Plautus' Captivi oder Die Palliata als Prätexta - Titus Maccius Plautus
Plautus' Captivi oder Die Palliata als Prätexta - Titus Maccius Plautus
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2. Struktur<br />
I. Akt<br />
<strong><strong>Plautus</strong>'</strong> <strong>Captivi</strong> <strong>oder</strong> <strong>Die</strong> <strong>Palliata</strong> <strong>als</strong> <strong>Prätexta</strong> 15<br />
«ce qui gäte les Captifs, c'est ä la<br />
fois le caracee hybride du sujet, et<br />
la lenteur du d6veloppement.»<br />
(Ernout 1933, 88)<br />
Das Geschehen spielt nicht in einer Stadt, sondern — ganz ungewöhnlich<br />
— in einer ‚Landschaft': nam Aetolia haec est (94). Wenn einige<br />
Forscher, mit <strong><strong>Plautus</strong>'</strong> Vagheit unzufrieden, Pleuron 53 <strong>oder</strong> Kalydon54<br />
<strong>als</strong> Schauplatz angeben, so beruht das „eben nur auf einer der Absicht<br />
des Dichters schwerlich entsprechenden Vermutung." 55 Der Prolog<br />
berichtet über alle Voraussetzungen der Handlung sowie über den genauen<br />
Ausgang. Dann erscheint Ergasilus und erklärt, was ein Parasit<br />
im allgemeinen und er im besonderen sei (11). Er exponiert noch einmal<br />
den Krieg und Hegios Gefangenenkauf (92-101). Er hat Hunger<br />
und will zu dem Vater seines kriegsgefangenen jungen Herrn. Sowohl<br />
während des Prologs <strong>als</strong> auch während Ergasilus' Monolog stehen —<br />
ganz ungewöhnlich — Philocrates und Tyndarus gefesselt auf der<br />
Bühne herum: Es ist der ungeeignetste Ort, auf den Hegio kommen<br />
konnte. Nun tritt er heraus (I 2) und gibt einem Aufseher, mit dem er in<br />
ein Wortgeplänkel gerät, bis er genug hat (sed satis verborumst, 125),<br />
den Auftrag, die Gefangenen nicht mehr zusammen, sondern einzeln<br />
zu fesseln. Das ist ein netter Zug, der handlungsmäßig aber völlig<br />
überflüssig ist. Darauf will Hegio zu seinem Bruder, um sich nach<br />
weiteren Gefangenen, die er bei ihm untergebracht hat, zu erkundigen.<br />
Man wundert sich: Hegio ist ein reicher Bürger (324), hat <strong>als</strong>o ein<br />
großes Haus, bewahrt aber die gekauften Gefangenen teils auf der<br />
Straße, teils im Haus des Bruders, nur nicht in dem eigenen auf. Da tritt<br />
Ergasilus zu ihm; der Alte bezeichnet — ganz ungewöhnlich — den<br />
Schnorrer <strong>als</strong> wahren Freund seines Sohns (140-141). Ergasilus gibt<br />
der Trauer um dessen und das davon abhängende eigene Schicksal so<br />
überzeugend Ausdruck, daß Hegio — ganz ungewöhnlich — den<br />
Parasiten dreimal trösten muß (139, 152, 167-168)! Dann teilt er ihm mit<br />
(169-171), was dieser vorher schon selbst verkündet hat (98-101), daß<br />
er nämlich den Sohn gegen einen der Gefangenen austauschen wol-<br />
53 Lindsay 1921, 69, der nicht einmal anmerkte, daß es sich nur um eine Hypothese<br />
handelt.<br />
54 Vgl. Lessing (1750) 1972, 468.<br />
55 BNK 1930, 4 Anm. 1.