6 | St. Josefshaus Herten 2008
Bericht <strong>des</strong> Geschäftsführers „<strong>Die</strong> <strong>einzigen</strong> <strong>Konstanten</strong> <strong>des</strong> <strong>Erfolges</strong> <strong>sind</strong> <strong>Flexibilität</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Bereitschaft zur Veränderung.“ G. A. Luedecke Das St. Josefshaus Herten hat sich <strong>die</strong>ses Zitat im Berichtszeitraum 2008 zu Herzen genommen. Wir <strong>sind</strong> nicht der Nabel der Welt, um den sich alles dreht, sondern ein kleines Mosaik in einer Gesellschaft, deren Sozialpolitik sich seit Jahren gravie rend wandelt. Lange Zeit lebten Menschen mit Behinder ungen in sogenannten Sonderwelten. Der Weg der Betreuung war vorgezeichnet von der Frühförderung über <strong>die</strong> Sonderschule, Werkstätten <strong>und</strong> Wohnheime. Umgeben von gut ausgebildeten <strong>und</strong> motivierten professionellen Helfern, doch meist abgeschieden von der Normalbevölkerung, umfassend versorgt, aber nur mit geringen Möglichkeiten ihr Leben selbst zu gestalten. <strong>Die</strong> zukünftigen Konzepte müssen genau an <strong>die</strong>sem Punkt ansetzen. Dort wo Förderung möglich ist, sollen Menschen mit Behinderungen in <strong>die</strong> Lage versetzt werden, dass sie ihr Leben oder Teile ihres Lebens selber verantworten. <strong>Die</strong>s entspricht im Übrigen dem in der katholischen Soziallehre festgelegten Subsidiaritätsprinzip. Konkret bedeutet <strong>die</strong>s, dass Bildung <strong>und</strong> Erziehung auf Selbstbestimmung <strong>und</strong> Übernahme von Verantwortung ausgerichtet ist. <strong>Die</strong>se Erkenntnisse führten zu einem Konzeptwechsel im St. Josefhaus Herten. Dort, wo das Potential zur Selbstständigkeit <strong>des</strong> Menschen mit Behinderung vorhanden ist, entwickeln wir es gezielt weiter. Dazu bieten wir <strong>die</strong> Möglichkeit, wohnortnah in kleinen Wohneinheiten <strong>und</strong> Wohngemeinschaften zu leben. Schwerbehin der te Menschen – <strong>die</strong> gegenwärtig aus r<strong>und</strong> 40 Stadt- <strong>und</strong> Landkreisen Baden- Württembergs zu uns kommen – erhalten im Rahmen eines Kompetenzzentrums passgenaue Hilfen. Im Mittelpunkt steht dabei das Recht auf eine qualifizierte Tagesstruktur. Wir bauen mit großem Aufwand <strong>die</strong>sen Bereich aus, so dass eine Beschäftigung <strong>und</strong> Förderung in einem zweiten Lebensbereich erfolgen kann. Das Thema Behinderung <strong>und</strong> altersbedingte Pflegebedürftigkeit wird <strong>die</strong> nächsten Jahre an Aktualität gewinnen. Auch hier <strong>sind</strong> wir dabei, Strukturen auszubilden <strong>und</strong> Menschen hierfür zu qualifizieren. <strong>Die</strong>s ist eine große Herausforderung, da im Bereich der Kranken- <strong>und</strong> Altenpflege derzeit ein großer Fachkräftemangel zu verzeichnen ist. <strong>Die</strong> Auswirkungen der Verwaltungsstrukturreform, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Behindertenhilfe dem Aufgabenbereich der Landkreise zuordnete, wird mittelfristig zu einer geringeren Nachfrage im St. Josefshaus führen. Das zeigt das Bestreben der Landkreise, möglichst <strong>die</strong> Anbieter vor Ort zu berücksichtigen. <strong>Die</strong>se Situation, <strong>die</strong> sich auf <strong>die</strong> Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter aus wirken wird, führte zu der Entscheidung ein zweites Geschäftsfeld aufzubauen. Verschiedene Anfragen von Kirchengemeinden <strong>und</strong> Kommunen haben uns bei <strong>die</strong>sem Schritt bestärkt. <strong>Die</strong> Anpassung der Betriebskonzepte <strong>und</strong> <strong>die</strong> Entwicklung der Mitar beiter ist eine Aufgabe, <strong>die</strong> Zeit beansprucht. Das dritte Senioren zentrum kam mit dem traditionellen Altenpflege-Zentrum St. Franziskus in Bad Säckingen zu unserem Unternehmen. Pflegeheime werden sich zu Sozialzentren entwickeln, bei denen gleichermaßen auch ambulante Angebote verordnet <strong>sind</strong> <strong>und</strong> bei denen der in der Fachdiskussion oft genannte Hilfemix aufgebaut wird. <strong>Die</strong> enormen Entwicklungs chancen in <strong>die</strong>sem Bereich werden durch zwei Projekte gekennzeichnet, nämlich eine Wohngemeinschaft für De mente in Endingen am Kaiserstuhl <strong>und</strong> <strong>die</strong> Gründung eines Hospiz in Lörrach-Stetten in der Trägerschaft <strong>des</strong> St. Josefshauses, <strong>des</strong> Caritas verban<strong>des</strong> für den Landkreis Lörrach <strong>und</strong> <strong>des</strong> Diakonischen Werkes in Lörrach. Trägerübergreifende Projekte können Zukunftsmodelle sein, bei denen der einzelne Träger nicht in der Lage ist, eine Aufgabe alleine wahrzunehmen. St. Josefshaus Herten 2008 | 7