielsweise eine fristgemäßeEntscheidung bei Leistungen dergesetzlichen Krankenversicherung,nicht eingehalten, können sich dieVersicherten die Leistung jetzt selbstbeschaffen und erhalten die entstandenenKosten erstattet, wenn dieKrankenkassen ohne hinreichendenGrund über einen Antrag auf eineLeistung nicht innerhalb von dreiWochen nach Antragseingang bzw.innerhalb von fünf Wochen, wennvon der Krankenkasse ein medizinischesGutachten eingeholt wird, entscheiden.■■Bei Behandlungsfehlern sind dieKranken- und Pflegekassen künftigverpflichtet, ihre Versicherten bei derDurchsetzung von Schadensersatzansprüchenzu unterstützen. Dies kannetwa durch Unterstützungsleistungen,mit denen die Beweisführungder Versicherten erleichtert wird,beispielsweise medizinischen Gutachten,geschehen.■■Im Gesetzentwurf ist die Förderungeiner Fehlervermeidungskultur inder medizinischen Versorgung vorgesehen:Behandlungsfehlern möglichstvorzubeugen, hat höchste Priorität.Ein sachgerechtes Qualitätsmanagementim stationären Bereich umfasstzukünftig verpflichtend auch einBeschwerdemanagement für die Belangeinsbesondere von Patientinnenund Patienten und deren Angehörigen,das entsprechend patientenorientiertauszugestalten ist.■■Die Patientenbeteiligung wird weiterausgebaut. Patientenorganisationenwerden insbesondere bei der Bedarfsplanungstärker einbezogen.■■Um insgesamt mehr Transparenzüber geltende Rechte von Patientinnenund Patienten herzustellen, erstelltder Patientenbeauftragte derBundesregierung künftig eine umfassendeÜbersicht der Patientenrechtezur Information der Bevölkerung.Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung desBMG, BMJ und des Patientenbeauftragtender BundesregierungZum WeiterlesenDer Gesetzesentwurf steht unterwww.bmj.dewww.bundesgesundheitsministerium.de/patientenrechtegesetz304Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Recht und WirtschaftKo o per at i o n s v e rträg e„Honorarärzte“ und andereDauerbrennerDie Krankenversorgung in Deutschland wird landauf landab immer stärker von einer Vernetzung desambulanten und des stationären Sektors geprägt. Niedergelassene Ärzte suchen zunehmend Kooperationsmöglichkeitenmit stationären Einrichtungen. Umgekehrt verfolgen die Krankenhäuser das Ziel, dieWertschöpfungskette immer mehr in den ambulanten Bereich zu verlängern und dadurch am Trog derambulanten Budgets teilzuhaben. In jüngster Zeit hat der Gesetzgeber auf pragmatische Kooperationenreagiert und für rechtliche Klarstellungen gesorgt.KonsiliararztDer Begriff des Konsiliararztes wird häufigfalsch verstanden. Dies liegt nicht zuletztdaran, dass Kooperationsverträgezwischen niedergelassenen Ärzten undKrankenhäusern häufig die Bezeichnung„Konsiliararztvertrag“ tragen, auch wenndie darin enthaltenen Leistungen dessogenannten „Konsiliararztes“gar keineKonsilleistungen sind,sondern Kernleistungendes Krankenhauses(Operationen, Anästhesien).Unter einemKonsiliararzt ist nach der Rechtsprechungaber ein Arzt mit einer anderenFachgebietsbezeichnung zu verstehen,der in einem konkreten Behandlungsfallwährend eines stationären Aufenthaltesvom behandelnden Arzt hinzugezogenwird und auf seinem Fachgebiet untersuchtund Behandlungsvorschläge macht.Dies bedeutet, dass ein Konsiliararzt reindiagnostisch tätig werden darf, nicht jedochdie Kernleistung, also die Behandlungselbst erbringen darf.HonorararztSoll der niedergelassene Arzt auf derGrundlage einer Kooperationsvereinbarungfür das Krankenhaus Kernleistungen(Operationen, Anästhesien) erbringen,handelt es sich vielmehr um einen Honorararzt.Der Honorararzt ist ein Arzt, derselbstständig, das heißt ohne eine sozialversicherungspflichtigeAnstellung amKrankenhaus für das Krankenhaus aufHonorarbasis Leistungen erbringt. Auchder als Belegarzt zugelassene niedergelasseneArzt ist in diesem Sinne keinHonorararzt, sondern Belegarzt im Sinnevon § 121 SGB V und genießt damit zulassungsrechtlicheinen Sonderstatus.Unsicherheit über die Zulässigkeit derErbringung von Krankenhausleistungendurch externe Honorarärzte brachte einUrteil des Bundessozialgerichts (BSG)vom 23. März 2011 (Az.: B 6 KA 11/10Seit 1. Januar 2012 <strong>dürfen</strong> niedergelassene Vertragsärzte,die nicht am Krankenhaus angestellt sind, ambulante Operationenim Krankenhaus durchführen.R). In dieser Entscheidung erklärte dasBSG Kooperationen zwischen Krankenhäusernund externen Honorarärzten beiambulanten Operationen für unzulässig.Die Entscheidung des BSG hat der Gesetzgebernun zum Anlass genommen,im Zuge der letzten Gesundheitsreformdurch das Versorgungsstrukturgesetz diegesetzliche Grundlage der ambulantenOperationen in § 115 b SGB V für die Zeitab dem 1. Januar 2012 zu ändern. Im Gesetzist nun eine ausdrückliche Vorgabean die Parteien des AOP-Vertrages aufgenommenworden, wonach ambulantdurchführbare Operationen im Krankenhausauch auf der Grundlage vertraglicherKooperationen des Krankenhausesmit niedergelassenen Vertragsärzten erfolgenkönnen, die nicht am Krankenhausangestellt sind und die nicht über einebelegärztliche Zulassung verfügen. Daherist es zukünftig in Abweichung der obengenannten Entscheidung des BSG rechtlichzulässig, ambulante Operationen imKrankenhaus auch von niedergelassenenVertragsärzten ohne Belegarztzulassungund ohne Anstellungsvertrag auf derGrundlage von Honorararztvereinbarungenerbringen zu lassen.Ebenfalls mit den Änderungen des Versorgungsstrukturgesetzeshat der Gesetzgeberin § 115 a SGB V eine Klarstellungzur Zusammenarbeit von Krankenhäusernund Vertragsärzten bei dervor- und nachstationären Behandlungvorgenommen. Daher<strong>dürfen</strong> auch vor- undnachstationäre Krankenhausleistungenvon Honorarärzten imKrankenhaus oder inder Arztpraxis selbsterbracht werden, wenn die sonstigen Voraussetzungenfür die vor- und nachstationäreBehandlung erfüllt sind und derKrankenhausträger solche Leistungendurchführen will.Nicht geregelt hat der Gesetzgeber mitdem Versorgungsstrukturgesetz bisherdie Frage, ob auch voll- und teilstationäreLeistungen durch Honorarärzte erbrachtwerden <strong>dürfen</strong>, so dass hinsichtlich dieserLeistungen beim Einsatz von Honorarärztennach wie vor Zurückhaltunggeboten ist, auch wenn der Einsatz vonHonorarärzten bei stationären Leistungennach der aktuellen Rechtslage nichtexplizit verboten ist. Diese Lücke möchteder Gesetzgeber nunmehr jedoch schließenund plant zum 1. August 2012 einegesetzliche Änderung von § 2 des Krankenhausentgeltgesetzes.Danach könnenzukünftig voll- und teilstationäre Krankenhausleistungen„auch durch nichtfest angestellte Ärztinnen und Ärzte“ erbrachtwerden. Sofern diese gesetzlicheÄnderung tatsächlich umgesetzt wird,bedeutet dies, dass jedenfalls ab dem306Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Recht und Wirtschaft1. August 2012 sichergestellt ist, dassder Einsatz von externen Honorarärztenauch bei der Erbringung von voll- undteilstationären Leistungen zweifelsfreizulässig ist.Anstellung am KrankenhausFür niedergelassene Ärzte, die auch derzeitschon auf der ganz (rechts-)sicherenSeite stehen wollen, besteht darüber hinausdie Möglichkeit, sich neben der vertragsärztlichenTätigkeit bei einem Krankenhausin Teilzeit anstellen zu lassen.Bereits mit dem Vertragsarztrechtsänderungsgesetzwurde in § 20 Abs. 2 der Ärzte-Zulassungsverordnung(Ärzte-ZV) dieRegelung aufgenommen, dass die Tätigkeitin oderdie Zusamme n a r b e i tmit einemzugel a ssenenKrankenhausmitder Tätigkeiteines Vertragsarztes vereinbar ist. DieTätigkeit in einem sozialversicherungspflichtigenAnstellungsverhältnis nebender freiberuflich ausgeübten Praxisarbeitist daher ebenfalls ausdrücklich vom Gesetzgebergebilligt.Zu beachten waren dabei bislang die zeitlichenVorgaben des BSG. Das BSG hattein zwei Entscheidungen (B 6 KA 20/01R; B 6 KA 40/09 R) festgelegt, dass eineanderweitige Beschäftigung neben derTätigkeit als Vertragsarzt bei einer Vollzulassungauf einen zeitlichen Umfangvon 13 Stunden pro Woche und bei einerhälftigen Zulassung auf 26 Wochenstundenbeschränkt sein müsse, damit derVertragsarzt für die Versorgung der Versichertenin erforderlichem Umfang zurVerfügung stehe.Auch diese strikten zeitlichen Vorgabensind nun durch das Versorgungsstrukturgesetzgelockert worden. Durch dieNeufassung des § 20 Abs. 1 Ärzte-ZV willder Gesetzgeber klarstellen, dass es fürdie Zulässigkeit von weiteren Tätigkeitenneben einer vertragsärztlichen Tätigkeitmaßgeblich darauf ankommt, dass derVertragsarzt trotz der Arbeitszeiten inder Lage ist, den Patientinnen und Patientenin einem dem Versorgungsauftragentsprechenden Umfang zur Verfügungzu stehen und Sprechstunden zu denin der vertragsärztlichen VersorgungH o n o r a r a r z t s y m p o s i u md e r D G O UDie <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädieund Unfallchirurgie hat bei ihrem Honorararztsymposiumein Eckpunktepapier zu Kooperationenzwischen Krankenhäusern undVertragsärzten erarbeitet. Derzeit laufen politischeGespräche, da auch das Psychiatrie-Entgeltgesetz um entsprechende Regelungenergänzt werden soll. Die Fachgesellschaftbringt ihre Eckpunkte in diese Gesprächeein. In der kommenden Ausgabe werdenwir näher darüber berichten.üblichen Zeiten anzubieten. Wird diesgewährleistet (also mindestens 20 WochenstundenSprechzeiten bei Vollzulassung),soll künftig eine Nebenbeschäftigungauch bei einer Überschreitung dervon der Rechtsprechung entwickeltenZeitgrenzen möglich sein. Wo zukünftigdie Grenzen des Umfangs einer solchenNebenbeschäftigung liegen, bleibt jedochoffen und wird von der Rechtsprechungbestimmt werden müssen.Vertragsarzt als Amtsträger oder Beauftragterder KrankenkassenDie Diskussionen über vernünftige patientenbezogeneKooperationen zwischenKrankenhäusern und niedergelassenenÄrzten werden – unterschiedlich motiviert– begleitet und zum Teil verwässertdurch unsachgemäße Vermengungen mitanderen rechtlich bedeutsamen Umständen.Vorwürfe über korruptes Verhaltenim Gesundheitswesen werden meistan exponierter Stelle (<strong>Deutsche</strong>r Ärztetag2012) ins Blaue hinein platziert. DasGeschäft mit der Angst blüht und bringtmanchen Berater auf neue Ideen, um diepotenzielle Ärzteschaft zu verunsichern(„Viele Ärzte unterschätzen die Folgenvon Fangprämien und Rückvergütungen“).Auch manchem Politiker geht esmit der Bekämpfung der Korruption imGesundheitswesen offenbar nicht schnellgenug: Nicht anders ist der zwischenzeitlichgescheiterte Antrag von Abgeordnetender SPD-Fraktion im <strong>Deutsche</strong>n Bundestagzu verstehen, die Korruption imGesundheitswesen stärker zu bekämpfen(BT-Drucksache 17/3685).Auch wenn der Große Senat für Strafsachenbeim Bundesgerichtshof in denanhängigen Vorlagesachen den zur vertragsärztlichenVersorgung zugelassenenVertragsarzt als Amtsträger oder zumindestals Beauftragten der gesetzlichenKrankenkassen im Sinne der Bestechlichkeitsdelikteeinordnen sollte, ändert diesnichts daran, dass zukünftig Kooperationenzwischen niedergelassenen Ärztenund Krankenhäusern in dem beschriebenenMaße zulässig bleiben, solange jedenfallsein angemessener Leistungsaustauschin den Kooperationsverhältnissenstattfindet. Die Mitnahme von Provisionenoder dieVe r g ü t u ngWenn ein Vertragsarzt bei Vollzulassung mindestens 20 WochenstundenSprechzeiten in seiner Praxis gewährleisten kann, kann eine Nebenbeschäftigung— etwa eine Teilzeitstelle in einem Krankenhaus — den bislang üblichenzeitlichen Rahmen von 13 Wochenstunden überschreiten.von unsinnigenodervorgeschobenenLeistungenistauch jetztschon gesetzwidrig und – je nach Einzelfall– strafbar.Wer sich also an die Regeln hält, kannKooperationen, die letztlich doch derVerbesserung der Patientenversorgungdienen sollen, offen gegenübertreten undsollte die nun auch vom Gesetzgeber bereitgestelltenMöglichkeiten sinnvoll nutzen.Dr. Albrecht WienkeAnna Stenger, LL.M.Dr. Albrecht Wienkeist Fachanwalt fürMedizinrecht,Kontakt: awienke@kanzlei-wbk.deAnna Stenger, LL.M,ist Fachanwältin fürMedizinrecht.Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012307


Recht und WirtschaftBessere AuslastungWeniger Sachkosten!Kürzere Naht-Schnitt-Zeiten!Kürzere Naht-Schnitt-Zeiten!Erlöse, Erlöse, ErlöseChefä r z t eFürdummverkauftHöherer CMI!Höherer CMI!Es kracht in deutschen Kliniken: Klinikmanager übenmit knallharten Finanzvorgaben Druck aus. Chefärztefordern faire Umgangsformen.Runter mit den Personalkosten!Mehr Fälle!Erlöse, Erlöse, ErlöseBessere AuslastungNett und wenig aufregend sind Grußwortegewöhnlich – so wie kürzlich diezahlreichen Ansprachen im Kongressprogramm2012 der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>für Chirurgie (DGCH). Es ist von wissenschaftlicherEntwicklung die Rede, medizinischemFortschritt und von demografischerEntwicklung; Berlins BürgermeisterKlaus Wowereit lädt zum Flanierenin den Trendbezirken ein und der AllgemeinchirurgMichael Betzler zu einemBesuch des Zelttheaters Tipi am Kanzleramt.Alles wie immer. Bis der Leserauf das Grußwort von Hans-Peter Bruchstößt, dem Präsidenten des Berufsverbandsder <strong>Deutsche</strong>nChirurgen.Da spritzt die Galle.Partnerschaft?Ein Hohn, so meinter, und nimmt dasVerhältnis zwischenManagernund Medizinern in den Krankenhäusernins Visier. „Das Vertrauen geht verloren.An die Stelle sachbezogener Arbeit tretenMachtstrukturen, planwirtschaftlicheVorgaben und Anforderungen an einepermanente Leistungssteigerung, dienur noch der Logik des Kapitals folgen“,schreibt der Klinikdirektor der Chirurgieam Universitätsklinikum Schleswig- Holstein(UKSH).Offene Briefe haben KonjunkturDer Umgang zwischen Medizin und Managementverschärft sich seit Einführungder DRG von Jahr zu Jahr, meint Bruch.Die Analyse scheint nicht aus der Luft„Wenn der Plan der Geschäftsleitung am Ende nicht erfolgreichist, werden wir herbeizitiert wie kleine Schuljungen. Wir habendann den Schaden, der entstanden ist, wieder gutzumachen.“BDC- Präsident Hans-Peter Bruchgegriffen: Nachrichten über offene Briefevon Chefärzten an ihre Klinikleitung odergar den Träger haben Konjunktur, besondersin den letzten Wochen. Im KlinikumAugsburg hat sich der Medizinische DirektorDirk Richter nach anhaltender Aufruhrstimmungund einem offenen Briefder Chefärzte an Landrat und Oberbürgermeisterverabschiedet; im UniklinikumGießen-Marburg veröffentlichte dasgesamte Direktorium eine Grundsatzkritikam Träger, dem Rhön-Klinikurn,nachdem kurz zuvor GeschäftsführerinIrmgard Stippler zurückgetreten war.Es mag sich bei Gießen-Marburg undAugsburg um eine zufällige Zuspitzunghandeln. Doch eineaktuelle repräsentativeUmfragedes Berufsverbandsder <strong>Deutsche</strong>nChirurgen(BDC) stützt dieEinschätzung vonUKSH-Klinikdirektor Bruch. In dieserkritisieren 41 Prozent der befragten 649308Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Recht und WirtschaftBDC-Präsident Hans-Peter Bruch: „Andie Stelle sachbezogenerArbeit tretenMachtstrukturen, planwirtschaftlicheVorgabenund Anforderungenan eine permanenteLeistungssteigerung, dienur noch der Logik desKapitals folgen.“Fotos: Privat/TilakTilak-Chef WolfgangBuchberger: „Wir wedelnnicht mit dem Leichentuch,sondern betonen, dass wirSpitzenmedizin fördernund für jede Abteilungeine maßgeschneiderteStrategie entwickeln wollen.“Der MedizinischeDirektor der TirolerLandeskrankenanstaltenwechselt von Zeit zu Zeitin den Kittel, um für einpaar Stunden wieder alsRadiologe zu arbeiten.Chefärzte, Leitenden Oberärzte und ÄrztlichenDirektoren das persönliche Benehmenihrer kaufmännischen Leitung; 35Prozent spüren Wertschätzungsdefizite;32 Prozent bemängeln, es gehe statt umSachkonflikte um Machtdemonstration.„Die hieraus entstehenden Konflikteund Zerwürfnisse sind aller Erfahrungnach ein Indiz für letztlich unprofessionellesVerhalten, unabhängig von Auslöserfragen“,schreiben die Autoren, dieVize-Sprecherin der Chirurginnen imBDC-Präsidium Carolin Tonus und derSachverständige Thomas Kapitza. UnprofessionellesVerhalten – die Chirurg-Manager-Studie gibt auch Auskunft darüber,was dies konkret bedeuten könnte:Nur 23 Prozent der Befragten erhalten zuFührungskräfte-Besprechungen von derGeschäftsführung ein Einladungsschreibenmit vollständiger Tagesordnungund allen Tischvorlagen. So entstünden„asymmetrische Informationsstände“und Ineffizienzen, meinen die Autoren.Zahlen sind selten aufbereitetDass so häufig Tischvorlagen fehlen,überrascht, weil es in den Besprechungenmeistens um Geld-Finanz-Fragen geht,über die sich ohne Unterlagen kaum diskutierenlässt.Themen sind vor allem dieWirtschaftlichkeit (66 Prozent), das Budget(62 Prozent) und Einsparungen undSanierung (57 Prozent) sowie die strategischeLeistungsplanung (70 Prozent),die, so meinen die Autoren, aufgrundalternativer Antwortmöglichkeiten undder gelebten Praxis in vielen Häusernauch als „Finanzthema“ interpretiertwerden kann. Viel seltener geht es um inhaltlicheFragen wie den Stationsbetrieb(19 Prozent), die Intensivstationen unddie Aufwachräume (17 Prozent).Die Leitenden Ärzte werden in Besprechungenalso mit Tagesordnungspunktenkonfrontiert, die mehr als alle anderenThemen eine gute Vorbereitung von ihnenverlangen. Doch oft erhalten sie vorder Besprechung keine Zahlen oder – wasebenso wenig hilfreich ist – Tischvorlagen,die schlicht unverständlich sindund ihnen keine Einordnung der Datenerlauben. „Das aber ist eine der Hauptaufgabender Geschäftsführung und derVerwaltung: Sie müssen die Zahlen soaufbereiten, dass die Ärzte sie verstehenund sich an einer Diskussion beteiligenkönnen. Die Geschäftsführung und dieVerwaltung müssen als interner Dienstleisteragieren – das ist für die Akzeptanzenorm wichtig", sagt der Geschäftsführerder Mariahilf Gruppe in Dernbach, AlfonsDonat.Die Information und auch die Beteiligungscheinen der wunde Punkt im Verhältniszwischen Geschäftsführung undChefärzten zu sein. Denn es ist nicht so,dass Chefärzte wirtschaftliches Denkenablehnen, betont Klinikdirektor Bruch.„Doch die kaufmännischen Direktoren legenSpielregeln und planwirtschaftlicheVorgaben für die Abteilungen fest, ohneuns zu beteiligen. Und wenn der Plan amEnde nicht erfolgreich ist, werden wirherbeizitiert wie kleine Schuljungen. Wirhaben dann den Schaden, der entstandenist, wieder gutzumachen.“Bitte auch medizinische Themendiskutieren!Auch wenn Veränderungen nötig sind –Ärzte möchten nicht mit Anweisungenkonfrontiert werden à la: „Sehen Sie zu,dass Sie mehr Einweisungen bekommen.“Nein, sie wollen gemeinsam mitder Geschäftsführung nach Lösungensuchen. Das bedeutet aber: Die kaufmännischeDirektion muss ebenfallsihren Blick weiten und medizinischeThemen diskutieren. Dass es sich lohnt,kann die Universitätsklinik Innsbruckbestätigen. Die Uniklinik arbeitet zurzeitzusammen mit der Hamburger KrankenhausberatungLohmann Konzept an einemmedizinischen Masterplan, um ihruniversitäres Profil zu schärfen und gutvorbereitet zu sein auf den Wettbewerb,der auch in Österreich in den nächstenJahren zunehmen wird. „Wir gehen dabeivon den medizinischen LeistungenM e h r I n fo swww.bdc.deHier finden sich diverse Aufsätze zum Verhältniszwischen Medizin und Managementunter Archiv →Fortbildung →Management(anschließend auf Management in der linkenNavigationsleiste klicken):Ergebnisse der BDC - Umfrage 2011 „Kooperationoder Konflikt – Die Zusammenarbeitzwischen Leitenden Chirurgen undKlinik-Geschäftsleitungen“ von ThomasKapitza und Carolin TonusKommunikation und Führung contra Boni:„Wie miteinander kommunizieren undumgehen? Leistungsträger contra Klinikleitung“von Hans-Peter BruchSpannungsverhältnis Chefarzt – Geschäftsleitung:Ergebnisse einer Befragungbei <strong>Deutsche</strong>n Chefärzten“ vonTilman MischkowskyMBA für Chirurgen: Karrieregarantie odernützliches Zusatzwissen“ von Thomas KapitzaOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012309


Recht und Wirtschaftaus und machen die beteiligten Ärzte zuTreibern des Veränderungsprozesses“,erklärt Wolfgang Buchberger, MedizinischerDirektor der Tiroler Landeskrankenhausanstalten(Tilak), die Träger derUniklinik sind. Zunächst schauen sie sichgemeinsam mit den Ärzten das aktuelleLeistungsportfolio an, um anschließenddas Soll-Portfolio zu definieren. „Dabeisehen wir nicht nur auf die Deckungsbeiträge,sondern fragen auch die Ärzte,wo sie die Stärken, Schwächen, Chancenund Risiken ihres Fachs und ihrer Abteilungsehen. Wir wedeln nicht mit demLeichentuch, sondern betonen, dass wirdie Spitzenmedizin fördern und für jedeAbteilung eine maßgeschneiderte Strategieentwickeln wollen.“ Dabei fallenEntscheidungen, die sowohl im Sinne derÄrzte als auch der Klinikleitung sind. EinBeispiel: 50 Prozent aller Patienten derneurochirurgischen Klinik kamen wegenBandscheibenproblemen. Gleichzeitighatte die Klinik mit sinkenden Deckungsbeiträgenzu kämpfen. „Eine Analyse ergab,dass die präoperative Verweildauerfür die Routineeingriffe zu lange unddie Anzahl der Patienten ohne operativeLeistung zu hoch war. Durch genauereIndikationsstellung und eine verbesserteAufnahmeplanung konnten wir denDeckungsbeitrag verbessern und gleichzeitigRessourcen für zentrumsmedizinischeLeistungen frei machen“, sagt Buchberger.Außerdem plant die Tilak jetzt einZentrum für die ambulante Behandlungvon Wirbelsäulenbeschwerden in einembenachbarten Tilak-Krankenhaus. „Aufdiese Weise haben wir das universitäreProfil der Klinik geschärft und die klinischenProzesse verbessert, weil wichtigeEingriffe wie Tumor-Operationen nichtmehr mit einfachen Bandscheiben-OPskonkurrieren müssen.“Die Zahlen erhalten die Ärzte an derUniklinik Insbruck grundsätzlich aufbereitet.„Wir übersetzen die rein ökonomischenDaten der Controller in medizinischeLeistungsdaten, aggregieren sie zuLeistungsgruppen und berücksichtigenauch nötige Querfinanzierungen undunseren Versorgungsauftrag.“ Die Zahlenspielen aber nicht die Hauptrolle,sondern das Leistungsprofil. Trotzdemzeigt der Masterplan finanziellen Erfolg:„Obwohl strukturelle Maßnahmen wiedie Errichtung von interdisziplinären Behandlungszentrenund die Zusammenlegungoder Reduktion von Stationenerst zu greifen beginnen, haben sich dieFinanzergebnisse in allen Kliniken erheblichgebessert“, berichtet Tilak-ChefBuchberger. Das bestätigt das Credo desÄrztlichen Direktors Hans-Peter Bruchaus Lübeck: „Wenn die Geschäftsleitungin Vertrauen und medizinische Qualitätinvestiert, stellt sich der wirtschaftlicheErfolg von selbst ein.“Kirsten GaedeKirsten Gaede,Redakteurin bei kma– klinikmanagementaktuellDer Beitrag erschien erstmals in der Zeitschriftkma – klinikmanagement aktuell,Ausgabe 5/2012. Das Magazin für die Gesundheitswirtschafterscheint einmal monatlichim Georg Thieme Verlag. Nachdruckmit freundlicher Genehmigung.kma im Internet:www.kma-online.de310Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


UnterwegsO r t h o pä d i e - M us e u mSchätze imVerborgenenDie Orthopädische Universitätsklinik „Friedrichsheim“in Frankfurt am Main beherbergt das <strong>Deutsche</strong>Orthopädische Geschichts- und Forschungsmuseum.Es hält eine große und sehr sehenswerteSammlung künstlicher Gliedmaßen und Gelenke,orthopädischer Apparate und Instrumente vor, diedie Entwicklung des Faches Orthopädie sehranschaulich dokumentieren.Museumsführer aus Leidenschaft: Georg Holfelder, frühererBVOU-Vorsitzender, kümmert sich im Auftrag des Vorsitzenden desMuseumsvereins, Prof. Dr. Michael Rauschmann, um das <strong>Deutsche</strong>Orthopädische Geschichts- und Forschungsmuseum in Frankfurt/Main.Fotos: EhrhardtDr. Georg Holfelder hütet einen Schatz. Neben der ehemaligenGeschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädieund Orthopädische Chirurgie (DGOOC) in der OrthopädischenUniversitätsklinik „Friedrichsheim“ in Frankfurt am Main, dieer einige Jahre lang leitete, befindet sich das <strong>Deutsche</strong> OrthopädischeGeschichts- und Forschungsmuseum. Holfelder, mittlerweile82, kommt immer noch einmal in der Woche in dieKlinik, kümmert sich im Auftrag des Museumsvereins um dieKorrespondenz und führt Besucher herum.Zwischen 300 und 400 Menschen – größtenteils Patienten des„Friedrichsheims“, Medizinstudenten und Berufsschulklassen– empfängt Holfelder im Jahr. Das war früher anders. Die Türstand offen, das Licht brannte immer, 800 bis 1.000 Besucherjährlich schlenderten zwischen den Vitrinen und Ausstellungsstückenentlang. Dazwischen liegen und stehen wahre Schätze,etwa eine Eiserne Lunge oder ein Nachdruck der 1555 erschienenen„De humani corporis fabrica“ aus der Feder des belgischenArztes und Anatoms Andreas Vesalius – bis vor wenigenJahren gab es tatsächlich das Original in einem Tresor aus Panzerglaszu bewundern. Mittlerweile ist eine Krankenhaus-Controllerinin die ehemalige Geschäftsstelle eingezogen, und imMuseum ist Ruhe eingekehrt.Erstes fachspezifisches Medizinmuseum in DeutschlandDas Museum, das erste fachspezifische medizinhistorische MuseumDeutschlands, ist seit 1998 im „Friedrichsheim“ beheimatet.Georg Hohmann gründete es 1959 am „König LudwigHaus“, der orthopädischen Universitätsklinik von Würzburg.1962 übernahm ein privater Verein die Trägerschaft; AugustRütt, damaliger Ordinarius, baute Sammlung und Bibliothekweiter aus. Anfangs beherbergte das Museum hauptsächlichkünstliche Gliedmaßen. Später kamen Exponate aus allen Bereichender konservativen und operativen Orthopädie, der Physiotherapieund Anästhesie hinzu. 1995 war der Fundus so großgeworden, dass er die Kapazitäten des „König Ludwig Hauses“sprengte. Das Glück wollte es, dass im „Friedrichsheim“ geradeeine Krankenstation geschlossen wurde. Prof. Dr. Ludwig Zichner,zu diesem Zeitpunkt Ordinarius für Orthopädie, erreichte,dass dem Museum die leerstehenden Räumlichkeiten zur Verfügunggestellt wurde. „Das war ihm deshalb möglich, weil das‚Friedrichsheim‘ ursprünglich eine Stiftung war und deshalbüber seine Räume frei verfügen konnte“, erklärt Holfelder.5.000 Jahre Orthopädiegeschichte1998 wurde das Museum in Frankfurt wiedereröffnet. Auf 150Quadratmetern präsentiert es 5.000 Jahre Orthopädiegeschichte.Ein aus menschlichen Knochen zusammengesetztes Skelettheißt die Besucher willkommen. Seine Glieder sind so angeordnet,dass sie da Vincis Skizze von den menschlichen Proportionenentsprechen. Einige von ihnen sind mehrere tausendJahre alt und veranschaulichen das Gebiet der Paläopathologie.Knochenfunde aus längst vergangener Zeit lassen Rückschlüsseüber Umwelteinflüsse, Lebensalter und Gesundheitszustandder damals lebenden Menschen zu. „Aus ihnen ergibt sichzum Beispiel, dass Frauen im dritten bis sechsten Jahrhundertnach Christus an Osteoporose litten und Arthrosen bereits beiden Neandertalern auftraten. Auch die Tuberkulose ist keine‚moderne Krankheit‘, sie bestand schon vor 4.000 Jahren inEuropa“, heißt es im Ausstellungskatalog.Die nachfolgenden Vitrinen ermöglichen einen Einblick in diegrundlegenden Entwicklungen der Orthopädie. Orthetik, Endoprothetik,Knochenbruchbehandlung – kaum ein operativesVerfahren wird ausgespart. Die Exponate stammen aus eigenenBeständen oder sind Dauerleihgaben aus dem Hygienemuseumin Dresden, dem Dresdner pathologischen Institut „GeorgSchmorl“ und aus der Berliner Virchow-Sammlung. Ein beson-312Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Ausgewählte EinzelstückeUnterwegsders wertvolles Ausstellungsstück ist ein Osteotom aus demNachlass seines Erfinders Bernhard Heine. Weltweit gibt es nurnoch fünf Exemplare dieser Knochensäge, die hauptsächlichzum Öffnen des Schädels benutzt wurde. Sie erinnert an einekurbelbetriebene Kettensäge. Damit der Chirurg mit einer Handdie Sägekurbel drehen und mit der anderen den Körperteil, dener gerade operierte, fixieren konnte, befand sich am Griff desOsteotoms eine gabelförmige Halterung, die am Oberkörper desChirurgen befestigt wurde. So konnte er das Werkzeug vor- undrückwärts, auf und ab bewegen, dorthin, wo er es brauchte.Paläopathologie: Osteoporoseund Arthrose sind keine modernenVolkskrankheiten. Schon vor5.000 Jahren litten die Menschendaran. Das zeigen Knochenfundeaus dieser Zeit, die im Museumzu einem Skelett zusammengefügtwurden.Urahnen heutiger FitnessgeräteSehenswert sind auch die künstlichen Gliedmaßen und orthopädischenHilfsmittel. Das Museum beherbergt mehr als 100Prothesen, Schienenhülsen- und Schellenapparate für die Beinesowie 40 Orthesen und Prothesen für die Arme. Gut erkennbarsind einzelne Entwicklungssprünge, etwa vom Stelzbein überdie Holzprothese mit multizentrischem Kniegelenk bis hin zurModularprothese. Gleiches gilt für die umfangreiche Sammlungvon Endoprothesen, Implantaten und Instrumenten. AuchZeitzeugen der frühen physikalischen Therapie und der Krankengymnastikwerden präsentiert, beispielsweise sogenannte„Zander-Apparate“, die Urahnen der Kraftgeräte in heutigenFitnessstudios, mit denen man um 1900 orthopädische undchirurgische Erkrankungen behandelte; oder auch einen Vorläuferdes Ergometers aus schwerem, schwarzen Stahl.Ein interessantes Ausstellungsstück, das den Orthopäden amAnfang des 20. Jahrhunderts einen gründlichen Blick und geschickteFinger abverlangt hat, ist der Zeichenapparat nach FritzLange. Die Ärzte konnten damit den Zustand und Verlauf einerSkoliose dokumentieren – im Grunde genommen macht dieheutige 3-D-Wirbelsäulenanalyse nichts anderes, nur schneller.Der Patient wurde mit dem Rücken vor einen Rahmen gestellt,in dem eine Glasplatte fixiert war. Über die Glasscheibe verliefenLängs- und Querlinien, wie auf einer Landkarte, auf derdie Landschaft noch nicht eingezeichnet ist. Der Arzt markiertemarkante Punkte der Wirbelsäule auf der Glasplatte. Damitihm keine noch so kleine Unebenheit entging, benutzte er dabeieine spezielle Lupe, einen sogenannten Diopter. Die S-förmigeLinie, die entstand, wenn er die Punkte miteinander verband,konnte er problemlos auf Papier übertragen und so das Fortschreitender Verkrümmung genau beobachten.„Das Exponat, das fast die meisten Diskussionen provoziert, istdie Eiserne Lunge“, erzählt Holfelder. Wie ein grüner, metallenerSarg mit Luken steht das Gerät auf seinem Fahrgestell imhintersten Raum des Museums. Darin mussten Menschen, die anKinderlähmung erkrankt waren, monatelang liegen, wenn ihreAtemmuskulatur von der Krankheit betroffen war, sie keine Luftmehr bekamen und deshalb auf künstliche Beatmung angewiesenwaren. Da man damals nicht intubieren konnte und es nochkeine Atemmaschinen gab, kam der Betroffene in die Kammer,nur der Kopf ragte heraus. In der Kammer herrschte abwechselndein Über- und Unterdruck, so dass sich der Brustkorb heben undsenken, der Patient also passiv atmen konnte – so lange, bis er soweit genesen war, dass er wieder aktiv Luft schöpfen konnte. Obder Patient sich dabei nicht wie lebendig begraben fühlte? „Ichglaube, solche Gedanken hat sich keiner gemacht“, mutmaßt derChinesinnenfuß: Im chinesischenKaiserreich schnürte man dieFüße von Mädchen, um sie soklein und schlank wie möglich erscheinenzu lassen. Auch der Tippelgang,zu dem die immerschmerzenden Füße die Frauenverdammten, entsprach dem damaligenSchönheits- und Frauenideal.Osteotom: Ein Highlight derOrthopädiegeschichte undechte Rarität. Von dieser kurbelbetriebenenKnochensäge, diehauptsächlich zum Öffnen vonSchädeln verwendet wurde, gibtes auf der Welt insgesamt nurnoch fünf Exemplare.Künstliche Hände: Schon derrömische General Marcus Sergiussoll um 200 vor Christus vieleKämpfe mit einer Handprothesebestritten haben. Seine künstlicheHand ist in Frankfurt nichtzu sehen – dafür aber zahlreicheandere historische Prothesenversorgungen.Lähmungsorthese: Orthopädiesteht für „das gerade Kind“ (vongriechisch ‚orthos‘ = ‚gerade‘ und‚paideia‘ = ‚Erziehung‘). Zahlreicheorthopädische Hilfsmittelsollen den Menschen aufrichten– so wie diese Lähmungsorthese,die für ein Kind angefertigtwurde, das an Kinderlähmungerkrankt war.Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012313


UnterwegsRöntgenröhren: Wie überdimensionaleGlühbirnen muten die erstenRöntgenröhren an. „Die orthopädischeChirurgie gehörtsicherlich zu den Spezialgebietender ärztlichen Wissenschaft, dieden größten Nutzen von der Anwendungder Röntgenstrahlenhaben“, schrieb Albert Hoffa1906 in einem Radiologie-Atlas.Museumsführer aus Leidenschaft. „Man war einfach froh, wennman am Leben blieb.“So wie die Eiserne Lunge den Betrachter von heute leicht erschauernlässt, obwohl sie vielen Menschen einst das Lebengerettet hat, so erzählen die ausgedienten, im Museum versammeltenGeräte und Instrumente vor allem eine Geschichte: dievom stetigen Fortschritt der Medizin. Sie erzählen diese Geschichteanschaulich und – wenn gewünscht – mit der Stimmevon Georg Holfelder. Der Schatzhüter der Orthopäden freut sichimmer über Gäste und steht für Fragen gerne zur Verfügung.Jana EhrhardtZander-Apparat: Mit diesemsogenannten Widerstandsapparatkonnten Patienten ihre Rückenmuskelnstärken. Die Ideegeht auf den schwedischen ArztGustav Zander zurück, derMaschinen zur Heilgymnastikentwarf und damit einen bahnbrechendenErfolg hatte.Implantate und Kunstgelenke:Dieses transparente Kunststoffskelettdemonstriert künstlicheGelenke und Knochenimplantate.Die operative Knochenbruchbehandlungsetzte sich erst durch,als sich 1958 in der Schweiz dieArbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen(AO) gründete.Eiserne Lunge: In diesen sargähnlichenApparat wurden Menschengesteckt, deren Atem muskulaturaufgrund einer Kinderlähmungversagt hatte. In der Kammerherrschte abwechselnd Über- undUnterdruck, so dass sich derBrustkorb heben und senkenkonnte. Die Patienten mussten oftwochenlang darin ausharren, nurHals und Kopf schauten hervor.Klumpfuß: Dieser Gipsabdruckzeigt den Klumpfuß eines Erwachsenen.Angeborenen underworbenen Fußfehlstellungensowie den Therapiemöglichkeiten,wie sie sich im Lauf der Zeitwandelten, ist ein eigener Museumsbereichgewidmet.Jana Ehrhardt,Redakteurin der OUMND i e B i b l i othek im MuseumAuf die Idee, einen Menschen zuzeigen, der seine Haut über demArm trägt, ist nicht erst Gunthervan Hagens gekommen. AndreasVesalius hat solche anatomischenZeichnungen schon im 16. Jahrhundertangefertigt und in „De humanicorporis fabrica“ (1555) veröffentlicht.Das Buch gehört zum Bestand der Museumsbibliothek.Schon seit der Gründung des Museums ist die Bibliothek einzentraler Bestandteil der Sammlung. Sie beherbergt chirurgischorthopädischeFachliteratur, Literatur zur Orthopädietechnik,Behindertenhilfe, zur Geschichte der Orthopädie, Institutionengeschichtesowie zur Medizingeschichte allgemein. Mit einem Bestandvon ca. 6.000 Medien einheiten ist die Sammlung die größteSpezialbibliothek für Orthopädiegeschichte in Deutschland,viele Werke stammen aus der Frühzeit der Orthopädie vor 1850,manche sogar aus dem 16. Jahrhundert. Auch eine Sammlungvon über 600 Hochschulschriften, vor allem Dissertationen, gehörtzum Bestand. Die Bibliothek ist für alle Interessierten offen.Sämtliche Medieneinheiten werden für wissenschaftliche Zweckeals Präsenzbestand gehalten. Kopien können in der Bibliothekangefertigt werden. Um eine telefonische Voranmeldung wirdgebeten: (0 69) 67 05 377 – Bitte hinterlassen Sie gegebenenfallseine Nachricht auf dem Anrufbeantworter.Mehr Informationen: www.orthopaedie-museum.deLust auf einen Besuch?Wer das Museum besichtigen möchte, meldet sich bitte unter(0 69) 67 05 377 oder per E-Mail bei Herrn Holfelder an:museum@friedrichsheim.deAuch Führungen für Gruppen können vereinbart werden.314Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


UnterwegsÖ s t e r r e i chische Gesell s chaf t f ü r O r t h o pä d i eNeuer Vorstand im AmtNach Beschluss der Generalversammlung hat Prof. Dr. Stefan Nehrer die Präsidentschaft von 2012 bis2013 in der Österreichischen <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädie und orthopädische Chirurgie übernommen, weitersergaben sich folgende Änderungen in der Zusammensetzung des Vorstandes.Der scheidende Präsident Prim. Dr. JosefHochreiter wurde traditionell zum 1.Vizepräsidenten ernannt. Prim. Dr. PeterZenz wurde zum 2. Vizepräsidenten bestellt.Einige langjährige Mitglieder desVorstandes haben ihre Funktionen zurückgelegtbzw. die Funktionen wurdenneu gewählt. An dieser Stelle möchtesich der Präsident bei Doz. Dr. ChristianBerger, Prof. Dr. Martin Dominkus, Dr.Wolfgang Freilinger, Prim. Dr. JohannesKirchheimer, Dr. Ulrich Lanz, Dr. RichardLemerhofer, Prim. Prof. Dr. Peter Ritschl,Prim. Prof. Dr. Archibald von Strempelund Doz. Dr. Christian Wurnig als ausscheidendeMitglieder des Vorstandes fürihre Mitarbeit herzlichst bedanken. Neuin den Vorstand gewählt wurden Prof.Dr. Catharina Chiari als Schriftführerin,Doz. Dr. Ronald Dorotka als Vertreter desBerufsverbandes, Dr. Michael Hexel alsVertreter des Mittelbaus, Prim. Prof. Dr.Bernd Stöckl als einen der Primarärztevertreterund Dr. Alexandra Pokorny alsVertreterin der in Ausbildung stehendenKollegInnen.Alfred Engel hat nach Ausscheiden vonProf. Dr. Peter Ritschl die Funktion desVertreters der ehemaligen Präsidentenübernommen. Neu als kooptierte Mitgliederwurden Dr. Thomas Motycka inZusammenhang mit seinen Aktivitätenim Bereich der UEMS und Prim. Doz. Dr.Klemens Trieb, der die Präsidentschaftim Rahmen der European OrthopaedicResearch Society übernommen hat, aufgenommen.Member-at-large sind fürdie nächsten zwei Jahre Prim. Dr. GünterSinz, Prim. Doz. Dr. Roman Radl undPrim. Dr. Norbert Freund. Mit dieser neuenZusammensetzung des Vorstandes istgewährleistet, dass die Österreichische<strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädie auch in dennächsten beiden Jahren die Anliegen derOrthopäden Österreichs tatkräftig vertretenwird.Als Tätigkeitsschwerpunkte werden dieweitere Entwicklung und Neustrukturierungder orthopädischen Facharztausbildungmit einem systematischenBildungsprogramm zur Absicherung derAusbildungsqualität sein, die Etablierungvon themenorientierten Fortbildungssymposienum die zentralen Themender Orthopädie abzudecken und wissenschaftlicheFörderung der aktuellen Problemstellungenin der Orthopädie.Prof. Dr. Stefan NehrerProf. Dr. StefanNehrer, Zentrum fürRegenerative Medizinund Orthopädie ander Donau UniversitätKrems, ist Präsident derÖGO. Kontakt: stefan.nehrer@donau-uni.ac.atN e u e r Ö G O -Vo r s ta n dPräsident: Prof. Dr. Stefan Nehrer1. Vizepräsident: Prim. Dr. Josef Hochreiter2. Vizepräsident: Prim. Dr. Peter ZenzGeneralsekretär:Univ. Prof. Dr. Alexander GiureaKassierer: Prim. Univ. Prof. Dr. Karl KnahrSchriftführerin: Prof. Dr. Catharina ChiariInternationale Kontakte:Prim. Prof. Dr. Nikolaus BöhlerFrauenbeauftragte:Dr. Walpurger Lick- SchifferIn Ausbildung Stehende:Dr. Alexandra Pokorny- OlsenVertretung ehemaliger Präsidenten:Prim. Prof. Dr. Alfred EngelUniklinik Graz: Prof. Dr. Andreas LeithnerMember at Large:Prim. Dr. Norbert Johann Freund, Prim. PDDr. Roman Radl, Prim. Dr. Gütner SinzFachgruppenobmann: Dr. Rudolf SigmundFachgruppe Ost: Dr. Andreas StipplerFachgruppe Mitte: Dr. Erich DurnigFachgruppe West: Dr. Bernhard FrischhutBerufsverband: PD Dr. Roland DorotkaUniklinik Salzburg:Prim. Univ. Prof Dr. Ulrich DornUniklinik Wien:Prof. Dr. Reinhard WindhagerUniklinik Innsbruck:Prof. Dr. Martin KrismerMittelbau Vertreter:Dr. Michael Hexel, PD Dr. Max ZacherlPrimarärztInnen Vertreter:Prim Dr. Vinzenz Auersperg, Prim. Prof. Dr.Bern Stöckl, MAS, Prim. Doz. Dr. ManfredWeissingerKoopierte Mitglieder:Dr. Thomas Motycka, PD Dr. Klemens Trieb,Doz. Dr. Christian TschaunerFortbildungssymposium: Revisionen/InfektionenDie Ögo veranstaltet vom 5. bis 6. Oktober2012 in Hartberg in der Steiermark einSymposium zum Thema „Revision/Infektion“.Das Symposium beginnt am 5. Oktobermit Impulsreferaten zu den Themen:Biofilm, Behandlungsalgorithmen– wie ein- versus zweizeitiger Wechsel– oder Revisionenzeitpunkt; aber auchüber perioperative Aspekte wie PatientBlood Management und antiinfektiöseTherapien. Anschließend werden traditionsgemäßwissenschaftliche Beiträge ausden Abteilungen präsentiert.W e i t e r e I n fo r m at i o n e nDagmar SerfeziÖsterreichische <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädieund orthopädische ChirurgieTel.: +43 (0)1 405 1383-35E-Mail: ds@medacad.orgwww.orthopaedics.or.at/Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012315


UnterwegsFotos: PrivatLos Angeles: Besuch des Shriners Hospital for Children in LA mit Prof. Hugh Watts (1. V. li.) und Prof. Georg Neff (3. v. re.)T r av e l l i n g F e l lowship 2012 der Initiat i v e ‘ 9 3Zentren der Technischen Orthopädie inNordamerikaSeit 20 Jahren wird im zweijährigen Turnus das Reisestipendium der Initiative ‘93 Technische Orthopädiean Ärzte und Orthopädietechniker aus den drei deutschsprachigen Ländern zum Besuch der Zentren derTechnischen Orthopädie in Nordamerika vergeben. 2012 waren die ausgewählten Fellows Dr. Martin Berli,Zürich, Dr. Christoph Thaler, Salzburg, und Dipl.Ing. (FH) Daniel Heitzman, Heidelberg.San FranciscoIn San Francisco besuchten wir zunächstden Jahreskongress der AAOS (AmericanAcademy of Orthopedic Surgeons), derein beeindruckendes Ereignis darstellt,einerseits wegen seiner Größe, andererseitswegen der geballten Ladung anFachwissen und Kompetenz im Bereichder Orthopädischen Chirurgie. Diesekommt vor allem bei den allgemein zugänglichenPodiumsdiskussionen zurGeltung, die immer in bester amerikanischerShow-Manier umgesetzt werden.Auf der anderen Seite waren im Programmder AAOS Sessions bzw. Vorträgezum Thema Rehabilitation bzw. Orthopädietechniknur spärlich gesät. Dieszeigte sich auch bei der angegliedertenFachmesse, bei der die Stände der orthopädischenIndustrie eine untergeordneteRolle neben den großen Endoprothetikherstellernwie DePuy, Zimmer undBiomet spielten. Anlässlich diverser Meetingsund Abendessen lernten wir auchverschiedene unserer künftigen Gastgeberpersönlich kennen, mit welchen wirvorgängig bereits E-Mail-Kontakt hatten.San Francisco: Dr. Christoph Thaler, Dr. MartinBerli, Prof. Jessica Rose, Leiterin d. Ganglabors derStandford University, Daniel Heizmann (v. li. n. re.)An der Standford University in Palo Altohatten wir Gelegenheit, das Orthopädie-Forschungslabor von Prof. Peter Yangzu besichtigen und das Gait-Labor vonProf. Jessica Rose zu besuchen. Prof. Yangforscht im Bereich der Endoprotetik undversucht mittels spezieller Beschichtungender Schäfte, das Risiko einer vorzeitigenLockerung zu reduzieren. Prof.Jessica Rose untersucht mit ihrer Gruppehauptsächlich Kinder mit neurologischenGangstörungen. Unter anderem ist dieseGruppe aktiv an einem Gerät zur FunktionellenElektro-Stimulation (FES) beiKauergängern mit Infantiler Cerebralparesebeteiligt. Weiter befasst sich FrauProf. Rose mit der frühkindlichen Entwicklungdes Gehirns mittels F-MRT, imSpeziellen bei Frühgeborenen. An beidenOrten waren wir von den zentralen Forschungsarbeitensehr beeindruckt.316Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


UnterwegsLos AngelesCFI/Quelle: usarmy.vo.llnwd.netDie nächste Reisestation war Los Angelesmit dem ausgesprochen großzügigen undstets um uns Fellows bemühten GastgeberProf. John Hsu: Dieser hatte für unsein intensives fachliches und sozialesProgramm organisiert, mit dem Besuchdes „Magic Castle“ als Höhepunkt, zudem er als Magier-Mitglied mit GästenZutritt hat. Fachlich genossen wir denBesuch des Shriners Hospitals for Childrenin Los Angeles unter der Führung vonHugh Watts – auch bekannt als „Huge“Watts – und den beiden neu gewähltenNachfolgerinnen. Wir besuchten unteranderem die Ambulanz der Orthopädie-Technik, in der wir mehrere Patientenmit deren Versorgungen kennen lernten.Unter anderem zwei dysmele Patienten,eine Unterarmamputierte und ein Patientmit einer Umkehrplastik nach Borggreve,die in den USA nur unter dem NamenVan Ness Rotationplasty bekannt ist.Als Überraschung hatten wir auch nochGelegenheit, Prof. Georg Neff mit Gattinals Mitbegründer der Initiative ‘93 unddes Reise-Fellowship-Programms kennenzu lernen und unserer Freude darüberAusdruck zu verleihen.San Antonio: Motek Caren System im Center forthe IntrepidEher erschüttert waren wir beim Besuchder ehemaligen orthopädischen Abteilungdes Rancho Los Amigos Spitals überdie Schwere der Erkrankungen und Verletzungender dort stationär behandeltenPatienten. Dort hatten wir Gelegenheit,auf der Morgenvisite von Chefarzt Prof.Salah Rubayi – eines plastischen Chirurgen– mitzugehen und eine volle Abteilungparaplegischer Patienten zu visitieren,die hauptsächlich durch Schussverletzungenund Verkehrsunfälle gelähmtwaren und mit Lappenplastiken aufgrundschwerer Decubiti versorgt werdenmussten. Ein Highlight unserer Reisewar anschließend das ZusammentreffenSalt Lake City: Die Fellows beim Testen einer myoelektrischen Prothese bei Motion Control/HaroldSears (li.)mit Prof. Jacqueline Perry, der Pionierinder Ganganalyse. Mittlerweile 93-jährig,nimmt sie immer noch am Klinikgeschehenteil.Am darauffolgenden Tag, nach demSprechstundenbesuch der Kinderklinikim Orthopedic Hospital Los Angeles mitProf. John Hsu und Prof. Peter Thaler,statteten wir am Nachmittag noch derFirma Össur in Foothill Ranch einen Besuchab, wo wir über deren aktuelle Produkteinformiert wurden.San AntonioVon Los Angeles ging die Reise weiternach San Antonio in Texas, wo wir erstmalsdas Brooke Army Medical Center(kurz BAMC) besuchen konnten. DieserBesuch war einer der Highlights unsererReise: Besonders beeindruckt waren wirvon den scheinbar unlimitierten Mitteln,die dem Zentrum von der Army zur Verfügunggestellt werden, um die verwundetenSoldaten wieder auf die Beine zubringen. Zusätzlich wurden durch Spendenenorme Geldmittel gesammelt, dieden Bau eines auf Amputierte spezialisiertenZentrums, des CFI, ermöglichten.CFI steht für Center for the Intrepid, wasfrei übersetzt so viel wie „das Zentrumder Unerschrockenen“ bedeutet. Dassall die privat gespendeten Mittel auchsinnvoll und zweckgebunden eingesetztwerden, ist eines der Hauptaufgaben desuns betreuenden LTC MC Dr. Donald Gajewski.Aus den technischen Hilfsmittelnund Rehabilitationseinrichtungen stachvor allem das Labor zur Ganganalysehervor. Es beinhaltete neben einem sehrgroßzügig dimensionierten Labor auchein System der Firma Motek vom TypCaren (Computer Assisted RehabilitationEnvironment). Dieses ist domförmig aufgebautund erlaubt den Patienten, sich ineiner vollständig virtuellen Umgebung zubewegen und ihn so idealerweise wiederfür einen Einsatz aufzubauen. Wennman von der Tatsache absieht, dass hiereine sehr große Zahl eigentlich gesunderjunger Menschen durch Kriegsaktivitätenverstümmelt wurde, dann war dieseBegegnung sehr lehrreich, weil in diesemZentrum die aktuellen Grenzen der Rehabilitationvollständig ausgelotet undneue Möglichkeiten geschaffen werden.Salt Lake CityVon San Antonio führte unsere Reisenach Salt Lake City: Unser Gastgeber warHarold Sears von Motion Control, einerFirma, die in Europa vor allem für ihrenelektronischen Ellenbogen, den sogenanntenUtah-Arm, bekannt ist. Haroldhatte ein ausgesprochen interessantesProgramm zusammengestellt, wobei wiruns vor allem über den tiefen Einblick indie Produktion der Motion Control Produktefreuten, welche fast ausschließlichvon Hand gefertigt werden. Fernerstellte uns Harold Sears seine neuen Forschungsprojektevor, wobei vor allem einneuer Prothesenfuß mit einem adaptivenhydraulischen Sprunggelenkssystem sehrvielversprechend erscheint. Der Besucham Shriners Hospital for Children in SaltLake City bei Prof. Jacques d’Astous undseinem Team war auch ein sehr erfreulicherAnlass, bei dem wir uns im Rahmeneines speziell organisierten Symposiumsmit Spezialisten aus dem Rehabilitationsbereichaustauschen und sehr spannendeKontakte knüpfen konnten. Diese vertieftenwir dann am nächsten Tag, an demOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012317


UnterwegsNach Salt Lake City stand Minneapolisauf dem Programm: Die Firma Otto Bockhatte für uns einen Besuch der Mayo Clinicin Rochester organisiert. Dort wurdenwir über den ganzen Tag von Prof. KentonKaufmann betreut, dem Leiter des BiomechanicsMotion Analysis Labors. In besondererErinnerung geblieben sind unsvor allem die neuen Behandlungsansätzeim Ganglabor mit der Sturzschulungund das postoperative Rehabilitationsprogrammnach Amputationen von Prof.Thomas Shives. Diesem zufolge werdendie Patienten nach Amputationen – Unter-und Oberschenkel – im Schnitt nachfünf bis sieben Tagen mit einer provisorischenProthese versorgt aus der Klinikentlassen.Minneapolis: Die Fellows beim Besuch der Mayo Clinic in Rochester mit Prof. Kenton Kaufmann(2. v. li.); Prof. Thoms Shives (3. v. re.) und Mark Edwards (Otto Bock/2. v. re.)wir ins Orthopedic Research Laboratoryder University of Utah eingeladen warenund von Prof. Kent Bachus geführt wurden.Diese Forschergruppe beschäftigtsich intensiv mit der Osteointegrationvon Exoprothesen und der damit zusammenhängendenInfektionsproblematik.Die aktuellen Resultate sind sehr ermutigend,so dass die Gruppe zuversichtlichist, bis Ende 2013 die FDA-Zulassung fürdiesen Interventionstyp zu erreichen.Am Nachmittag besuchten wir vor demAbflug noch ein neues Startup-Unternehmennamens eMotis,wo sich die Gründer auf die Produktionvon Carbon-Fußprothesen spezialisierthaben.MinneapolisVor dem Abendessen besuchten wir nochdie Firma Prosthetic Laboratories, die exklusivdie Prothesenversorgung der MayoClinic Patienten vornimmt. Vom Besuchder Firma Tamarack von Marty Carlsonin Minneapolis waren wir fachlich undmenschlich ausgesprochen angetan. DieFirma, die in Europa eigentlich nur fürihre flexiblen AFO (Ankle Foot Orthosis)Gelenke bekannt ist, überraschte mit innovativenAnsätzen zum Beispiel in derRollstuhlversorgung und in der Dekubitusprophylaxe.Überraschend war WielandKaphingst als neuer Mitarbeiter vonTamarack und gleichzeitig eine der „Größen“der deutschen Orthopädietechnikneben Marty Carlson bei Tamarack unserGastgeber.DallasVon Minneapolis führte uns die Reisenach Dallas. Hier wurde das Programmvon Prof. Frank Gottschalk zusammengestellt,wobei die einzelnen Fellowsgetrennte Wege gingen: Martin Berli besuchtedie Sprechstunde und den OP mitProf. James Bordsky, einem bekanntenFußchirurgen, Christoph Thaler besuchtedas Team des Texas Scottish Rite Hospitalfor Children, wo er im OP eine Ganz-Osteotomie bei Prof. John Herring undProf. Daniel Sucato assistierte. DanielHeitzmann hatte Gelegenheit, das Ganganalyselaborund die Technische Orthopädiedes Texas Scottish Rite Hospital forChildren und den Leiter der ProstheticsDon Cummings zu besuchen. Am Tagzuvor konnte er die Einrichtungen desProsthetics and Orthotics Programms inDallas besuchen und mehrere Vorträgefür die Studenten des Studiengangshalten.ChicagoMiami: Die Fellows und Prof. Bowker (2. v. li.) in MiamiNach Dallas stand mit Chicago der nächsteHöhepunkt bevor. Das NUPOC (NorthwesternUniversity Prosthetics and Or-318Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Unterwegsthotics Center) hatte für uns ein vollständigesSymposium mit GastreferentProf. Michael Pinzur zusammengestellt.Dieses verlief ausgesprochen konstruktiv.Hier gebührt vor allem Prof. StevenGard und R.J. Garrick großer Dank für dieOrganisation. Während einer größerenPause des Symposiums hatten wir Gelegenheit,die einzelnen Forschungsbereicheund deren Räumlichkeiten zu besuchen.Diese bestanden aus dem MotionAnalysis Lab, Electronics Lab, CAD/CAMLab, Mechanical Testing Lab, und demMachine Shop zur Fertigung von Versuchsaufbauten.Dies verdeutlichte, dassdas NUPOC sehr breit aufgestellt ist undaus diesem Grunde zu den Top-Adressenin der Ausbildung im Bereich der TechnischenOrthopädie zählt. Erfreulich undspannend für uns waren die Bereitschaftund der Wille verschiedener Teamleiter,uns nach dem offiziellen Programm nochzusätzliche Forschungsprojekte vorzustellenund mit uns zu diskutieren. Leidererlaubte es der Gesundheitszustandvon Prof. Dudley Childress diesem nicht,am Symposium teilzunehmen.Am nächsten Tag stand der Besuch derForschungsabteilung des RIC (RehabilitationInstitute of Chicago) von Prof.Todd Kuiken und die NeuroplasticityLabors der Northwestern University vonProf. Lee Miller auf dem Programm. Hiererlebten wir an beiden Orten äußerstbeeindruckende und wegweisende Pionierarbeit.Die Bandbreite reichte vonbilateralen myoelektrischen Armprothesen,die über die „targeted muscle reinnervation“angesteuert werden, überHandy-Apps zur Erforschung des Patientenverhaltensüber GPS bis zur vollständigenRehabilitations-Testabteilung fürdie Errichtung eines neuen Spitals beimRIC. Im Neuroplasticity Lab konnten wirdiversen Testversuchen am Computer-Hirn-Interface mit trainierten Affen beiwohnen,wo als Ziel Prothesen von Hirnimpulsencomputergesteuert werdensollen.MiamiNach Chicago stand mit Miami schondie letzte Reisestation auf unserem Programm.Hier durften wir uns über diesprichwörtliche Gastfreundschaft vonProf. John Bowker – mittlerweile 84-jährigund immer noch aktiv im Beruf – undseiner Gattin Alice freuen. Am Departmentof Physical Therapy der Universityof Miami besichtigten wir das frisch umgesiedelte,aber noch nicht vollständigaufgebaute Gait-Lab und lernten danachden Energie geladenen Prof. Bob Gaileykennen, einen der bekanntesten Physiotherapeutenfür Gangschulung nach Amputation,der uns mit seinen Vorträgenund Ideen voll in seinen Bann zog.Am letzten Kliniktag stand der Besuchvon Prof. John Bowkers Amputierten-Sprechstunde auf dem Programm, wowir auch die Gelegenheit hatten, uns mitseinem Prothetiker auszutauschen. Anschließendpräsentierte uns Prof. Bowkerin einem Vortrag seine langjährige Erfahrungin der Amputationschirurgie, illustriertmit interessanten Kasuistiken.ResümeeZusammenfassend <strong>dürfen</strong> wir feststellen,dass die Technische Orthopädie imdeutschsprachigen Raum im Direktvergleichmit den USA qualitativ ausgezeichnetabschneidet. Insbesondere dieOrthopädische Schuhtechnik darf in denUSA als faktisch inexistent bezeichnetwerden. Entsprechend beeindruckt warenverschiedene Gastgeber von einemVortrag zu den hiesigen Entwicklungendieses Versorgungszweigs. Im Gegensatzdazu ist die Forschung im Bereich derRehabilitation nach Amputation in denUSA im Vergleich mit Europa wesentlichbreiter gefächert und mit bedeutendgrößeren finanziellen und personellenMitteln ausgestattet. Gemeinsam ist beidenRegionen, dass es schwierig zu seinscheint, motivierten und engagiertenNachwuchs zu finden, der die Zukunftder Technischen Orthopädie sicher stellt.Ganz speziell deswegen stellte das TravelFellowship-Programm für uns eine unschätzbareBereicherung dar: Es gibt unsdie Möglichkeit, ein Netzwerk mit ausgewiesenen,begeisterten Spezialisten zuknüpfen, um das wohl vielseitigste Fachder Orthopädie im freundschaftlichenUmfeld pflegen, betreiben und weiterentwickeln zu können.Was bleibt, sind die zahllosen Erinnerungenan das Travel-Fellowship-Programm,das für uns fachlich und vor allem auchmenschlich eine unschätzbare Bereicherungwar. Wir freuen uns darauf, die neuenErkenntnisse in die Klinik einfließenzu lassen und zugleich die gewonnenenFreundschaften zu pflegen.Wir danken dem Kuratorium der Initiative’93 TO herzlich für die mit diesemReisestipendium verbundenen vielengroßartigen Erfahrungen, und wir sindbereit, uns für die Ziele der Initiative ’93TO zu engagieren!Dr. Martin BerliDr. Martin Berli,OrthopädischeUniversitätsklinikBalgrist ZürichKontakt: martin.berli@balgrist.chOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012319


NamenPersonaliaPD Dr. Ulf Culemann hat zum 1. Junidie Chefarztstelle der Klinik für Unfallchirurgie,Orthopädie und Neurotraumatologieam Allgemeinen Krankenhaus Celleübernommen. Zuvor war er als LeitenderOberarzt und Chefarztvertreter inder Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgieam Universitätsklinikumdes Saarlandes in Homburg tätig.Thomas Kaschewsky leitet seit April dieAbteilung für Chirurgie im EvangelischenKrankenhaus von Ludwigsfelde. Zuvorwar er als Chefarzt in Dannenberg tätig.Prof. Dr. Wolf Drescher, Aachen, wurdezum Vizepräsidenten und Schatzmeisterder Association Research CirculationOsseous (ARCO) gewählt. Er hatzahlreiche experimentelle und klinischeArbeiten zum Thema Hüftkopfnekrosepubliziert. Unter anderem erhielt er2004 den Arthur-Vick-Preis der Assoziationfür Rheumaorthopädie für eine experimentelleStudie zur Hüftkopfnekrose.Prof. Dr. Andreas Eisenschenk, Chefarztfür Hand, Replantations- und Mikrochirurgieim Unfallkrankenhaus Berlin,ist die Professor-Buck-Gramcko-Stiftungsprofessurdes Stifterverbandes fürdie <strong>Deutsche</strong> Wissenschaft verliehenworden. Damit einhergehend wurde erzum Leiter der Hand- und funktionellenMikrochirurgie an der UniversitätsmedizinGreifswald ernannt.Prof. Dr. Thomas Gösling ist seit Aprildieses Jahres neuer Chefarzt der UnfallchirurgischenKlinik am Städtischen KlinikumBraunschweig. Er tritt damit dieNachfolge von Prof. Dr. Heinrich Reilmannan, der in den Ruhestand geht.Gösling war bisher an der Klinik für Unfallchirurgieder Medizinischen Hochschulein Hannover tätig, seit 2006 alsOberarzt und seit 2010 als leitenderOberarzt. Reilmann war 23 Jahre im KlinikumBraunschweig tätig und leitetedie Unfallchirurgische Klinik seit 1989.Mit dieser personellen Neubesetzungwird die Klinik umbenannt in Klinik fürUnfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie.Prof. Dr. Clayton N. Kraft ist zumaußer planmäßigen Professor der MedizinischenFakultät der Rheinischen FriedrichWilhelms Universität Bonn berufenworden. Seit 2007 ist er Direktor der Klinikfür Orthopädie, Unfall- und Handchirurgiedes Helios Klinikums Krefeld. Davorwar er an der Orthopädischen UniversitätsklinikDüsseldorf als StellvertretenderKlinikdirektor tätig.Dr. Jürgen Kußmann ist seit Mai neuerChefarzt der Orthopädie der Klinik Hohenlohein Bad Mergentheim. Vor seinemWechsel nach Bad Mergentheimwar Kußmann mehr als drei Jahre langleitender Oberarzt / Bereichsleiter BGSW(berufsgenossenschaftlich stationäreWeiterbehandlung) an der Fachklinik Falkenburgin Bad Herrenalb.PD. Dr. Marcus Müller, Klinik und Poliklinikfür Orthopädie und Unfallchirurgiedes Universitätsklinikums Bonn, habilitiertemit der Arbeit „Evaluation eines2D-Fluoroskopie-basierten Navigationssystemszur Osteosynthese von Frakturenim Bereich des proximalen Femurs“.PD Dr. Manfred Nelitz, GeschäftsführenderOberarzt der OrthopädischenUniversitätsklinik Ulm am RKU, hat dieVenia legendi für das Fach Orthopädieerhalten. Thema seiner Habilitationsschrift:„Achskorrigierende Eingriffe amKniegelenk – Eine biomechanische Untersuchungzur Veränderung von Bandspannungund Gelenkflächenbelastungdes Kniegelenkes nach hohen Tibiaosteotomien“.320Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


NamenProf. Dr. Edmund Neugebauer von derUni Witten/Herdecke wurde von derMitgliederversammlung des <strong>Deutsche</strong>nNetzwerks für Versorgungsforschung(DNVF) im Mai einstimmig zum neuenersten Vorsitzenden gewählt. SeineAmtszeit erstreckt sich von 2012 bis2014. Er löst damit Prof. Dr. Holger Pfaff(Universität Köln) ab, der zum stellvertretendenVorsitzenden gewählt wurde.PD Dr. Robert Pflugmacher ist neuerleitender Oberarzt der Orthopädie undUnfallchirurgie des UniversitätsklinikumsBonn. Er leitet bislang den SchwerpunktWirbelsäulenorthopädie und folgt in seinerneuen Funktion auf PD Dr. OliverWeber, der in Recklinghausen eine Chefarztpositionantritt.Dr. Julia Seifert, leitende Oberärztin derKlinik für Unfallchirurgie und Orthopädieam Unfallkrankenhaus Berlin (ukb), wurdeam 1. Juni 2012 für ihre langjährigeVerkehrsunfallforschung an der Ernst-Moritz-Arndt-UniversitätGreifswald mit dem„Goldenen Dieselring“ des Verbandes derMotorjournalisten (VdM) ausgezeichnet.PD Dr. Oliver Weber, bisher leitenderOberarzt der Orthopädie und Unfallchirurgiedes Universitätsklinikums Bonn, istab Juli 2012 der neue Chefarzt der Klinikfür Unfallchirurgie des Prosper-Hospitalsin Recklinghausen.Dr. Martin Reuter besetzt die Stelle desChefarztes der Klinik für Unfall-, HandundWiederherstellungschirurgie am St.Josefs-Hospital Cloppenburg. Reuter istbereits seit 2004 im St. Josef-HospitalCloppenburg als Oberarzt und D-Arztvertreterin dem genannten Fachbereichtätig.Dr. Uli Schmucker, stellvertretender Leiterder Arbeitsgemeinschaft Präventionvon Verletzungen der DGU und Leiterder Sektion Prävention der DGOU, früheran der Abteilung Unfall- und Wiederherstellungschirurgieder UniversitätsmedizinGreifswald tätig, ist als ärztlicherMitarbeiter in die Geschäftsstelleder AUC – Akademie für UnfallchirurgieGmbH in München eingetreten.Dr. Uwe Seidenspinner ist zum Chefarztfür Unfallchirurgie an der MissionsärztlichenKlinik Würzburg berufen worden.Im Rahmen einer Strukturänderungwurde die Chirurgische Abteilung in diebeiden Bereiche Unfallchirurgie und Allgemein-,Viszeral-, Thoraxchirurgie geteilt.Seidenspinner bildet mit dem Chefarztder Allgemein-, Viszeral-, Thoraxchirurgieeine Chefarztgemeinschaft.Dr. Rainer Zinser ist der neue Chefarztder Unfall- und Wiederherstellungschirurgieam Krankenhaus Wangen. Er folgtauf Dr. Helge Straube, die sich nach 22Jahren ärztlicher Tätigkeit in den Ruhestandverabschiedet. 1990 wurde sie inWangen Erste Oberärztin der Chirurgie.Als 2004 die Unfallchirurgie zur eigenenSektion wurde, trat sie an deren Spitze.2007 wurde sie zur Chefärztin berufen.Zinser arbeitet bereits seit dem vergangenenJahr in Wangen und war zuvor amKrankenhaus St. Elisabeth in Ravensburgals Oberarzt tätig. Er war dort maßgeblicham Aufbau der neuen Notaufnahmebeteiligt.Prof. Dr. Georg Täger ist seit April neuerChefarzt der Klinik für Orthopädie,Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgieam Klinikum Kempten. Er wardort zuvor als Leitender Oberarzt tätig.Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012321


Aus den VerbändenAus unseren VerbändenBerichte und AngeboteBVOUBerufsverbandder Fachärzte fürOrthopädie undUnfallchirurgie e. V.<strong>Deutsche</strong><strong>Gesellschaft</strong>für Orthopädieund Unfallchirurgie<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong>für Orthopädieund OrthopädischeChirurgie e. V.<strong>Deutsche</strong><strong>Gesellschaft</strong>für UnfallchirurgieLiebe Mitglieder!Auf den nachfolgenden Seiten berichten die<strong>Fachgesellschaften</strong> und der Berufsverband aus ihrenGremien und Geschäftsstellen. Hier erfahren Sie,welche Arbeit im zurückliegenden Jahr geleistetwurde, wie künftige Pläne aussehen, welchenBenefit Sie von Ihrer Mitgliedschaft bei uns haben.Sie fragen – Ihr Vorstand antwortet.Wenn Sie Fragen zur Arbeit Ihres Vorstandes haben,zögern Sie bitte nicht, sich damit via E-Mail an unszu wenden. Wir werden Ihre Anfragen unverzüglichan den passenden Ansprechpartner weiterleitenund Frage und Antwort in der nachfolgendenAusgabe der „OU Mitteilungen und Nachrichten“veröffentlichen.Je nachdem, von wem Sie es genauer wissenwollen, richten Sie Ihre Anfrage bitte an dieGeschäftsstelledes Berufsverbandes: bvou@bvou.netder DGOOC: info@dgooc.deder DGOU: office@dgou.deder DGU: office@dgu-online.deOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012323


Aus den VerbändenBVOUGanz im Zeichen derWeiterbildungsordnungJoachim StierImmer häufiger fällt das Stichwort „Weiterbildungsordnung“in den berufspolitischenVorträgen des BVOU-Vorstandes.Ein untrügliches Zeichen für den Ernstder Lage. So auch auf der Mitgliederversammlungdes Berufsverbandes derFachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie(BVOU) im Rahmen der 60. Tagungder Vereinigung Süddeutscher Orthopädenund Unfallchirurgen (VSOU).Bereits zum <strong>Deutsche</strong>n Kongress für Orthopädieund Unfallchirurgie (DKOU)2011 verknüpfte Vizepräsident Prof. Dr.Karsten Dreinhöfer als Tagungspräsidentdie Weiterbildungsordnung (WBO) mitdem Erhalt der konservativen Orthopädie.Jetzt, im Frühjahr 2012 zur VSOU-Jahrestagung in Baden-Baden, konntePräsident Helmut Mälzer über weitereFortschritte berichten. Denn kurz zuvorhatten sich der Berufsverband und die<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädieund Unfallchirurgie (DGOU) zwecks gemeinsamerDiskussion zurückgezogen.Das Wichtigste vorab: Konservative Inhalteder Orthopädie und Unfallchirurgiewerden gestärkt durch eine zeitnahe undperspektivische Anpassung. Eine Arbeitsgruppeaus DGOU/DGU und BVOU hatdazu ein entsprechendes Konzept erarbeitet,wie Präsident Mälzer mit Bezugauf Prof. Hartmut Siebert, Mitglied imgeschäftsführenden BVOU-Vorstand undGeneralsekretär der DGOU und DGU, berichtete.„Wichtig ist“, so Helmut Mälzer,„neben einem verbesserten Angebot konservativorthopädischer/rheumatologischerWeiterbildungsinhalte deren Nachprüfbarkeitzur Facharztprüfung.“ Undauch schneller sollte es gehen – die Gesamtdauerder Weiterbildungszeit hinterfragteder Präsident ebenfalls. Wichtigsei, zumindest eine Flexibilisierung einzelnerZeitvorgaben zu erreichen.Weiterbildung: Mehr Einbindung der niedergelassenenEbeneProf. Dreinhöfer konnte während derMitgliederversammlung im erneut sonnenverwöhntenBaden-Baden weitereerfreuliche, aber auch weniger erfreulicheInformationen weiterleiten. Erfreulichist, dass die Bundesärztekammer(BÄK) die Berufsverbände in Sachen WBOstärker eingebunden sehen möchte. DerVorsitzende der Weiterbildungsgremienbei der BÄK, Dr. Bartmann, schildertedem BVOU einige wichtige Punkte, durchdie speziell die niedergelassenen Praxenhervorgehoben und auch die Berufsverbändestärker in die Weiterentwicklungeingebunden werden sollen. Geplant ist,so Prof. Dreinhöfer, die WBO unter demAspekt realistischer Anforderungen zumodifizieren: „Entschlackung und Anpassung.“Statt einer modularen Weiterentwicklungkönnte es eine auf Kernzeitenund kernfakultative Inhalte basierendeAusgestaltung geben. Sehr erfreulichfür die niedergelassenen Orthopäden:Die Versorgungsrealität wird durch einebessere Integration des ambulanten Sektorsberücksichtigt werden. Interessant,so Karsten Dreinhöfer, auch: Die Berufsverbändewerden als Korrektiv aufgefordert,sich zu beteiligen.Dies allerdings steht in Kontrast zu Bestrebungeneiniger anderer chirurgischerVerbände, den BVOU aus der stimmberechtigtenTeilnahme an der GemeinsamenWeiterbildungskommission derchirurgischen Fächer herauszudrängen– und das, trotz einer jahrelangen gutenZusammenarbeit. Es wurde mehrheitlicheine lediglich beratende Mitgliedschaftangeboten. Wirklich befriedigend undauf Dauer tragfähig ist dies für den BVOUnicht.Honorarreform: Vieles zielt ins SchwarzeAls zweites großes Thema stieß PräsidentMälzer die Honorar(Reform)Diskussionan. Wichtig ist, dass das Rad derGeschichte in einem entscheidendenPunkt zurückgedreht werden konnte.Seit Anfang 2012 werden die Honorarverteilungsmaßstäbezum einen wiederregional erstellt, und zum anderen müssensich die KVen nur noch ins Benehmenmit den Krankenkassen setzen. Beidesgab es schon einmal. Doch dann kam diePhase, in der es galt, ein Einvernehmenmit den Kassen herzustellen – „das glichin der Vergangenheit der Quadratur desKreises“, beschreibt Helmut Mälzer dieTotalblockade der Kassen. Und auch jetztnoch zögen die Kassen weiterhin mit derEinstellung durch die Lande, den Orthopädengehe es immer noch gut.Vizepräsident Dr. Andreas Gassen konntein Baden-Baden von einer entscheidendenSitzung der Vertreterversammlungder Kassenärztlichen Bundesvereinigung(KBV VV) berichten. Andreas Gassen isteiner der stellvertretenden Vorsitzendender KBV VV. In Berlin wurden, so derBVOU-Vize, aus der Sicht der Orthopädenund Unfallchirurgen wichtige Punktedurchgesetzt:1. Psychotherapie soll über externeGeldmittel finanziert werden.2. Trennung der morbiditätsbedingtenGesamtvergütung: Heftige Diskussionenum diesen Punkt, so Gassen inseinem Bericht, hatte es dazu mitdem hausärztlichen Lager gegeben. Esgeht um die getrennte Entwicklungder Honorartöpfe: „Früher waren dieHausärzte immer sehr dafür, die Gesamtvergütungzu trennen. Doch jetztist den Hausärzten aber aufgefallen,dass die Morbiditätsentwicklung eigentlichnur noch bei den Fachärztenstattfinden wird.“ Mit den Psychotherapeutengemeinsam konnte hier dieMehrheit im fachärztlichen Interesseerreicht werden, so Andreas Gassen.Ferner wird es einexternes Gutachtengeben, das die Leistungsverlagerungzwischen den Fachgruppen belegt.Dies soll im Oktober 2012 vorgelegtwerden: „Dann wird es zu einem Angleichender Honorartöpfe kommen“,so BVOU-Vize Gassen.3. Weiterentwicklung des EBM: Die VVlehnte es ab, die Weiterentwicklungdes EBM kostenneutral zu gestalten:„Dies läuft der Morbiditätsentwick-324Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus den Verbändenlung zuwider, die künftig der Motorder Honorarfortentwicklung werdensoll“, so Andreas Gassen. Für die Orthopädenist ein Halbsatz wichtig, derdie Weiterentwicklung „schrittweisefür die arztgruppenspezifischen Kapiteldes EBMs“ vorsehe. Das orthopädischeKapitel 18 wird vorgezogen,obwohl die Reform erst 2014 abgeschlossensein soll. Es ist die großeChance, das Kapitel den Zeiterfordernissenanzupassen und mehr Honorarzu generieren, so Andreas Gassen.Mehr Einzelleistungen, differenzierteDarstellung Neu-Alt Patienten: „Wirwerden in der Lage sein, den Arthrosepatienten,der das zehnte Mal imQuartal kommt, besser zu führen.Dies sind Details, die in unsere Richtunglaufen.“4. Das Paradigma der Gegenwart, unbegrenzteLeistung für begrenztes Geld,wird es nicht mehr geben: Die VV hatbeschlossen, die Leistungen des EBMauf das im Sozialgesetzbuch V geforderteMaß zu überprüfen und anzupassen.„Das wird uns die Möglichkeitgeben, für unsere Leistung, diewir im EBM differenziert darstellenkönnen, auch mehr Honorar zu erhalten“,so BVOU-Vize Gassen.Hervorragend organisiert hatte die reibungslosablaufende Mitgliederversammlungdas Team der Berliner BVOU-Geschäftsstelle um Margit Henniger undSibylle Reichelt. Am Ende blieb PräsidentMälzer nur, erstaunt auf die Uhr zuschauen – soviel Inhalte in kompakterZeit, das wäre eine Steilvorlage für dieReform der Weiterbildungsordnung.N i c h t e i n I G e L nWeitere wichtige Stichworte des Vorstandes, dem neben dem Präsidenten Mälzer und denVizepräsidenten Dreinhöfer und Gassen, Dr. Peter Heppt (Schatzmeister), Dipl.-Med. FrankSchulz, Dr. Helmut Weinhart, Prof. Dr. Karl-Dieter Heller und Prof. Dr. Hartmut Siebert (GeneralsekretärDGOU) angehören:IGeL-Broschüre des BVOUDer BVOU hat eine mit Durchführungsempfehlungen gespickte Broschüre zu den IndividuellenGesundheitsleistungen (IGeL) herausgebracht, die die Leistungserbringung für Arzt undPatient transparenter und leichter machen soll. Die Orthopäden und Unfallchirurgen benötigendieses Segment, deshalb ist es aus Sicht des BVOU-Vorstandes umso wichtiger, dass esnicht durch unseriöse Anbieter entwertet wird. Die Orthopäden und Unfallchirurgen <strong>dürfen</strong>den Kassen keine Steilvorlage für verschärfte Angriffe liefern.„Zeigt her eure Füße“Aktion „Zeigt her Eure Füße“ wird es auch 2012 geben. Schirmherrin wird die Sprecherin desGesundheitsausschusses, Dr. Carola Reimann, SPD, sein. Der BVOU hat in diesem Jahr denWunsch der Mitglieder berücksichtigt, auch regionale (Mit)Schirmherren einzubinden – alsoauch freie Fahrt für die Politiker vor Ort. Diesmal gibt es keinen festen Tag, sondern eine Woche,in der der Aktionstag regional/lokal Tag frei wählbar ist. Diese Aktion hat das Image derOrthopäden und Unfallchirurgen in der Öffentlichkeit deutlich verbessert.Versorgungskongress DKVF 2013Der deutsche Versorgungsforschungskongress 2013 wird von BVOU, DGOOC und DGU gemeinsammit dem DNVF parallel zum DKOU ausgerichtet. Ziel ist es, die Versorgungsrealitätder Erkrankungen des muskuloskelettalen Systems verstärkt dort abzubilden. Als Kongresspräsidentensind Prof. K. Dreinhöfer, PD D. Stengel (beide Berlin) sowie E. Neugebauer (Witten-Herdecke)berufen worden. Ein vergleichbar kleiner Kongress, der aber politisch eine erheblicheBedeutung hat.DGU = Partner der OUMNDie DGU bringt sich nun in die Zeitung „Orthopädie und Unfallchirurgie – Mitteilungen undNachrichten“ ein. Damit wird das Zusammenwachsen der Orthopäden und Unfallchirurgenauch auf medialem Gebiet unterstrichen und unterstützt.Journalistenpreis O + UDer Journalistenpreis ging 2011 an „Bild am Sonntag“, die sehr schön dargestellt hat, wiemuskuloskelettale Erkrankungen durch unser Fachgebiet behandelt werden. Auch in diesemJahr wird es wieder einen Preis geben – erfreulich: Alle großen Rundfunkhäuser, Fernsehanstaltenund Verlagshäuser haben die Unterlagen angefordert. Das Preisgeld beträgt 5.000Euro und führt dazu, sich mit den Themen der Orthopädie und Unfallchirurgie zu beschäftigen.BVOUJoachim StierJoachim Stier, freierJournalist in Berlin/AachenNachwuchsförderungZiel ist es Nachwuchs zu generieren, der sich für O u U interessiert, Nachwuchsarbeit soll sowohlfür den Verband wie auch das Fach erfolgen. Ein Start wurde mit zwei Medizinstudierendenauf Göttingen gemacht. Beide haben bereits ein sehr interessantes Konzept ausgearbeitet,das nun in die Praxis umgesetzt werden wird und weitere Studierende für das Fach Orthopädieund Unfallchirurgie begeistern soll.Pilotprojekt ZweitberatungAOK Nordost will ein Zweitberatungsprinzip anbieten – der BVOU hat dieses Konzept mit erarbeitet:In einem Pilotprojekt im Raum Berlin-Brandenburg soll dies zeitnah gestestet werden.Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012325


Aus den VerbändenFoto: www.joeykelly.deBVOUVom Popstar zum Extremsportler: Joey Kelly sprach beim Karlsruher Laufsymposium über seine Leistungen als Ausdauersportler. Insgesamt hat er bereits44 Marathons, 31 Ultra-Marathons, 13 Ironman-Wettkämpfe, mehr als zehn Wüsten-Ultra-Läufe, drei Races across America, zwei Powerman-Läufe, drei Tough-Guy-Races, über 100 Halbmarathons/Triathlons/Volksläufe und acht 24-Stunden Bike- und Mountainbikemarathons im Team absolviert.6. Laufsymposium in Karlsruhe:Sport über 40Prof. Dr. Matthias BuchnerDas zum sechsten Male durchgeführteKarlsruher Laufsymposium stand diesesJahr unter dem Motto „Sport über 40“.Das interdisziplinäre, aus Internisten,Orthopäden und Sportwissenschaftlernbestehende Organisationsteam unter derLeitung von Dr. Johannes Flechtenmacher,BVOU Landesvorsitzender Baden,hatte hierzu hochrangige Referenten ausunterschiedlichen Fachrichtungen eingeladen,die am 9. Mai 2012 vor einer großenZuhörerschar im Hörsaal des StädtischenKlinikums ihre Vorträge hielten.Wettkämpfe in einem Jahr, Marathonsdurch die Sahara und das Death Valleyund mehrere Expeditionen zum Südpolbewältigt hat. Das Credo dieses außergewöhnlichenSportlers lautet: Mit Ausdauer,Wille, Zielsetzung und Leidenschaftkann der Mensch in jedem Alter seineZiele erreichen und dabei seinem Körperzuvor nicht zugetraute Belastungen abverlangen.Einst Popstar, heute ExtremsportlerAls Ehrengast eingeladen war Joey Kelly,Spross der Kelly Family und inzwischenzum Ausdauer- bzw. Extremsportleravanciert. In einem beeindruckendenVortrag gab er einen Überblick über seinmit 40 Jahren schon bewegtes Leben,das in einfachen Verhältnissen in derkinderreichen Kelly Family begann, ihmden Ruhm eines Popstars bescherte undschließlich zu seiner neuen Leidenschaft,den Ausdauersport, führte. Er zeigte Bildervon sich als Sportler, der mit einerunglaublichen Ausdauer acht Ironman-Foto: PrivatDie Organisatoren und Referenten des Laufsymposiums, unter ihnen auch Ehrengast Joey Kelly(2. von. rechts)326Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Sport beim älteren MenschenDen Einfluss auf die körperliche Fitness und das psychischeWohlbefinden beim älteren Menschen untersuchte der Direktordes Instituts für Sportwissenschaft in Bern, Prof. Achim Conzelmann,in seinem Vortrag „Erfolgreiches Altern durch Sport undBewegung?“. Während der ältere Sportler zwar eine geringereUmstellungs- und Anpassungsfähigkeit aufweist, nimmt dieTrainierbarkeit im Alter keineswegs ab, das Leistungsniveau istwie beim jüngeren Menschen abhängig vom Trainingsniveau.Durch Selektion, Optimierung und Kompensation schafft es derältere, sportlich aktive Mensch auch zum psychischen Wohlbefinden.Prof. Rainer Hambrecht, Chefarzt der Klinik für Angiologieund Kardiologie in Bremen, hob in seinem Referat denEffekt von körperlicher Fitness auf die Vermeidung von kardiovaskulärenErkrankungen und des metabolischen Syndromshervor. Körperliches Training auch im Alter im Sinne anaeroberAusdauer von 30 Minuten an drei Tagen in der Woche sowiedynamischer Kraftbelastung hat in Studien nachgewiesene positivephysiologische Effekte auf das kardiovaskuläre System (sozum Beispiel auf das Endothelsystem), darüber hinaus auch beiPatienten mit bereits vorhandenen kardiovaskulären Erkrankungen.Enttäuschend sei allerdings, dass nur 25 Prozent derErwachsenen angeben, regelmäßig Sport zu treiben.Prof. Winfried Rossmanith, Chefarzt der Frauenklinik im DiakonissenkrankenhausKarlsruhe, begann seinen Vortrag „Was bringtSport für die Frau in den besten Lebensjahren?“ mit der Feststellung,dass Frauen Sport als Beitrag zur eigenen Gesundheit betreiben,während Männer Sport eher als Wettbewerbsleistung sehen.Sport kann bei Frauen um und nach der Menopause neben denbekannten internistischen Effekten auch die Wahrscheinlichkeitmaligner Erkrankungen, etwa des Mammakarzinoms, bewirken,auch als Effekt einer begleitenden Gewichtsreduktion.Dr. Torsten Schattenberg, Orthopäde aus dem Orthopädisch-Unfallchirurgischen Zentrum der Universität Mannheim,schilderte in seinem abschließenden Vortrag den Einfluss desAlters auf das Skelettsystem, die Muskulatur, die Bänder undden Knorpel. Er wies hierbei auf präventative Maßnahmen wieden Erhalt der Mobilisation bzw der Frühmobilisation nachVerletzungen oder Operationen hin wie auch auf die essenzielleOsteoporosediagnostik und -therapie beim älteren Menschen.Weiterhin gab er einen Überblick über konservative und operativeTherapiemöglichkeiten von Verletzungs- und Verschleißerscheinungenbeim älteren Menschen, von minimalinvasivenMethoden bis hin zur Endoprothetik.Zum Abschluss einer gelungenen Veranstaltung wurde dasLaufsymposium seinem Namen noch gerecht – ein gemeinsamerLauf mit Referenten, Moderatoren und Organisatoren rundeteden Tag ab.Prof. Dr. MatthiasBuchner, OrthopädischeGemeinschaftspraxis amLudwigsplatzOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012327


Aus den VerbändenNeue MitgliederBVOUDr. med. Kai Bauwens · BerlinChristoph Berbig · KarlsruheDr. med. Andreas Dambon · KaarstAlexander Del Savio · WürzburgSebastian Moritz Dettmer · Frankfurt am MainUniv.-Prof. Dr. med. Dipl.-Kfm. Rüdiger von Eisenhart-Rothe · MünchenDr. med. Ulf Finkewitz · BremenDr. med. Tobias Gebhardt · IngolstadtDr. med. Tobias Heesen · WürzburgDr. med. Gerhard Herrmann · PegnitzDr. med. Frank Hesselmann · NeussDr. med. Marcus Hollenstein · BerlinDr. med. Michael Joneleit · OffenbachDr. med. Alexander Khalisi · Baden-BadenDr. med. Christian Lange · AachenDr. med. Peter Meschede · MünchenLuisa Peter · GöttingenDr. med. Fatih Sahin · AugsburgDr. med. Matthias Schläfke · BerlinDr. med. Klaus Schlüter-Brust · KölnDr. med. Christina Schubert · DresdenDr. med. Alexander Schultze · BerlinTomasz Suchmiel · OffenbachDr. med. Dirk-Henning Theurer · KemptenBirgit Wagner · BerlinStefanie Weber · GöttingenPD Dr. med. Mathias Witt · RostockDr. med. Ines Wolfermann · PegnitzÄnderungen der Mandatsträger in den BVOU-BezirkenBaden-WürttembergBezirk Nord-Württemberg. Dr. Burkhard Lembeck aus Ostfildernwurde zum Bezirksvorsitzenden gewählt. Reinhard Deinfelderaus Donzdorf wurde zum stellv. Bezirksvorsitzenden gewählt, er istNachfolger von Herrn Dr. Matthias Schenzle aus Geislingen.BremenLandeswahlen. Dr. Manfred Neubert aus Bremen wurde alsLandesvorsitzender wiedergewählt, sein Stellvertreter bleibtDr. Ludwig W. Ackermann aus Bremen.Bezirk Bremen. Dr. Manfred Neubert aus Bremen wurde alsBezirksvorsitzender wiedergewählt.NiedersachsenBezirk Verden. Dr. Andreas Neckritz aus Achim wurde zumBezirksvorsitzenden gewählt, er ist Nachfolger von Dr. MarcusHausdorf aus Schneverdingen. Als Stellvertreter wurde wiederHarald Peters aus Schneverdingen gewählt.Westfalen-LippeBezirk Detmold. Dr. Stephan Lückel aus Detmold ist von seinemAmt als stellv. Bezirksvorsitzender zurückgetreten.Neue KompetenzetzeIm Zuge der Qualitätsoffensive Orthopädische Rheumatologie habensich in den vergangenen Wochen drei neue regionale QualitätsnetzeRheumatologie formiert.Qualitätsnetz Rheumatologie BADENAnsprechpartner: Prof. Dr. med. Marc Thomsen, Baden-BadenQualitätsnetz Rheumatologie HESSENAnsprechpartner:Dr. med. Gereon Fußhoeller, Frankfurt am MainDr. med. Dusan Drahovsky, NidderauQualitätsnetz Rheumatologie NORDRHEINAnsprechpartner:PD Dr. Thomas Pauly, MeerbuschDr. med. Markus van Emden, Düsseldorf328Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus den VerbändenADO-ZertifizierungskurseOrthopädische RheumatologieBVOUDr. Uwe SchwokowskiEine vertrauensvolle Kooperationvon Orthopäden/OrthopädischenRheumatologen undInternistischen Rheumatologenist das Ziel der Sektion OrthopädischeRheumatologie im BVOU.Der kompetente Ansprechpartner bei Erkrankungendes Bewegungsapparates inInhalt dieser Zertifizierungskurse „Früharthritisin Orthopädischer Hand – Früherkennungrheumatischer Erkrankungen“wird die Frühdiagnostik der RheumatoidenArthritis, der Psoriasisarhritis undder Axialen Spondyloarthritis sein. Aberauch die Polymyalgia rheumatika unddie Gicht werden thematisiert werden.Weitere Themen:■■Bildgebung■■Labordiagnostik■■Untersuchungsscores■■Falldiskussionen■■DifferentialdiagnostikDer Kurs wird an einem Samstagvormittagin jedem Bundesland mit einemQualitätsnetz von dem Sektionsleiter Dr.Uwe Schwokowski mit dem jeweiligenQN-Leiter angeboten werden und durcheine kurze schriftliche Prüfung abgeschlossen.Der 1. ADO-Zertifizierungskurs OrthopädischeRheumatologie I ist für den 25.August 2012 in Berlin unter der Leitungvon Dr. Uwe Schwokowski und Dr. MartinTalke geplant. Der nächste Terminwird der 1. Dezember 2012 sein, möglicherweisein Hannover oder Frankfurt.„Früharthritis in orthopädischer Hand - Früherkennung rheumatischer Erkrankungen“:Unter diesem Titel bieten die Akademie <strong>Deutsche</strong>r Orthopäden (ADO) und die Sektion OrthopädischeRheumatologie Zertifizierungskurse an.Ab sofort wird die Sektion OrthopädischeRheumatologie in Kooperation mit derAkademie <strong>Deutsche</strong>r Orthopäden ihreFortbildungskurse zertifizieren. Hintergrundfür diese Aktion ist die Tatsache,dass der Facharzt für Orthopädie in der Diagnostikund Therapie entzündlich rheumatischerErkrankungen immer wenigerBeachtung findet, obwohl er hierin bestensausgebildet ist. Die Strukturverträgein der Früherkennung Rheuma tischerErkrankungen werden von den KassenärztlichenVereinigungen mit Hausärztenund internistischen Rheumatologeninzwischen fast flächendeckend in derBundesrepublik abgeschlossen. Der Facharztfür Erkrankungen des Bewegungsapparates,der Orthopäde, wird bewusstausgeschlossen. Aus meiner persönlichenSicht wird hier politisch versucht, den Orthopäden,der im europäischen Sinne der„Rheumatologist“ ist, schrittweise durchdie beiden anderen Fachgruppen überflüssigzu machen. Das kann allerdingsnicht gelingen, da die 660 internistischenRheumatologen nicht in der Lage sind,dass augenblickliche Versorgungsdefizitin der Rheumatologie zu beherrschen.Foto: FotoliaDeutschland ist der Facharzt für Orthopädie.Er selektiert zwischen entzündlichund nicht-entzündlich im Rahmen derFrühdiagnostik. Damit der Orthopädeauch auf dem neuesten Stand der Früherkennungder entzündlichen Erkrankungenist, bieten wir die Zertifizierungskurseüber die ADO an und werden dieNamen der zertifizierten Orthopäden denKVen mitteilen, mit der Aufforderung,diese für die Strukturverträge zuzulassen.Mir ist klar, dass Sie als Orthopäden inder Niederlassung von Zertifizierungen„erschlagen werden“. Bei diesen Kursengeht es allerdings nicht nur um Verbesserungder Qualität und Darstellung unsererKompetenz, nein – es geht schlichtwegum die Zukunft der konservativenOrthopädie in Deutschland! Aus diesemGrunde ist Ihre Teilnahme dringlichstnotwendig. Nur mit einer großen Zahlzertifizierter Orthopäden – in der Frühdiagnostikrheumatischer Erkrankungen– können wir die Politik überzeugen.Dr. Uwe Schwokowskileitet die SektionOrthopädischeRheumatologie desBVOU.Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012329


Aus den VerbändenProtokoll der Klausurtagung der AG 11ImplantatallergieProf. Dr. Alexander SchuhDGOUIm Rahmen der Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n<strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädie undUnfallchirurgie (DGOU) in Berlin fand am28. Oktober 2011 die Sitzung der Arbeitsgemeinschaft11 Implantatallergie derDGOU statt.Die Veranstaltung wird vom Leiter derArbeitsgemeinschaft, Prof. Dr. MarcThomsen aus Baden-Baden, eröffnet.Prof. Marc Thomsen gibt zunächst einenÜberblick zur Problematik und Wertungvon Cobalt/Chrom-Spiegeln im Blut. DerNormwert für Cr wird in der Literaturv. 0,4 – 0,7 µg/l angegeben, wobei einenormale Schwankbreite v. 1 - 4 µg/l beschriebenwird. Für Co wird in der Literaturein Normalwert v. 0,9 µg/l angegeben(Schwankbreite v. 1 - 4 µg/l). De Smet beschriebein schlechtes klinisches Ergebnisvon Hüftendoprothesen mit Metall/ Metall-Gleit-Paarungbei Werten > 10 µg/l(Cr) und > 9 µg/l (Co). Bei Werten > 15 µg/l(Cr) und > 15 µg/l (Co) werden von Hartet al. 2009 in 98 Prozent negative Folgenbeschrieben im Sinne einer sogenannten„painful hip“. Prof. Thomsen stellteinen Algorithmus für Co/Cr Spiegel beiM/M-Gleit-Paarungen vor: Beträgt derCr- bzw. Co-Wert < 5 µg/l, empfiehlt Prof.Thomsen regelmäßige halbjährliche klinischeKontrollen und eine Epicutantestung.Beträgt der Cr- bzw. Co- Wert 5 - 10µg/l, empfiehlt Prof. Thomsen ein MRT(MARS) bzw. Sonographie zum Nachweisbzw. Ausschluss eines Granuloms „Pseudotumors“,bei einem schlechten Ergebnisdie PE. Beträgt der Cr- bzw. Co-Wert> 10 µg/l, empfiehlt Prof. Thomsen nachdrei Monaten eine Blutmetallionenspiegelkontrolle.Bei persistierend hohenWerten und klinischen Beschwerden„painful hip“ sollte mit dem Patientenüber die Wechseloperation gesprochenwerden.Im Rahmen einer regen Diskussion wirdder im englischen Sprachgebrauch geläufigeBegriff „Pseudotumor“ analysiert.Die Diskutanten kommen einhellig zudem Schluss, dass der Begriff zu Ängstenbei Patienten führen kann, jedoch aufgrundder Geläufigkeit im englischenSchrifttum nicht vollständig geändertwerden kann. Prof. Krenn aus Trier unterbreitetden Vorschlag, den BegriffPseudotumor zu modifizieren in „InflammatorischerPseudotumor“, da mit demBegriff inflammatorisch die Abgrenzungzur Neoplasie rhethorisch gelingt. Einstimmigwurde in der Sitzung der AG 11beschlossen, dass Herr Prof. Krenn ausTrier als Referenzpathologe der AG 11fungieren soll. Prof. Thomsen weist daraufhin, dass in England Metall/Metall-Gleit-Paarungen seit 4/ 2010 unter Beobachtungstehen.Im Rahmen der Klausurtagung wird beschlossen,die Empfehlung der AG 11 zuaktualisieren und in den relevanten Journalenzu publizieren. Als aktuelles Vorgehenwird bei dem Problem Implantat/Allergie vorgeschlagen:1. Anamnese, Röntgen, Epicutantestungund im Einzelfall der LTT Test2. ein bis zwei Gelenkpunktionen mitBebrütung von 14 Tagen3. Sonographie, bzw. MRT (MARS- Technik)zum Nachweis eines „Pseudotumors“4. Bestimmung der Co/ Cr Werte im Blut5. Arthroskopie und PE6. Histopathologische Untersuchung beiProf. Krenn in Trier7. Bestimmung der Zytokine bei Prof.Thomas in MünchenDes Weiteren empfiehlt Prof. Thomsenbei schmerzhaften Knieendoprothesendie Bestimmung von Co bzw. Cr Blutionenspiegel.Zur Problematik der Aussagekraft desLTT Wertes wird sich Prof. Thomas mitder Allergologischen Fachgesellschaftabstimmen zur Aktualisierung der Überarbeitungder Empfehlung Implantat/ Allergieder AG11.Die Firma Ceramtec berichtet, dass gehäuftwieder Testplättchen von Operateurenangefordert werden bei v.a. Metallallergieund anstehender Endoprothetik,diesem Thema soll erneut Rechnunggetragen werden in der aktualisiertenEmpfehlung.Abschließend wird auf den NorddeutschenOrthopäden- und Unfallchirurgenkongressvom 14. bis 16. Juni 2012 inHamburg verwiesen, bei dem die AG 11einen Workshop organisiert. Die nächsteSitzung der AG 11 findet am 28. April2012 in Baden-Baden statt.Wertung der CoCr-BlutspiegelCr µg/l Co µg/l Weitere Schritte< 5 < 5 Regelmässige 1/2 Jährliche Kontrolle, ECT5 -10 5 -10 MRI(MARS), Sono -> poor outcome ?, PE ?> 10 > 10 painfull hip -> neg. outcome -> drohender Wechsel ??> 20 > 20 Wechsel empfohlen> 25 mögliche VergiftungssymptomeProf. Dr. AlexanderSchuh leitet dasMuskuloskelettaleZentrum KlinikumNeumarkt. Er istSchriftführer derAG 11.Kontakt: Alexander.Schuh@Klinikum.Neumarkt.deTab. Wertung der COCr-Blutspiegel330Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus den VerbändenDGOU-Zukunftsworkshop: Fehlerkulturund BehandlungssicherheitProf. Dr. Hartmut SiebertDGOUUnterlaufen uns Unfallchirurgen undOrthopäden tatsächlich die meistenBehandlungsfehler? Welche Ursachenund welche Konstellationen im Behandlungsverlaufführen in unserem Fach zuFehlern und Schäden? Was können wirals Operateure, Prozess-, Personal- undBudgetverantwortliche zur Fehlerminimierungund Erhöhung der Sicherheitbeitragen? Beim Zukunftsworkshop der<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für OrthopädieUnfallchirurgie 2011 unter dem Motto„Der Patient im Mittelpunkt“ versuchtendie Teilnehmer am Thementisch „Fehlerkulturund Behandlungssicherheit“, Antwortenauf diese Fragen zu formulieren.„Am Beginn von Arzthaftungsstreitigkeitensteht immer eine Komplikation.“Der Patient sieht in jeder Komplikation,jedem unerwünschten Behandlungsergebniseine ärztliche Fehlleistung. DerArzt argumentiert, Risiken seien unvermeidbar,deshalb könne er dafür nichthaftbar gemacht werden. Den Richterinteressiert ausschließlich die Frage, obdie Komplikation durch fehlerhaftes Vorgehenoder trotz aller Vorsicht des Operateursaufgetreten ist.Rechtsanwalt Johann Neu von der norddeutschenSchlichtungsstelle sieht indieser unterschiedlichen Wahrnehmungeines unerwünschten Vorkommnissesden Hauptgrund für Behandlungsfehlervorwürfevon Seiten des Patienten. Erpräzisiert: Rechtsstreitigkeiten aufgrundeiner Komplikation resultieren meist auseiner gestörten Kommunikation. Bei Behandlungsfehlernfindet in 33 Prozentder Fälle kein Arzt-Patienten-Gesprächstatt, bzw. der Patient empfindet diesesals unzulänglich. In 67 Prozent der Fälleinterpretieren Arzt und Patient den BegriffKomplikation völlig unterschiedlich.Nicht nur in Deutschland, sondern weltweitwerden Behandlungsfehlervorwürfeam häufigsten an Unfallchirurgen, Allgemeinchirurgenund Orthopäden adressiert.Die wenigsten Fehler scheinen aufsKonto von Hals-Nasen-Ohrenärzten undNeurochirurgen zu gehen. In unseremFach sind Behandlungsfehlervorwürfe zuden Diagnosen Koxarthrose, Gonarthrose,Sprunggelenk- und Unterarmfrakturenam häufigsten – dieser Trend ist seitdem Jahr 2000 ungebrochen. 28 Prozentder Vorwürfe bezüglich der Koxarthrosenbehandlungsind nach Einschätzungder Schlichtungsstelle begründet, wohingegensie in 36 Prozent aller Behandlungsfehlervorwürfediese als berechtigtattestierte. In Schweden und Dänemarkist die Situation vergleichbar.65 Prozent der Fehler ereignen sich währendder OP und danach: So sind Komplikationenauf eine fehlerhafte OP-Planung,falsche Gelenkimplantate und/oderauf eine zu späte oder unzulängliche Reaktionauf postoperative Infektionen zurückzuführen.In der Unfallchirurgie liegendie wesentlichen Ursachen in einerunzureichenden Diagnostik und einerfehlerhaften OP-Technik. Dies bestätigendie Untersuchungen von Biberthaler et alaus dem Jahre 2011 zu dieser Fragestellung[1].Der Patient hat immer Recht – zunächstAus diesen Gründen empfiehlt Neu, nochwährend des stationären Aufenthaltsoffen mit dem Patienten über die vermeintlichenUrsachen einer Komplikationzu sprechen. Der Arzt sollte dabei dieSichtweise des Patienten akzeptieren, aufdie Möglichkeit einer unabhängigen Klärunghinweisen und danach seine eigeneSicht darlegen. Dieses Vorgehen versachlichedas Gespräch und helfe in manchenFällen, weitere Auseinandersetzungen zuvermeiden.Stephan Kirschner von der OrthopädischenUniversitätsklinik Dresden bestätigtin seinem Beitrag „Was können wirals Ärzte zur Förderung der Sicherheitskulturkonkret beitragen?“ die von HerrnNeu dargestellten Daten und Fakten mitHinweisen aus der US-amerikanischenLiteratur. Neben erheblichen Mängeln inder Kommunikation zwischen den Berufsgruppensieht er als Hauptgefahrenquellefür unerwünschte Vorkommnisseden häufig über Jahre tradierten undeher unabgestimmten Prozessablauf vonder Aufnahme des Patienten bis zu seinerEntlassung. Es könne nicht sein, dass esin einem komplexen und vielschichtigenProzessablauf wie zum Beispiel der Endoprothetiknur einen Verantwortlichendes Verfahrens gibt. In der Regel ist esso, dass ein Hauptverantwortlicher alleinden Prozess im Verlauf unterbrechenkönne. Das ist jedoch nur möglich, wenner in der Krisensituation unmittelbar dabeiist. Jedoch könne niemand sämtlicheBehandlungsschritte überblicken, um gezieltund zeitnah einschreiten zu können,wann immer dies erforderlich ist.FehlerprophylaxeBesteht eine medizinische Indikation für eine Endoprothese?Feste Kontrollmechanismen für eine exakte OP-PlanungFeste Kontrollmechanismen für ordnungsgemäße Positionierung von Pfanne und SchaftFeste Kontrollmechanismen zur Frakturerkennung intra- und postoperativBei Infektionsverdacht postoperativ: Kein bloßes GottvertrauenBei bestätigter Infektion postoperativ: Kompromissloses VorgehenBei Zeichen einer Nervenläsion postoperativ: Kein tatenloses AbwartenAufklärung: Je relativer die Indikation, desto intensiver die AufklärungJ. Neu, www.schlichtungsstelle.de332Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus den VerbändenEin Beispiel aus der Praxis: Wenn ein Patientin den OP eingeschleust wird, beidem die zu operierende Seite nicht markiertist oder relevante Unterlagen fehlen,müsse der „Einschleuser“ das Recht unddie Pflicht haben, den nächsten Schritt imProzessablauf – die Einleitung durch denAnästhesisten zur OP – zunächst bis zurKlärung zu stoppen. Diese Verantwortungmüsse dem Einschleuser – als gleichberechtigtemMitglied in der „Prozesstreiber-Kette“– übertragen werden. Kirschnerfordert ein Umdenken aller Beteiligteninsbesondere in der Führungsebene:Jeder am Prozess Beteiligte muss anhandklarer Vorgaben (SOPs, Checklisten) daringeschult werden, den Prozess gegebenenfallszu unterbrechen. Eine OP kann undsollte nicht begonnen werden, wenn Unklarheitenüber die zu verwendenden Implantate,keine ausreichende Planung oderein unvollständiges Ins trumentariumvorliegen. Nicht nur der verantwortlicheOperateur hat in diesem Fall als „Prozesstreiber“die Verantwortung, den Prozessbei Feststellung dieser Mängel zu unterbrechenund aufzuhalten. Auch die Instrumentier-Pflegekraftmuss im Zweifelsfallvor Beginn des Eingriffes ein „time out“fordern und umsetzen können.Eine Änderung der Prozesssteuerung,bei der alle am Prozess Beteiligten Verantwortungtragen, vermindert die Ratevon unerwünschten Vorkommnissen undBeinahe-Schäden ebenso erheblich, wiesie die Motivation im Team fördert.Weshalb ist die Differenzierung der Ursachen einer Komplikation so schwierig?Patientendispositionfür KomplikationGefahrenpotentialdes EingriffsBehandlungsfehlerQuelle: J. Neu, www.schlichtungsstelle.deWas können wir konkret noch tun:■■regelhafte Schulungen des Teamsbestehend aus Schwestern, Ärzten,Funktionskräften und der für die Sicherheitvon Medizinprodukten und-technik zuständigen Stabstelle, obGefahrenpotenzialdes Eingriffs +PatientendispositionKOMPLIKATIONPatientendisposition+ Gefahrenpotenzialdes Eingriffs +BehandlungsfehlerPatientendispositionfür Komplikation +BehandlungsfehlerGefahrenpotenzialdes Eingriffs +Behandlungsfehlerim OP oder auf Station.■■Klinikeigene Checklisten für kritischeEreignisse müssen jedem Mitarbeiterbekannt sein und beispielsweise imIntranet vorliegen; jedes Teammitgliedsollte auf kritische Situationenzum Beispiel in einem Simulationstrainingvorbereitet werden, um angemessenund professionell reagierenzu können.Gegenstand der Schulungen sollten nebenden allgemeinen vor allem fachspezifischeRisiken zur Fehlervermeidung(Dokumentation, Eingriffsverwechslung,Patientenidentifikation – vermeiden,dass zwei Patienten mit dem NamenDGOUWeshalb ist die Differenzierung der Ursachen einer Komplikation so wichtig?Komplikation durch FehlerSchwerpunkt:FehlerprophylaxeKomplikation bei korrekter BehandlungSchwerpunkt:Gefahrenprophylaxeorganisatorisch-generalpräventiv(latent conditions)arztbezogen-spezialpräventiv(human factors)patientenbezogenkrankheitsbezogentherapiebezogenBeide Bereiche <strong>dürfen</strong> nicht isoliert betrachtet werden. Es muss stets auch die Kombination gesehen werden (root cause analysis).Die Kommunikation mit dem Patienten muss sich auch an der Ursache der Komplikation ausrichten (Fehlerfolge/unvermeidbar/ungeklärt).Quelle: J. Neu, www.schlichtungsstelle.deOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012333


Aus den VerbändenDGOUMüller in einem Zimmer liegen – , Einführungneuer Implantate und / oder Instrumente)sein.„Mit zunehmender Professionalität undsteigendem Selbstanspruch übernimmtdie Pflege den größten Teil der Pflegeund Heilmaßnahmen am Patienten. Daherist die aktive verantwortliche Einbindungder Pflege in das Qualitäts- undRisikomanagement zur Verbesserungder Patientensicherheit unabdingbar“,beschreibt Frau Vera Lux, Betriebswirtin,Pflegedirektorin und Vorstand derUniversitätsklinik Köln, die Aufgabe undVerantwortung der Pflege in einem zunehmendkomplexen, ökonomisiertenund erheblich Personal depriviertenKrankenhaus-Betrieb. In ihrem Beitrag„Pflege – Was können wir beitragen?“fordert auch sie, ähnlich wie StephanKirschner, ein Umdenken. Es kann ihrerAnsicht nach nicht sein, dass man geradein Orthopädie und Unfallchirurgie imTeam gemeinsam agiert und aufeinanderangewiesen ist, um erfolgreich zu sein,berufsgruppenübergreifende Arbeitsteilungfordert, Mitverantwortung dereinzelnen Teammitglieder zwar fordert,aber nicht „lebt“ .Wie häufig finden berufsgruppenübergreifendeMorbiditäts- und Mortalitätskonferenzen,Qualitätszirkel oder Risikomanagement-Besprechungenstatt? Findengemeinsame Schulungen statt? Mussder Chef immer allein die Verantwortungübernehmen und deshalb jede Entscheidungselbst treffen?Rechtsanwalt F.M. Petri – Moderator diesesThementisches – sieht es aufgrundseiner Erfahrungen in einem Haftpflichtversicherungsunternehmen– speziell fürKrankenhäuser – sehr kritisch, die Verantwortungzu teilen. Von den Teilnehmernwird vor allem aber ihre Not hervorgehoben,diese den meisten bekanntenund geförderten Maßnahmen in derPraxis nachhaltig umzusetzen. Als Budgetverantwortlicheverfügen sie häufignicht über ausreichende Ressourcen, umdiese konkreten Maßnahmen dauerhaftW i r m ü s s e n r e d e n !Schulung Implantate und Techniken Ärzte Schwestern TeamsVeränderung der Prozesstreiber: Q Jeder kann den Prozess unterbrechenÄnderung der Arbeitsorganisation Auslösen / Abtreten vom Tisch Übergabe Springerwechsel…Stephan Kirschner, DresdenDer Arbeitsleiter im Krankenhaus ist nicht nur für die Sicherheit,sondern auch für das Budget verantwortlich. Diese konfliktbehafteteDoppelrolle steht einer patientenorientierten Sicherheitskulturim Weg.umzusetzen, zu evaluieren und anzupassen.Im Gegensatz zu einem Piloten, derden Start eines Flugzeuges abbrechenkönne, könne der gleichermaßen für Sicherheitund Budget verantwortliche Leitereiner Abteilung nicht ohne Weitereseinen begonnenen Behandlungsprozess(OP) wegen eines „kleinen Versäumnisses“bei der Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen(Checkliste) stoppen. DerPilot trage ja nicht die Verantwortung fürden ökonomischen Erfolg oder Misserfolgseiner Luftfahrtsgesellschaft, der Leiterschon! Diese konfliktbehaftete Doppelrolle,ein häufiges Unverständnis undfehlende Unterstützung der Führungsebenenin Krankenhäusern werden alswesentliche Hindernisse bei der Umsetzungeiner patientenorientierten Sicherheitskulturin der Praxis formuliert.Um unerwünschte Vorkommnisse auchzur Optimierung der Behandlungsprozessezu nutzen, bedarf es nicht nur derinzwischen von vielen Einrichtungen erarbeitetenkonkreten Schulungen, Simulationstrainingsprojekteund Qualitätszirkel,sondern im Besonderen einer nachhaltigenideellen wie materiellen Unterstützungender Leitungsebene und damit derGeschäftsführung in den Krankenhäusern.Die Teilnehmer des Thementisches stellendem Plenum deshalb folgende konkreteMaßnahmen zur Umsetzung einerpraxisorientierten Sicherheitskultur vor:■■kontinuierliche Risikoanalyse des Behandlungsprozessesvor allem perioperativ,■■Evaluation der eingesetzten Maßnahmenzur Verminderung von Fehlernund Vorkommnissen (CIRS Meldesysteme,auch bei ImplantatbezogenenVorkommnissen)■■Mitverantwortung des Teams, unterstütztdurch eine flache Hierarchiebei der Unterbrechung von Handlungsprozessenin akuter Gefahrensituation■■kontinuierliche Förderung auch inmaterieller Hinsicht durch die Geschäftsführung■■zeitnahe und ausführliche Gesprächemit Patienten und Angehörigen beiperioperativen Komplikationen undUnstimmigkeiten bei der Beurteilungdes Behandlungsergebnisses.Im Anschluss daran entspinnt sich einelebhafte Diskussion darüber, dass in allerRegel der leitende Arzt als Vorbild undProzesstreiber die alleinige Verantwortungzu tragen und im konkreten Haftpflichtfallvor Gericht zu verantwortenhabe. Er habe nachzuweisen, dass er seinerSorgfaltspflicht in Bezug auf Fehlerprävention,Fehlererkennung, Schulungund Evaluation nachgekommen ist. Zuselten gehe das Gericht der Frage nach,inwieweit der so in die Pflicht genommeneLeiter ausreichende Ressourcen zurUmsetzung dieser Maßnahmen habe. Mitdieser Feststellung einher ergeht die Aufforderungan die im Plenum anwesendenVertreter von Geschäftsführungen undder <strong>Deutsche</strong>n Krankenhausgesellschaft,sich nicht aus ihrer Verantwortung zustehlen, indem sie neben der fachlichenVerantwortung auch die Budgethoheitund damit die Ressourcenverwaltung aufden Abteilungsleiter übertragen.Prof. Dr. HartmutSiebert, Generalsekretärder DGOU und der DGULiteratur1 P. Biberthaler, J. Seifert, M. Post, R. Smektala,K. Ottmann, A. Braun, H. Siebert, D. Stengel:Identifikation von Risikofaktoren anerkannterVorwürfe von ärztlichen Behandlungsfehlernaus dem Fachgebiet Orthopädie undUnfallchirurgie; Unfallchirurg 2011, 114:768–775334Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus den VerbändenNeue MitgliederAArndt, Michael · MagdeburgArntz, Ulrike · BerlinHHallhuber, Christian · OffenbergIImig, Dr. med. Ralf · Erlenbach am MainKKhesrawie, Pashtoon · KönigswinterMMeder, Dr. med. Adrian · TübingenMillrose, Dr. med. Michael · BerlinDGOUPPohl, Hans-Joachim · OlsbergRRutkowski, Dr. med. Marek · BerlinSSeidl, Bernd · Burgberg im AllgäuShemyakova, Dr. med. Eva Shenia · BerlinSmponias, Georgios · BernauTTures, Dr. med. Clemens · BerlinWWeber, Dr. med. Matthias · KürnachWolke, Dr. med. Julia · BerlinOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012335


Aus den VerbändenBericht der Sektion Rehabilitation –Physikalische TherapieProf. Dr. Bernd Kladny, Prof. Dr. Volker Bühren, Dr. Hartmut BorkDGOUDie Leitung der Sektion Rehabilitation –Physikalische Therapie – der <strong>Deutsche</strong>n<strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädie und Unfallchirurgie(DGOU) liegt unverändert beiHerrn Prof. Bernd Kladny, Herrn Prof. Dr.Volker Bühren und Herrn Dr. HartmutBork. Die Sektion besteht nun nahezuseit drei Jahren und konnte erneut einenMitgliederzuwachs von 137 auf 144 Mitgliederverzeichnen. Die Verlagerung derAufgaben in die gemeinsame Sektion hatneben einer deutlichen Verbesserung derthematischen Ausrichtung nicht nur zueinem stetigen und deutlichen Mitgliederzuwachsgeführt, sondern auch zu einerZunahme der Aktivitäten.PsychosomatikDer Arbeitskreis Psychosomatik (Dr. UlrichPeschel) nimmt regelmäßig an denSitzungen der Vereinigung psychotherapeutischtätiger Kassenärzte (VPK) teil,um den Stellenwert der fachbegleitendenPsychotherapie zu verbessern. Esist unverändert ein großes Anliegen, diepsychosomatische Grundversorgung inder Facharztausbildung zu verankern.Die Psychosomatik in der Orthopädieund Unfallchirurgie wird regelmäßig aufKongressveranstaltungen präsentiert.Der Arbeitskreis war an der S3-Leitlinie„Umgang mit Patienten mit nicht-spezifischen,funktionellen und somatoformenKörperbeschwerden“ beteiligt. Aktuellwird ein Leitfaden erstellt, der aufzeigt,welchen Stellenwert die Psychosomatikim operativen Fachgebiet hat. Der Leitfadenwird auf der Homepage des Arbeitskreiseseingestellt.Assessments und ScoresDer gleichnamige Arbeitskreis (Prof. Dr.Kohlmann) führt aktuell eine Untersuchungzur Validierung von Assessmentverfahrenund Scores im Hinblick aufmittel- und langfristige Heilungsverläufeim Geltungsbereich der <strong>Deutsche</strong>n GesetzlichenUnfallversicherung (DGUV)durch. Die Formulierung allgemeinerEmpfehlungen für die Verwendung vonAssessments und Scores in der Rehabilitationist nach wie vor eine Zielsetzung.PatientenschulungAusgehend von den positiven Erfahrungenmit dem SchulungsprogrammPASTOR (Dr. Bork) im Rahmen einesWissenschaftsprojekts (gefördert vomBundesministerium für Bildung und ForschungBMBF und der <strong>Deutsche</strong>n RentenversicherungDRV)Bund in Kooperationmit dem Institut für Psychotherapie undmedizinische Psychologie der UniversitätWürzburg und dem Institut für Sportwissenschaftenund Sport der Friedrich-Alexander-Universität FAU Erlangen/Nürnberg) bei chronischen Rückenschmerzenwurde von der Sektion eininterdisziplinäres interaktives Patientenschulungsprogrammkonzipiert. DiesesProgramm setzt sich aus vier Modulenzusammen. Ein Modul (Arzt) vermitteltWissen zu Ursachen, Diagnose und rationellerleitliniengerechter Therapie vonRückenschmerzen. Dieses Modul wirdergänzt durch ein Modul mit vier verhaltenstherapeutischenEinheiten zumUmgang mit Schmerz und Schmerzerlebensowie ein Modul mit sechs Einheitenzur Vermittlung von bewegungstherapeutischerKompetenz, ergänzt durchein Modul Sozialmedizin zum besserenVerständnis hinsichtlich der Leistungsbeurteilung.Das Programm wird in geschlossenenKleingruppen von acht biszwölf Rehabilitanden durchgeführt, derUmfang beträgt 16 Stunden.In Anlehnung an das kurrikulare Konzeptdes Gesundheitstrainings der DRV Bundexistieren nun drei interdisziplinäre undinteraktive Schulungsprogramme zu denThemenbereichen „degenerative Gelenkerkrankungen“,„Osteoporose“ und„chronischer Rückenschmerz“. Die Sektionbietet regelmäßig Veranstaltungenan, um den Schulungsteams im Hinblickauf Inhalte und Lernziele der Programmedie Schulungsmethodik und -didaktik zuvermitteln. Der letzte Schulungskurs für„degenerative Gelenkerkrankungen“ fandAnfang des Jahres in Braunschweig statt,im Herbst wird ein Trainingskurs für dasProgramm „chronischer Rückenschmerz“angeboten.LeitlinienHerr Dr. Schneider vertritt die Sektionbei der Erstellung der S3-Leitlinie zumThema ankylosierende Spondylitis. DerProzess der Nationalen VersorgungsleitlinieKreuzschmerz ist abgeschlossen.Inzwischen wurde auch eine Patientenleitliniezu dem Thema erstellt.TraumatologieDie Sektion Rehabilitation und PhysikalischeTherapie der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>für Unfallchirurgie (DGU) bestehteigenständig fort und stellt aber gleichzeitigauch den Arbeitskreis Traumatologieder Sektion Rehabilitation der DGOUdar (Prof. Dr. V. Bühren).Die zunehmende Akademisierung derPhysiotherapie und der Umgang damitwerden von der Sektion auf dem <strong>Deutsche</strong>nKongress für Orthopädie und Unfallchirurgie(DKOU) 2012 in Berlin iminterprofessionellen Teil „Physiotherapie“eingebracht.Die Sektion ist beratend tätig bei derNeuregelung des BG-lichen Heilverfahrens.Die Heilverfahren der gesetzlichenUnfallversicherung werden umfangreichneu strukturiert. Die Rehabilitation wirdeinen deutlich verbesserten Stellenwerterhalten.Für das Weißbuch Schwerverletztenversorgungder DGU erfolgte die Bearbeitungund Vorlage des Kapitels Rehabilitationvon Schwer- und Schwerstverletzten.Es werden die verschiedenen Phasender Rehabilitation dargestellt, beginnendmit der Frührehabilitation in der Akutklinik.336Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus den VerbändenDie Jahrestagung der Sektion am16. März 2012 in Erfurt hatte als Schwerpunktthemadie neuen Heilverfahrender DGUV. Anforderungen an spezialisierteRehabilitationseinrichtungen fürSchwerstverletzte zu erarbeiten und dieRehabilitation chronischer Schmerzpatientenals Folge von Verletzungen zu verbessernsowie die fachliche Begleitungbei der Umsetzung von Konzepten zur arbeitsplatzorientiertenund tätigkeitsspezifischenRehabilitation Unfallverletztersind wesentliche Betätigungsfelder.Forum ambulante RehabilitationDas Forum ambulante Rehabilitation thematisierteProbleme im Rahmen des Zulassungsverfahrensder <strong>Deutsche</strong>n RentenversicherungBund. Auch im Bereichder ambulanten Rehabilitation werdenModelle der medizinisch berufsorientiertenRehabilitation zur Anwendung kommen.Man sieht sich mit ähnlichen Problemenwie im Bereich der stationären Rehabilitationhinsichtlich unverständlichniedriger und oft unterschiedlicher Tagessätzekonfrontiert. Die Steuerung derVerfahren ist oft bürokratisch und lässtnur wenig Raum für Flexibilisierung.Expertenanhörung Manuelle Therapiedurch MasseureDie Sektion wurde gebeten, im Rahmeneiner Expertenanhörung hinsichtlich desErwerbs der Zusatzbezeichnung „ManuelleTherapie“ durch medizinischeBademeister und Masseure präsent zusein. Dem liegt ein seit Jahren andauernderRechtsstreit zugrunde, und daszuletzt zuständige Gericht hat nochmalshinsichtlich einer außergerichtlichen Einigungzu einer Expertenanhörung geraten.Die unterschiedlichen Standpunkte,wie der Rückstand von über 1.500 StundenAusbildung zwischen Physiotherapeutenund medizinischen Bademeisternund Masseuren praktikabel ausgeglichenwerden soll, damit gleiche Eingangsvoraussetzungenfür die Qualifikation imBereich der Manuellen Therapie bestehen,konnten bei der Expertenanhörungnicht angenähert werden. Die Sektionvertritt den Standpunkt, dass nur einehochwertige, der physiotherapeutischenAusbildung vergleichbare QualifikationEingangsvoraussetzung für die Qualifikationim Bereich der Manuellen Therapiesein kann.Konservative Inhalte FacharztweiterbildungOrthopädie und UnfallchirurgieDie Sektion war an mehreren Sitzungenbeteiligt, die sich mit den erforderlichenkonservativen Inhalten im Rahmen derFacharztweiterbildung Orthopädie undUnfallchirurgie und deren praktikablerNachweisbarkeit im Sinne einer qualitativenVerbesserung der Weiterbildungbeschäftigten. Die bisherigen Ergebnissewurden bei einem vom Ausschuss FortundWeiterbildung der DGOU organisiertenSymposium zusammengetragenund befinden sich ebenso wie eine Weiterqualifikationim Bereich der konservativenOrthopädie und Unfallchirurgieaktuell in einem Diskussionsprozess. DieSektion wird sich an dem Prozess weiteraktiv beteiligen.Weißbuch Forschung und konservativeOrthopädie und UnfallchirurgieDie Sektion hat für das Weißbuch Forschungein Kapitel zum Thema Rehabilitationformuliert. Zahlreiche Mitgliedersind an der Erstellung des Weißbucheskonservative Orthopädie und Unfallchirurgiebeteiligt.VeranstaltungenDie Sektion hatte zwei Mitgliederversammlungenam 26. Oktober 2011 beimDKOU in Berlin und im Rahmen der Jahrestagungder VSOU in Baden-Badenam 29. April 2012. Es wurden weiterhinSitzungen zum Thema „Qualität in Rehabilitation– Messung von Erfolg“ beimDKOU 2011 gestaltet, ebenso in Baden-Baden zur Thematik „Der alte Patient inder Rehabilitation“. Wir hatten weiterhinGelegenheit, beim EFORT-Kongressin Berlin Aspekte der Rehabilitation ineiner Sitzung „Modern Concepts in Rehabilitation“international vorzustellen undzu diskutieren. Erstmals wird die Sektionauch ein Symposium im Rahmen derJahrestagung der Norddeutschen Orthopäden-und Unfallchirurgenvereinigung(NOUV) in Hamburg abhalten zur Thematik„Problemfelder und Leistungsbeurteilungin der Rehabilitation“.Vor dem Hintergrund des demografischenWandels und eines sich durcheine veränderte Altersstruktur der <strong>Gesellschaft</strong>abzeichnenden Arbeitskräftemangelsist davon auszugehen, dass dieBedeutung der Rehabilitation zunehmenwird. Wir bedanken uns bei allen aktivenMitgliedern für die wertvolle geleisteteArbeit und laden alle Interessierten ganzherzlich ein, der Sektion beizutreten unddieses interessante Aufgabengebiet mitzugestalten.Prof. Dr. Bernd Kladny,Herzogenaurach,leitet die SektionRehabilitation –Physikalische Therapie.Prof. Dr. Volker Bühren,Murnau, ist stellvertretenderSektionsleiter.Dr. Hartmut Bork,Schaufling, ist stellvertretenderSektionsleiter.DGOUOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012337


Aus den VerbändenDGOOC-Kurs „Schulter“ 2012Univ.-Prof. Dr. Andreas Imhoff, PD Dr. Chlodwig Kirchhoff, Dr. Tim SaierDGOOCBereits zum vierten Mal durften wir vom29. bis 31. März 2012 den Schulterkursim Rahmen der DGOOC-Weiterbildungskurse„Spezielle Orthopädische Chirurgie“im Langenbeck-Virchow Haus in Berlinausrichten.Wie in den vorangegangenen Jahrendurfte der Kurs, neben der Schirmherrschaftder DGOOC, auch mit dem Gütesiegelder Patronanz von der <strong>Deutsche</strong>nVereinigung für Schulter- und Ellenbogenchirurgiee.V. (DVSE), <strong>Gesellschaft</strong> fürArthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA)und der Zertifizierung durch die BerlinerÄrztekammer sein anspruchsvolles Curriculumuntermauern.Kleine Teilnehmerzahl, offene AtmosphäreDas positive Feedback der vorangegangenenKurse hat uns auch 2012 angespornt,ein interessantes und qualitativanspruchsvolles Kursprogramm anbietenzu können. Wie in den Jahren zuvor hatdie bewusst klein gewählte Teilnehmeranzahlund die Offenheit unserer Referenteneine ungezwungene Atmosphäresowohl in den theoretischen als auch denpraktischen Blöcken zur Folge gehabt.Geprägt von den Erfahrungen aus verschiedenenschulterchirurgischen Schulenund Zentren konnten wir auf hohemNiveau aktuelle Behandlungswege undTechniken rund um den SchultergürtelDie Ruhe vor dem Sturm: Blick auf einen derarthroskopischen Arbeitsplätze vor Beginn derpraktischen Übungen.erarbeiten und um zahlreiche Feinheitenund Tipps und Tricks ergänzen.Es hat uns außerordentlich gefreut, aufdie Hilfe und das Engagement von zahlreichenerfahrenen und renommiertenKollegen mit ausgewiesener Expertisein der Schulterchirurgie zurückgreifenzu können. Die wiederholte Bereitschaft,zum guten Gelingen des Kurses in Berlinbeizutragen, freut uns sehr und bestätigtuns in der steten Weiterentwicklung desKurses.Der erste Kurstag wurde von einem einführendenBlock zur topographischenAnatomie, aktuellen Bildgebungsverfahrenund der Repetition von arthroskopischenund offenen Zugangswegen rundum den Schultergürtel eröffnet. In denfolgenden Modulen schloss sich die theoretischeund praktische Erarbeitung vonIndikationsstellungen und Therapieoptionendes Schulter-Impingements, derACG-Arthrose, Tendinitis calcarea, adhäsivenglenohumeralen Tendinitis undBehandlung von ACG-Luxationen undSchulterinstabilitäten an. Die anschließendenzwei Kurstage behandelten, vonder Theorie in die Praxis transferiert,spezielle Aspekte der Schulterinstabilitätund von Pathologien der langen Bizepssehne,der Rotatorenmanschette undIndikationen zum endoprothetischenErsatz. Abgerundet wurde das Programmdurch Vorträge zum Infekt-Managementund Fragen zur gutachterlichen Tätigkeitbei Pathologien des Schultergürtels.Neu: „My worst case“Neu in diesem Jahr war der Themenblock„My worst case“. Hier stellten unsere Referentenkritisch komplikative Fälle undderen Lösungsstrategien vor. Die Teilnehmerhatten damit die Gelegenheit,anstatt an den sonst üblichen „Musterfällen“mit exzellentem Outcome aucheinmal an schwierigen Heilverläufen zulernen und die Überlegungen und Therapieschritteder Referenten nachzuvollziehen.Fotos: PrivatZwei der Referenten: Prof. Andreas Imhoff und Prof. Ulrich Brunner (v. li. n. re.) beantworten Fragender Teilnehmer.Als Novum haben wir 2012 eine Ausstellungfür unsere Industriepartner organisierenkönnen. Der Realisierung einessolchen Kurses, mit den Kriterien einesengen Teilnehmerfelds mit guten Bedingungenzum theoretischen und praktischenLernen, stehen nicht unerheblicheKosten gegenüber, die aus den Kursgebührenallein nicht finanziert werdenkönnen. Insbesondere gilt dies unter Berücksichtigungder sehr günstigen Konditionenfür Mitglieder der DGOOC. Trotzeines eng gehaltenen Budgets – so verzichtetensämtliche Referenten beispielsweiseauf ein Honorar – werden zukünftigeVeranstaltungen dieser Art nur mit338Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus den Verbändender unverzichtbaren Unterstützung vonSeiten unserer Industriepartner zu realisierensein. So ist es uns ein großes Anliegen,unseren Dank an die Firma Braun-Aesculap für die Vorhaltung der hervorragendenvollumfänglichen Organisationund der Infrastruktur im Langenbeck-Virchow Haus sowie in der Anatomie derCharité zu richten. Desweiteren dankenwir unseren Industriepartnern, welchedurch ihre Unterstützung beispielsweisebei den praktischen Workshops maßgeblichzum Gelingen der Veranstaltung beigetragenhaben. Wir möchten in diesemZusammenhang namentlich den Unternehmen(in alphabetischer Reihenfolge)Arthrex, Arthrocare, Biomet, ConMedLinvatec,Depuy, Litos, Medi, Medical-Park-Gruppe, Smith & Nephew und Tornierherzlich für ihr professionelles und großzügigesEngagement danken.Wir bedanken uns für das Vertrauenin unsere Arbeit und freuen uns auf dieAusrichtung des 5. DGOOC Kurses Schulter2013 in Berlin.Prof. Dr. Andreas Imhoffleitet die Abteilungund Poliklinik fürSportorthopädie amKlinikum Rechts der Isar,Technische UniversitätMünchen.PD Dr. ChlodwigKirchhoff ist Facharztfür Orthopädie undUnfallchirurgie an derKlinik und Poliklinikfür Unfallchirurgie amKlinikum Rechts der Isar,Technische UniversitätMünchen.Dr. Tim Saier istAssistenzarzt an derAbteilung und Poliklinikfür Sportorthopädie amKlinikum Rechts der Isar,Technische UniversitätMünchen.DGOOCOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012339


Aus den Verbänden31. Fort- und Weiterbildungskurs derInitiative ‘93 Technische OrthopädieDr. Hartmut Stinus, NortheimDGOOCVom 10. bis 12. Februar 2012 fanden dasKursmodul II „Amputationen und derenprothetische Versorgung“ sowie dasModul IV „Orthopädieschuhtechnik undKompressionstherapie“ der Initiative ‘93in der Universität Göttingen statt. Diewissenschaftliche Leitung hatten HerrDr. Hartmut Stinus (Orthopädie/Unfallchirurgie,Northeim) und Herr Prof. Dr.Wolfgang Schultz (Direktor Orthopädie,Universität Göttingen).Das faszinierende Programm bot einebreitgefächerte Themenauswahl. Denwissenschaftlichen Leitern war es gelungen,dafür Experten mit großem Spezialwissenzu gewinnen. Insgesamt 18 Referenten,die in ihrem Bereich über einehohe Kompetenz verfügen, sei es in dertäglichen orthopädisch-klinischen Patientenversorgung,in der orthopädietechnischenForschung und Entwicklung, bezüglichrechtlicher Aspekte des Medizinrechtesoder biomechanischer Erkenntnisse,hielten ihre informativen Vorträge.Da der Kurs interdisziplinär Interessefand, waren neben einer großen Anzahlvon Fachärzten (Orthopädie/Unfallchirurgie)auch Ärzte des MedizinischenDienstes der Krankenkassen (MDK), Orthopädie-(Schuh-)Techniker,Physiotherapeutenund Studenten des GöttingerStudiengangs Orthobionik zugegen.In der ersten Hälfte des Kurses lag derSchwerpunkt auf der Vermittlung derAmputationen und deren prothetischerVersorgung an den unteren und oberenExtremitäten. Hier beeindruckte insbesonderedie Vielzahl an äußerst kompetentenVorträgen mit gutem Bildmaterial.Klare KursstrukturDer Kurs punktete mit seinem klar strukturiertenCharakter. Zunächst wurdendie Historie der Technischen Orthopädieund Unfallchirurgie sowie die Biomechanikdes Gehens dargelegt. Daraufhinwidmete sich die erste Hälfte des KursesAmputationen unterer und obererFit for Prothetik: Das Kursmodul II derInitiative '93 behandelt "Amputationenund deren prothetische Versorgung". DieVorträge präsentierten die Möglichkeiten derProthesenversorgung, zu denen unter anderemauch Prothesengebrauchsschulungen undGangschulungen gehören.Foto: BIV-OTExtremitäten mit Prothesenversorgung,postoperativer Rehabilitation und orthopädietechnischenVersorgungsmöglichkeiten.So wurde deutlich, wie komplexund interdisziplinär solch ein Behandlungsverlaufsein soll.Die orthopädietechnischen Beiträge demonstriertendie Möglichkeiten einerdurchdachten Prothesenversorgung, welchedeutlich durch Prothesengebrauchsschulungen,Gangschule sowie Ganganalysenach Amputation objektiviertwurden. Es zeigte sich, dass eine guteund innovative Prothese ein Produkt mit„Köpfchen“ ist, das nur im Rahmen einerguten und innovativen Teamarbeit zwischenOrthopädietechnikern, Ärzten undPhysiotherapeuten und dem betreuendenPflegepersonal entstehen kann. Hierist auch die Fort- und Weiterentwicklungaller Sparten von großer Bedeutung.Interessant waren die orthopädietechnischenMöglichkeiten, welche gut anden unterschiedlichen Prothesenartendemonstriert wurden. Es wurde herausgefiltert,wie wichtig ein Ganglabor mitVideoaufzeichnung zur Analyse des Bewegungsmustersist, da sich daraus Konsequenzenfür die Gestaltung der Protheseergeben.Die zweite Hälfte des Kurses war nichtweniger eindrucksvoll. Hier ging es umdie Orthopädieschuhtechnik und Kompressionstherapie,welche in ihrer Komplexitätsehr übersichtlich vorgetragenwurde. Es wurde unterteilt in die Prinzipiender Orthopädieschuhtechnik, Indikationsstellungen,Aspekte der Einlagenversorgung,medizinische Kompressionstherapieund vieles mehr.Ein hohes Maß an WissenIn diesem Kurs wurde sehr stringent einhohes Maß an Wissen in der TechnischenOrthopädie vermittelt, wie es besserkaum gemacht werden kann. Als einzigerKritikpunkt kann genannt werden, dasseinzelne Vorträge nicht im Rahmen dervorgegeben Zeit abgehandelt wurden. Beieinem so intensiven Kurs fallen Überziehungenjedoch kaum ins Gewicht; außerdemzeugt dies von der hohen Motivationder Vortragenden, „ihr“ Thema gutabzuhandeln.Nota bene: Das Gesamtbild des Kurseszeigt, dass die innovative und interdisziplinäreZusammenarbeit zwischen Orthopädietechnikern,konservative undchirurgisch tätigen Orthopäden und Unfallchirurgendie Zukunft der patientenorientiertenVersorgung ist. Es wird klar,dass diese Fort- und Weiterbildungskurseunter dem neuen Slogan „Fit for Prothetik“ein neues Zeitalter schreiben.Dr. Hartmut Stinus istassoziierter Beirat derInitiative ′93.340Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus den VerbändenNeue MitgliederFolgende Personen haben einen Antragauf Mitgliedschaft in der DGOOC gestellt.Laut Satzung der DGOOC § 5 Abs. 2 könnenEinsprüche gegen die Aufnahme biszu vier Wochen nach der Bekanntgabe (inden Orthopädie Mitteilungen) mit eingehenderschriftlicher Begründung beimGeneralsekretär geltend gemacht werden.Beckmann, Dr. med. Nicholas · HeidelbergBrockmöller, Dr. med. Tobias · BockhornDrescher, Prof. Dr. med. Wolf · AachenEngelmann, Dr. med. Sabrina · BerlinGómez Rakebrand, Ivo · GöppingenHüring, Dr. med. Holger Heinz · ReuteKraczyk, Jenny · DüsseldorfLolo, Ahmed · MünsterPimpl, Sabine · HamburgPiroth, Dr. med. Christian · KölnRiess, Dr. med.Peter · SiegburgSchmitz, Bernd · MeppenSchmolders, Dr. med. Jan · KölnShosha, Mohamed Hamdy · DresdenWagner, Dr. med. Markus · JenaWerber, Dr. med. Andreas · HeidelbergWerner, Isabel · Neustadt an derWeinstraßeDGOOCOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012341


Aus den VerbändenKongressbericht zum4. JahreskongressTraumaNetzwerk DGUCatrin Dankowski, Dr. Steffen Ruchholtz, Florian DebusDGUDer diesjährige Jahreskongress des ProjektesTraumaNetzwerk der <strong>Deutsche</strong>n<strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie (DGU)fand am 31. März 2012 in Halle/Saalestatt. Mit ca. 200 größtenteils leitendenÄrzten aus unfallchirurgischen Klinikenwar die Veranstaltung wie in den Vorjahrensehr gut besucht.Traditionell setzte sich das Programm ausfünf Themenblöcken zusammen, welcheeinen Überblick über die aktuellenProjekte im TraumaNetzwerk boten. MitVorträgen von Kollegen aus der Viszeralchirurgie,Neurologie, RehabilitationsundTransfusionsmedizin gestaltete sichder Kongress in diesem Jahr ausgesprocheninterdisziplinär.Zu Beginn erfolgte die Begrüßung durchden Präsidenten der DGU, Herrn Prof.Dr. Josten, und durch den Sprecher desArbeitskreises Umsetzung Weißbuch /TraumaNetzwerk DGU® (AKUT), HerrnProf. Dr. Ruchholtz.Der erste Block zum Thema „AktuellerStand“ wurde durch Herrn PD Dr. Kühneeröffnet. Er konnte in seinem Vortrageindrücklich die Entwicklung des TraumaNetzwerkesinnerhalb des letztenJahres darstellen. Herr Kühne zeigte, dassmit bereits 31 zertifizierten Netzwerkenbald eine flächendeckende Versorgungfür ganz Deutschland erreicht ist. Zudemstellte er aktuelle Zahlen zur Zertifizierungund zur Drop-Out-Rate vor. Aktuellsind 885 Kliniken registriert. Es wurdenbereits 552 Audits durchgeführt. Zudemzeigte Herr Dr. Kühne, dass sich das ProjektTraumaNetzwerk mit bisher 18 ausländischenKliniken auch über die Landesgrenzendurchsetzt. Als Ziele für dasJahr 2012 nannte er die Veröffentlichungder zweiten Auflage des Weißbuches, dieZertifizierung aller noch ausstehendenNetzwerke sowie die Fokussierung aufdie Einbindung der Rettungsdienste undRehabilitationskliniken.Strukturen in der klinischen VersorgungÜTZ (74) RTZ (176) LTZ (214)Schockraum-Größe (m2) 50 (22-100) 37 (15-78) 32 (15-60)Installierte Röntgenanlage im Schockraum 84% 68% 50%Labor im Krankenhaus mit 24h Bereitschaft 99% 98% 97%Blutbank / Blutspendedienst 74% 36% 17%Vorhaltung von Konserven (0 neg.) 10 8 5Multislice-Computertomograph* 99% 92% 69%Davon im Schockraum oder daneben 92% 64% 42%*alle anderen Kliniken verfügen über ein konventionelles CTTab. 1 Ausstattungsmerkmale in den Traumazentren unterschiedlicher Versorgungsstufen(Auswertung von 464 Auditberichten)Im Anschluss sprach Herr Dr. Mand zumThema „Wer hat was – Strukturen in derklinischen Versorgung“. Als Grundlagefür seinen Vortrag dienten Daten aus464 Auditberichten. Herr Dr. Mand gingauf die Anforderungen und die tatsächlicheAusstattung in den Schockräumender einzelnen Kliniken ein. Des Weiterenberichtete er über die strukturellen, personellenund organisatorischen Veränderungen,welche die Kliniken innerhalbder einzelnen Versorgungsstufen unternommenhaben. Hierbei zeigten sich erheblicheUnterschiede in der strukturellenAusstattung von Traumazentren (TZ)der unterschiedlichen Kategorien. So verfügenzum Beispiel 99 Prozent der überregionalenTZ (ÜTZ) über eine Multislice-CT, welches in 91 Prozent der Fälle imbzw. neben dem Schockraum gelegen ist.In regionalen TZ (RTZ) haben 92 Prozentder Kliniken ein MSCT, dieses ist jedochhäufig (21 Prozent der Kliniken) auf eineranderen Etage gelegen (Tab. 1).Abschließend konnte er zeigen, wie sichdie neurochirurgische Versorgung gestaltet.Eine Auswertung von 167 regionalenTraumazentren zeigte, dass 20,4 Prozentdieser Kliniken über eine eigene Abteilungfür Neurochirurgie verfügen. 44,3Prozent haben eine Kooperation mit eineranderen Klinik. Der Rest der regionalenTraumazentren organisiert die neurochirurgischeVersorgung über Belegärzte.Auf Basis des TraumaRegisters DGU sollin Zukunft analysiert werden, ob es beiden Kliniken ohne eigene Neurochirurgierelevante Qualitätsprobleme bei derVersorgung von Patienten mit schweremSchädel-Hirn-Trauma gibt.Auswirkungen des TraumaNetzwerkesauf die VersorgungsqualitätIm Anschluss stellte Herr Prof. Dr. Ruchholtzdie ersten Auswirkungen des TraumaNetzwerkesauf die Versorgungsqualitätdar. Hierzu wurde die tatsächlicheLetalität mit der Prognose anhand des342Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus den VerbändenFotos: Wikipedia, AOK, BVMed, Fotolia, DRGRISC-Scores verglichen. Es zeigte sichim Vergleich der Situation vor und nachDurchführung der Audits bisher kein signifikanterUnterschied in der Versorgungsqualität.Dies liegt im Wesentlichendaran, dass Kliniken mit ausreichendgroßen Patientenfallzahlen vor Durchführungeines Audits schon lange am TraumaRegisterDGU teilnahmen und damitbereits vorher eine hohe Versorgungsqualitätaufwiesen. Für einen großen Teilder Kliniken kann aufgrund fehlenderDaten kein ‚Vorher – Nachher‘-Vergleichdurchgeführt werden. Innerhalb der einzelnenVersorgungsstufen zeigte sich einetendenziell verbesserte Prognose in überregionalenTZ (2,9 Prozent ÜTZ versus 1,5Prozent RTZ versus 0,2 Prozent lokalenTZ). In diesem Zusammenhang zeigtensich bei ÜTZ deutlich verkürzte Schockraumzeitenund Zeiten bis zur Not-OP beiBlutungsschock (Tab. 2).Im letzten Thema dieses Blockes berichteteHerr Prof. Dr. Siebert über die zweiteerweiterte Auflage des Weißbuches derDGU zur Schwerverletztenversorgung,welches im Juni 2012 erscheinen wird.Die überarbeitete Version wurde unteranderem um die Themen kinderchirurgischeVersorgung, ambulante Mitbehandlungund Rehabilitation ergänzt. Danebenwurden die Normen für Struktur,Organisation, Ausstattung sowie Qualitätund Sicherheit in der stationären Behandlungauf Grundlage der S3-LeitlinieSchwerverletztenversorgung und der Erfahrungender letzten vier Jahre bei derEinrichtung des Projektes TNW präzisiertund erweitert.Frau Pries konnte dann über die erstenRe-Auditierungen berichten. Diese fandenin einer Pilotphase in zehn Kliniken statt.Dabei zeigte sich eine gute generelle Akzeptanzdes Ablaufprozesses. Allerdingswaren weitere Optimierungen bezüglichder Fallkontrollen des TraumaRegistersnotwendig, welche vor Start des allgemeinenReaudits durchgeführt wurden.Im zweiten Themenblock der Veranstaltunginformierte Herr Prof. Sturm überdas Projekt Telekooperation TNW. Erkonnte eindrücklich die Weiterentwicklungdes Projektes darlegen. Herr Prof.Sturm zeigte die Möglichkeiten der Einbindungvon Spezialkliniken, Hausärztenund Ärzten in Rufbereitschaf auf. Zudemmachte er darauf aufmerksam, dass auchweitere Fachdisziplinen an das multidisziplinäreNetzwerk angeschlossen werdenkönnen. Im Anschluss erfolgte eineLive-Demonstration durch Dr. Ernstberger.Er wählte sich über eine Internetverbindungdirekt in das System ein undÜTZ RTZ LTZn=12177 n = 3944 n = 451Letalität: 15,1% 12.9% 8,9%RISC-Score: 18,0% 14,4% 9,1%ISS 24,5 21,5 17,9Differenz: 2,9% 1,5% 0,2%CI 2,3 - 3,5 0,5 - 2,5 2,4 - 2,8PräklinischeZeit:SchockraumZeit:Zeit bis StartNot-OP:68 Min. 62 Min. 60 Min.62 Min. 72 Min. 91 Min.33 Min. 43 Min. # **# - Fallzahl zu geringTab. 2 Unterschiede in Letalität undVersorgungszeiten für schwerverletztePatienten (ISS≥16), die in auditierten Klinikenin den Jahren 2008 bis 2010 behandelt wurdenerklärte Funktionen wie Login und Authentifizierungsowie das Versenden vonDaten. Zum Ende der Präsentation wurdendie verfügbaren Varianten und derenKosten erläutert.Zusammenarbeit zwischen Akut- und Rehaklinikenverbessert sichDer dritte Abschnitt des Jahreskongressesbefasste sich mit dem Thema Rehabilitation.Zu Beginn berichtete Herr Debusüber den aktuellen Stand der Situationbezüglich der Weiterverlegung und derRehabilitation in den Akutkliniken desTraumaNetzwerkes. Hier stellte sich heraus,dass es einen deutlichen Trend zurOptimierung der Zusammenarbeit zwischenden Akut- und den Rehabilitationsklinikengibt. In einer bundesweitenUmfrage unter den Kliniken des TraumaNetzwerkeskonnte er aufzeigen, dasserhebliche Probleme bei der Weiterverlegungund der Kommunikation zwischenAkut- und Rehakliniken bestehen. Nurin 56,4 Prozent aller Kliniken sind denbehandelnden Ärzten die Rehaklinikenpersönlich bekannt. Spezielle Rehabilitationsteamsfür die Betreuung und Visitierungder polytraumatisierten Patientengibt es lediglich in 17,6 Prozent allerAkutkliniken. Weiterhin präsentierteHerr Debus einen Überblick über die Anzahlund die Verteilung der Rehabilitationsklinikeninnerhalb der Bundesrepublik.Hier konnte er zeigen, dass insgesamt554 Kliniken verzeichnet sind, welcheorthopädisch-unfallchirurgische bzw.geriatrische Rehabilitation durchführen.Es stehen über 95.000 Betten in diesenRehabilitationskliniken zur Verfügung.Herr Debus konnte eine sehr inhomogeneVerteilung der Rehakliniken innerhalbder Bundesrepublik aufzeigen (Abb. 1).DGUOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012343


Aus den VerbändenDGUDer anschließende Vortrag von Herrn PDDr. Wohlfarth beschäftigte sich mit denMerkmalen einer Rehabilitationsklinikfür Schwerverletzte. Herr Dr. Wohlfarthkonnte hier interessante Einblicke in einals Phasenmodell organisiertes Rehakonzeptgeben. Hier zeigte er die Ziele undAusstattungsmerkmale der einzelnenPhasen wie beispielsweise Akutbehandlung,Frührehabilitation, Stabilisierungsphaseund weiterführende Rehabilitation.Ein weiterer interessanter Vortrag folgtevon Prof. Dr. Lefering, der sich mit demThema Lebensqualität auseinandersetzte.Er beschäftigte sich mit den Definitionenvon Lebensqualität bzw. der gesundheitsbezogenenLebensqualität undpräsentierte im Detail den Polytrauma-Outcome (POLO) Chart als modularesMessinstrument für die Lebensqualität.Dieser setzt sich aus Glasgow Coma OutcomeScale (GOS), EuroQoL, SF-36 undTrauma Outcome Profile (TOP) zusammen.„Das schwere Trauma des Rumpfes“Als vierter Block folgte das Thema „Dasschwere Trauma des Rumpfes“, in welchemein wichtiger Fokus auf die interdisziplinäreKooperation gerichtetwurde. Zu Beginn referierte Herr Prof.Bouillon über die Inzidenz, Therapie undPrognose von Rumpfverletzungen. Hierzustellte er interessante Zahlen aus demTraumaRegister vor. Herr Prof. Bouillonkonnte aufzeigen, dass das Thoraxtrauma(AIS > 2) mit 60 Prozent deutlich häufigerist als das Abdominaltrauma (AIS >2) mit 20 Prozent. Das Auftreten schwererAbdominalverletzungen führt jedochzu einer Verdopplung der Letalität. Zudemzeigen die Zahlen aus dem Trauma-Register, dass die Anzahl an konservativtherapierten Patienten mit schweremAbdominaltrauma (AIS 2 bis 4) über dieJahre deutlich zunimmt. Dieses Themawurde im nächsten Vortrag durch HerrnProf. Klar aufgenommen. Herr Prof. Klarbeschäftigte sich mit dem Anforderungsprofilfür die Versorgung eines schwerenAbdominaltraumas. Er zeigte den Prozessvon der Diagnostik bis zur Entscheidungzwischen konservativem und operativemVorgehen. An einem Fallbeispielpräsentierte er eindrücklich den Erfolgeines Non-Operative-Managements undgab einen Überblick über die deutschlandweiteVerteilung von Einrichtungenmit der Möglichkeit zur Angio-Embolisation.Hier konnte er darstellen, dass 100Prozent der überregionalen Traumazentrenüber die Möglichkeit zur Angioembolisationverfügen. Regionale TZs verfügenin 16,7 Prozent und lokale TZs in 2,8Prozent der Fälle über diese Möglichkeit.Am Ende seines Vortrages wies Herr Prof.Klar aus Sicht des Viszeralchirurgen daraufhin, dass die Expertise für Notfalleingriffeaufgrund der seltenen Inzidenz inder täglichen Routine nur aus elektivenEingriffen gewonnen werden kann. ImAnschluss entwickelte sich eine Diskussionüber das chirurgische Ausbildungskonzeptzum Abdominaltrauma, in deraufgezeigt wurde, dass für die Zukunftallgemeine Ausbildungsstrategien entwickeltwerden sollten.„Massenblutung – Anforderungen an dieBlutbank“Im letzten Vortrag dieses Themenblockesgab Herr PD Dr. Strasser einen Überblickzum Thema „Massenblutung – Anforderungenan die Blutbank / Blutdepot“. Erzeigte personelle und strukturelle Voraussetzungenfür die Versorgung aufund verwies auf die Wichtigkeit eineradäquaten Gerinnungstherapie bei derErstversorgung des Traumapatienten.Des Weiteren ging er auf Strategien fürdie Bedarfsplanung ein und gab abschließendeEmpfehlungen, welchen Anforderungeneine Blutbank bzw. ein Blutdepotentsprechen sollte. Für ein lokales Traumazentrumwurde hier die bedarfsgerechteBereitstellung von fünf bis zehnNotfallkonserven (Erythrozytenkonzentrateder Blutgruppe O Rh neg.) genannt.Zudem sollte ein größerer Vorrat an gefrorenemFrischplasma (GFP) und Fibrinogenkonzentratenvorgehalten werden,da diese Blutprodukte länger haltbar unddamit lagerbar sind. Diese Medikamentesind somit für die Erstversorgung vonBlutungen bei Traumapatienten raschverfügbar und können kosteneffizienteingesetzt werden. Bei einem alleinigenBlutdepot wurde von Herrn Dr. Strassereine Kooperation mit einem Blutgruppenlaborgefordert, welches 24 Stundenzur Verfügung stehen sollte, um die erforderlicheimmunhämatologische Diagnostikim Rahmen der Versorgung mitErythrozytenkonzentraten gemäß Hämotherapie-Richtlinienadäquat durchführenzu können.„Leitung eines Traumazentrums“Im letzten Themenblock der Veranstaltungwurde das Thema „Leitung einesTraumazentrums“ in den Fokus gesetzt.Diese Vortragsrunde wurde von HerrnDr. Stiebler als Chefarzt eines lokalenTraumazentrums eröffnet. Herr Dr.Stiebler präsentierte seine Abteilungund zeigte die Versorgungszahlen vonpolytraumatisierten Patienten in seinerKlinik. Er stellte die strukturelle und ap-344Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus den Verbändenparative Ausstattung dar und berichteteüber Probleme bezüglich der personellenSituation in einem lokalen Traumazentrum.Zudem stellte er die Frage nachfinanziellen Aspekten beispielsweise inder Ausbildung in ATLS. Insgesamt wurdedas Projekt TraumaNetzwerk eindeutigals positiv bewertet. Besonders in deninterklinischen Absprachen und Weiterverlegungenhabe sich eine Verbesserungergeben. Im Anschluss sprach HerrProf. Prokop als Chefarzt eines regionalenTraumazentrums. Er berichtete überseine persönlichen Erwartungen undBefürchtungen im Rahmen der Zertifizierung.Insgesamt wurde das Projekt auchvon ihm als positiv bewertet. Kritsch saher die Mehrarbeit im Rahmen der Dokumentation,das Prozedere bezüglich derVAV-Zulassung und das Thema Weiterverlegung.Der Blickwinkel des Chefarzteseines überregionalen Traumazentrumswurde durch Herrn Prof. Mittlmeiergezeigt. Er beschäftigte sich ebenfallsmit personellen Voraussetzungen. Zudemsprach er über die Einbindung der Rettungsdienstein die Netzwerke und zeigtedie Organisation von ATLS-Inhouse-Kursen und Schockraumkursen in seinerKlinik. Im Anschluss an die drei Vorträgeentwickelte sich eine spannende Diskussionzwischen den drei Referenten, welchevon Fragen aus dem Auditorium unterstütztwurde. In der Zusammenschaudieser Diskussion wurde der Eindruck dereinzelnen Vorträge bestätigt. Insbesonderefür lokale Traumazentren scheint esschwierig, bestimmte Teile der Anforderungenzu erfüllen. Allerdings sind sichdie Vertreter aller Versorgungsstufeneinig, dass das Projekt TraumaNetzwerkfür ihre Kliniken einen deutlichen Vorteilbringt. Themen wie die allgemeineVerbesserung der Versorgungsqualitätschwerverletzter Patienten, die einfachereWeiterverlegung von Patienten undgemeinsame Fortbildungsveranstaltungenstanden hier im Vordergrund undwurden besonders positiv bewertet.Catrin Dankowskiist Mitarbeiterin inder Geschäftsstelledes ArbeitskreisesUmsetzung Weißbuch /TraumaNetzwerk DGU®(AKUT).Florian Debus istAssistenzarzt an derKlinik für Unfall-, HandundWiederherstellungschirurgie,UniversitätsklinikumGießen und Marburg,Standort Marburg.Prof. Dr. Steffen Ruch holtz,Klinik für Unfall-, HandundWiederherstellungschirurgie,UniversitätsklinikumGießen/Marburg, Sprecherdes Arbeitskreises UmsetzungWeißbuch/TraumaNetzwerk DGU ®(AKUT).DGUOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012345


Aus den VerbändenSchwerpunkt des diesjährigen alterstraumatologischen Kongresses war die interdisziplinäre und multiprofessionelle Zusammenarbeit.Bericht vom KongressAlterstraumatologieProf. Dr. Erich HartwigDGUAm 1. und 2. März dieses Jahres fand inEttlingen der erste alterstraumatologischeKongress statt, der unter der gemeinsamenSchirmherrschaft der <strong>Deutsche</strong>n<strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie(DGU) und den deutschen sowie der österreichischengeriatrisch-gerontologischen<strong>Gesellschaft</strong>en organisiert werdenkonnte (DGG, DGGG, ÖGGG).Der demografische Wandel spiegelt sichbereits im Anteil älterer und hochaltrigerPatienten in unfallchirurgischen Abteilungenwieder. Patienten im Rentenalterstellen heute über die Hälfte unseresKrankengutes.Interdisziplinäre und interprofessionelleBehandlungskonzepte befinden sich aufdem Vormarsch, hier reicht das Spektrumvon einer inzwischen orthogeriatrischenTradition in England seit Ende der50-er Jahre bis hin zur vergleichsweisejungen und vereinzelten Zentrenbildungin Deutschland, Österreich und derSchweiz. In Deutschland wurden ersteZentren für Alterstraumatologie in Oberhausen,Karlsruhe, Sindelfingen und Hagennach DIN EN ISO zertifiziert.Prof. Dr. Erich Hartwig, Karlsruhe, Leiterder AG Alterstraumatologie der DGU, warKongresspräsident.Eine wissenschaftliche Diskussion überdie Grenzen der einzelnen <strong>Fachgesellschaften</strong>hinaus fand bisher in Deutschlandnicht strukturiert statt. Hierfür botder Alterstraumatologie-Kongress inEttlingen eine überaus geeignete Plattform.Neben Themen der Versorgungsforschungund spezifisch unfallchirurgischenEntitäten fanden anlässlich derTagung auch pflegerische und physiotherapeutischeMaßnahmen Berücksichtigung.Die interdisziplinäre Diskussionzwischen Geriatern und Unfallchirurgenbot neben dem wissenschaftlichen Gedankenaustauschdie Möglichkeit, gemeinsameProjekte zu diskutieren undNetzwerke aufzubauen.Auditierung einzelner Kliniken hat begonnenEinen großen Raum der Diskussion nahmam Kongress die Initiative zur Steigerungvon Qualität und Sicherheit in der interdisziplinärenAlterstraumatologie mitdem in der AG entwickelten Zertifizierungsverfahrenein. Mit dem Kongresskonnte mit der Auditierung einzelner Klinikenbegonnen werden.Mit einer Teilnehmerzahl von über 300Personen unterschiedlicher Professionenund über 50 wissenschaftlichen Beiträgenaus dem deutschsprachigen Raumfand diese Veranstaltung einen breitenZuspruch.Für die wissenschaftlichen Beiträge unddie breite Unterstützung in der Planungund Durchführung des Kongressesdarf ich mich in aller Form bei derAG Alterstraumatologie und der DGUbedanken. Nur durch das gemeinsameZusammenwirken von Geriatrie und Unfallchirurgiewurde diese Veranstaltungein Erfolg und ein Eckpfeiler einer strukturiertenZusammenarbeit zur Verbesserungder Behandlungsqualität unsererPatienten.346Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Aus den VerbändenBericht über die 7. Jahrestagung derSektion HandchirurgieProf. Dr. Michael Schädel-HöpfnerDie Handchirurgie ist nicht nur ein anspruchsvollesund facettenreiches Gebiet,sie bietet auch vielfältigen Stofffür Kontroversen und fachliche Diskussionen.Dies bewies zum siebenten Maldie diesjährige Jahrestagung der SektionHandchirurgie der DGU, welche ein bewährtesund vielbesuchtes Forum fürden Umgang mit disputablen Themenist. In diesem Jahr behandelte sie "Kontroversesin der Handchirurgie: Frakturbehandlung".Die erste Jahrestagung der Sektion Handchirurgiefand im Jahr 2006 in Düsseldorfunter dem Motto „Kontroverses in derHandchirurgie: Osteosynthesen“ statt.Bereits diese Auftaktveranstaltung erfreutesich eines großen Interesses beimehr als 200 Teilnehmern, da sie praxisnaheDiskussionen zu verschiedenen Behandlungsverfahrenin den Mittelpunktstellte. Seitdem wurden die „Kontroversen“als wesentlicher Inhalt der Jahrestagungenbeibehalten und in den folgendenJahren Sehnenverletzungen, Gelenkverletzungen,Infektionen, Weichteildefekte,Standardeingriffe und schwierige Fällediskutiert. Die 7. Jahrestagung am 21. April2012 bot mit dem Thema „Frakturbehandlung“Chancen und Herausforderungen:Chancen durch die Möglichkeit desRückblickes auf die beständigen Weiterentwicklungender Osteosyntheseverfahrenseit 2006 und Herausforderungen imSinne einer zukunftsorientierten Bewertungneuer Techniken. Darüber hinausstellt die Frakturbehandlung das zentraleunfallchirurgische Thema in der Handchirurgiedar und steht damit besondersim Fokus.360 Teilnehmer - mehr als im VorjahrDie 7. Jahrestagung der Sektion Handchirurgieder DGU fand wie in den Vorjahrenim Universitätsklinikum Düsseldorfunter der wissenschaftlichen Leitungvon Univ.-Prof. Dr. Joachim Windolf undProf. Dr. Michael Schädel-Höpfner statt.Die bewährte Zusammenarbeit mit demKongressorganisator Intercongress garantierteeine professionelle Vorbereitungund Durchführung der Veranstaltung.Die Teilnehmerzahl betrug 360 undkonnte gegenüber dem Vorjahr nochmalsgesteigert werden. Damit bilden dieJahrestagungen die zweitgrößte handchirurgischeKongressveranstaltung inDeutschland.Wesentlich für das Konzept der Jahrestagungenist die Synthese aus Expertenvorträgenund offenen Diskussionsrunden.Geladen waren in diesem Jahr 17 handchirurgischeExperten. Am Ende jederwissenschaftlichen Sitzung stehen Fallpräsentationender Sektionsmitglieder,in welchen schwierige Kasuistiken, problematischeVerläufe und oft auch überraschendeLösungen präsentiert werden.Dadurch werden die nachfolgenden Diskussionenum weitere interessante Aspektebereichert.Nicht alle Frakturen der Hand müssen(aufwändig) operativ behandelt werden.Deshalb ging es in der ersten Sitzung umkonservative und minimalinvasive Behandlungsverfahren.Unter dem Motto„Weniger ist mehr“ wurde insbesonderedie Indikationsstellung bei dorsalen Endgliedbasisfrakturen,knöchernen Ausrissender palmaren Platte und subkapitalenMetakarpalfrakturen diskutiert.Es wurde deutlich, dass die knöchernenAusrisse der palmaren Platte an der Mittelgliedbasisüberwiegend konservativbehandelt werden und die operative Indikationsstellungfür dorsale Endgliedbasisfrakturenrückläufig ist. Erstaunlicher-DGUWie in den vergangenen Jahren fand die Jahrestagung 2012 der Sektion Handchirurgie im Universitätsklinikum Düsseldorf statt.Foto: PrivatOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012347


Aus den Verbändenweise gibt es für die subkapitalen Frakturendes Metakarpale 5 keine Evidenz, dieden Vorteil einer Operation belegt, solangekeine Torsionsabweichung vorliegt.Weniger ist mehrWinkelstabile Implantate erfuhren in denletzten Jahren auch in der Handchirurgieeine zunehmende Anwendung. Deshalbwurde in der nachfolgenden Sitzung erörtert,ob diese Implantate tatsächlichvorteilhaft sind. Bei Phalangenfrakturenkommen Plattenosteosynthesen, auchmit winkelstabilen Implantaten, wegender delikaten Weichteildeckung nur inSonderfällen zum Einsatz. Dagegen habenwinkelstabile Platten an der Mittelhandimmer dann eine Berechtigung,wenn Trümmerzonen vorliegen oder einweichteilschonendes Vorgehen gefragtist. Insbesondere die instabilen Basisfrakturendes Metakarpale 1 stellen einegute Indikation dar. Am Karpus sind winkelstabilePlatten-Schrauben-Kombinationenvor allem für Fusionen eine guteOption.Spannend war auch die nachfolgende Sitzungzu innovativen Operationsverfahren.Gewindekirschnerdrähte bieten beider Versorgung von GrundgliedschaftfrakturenVorteile, allerdings ist dieseMethode noch nicht etabliert. Dagegenstellen Distraktionsfixateure, sowohl inder ursprünglichen Technik von Suzukials auch in Form verschiedener, konfektionierterProdukte bereits ein bewährtesVorgehen für die Behandlung der problematischenMittelgliedbasisfrakturen dar.Einen völlig neuen Ansatz repräsentiertdie intramedulläre Osteosynthese mitphotodynamischen Polymeren.Schließlich bot die letzte Sitzung zurwinkelstabilen Plattenosteosynthese amdistalen Radius die Möglichkeit einesRückblicks auf die vergangen zehn Jahre,in denen sich dieses Verfahren weitgehenddurchgesetzt hat. Dank einer kontinuierlichenVerbesserung der Implantateund des Wissens um operationstechnischeFallstricke zeichnet sich die winkelstabilepalmare Plattenosteosynthese vorallem durch hohen Komfort und Verlässlichkeitfür Patienten und Anwender aus.Wahrscheinlich führt die kürzere Ruhigstellungszeitnach winkelstabiler Osteosynthesenicht zu einem schlechterenOutcome für mögliche karpale Begleitverletzungen.Insbesondere bei jüngerenPatienten zeichnet sich ein Trend zurfrühzeitigen Metallentfernung ab, da nurso chronische Beugesehnenschädigungensicher vermieden werden können.Traditionelle Behandlungsstrategien undaktuelle TrendsZusammenfassend konnte die 7. Jahrestagungder Sektion Handchirurgie derDGU das erfolgreiche Konzept der „Kontroversen“fortsetzen. Mit Teilnehmernaus ganz Deutschland konnten in diesemJahr zum Thema Frakturbehandlung wiederumtraditionelle Behandlungsstrategienund aktuelle Trends kritisch hinterfragtund praxistaugliche Empfehlungenabgeleitet werden.Prof. Dr. MichaelSchädel-Höpfner,Düsseldorf, leitet dieSektion Handchirurgieder DGU. Kontakt: schaedel@uni-duesseldorf.deNeue MitgliederDGUSeit dem Redaktionsschluss des vorigenHeftes bis zum Redaktionsschluss diesesHeftes haben folgende Personen einenAntrag auf Mitgliedschaft in der DGUgestellt:Awwad, Aisar · DüsseldorfBahr, Dr. med. Barbara · DogernDelhey, Dr. med. Patrick · MünchenDuwe, Tobias · ItzehoeEngelmann, Dr. med. Sabrina · BerlinErdle, Benjamin · FreiburgFreund, Kai · KemptenGärtner, Dr. med. Katharina · TutzingHedrich, Tom · KüritzHoffmann, Dr. med. Felix · UnnaHoock, Dr. med. Thomas · FrechenKohn, Dr. med. Britta Katja · NiederrohrdorfKrieger, Dr. med. André · CottbusLauer, Dr. med. Andreas · SaarbrückenMemari, Dr. med. Behnaz · BerlinMittelmeier, Prof. Dr. med. Wolfram ·RostockNolting, Dr. med. Irina · BerlinOlk, Dr. med. Alexander · NürnbergOtt, Dr. med. Hans-Jürgen · SaarbrückenRoch, Dr. med. Simone · DüsseldorfSchöneberg, Dr. med. Carsten · EssenStahn, Dr. med. Romana · BerlinWagner, Matthias · NürnbergWilke, Dr. med. Jan · KölnLaut § 4 Abs. 3 der Satzung der DGUgelten die vorgenannten Antragstellerals end gültig aufgenommen, sofernnicht innerhalb von vier Wochen nachVeröffentlichung Einspruch gegen dieMitgliedschaft erhoben wird.348Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Für Sie gelesenBühren ∙ Keel ∙ MarziChecklisteTraumatologieThieme Verlag, 201244,99 EuroUmfassender ÜberblickDie Unfallchirurgie hat sich in den letzten Jahrenstark weiterentwickelt. Die Behandlungskonzeptesind differenzierter geworden, der Grad der Spezialisierunghat zugenommen. Vor diesem Hintergrundgelingt es der aktuellen 7. Auflage der„Checkliste Traumatologie“, einen breiten undumfassenden Überblick über unfallchirurgischeKrankheitsbilder zu geben. Das Buch gliedert sichin: Erstversorgung, diagnostische und therapeutischeGrundlagen; Organtrauma und spezielleVerletzungsformen; Traumatologie des Skelettsystemsund allgemeine Operationstechniken sowieFrakturbehandlung. Die Autoren stellen auchOrgan- und Höhlenverletzungen vor und werdendamit auch der Behandlung von Schwerverletztenund polytraumatisierten Patienten gerecht. Inhaltlichgut gegliedert und farblich ansprechend werdenneben den Verletzungen von Weichteil- undSkelettsystem auch präklinische Aspekte sowieallgemeine Operationstechniken und Nachbehandlungskonzeptevorgestellt. Die strukturierte Aufteilungder einzelnen Themengebiete vermittelteinen schnellen und guten Überblick über die Vorgehensweisebei verschiedenen Verletzungsmustern.Zusätzlich eingearbeitete Tabellen und Algorithmengeben gerade in der Weiterbildung guteMöglichkeiten, theoretische Grundlagen zu erwerben.Verzichtet wurde auf die Abhandlung rein orthopädischerKrankheitsbilder, die den Umfang desChecklistenformates deutlich überschritten hätten.Für den klinischen Alltag in der Notaufnahme undauf Station ist die Checkliste ein hervorragendesNachschlagewerk, um gezielt und schnell entsprechendeKrankheitsbilder zu erfassen. Fazit: Für denArzt in Weiterbildung, aber auch für den Facharztist die „Checkliste Traumatologie“ ein guter undwertvoller Begleiter im klinischen Alltag.Prof. Dr. Karl-Heinz Frosch, HamburgPape ∙ Sanders ∙ BorelliThe Poly-TraumatizedPatientSpringer, 2011139,99 EuroEin multidisziplinäres NachschlagewerkDer polytraumatisierte Patient leidet an einerVielzahl von Verletzungsfolgen, so dass alle operativenund nicht-operativen Fachgebiete in die Behandlungeingebunden sein müssen. Genau dieserTatsache wird dieses Buch gerecht. Die Beiträgereichen von immunologischen und pathophysiologischenAspekten, über Management von Abdominal-und Thoraxtrauma bis hin zu seltenen Aspekten,etwa das Trauma der Schwangeren. Auchden posttraumatischen Belastungsstörungen wirdein lesenswertes Kapitel gewidmet. Der Hauptfokusdes Buches sind jedoch die Verletzungsfolgenan den Extremitäten und dem Stammskelett sowiederen Spätfolgen wie posttraumatische Deformitäten,gestörte Knochenbruchheilung oder posttraumatischeInfektionen. Viele Einzelkapitel sind mitgut illustrierten Ablaufschemata untermalt, diedem Leser eine Take Home Message vermitteln.Darüber hinaus sind die meisten Einzelkapitel, insbesondereim Bereich der Extremitätenverletzungen,mit gut illustrierten Fallbeispielen ergänzt. DieBeiträge sind nicht nur multidisziplinär, sondernauch international geprägt. Die Autoren der 29Kapitel stammen aus insgesamt elf verschiedenenNationen. Sie haben lesenswerte Beiträge über dasgesamte Spektrum der Polytraumaversorgung zusammengestellt.Fazit: Ein lesenswertes Buch fürjeden am Polytrauma interessierten Chirurgen.Während es dem Spezialisten als Nachschlagewerkfür spezielle Fragestellen dienen mag, bietet es demnoch nicht so weit ausgebildeten Facharzt für Orthopädieund Unfallchirurgie die Möglichkeit, einenBlick über den Tellerrand zu werfen.Prof. Joachim Windolf, DüsseldorfIn aller KürzeDie äußerlich anspruchslose Broschüre füllt eineim Schrifttum lange bestehende Lücke, die derin die Chirurgie als Gegenfach wie für eine volleWeiterbildung Eintretende durch umfassendeLehrbücher nicht befriedigend schließen kann,vorangegangenes Studium und Famulatur führtenihn meist nicht an den OP-Tisch. In gekonnt klarerwie knapper Diktion, begleitet durch übersichtlicheSituationszeichnungen, wird anschaulich undeinprägsam das operative Handwerk, auf dem alleoperativen Fortschritte aufbauen, vermittelt. Fürden Anfang in der Unfallchirurgie wären einigeergänzende Kapitel wünschenswert: zum BeispielDrahtextension, Nagelung, Plattenosteosynthese,Fixateur externe, insbesondere die verschiedenenNahtmaterialien.Prof. J. Probst, MurnauSchumpelickKurzatlas ChirurgieThieme Verlag, 201259,99 EuroOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012349


Für Sie gelesenMagosch (Hrsg.)Konservative Therapieund Rehabilitation vonSchultererkrankungenUrban & Fischer, 2011.302 Seiten149 EuroSchulterschlussNachdem sich die „Schulterchirurgie“ von Habermeyerals Standardwerk etabliert hat, erscheint nunaus gleichem Hause ein Werk, welches sich der konservativenTherapie und Rehabilitation von Schulte r-erkrankungen widmet. Das Buch ist 300 Seiten starkund hat über 480 Zeichnungen und Farbbilder in herausragenderQualität. Es ist klassisch strukturiert.Nach einer kurzen Einführung in die Anatomie, Biomechanikund Befunderhebung liegt der Fokus aufder konservativen Therapie und Rehabilitation. Eswerden die jeweiligen Krankheitsbilder dargestelltund die Phasen der Nachbehandlung praxisnah erläutert.Das hervorragende Bildmaterial ermöglichtes dem Leser, die einzelnen Übungen problemlosnachzuvollziehen und direkt anzuwenden. Sehr ausführlichwerden die neurologischen Aspekte sowiedie klinischen und radiologischen Befunderhebungendargestellt. Dabei durchdringt das Autorenteamdas Dickicht der Differentialdiagnostik von akutenund chronischen Schulteraffektionen und stellt essehr übersichtlich tabellarisch dar. Das 7. Kapitelsteht im Zeichen der Schmerztherapie. Detailliertund wissenschaftlich fundiert werden die Facettenmedikamentöser und invasiver Therapieoptionenerläutert. Akupunktur und Neuraltherapie kommenleider etwas zu kurz, können doch gerade diese Therapieformeneffektiv und kostengünstig in der Praxiseingesetzt werden. Auffallend ist, und das sprichtfür den hohen Anspruch des Autorenteams, das sichalle Texte an der aktuellen wissenschaftlichen undklinischen Lehrmeinung orientieren und entsprechendeStudien zitieren. Fazit: Dieses Buch richtetsich an alle, die sich tagtäglich mit der komplexenDiagnostik und Therapie von Schultererkrankungenbeschäftigen. Der Preis ist mit 149 Euro zwar rechthoch angesetzt, aber absolut gerechtfertigt, da derLeser ein Werk mit einer hohen Halbwertzeit erhält.Dr. Christian Martin Smit, GelsenkirchenOstermeier ∙ BecherVorderesKnieschmerzsyndrom<strong>Deutsche</strong>r Ärzteverlag,2011, 116 Seiten69,95 EuroStrukturierter EinblickDie Ursachen des vorderen Knieschmerzsyndromssind oft vielfältig. In diesem Buch nehmen sich dieAutoren gezielt der komplexen Beschwerdesymptomatikbei Pathologien des Patellofemoralgelenkesan. Sie zeigen sehr übersichtlich Ursachen undTherapiemöglichkeiten auf, stellen biomechanischeund (patho-)anatomische Grundlagen sowiedie verschiedenen patellofemoralen Schmerzsyndromedar. Das Buch gliedert sich in vier Abschnitte.Die Einleitung gibt einen Überblick über Definitionund Anamnese des vorderen Knieschmerzsyndromssowie über klinische und bildgebendeUntersuchungsmethoden. Im zweiten Teil werdendie Grundlagen der Anatomie, Biomechanik, Histologieund der Pathoanatomie bzw. -physiologiedargestellt. Der klinische Abschnitt befasst sichmit Anamnese, Untersuchung und Bildgebung.Der letzte Abschnitt des Buches widmet sich dentherapeutischen Möglichkeiten. Hier werden zunächstdie konservative Therapie mit Ganganalyse,Physiotherapie, Verbandstechniken sowie medikamentöserund physikalischer Therapie dargestellt.Abschließend werden die verschiedenen operativenMöglichkeiten inklusive (Kontra-)Indikationen,technischer Ausführung sowie Nachbehandlungbeschrieben. Abgebildet ist zusätzlich einTherapiealgorithmus, welcher im klinischen Alltageine schnelle und übersichtliche Hilfestellung gebenkann. Schemazeichnungen und Farbabbildungenrunden das Ganze hervorragend ab. Fazit: DasBuch ist sowohl dem in der Weiterbildung befindlichenArzt als auch dem erfahrenen Orthopädenund Unfallchirurgen sehr zu empfehlen.Prof. Dr. Karl-Heinz Frosch, Hamburg350Haas ∙ Krettek ∙ TscherneUnfallchirurgie – Hüfteund OberschenkelSpringer Verlag, 2011249 EuroModernes und unverzichtbaresNachschlagewerkDie Reihe „Tscherne Unfallchirurgie“ gilt imdeutschsprachigen Raum zu Recht als das Standardwerkder Unfallchirurgie. Wie die zuvor erschienenenBände dieser Reihe zeichnet sich auchder Band „Hüfte und Oberschenkel“ durch seineausführliche Behandlung dieser Körperregionaus. Hierbei beschränken sich die Ausführungennicht alleine auf die Klassifikation, die ausführlicheDarstellung der operativen Therapie und dieNachbehandlung, sondern umfasst auch die Epidemiologie,die Biomechanik sowie anatomischeund altersspezifische Besonderheiten. Hierdurchwird dem Leser die patientenspezifische Anwendungder ausführlich und mit zahlreichen Tippsund Tricks beschriebenen Therapiemöglichkeitenerleichtert. Die verständlich dargestellten biomechanischenGrundlagen helfen dem Leser darüberhinaus, Operationen zielgerichtet zu planen. Fazit:Zahlreiche Zeichnungen, intraoperative und klinischeFarbabbildungen sowie Röntgenbilder vonexzellenter Qualität runden das durchweg positiveUrteil zu diesem modernen Lehrbuch ab, welchesals Nachschlagewerk in keinem Bücherschrank einesFacharztes für Orthopädie und Unfallchirurgiefehlen sollte.PD Dr. Ralph Gaulke, HannoverOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Für Sie gelesenMerle ∙ Dautel ∙ RehartChirurgie der Hand –Der NotfallThiemeVerlag, 2011199,99 EuroHandchirurgie nach der Nancy SchuleDie gegenüber anderen Körperregionen einmaligeKomplexität der Struktur der Hand, Voraussetzungder Erfüllung ihrer Aufgaben und funktionellenMöglichkeiten, hat zur Folge, dass jede ihrer Verletzungenden Anspruch erhebt, als Notfall betrachtetund behandelt zu werden. Ein Viertel allerArbeitsunfälle in Deutschland betrifft die Hand (inFrankreich ein Drittel); darin kommt die hohe sozioökonomischeBedeutung ihrer Verletzung zumAusdruck. Nicht alle Verletzten gelangen primärin handchirurgische Behandlung. Umso wichtigerist es, dass die Erkenntnisse der speziellenHandchirurgie unmittelbar abrufbereit zur Verfügungstehen. Diesem Ziel dient das der Nancy-Schule entstammende vorliegende Buch, indemes in folgerichtigen Schritten den Ablauf von derpräklinischen Notversorgung über die Inspektionzur Lokal- und Regionalanästhesie samt der dabeimöglichen Schäden (Reperfusion) sehr subtilbeschreibt; im Vordergrund steht stets die TriasFrakturstabilisierung, Revaskularisierung, Hautdeckung,um bereits durch den primären Eingriff einfunktionell und dauerhaft brauchbares Ergebnis zuerzielen oder aber bestmögliche Voraussetzungenfür eine sekundäre Rekonstruktion zu schaffen. In13 Einzelkapiteln, die sämtlich mit einer Vielzahlhervorragend ausgesuchter Abbildungen (Situs-Fotos, anatomische Zeichnungen, schematischeDarstellungen, Röntgenaufnahmen) ausgestattetsind, werden alle Verletzungsarten beschrieben,sie reichen von einfachen Substanzverletzungenüber Amputationen bis zur Fingerreplantation undReplantation der Hand. Es fehlen auch nicht dieVerfahren der Frühmobilisierung sowie der Verbandtechnik.Der durchaus eingehenden Beschreibungder operativen Vorgehensweisen steht einetextliche Konzentration von bemerkenswerterSchärfe und Eindeutigkeit gegenüber, die auch imAkutfall eine rasche und vollständige Informationgewährleistet. Ein großes Lob ist dem ÜbersetzerSt. Rehart zu zollen, der bei der Übertragung ausdem Französischen ein hohes Sprachgefühl hatwalten lassen. Das Buch sollte überall, wo handchirurgischeVerletzungen behandelt werden,griffbereit liegen.Prof. J. Probst, MurnauRidderCraniomandibuläreDysfunktionUrban & Fischer, 2011234 Seiten66,95 EuroKiefergelenk im FokusBestimmte anatomische Übergangsregionen stehenvon Zeit zu Zeit im Fokus der Diagnostik undBehandlung von Schmerzen am Bewegungsapparat.Hierzu zählen neben dem Iliosakralgelenk undden Kopfgelenken immer häufiger auch die Kiefergelenke.Der Autor, ein orthopädischer Kollege ausFreiburg mit umfangreicher osteopathischer Ausbildung,stellt uns in dieser Monographie über diecraniomandibuläre Dysfunktion (CMD) interdisziplinäreDiagnose- und Behandlungsstrategien vor.Er zeigt anatomische und funktionelle Zusammenhängezwischen CMD und dem Körper auf, die sichgegenseitig beeinflussen und Beschwerden auch inweit entfernten Strukturen verursachen können.Wie immer bei einer neuerdings für klassisch-orthopädischeBeschwerden verantwortlich gemachtenfunktionellen Störung ist zunächst die Eingrenzungwichtig, was unter dem Krankheitsbild verstandenwerden kann und was nicht dazu gehört.Erst so kann eine erfolgversprechende spezifischeBehandlung ermöglicht werden. Folgerichtig widmetsich der erste Teil des Buches der Erkennung,Untersuchung und Diagnosesicherung der CMD.Ein zweiter großer Teil stellt die Fachgebiete dar,in denen eine CMD symptomatisch wirksam werdenkann. Diese reichen von der Orthopädie undZahnmedizin hinein in die Neurologie, aber auchin den Bereich der Sinnesorgane (Augen, HNO) bishin zur Kardiologie und der gesamten inneren Medizin.Überraschend wenige Seiten sind psychologischenund psychosomatischen Krankheitsbilderngewidmet. Welche Therapieformen es gibt, wird imabschließenden Teil des Buches vermittelt, wobeiinsbesondere die lokale Behandlung des Aufbissesentscheidend ist. In der konservativen Orthopädiemittlerweile bekannt, wenngleich noch nicht vollendsbewiesen sind Zusammenhänge betreffenddas sogenannte cranio-sacrale System bzw. die cranio-sacraleTherapie, während das Fasziensystemfür das Verständnis der Osteopathie eine wichtigeGrundlage spielt. Die hierzu ausgewählten anatomischenAbbildungen und Schemazeichnungentragen sehr gut zur Vermittlung der Theorie beiund unterstreichen den wissenschaftlichen Zugangzum Thema durch den Herausgeber. Für die einzelnenvon der CMD betroffenen Fachgebiete findensich interessante praxisnahe Behandlungsbeispiele.Fazit: Das Buch widmet sich einem aktuellen,wenngleich durchaus kontrovers diskutierten Thema,mit dem Orthopäden häufig in ihrer Praxisbeschäftigt sind. Es finden sich viele Erklärungenfür manche möglicherweise bisher schlecht zuzuordnendeKrankheitsbilder. Es ist somit sämtlichenKollegen empfohlen, die sich mit der konservativenTherapie solcher Erkrankungen befassen und diemehr über die Rolle und Wirkung einer craniomandibulärenDysfunktion wissen wollen.Dr. Hartmut Gaulrapp, MünchenOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012351


Service / PreiseThemistocles-Gluck-Preis für EndoprothetikDie <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädieund Orthopädische Chirurgie (DGOOC)schreibt den mit10.000 Eurodotierten Themistocles-Gluck-Preis fürEndoprothetik für das Jahr 2012 aus.Einreichungsschluss ist der 31. Juli 2012(Poststempel). Für den Preis können Arbeiteneingereicht werden, die Innovationenin der Endoprothetik beschreiben.Er kann für diagnostische oder anwendungstechnischeIdeen vergeben werden.Die Preisarbeit kann in dem der Verleihungvorangehenden Kalenderjahr ineiner wissenschaftlichen Zeitschrift oderin Buchform veröffentlicht sein. Auch publikationsreifeManuskripte können angenommenwerden. Arbeiten, die bereitsausgezeichnet oder die für eine anderePreisauszeichnung eingereicht wurden,können nicht angenommen werden. Eineschriftliche Bestätigung ist der Bewerbungbeizulegen.Die Bewerbung um den Themistocles-Gluck-Preis für Endoprothetik der <strong>Deutsche</strong>n<strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädie undOrthopädische Chirurgie ist zusammenmit acht anonymisierten Exemplaren derPreisarbeit sowie einem unanonymisiertenExemplar und der entsprechendenErklärung einzusenden an:<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädie undOrthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC)Langenbeck-Virchow-HausLuisenstraße 58/5910117 BerlinTel.: (0 30) 84 71 21 31Fax: (0 30) 84 71 21 32E-Mail: info@dgooc.deKinderorthopädie-Reisestipendium 2013Die Vereinigung für Kinderorthopädie(VKO) schreibt gemeinsam mit der <strong>Deutsche</strong>n<strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädie undOrthopädische Chirurgie (DGOOC) einjährliches Reisestipendium aus. Im Rahmendieses Stipendiums soll mit einerfinanziellen Unterstützung von6.000 Eurofür zwei Kandidaten eine vierwöchigeStudienreise zu europäischen Zentrender Kinderorthopädie ermöglicht werden.Voraussetzung für eine Bewerbungvon Assistenzärzten/innen im letztenAusbildungsabschnitt bzw. von Fachärztenfür Orthopädie ist die nachweisbareSchwerpunkttätigkeit in der Kinderorthopädie,die durch entsprechende Arbeitenbelegt werden sollte. Darüber hinaussind gute englische Sprachkenntnisseerforderlich. Bewerbung mit Lebenslauf,Darstellung des beruflichen Werdegangesund wissenschaftlicher Qualifikationsollten bitte bei der Schriftführerin derVereinigung für Kinderorthopädie bisspätestens 30. November 2012 eingereichtwerden:Prof. Dr. Andrea MeurerOrthopädische UniversitätsklinikFriedrichsheim gGmbHMarienburgstraße 260528 Frankfurt am MainWissenschaftspreis 2013 der VKODie Vereinigung für Kinderorthopädie(VKO) schreibt den gemeinsam von derFirma Implantcast, Buxtehude und derVKO gestifteten Preis in Höhe von5.000 Eurofür eine innovative Arbeit auf dem Gebietder Kinderorthopädie aus. Teilnahmeberechtigtsind Orthopäden, Kinderärzteund Biomechaniker. Vorgelegt werdenkönnen auch Arbeiten, welche bereits fürandere Preise eingereicht worden sind,nicht aber bereits prämierte Arbeiten, dievor mehr als zwei Jahren veröffentlichtwurden. Es kann nur eine Arbeit eingereichtwerden, die den Umfang einerüblichen Originalpublikation (30 Seitenmit Original-Abbildung) nicht überschreiten.Es wird gebeten, die Arbeitenin deutscher und englischer Sprachein fünffacher Ausfertigung bis zum 30.November 2012 an den Vorsitzendendes Preisrichtergremiums, Prof. Dr. FritzHefti, ehemaliger Chefarzt beider BaslerUniversitätskinderspitäler und aktuellerLeiter des Wissenschaftsboards der Vereinigungfür Kinderorthopädie, Postfach,CH-4005 Basel/Schweiz, einzureichen.Die Preisverleihung erfolgt anlässlich derJahrestagung der Vereinigung für Kinderorthopädie.Prof. Dr. Fritz HeftiKinderorthopädische UniklinikBasler UniversitätskinderspitälerPostfachCH-4005 Basel/Schweiz352Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Service / PreiseAusschreibungen der AFOR-Stiftung 2012ForschungsförderungDie AFOR-Stiftung unterstützt im Jahre 2012 Forschungsvorhaben.Gefördert werden Vorhaben mit einem klinischen Hintergrundoder klarem klinischen Bezug zur Orthopädie oder Traumatologiebis jeweils maximal10.000 EuroReisestipendienReisestipendien dienen der Unterstützung junger Kliniker undWissenschaftler (Ärzte) für einen Ausbildungsaufenthalt aneiner anerkannten Klinik, zum Zwecke des Kennenlernens dergegebenen wissenschaftlichen Einrichtungen und dem Erlernenvon Arbeitstechniken. Die Höhe des Stipendiums beträgtjeweils2.000 EuroFörderung im Bereich der technischen OrthopädieDie AFOR-Stiftung unterstützt 2012 Forschungsvorhaben imBereich der konservativen oder post-operativen/rehabilitativenOrthopädie mit einem starken Bezug zur Orthopädietechnik bismaximalWeitere Information sowie Bewerbungsformulare finden Sie imInternet unter www.afor.org. Einsendeschluss für Anträge undBewerbungen ist der 15. August 2012.10.000 EuroBei Auswahl eines Forschungsvorhabens basierend auf demeingereichten Studienprotokoll werden 50 Prozent des Preiseszweckgebunden, bei Beginn des Projektes zur Verfügung gestellt.Nach Publikation der Studie stehen dem Erstautor 50 Prozentdes Preisgeldes frei zur Verfügung.Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012353


Service / Fort- und Weiterbildung1. Kursangebote der Akademie <strong>Deutsche</strong>r Orthopäden (ADO)Liebe Mitglieder, gern können Sie dieAkademie ansprechen unterTel.: (0 30) 79 74 44-51, -59,Fax: (0 30) 79 74 44-57,E-Mail: info@institut-ado.de.Veranstaltern sind wir bei der ZertifizierungenIhrer Fortbildungskurse über diejeweilige Landesärztekammer sowie beider Veröffentlichung über unsere Medienbehilflich.Anmeldungen sind jetzt auch direkt auf der Homepage möglich unter www.institut-ado.deFacharztvorbereitungskurse Berlin FAB Termine 2012Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteBerlinFacharztvorbereitungskurs590 € 1790 € 2 4626.11. – 01.12.2012 Dr. med. Thilo John,Prof. Dr. Michael Wich,Dr. Stephan TohtzAkademie <strong>Deutsche</strong>rOrthopädenTel. 0 30 / 79 74 44-59E-Mail: info@institut-ado.dePraxisgründungskursOrt Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteBerlinWichtige Punkte beider Praxisgründung09. – 10.11.2012 Prof. Wich, Dr. John Akademie <strong>Deutsche</strong>rOrthopädenTel. 0 30 / 79 74 44-59E-Mail: info@institut-ado.de200 € 1350 € 2 8Kindertraumatologie für den D-ArztOrt Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteLudwigshafen Trauma 12. – 13.10.2012 Prof. Schmittenbecher,Prof. GrütznerAkademie <strong>Deutsche</strong>rOrthopädenTel. 0 30 / 79 74 44-59E-Mail: info@institut-ado.dewww.institut-ado.de190 € 1240 € 2 N.N.Berlin Trauma 14. – 15.12.2012 Prof. Wich N.N.Kurse zum DKOU 2012Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteBerlinOberflächen EMGKompaktkurs25.10.2012 Dr. Meichsner Akademie <strong>Deutsche</strong>rOrthopäden125,00 € 83D/4DWirbelsäulenverm. KursDIGEST StoßwellenZertifizierungskursTel. 0 30 / 79 74 44-5926.10.2012 Dr. Jahn 100 €E-Mail: info@institut-ado.de16130 €www.institut-ado.de226.10.2012 Dr. Gleitz,Dr. Thiele220€ 9K-Logic-Taping-Kurs 26. – 27.10.2012 Geuenich 190 €230 € 2 174D motion Kurs 26.10.2012 Dr. Jahn 45 € 155 € 2 4Rheuma Update 27.10.2012 Dr. Schwokowski 100 € 1130 € 2 8Röntgen Update 27.10.2012 Dr. T. Abt 100 € 1130 € 2 9BegutachtungGrundkursBegutachtungAufbaukurs27.10.2012 Prof. Wich 180 € 1260 € 2 828.10.2012 Prof. Wich 180 € 1260 € 2 81BVOU-Mitglieder, 2 Nichtmitglieder354Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | juni 2012


Service / Fort- und WeiterbildungK-Logic-Taping KurseOrt Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteMünchen Basiskurs 21. – 22.09.2012 Ingo Geuenich Akademie <strong>Deutsche</strong>r 190 € 116Berlin Aufbaukurs 26. – 27.10.2012 Ingo GeuenichOrthopäden, Kantstr. 13,10623 Berlin,info@institut-ado.de,230 € 2 17Aachen Aufbaukurs 17. – 18.11.2012 Ingo Geuenich Tel. 0 30 / 79 74 44 -51/-5916QM Schulungen BVOUcertOrt Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteBerlin Quereinsteiger 11.08.2012 Dr. Krenzlin Akademie <strong>Deutsche</strong>r Quereinsteiger keineBerlin Einsteiger 12.08.2012 Dr. KrenzlinOrthopäden500 €Tel. 0 30 / 79 74 44-51/59 Einsteiger 1.500 €keineStuttgart Quereinsteiger 15.09.2012 Deinfelder E-Mail:inkl. Zertifizierung keineFrankfurt a.M. Einsteiger 10.11.2012 Dr. Düriginfo@institut-ado.de,Quereinsteigerschulungennur für Ärzte die bereits dasalte BVOUcert oder eineSchulung über den BVOUhatten.keineGutachten und Begutachtungstermine 2012Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteBerlin Sozialgericht Modul lll 29./30.09.2012 Prof. Dr. Wich Akademie <strong>Deutsche</strong>rOrthopäden, Kantstr. 13,10623 Berlin,BerlinBerlinRentenbegutachtungUnfallversicherung I(Grundkurs)RentenbegutachtungUnfallversicherung II(Aufbaukurs)27.10.2012 Prof. Dr. WichE-Mail:180 € 1info@institut-ado.de,Tel. 0 30 / 79 74 44 -51/-59220 € 1300 € 2 N.N.260 € 2 828.10.2012 Prof. Dr. Wich 180 € 1260 € 2 83D/4D Wirbelsäulenvermessung und 4D motion Kurs Termine 2012Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteStuttgart 3D/4D15.09.2012 Dr. Jahn Akademie <strong>Deutsche</strong>r 3D/4D-11Wirbelsäulenverm. KursOrthopädenMitglieder:150 €Tel. 0 30 / 79 74 44-51/59 NichtmitgliederNordhrein 3D/4D10.11.2012 Dr. Jahn 11E-Mail: info@institut-ado.de 200 €Wirbelsäulenverm. Kursin Kooperation mit4D-motion-DKOU Berlin 3D/4D26.10.2012 Dr. Jahn Indermed-Forum e.V. Mitglieder:6Wirbelsäulenverm. Kurs4D motion Kurs 26.10.2012 Dr. Jahn45 €Nichtmitglieder:55 €inkl. Handouts undVerpflegung,3D-Kurs zum DKOUSonderpreis4Rheuma-ZertifizierungskursOrt Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteBerlinFrüharthritis inOrthopädischer Hand -Frühdiagnostik rheumatischerErkrankungen25.08.2012 Dr. Schwokowski,Dr. TalkeAkademie <strong>Deutsche</strong>rOrthopäden100 € 1130 € 21BVOU-Mitglieder, 2 NichtmitgliederOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012355


Service / Fort- und WeiterbildungADO KooperationenATOS Heidelberger Castle Meetingmit Live Operation und VideosOrt Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteHeidelberger Hüft- und Kniegelenk 11. – 13.10.2012 R. Siebold, H.Thermann, F. Thorey,H.H. PässlerKongress- und MesseBüroLentzsch GmbH,HeikeFischer,Gartenstraße29,61352 Bad Homburg,Tel.: 0 61 72 / 67 96-0,Fax: 0 61 72 / 67 96 26,E-Mail:info@kmb-lentzsch.de,www.kmb-lentzsch.deArzt/in: 350 €Weiterbildungsassistent/in:250 €Physiotherapeut/in,med. Fachpersonal200 €Student/in 120 €N.N.Sonographiekurse HamburgOrt Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteHamburg Abschlusskurs B III 25. – 26.08.2012 Dr. Betthäuser Schulterzentrum,auf Anfrage 20Grundkurs B I 14. – 16.09.2012Maurepasstr. 95, 24558Hamburg, Frau Habermann,30Abschlusskurs20.–21.10.2012 Tel.: 04193/ 959966,14SäuglingshüfteAufbaukurs B I 02. – 04.11.2012sono-kurse@t-online.de,www.Schulter-Zentrum.com31MRT-Kurse in StuttgartKernspintomographie in der Orthopädie und UnfallchirurgieOrt Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteSportklinikStuttgartUntere Extremitäten 06. – 07.07.2012 Dr. med. FriederMauchDifferentialdiagnoseMRT12. – 13.10.2012Zusammenfassung 16. – 17.11.2012Sportklinik Stuttgart,Dr. med. Frieder MauchSekretariat Frau SchneiderTaubenheimstr. 870372 StuttgartTel.: 0711/5535-111,Fax: 0711/5535-188,www.sportklinik-stuttgart.dePro Kurs: 300 €alle 5 Kurse: 1400 €80DGMSM Kurse Manuelle Medizin e.V. 2012LBB 1 Zugangsvoraussetzung: Medizinstudium und Approbation (Nach der neuen WBO ist die Facharztanerkennung Voraussetzung für die Erteilung derZusatzbezeichnung Manuelle Medizin.)Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteBoppard LBB1 08. – 12.08.2012 Dr. Matthias Psczolla <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Gebühren auf 46Nürnberg LBB1 19. – 23.09.2012Muskuloskelettale Medizin Anfrage unter(DGMSM) e.V. - Akademie www.dgmsm.de36Boppard LBB1 24. – 28.10.2012 Boppard46Hamburg LBB1 21. – 25.11.2012E-Mail: kontakt@dgmsm.deTel. 0 67 42 / 80 01-040Boppard LBB1 05. – 09.12.2012 www.dgmsm.de46356Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | juni 2012


Service / Fort- und WeiterbildungMasterkurse 2011 (nur für Ärzte mit abgeschlossener Weiterbildung in der MM/ChirotherapieOrt Kursthema TerminBoppard MuskuloskeletaleMed. 224. – 26.08.2012 26Boppard MSM 1 07. – 09.09.2012 26TrierLenden Becken HüftRegion22.09.2012 12Boppard MSM 2 09. – 11.11.2012 26Nürnberg obere Thoraxapertur u.LymphsystemeSt. GoarKopfschmerz,Schwindel, Tinnitus24. – 25.11.2012 1624.11.2012 11Hamburg HWS- Schultergürtel 08.12.2012 10GHBF Haltungs- und BewegungsdiagnostikGrundlagen der Propriorezeption, Bewegungssteuerung, Haltungsanalyse, Craniomandibuläres System, binokularer Sehakt, vestibuläres System, sensomotorische,propriorezeptive Einlagen, statodynamische Messsysteme: Wirbelsäulenvermessung, EMG, Ganganalyse, Balancetests, etc.Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteMünchen Grundkurs 14.09. – 15.09.2012 Dr. Pfaff Freitagstermin:Grundkurse (zweitägig)München Abschlusskurs 30.11. – 01.12.2012 Dr. Pfaff300 €14.30 – 20.00 Uhr,Samstagtermin:Abschlußkurse09.00-16.30 Uhr,GHBF,Fax: 089-33 04 03 05,www.ghbf.de350 €(inklusiveKursmaterial,Speisen undGetränke)Dr. Karl-Sell-Ärzteseminar (MWE) e.V. Manuelle Medizin Termine 2012Zugangsvoraussetzung: Approbation als Arzt abgeschlossene Weiterbildung Chirotherapie/ Manuelle Medizin.Die MWE bietet in Zusammenarbeit mit der DAAO e.V. und dem Philadelphia College of Osteopathic Medicine eine osteopathische Fortbildung für Ärztean.Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteIsny Einsteigerkurs 11. – 18.08.2012 Dr. med. Herman Dr. Karl-Sell-Ärzteseminar auf AnfrageLocherNeutrauchburg (MWE) e.V.Karlsruhe Einsteigerkurs zweiteilig21. – 30.09.2012Riedstr. 588316 Isny-NeutrauchburgHannover Einsteigerkurs 24.11. – 01.12.2012Tel: 0 75 62 / 97 18-0Damp Einsteigerkurs 24.11. – 01.12.2012Fax: 0 75 62 / 97 18-22E-Mail:BerlinEinsteigerkurs zweiteilig30.11. – 09.12.2012info@aerzteseminar-mwe.dewww.aerzteseminar-mwe.deKönigstein Gesamtrefresher 04. – 11.08.2012AscheffelHannoverTagesrefresherManualmed.Algorithmus u.Behandlungskonz. B.Verkettungssynd.Tagesrefresher LWS/SIG27.10.201217.11.2012Neuss Tagesrefresher HWS 24.11.2012IsnyWochenendrefresherLWS/SIG13. – 14.10.2012Bad IburgOsteopathie Einführung(E)Dresden Sonderkurs (Kurs I)von MWE und ÄMM,Wirbelsäulengrundkurs06. – 08.09.201217. – 24.09.2012Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012357


Service / Fort- und WeiterbildungAGR-Fernlehrgang Von der Verhaltens- zur VerhältnispräventionSie erhalten über 3 Monate in einem Fernlehrgang die Zusatzqualifikationen Referent für rückengerechte VerhältnispräventionOrt Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteFernlehrgang Zusatzqualifikation 01.07.2012 AGR e.V. Aktion Gesunder Rücken 295 € 3901.08.201201.09.201201.10.201201.11.201201.12.2012e. V.,Tel. 0 42 84 / 926 99 90,Fax: 0 42 84/ 926 99 91,info@agr.de,www.agr-ev.deArbeitsgemeinschaft Endoprothetik Termine 2012Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteStuttgart AE-Forum Experts meetExperts -Schwierigkeitenim Umgang mitMedizinprodukten06.07.2012 Priv.-Doz. Dr. med.Kirschner,Prof. Dr. med. Parsch,auf AnfrageStuttgartStuttgartPotsdamMünchen/GlonnAE-KursSchulterchirurgieAE-SeminarTeach the TeacherAE-KompaktkursThromboseprophylaxein der EndoprothetikAE-TutorialEndoprothetik desHüftgelenkes06. – 07.07.2012 Dr. Ambacher,Prof. Dr. Fink07.07.2012 Prof. Dr. med.Mutschler,Prof. Dr. med. Siebeck30. – 31.08.2012 Prof. Dr. C. Perka,Prof. Dr. T. Gehrke03. – 05.09.2012 Prof. Dr. med. W.Mutschler,Prof. Dr. med. D.ParschDüsseldorf AE-Masterkurs Knie 07. – 08.09.2012 PD. Dr. med. RalfDecking, PD Dr. med.R. Steffen, Prof. Dr.med. M. WagnerMünsterAE-KompaktkursThrombo embolieprophylaxein derEndoprothetik14.09.2012 Prof. Dr. med. G.MöllenhoffDr. med. B. EgenPriv.-Doz. Dr. med. R.HubeHamburg AE-Kurs Knie 28.09. – 29.09.2012 Prof. W. Rüther, Prof.Dr. D. Lazovice, Prof.Dr. OehmeMagdeburg Masterkurs Hüfte 05. – 06.10.2012 Prof. Dr. K.-D. Heller,Prof. Dr. C.H. LohmannMünchenTübingenAE-KompaktkursThromboseprophylaxein der EndoprothetikAE-KompaktkursPeriprothetischeFrakturen12.10.2012 Priv.-Doz. Dr. med. R.Hube,Prof. Dr. med. P.Biberthaler,Dr. med. C. FulghumJelena BindemannProjektleiterinVeranstaltungenArbeitsgemeinschaftEndoprothetikDienstleistungs GmbHKongressorganisationOltmannsstraße 5D-79100 FreiburgTel. 07 61 / 45 64 76 66Fax 07 61 / 45 64 76 60j.bindemann@ae-gmbh.comwww.ae-gmbh.com12.10.2012 Prof. Dr. Stöckle 50€Bonn Masterkurs Hüfte 16. – 17.11.2012 Dr. H. Hass,Prof. Dr. D.C. WirtzDresden14. AE-KongressRekonstruktiveGelenkchirurgie07. – 08.12.2012 Prof. Dr. Günther,Prof. Dr. Morlock,Prof. Dr. Neugebauer,Prof. Dr. Zwippauf Anfrageauf Anfrage50 €250 €auf Anfrage 1950 €200 €auf Anfrage50 € 7auf Anfrage 16180 € 14358Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | juni 2012


Service / Fort- und Weiterbildung30. Fort- und Weiterbildungskurs der Initiative ´93 Technische Orthopädie 2012Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteBadRothenfeldeInnsbruck/ÖsterreichModule 1 und3 Orthetik,Rollstuhlversorgung,Neuroorthopädie,Querschnittläsion14. – 16.09.2012 Prof. Dr. Greitemann Fax: 0 54 24 / 2 20-4 44oder per Post an: KlinikMünsterland, SekretariatProf. Dr. med.B. Greitemann,Initiative 93,Auf der Stöwwe 11,49214 Bad Rothenfelde23. – 24.11.2012 Prof. Dr. Greitemann,D. KokegeiModul 6 21. – 22.09.2012 Dr. LandauerDortmund Modul 5 Refresher u.Prüfungskursauf AnfrageDAF Zertifikat Fußchirurgie 2012Jahresprogramm der <strong>Deutsche</strong>n Assoziation für Fuß und Sprunggelenk e.V.Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteDüsseldorf AnatomischerPräparationskurs31.08. – 01.09.2012 T.Filler, J.Dohle,S.RammeltGreifswaldStuttgartAachenAugusburgHannoverFrankfurt a.M.OperationskursVorfußchirurgieOperationskursVorfußchirurgieOperationskursArthrodesenOperationskursSehnenchirurgieOperationskursSehnenchirurgieOperationskursRheumafuß21. – 22.09.2012 J. Lange09. – 10.11.2012 M.Gabel, U. Gronwald14. – 15.09.2012 D. Frank, M. Abbara06. – 07.07.2012 M.Thomas05. – 06.10.2012 C. Stukenborg-Colsman16. – 17.11.2012 S.Rehart, J. OselWien Workshop Kinderfuß 23. – 24.11.2012 F. GrillMünsterMRT KurseErlangenOperationskursTraumatologie28. – 29.09.2012 S. OchmanKontakt ZertifikatFußchirurgie der <strong>Deutsche</strong>nAssoziation für Fuß undSprunggelenk e.V.Veronika UllischKongress- und MesseBüroLentzsch GmbHSeifgrundstr. 2D-61348 Bad HomburgTel. 0 61 72 / 67 96-0Fax: 0 61 72 / 67 96-26E-Mail: veronika.ullisch@kmb-lentzsch.de,www.fuss-chirurgie.deDAF-Mitglieder:330 €Nichtmitglieder:430 €Kernspintomographie in der Orthopädie und UnfallchirurgieOrt Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteSiemens AGErlangenKurs 1 Obere Extremität 21. – 22.09.2012 Dr. Axel Goldmann Orthopädie CentrumErlangen,Kurs 2 Wirbelsäule 09. – 10.11.2012Kurs 3 UntereExtremitätKurs 4 Weichteil-,Knochen,- Gelenk-ErkrankungenKurs 5Zusammenfassungund Vertiefung anFallbeispielen07. – 08.12.201218. – 19.01.201312-13.04.2013Dr. Axel Goldmann,z. Hd. Frau Barnickel,Nägelsbachstr. 49a,91052 Erlangen,Tel. 0 91 31 / 71 90-51E-Mail: goldmann@orthopaeden.comPro Kurs: 300 €alle 5 Kurse: 1400 €88Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012359


Service / Fort- und WeiterbildungIGTM Schmerz- und Triggerpunkt-Osteopraktiken Termine 2012Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteBerlin Kurs IV 13./14.07.2012 Dr. Hansen IGTM-Geschäftsstelle 380 € N.N.Köln Kurs I 28./29.09.2012Am Dreieck 14b,53819 NeunkirchenKöln Kurs II 26./27.10.2012E-Mail:Köln Kurs III 16./17.11.2012r.berweiler@igtm.orgwww.igtm.deKöln Workshop /Praktikertag 01.12.2012Tel. 0 22 47 / 9 00 13 63Golfmedicus – Sportmedizinische Betreuung im GolfsportOrt Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteDüsseldorf Kurs 3 28.09. – 01.10.2012 Dr. Strich Golfmedicus,www.Golfmedicus.eu,E-Mail: info@golfmedicus.euauf Anfrage N.N.Mercedes Cup - Sportmedizinisches SymposiumOrt Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteStuttgart Professionelle Konzeptefür den Profisportlerund sein Umfeld12. – 13.07.2012 Dr. Mauch,Dr. HoffmannZ.O.N. –Zentrum für Orthopädieund NeurochirurgieStuttgart GmbHTel. 07 11 / 87 03 53-0,www.orthopaediestuttgart.de60 € N.N.Neue KurseUltraschallkurse 2012 und 2013Ort Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteHamburg GrundkursBewegungsapparat (B I)14. – 16.09.2012,13. – 15.09.2013Dr. A. Betthaeuserauf Anfrage 31HamburgHamburgHamburgHamburgHamburgMedical ParkBad Wiesseeam Tegernsee/BayernAufbaukursBewegungsapparat(B II)AbschlußkursBewegungsapparat(B III)GrundkursSäuglingshüfte (S I)AufbaukursSäuglingshüfte (S II)AbschlußkursSäuglingshüfte (S III)Kurswoche GrundundAufbaukursBewegungsapparat(BI und BII)02. – 04.11.2012,01. – 03.11.201325. – 26.08.2012,24. – 25.08.2013Schulter-Zentrum HamburgSonografiesekretariat desZentrumsFrau A. Habermann,Maurepasstr. 9524558 Henstedt-UlzburgTel. 0 41 93 / 95 99 66Fax: 0 41 93 / 95 98 85E-Mail:sono-kurse@t-online.de19. – .20.01.2013www.schulter-zentrum.com2116. – 17.06.2012,15.16.06.201320. – 21.10.2012,19. – 20.10.201310. – 15.02.2013 52312121165. Sportmedizinische Woche zum IronmanOrt Kursthema Termin Leitung Info / Anmeldung Gebühr PunkteWiesbaden Kompetenz fürBewegung08. – 10.08.2012 Dr. Christoph Meister,Dr. Martin ScholzmedicalnetworksCJ Gmbh & Co.KG,Simone Schubert-Janworski,Niedervellmarer Straße 41,34127 Kassel,Tel. 05 61 / 7 66 85 50,Fax: 05 61 / 76 68 55 99,s.jaworski@medicalnetworks.deauf Anfrage N.N.360Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | juni 2012


Service / Fort- und WeiterbildungKursangebote der AUC – Akademie der Unfallchirurgie GmbHWeitere Informationen und Kursanmeldungen sind online möglich unter: https://www.auc-kursportal.deOrt Kongress/Kurs Termin Leitung Info/AnmeldungJuliHannover 07./08.07.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deMünchen-Unterschleißheim ATLS-Refresherkurs 13.07.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deMünchen-Unterschleißheim ATLS-Providerkurs 14./15.07.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deLudwigshafen ATLS-Providerkurs 14./15.07.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deHamburg ATLS-Providerkurs 27./28.07.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deAugustHamburg ATLS-Providerkurs 10./11.08.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deLeipzig ATLS-Providerkurs 17./18.08.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deKiel ATLS-Providerkurs 17./18.08.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deLeipzig ATCN-Providerkurs 17. – 19.08.2012 Fr. M. Dietz-Wittstockwww.atcn.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deBerlin (Charite) ATLS-Providerkurs 31.08./01.09.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deSeptemberMünchen-Unterschleißheim ATLS-Providerkurs 01./02.09.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deLudwigshafen ATLS-Providerkurs 08./09.09.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deHannover ATLS-Providerkurs 08./09.09.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deKöln ATLS-Providerkurs 15./16.09.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deOsnabrück fit-after-eight 26. – 29.09.2012 Prof. W. Mutschler www.dgou-fit-after-eight.de, Anmeldungunter www.auc-kursportal.deHomburg (Saar)DSTC – Definitive SurgicalTrauma Care Course27. – 29.09.2012 Prof. S. Flohé www.auc-online.de, Anmeldung unterwww.auc-kursportal.deOktoberLeipzig ATLS-Providerkurs 05./06.10.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deUlm ATLS-Providerkurs 06./07.10.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deHannover ATLS-Providerkurs 20./21.10.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deNovemberLudwigshafen ATLS-Providerkurs 03./04.11.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deBielefeld ATLS-Providerkurs 03./04.11.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deKöln ATLS-Providerkurs 16./17.11.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deHannover ATLS-Providerkurs 17./18.11.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deKiel ATLS-Providerkurs 23./24.11.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deMünchen-Unterschleißheim ATLS-Providerkurs 24./25.11.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deKöln ATLS-Providerkurs 30.11./11.12.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deLeipzig ATLS-Providerkurs 30.11./11.12.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deDezemberUlm ATLS-Providerkurs 08./09.12.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deHannover ATLS-Providerkurs 08./09.12.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deBielefeld ATLS-Providerkurs 15./16.12.2012 Dr. C. Wölfl www.atls.de, Anmeldung unter www.auc-kursportal.deOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012361


Service / Fort- und Weiterbildung2. Kalender Veranstaltungen der DGU, DGOOC bzw. DGOUUnter Schirmherrschaft der DGU, DGOOC bzw. DGOUJuliOrt Kongress/Kurs Termin Leitung Info/AnmeldungBernau/Felden Sportmedizintage Medical Park 04.07 – 08.07. PD Dr. M. Schmitt-Sody, www.smtc.intercongress.deDr. F. DürenMühlheim an der Ruhr 12. IGOST OP-Kurs Wirbelsäule 05.07 – 07.08. Prof. J. Jerosch, Dr. C. Schott www.jerosch.deAugsburg DAF-Zertifikat Fußchirurgie –Operationskurs SehnenchirurgieIV06.07 – 07.07. www.fuss-chirurgie.deMünchen23. MünchnerHandchirurgisches Symposium07.07. Dr. K – D. Werber www.handchirurgie-muenchen.deTuttlingen Hüftendoprothetik für Ärzte 12.07 – 13.07. PD Dr. Volkmann www.aesculap-akademie.deWildbad KreuthTuttlingen4. Tegernseer Schulter- undEllenbogenkursBasiskurs Knieendoprothetikfür ÄrzteMünchen Das Patellofemoral Gelenk –Teil IIRegensburg89. Jahrestagung derVereinigung der BayerischenChirurgen e. V.18.07 – 21.07. Prof. U. Brunner,Prof. E. WIedemannwww.tese-kurs.de19.07 – 20.07. Prof. L. Hovy, Prof. C. Perka www.aesculap-akademie.de21.07. Prof. G. Bauer, Dr. D.Wagnerwww.sportklinik-stuttgart.de25.07 – 27.07. Prof. M. Nerlich www.vbc2012.deAugustKönigsteinGesamtrefresher-Kurs(Kompetenzerhaltungskurs)Wiesbaden 5. Sportmedizinische Woche –Triathlon CountdownIsnyKasselTechnikkurs I “ManuelleMedizin/Chriotherapie”3. Kasseler documenta-Symposiumder Vitos OrthopädischenKlinik Kassel04.08 – 11.08. Dr. Bischoff info@aerzteseminar-mwe.de08.08 – 10.08. s.jaworski@mediacalnetworks.de11.08 – 18.08. Dr. Müller info@aerzteseminar-mwe.de18.08. Anmeldung per Fax bis 13.07.: 0561- 3084 204Berlin G-I-N Conference 22.08 – 25.08. Philip van der Wees, GünterOllen-schlägerHamburg4th European Plastic SurgeryResearch Council (EPSRC) 2012Düsseldorf DAF-Zertifikat Fußchirurgie –Anatomischer Präparationskurs Iwww.gin2012.org23.08 – 26.08. Salvatore D'Arpa www.epsrc.eu31.08 – 01.09. www.fuss-chirurgie.deGlattfelden bei Zürich AE-Dreiländerkurs Knie Dr. B. Christen, Prof. dr.med. N. Böhler, Prof. Dr.med. F. GebhardBasel15. Basler Symposium fürKinderorthopädie31.08 – 01.09. Prof. Dr. med. C. Hasler, Dr.med. A. Kriegwww.ae-germany.comwww.baslerkinderorthopaedie.orgSeptemberGlonn bei MünchenDresdenBerlinAE-Tutorial „Endoprothetik desHüftgelenks“6. Kongress der MitteldeutschenChirurgenvereinigung (MDCV)2012Revisions-Hüftendoprothetikfür Ärzte03 – 05.09. Prof. Dr. med. W. Mutschler,Prof. Dr. med. D. Parschwww.ae-germany.com06.09 – 07.09. Prof. F. Bonnaire www.mdcv-kongress.de06.09 – 07.09. Prof. C. Eingartner www.aesculap-akademie.deBerlin Fragility Fracture Network 06.09 – 08.09. Prof. K. Dreinhöfer www.ff-network.org362Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | juni 2012


Service / Fort- und WeiterbildungBad Iburg Osteophathie - Einführung 06.09 – 08.09. Prof. E. Nicholas info@aerzteseminar-mwe.deDüsseldorf AE-Masterkurs Knie 07.09 – 08.09. Dr. med. A. Franz, PD Dr.med. R. Decking, PD Dr.med. R. Steffen, Prof. Dr.med. M. WagnerBerlinHannoverZürich/SchweizBremenFrankfurt/M.HeidelbergStrategien zur Fehlervermeidungim OP – Qualität, Sicherheit undRisikomanagementSonderkurs ManuelleMedizin bei Kindern – Kurs A/Diagnostikkurs 129. Kongress derDeutschsprachigenArbeitsgemeinschaft fürArthroskopie (AGA)43. Jahrestagung der<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> derPlastischen, Rekonstruktivenund Ästhetischen Chirurgen(DGPRÄC) e. V., 17.Jahrestagung der Vereinigungder <strong>Deutsche</strong>n Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)e. V.5. Curriculum unfallchirurgischorthopädischeBegutachtung –Kurs V, Spez. GutachterthemenTeil II2. Rhein-Neckar-Symposium2012 Update Wirbelsäulewww.ae-germany.com10.09. Prof. C – D. Heidecke www.aesculap-akademie.de12.09 – 16.09. Dr. W. Kemlein info@aerzteseminar-mwe.de13.09 – 15.09. www.aga-kongress.info13.09 – 15.09. Prof. C. Can Cedidi www.conventus.de/dgpraec201214.09 – 15.09. Prof. K. Weise, Prof.R. Hoffmann, Prof. M.Schiltenwolf14.09 – 15.09. Prof. V. Ewerbeck, Prof. G.Schmidmaier u.a.Dortmund Zukunftssymposium Orthopädie 15.09. Prof. Dr. med. B – D.KatthagenDresdenIsnyIsnyTechnikkurs I „ManuelleMedizin/Chirotherapie“Manuelle Medizin bei KindernKurs C: Therapiekurs ISonderkurs ManuelleMedizin bei Kindern – Kurs C/Therapiekurs Ikongress@bgu-frankfurt.dewww.rhein-neckar-symposium.dewww.orthodoc.de15.09 – 22.09. Dr. Moll info@aerzteseminar-mwe.de19.09 – 22.09. Dr. W. Coenen info@aerzteseminar-mwe.de19.09 – 22.09. Dr. W. Coenen info@aerzteseminar-mwe.deBrandenburg MedPro 2012 20.09. Prof. E. Beck, Prof. T.Schrader, Prof. D. WikarskiBerlinMilano/ItalienDresdenBerlin7. Jahrestagung <strong>Deutsche</strong><strong>Gesellschaft</strong> InterdisziplinäreNotfall- und Akutmedizin(DGINA) 2012European Hip Society 10thCongressDeutsch-chinesischesBiotechnologie Symposium7. Jahrestagung <strong>Deutsche</strong><strong>Gesellschaft</strong> InterdisziplinäreNotfall- und Akutmedizin(DGINA) „FaszinationNotfallmedizin“Greifswald DAF-Zertifikat Fußchirurgie –Operationskurs VorfußchirurgieIIMünster DAF-Zertifikat Fußchirurgie –Operationskurs TraumatologieVIIKarlsruheTechnikkurs I „ManuelleMedizin/Chirotherapie“, Teil 1medpro2012.fh-brandenburg.de20.09 – 22.09 Dr. Brigitte Schwalbe www.dgina-kongress.de20.09 – 22.09 Luigi Zagra www.ehs2012.org20.09 – 21.09. Dr. M. Stiehler www.daad.de20.09. – 22.09. PD Dr. C. Wrede www.conventus.de/dgina-kongress/21.09 – 22.09. www.fuss-chirurgie.de21.09 – 22.09. www.fuss-chirurgie.de21.09 – 23.09 Dr. Frey info@aerzteseminar-mwe.deOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012363


Service / Fort- und WeiterbildungBerlin DGOOC-Hüftkurs 26.09 – 28.09. Onlineregistrierung: www.registration.intercongress.deGenua/ItalienDresdenHamburgInternational CongressOsteorheumatology on BoneInvolvement in Arthritis11. <strong>Deutsche</strong>r Kongress fürVersorgungsforschung und 4.Nationaler Präventionskongress20. Internationaler und interdisziplinärerKongress derEuropean Workgroup for ManualMedicine „Asymmetrie in derEntwicklung des Kinder – dermanualmedizinische Ansatz“Aachen DAF-Zertifikat Fußchirurgie –Operationskurs Arthrodesen III27.09 – 28.09. www.osteorheumatology.it27.09 – 29.09. Prof. T. Hoffmann, Prof. W.Kirch, Prof. H. Pfaffwww.dkvf2012.de27.09 – 29.09. L. E. Koch www.ewmm-kongress.de28.09 – 29.09. www.fuss-chirurgie.deHeidelberg 5th Heidelberg Deformity-Day 28.09 – 29.09. Dr. Wenz, Dr. Dreher www.deformity-day.deKarlsruheDortmundTechnikkurs I „ManuelleMedizin/Chirotherapie“, Teil 2Abschlusskurs Sonographie derSäuglingshüfte28.09 – 30.09. Dr. Frey info@aerzteseminar-mwe.de29.09. Prof. B – D. Katthagen, Dr. H.D. MatthiessenDorothee.Grosse@akademiedo.deOktoberMünchenSalzburgXVII. InternationalerSchulterkurs48. Jahrestagung derÖsterreichischen <strong>Gesellschaft</strong>für Unfallchirurgie: Akute undchronische pathologischeVeränderungen der großenSehnen01.10 – 03.10. Prof. A. Imhoff www.schulterkurs.de04.10 – 06.10. Prim. Dr. A. Paschucki www.unfallchirurgen.atRegensburg 16. Chirurgische Forschungstage 4.10 – 06.10. Prof. Dr. H. J. Schlitt, Prof. E.GeisslerBerlin DGSP-Jubiläumskongress „100Jahre <strong>Deutsche</strong> Sportmedizin“Hannover DAF-Zertifikat Fußchirurgie –Operationskurs SehnenchirurgieIVGüssing/ÖsterreichLübeckHannover5. Burgenländischer Rheumatag„Der Knochen im Focus“53. Kongress der Dt.<strong>Gesellschaft</strong> für Handchirurgie50. Jahrestagung der Dt.<strong>Gesellschaft</strong> für plastische undWiederherstellungschirurgiee. V.www.uniklinikum-regensburg.de05.10 – 06.10. Prof. H. Löllgen www.dgsp.de/kongress05.10 – 06.10. www.fuss-chirurgie.de10.10. Dr. R. Fallent, Dr. G. Guhr azmedinfo@media.co.at11.10 – 13.10 www.dgh-kongress.de11.10 – 13.10. Prof. N – C. Gellrich www.dgpw2012.deLübeck 17. DAHTH e.V. Jahrestagung 11.10 – 13.10 www.dahth.deHannoverHeidelberg50. Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n<strong>Gesellschaft</strong> für Plastische undWiederherstellungschirurgieHeidelberg Castle MeetingLive Operations and Videos11.10 – 13.10. Prof. Dr. Dr. N.C. Gellrich www.dgpw2012.de11.10 – 13.10R. Siebold, H.Thermann,F. Thorey, H.Pässlerwww.heidelberg-castle-meeting.deWien/ÖsterreichJahrestagung derÖsterreichischen <strong>Gesellschaft</strong>für Physikalische Medizinund Rehabilitation(ÖGPMR) „Diagnose- undBehandlungskonzepte in derPhysikalischen Medizin undRehabilitation”12.10 – 13.10. Prof. T. Paternostro-Sluga www.oegpmr.at364Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | juni 2012


Service / Fort- und WeiterbildungIsny-NeutrauchburgBerlinBerlinWochenendrefresher “ManuelleMedizin”2nd European Hand TraumaPrevention Congress8. <strong>Deutsche</strong>r Kongress fürOrthopädie und Unfallchirurgie13.10 – 14.10. Dr. Bischoff info@aerzteseminar-mwe.de15.10 – 16.10. Dr. R. Böttcher, Dr. W.Eichendorf,Dr. T. Linz23.10 – 26.10. Prof. W. Mittelmeier,Prof. C. Josten, Dr. A. Gassenwww.handprevention2012.orgwww.dkou.orgAscheffel Tagesrefresher Manuelle Medizin 27.10. Dr. Fleischhauer info@aerzteseminar-mwe.deNovemberWien/Österreich 11. Wiener Osteoporosetag 09.11. Prof. E. Preisinger www.osteoporosetag.atStuttgart DAF-Zertifikat Fußchirurgie –Operationskurs VorfußchirurgieII09.11 – 10.11. www.fuss-chirurgie.deHannoverMainzGrünwald b. MünchenMünsterMünchen9. HannoveranerArthroskopiekurs Schulter &Knie31. UnfallmedizinischeTagung der DGUV (<strong>Deutsche</strong>Gesetzliche Unfallversicherung)Abschlusskurs „Sonographiedes Stütz- undBewegungsapparates“Fortbildungsseminar „BlendedLearning - Update Orthopädie/Unfallchirurgie”5th International HipArthroscopy MeetingFrankfurt/M. DAF-Zertifikat Fußchirurgie –Operationskurs Rheumafuß VIsnyIstanbul/TürkeiSonderkurs Manuelle Medizinbei Kindern – Kurs D/Therapiekurs IIXVI. Annual Meeting of the ESSEuropean Society of SurgeryWien/Österreich DAF-Zertifikat Fußchirurgie –Workshop Kinderfuß VI09.11 – 10.11. Prof. Dr. H. Lill, Prof. Dr. P.Lobenhoffer, PD Dr. J. D.Agneskirchner10.11 – 11.11. Prof. P. Kirschner, Prof. R.Hoffmannwww.arthroskopiekurs-hannover.dewww.comed-kongresse.de10.11 – 11.11. www.vfos.info11.11. Prof. C. Götze, Prof. G.Gosheger, Prof. M. Raschke,Prof. C. Schulze-Pellengahr,Prof. R. Smektalawww.aekwl.de16.11 – 17.11. M. Dienst, R. Villar ocm-muenchen.de16.11 – 17.11. www.fuss-chirurgie.de22.11 – 24.11. Dr. W. Coenen info@aerzteseminar-mwe.de22.11 – 24.11. C. Terzi www.ess2012.org23.11 – 24.11. www.fuss-chirurgie.deWien/Österreich 12. Wiener Rheumatag 27.11. PD Dr. A. Dunky, Prof. M.KöllerMünchen Kompaktkurs Kinderorthopädie 27.11 – 30.11. Prof. R. Krauspe,Prof. K. Parsch,azmedinfo@media.co.atwww.kinderorthopaedie.orgHannoverDubai/ VereinigteArabische EmirateHo Chi Minh City/VietnamSonderkurs ManuelleMedizin bei Kindern – Kurs B/Diagnostikkurs 2Combined 33rd SICOT & 17thPAOA Orthopaedic WorldConferenceBone & Joint Decade WorldNetwork Conference 2012 inpartnership with SRS LecturesCourse-SSHV 10 and OperativeSpine Course27.11 – 01.12. Dr. W. Kemlein info@aerzteseminar-mwe.de28.11 – 30.11. www.sicot.org29.11 – 02.12. www.boneandjointdecade.deBonn Komplexe Kniechirurgie 30.11 – 01.12. PD Dr. H. Mayr, PD Dr. R.Hubewww.knie-komplex.deOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012365


Service / Fort- und WeiterbildungDezemberNürnberg28. NürnbergerArthroskopiekurs undGelenksymposium05.12 – 08.12. PD Dr. H.J. Bail, Prof. E.Wiedemann, PD Dr. R.Sieboldwww.arthroskopiekurs-nuernberg.deStuttgart7. <strong>Deutsche</strong>rWirbelsäulenkongress- Jahrestagung derDWG <strong>Deutsche</strong>WirbelsäulengesellschaftDresden 14. AE-Kongress –Rekonstruktive Gelenkchirurgie06.12 – 08.12. PD Dr. M. Ruf www.dwg2012.de07.12 – 08.12. Prof. K-P. Günther, Prof.M. Morlock, Prof. E.Neugebauer, Prof. H. Zwippwww.ae-gmbh.comBerlin DGOOC-Fußkurs 13.12 – 15.12. Dr. J. Dohle Onlineregistrierung: www.registration.intercongress.deHildesheim5. Masterclass Hildesheim(MCH) 201214.12 – 15.12. Prof. B. Wippermann, Dr. E.Mössingerwww.masterclass-hildesheim.de2013JanuarMilano/ItalienMayrhofen/Österreich1st European Congress on thedevelopment and definition ofa reconstruction ladder for thetreatment of musculoskeletalconditions using regenerativeapproaches31. Jahrestagung derDeutschsprachigenArbeitsgemeinschaft fürVerbrennungsbehandlung (DAV)14.01 – 15.01. Prof. G. M. Calori valeria.vasco@devitalservice.com16.01 – 19.01. Prof. H – O. Rennekampff,Prof. Dr. A. AdamsFreiburg Freiburger Knorpeltage 2013 18.01 – 19.01. Prof. Dr. N. P. Südkamp,PD Dr. H. O. Mayr, PD Dr. P.NiemeyerSchruns/Österreich 18. Forum Wirbelsäulenchirurgie 24.01 – 26.01. Dr. K. Schnake, Dr. L.Gobisch, Dr. P. Lübke, Dr. M.LeimertMünster DAF-Zertifikat Fußchirurgie –Abschlusskurs Kursreihe 2012VIIIParis17th International ArgoSpineSymposiumwww.dav2013.atwww.freiburger-knorpeltage.dewww.dwg-schruns.de25.01 – 26.01. www.fuss-chirurgie.de31.01 – 01.02. www.argospine.orgFebruarHamburgMünchenKongress „Kinderreha ist keinLuxus“3. Münchener Symposium fürexperimentelle Orthopädie,Unfallchirurgie und muskuloskelettaleForschung14.02 – 16.02. www.rehakind.com21.02 – 22.02. PD Dr. R. Burgkart, Prof. M.v. Griensven, Prof. P. Müller,Prof. M. Schieker, Prof. A.Schilling, PD Dr. S. Vogtsandra.peter@med.uni-muenchen.de366Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | juni 2012


Service / Fort- und WeiterbildungMärzWeimar Osteologie 2013 06.03 – 09.03. PD Dr. G. Lehrmann, PD Dr.A. RothDavos/Schweiz3rd International Knee Update– reconstructive surgery in theyoung arthritic patient07.03 – 09.03. Dr. U. Munzinger, PD Dr. P.SchöttleMünchen Knorpelkurs 2013 22.03 – 23.03 Prof. Dr. A. B. Imhoff, PD Dr.S. Hinterwimmerwww.osteologie13.dewww.gelenkzentrum.comwww.sportortho.deMaiMünchen 130. DGCH-Kongress 30.04 – 03.05. Prof. K – W. Jauch www.chirurgie2013.deBaden-Baden61. Jahrestagung der VSOUVereinigung süddt. Orthopädenund Unfallchirurgen e. V.01.05 – 04.05. Dr. H. Locher www.vsou.deJuniMannheim28. Dt – Österr – Schweiz.Kongress für Sportorthopädieund Sporttraumatologie14.06 – 15.06. Prof. H. Schmitt www.gots-kongress.orgWürzburg DVSE 2013 19.06 – 22.06. Prof. F. Gohlke www.dvse-kongress.deSeptemberWiesbaden 30. AGA-Kongress 19.09 – 21.09. PD Dr. J. Agneskirchner, PDDr. T. Zantopwww.aga-kongress.infoOktoberDüsseldorf54. Kongress der Dt.<strong>Gesellschaft</strong> für Handchirurgieund 18. DAHTH e.V.Jahrestagung10.10 – 12.10. Prof. J. Windolf, Prof. M.Schädel-Höpfnerwww.dgh-kongress.deBerlin<strong>Deutsche</strong>r Kongress fürOrthopädie und Unfallchirugie22.10 – 25.10. Prof. Dr. R. Hoffmann, Prof.Dr. B. Kladny, Prof. Dr. K.-D.Hellerwww.dkou.de2014MaiBerlin 131. DGCH-Kongress 29.04 – 02.05. Prof. J. Jähne www.dgch.deOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012367


Service / KleinanzeigenOrthopädie / Gem.-PraxisKons. und amb. operativ geführt (2 Kollegen) sucht Nachfolger/infür ausscheidenden Seniorpartner, faire Konditionen.PLZ-Gebiet 8…. Chiffre 21 12 31368Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | juni 2012


Qualität und SicherheitM e ta l l- M e ta l l- G l e i t pa a ru n g e nAktuelle Konsensus-EmpfehlungenVO R B E M E R K U N GSehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,am 16. April 2012 hat unter Schirmherrschaftder European Federation of NationalAssociations of Orthopaedics and Traumatology(EFORT), der European Hip Society(EHS), der Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik(AE) und der <strong>Deutsche</strong>n Arthrosehilfe(DAH) eine internationale Konsensuskonferenzzur Thematik „Metall-Metall-Gleitpaarungen“stattgefunden. Unter Beteiligungvon Mitgliedern der AE als Sektion der DGOUund der DGOOC sowie von Experten aus unterschiedlichennationalen und internationalenGremien wurde eine Empfehlung zurHandhabung erarbeitet, die wir Ihnen indeutscher Übersetzung zur Verfügung stellenmöchten. Wir hoffen, dass dieses Dokumentin der teilweise kontroversen Diskussionum die Thematik für Sie eine Orientierungshilfeist.Prof. Dr. Fritz UweNiethardGeneralsekretär DGOOCProf. Dr. Klaus-PeterGüntherAE-Präsident1. Was ist die gegenwärtige Evidenz zumNutzen (Effektivität), den Risiken undUnsicherheiten von Metall-Metall-Gleitpaarungen(MoM-Gleitpaarungen)a. Was ist der Nutzen (Effektivität)?■■MoM ist derzeit die einzige Technikfür Oberflächenersatz.■■Reine MoM-Gleitpaarungen enthaltenkeine Polyethylenpartikel, die Osteolysenverursachen könnten.■■MoM-Gleitpaarungen produzierenweniger volumetrischen Abrieb alsherkömmliches Polyethylen.■■Es besteht ein geringeres Risiko vonMaterialbrüchen für MoM-Gleitpaarungenim Vergleich zu Keramik.■■Totalendoprothesen mit MoM-Großköpfen (Kopfgröße 36mm undgrößer) und auch Oberflächenersatz-Prothesenhaben ein geringeresRisiko für Luxationen als Totalendoprothesenmit kleinen Köpfen (Kopfgröße28-32mm). Bei Totalendoprothesenmit Großköpfen nimmt derBewegungsumfang mit der Kopfgrößezu (nur bis 40mm).■■Beim Oberflächenersatz kann mehrKnochensubstanz auf der femoralenSeite erhalten werden als bei der konventionellenTotalendoprothese.b. Was sind die bekannten Risiken?Lokale Risiken:■■Aufgrund der kleinen Größe vonAbriebpartikeln ist bei MoM-Gleitpaarungendie Gelenkkapsel einerhöheren Partikelzahl ausgesetzt alsbei Gleitpaarungen mit Polyethylen-Pfannen■■Kleine Köpfe: Geringes zusätzlichesRisiko für unerwünschte Wirkungenaufgrund metallischem Abrieb(adverse reaction to metal debris /ARMD) im Vergleich zu konventionellenGleitpaarungen.■■Großköpfe: Höheres Risiko für ARMDim Vergleich zu konventionellenGleitpaarungen. Erhöhtes Risiko fürKonusabrieb und Randbelastung.■■Oberflächenersatz: Risiko für ARMDinsbesondere bei kleinen Implantatgrößen,weiblichen Patienten undniedrigem Überdachungswinkel.Risiko des Auftretens von Schenkelhalsfrakturen.Eventuell mehr Knochenverbrauchauf der Pfannenseitebei der primären Versorgung und beiWechseleingriffen.Systemische Risiken:■■Verbreitung der metallischen Produkteüber den Blutkreislauf in Nervensystemund anderen Organen.■■Ansammlung von Metallionen bei Patientenmit Nierenfunktionsstörungenmit unbekannten Folgen.c. Was sind ungeklärte Fragestellungen?■■Langfristige Auswirkungen von metallischenProdukten (das heißt Partikel,Ionen, metallorganische Verbindungen)einschließlich systemischerEffekte (das heißt Karzinogenität, Teratogenitätund Toxizität).■■Prädiktiver Wert von Metallionen imBlut für unerwünschte lokale undsystemische Reaktionen.2. Bewertung der Sicherheit von Patientennach Implantation von MoM-Gleitpaarungen:a. Werden systematische Nachuntersuchungenempfohlen? Wenn ja – für welcheImplantate und Patienten?■■Ja, für alle Patienten und alle Implantate.Für Totalendoprothesen mit kleinenMoM-Köpfen sind systematischeNachuntersuchungen wie bei konventionellenTotalendoprothesen ausreichend.Für Totalendoprothesen mitgroßen MoM-Köpfen und den Oberflächenersatzwerden engmaschigereNachuntersuchungen empfohlen.296Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Qualität und Sicherheitb. Wie lange und wie häufig sollten asymptomatischePatienten überwacht werden?Für die gesamte Lebensdauer des Kunstgelenkes:■■Kleine MoM-Köpfe: So häufig wiekonventionelle Totalendoprothesen.■■MoM-Großköpfe: Jährlich.■■Oberflächenersatz: Jährlich für dieersten fünf Jahre, dann entsprechendden lokalen Empfehlungen für Patientenmit konventionellen Totalendoprothesen.Wenn die Metallionen-Werte in den erstenzwei Jahren postoperativ im Normalbereichsind, kann die Häufigkeit weitererNachuntersuchungen den lokalenEmpfehlungen für konventionelle Totalendoprothesenangepasst werden. BeiPatienten mit Risikofaktoren wie kleinerImplantatgröße (


Qualität und Sicherheitzusätzliche Bildgebung und engmaschigereNachuntersuchungen empfohlen.Im Falle von pathologischenBefunden der zusätzlichen Bildgebungund / oder einer weiteren signifikantenSteigerung des Co-Wertes,sollte eine Wechseloperation mitdem Patienten besprochen werden,da eine signifikante Akkumulationvon Metall mit lokaler ARMD zu erwartenist (vor allem bei Co-Werten> 20 µg/L).■■Im Falle einer übermäßigen Erhöhungder Metallionen-Werte (Coetwa 20 µg/L oder höher) sollte wegenmöglicher Osteolysen, Gewebsnekrosenund möglicher langfristigerAuswirkungen auf die Gesundheiteine Revisionsoperation mit dem Patientenbesprochen werden.■■Das individuelle Risiko-Nutzen-Verhältnissollte vor dem Eingriff gewürdigtwerden.c. Ist eine regelmäßige Überwachung derMetallionen-Werte nach der Entfernungnotwendig?■■Eine routinemäßige Überwachungder Metallionen nach dem Entfernender MoM- Gleitpaarung wird nichtempfohlen, da zurzeit keine wirksamenInterventionen bei erhöhtenMetallionen-Werten empfohlen werdenkönnen.4. Angemessene Kommunikation / Verteilungder Empfehlungen an Patienten,Ärzte und Interessenvertreter?a. Wie sollten Patienten informiert werden?■■Vor der geplanten Implantation vonMoM-Gleitpaarungen muss jederPatient umfassend mündlich undschriftlich über Nutzen, Risiken, Unsicherheitenund empfohlene Untersuchungenim Zusammenhang mitMoM-Gleitpaarungen informiertwerden. Die Aufklärung sollte imRahmen eines Dialoges zwischen Patientund Operateur erfolgen.■■Patienten mit bereits implantierterGroßkopf-MoM-Gleitpaarung undOberflächenersatz sollten darüberinformiert werden, dass häufigereNachuntersuchungen als bei MoM-Gleitpaarungen mit kleinen Köpfenempfohlen werden.■■Risiken und Nutzen sollten in den fürPatienten relevanten Ergebnisdimensionen(wie zum Beispiel Morbidität,gesundheitsbezogene Lebensqualität,Risiko unerwünschter Ergebnisse)ausgedrückt werden. Die Angabeabsoluter Risiken ist der Angabe relativerRisiken vorzuziehen. Es solltehervorgehoben werden, dass einevollständige (100 Prozent) Vorhersagepositive oder unerwünschter Ergebnissenicht möglich ist. Unsicherheitensowohl bezüglich der Risikenals auch des Nutzens sollten klargemachtwerden.■■Idealerweise sollte die Patienteninformationauf einer systematischenund umfassenden Literaturübersichtbasieren.■■Die Information sollte Patienten eineinformierte Entscheidungsfindungsowohl hinsichtlich der Implantationvon MoM-Gleitpaarungen alsauch der Indikation zu Revisionseingriffenbei Problemfällen mit bereitsimplantierter MoM-Gleitpaarung ermöglichen.■■Unterschiedliche Interessenvertreter– einschließlich, aber nicht notwendigerweisebegrenzt auf Patientenorganisationen,Orthopäden undUnfallchirurgen, Toxikologen undEpidemiologen – sollten in die Entwicklungeiner Patienteninformationeinbezogen sein. Jeder mögliche Interessenskonfliktvon Personen, die ander Erstellung einer Patienteninformationbeteiligt sind, sollte erklärtwerden.■■Der Zugang zu entsprechenden Informationensollte kostenfrei undD G O O C - S t e l lungnahmeDie <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädieund Orthopädische Chirurgie hat in denOUMN vom April 2012, Seite 146f., eine Stellungnahmezu den „giftigen Prothesen“, wieKunstgelenke mit Metall-Metall-Gleitpaarungenin den Medien oft genannt werden, abgegeben.Darin führt die Fachgesellschaft Argumentepro und contra diese Versorgungsforman. Im Text heißt es auch, dass Metall-Metall-Gleitpaarungen nicht pauschal verurteiltwerden sollten, um Hüftendoprothesenträgernicht unnötig zu verunsichern. Um einwirkliches Frühwarnsystem zu etablieren, dasvalide Rückschlüsse auf die Prozess- und Ergebnisqualitätermöglicht, müsse das Endoprothesenregisterschnellstmöglich seine Arbeitaufnehmen.ohne jegliche Behinderung möglichsein. Die Verbreitung der Informationkann in unterschiedlichen Formaten,Medien und / oder durch unterschiedlicheOrganisationen erfolgen,sollte aber inhaltlich identisch sein.b. Wie sollten Operateure informiert werden?Die Information von Operateuren sollte■■umfassend und verständlich Nutzen,Risiken, Unsicherheiten sowie empfohleneUntersuchungen im Zusammenhangmit MoM-Gleitpaarungenabdecken (einschließlich produktbezogenerals auch implantationsbezogenerAspekte)■■den Hinweis einschließen, dass vorder Operation eine patientenindividuelleNutzen-Risiko-Abschätzungvorzunehmen und zu berücksichtigenist.■■die obenangegebenen Empfehlungenzur Sicherheitsbewertung von Patientennach Implantation von MoM-Gleitpaarungen sowie vor der Indikationsstellungzu Revisionseingriffeneinschließen.■■auf einer systematischen und umfassendenLiteraturübersicht basieren.Die Information sollte den Evidenzleveljeder Empfehlung angeben (zumBeispiel Expertenmeinung, RCT bzw.nicht-randomisierte Studie, Meta-Analyse von randomisierten bzw.nicht-randomisierten Studien).■■eine Erklärung zu möglichen Interessenskonfliktenvon Personen, die ander Erstellung der Information beteiligtsind, enthalten.298Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012


Qualität und Sicherheit■■in unterschiedlichen Formaten, Medienund / oder durch unterschiedlicheOrganisationen erfolgen, aberinhaltlich identisch sein.■■anderen medizinischen Disziplinen(zum Beispiel Neurologen, Kardiologen,Onkologen) zugänglich gemachtwerden, da Patienten mit MoM-Gleitpaarung dort möglicherweise inBehandlung sind.5. Bedarf für zukünftige Forschungsaktivitätena. Präklinische Forschung:Es ist notwendig,■■den Einfluss relevanter Parameter aufAbrieb und Korrosion von Konusverbindungen(unter Berücksichtigungvon Konusgröße, -durchmesser und-länge) in Abhängigkeit von Material,Oberflächenstruktur, Kopfdurchmesser,Gelenkreibung sowie Fügekraftund -richtung zu untersuchen. Abriebproduktevon Konusoberflächeund Gleitpaarung sollten hierbeinach Möglichkeit differenziert werden.■■die Mechanismen der Freisetzungvon Partikeln / Ionen / metallorganischenVerbindungen in großen (≥36mm) und kleinen (

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