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Jahresbericht 2009 (PDF) - Zentrum für Zeithistorische Forschung ...

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an erster Stelle die Mikroelektronik, zeitweise auch der PKW-Bau. Während dort aus verschiedenen<br />

Gründen die erhofften Ergebnisse ausblieben, konnten andere Bereiche nicht<br />

mal den Ersatz abgeschriebener Anlagen gewährleisten. Davon war die Infrastruktur in<br />

besonderem Maße betroffen. Insgesamt stieg der Verschleißgrad des Anlagevermögens<br />

der Volkswirtschaft auf 46,5 Prozent an, was im internationalen Vergleich sehr hoch lag.<br />

Zu den benachteiligten Bereichen der Volkswirtschaft gehörte aber auch die Konsumgüterindustrie.<br />

Aus diesem Grund konnte zwar der Bedarf an Nahrungsmitteln im<br />

Großen und Ganzen gesichert werden; empfindlich spürbare, temporäre und lokale »Versorgungslücken«<br />

schloss das aber nicht aus. Gleichwohl fehlten auch in diesem Segment,<br />

mehr noch bei technischen langlebigen Konsumgütern, qualitativ hochwertigere und neuere<br />

Angebote. Die gestiegenen Ansprüche der nachwachsenden Generationen konnten und<br />

sollten nicht befriedigt werden. Bei schnell weiter wachsenden Einkommen der Bevölkerung<br />

führte das zu einem zunehmenden »Kaufkraftüberhang«, während zugleich die Subventionen<br />

<strong>für</strong> den Grundbedarf aus dem Staatshaushalt stark anstiegen. Das unzureichende<br />

Konsumangebot vergrößerte den Unmut der Bevölkerung immer mehr. Sie behalf sich mit<br />

dem Naturaltausch von knappen Waren oder Dienstleistungen. Zudem erhielt die D-Mark<br />

als Austauschmittel einen immer höheren Stellenwert. Auch das zeigt, dass das wirtschaftliche<br />

Verhalten der Bürger von der SED-Spitze immer weniger zu kontrollieren war.<br />

Im Ergebnis dieser Politik verschuldete sich der Staat zunehmend nach innen und<br />

außen. Nach innen stand der Staatshaushalt 1988 beim Kreditsystem mit 123 Mrd. Mark<br />

in der Kreide, was mehr als die Hälfte der Staatshaushaltsausgaben des gleichen Jahres<br />

ausmachte. Die Verschuldung im westlichen Ausland war seit längerem ein gravierendes<br />

Problem. Die Ursachen lagen vor allem in der mangelnden internationalen Konkurrenzfähigkeit<br />

ihrer Produkte, der nicht durch eigene Produktivitätszuwächse gedeckten Wohlstandsverbesserung<br />

seit dem Machtantritt von Honecker sowie in der mangelnden Reaktionsfähigkeit<br />

der DDR-Planwirtschaft. Nach Berücksichtigung der geheimen Außenstände<br />

und aller Verbindlichkeiten wies die Zahlungsbilanz der DDR zur Zeit des Mauerfalls gegenüber<br />

dem westlichen Ausland ein Defizit von knapp 20 Mrd. Valutamark (10,8 Mrd.<br />

Dollar) auf. Dabei belief sich die politisch relevante Verschuldung in konvertiblen Devisen<br />

auf 15,2 Mrd. Valutamark (8,2 Mrd. Dollar). Das entsprach 175 Prozent der Exporte, die<br />

1989 in westliche Industrieländer (ohne den innerdeutschen Handel) getätigt wurden,<br />

und etwa einem Fünftel des im gleichen Jahr erwirtschafteten Bruttoinlandsproduktes.<br />

Diese Größenordnung erscheint, quantitativ betrachtet, durchaus beherrschbar. Insofern<br />

war die DDR im engeren Sinne wohl (noch) nicht »pleite«. Gravierender war es, dass in den<br />

zurückliegenden Jahren erhebliche Schwierigkeiten aufgetreten waren, die erforderlichen

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