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Jahresbericht 2009 (PDF) - Zentrum für Zeithistorische Forschung ...

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Üdiger hachtmann<br />

Zwangsarbeit und Fordistisches Produktionsregime.<br />

Zur betrieblichen rationalisierungsbewegung 1941 bis 1944<br />

Die arbeitsorganisatorischen und fertigungstechnischen Innovationen, die sich mit den<br />

Namen Henry Ford und Frederick W. Taylor verbinden, und ebenso die Gesellschaftsvisionen<br />

namentlich des US-amerikanischen Automobilkönigs haben das kurze 20. Jahrhundert<br />

entscheidend geprägt, auch und gerade im deutschen Raum. 1 Hier wurde der Fordismus<br />

während der »Goldenen Zwanziger Jahre« (1924 – 1929) allerorten intensiv debattiert.<br />

Auslöser der Diskussionen war Fords Autobiographie, die ab Herbst 1923 auf den Büchertischen<br />

reißenden Absatz fand. Breite Kreise der deutschen Gesellschaft diskutierten den<br />

»Fordismus«, ein Schlagwort, das der Fordenthusiast und Professor <strong>für</strong> Volkswirtschaft<br />

Friedrich v. Gottl-Ottlilienfeld bereits im Frühjahr 1924 prägte, intensiv und kontrovers.<br />

In den Betrieben selbst wurden Fließbänder bis Mitte der dreißiger Jahre dagegen kaum<br />

installiert, und wenn, dann nur als Fließinseln. Auch der 1924 gegründete »Reichsausschuß<br />

<strong>für</strong> Arbeitszeitstudien« (REFA), der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die tayloristischen<br />

Prinzipien einer rigorosen Zergliederung komplexer Arbeitsgänge in zahllose kleine Arbeitsschritte<br />

in der deutschen verarbeitenden Industrie durchzusetzen, entfaltete bis 1933<br />

lediglich eine begrenzte Wirkung. Dies änderte sich mit der NS-Machtergreifung grundlegend.<br />

Fordistische wie tayloristische Produktionsregime (um die es im Folgenden ausschließlich<br />

geht) begannen sich mithin bereits im Dritten Reich auf breiter Basis in der<br />

verarbeitenden Industrie durchzusetzen – und wurden nicht erst mit dem bundesdeutschen<br />

»Wirtschaftswunder« zu einem Massenphänomen.<br />

Die Hitler-Diktatur kannte zahllose Grade der Unfreiheit, auch und gerade auf<br />

dem Gebiet des »Arbeitseinsatzes«. 2 Der <strong>für</strong> den Titel gewählte Begriff »Zwangsarbeit«<br />

ist eine terminologische Behelfskonstruktion, die vielfältige Formen eingeschränkt »freier«<br />

bzw. unfreier Arbeit umgreift. Da hier vor allem die Frage interessiert, wie spezifisch historische<br />

Varianten zweier scheinbar konträrer Produktionsregime – eines, das grundsätzlich<br />

ökonomisch basiert blieb, und eines, das auf außerökonomischer Gewalt beruhte –<br />

miteinander verbunden wurden, ist das empirische Augenmerk im Folgenden auf die<br />

industrielle Arbeit von KZ-Häftlingen gerichtet.<br />

1 Vgl. als Überblick Rüdiger Hachtmann /Adelheid v. Saldern, »Gesellschaft am Fließband«. Fordistische Produktion<br />

und Herrschaftspraxis in Deutschland, in <strong>Zeithistorische</strong> <strong>Forschung</strong>en / Studies in Contemporary History 6 (<strong>2009</strong>),<br />

S. 186 – 208; dies., Das fordistische Jahrhundert. Eine Einleitung, in: ebd., S. 174 – 208.<br />

2 Zur nationalsozialistischen »Arbeits«-Terminologie vgl. Rüdiger Hachtmann, Vom »Geist der Volksgemeinschaft<br />

durchpulst« – Arbeit, Arbeiter und die Sprachpolitik der Nationalsozialisten, in: Zeitgeschichte-online (ZOL), Januar<br />

2010, http://www.zeitgeschichte-online.de/site/40208915/default.aspx.

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