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Plautus' Captivi oder Die Palliata als Prätexta - Titus Maccius Plautus

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<strong><strong>Plautus</strong>'</strong> <strong>Captivi</strong> <strong>oder</strong> <strong>Die</strong> <strong>Palliata</strong> <strong>als</strong> <strong>Prätexta</strong> 25<br />

sehr wichtige Taxe, die einen neuen Beweis giebt, dass ein richtiges Kunstgenie<br />

auch unbewusst und zufällig das Rechte findet, und dass dessen Fehler<br />

oft besser sind, <strong>als</strong> Anderer Tugenden.93<br />

Denn nicht kann es darum gehen, <strong>Plautus</strong> eine schlechte Dramaturgie<br />

nachzuweisen, sondern nur eine solche, die in der Tradition des Stegreifspiels<br />

locker motiviert und nicht wie die der Iect genau berechnet<br />

und gefügt ist.<br />

Kraus hat zu Recht gesagt, kein „von dem Stück ergriffener Leser"<br />

werde die Einzelheiten vermissen:94 <strong>Plautus</strong> kam es mehr auf (komisches)<br />

ndceog <strong>als</strong> auf köyo; an.<br />

3. Original<br />

"the <strong>Captivi</strong> [...] outdoes all its companions<br />

in sheer blockheadedness."<br />

(Norwood 1932, 63)<br />

Nach der Betrachtung der Struktur drängt sich das Problem des Origin<strong>als</strong><br />

auf. <strong>Die</strong> Tatsache, daß die Szenen nicht einleuchtend verbunden,<br />

sondern geklittert und die Auftritte der Personen nicht sorgfältig motiviert,<br />

sondern nach Belieben addiert sind, macht die verbreitete Ansicht,<br />

daß <strong>Plautus</strong> ein griechisches Stück „im ganzen treu wiedergegeben"<br />

habe,95 recht unwahrscheinlich, jedenfalls wenn man an die<br />

lece denkt; aber auch die I■gai wird in diesem Punkt nicht wesentlich<br />

anders einzuschätzen sein. Umgekehrt sind die genannten Eigenheiten<br />

charakteristisch für jede Form von Stegreifspiel. Dennoch liegt<br />

eine gewisse Verwandtschaft mit der N6:x vor. <strong>Die</strong> Bühne zeigt ein<br />

Haus, nicht aber zwei Häuser <strong>oder</strong> ein Haus und ein Heiligtum, wie es<br />

üblich ist. Es wird ein verloren gegangenes Kind ‚wiedererkannt', aber<br />

nicht eine Tochter, wie es Tradition ist.96 Es ist, <strong>als</strong> setze der Dichter<br />

bekannte Formen der 1■Tot voraus und variiere sie. Zuweilen genügt<br />

ein Anklingen. So wird die dcvayvo3ptalg nicht adäquat ausgespielt. In<br />

der Regel wird die Tochter durch eine Person <strong>als</strong> Zeugin <strong>oder</strong> durch<br />

amicia identifiziert. In den <strong>Captivi</strong> liegt ein Notbehelf vor. Schon<br />

Lessings ‚Gegner' hob den ,einfältigen Gedanken' hervor, daß <strong>Plautus</strong><br />

Tyndarus, nachdem er gehört habe, daß er Hegios Sohn sei, sagen<br />

lasse: nunc demum in memoriam redeo, quom mecum recogito. / nunc<br />

93 1866, 75.<br />

94 1977, 161.<br />

95 Kraus 1977, 160.<br />

96 Segal 1991, 565 Anm. 38.

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