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Die Ruinen der Burg Hartenberg bei Meiningen - leclaire-kunst.de

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4<br />

CHRISTOPH HEINRICH KNIEP<br />

1755 Hil<strong>de</strong>sheim - Neapel 1825<br />

Arkadische Landschaft mit Apoll<br />

Braune Fe<strong><strong>de</strong>r</strong>, braun laviert.<br />

640 x 900 mm<br />

Provenienz: Privatbesitz, Paris<br />

Kniep, <strong><strong>de</strong>r</strong> seit 1781 in Rom lebte, sie<strong>de</strong>lte 1785 in die Gegend von Neapel über. Mit kurzen Unterbrechungen<br />

blieb er bis zu seinem Tod in Neapel, einem „Eldorado“ für Landschaftszeichner. 1 1787<br />

begleitete er Johann Wolfgang von Goethe als Zeichner auf <strong>de</strong>ssen Sizilienreise. Den Kontakt hatte<br />

Johann Heinrich Wilhelm Tisch<strong>bei</strong>n in Neapel vermittelt. <strong>Die</strong> Zeichnungen, die Kniep für Goethe<br />

anfertigte, begrün<strong>de</strong>ten seinen Nachruhm. 2<br />

Kniep zeichnete aber nicht nur Ansichten nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Natur, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n schuf auch i<strong>de</strong>ale Landschaften, wie<br />

die vorliegen<strong>de</strong> 3 . Im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund <strong><strong>de</strong>r</strong> großformatigen Darstellung befin<strong>de</strong>t sich Apoll zwischen fünf<br />

Frauen und Schafen. Da<strong>bei</strong> han<strong>de</strong>lt es sich um eine Vermischung <strong><strong>de</strong>r</strong> im ausgehen<strong>de</strong>n 18. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

beliebten Themen Apoll <strong>bei</strong> <strong>de</strong>n Hirten und Apoll als Musenführer 4 . Hinter <strong>de</strong>n Figuren öffnet sich eine weite<br />

I<strong>de</strong>allandschaft, die außeror<strong>de</strong>ntlich reich mit unterschiedlichen Bäumen, aber auch Bauwerken ausgestattet<br />

ist. So steht am Ufer <strong>de</strong>s Gewässers eine Pyrami<strong>de</strong>, und am Hang erhebt sich ein Bauwerk in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Art <strong>de</strong>s Pantheon. Das Motiv griff Kniep in zwei weiteren Zeichnungen auf. Eine reine Umrisszeichnung<br />

bereitete die Komposition vor, während eine 1798 datierte Zeichnung im Lan<strong>de</strong>smuseum Ol<strong>de</strong>nburg<br />

geringfügig von <strong><strong>de</strong>r</strong> vorliegen<strong>de</strong>n Zeichnung abweicht, <strong>bei</strong>spielsweise befin<strong>de</strong>t sich an <strong><strong>de</strong>r</strong> Stelle <strong>de</strong>s<br />

Pantheon ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Gebäu<strong>de</strong>komplex 5 . <strong>Die</strong> zeichnerische Genauigkeit, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kniep die südliche<br />

Landschaft und die darin gelegenen antiken Denkmäler erfasste sowie die anmutigen Staffagen, machten<br />

seine Zeichnungen zu einem beliebten „Souvenir“ für Italienreisen<strong>de</strong> auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Grand Tour.<br />

Kunsttheoretisch bewerteten Kniep und seine Zeitgenossen die I<strong>de</strong>allandschaften höher als die präzisen<br />

Landschaftswie<strong><strong>de</strong>r</strong>gaben. Im Nachruf auf Kniep, <strong><strong>de</strong>r</strong> am 18. und 22. August 1825 im Kunstblatt Ludwig<br />

Schorns abgedruckt wur<strong>de</strong>, heißt es diesbezüglich: In einer guten Schule und unter unablässigem Studiren einer<br />

wun<strong><strong>de</strong>r</strong>schönen Natur, so wie <strong><strong>de</strong>r</strong> auserlesensten Kunstwerke je<strong><strong>de</strong>r</strong> Gattung, machte Kniep Riesenschritte und erhob sich vom<br />

Vedutenzeichner zum trefflichen Componisten. 6<br />

1 Neapel, dieses leibhaftige Eldorado, diese unerschöpfliche Goldgrube für <strong>de</strong>n Landschaftsmaler und Zeichner, war lange schon <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegenstand von<br />

Knieps’s tiefster Sehnsucht gewesen. (Nachruf 1825, zitiert nach Georg Striehl, Der Zeichner Christoph Heinrich Kniep (1755-1825).<br />

Landschaftsauffassung und Antikenrezeption, Hil<strong>de</strong>sheim 1998, S. 6).<br />

2 Ausst. Kat., Christoph Heinrich Kniep – Zeichner an Goethes Seite. Zwischen Klassizismus, Realismus und Romantik, Roemer-Museum<br />

Hil<strong>de</strong>sheim, hrsg. von Manfred Boetzkes, Lamspringe 1992.<br />

3 Eine vergleichbare großformatige I<strong>de</strong>al-Landschaft befin<strong>de</strong>t sich im J. Paul Getty Museum, Los Angeles: A Shepherd and<br />

Muses by a Waterfall, schwarze Fe<strong><strong>de</strong>r</strong>, braun laviert über Bleistift, 66,5 x 50,8 cm. – Siehe: Nicholas Turner, The J. Paul Getty<br />

Museum, Los Angeles, European Drawings 4, Catalogue of the Collections, Los Angeles 2001, S. 110 f., Nr. 38.<br />

4 Hermann Mil<strong>de</strong>nberger, Faunenfamilie. Anmerkungen zur Ikonographie <strong><strong>de</strong>r</strong> klassizistischen Idylle. in: Ikonographia. Anleitung zum Lesen von<br />

Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Festschrift Donat <strong>de</strong> Chapeaurouge, hrsg. von Bazon Brock und Achim Preiß, München 1990, S. 125-138.<br />

5 Georg Striehl, op. cit., S. 362, Nr. 434, Abb. 259 und S. 377 Nr. 578.<br />

6 Zitat nach Georg Striehl, op. cit., S. 306.

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