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Plautus' Captivi oder Die Palliata als Prätexta - Titus Maccius Plautus

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<strong><strong>Plautus</strong>'</strong> <strong>Captivi</strong> <strong>oder</strong> <strong>Die</strong> <strong>Palliata</strong> <strong>als</strong> <strong>Prätexta</strong> 39<br />

Dem unterliegenden Herrn entspricht der trickreiche, sich durchsetzende<br />

Sklave, dessen Rolle hier Tyndarus spielt. Auch auf diese<br />

wirkungsvolle Figur verzichtete <strong>Plautus</strong> nicht. Ihre typische römische<br />

Ausprägung hatte sie durch den Einfluß der römischen Posse erhalten;<br />

im Zanni der Commedia dell'arte sollte sie eine Wiederauferstehung<br />

erleben. 158<br />

Nunmehr dürfte deutlich sein, aus welchem Grund <strong>Plautus</strong> den von<br />

der Logik der Gegebenheiten unglaubwürdigen und überflüssigen<br />

Rollentausch der Gefangenen dargestellt hat: Nur so erreichte er das<br />

erstrebte Handlungsziel, den senex <strong>als</strong> stolidus zu erweisen (656).<br />

Allerdings verselbständigte sich seine Lieblings-Thematik und verlor<br />

er die Festtags-Problematik zeitweilig aus den Augen: <strong>Die</strong> Zuschauer<br />

werden ihm dankbar gewesen sein.<br />

Als zweiten Strang zur Auflockerung der an sich ernsten Handlung<br />

erfand <strong>Plautus</strong> die Auftritte des Parasiten, die dreimal eine für die<br />

offizielle Welt der Quiriten exotische Figur vorführten und sie zwischen<br />

bewunderndem Staunen und befreiendem Lachen hin und her<br />

gerissen sein ließen. Ergasilus ist der «buffone de l'op6ra italien» 159<br />

(der viel mit der Commedia dell'arte gemein hat); unter den plautinischen<br />

Parasiten ist er "outstanding, not only for his liveliness, but <strong>als</strong>o<br />

for his self-conscious, philosophizing analysis of the design and the<br />

vicissitudes of a parasite's life." 160 Er sprengte derart das Gefüge des<br />

Geschehens (ohne mit ihm einigermaßen verknüpft zu sein), daß eine<br />

Reihe von Forschern ihn für eine plautinische Zufügung hielt. Aber<br />

die Verselbständigung von Einzelhandlungen gehört wesenmäßig zu<br />

Steigreifspielen und ihnen nahestehenden Formen.<br />

Lessings ‚Gegner' konnte sich mit Ergasilus gar nicht befreunden:<br />

Was ich nun in diesem Stücke für unanständig halte, ist erstlich die Person<br />

des Schmarutzers. Der Charakter dieses Kerls ist vollkommen ausgedrückt,<br />

und man erkennt an diesem Bilde einen großen Maler. [...] Nur dieses gefällt<br />

mir nicht, daß dieser Parasit in drei Aufzügen allemal der erste auf dem<br />

Theater ist, und das noch darzu allemal alleine. Mir scheint, dies sei sehr<br />

gezwungen. Man sieht wohl, <strong>Plautus</strong> hat den Parasiten zu dem Endzwecke<br />

gebraucht, wozu die Neuem den Arlequin aufgeführet haben. 161<br />

Das ist eine hochinteressante Bemerkung. Sie bedeutet für <strong>Plautus</strong> <strong>als</strong><br />

‚Maler' großes Lob, <strong>als</strong> Dramaturgen — von einem Standpunkt aus, der<br />

auch der der Dichter der 1■Iot war — jedoch Tadel. Wenn aber der<br />

,Arlequin` — richtig — ins Spiel gebracht wird, zeigt sich, daß hier an<br />

158 Vgl. Lefèvre 1991, 97.<br />

159 Lejay 1925, 133.<br />

160 Leach 1969, 265.<br />

161 (1750) 1972, 461.

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