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Plautus' Captivi oder Die Palliata als Prätexta - Titus Maccius Plautus

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<strong><strong>Plautus</strong>'</strong> <strong>Captivi</strong> <strong>oder</strong> <strong>Die</strong> <strong>Palliata</strong> <strong>als</strong> <strong>Prätexta</strong> 41<br />

<strong>Die</strong> Logik der Abläufe ist eine reine Logik des Zwecks, sie kann das Verhältnis<br />

von Ursache und Folge auf die Folge selbst beschränken.169<br />

Ergasilus tritt dreimal mit einem Monolog auf (I 1, III 1, IV 1), Hegio<br />

(III 2) und Tyndarus (III 3) je einmal. Der alte Kenner der Commedia<br />

dell'arte L. Riccoboni bezeichnete gerade Monologe <strong>als</strong> sichere<br />

Elemente, die das Spielen der ‚mündlichen' Komödie erleichterten.170<br />

Hegio verhandelt mit Philocrates und Tyndarus 210 Verse171 (II 2/3),<br />

mit Aristophontes und Tyndarus 235 Verse lang (III 4/5). Zu der ersten<br />

Szene bemerkte Norwood, die Zeit stehe sti11,172 zu der zweiten<br />

Ernout, sie sei «de nature ä lasser l'auditeur le mieux dispos6.»173 So<br />

wird man festzustellen haben, daß die Handlung "generally proceeds<br />

with extreme slowness",174 daß die Komödie «se passe tout entire en<br />

monologues et dialogues qui pi6tinent sur place.»175 Anagnorisis und<br />

Peripetie werden dagegen am Schluß über das Knie gebrochen176<br />

("just as in our musical comedies and the majority of detectivestories")177<br />

— sie interessieren <strong>Plautus</strong> nicht.<br />

Was <strong>Plautus</strong> interessiert, ist die möglichst wirksame Ausgestaltung<br />

der einzelnen Szene, deren Verknüpfung mit der Gesamthandlung<br />

denkbar locker zu sein pflegt. Auch für die Commedia dell'arte gilt,<br />

daß die kleineren Einheiten ihr ‚Eigengewicht' behaupten und nur<br />

,durch sich selbst' fesseln; innerhalb „der dramatisch-komischen<br />

Handlung strebt die Situation nach Verselbständigung".178 Daher ist<br />

für <strong>Plautus</strong> nur die Bühnenzeit wichtig. Ob Philocrates' Reise zwischen<br />

dem dritten und vierten Akt eine Stunde <strong>oder</strong> vier Tage dauert,<br />

ist wie in der Commedia dell'arte völlig gleichgültig:<br />

Das Dasein der Figuren außerhalb der Bühne unterliegt keiner festen zeitlichen<br />

Gliederung, ihre Auftritte haben Zufallscharakter. <strong>Die</strong> Vorgänge sind<br />

von den Bedingungen zeitlichen Werdens gelöst, erlangen Sinn und Funk-<br />

169 Hinck 1965, 37.<br />

170 Vgl. Lefèvre 1991, 195-196 mit Anm. 76.<br />

171 Zählung nach Lindsay (Zwischenverse und Lücken vernachlässigt).<br />

172 1932, 84 ("Time stands still").<br />

173 Ernout 1933, 88. Vgl. auch Viljoen 1963, 45: "Its tempo is slow and sluggish,<br />

in particular because of the need in the beginning to explain repeatedly<br />

to the simple and restless audience the fact and the details of the<br />

identity trick."<br />

174 Norwood 1932, 83.<br />

175 Ernout 1935, 88. Vgl. Viljoen 1963, 45. "There is an excess of monologue<br />

and dialogue."<br />

176 Vgl. oben das zweite Kapitel.<br />

177 Norwood 1932, 83-84.<br />

178 Hinck 1965, 36.

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