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PDF (128 Seiten, 2 MB) - audio - Leuphana Universität Lüneburg

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Die Geschichte der DJ-Kultur<br />

Musik von der DAT-Kassette auftraten, hielt die Turntablekultur Einzug in der Popmusik, in-<br />

dem auch Jazz-, Funk- und Rockbands einen DJ in ihre Bandbesetzung aufnahmen. In die-<br />

sem Kontext erfüllte der DJ meist nur einen klischeehaften Aspekt von postmoderner „street<br />

credibility“.<br />

Um den Fokus wieder auf den innovativen und kreativen Umgang mit dem Plattenspieler zu<br />

lenken, bildeten sich aus dem Umfeld der DJ-Wettbewerbe 248 Gruppen wie die Beat Junkies,<br />

X-Ecutioners oder die Invisbl Skratch Piklz, die den Plattenspieler als Instrument einsetzten<br />

und Turntable-Musik veröffentlichten. Dabei setzen sie die Plattenspieler wie in einem Band-<br />

gefüge ein, in dem jeder DJ ein anderes Instrument übernimmt, das er mit dem Turntable<br />

und Schallplatten spielt: „dann übernimmt einer die Drums, ein anderer die Percussions, […]<br />

das ist eine Turntable-Band, die das spielt. Sie benutzen keine Sampler, es ist live [...]“. 249<br />

Die eigene Wahrnehmung des DJs als Musiker beschreibt Roc Raida, Mitglied des „Turn-<br />

tableorchesters“ 250 X-Ecutioners wie folgt: „Wenn du auf die Bühne gehst und die Plattenspie-<br />

ler berührst, fühlst du wie ein Pianist, wenn er die Tasten anfasst, es fließt einfach“. 251<br />

Während Katz Turntablism allgemein als „musical practice in which prerecorded phono-<br />

graph discs are manipulated in live performance“ 252 definiert, und es so mit dem HipHop-<br />

Scratching gleichstellt, betont DJ Shadow, ein weiterer Künstler aus der Turntablism-Szene,<br />

dass die Idee dieser DJ-Musik über die Kunstform HipHop hinausgeht und dadurch auch eine<br />

breitere Zielgruppe anspricht:<br />

„Turntablism is the description of scratching that’s supposed to make people who<br />

don’t listen to hip-hop sit up and go „Hmm, maybe it is real music.“ Scratching, to<br />

me, is what it is. Turntablism has virtuosic aspect to it, and to me, that’s when things<br />

start to turn jazzy.” 253<br />

Durch die Turntablism-Bewegung, die ihren geografischen Ursprung an der amerikanischen<br />

Westküste bei San Francisco hatte, entwickelten sich angetrieben durch den in der Szene<br />

verbreiteten Wettbewerb (Battle) viele innovative Scratch- und Mix-Routinen. 254 In den letzen<br />

Jahren kam es außerdem zu einer zunehmenden Verschmelzung von DJing und Live-Act.<br />

Durch neue (digitale) Technologien hat der heutige DJ die Möglichkeit, eine Vielzahl an E-<br />

248<br />

Seit 1986 veranstaltet der DMC (Disco Mix Club) die jährlichen DMC World DJ Championships, einen internationalen<br />

Wettbewerb, bei dem DJs mit einstudierten Performances (Battle-Routines) gegeneinander antreten. Zudem<br />

wird seit 1996 von der International Turtablist Federation (ITF) ein jährlicher DJ-Wettbewerb durchgeführt.<br />

249<br />

Roc Raida in: Niemczyk/Schmidt 2000, S. 179.<br />

250<br />

Hein 2001.<br />

251<br />

in: Niemczyk/Schmidt 2000, S. 184.<br />

252 Vgl. Katz 2006, S. 115.<br />

253<br />

DJ Shadow in: Wilder 2005, S. 36.<br />

254 Vgl. Kapitel 4.3.3.<br />

54

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