PDF (128 Seiten, 2 MB) - audio - Leuphana Universität Lüneburg
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Medienwandel – von der Wachswalze zum mp3-File<br />
scheidende, sondern das Medium selbst: „Das Medium ist die Botschaft.“ 10 Mensch und Ge-<br />
sellschaft wandeln sich durch die neuen Medien und auch die Relation der Medien unterein-<br />
ander stellt McLuhan als verschachtelte Beziehung dar. 11<br />
Die Beziehung zwischen Musik und Medien existiert dem entsprechend auf mehreren Ebe-<br />
nen. Zunächst ist die Musik, wie auch andere Künste, die als kulturelle Ausformung eines<br />
Modus der Wahrnehmung fungieren, selbst ein „Medium ästhetischer Kommunikation“. 12<br />
Dabei bezieht sich Musik als kulturelles Medium auf eine Vielzahl äußerer Faktoren kulturel-<br />
ler, geographischer oder historischer Ausprägung, sowie auf andere daraus hervorgehende<br />
kulturelle und technische Medien. Die Musik als Inhalt ist bei der Nutzung innerhalb eines<br />
anderen Mediums immer mit diesem verknüpft und muss zusammen mit diesem gelesen wer-<br />
den. Musik und Medium lassen sich somit nicht unabhängig voneinander betrachten, da das<br />
Medium immer auch Deutungsprozesse bedingt und nicht ausschließlich als neutraler Über-<br />
mittler fungiert.<br />
Aus musikhistorischer Sicht löste der Medienwandel von der mündlichen Überlieferung zur<br />
Notation von Musik bedeutende Veränderungen der musikalischen Praxis aus, die sich in der<br />
Ausbildung eines neuen Werkbegriffs und neuer kompositorischer Methoden manifestierten.<br />
Der Wandel von der Notenschrift zum Tonträger ermöglichte erstmals die „Speicherung, Ü-<br />
bertragung und Bearbeitung beliebiger akustischer Phänomene“ 13 und machte dabei „die<br />
Klangstruktur der Aufführung selbst als Objekt verfügbar.“ 14 Mit der Entstehung der Tonträger<br />
ist die „Welt der Geräusche […] in das Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit einge-<br />
treten.“ 15<br />
Die Funktion elektronischer Medien als Teil ästhetischer Gestaltung und Rezeption wurde<br />
erst seit den späten 1960er Jahren diskutiert und in den 1980er Jahren konkretisiert. 16 Blau-<br />
kopf benennt das Resultat zunehmender Bedeutung elektronisch verbreiteter Musik als „Me-<br />
diamorphose“, die sich unter Anderem durch den Verlust des „Hier und Jetzt“ der Auffüh-<br />
rung im Sinne von Benjamins Aurabegriff äußert. 17 Die Theorie der Mediamorphose wird spä-<br />
ter vom Soziologen Alfred Smudits weiterentwickelt. Dieser beschreibt fünf Entwicklungs-<br />
schritte: erste und zweite grafische, chemisch-mechanische, elektronische und digita-<br />
10 McLuhan 1992, S. 17.<br />
11 Zum Beispiel beinhaltet der Telegraph das Medium Druck, welches wiederum dem Medium Schrift folgt. Die<br />
Schrift schließlich beruht auf der Sprache. Schallplatte und Tonband bilden die Inhalte des Medienverbunds<br />
12<br />
Radio. Vgl. Kittler 1986, S. 8.<br />
Großmann 2002, S. 267.<br />
13<br />
Großmann 2002, S. 268.<br />
14<br />
Ebd.<br />
15<br />
Poschardt 1997, S. 225.<br />
16<br />
Großmann 2002, S.268.<br />
17<br />
Vgl. Blaukopf 1989.<br />
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