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Das Plagiat von Karl-Theodor zu Guttenberg - Claudia Brözel

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<strong>Das</strong> <strong>Plagiat</strong> <strong>von</strong> <strong>Karl</strong>-<strong>Theodor</strong><br />

<strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong><br />

Market Research SS 2011<br />

Webmonitoring<br />

Frau <strong>Claudia</strong> <strong>Brözel</strong><br />

08. Juni 2011<br />

Christopher Lauinger 173400<br />

Hannah Schmitz 173057<br />

Karin Flamm 172997<br />

Kirsten Seeger 173061<br />

I


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................... II<br />

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................... III<br />

Einleitung .................................................................................................................... 1<br />

1 Vorgehensweise .................................................................................................. 2<br />

2 Analyse ................................................................................................................ 3<br />

2.1 Quantitative Erfassung der Daten .................................................................. 3<br />

2.2 Interesse der Webnutzer im zeitlichen Verlauf .............................................. 5<br />

2.3 Allgemeines Stimmungsbild........................................................................... 6<br />

2.4 Nutzerprofile .................................................................................................. 8<br />

3 Auswertung der Thesen ..................................................................................... 10<br />

4 Fazit ................................................................................................................... 11<br />

Quellen ..................................................................................................................... 13<br />

Anhang ..................................................................................................................... 14<br />

II


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Hyperlinks .............................................................................................. 2<br />

Abbildung 2: Interesse im zeitlichen Verlauf (Februar 2011) ...................................... 6<br />

Abbildung 3: Interesse im zeitlichen Verlauf (März bis Mai 2011) .............................. 6<br />

III


Einleitung<br />

Im Rahmen der Veranstaltung Market Research war es unsere Aufgabe, ein<br />

Stimmungsbild <strong>zu</strong> einem <strong>von</strong> uns gewählten Thema im Web 2.0 ein<strong>zu</strong>fangen.<br />

Die erste Herausforderung stellte die Themenwahl dar. Kriterien wie Aktualität,<br />

Medienpräsenz, nationales und eigenes Interesse waren hierbei ausschlaggebend.<br />

Zudem war es notwendig, dass ausreichend Meinungsäußerungen <strong>zu</strong> dem Thema<br />

im Web <strong>zu</strong> finden und Möglichkeit <strong>zu</strong> Diskussionen gegeben waren.<br />

Die <strong>Plagiat</strong>saffäre <strong>von</strong> <strong>Karl</strong>-<strong>Theodor</strong> Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz<br />

Joseph Sylvester Freiherr <strong>von</strong> und <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong> (hiernach „<strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong>“) wurde<br />

im Februar in sämtlichen Medien heiß diskutiert. Aufgrund dessen wählten wir das<br />

Thema „Die <strong>Plagiat</strong>saffäre <strong>von</strong> <strong>Karl</strong> <strong>Theodor</strong> <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong>“ für das<br />

Webmonitoring aus. Für uns waren vor allem die extremen Reaktionen und<br />

unterschiedlichen Meinungsbildungen der Öffentlichkeit interessant.<br />

Am 16. Februar 2011 wurde die Dissertation <strong>von</strong> <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong> <strong>zu</strong>m ersten Mal<br />

öffentlich diskutiert (vgl. SPIEGEL ONLINE 2011). Deshalb analysierten wir<br />

ausschließlich Beiträge und Daten im Zeitraum vom 16. Februar bis <strong>zu</strong>m 16. Mai<br />

2011. Wir beschränkten unseren Untersuchungsraum auf Deutschland, da <strong>zu</strong><br />

<strong>Guttenberg</strong> als ehemaliger deutscher Verteidigungsminister hauptsächlich für<br />

deutsche Bürger <strong>von</strong> Interesse ist.<br />

Im Folgenden wird <strong>zu</strong>nächst die Vorgehensweise vor und während der Analyse<br />

erläutert. Hierbei waren insbesondere die aufgestellten Thesen, Untersuchungstools<br />

sowie betrachteten Blogs und Plattformen Basis der Untersuchung. Anschließend<br />

wird die Analyse an sich dargestellt, welche die quantitative Datenerfassung und das<br />

Interesse der Internetnutzer im zeitlichen Verlauf beinhaltet. <strong>Das</strong> Stimmungsbild <strong>zu</strong><br />

der <strong>Plagiat</strong>saffäre <strong>von</strong> <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong> und die Analyse der Nutzerprofile bilden den<br />

Hauptteil der qualitativen Analyse. Um die Arbeit ab<strong>zu</strong>schließen werden die<br />

Auswertung der Thesen und ein Fazit <strong>zu</strong>r Analyse sowie <strong>zu</strong>m Kurs vorgenommen.<br />

1


1 Vorgehensweise<br />

Als ersten Schritt formulierten wir folgende Forschungsfrage:<br />

„Wird in Social Media über die <strong>Plagiat</strong>saffäre <strong>von</strong> <strong>Karl</strong>-<strong>Theodor</strong> <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong><br />

diskutiert?“<br />

Um diese beantworten <strong>zu</strong> können, stellten wir drei Thesen auf. Zum Einen<br />

behaupteten wir „Vorwiegend wird über den Amtsrücktritt <strong>Guttenberg</strong>s<br />

gesprochen, nicht über das <strong>Plagiat</strong> selbst.“ Zum Anderen waren wir der<br />

Überzeugung „Männer sprechen häufiger als Frauen über die <strong>Plagiat</strong>saffäre“<br />

und „Die Mehrheit der Internet User spricht sich für <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong> aus.“<br />

Im Folgenden definierten wir die für uns relevanten Untersuchungstools. Hierbei<br />

beschränkten wir uns auf Google Alerts, Google Insights for Search und Klout.<br />

Gleichzeitig legten wir <strong>zu</strong> untersuchende Blogs, Plattformen und Foren fest. Es<br />

erschien uns sinnvoll, möglichst viele Bereiche <strong>zu</strong> durchleuchten. Demgemäß<br />

beobachteten wir Social Media Plattformen, Blogs <strong>von</strong> öffentlichen Fernsehsendern,<br />

Zeitungsblogs, Politikblogs, das GuttenplagWiki, Hochschul- und private Blogs.<br />

Nach ersten Beobachtungen erwies sich eine weitere Eingren<strong>zu</strong>ng der Internetseiten<br />

aus mehreren Gründen als notwendig. Problematisch hinsichtlich der Politik- und<br />

Hochschulblogs sowie der öffentlichen Fernsehsender ZDF und ARD waren diverse<br />

Zugangsbeschränkungen, die geringe Anzahl an Diskussionsbeiträgen und<br />

mangelnde Aktualität. In den Social Media Plattformen stellte sich der<br />

Informationsfluss als so hoch heraus, dass eine genaue Analyse all dieser den<br />

Rahmen der Forschungsarbeit überstiegen hätte. Die enge Verbindung <strong>von</strong><br />

Zeitungsartikeln <strong>zu</strong> Facebook und Twitter durch Hyperlinks war ein wesentliches<br />

Auswahlkriterium, einzig diese beiden genauer <strong>zu</strong> betrachten.<br />

Abbildung 1: Hyperlinks<br />

Quelle: Süddeutsche Zeitung Online 2011<br />

2


In den Zeitungsblogs wurde erstaunlicherweise kaum oder gar nicht über die<br />

<strong>Plagiat</strong>saffäre diskutiert, weswegen allein die Leserkommentare unter den<br />

Zeitungsartikeln innerhalb unserer Analyse beachtet wurden. Da wir selbst die<br />

Süddeutsche Zeitung lesen und deren Leser im Vergleich <strong>zu</strong> einigen anderen<br />

Zeitungen sehr aktiv die Artikel kommentieren, entschlossen wir uns, diese genauer<br />

<strong>zu</strong> beobachten. Zusätzlich nahmen wir die BILD in unsere Untersuchung mit auf, als<br />

uns die nahe Verbindung zwischen dieser und der Familie <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong> bekannt<br />

wurde.<br />

Durch die Anwendung <strong>von</strong> Google Alerts mithilfe des Keywords „<strong>Guttenberg</strong> <strong>Plagiat</strong>“<br />

wurden wir mehrfach auf das doktorantenforum.de aufmerksam gemacht. Aus<br />

diesem Grund untersuchten wir jenes genauer.<br />

Für unsere Analyse orientierten wir uns außerdem an den Keywords „<strong>Guttenberg</strong>“,<br />

„<strong>Plagiat</strong>“, „Doktorarbeit“, „<strong>Plagiat</strong>saffäre“ und „Dissertation“.<br />

Letztendlich stellten Facebook, Twitter, das GuttenplagWiki, doktorandenforum.de,<br />

sueddeutsche.de, bild.de, forschungsmafia.de und andipopp.wordpress.com<br />

Untersuchungsgegenstand unserer Analyse dar.<br />

2 Analyse<br />

2.1 Quantitative Erfassung der Daten<br />

Um einen Überblick <strong>zu</strong> erhalten, wie viel über <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong> gesprochen wird,<br />

betrachteten wir auf den jeweiligen Internetseiten <strong>zu</strong>nächst User, Kommentare und<br />

Diskussionen. Schon dabei waren große quantitative Unterschiede feststellbar.<br />

Aufgrund verschiedener Ursachen, welche im Folgenden erläutert werden, konnte<br />

auf Facebook, Twitter, bei den Zeitungsartikeln sowie im GuttenplagWiki die genaue<br />

Anzahl der Blogger nicht ermittelt werden.<br />

Auf Facebook, wo wir die zwei größten <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong>-Profile untersuchten, haben<br />

wir aufgrund der enormen Menge an Kommentaren die Anzahl der „Gefällt mir“-<br />

Klicks überprüft. Am 22. April verzeichnete das Profil „Wir wollen <strong>Guttenberg</strong> <strong>zu</strong>rück“<br />

3


580.530 „Gefällt mir“- Klicks. Auf der Pinnwand des Profils gab es bis <strong>zu</strong> 2.582<br />

Kommentare <strong>zu</strong> einem Beitrag.<br />

Dagegen wies das Profil „Wir wollen <strong>Guttenberg</strong> nicht <strong>zu</strong>rück“ am selben Tag 55.023<br />

Klicks auf, während der größte Pinnwandbeitrag 158 Kommentare beinhaltete. Auch<br />

die Anzahl an Beiträgen in den jeweiligen Diskussionsforen konnte ermittelt werden.<br />

Diese lag auf dem Profil „Wir wollen <strong>Guttenberg</strong> <strong>zu</strong>rück“ bei einem bis <strong>zu</strong> maximal 43<br />

Beiträgen. Im Forum des Profils „Wir wollen <strong>Guttenberg</strong> nicht <strong>zu</strong>rück“ konnten wir <strong>von</strong><br />

einem bis <strong>zu</strong> 70 Beiträge messen.<br />

Die Gesamtanzahl der Twitterer war nicht <strong>zu</strong> ermitteln, da wir in Twitter lediglich die<br />

aktuellsten Updates als Suchergebnisse unserer Keywords erhalten haben.<br />

Aus der Suche auf der Internetseite der Süddeutschen Zeitung und der BILD ergab<br />

sich die Zahl der veröffentlichten Zeitungsartikel. Bei gezielter Betrachtung einzelner<br />

Artikel, ist die Anzahl der Leserkommentare ersichtlich, jedoch nicht die der<br />

Verfasser. Erstere lag bei ausgewählten Stichproben zwischen 33 und 714<br />

Kommentaren. Auffallend waren auch die großen Unterschiede bei den Hyperlink-<br />

Empfehlungen <strong>zu</strong> Facebook und Twitter die <strong>von</strong> eins bis 8.000 reichten.<br />

Im GuttenplagWiki wurden wie bei den Zeitungsartikeln die Kommentare der<br />

Diskussionen gezählt. Diese weisen circa 92.000 Kommentare auf.<br />

Bei den privaten Blogs und im doktorandenforum.de konnten die Blogger aufgrund<br />

der geringen Anzahl an Kommentaren genau bestimmt werden. Auf dem Blog<br />

andipopp.wordpress.com beschränkte sich die Zahl auf 45 Blogger mit insgesamt 90<br />

Kommentaren. Der Blog forschungsmafia.de verzeichnete 53 Kommentare, welche<br />

<strong>von</strong> 30 Bloggern verfasst wurden.<br />

Innerhalb des doktorandenforum.de setzten wir den Fokus auf zwei <strong>von</strong> insgesamt<br />

19 Themen. <strong>Das</strong> Thema „<strong>Guttenberg</strong>-<strong>Plagiat</strong>: Uni Bayreuth nimmt Doktorgrad<br />

<strong>zu</strong>rück“ wählten wir, weil hier die größte Aktivität herrschte. Um auch auf den<br />

Rücktritt <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong>s näher eingehen <strong>zu</strong> können suchten wir das Thema „BILD:<br />

<strong>Guttenberg</strong> tritt <strong>zu</strong>rück“ aus. Im ersten Thema wurden 81 Beiträge <strong>von</strong> 32<br />

4


verschiedenen Usern erstellt, während das zweite Thema 30-mal <strong>von</strong> insgesamt 16<br />

verschiedenen Nutzern kommentiert wurde.<br />

Auffallend bei der quantitativen Betrachtung der Aktivität der Blogger ist somit, dass<br />

in den Foren und Plattformen große Unterschiede vorliegen. Die privaten Blogs<br />

verzeichnen die wenigsten Kommentare und Kommentatoren, was auf den niedrigen<br />

Bekanntheitsgrad sowie die Vielzahl an kleinen Blogs <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen ist. Die<br />

Aktivität in den Foren der Zeitungsartikel ist relativ hoch. Dies könnte durch den<br />

Drang der Leser, sich über kürzlich Gelesenes aus<strong>zu</strong>tauschen, erklärt werden. <strong>Das</strong>s<br />

im GuttenplagWiki, welches als wichtiges Aufklärungsinstrument innerhalb der<br />

gesamten <strong>Plagiat</strong>saffäre galt, ein hoher Traffic herrschte, war vorher<strong>zu</strong>sehen und<br />

überraschte daher nicht.<br />

Mit Abstand die höchste Aktivität war dennoch in den Social Media Plattformen, hier<br />

in Facebook, <strong>zu</strong> erkennen. Dies lässt sich durch den starken Trend hin <strong>zu</strong>r Nut<strong>zu</strong>ng<br />

dieser Plattformen erklären. Mittlerweile sind 76% aller deutschen Onliner in einem<br />

Social Media Network registriert, unter denen Facebook das meistbesuchte ist (vgl.<br />

Daniel Hoffmann 2011).<br />

2.2 Interesse der Webnutzer im zeitlichen Verlauf<br />

Zum Stichwort „<strong>Guttenberg</strong> <strong>Plagiat</strong>“ lieferte Google Insights for Search Daten über<br />

das Interesse der Webnutzer im zeitlichen Verlauf. Mit der Bekanntgabe eines<br />

möglichen <strong>Plagiat</strong>s am 16. Februar 2011 stieg das Interesse im Web enorm,<br />

gemessen an der Zahl der Suchanfragen. In den darauffolgenden Tagen wurden die<br />

höchsten Wachstumsraten erzielt, bis der Höhepunkt an Suchanfragen Ende Februar<br />

erreicht wurde. Auffallend ist, dass die Aktivität der User im Web stark anstieg,<br />

sobald <strong>von</strong> Seiten der Medien neue Veröffentlichungen hinsichtlich der <strong>Plagiat</strong>saffäre<br />

erschienen, so beispielsweise durch den Amtsrücktritt am 1. März 2011.<br />

Dies galt ebenso für den Traffic innerhalb der untersuchten Internetseiten. Zum<br />

Zeitpunkt der ersten <strong>Plagiat</strong>svorwürfe fanden die meisten Diskussionen statt. Die<br />

Kommentare wurden in diesen Tagen im Sekunden- bis Minutentakt gepostet. Im<br />

Zeitverlauf konnten wir einen deutlichen Rückgang an Aktivität der User beobachten.<br />

5


Ab Anfang März fanden auf vielen Internetseiten nur noch wenige bis gar keine<br />

Diskussionen mehr statt. Die Zeitabstände zwischen den Beiträgen nahmen deutlich<br />

<strong>zu</strong>. Teilweise wurde erst nach mehreren Tagen ein Antwortkommentar verfasst.<br />

Abbildung 2: Interesse im zeitlichen Verlauf (Februar 2011)<br />

Quelle: Google Insights for Search 2011<br />

Abbildung 3: Interesse im zeitlichen Verlauf (März bis Mai 2011)<br />

Quelle: Google Insights for Search 2011a<br />

2.3 Allgemeines Stimmungsbild<br />

Anfänglich war deutlich <strong>zu</strong> erkennen, dass viele Internetnutzer hinter <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong><br />

und seiner Politik standen. Niemand hieß das <strong>Plagiat</strong> gut, dennoch gab es einige<br />

Stimmen die ihn verteidigten. <strong>Das</strong> Schlagwort „Treibjagd“ fiel immer wieder. Die<br />

aktuelleren Beiträge zeigten jedoch, dass sich die Stimmung im Verlauf der Zeit<br />

<strong>zu</strong>nehmend gegen <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong> wendete. Die Diskussionsteilnehmer äußerten sich<br />

fast ausschließlich negativ. Je mehr <strong>Plagiat</strong>sstellen in den Medien aufgezeigt<br />

wurden, desto mehr schlug die Stimmung in Wut, Aggression und Enttäuschung um.<br />

6


Aus Bezeichnungen wie „beliebtester Politiker“ und „Lichtgestalt“ wurden „Betrüger“,<br />

„Hochstapler“ und „Lügner“.<br />

Die Blogger waren empört und gleichzeitig gekränkt, dass derart viele Textpassagen<br />

der Doktorarbeit ohne Quellenangaben übernommen wurden. Es kam die<br />

Befürchtung auf, dass der Doktortitel damit in Zukunft an Wert verlieren und belächelt<br />

werden könnte.<br />

Alle Internetseiten wiesen vereinzelt Beiträge auf, in denen sich über <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong><br />

lustig gemacht und zynisch über das <strong>Plagiat</strong> gesprochen wurde. Andere wiederum<br />

beleidigten und verspotteten die Person <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong>. Während sich die<br />

Diskussionen im GuttenplagWiki und unter den Zeitungsartikeln in einem relativ<br />

zivilisierten Rahmen abspielten, waren auf Facebook und den privaten Blogs<br />

teilweise sehr ausfällige bis hin <strong>zu</strong> vulgären Kommentaren <strong>zu</strong> finden.<br />

Interessant <strong>zu</strong> beobachten waren die gegenseitigen Reaktionen der Blogger auf<br />

Beiträge <strong>von</strong> anderen. Diejenigen, die sich für <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong> aussprachen, wurden<br />

<strong>zu</strong>rechtgewiesen und in manchen Fällen sogar beleidigt. Die Pro-<strong>Guttenberg</strong><br />

Argumente waren meist aussageschwach und nicht genau belegbar. Häufig war bei<br />

diesen auch eine gewisse soziale Sympathie <strong>zu</strong> erkennen. Den Pro-<strong>Guttenberg</strong><br />

Kommentaren wurde jedoch schnell mit Gegenargumenten widersprochen. Diese<br />

wurden meist mit einer guten Beweisführung belegt.<br />

"Mit <strong>Karl</strong> <strong>Theodor</strong> v. Gutenberg verliert Deutschland den EINZIGEN echten<br />

Vollblutpolitiker, der die Zukunft positiv gestalten konnte(…)“<br />

Balldieb, Süddeutsche.de<br />

Ich glaube, wir haben es hier mit einer sehr gefährlichen Mischung aus Arroganz und<br />

Dummheit <strong>zu</strong> tun. “<br />

Lotta, Doktorantenforum.de<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich die Stimmung im Zeitverlauf<br />

gegen <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong> entwickelt hat. Unserer Meinung nach haben die Medien einen<br />

großen Teil <strong>zu</strong> dieser Entwicklung beigetragen.<br />

7


2.4 Nutzerprofile<br />

Zur Beantwortung der Thesen untersuchten wir im Folgenden die Nutzer der Blogs<br />

und Plattformen.<br />

Auf dem Facebook-Profil „Wir wollen <strong>Guttenberg</strong> nicht <strong>zu</strong>rück“ unter dem Thema<br />

„Sind die User der Pro-<strong>Guttenberg</strong> Gruppen gekauft?“ posteten insgesamt 22 User.<br />

Besonders auffallend war, dass lediglich 2 Frauen einen Kommentar posteten. Dabei<br />

waren drei Diskussionsführer <strong>zu</strong> erkennen, die jeweils mehr als 10 Kommentare<br />

verfassten. Über die Nutzerprofile konnte insgesamt nur wenig herausgefunden<br />

werden. Dies lässt sich auf die Einstellung der Privatsphäre <strong>zu</strong>rückführen. Jedoch<br />

ließ sich feststellen, dass diese mehrheitlich Studenten oder Alumni aus Großstädten<br />

waren.<br />

Im Diskussionsforum des Profils „Wir wollen <strong>Guttenberg</strong> <strong>zu</strong>rück“ untersuchten wir die<br />

User des Themas „<strong>Guttenberg</strong> ist immer noch der beliebteste Politiker“ genauer.<br />

Erstaunlich war hier die hohe männliche Quote mit 8 <strong>zu</strong> 1. Die Diskussion wurde <strong>von</strong><br />

drei Usern dominiert. Der User mit den meisten Kommentaren ist ein ehemaliger<br />

Bundeswehrsoldat aus Hamburg und ein Gegner <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong>s. Die Profile der<br />

anderen Blogger konnten nicht eingesehen werden. Auffallend war die Anzahl an <strong>zu</strong><br />

<strong>Guttenberg</strong> Gegnern in diesem Thema. Fünf <strong>von</strong> acht sprachen sich gegen <strong>zu</strong><br />

<strong>Guttenberg</strong> aus und „übernahmen“ die Diskussion, obwohl diese <strong>von</strong> einem Pro-<br />

<strong>Guttenberg</strong> Anhänger gestartet wurde. Dieses Phänomen war auch in weiteren<br />

Themen innerhalb der Diskussionsforen <strong>zu</strong> beobachten.<br />

Durch die Nut<strong>zu</strong>ng <strong>von</strong> Google Alerts mit den Keywords „<strong>Plagiat</strong>saffäre“ und<br />

„<strong>Guttenberg</strong>“ wurden wir auf verschiedene Twitterer aufmerksam. Besonders ein<br />

Twitterer mit dem Namen „MerkelsSchatten“ fiel durch häufige Kurznachrichten auf.<br />

Bei der Rückverfolgung seiner Tweets stellten wir fest, dass dieser <strong>von</strong> Beginn der<br />

<strong>Plagiat</strong>saffäre bis <strong>zu</strong>m Ende unserer Analyse maximal sechs Mal am Tag twitterte.<br />

Über das Tool Klout erlangten wir Informationen über seinen Einfluss im Netz und<br />

konnten ihn mit anderen Twitterern vergleichen. Mit 803 Tweets, 2.993 Following,<br />

2.748 Followern und einem KloutScore <strong>von</strong> 50 besitzt er einen großen Einfluss<br />

bezogen auf seine aktive Zuhörerschaft <strong>zu</strong>m Thema Politik.<br />

8


Da die Profile der Kommentatoren der Bild nicht einsehbar sind, wurden nur die<br />

Personen betrachtet, welche Kommentare <strong>zu</strong> Artikeln der Süddeutschen Zeitung<br />

verfassten. Bei Betrachtung dieser fiel auf, dass es vermehrt dieselben Personen<br />

waren, die unter verschiedenen Artikeln ihre Kommentare posteten. In der<br />

Gesamtheit unterschieden sich die Blogger zwar, dennoch waren einige<br />

wiederkehrend <strong>zu</strong> erkennen. Namen wie Rhineländer, tantepolly1, pira26, und<br />

consigliere44 tauchten vom ersten Zeitungsartikel, der <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong>s <strong>Plagiat</strong>saffäre<br />

betraf, bis <strong>zu</strong>m neuesten auf. Auch bei der Süddeutschen Zeitung waren viele Profile<br />

nicht öffentlich sichtbar. Dennoch war allgemein durch die teilweise einsehbaren<br />

Einzelheiten fest<strong>zu</strong>stellen, dass die Hauptkommentatoren relativ alt waren. Viele<br />

waren über 60 und sogar über 70; einige vereinzelte Profile verwiesen darauf, dass<br />

die Kommentatoren Mitte 40 waren. Blogger unter 40 Jahren waren nur sehr wenige<br />

<strong>zu</strong> finden. Unter den Aktivsten ließ sich eine starke Vernet<strong>zu</strong>ng untereinander<br />

feststellen. Sie kommentierten nicht nur die Zeitungsartikel, sie posteten sich <strong>zu</strong>dem<br />

gegenseitig auf ihre Profile.<br />

Die Diskussionsteilnehmer auf doktorandenforum.de waren eine geschlossene<br />

Gruppe. Wie der Name schon sagt, beteiligten sich hier Promovierte und<br />

hauptsächlich Menschen, die derzeit in unterschiedlichen Fachrichtungen<br />

promovieren. Da die Nutzer nicht verpflichtet sind, ihr Geschlecht oder ihren richtigen<br />

Namen an<strong>zu</strong>geben, war es schwer die Geschlechterverteilung an<strong>zu</strong>geben. Ein Drittel<br />

der Blogger im Thema „<strong>Guttenberg</strong>-<strong>Plagiat</strong>: Uni Bayreuth nimmt Doktorgrad <strong>zu</strong>rück“<br />

gaben kein Geschlecht an. Acht führten an männlich <strong>zu</strong> sein, während 14 Frauen an<br />

der Diskussion beteiligt waren. Zehn Nutzer machten keine Angabe. Im Thema<br />

„BILD: <strong>Guttenberg</strong> tritt <strong>zu</strong>rück“ war die Verteilung ungleichmäßiger. Hier gaben acht<br />

Menschen an, Frauen <strong>zu</strong> sein, während acht keine Angabe machten.<br />

Unter den Beiträgen gab es keinen Meinungsführer. Zwei Blogger traten dennoch<br />

durch ihre Kommentare hervor. Lotta, weiblich und im Anfangsstadium ihrer<br />

Promotion, war diejenige, die das Forum fortwährend auf neue Medienberichte<br />

aufmerksam machte und immer als erste Hyperlinks <strong>zu</strong> Zeitungen unter ihre<br />

Kommentare stellte. Die Person Koenigsportal verwies ebenfalls sehr oft auf<br />

Zeitungsartikel, wie beispielweise der Süddeutschen oder der FAZ. Außerdem<br />

9


antwortete Koenigsportal sehr schnell auf Kommentare <strong>von</strong> anderen. Auf seinem<br />

Profil waren weder Geschlecht noch Promotionsstatus angegeben.<br />

<strong>Das</strong> GuttenplagWiki ließ es mit über 92.000 Kommentaren nicht <strong>zu</strong>, einen einzelnen<br />

Blogger als Meinungsführer hervor<strong>zu</strong>heben. Der Großteil der Nutzer war<br />

unangemeldet und schrieb unter dem Namen „Ein Wikia-Nutzer“. Dadurch, dass<br />

diese Nutzer selbst entscheiden können, welche persönlichen Daten sie angeben,<br />

konnte das Geschlecht der Kommentierenden nicht ermittelt werden.<br />

Desweiteren wurden die User der zwei privaten Blogs andipopp.wordpress.com und<br />

forschungsmafia.de untersucht. Profile gab es <strong>von</strong> den Bloggern keine. Lediglich<br />

Namen konnten eingesehen werden. Bei diesen Blogs konnten im Gegensatz <strong>zu</strong>m<br />

doktorandenforum.de, bei welchem sehr viele Doktoranden oder angehende<br />

Promovierte posteten, keine speziellen Personengruppen ermittelt werden. Auf<br />

beiden Blogs waren Personen <strong>zu</strong> erkennen, die überdurchschnittlich viel<br />

kommentierten. Bei andipopp.wordpress.com gab es drei Blogger, die sehr aktiv<br />

waren, während auf forschungsmafia.de nur ein Blogger viel kommentierte. Diese<br />

Personen verfassten eher sachliche und fachliche Kommentare, jedoch wurde im<br />

Allgemeinen eher Umgangssprache benutzt. Gut <strong>zu</strong> erkennen war, dass auf dem<br />

Blog der forschungsmafia.de nur vier Frauen und bei andipopp.wordpress.com<br />

lediglich zwei Frauen Kommentare posteten.<br />

3 Auswertung der Thesen<br />

Aus der durchgeführten Analyse kann die These „Vorwiegend wird über den<br />

Amtsrücktritt <strong>Guttenberg</strong>s gesprochen, nicht über das <strong>Plagiat</strong> selbst“ widerlegt<br />

werden. Da das <strong>Plagiat</strong> an sich enormen Gesprächsstoff lieferte, wurde<br />

hauptsächlich über dieses gesprochen. Themen wie die Verantwortung der<br />

Universität Bayreuth und der Doktorväter als auch die Stellungsname <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong>s<br />

rückten in diesem Zusammenhang in den Vordergrund der Gespräche. Der Rücktritt<br />

stellte für die meisten die einzig logische Konsequenz daraus dar, weswegen nur in<br />

geringem Maße darüber diskutiert werden konnte.<br />

10


Bei der Auswertung der zweiten These ließ sich feststellen, dass sich die Nut<strong>zu</strong>ng<br />

der einzelnen Internetseiten durch Männer oder Frauen stark <strong>von</strong>einander<br />

unterschied. Durch Erhebung diverser Stichproben kamen wir <strong>zu</strong> der Erkenntnis,<br />

dass sich insgesamt Männer häufiger an den Diskussionen beteiligten. Somit lässt<br />

sich die These „Männer sprechen häufiger als Frauen über die <strong>Plagiat</strong>saffäre“ in<br />

Be<strong>zu</strong>g auf alle betrachteten Blogs und Plattformen belegen.<br />

Wie oben beschrieben unterlag das Stimmungsbild in Be<strong>zu</strong>g auf <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong> einer<br />

deutlich negativen Entwicklung. Damit kann unsere dritte These „Die Mehrheit der<br />

Internet User spricht sich für <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong> aus“ nach Betrachtung des<br />

gesamten Analysezeitraums eindeutig widerlegt werden. Gründe hierfür könnten<br />

sowohl die Stellungnahmen <strong>von</strong> <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong>, als auch die Bestätigung der<br />

vorsätzlichen Täuschung durch die Universität Bayreuth sein.<br />

4 Fazit<br />

<strong>Das</strong> Thema „Die <strong>Plagiat</strong>saffäre <strong>von</strong> <strong>Karl</strong>-<strong>Theodor</strong> <strong>zu</strong> <strong>Guttenberg</strong>“ eignete sich sehr<br />

gut für Webmonitoring. Einen großen Beitrag da<strong>zu</strong> lieferten die Medien, welche<br />

kontinuierlich durch neue Meldungen für Gesprächsstoff sorgten. Somit waren<br />

ständig aktuelle Beiträge vor<strong>zu</strong>finden, welche untersucht und ausgewertet werden<br />

konnten.<br />

Dennoch ergaben sich für uns einige Schwierigkeiten hinsichtlich der Analyse.<br />

Dadurch, dass wir uns sowohl mit den Untersuchungstools, als auch mit einigen<br />

Blogs und Plattformen <strong>zu</strong>vor noch nicht beschäftigt hatten, dauerte es relativ lange,<br />

bis wir uns <strong>zu</strong>rechtgefunden hatten.<br />

Zudem veranlasste uns die große Menge an Daten, die <strong>zu</strong> unserem Thema <strong>zu</strong> finden<br />

waren, die Analyse anfänglich <strong>zu</strong> breitgefächert durch<strong>zu</strong>führen. Später mussten wir<br />

feststellen, dass wir für die Hausarbeit nur einen Teil der erfassten Daten verwenden<br />

konnten, um den vorgegebenen Rahmen ein<strong>zu</strong>halten.<br />

11


Darüber hinaus erwies sich das Zusammenführen der Ergebnisse in eine einheitliche<br />

Ausarbeitung als schwierig, weil die untersuchten Websites unterschiedlich<br />

aufgebaut und inhaltlich nicht miteinander <strong>zu</strong> vergleichen waren.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass uns durch den Kurs Market Research -<br />

Webmonitoring die Relevanz <strong>von</strong> Web und Social Media verdeutlicht wurde. Die<br />

hohe Interaktivität <strong>von</strong> Webnutzern sollte <strong>von</strong> Unternehmen für ihre<br />

Marketingaktivitäten genutzt werden. Diskussionen können verdeckt moderiert und<br />

gezielt gelenkt werden. Zudem stellt das Web eine gute Basis für<br />

Marktforschungszwecke dar, auf der Einstellungen und Gefühle <strong>zu</strong> Produkten und<br />

dem Unternehmen selbst <strong>von</strong> Kunden öffentlich geäußert werden. Diese aktuelle<br />

Relevanz wird unserer Meinung nach in Zukunft <strong>zu</strong>nehmend an Bedeutung<br />

gewinnen.<br />

12


Quellen<br />

Daniel Hoffmann (2011):<br />

Social Media Nutzerzahlen und Trends in Deutschland Q2/2011,<br />

http://www.socialmedia-blog.de/2011/05/social-media-nutzerzahlen-<br />

deutschland-2011/,<br />

Stand: 15. Mai 2011.<br />

Google Insights for Search 2011:<br />

Interesse im zeitlichen Verlauf (Februar 2011),<br />

http://www.google.com/insights/search/?hl=de#q=gutten&date=2%2F2011%2<br />

01m&cmpt=q,<br />

Stand: 07.Juni 2011.<br />

Google Insights for Search 2011a:<br />

Interesse im zeitlichen Verlauf (März bis Mai 2011),<br />

http://www.google.com/insights/search/?hl=de#q=gutten&date=3%2F2011%2<br />

03m&cmpt=q,<br />

Stand: 07. Juni 2011.<br />

SPIEGEL ONLINE (2011):<br />

Chronologie der <strong>Plagiat</strong>saffäre: <strong>Guttenberg</strong>s Weg in den Rücktritt,<br />

http://www.spiegel.de/flash/flash-25408.html,<br />

Stand: 02. April 2011.<br />

Süddeutsche Zeitung 2011:<br />

<strong>Guttenberg</strong> soll bei Doktorarbeit abgeschrieben haben,<br />

http://www.sueddeutsche.de/politik/plagiatsvorwurf-gegen-<br />

verteidigungsminister-guttenberg-soll-bei-doktorarbeit-abgeschrieben-haben-<br />

1.1060774,<br />

Stand: 22. Juni 2011.<br />

13


Anhang<br />

14

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