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Die Länge des Rheins und seine Vermessung

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Im Jahre 1830 erschien eine "Topographisch-Statistische Beschreibung der Königlich<br />

Preußischen Rheinprovinzen" (9). Der Verfasser F. v. Restorff gibt in Kapitel B eine<br />

Beschreibung der Gewässer. Neben den geographischen Erläuterungen finden sich<br />

hier Angaben über <strong>Länge</strong>n <strong>des</strong> <strong>Rheins</strong> <strong>und</strong> einzelner Abschnitte.<br />

R. schreibt u. a. auf S. 77: "... Der Vorder-Rhein nimmt nach einem achtstündigen<br />

Lauf unweit Dissentis den Mittel-Rhein auf, <strong>und</strong> bei Reichenau, 1 ½ St<strong>und</strong>e oberhalb<br />

Chur, vereinigen sich beide mit dem Hinter-Rhein, <strong>des</strong>sen Lauf 21 St<strong>und</strong>en beträgt.<br />

Nach dieser Vereinigung erhält der Strom den gemeinschaftlichen Namen Rhein.<br />

Derselbe fließt von hier nach dem Bodensee, bei Basel, Straßburg, Mainz vorbei,<br />

<strong>und</strong> betritt nach einem Lauf von 187 ¾ St<strong>und</strong>en bei Bingen das Preußische Gebiet.<br />

Auf S.79 fährt er fort: "... <strong>Die</strong> Distanz, welche der Rhein von <strong>seine</strong>m Ursprung bis zu<br />

<strong>seine</strong>r Teilung im Königreich der Niederlande, <strong>und</strong> von da bis zu dem Ausfluss <strong>seine</strong>r<br />

verschiedenen Arme in das Meer durchläuft, beträgt 303 ½ St<strong>und</strong>en. (Anm. <strong>Die</strong>se<br />

Werte decken sich genau mit den von Ockhardt ermittelten.) Davon kommen auf den<br />

Preußischen Anteil 83 ½ St<strong>und</strong>en, nämlich von Bingen bis Coblenz 21, bis Cöln 23,<br />

bis Düsseldorf 11 ½ , bis Wesel 14 ½ , <strong>und</strong> bis zur Niederländischen Grenze 13 ¾<br />

St<strong>und</strong>en." (<strong>Die</strong>se Werte sind anders als die von Ockhardt).<br />

Rechnet man die St<strong>und</strong>enangaben anhand der h e u t i g e n Stromkilometrierung<br />

um, so führt dies zu einem mittleren Wert von ziemlich genau 4,0 km für eine St<strong>und</strong>e.<br />

(<strong>Die</strong> Maßangabe findet sich in dem Buch nicht.) Das bedeutet, dass R. die Gesamtlänge<br />

<strong>des</strong> <strong>Rheins</strong> mit etwa 1.215 km ermittelt haben kann. <strong>Die</strong>se Zahl erscheint zu<br />

klein, zumal eine wesentliche Beeinflussung durch Korrektionsarbeiten noch nicht<br />

vorhanden gewesen ist. Andererseits stimmt aber die Angabe von 83 ¾ St<strong>und</strong>en<br />

Laufzeit in den ehemals preußischen Gebieten zwischen Bingen <strong>und</strong> der deutschniederländischen<br />

Grenze - das entspricht 333 Stromkilometern - mit den heutigen<br />

Verhältnissen gut überein.<br />

Demgegenüber weist das Universal Lexikon vom Großherzogtum Baden 1844 eine<br />

<strong>Länge</strong> <strong>des</strong> <strong>Rheins</strong> von 303 St<strong>und</strong>en aus. Eine badische Weg-St<strong>und</strong>e ist 4,444... km;<br />

das ist ein Wert, der der bereits erwähnten franz. Lieue entspricht. <strong>Die</strong> daraus ermittelte<br />

Stromlänge beläuft sich dann auf 1.345 km.<br />

Wenn oben schon auf die Änderungen der Rheinlänge hingewiesen worden ist, die<br />

der Strom durch Verlegungen <strong>seine</strong>s Laufs bewirkt hat, so traf eine weitere Beeinflussung<br />

durch die verschiedenen Rheinkorrektionen ein.<br />

Im Gebiet <strong>des</strong> Niederrheins sind verschiedene Durchstiche angelegt worden. Angaben<br />

darüber finden sich bei Jasm<strong>und</strong> in der "Denkschrift anlässlich <strong>des</strong> 50jährigen<br />

Bestehens der <strong>Rheins</strong>trombauverwaltung. Erwähnt werden sollen nur der "Büdericher-,<br />

Flürensche-, Bislicher-, Griether- <strong>und</strong> Emmericher Kanal" sowie der "Reeser<br />

Durchstich". <strong>Die</strong>se Korrektionen wurden im 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert ausgeführt; der<br />

Reeser Durchstich war sogar schon 1677 fertig gestellt worden.<br />

<strong>Die</strong> durch die erwähnten Arbeiten hervorgerufene Laufverkürzung von nur wenigen<br />

Kilometern ist hinsichtlich der Unsicherheit älterer <strong>Länge</strong>nangaben nicht gravierend.<br />

Einen weit stärkeren Einfluss auf die Rheinlänge übte die Tullasche Korrektion am<br />

Oberrhein aus, die in den Jahren zwischen 1817 <strong>und</strong> 1875 ausgeführt wurde. Ohne<br />

auf Einzelheiten einzugehen - in der einschlägigen Literatur sind Angaben über Tullas<br />

Arbeiten <strong>und</strong> die durch die Durchstiche bewirkten Verkürzungen der Lauflänge<br />

vorhanden; beträgt die Verkürzung der Oberrheinstrecke fast 1/4 <strong>des</strong> ursprünglichen<br />

Laufes oder rd. 100 km. Der kartographisch interessierte Leser findet in einem 1885<br />

erschienenen badischen Atlas über die Korrektion <strong>des</strong> Oberrheins den Vergleich <strong>des</strong><br />

Rheinlaufes vor der Regulierung (mit Einzeichnung der geplanten Begradigung sowie<br />

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