Die Ruinen der Burg Hartenberg bei Meiningen - leclaire-kunst.de
Die Ruinen der Burg Hartenberg bei Meiningen - leclaire-kunst.de
Die Ruinen der Burg Hartenberg bei Meiningen - leclaire-kunst.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1<br />
JAKOB PHILIPP HACKERT<br />
1737 Prenzlau - San Piero di Careggio 1807<br />
Ansicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Seine-Brücke und <strong>de</strong>s Schlosses von Vernon<br />
Gouache über Bleistift; alt montiert.<br />
Links unten mit schwarzer Fe<strong><strong>de</strong>r</strong> signiert und datiert: Jacq: P: Hackert. f: 1767.<br />
165 x 240 cm<br />
Hackert war im Frühjahr 1765 nach Paris gekommen, wo er sich <strong>de</strong>m Kreis um <strong>de</strong>n hochangesehenen<br />
Graphiker Johann Georg Wille anschloss. Mit seinen Landschafts- und Seebil<strong><strong>de</strong>r</strong>n hatte er viel Erfolg<br />
und fand mehrfach namhafte För<strong><strong>de</strong>r</strong>er. So war er 1766 für mehrere Monate Gast <strong>de</strong>s Bischofs von Le<br />
Mans auf <strong>de</strong>ssen Landsitz in Yvry, einem kleinen, westlich von Paris an <strong><strong>de</strong>r</strong> Eure gelegenen Ort. Von dort<br />
aus begann er seine Reise durch die Normandie, während <strong><strong>de</strong>r</strong>er er zahlreiche Skizzen nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Natur<br />
anfertigte. Ein in Weimar aufbewahrtes Skizzenbuch enthält dreiundvierzig Zeichnungen mit Impressionen<br />
<strong>de</strong>s ländlichen Lebens, aber auch Ansichten von <strong>Burg</strong>ruinen und Schlössern, die ihm neben<br />
zahlreichen ähnlichen Skizzen als Vorlagen für Gouachen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gemäl<strong>de</strong> dienten. Eine darin enthaltene<br />
1766 angefertigte Fe<strong><strong>de</strong>r</strong>- und Pinselzeichnung 1 [Fig. 1] zeigt die gleiche Ansicht von Vernon und ist das<br />
direkte Vorbild für die vorliegen<strong>de</strong> Gouache, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Künstler ein Jahr später im Atelier ausführte. Solche<br />
Landschaftsbil<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> populär gewor<strong>de</strong>nen Technik <strong><strong>de</strong>r</strong> Gouache fan<strong>de</strong>n in Paris ein weites Publikum<br />
und bil<strong>de</strong>ten die Grundlage für Hackerts finanziellen Wohlstand.<br />
Unser Blatt zeigt die mittelalterliche Brücke über die Seine <strong>bei</strong> Vernon mit <strong><strong>de</strong>r</strong> auf einem Brückenbogen<br />
über <strong>de</strong>m Wasser errichteten Mühle, einem dazu gehören<strong>de</strong>n größeren Gebäu<strong>de</strong> sowie die Türme <strong>de</strong>s<br />
Château <strong>de</strong>s Tourelles aus <strong>de</strong>m 12. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Mühle und Schloss sind heute noch erhalten und<br />
zählen zu <strong>de</strong>n Sehenswürdigkeiten <strong>de</strong>s kleinen Ortes in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe von Giverny.<br />
Der enge Zusammenhang unseres Blattes mit <strong><strong>de</strong>r</strong> vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Natur entstan<strong>de</strong>nen Skizze dokumentiert<br />
auch die <strong>kunst</strong>theoretische Position Hackerts, <strong>de</strong>nn die Tätigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> von Wille unterstützten Künstler<br />
stand im Zeichen <strong>de</strong>s Gegensatzes von Naturalismus und Klassizismus. Stärker noch als in Berlin sah sich<br />
Hackert in Paris mit diesem Antagonismus konfrontiert, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung um I<strong>de</strong>al und<br />
Wirklichkeit, Kunst und Natur in <strong><strong>de</strong>r</strong> zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts bestimmte.<br />
Es waren <strong>de</strong>nn auch keineswegs wirtschaftliche Grün<strong>de</strong>, die Hackert 1768 veranlassten Paris zu verlassen,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es ging ihm, – wie Goethe berichtet – darum, seine „Studien <strong><strong>de</strong>r</strong> schönen Natur in Italiens reizen<strong>de</strong>n<br />
Gegen<strong>de</strong>n fortzusetzen und sich in Roms lehrreichen Aufenthalte völlig auszubil<strong>de</strong>n.“ 2<br />
Fig. 1: Jakob Philipp Hackert, À Vernon,<br />
Fe<strong><strong>de</strong>r</strong> und Pinsel, aus <strong>de</strong>m Weimarer Skizzenbuch