Orthopädie und Unfallchirurgie - Deutsche Gesellschaft für ...
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20<br />
Aus unserem Fach<br />
Auswirkungen des DFG-Graduiertenkollegprogramms<br />
aus der Perspektive der<br />
Berufsverläufe <strong>und</strong> Berufserfolge der Absolventen<br />
untersucht <strong>und</strong> die Ergebnisse<br />
in einer 215 Seiten umfassenden Schrift<br />
veröffentlicht (9). Sie kamen zu dem Ergebnis,<br />
dass „das Ziel, innovative Betreuungsstrukturen<br />
einzurichten, bei denen<br />
interdisziplinäre <strong>und</strong> möglichst auch<br />
interinstitutionell besetzte Teams von<br />
Hochschullehrerinnen <strong>und</strong> Hochschullehrern<br />
die Begleitung der Promovierenden<br />
übernehmen, sich nur <strong>für</strong> einen<br />
Teil der Kollegiatinnen <strong>und</strong> Kollegiaten<br />
ergeben. Auch wenn die Dissertation<br />
durch zwei oder mehr Hochschullehrerinnen<br />
<strong>und</strong> Hochschullehrer betreut<br />
wurde, waren diese Teams häufig nicht<br />
interdisziplinär besetzt, seltener waren<br />
interin stitutionelle Betreuungsteams zu<br />
finden.“ „Quantität <strong>und</strong> Qualität der Betreuungsgespräche<br />
werden – unabhängig<br />
von den Betreuungsstrukturen – durchgängig<br />
gut beurteilt.“<br />
Die Dauer der Promotion betrug in den<br />
sogenannten Lebenswissenschaften 3,7<br />
Jahre <strong>für</strong> Kollegiaten <strong>und</strong> 4,2 Jahre <strong>für</strong><br />
Nicht-Kollegiaten. In der Benotung <strong>für</strong><br />
diesen Bereich fand sich kein signifikanter<br />
Unterschied zwischen den Kohorten.<br />
Letztlich zeigte sich, dass lediglich <strong>für</strong><br />
die Geistes- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften in<br />
allen untersuchten Indikatoren signifikante<br />
Unterschiede zwischen Kollegiaten<br />
<strong>und</strong> Nicht-Kollegiaten bestanden, sodass<br />
sich aus den aufwändigen Promotionskollegprogrammen<br />
keinesfalls <strong>für</strong> alle<br />
Bereiche ein Benefit darstellen lässt.<br />
Fazit<br />
Die Einschätzungen von Doktoranden zur<br />
Bedeutung ihrer Dissertation werden vor<br />
allen Dingen im Hinblick auf den Umgang<br />
<strong>und</strong> das Verständnis statistischer Methoden,<br />
der Interpretation von Versuchsergebnissen<br />
in anderen Studien <strong>und</strong> die<br />
Interpretation von Originalarbeiten gesehen.<br />
Dies befähigt sie, wissenschaftliche<br />
Medizinische Dissertationen üben einen erheblichen Einfluss auf<br />
die Forschungsleistung der universitären medizinischen Einrichtungen<br />
aus.<br />
Literatur<br />
1 Wissenschaftsrat: Anforderungen an die<br />
Qualitätssicherung der Promotion. Positionspapier<br />
2011. www.wissenschaftsrat.de/<br />
download/archiv/1704-11.pdf<br />
2 Kutter I, in Zeit Online vom 4.3.2011: Was<br />
ist der Dr. wert? Nie wurde in Deutschland<br />
so viel promoviert wie heute – die Qualität<br />
bleibt auf der Strecke. www.zeit.de/2011/10/<br />
Wert-des-Doktortitels<br />
3 Statistisches B<strong>und</strong>esamt Wiesbaden: Bildung<br />
<strong>und</strong> Kultur: Prüfungen an Hochschulen.<br />
Fachserie 11, Reihe 4.2, 2010<br />
4 Dewey M, Schönberger E, Schnapauff D,<br />
Zimmermann E: Medizinische Dissertation:<br />
Was sollten Promotionsbetreuer beachten?<br />
DÄB online, 03.09.2004. www.aerzteblatt.<br />
de/aufsaetze/0401<br />
Publikationen richtig zu lesen <strong>und</strong> zu interpretieren,<br />
was relevant ist <strong>für</strong> die tägliche<br />
klinische Arbeit <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lage einer<br />
evidenzbasierten Medizin. Für einige<br />
Promovenden stellt es den Einstieg <strong>und</strong><br />
Beginn einer wissenschaftlichen Karriere<br />
dar (10).<br />
Die Mitglieder des Gr<strong>und</strong>satzausschusses<br />
der DGU sind der Ansicht, dass medizinische<br />
Dissertationen einen erheblichen<br />
Einfluss auf die Forschungsleistung der<br />
universitären medizinischen Einrichtungen<br />
ausüben. Ein direkter Vergleich von<br />
medizinischen Dissertationsleistungen<br />
mit anderen Fachbereichen ist aus fach-<br />
5 Weihrauch M, Strate J, Pabst R: Die medizinische<br />
Dissertation – kein Auslaufmodell.<br />
Ergebnisse einer Befragung von Promovierenden<br />
stehen im Widerspruch zu oft geäußerten<br />
Meinungen. Dtsch Med Wochenschr<br />
2003, 128: 2583-2587<br />
6 Bönisch J, in Süddeutsche Online vom<br />
8.7.2009: Dr. med. Dünnbrettbohrer. www.<br />
sueddeutsche.de/karriere/medizinstudium-<strong>und</strong>-promotion-dr-med-duennbrettbohrer-1.120817<br />
7 Cursiefen C, Altunbas A: Contribution of medical<br />
student research to the Medline indexed<br />
publications of a German medical faculty.<br />
Med Educ 1998, 32: 439-440<br />
8 Bitter-Suermann D: Die medizinische Promotion<br />
als Teil der Ausbildung. Vortrag anlässlich<br />
des Medizinischen Fakultätentags in<br />
immanenten Gründen nicht möglich <strong>und</strong><br />
führt zu einer sachlich falschen, die medizinischen<br />
Promotionsleistungen verzerrenden<br />
Beurteilung.<br />
Die Medizinischen Fakultäten stehen<br />
vor der besonderen Herausforderung,<br />
klinische Patientenversorgung <strong>und</strong> wissenschaftliches<br />
Arbeiten auf höchstem<br />
Niveau zu gewährleisten. Dieses Nebeneinander<br />
aber erfordert <strong>und</strong> begünstigt<br />
eine patientenorientierte Forschung, garantiert<br />
die Praxisnähe der wissenschaftlich<br />
tätigen Ärzte <strong>und</strong> vermeidet Kompetenzverlust<br />
im Fachgebiet durch längerfristige<br />
klinische Abwesenheit derselben,<br />
insbesondere in chirurgischen, auf ununterbrochene<br />
praktische Ausübung angewiesenen<br />
Fächern.<br />
Um der Tendenz der abnehmenden Promotionsbereitschaft<br />
unter Medizinstudierenden<br />
entgegen zu wirken, hat der<br />
Gr<strong>und</strong>satzausschuss der DGU in Zusammenarbeit<br />
mit den Senatoren der DGU<br />
den Entwurf der Stiftung eines Promotionspreises<br />
erstellt.<br />
PD Dr. Julia Seifert<br />
Prof. Dr. Jürgen Probst<br />
PD Dr. Julia Seifert leitet<br />
den Gr<strong>und</strong>satzausschuss<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong>.<br />
Berlin am 26.10.2011. www.mft-online.de/<br />
files/bitter-suermann_flexner.pdf<br />
9 DFG: Neue Ausbildungsformen – andere<br />
Werdegänge? Ausbildungs- <strong>und</strong> Berufsverläufe<br />
von Absolventinnen <strong>und</strong> Absolventen<br />
der Graduiertenkollegs der DFG. Wiley-VCH<br />
2009. ISBN 978-3-527-32629-7<br />
10 Papst R, Strate J, Rothkötter H-J: Die medizinische<br />
Dissertation: Sinnvolle Ergänzung –<br />
oder Ablenkung vom Studium? DÄB 1997,<br />
94: A-2314-A2318<br />
11 Tenorth H E: Die Promotion in der Krise.<br />
Eine Dissertation ist nicht in erster Linie Statussymbol,<br />
sondern zentraler Qualitätsindikator<br />
<strong>und</strong> Steuerungsinstrument. FAZ<br />
21.07.2011, S. 8<br />
<strong>Orthopädie</strong> <strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong> Mitteilungen <strong>und</strong> Nachrichten | Februar 2012