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PDF (128 Seiten, 2 MB) - audio - Leuphana Universität Lüneburg

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Medienwandel – von der Wachswalze zum mp3-File<br />

2.1 Audioarchive im Wandel - Die Geschichte der Tonträger<br />

Tonaufnahmen sind mittlerweile ein selbstverständlicher Teil gesellschaftlichen Lebens. Wir<br />

besitzen die Möglichkeit, mit einer großen Auswahl von Musik-CDs unsere heimische Stereo-<br />

anlage auszurüsten, wir hören unsere persönlichen Lieblingssongs als digitale Audiodateien<br />

mit dem iPod beim Joggen oder den Lieblingssender im Autoradio auf dem Weg zur Arbeit.<br />

Ob wir es wollen oder nicht, wir werden zudem an vielen öffentlichen Orten mit Musik be-<br />

schallt. Zu Hause können wir individuell die passende Musik zur jeweiligen Stimmungslage in<br />

den CD-Spieler legen oder das Lieblingslied im Wiederholungsmodus immer wieder hören, bis<br />

wir jedes kleinste Detail der Aufnahme auswendig kennen. Ob es sich dabei um Oldies längst<br />

verstorbener Interpreten wie Elvis Presley oder die aktuellsten Clubhits aus New York handelt,<br />

ist dabei unerheblich. Mit der weltweiten Vernetzung durch das Internet und neuen digitale<br />

Audioformaten wie vor allem das mp3-Format hat sich die verfügbare Auswahl an Tonauf-<br />

nahmen nochmals deutlich gesteigert.<br />

Musik ist durch Tonaufnahmetechniken ohne zeitliche oder räumliche Einschränkungen<br />

konsumierbar geworden. Dies war bis Ende des neunzehnten Jahrhunderts nicht möglich.<br />

Musik konnte vor dem Zeitalter der Tonträger nur konzertant erlebt werden. Mit der Erfindung<br />

des Tonträgers erhielt der Hörer erstmals die Freiheit, die Aufnahmen nach eigenen Wün-<br />

schen zu verwenden. „Jetzt konnte man eine Nocturne zum Frühstück hören, Vespern am<br />

Mittag und das Osteroratorium an Chanukka.“ 23 Musik wurde zu einem Objekt, konnte Eigen-<br />

tum eines Individuums werden und von diesem nach eigenen Vorstellungen verwendet wer-<br />

den.<br />

„Es war die Freiheit, nachdem einmal die Kathedrale der Kultur zusammengebrochen<br />

war, die Stücke, die man mochte, nach Hause zu nehmen und sie nach eigenem Gefallen<br />

zu arrangieren.“ 24<br />

Die technische Entwicklungsgeschichte der Schallplatte steht dabei nach Faulstich im en-<br />

gen Zusammenhang mit dem Wandel der Musikkultur des 19. Jahrhunderts. 25 Musikkonsum<br />

wurde in dieser Zeit verstärkt in die Öffentlichkeit getragen und diente im Rahmen einer sozi-<br />

alen Differenzierung als Statussymbol. Während eine kulturelle Elite sich durch ihren exklusi-<br />

ven Geschmack abhob, diente der Musikkonsum der Mittelschicht als Zeichen des sozialen<br />

Aufstiegs. Den Unterschichten diente Musik der populären Unterhaltung. Gleichzeitig führte<br />

die Zunahme des Unterhaltungscharakters der Musik durch das Aufkommen von Klavier- und<br />

23<br />

Eisenberg 1990, S. 40.<br />

24<br />

Eisenberg 1990, S. 39.<br />

25<br />

Vgl. Faulstich 2004b, S. 225ff.<br />

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