PDF (128 Seiten, 2 MB) - audio - Leuphana Universität Lüneburg
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Medienwandel – von der Wachswalze zum mp3-File<br />
überspielt werden musste, sondern lediglich die gewünschte Datei oder ganze Dateiverzeich-<br />
nisse kopiert werden mussten.<br />
Um gültige Spezifikationen für die Komprimierung von digitalen Video- und Audiodaten zu<br />
schaffen, definierte die Motion Picture Experts Group (MPEG) 65 Anfang der 1990er Jahre<br />
mehrere Standards wie MPEG1 für Audio/Video mit geringer Bandbreite und MPEG2 als<br />
Standard für Videodaten in höherer Qualität. 66 Die Grundlage des MPEG1-Standards bildete<br />
ein Kompressionsalgorithmus für Audiosignale, der seit 1982 vom Fraunhofer Institut entwi-<br />
ckelt worden war. 67 Dieser war als MPEG1 Layer III-Codec 68 zuständig für die Umwandlung<br />
der Audiosignale. Seinen Namen erhielt das Format durch die Dateiendung „mp3“.<br />
Mit dem mp3-Format können Musikstücke je nach Qualitätsstufe auf etwa ein Zwölftel der<br />
ursprünglichen Dateigröße komprimiert werden, ohne dass es dabei zu nennenswerten Quali-<br />
tätseinbußen kommt. Die Kompression des Audiomaterials erfolgt dabei nicht verlustfrei, aber<br />
nahezu unhörbar. Das mp3-Format filtert dabei lediglich die Signale heraus, die außerhalb<br />
der Hörschwelle des menschliche Gehörs liegen, da diese maskiert, also durch andere laute<br />
Signale überlagert werden. 69<br />
Mit der Verbreitung der schnellen Breitbandnetze begannen Nutzer über das Internet auch<br />
Musikdateien im mp3-Format auszutauschen. Als Tauschbörsen dienten dabei so genannte<br />
Peer-to-Peer-Netzwerke wie Napster oder Gnutella 70 über die Nutzer sich gegenseitig ihre<br />
Musiksammlungen zur Verfügung stellten. Diese illegalen Downloads versuchte die Musikin-<br />
dustrie ab 2000 durch rechtliche Schritte gegen die Online-Piraterie zu unterbinden. Doch<br />
das Schließen beliebter Tauschbörsen führte lediglich dazu, dass die Nutzer zu Alternativan-<br />
bietern wechselten. Nachdem sich die ersten mp3-Mediaplayer für den Computer etabliert<br />
hatten 71 , erschienen bald auch die ersten mobilen Abspielgeräte mit denen die mp3-Dateien<br />
auch unabhängig vom Computer abgespielt werden konnten. Diese entwickelten sich mit der<br />
Zeit zum Walkman des 21. Jahrhunderts.<br />
Die Musikindustrie hatte es in dieser Zeit nicht geschafft, attraktive legale Online-Angebote<br />
den illegalen Tauschbörsen gegenüberzustellen. Erst der Computerhersteller Apple sorgte<br />
2001 mit dem iPod-Player, der dazugehörigen digitalen Musikverwaltung iTunes und ab<br />
2003 auch mit dem iTunes Music Shop für den Durchbruch des legalen Onlinevertriebs von<br />
65<br />
Eine Gruppe von Experten, die Standardformate für Video- und Audiodatenkompression beschließen.<br />
66<br />
MPEG2 kommt z.B. auf Video-DVDs zum Einsatz.<br />
67<br />
Vgl. Millard 2005, S. 376.<br />
68<br />
Codec steht für Kodieren/Decodieren und beschreibt ein Verfahren oder Programm, mit dem Daten und Signale<br />
digital kodiert und dekodiert werden können.<br />
69<br />
Vgl. Katz 2006, S. 160.<br />
70<br />
Vgl. Millard 2005, S. 394.<br />
71 z.B. Nullsoft Winamp. Vgl. Millard 2005, S. 391.<br />
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