Aus unserem FachFilm ab: Prof. Heller begleitete das Kamerateam bei sämtlichen DreharbeitenFoto: HEHF e r n s e h e nDie neuen Knochen-DocsFür eine mehrteilige Reportage im Rahmen der Sendung Visite – „Operation Leben“ drehte der NorddeutscheRundfunk (NDR) vier Wochen lang in der Orthopädischen Klinik des Herzogin Elisabeth Hospitalsunter der Leitung von Prof. Dr. Karl-Dieter Heller. Wir sprachen mit ihm über die Dreharbeiten.Der zwölfjährige Tom hat ein Überbeinam Knie. Das soll wegoperiert werden.Ein Arzt malt einen Smiley auf das Bein– „Das ist die Eintrittskarte in den OP“–, dann schaut der Junge in die Kamera,zieht die Nase kraus und sagt: „Ich habeein bisschen dolle Angst.“ Seine Mutterhängt einen Schutzengel an sein Bett,dann begleiten seine Eltern ihn bis zurOP-Schleuse.Eine neue Folge der „Knochen-Docs“?Nein, wir sind nicht beim SüdwestdeutschenRundfunk. Der hat 2010 und 2011„Geschichten aus der Heidelberger Orthopädie“ausgestrahlt, mit großem Erfolgund Zuschauerquoten, bei denendie Herzen von Fernsehmachern höherschlagen. Geschichten über Patienten,ihre Erkrankung und Heilung berührenund interessieren die Menschen, einfachweil sie jeden treffen können.Auf dieses Erfolgsrezept setzt nun auchder NDR, der seit einigen Wochen Reportagenaus Krankenhäusern zeigt, erst ausder Neuro-, dann aus der Herzchirurgieund nun auch aus der Orthopädie. Drehortist das Herzogin Elisabeth Hospitalin Braunschweig. Chefarzt Prof. Dr. Karl-Dieter Heller wirft mit uns einen Blickhinter die Kulissen.OUMN: Der NDR sendet Geschichten ausder Braunschweiger Orthopädie. Wie habenSie das geschafft, Herr Prof. Heller?Prof. Dr. Karl-Dieter Heller: Ich bin malzu der NDR-Sendung Visite, einer medizinischenRatgeber-Sendung, eingeladenworden. Damals war im Vorfeld derSendung ein Team bei uns, welches mitdem Ambiente und den Abläufen sehrzufrieden war. Bei der „Operation Leben“gab es zuvor fünf Folgen aus der Herzchirurgieund fünf aus der Neurochirurgie.Als der Sender dann auch die Orthopädiezeigen wollte, hat die Redaktion beiuns angefragt. Und wir haben mit großerFreude zugesagt.Sie hatten keine Sorge, dass dieJournalisten die Tatsachen verzerrenkönnten?Nein, ich kannte die beiden Autorinnen,Susanne Kluge-Paustian und Anna Schubert,von den früheren Dreharbeiten. Dassind sehr angenehme Journalistinnen,die eine große Ruhe und Professionalitätausstrahlen. Aber es ist schon spannend –man weiß ja nie, was von den zahlreichengefilmten Szenen übrig bleibt. Das Teamhat vier Wochen gedreht, am Ende werdeneineinviertel Stunden ausgestrahlt.Ich bin sehr zufrieden, wie das ganze Materialkomprimiert worden ist. Natürlich286Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012
Aus unserem FachWenn man eine Chance hat, das Fach so hautnah darzustellen –ich sehe das wirklich als eine Chance für unser Fach –, dann mussman sich auch engagieren. Das heißt, ich war bei den Drehsimmer dabei.sind auch Szenen rausgefallen, von denenich gedacht hätte, dass man die gut hättezeigen können. Aber insgesamt wird unserFach im Allgemeinen und natürlichauch unsere Klinik sehr gut präsentiert.Wahrscheinlich ist den Journalistinnendie Auswahl auch nicht leicht gefallen.Überhaupt nicht. Sie hatten 90 StundenFilmmaterial. Das war harte Arbeit, denÜberblick zu bewahren, die Geschichtenim Kopf zu behalten, sich an die einzelnenSzenen zu erinnern und entsprechendzusammenzuschneiden. Wenn man eineChance hat, das Fach so hautnah darzustellen– ich sehe das wirklich als eineChance für unser Fach –, dann muss mansich auch engagieren. Das heißt, ich warbei den Drehs immer dabei.Wie sind die Patienten ausgewähltworden?Wir haben aus unserer Sicht geeignetePatientinnen und Patienten vorgeschlagen,und zwar mehr, als dann gefilmtworden sind. Wir haben sie gefragt, obsie damit einverstanden wären, und dannhat sich eine der Journalistinnen mit ihnenin Verbindung gesetzt, hat sich mitihnen unterhalten und dann entschieden,ob sie für solche Aufnahmen geeignetsind. Einige sind während der Dreharbeitenauch wieder rausgenommen worden,weil wir gemerkt haben, dass sie angespanntund im Stress waren, wenn dieKamera anging.Ist einer aus dem Filmteam malumgekippt?Ich habe vor kurzem vor Rotariern einenVortrag über arthroskopische Chirurgiegehalten und dabei eine unblutige Aufnahmeeiner diagnostischen Arthroskopiegezeigt. Da sind tatsächlich zweikollabiert. Aber das Kamera-Team – siewaren immer zu viert – blieb standhaft,hat alle Operationen von Anfang bis Endegefilmt, nur ab und zu mal hat sich maleiner weggedreht.Sprechen Patienten Sie darauf an, dasssie Sie aus dem Fernsehen kennen?Ja, ständig. Das ist ein Phänomen, das ichseit Jahren kenne, weil ich für die Ratgeberseiteeiner Braunschweiger Zeitungschreibe. Ich werde oft auf dem Krankenhausfluroder im Treppenhaus mit demSatz aufgehalten „Ich kenne Sie aus derZeitung“. Die Patienten finden das sehrpositiv und werten das als hohe Fachkompetenz.Laufen an Ihrer Klinik jetzt mehrPatientenanfragen auf?Die zusätzlichen Patientenanfragen haltensich in Grenzen, was bei durchauslangen Wartezeiten in unserer Klinikkein Problem darstellt. Es gibt ein paarAnfragen per E-Mail – „Ich habe Sie imFernsehen gesehen, können Sie mir helfen“–, aber es ist nicht so, dass das Telefondauerhaft schellen würde. Das warnach einem Visite-Auftritt auch schonganz anders. Einmal habe ich im Rahmeneines Beitrages einen Fall mit einemkleinen Eingriff gelöst, danach haben bestimmt300 oder 400 Patienten in unsererKlinik angerufen.Vielleicht sind die dargestellten Fällenicht spektakulär genug?Wahrscheinlich nicht. Sie tragen abersehr gut dazu bei, das Spektrum unsererKlinik und das der Orthopädie bekanntzu machen. Ich habe großen Wert daraufgelegt, dass alle Mitarbeiter, die Verantwortungtragen, in der Sendung vorkommen.Wir sehen den Kinderorthopäden,die beiden leitenden Oberärzte, den Wirbelsäulenspezialistenund den Sportmediziner.Für die Mitarbeiter ist das übrigenstoll. Die Dreharbeiten hatten einenhohen Stellenwert für unsere CorporateIdentity. Das schweißt zusammen, allesind stolz.Interview: Jana EhrhardtSie können sich die „Operation Leben:Orthopädie“ in der NDR-Mediathekanschauen:www.ndr.de/mediathek/ index.html→ auf „Mediathek starten“ klicken, dann imSuchfenster „Orthopädie“ eingebenOrthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | Juni 2012287