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PDF (128 Seiten, 2 MB) - audio - Leuphana Universität Lüneburg

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Fazit: Die Zukunft des DJing<br />

„Die DJ-Ästhetik ist seit ihren Anfängen eng mit der technologischen Entwicklung verknüpft.<br />

Bis in die 70er Jahre hinein legten die DJs nur Platten auf und benutzten dazu<br />

zwei Plattenspieler und ein kleines Mischpult. Mit Disco, Hip-Hop und der Misch-,<br />

Scratch und Cut-Technik kam der entscheidende Durchbruch hin zu einem künstlerischen<br />

Umgang mit den Turntables und Platten. Mit Einführung des Sampling wurde<br />

das Scratchen der DJs zu einem per Knopfdruck abrufbaren Vorgang. Die digitale<br />

Speicherung von Geräuschen in Verbindung mit Kompositionssoftware ermöglichte<br />

dem DJ den preisgünstigen Einstieg in die Welt der Musikproduzenten.“ 450<br />

Wenn man die Arbeit des DJs wie in Kapitel 4.3.1 dargestellt als Musizieren begreift, gilt<br />

folgende These von Enders auch für die DJ-Culture:<br />

„Musiktechnische Bedingungen wirken sich nicht nur auf den Sound aus, sondern erweitern<br />

darüber hinaus die weiteren Spieltechniken und damit die künstlerischen<br />

Ausdrucksmöglichkeiten. Die immer komfortableren Automatisierungsprozesse lassen<br />

sich in der Struktur von Musik – in allen Parametern – nachweisen.“ 451<br />

Da die grundlegenden DJ-Techniken wie Tempoangleichung und Beatmixing mit den digita-<br />

len Werkzeuge durch Automatisierungsprozesse an Bedeutung verlieren, erhält der DJ mehr<br />

Raum für neue Prozesse während des Auflegens, die mit der bisherigen Technik nicht reali-<br />

sierbar wären. Die künstlerische Herausforderung im Umgang mit den digitalen Tools liegt<br />

darin, den technisierten und automatisierten Prozessen etwas Neues entgegenzusetzen.<br />

Der Public Enemy-Produzent Hank Shocklee äußert sich in einem Interview zu den Heraus-<br />

forderungen durch digitale Tools. Er verweist dabei auf die Notwendigkeit des menschlichen<br />

Faktors: „The element what people want is that human element. [...] Human is emotion that<br />

goes along with it.” 452 Es kommt dabei nicht auf die Technik an, mit der ein Musiker ein be-<br />

stimmtes Ergebnis generiert. Die Herausforderung für einen Künstler liegt darin, seine Emoti-<br />

onen mit dieser Technik zum Ausdruck zu bringen.<br />

„And how do you do that in a digital world? That to me is the challenge. And that to<br />

me is where you have to use the information or the tools [to] bend and break and manipulate<br />

[...] the rules of recording [...] to serve what you’re trying to communicate.” 453<br />

Die Aufgabe für den kreativen Umgang mit den neuen Werkzeugen liegt also darin, diese<br />

nicht nur nach altem Muster einzusetzen, sondern etwas aus den Möglichkeiten zu machen<br />

und die neue Technik sich soweit anzueignen, bis sie die eigene musikalische Aussage trans-<br />

portiert und zum Ausdruck bringt. Aus dieser Kreativität entsteht dann Innovation.<br />

Die Geschichte der Popmusik enthält eine Vielzahl von Beispielen der Aneignung von Tech-<br />

nik. In dieser Arbeit wurde in den Kapiteln 3.4 und 4.3 gezeigt dass der kreative Umgang mit<br />

Technik, der häufig aus dem Ausreizen der Möglichkeiten jenseits der Bedienungsanleitung<br />

450<br />

Poschardt 1997, S. 33.<br />

451<br />

Enders 1995, S. 67.<br />

452<br />

Quelle: Video auf http://www.vimeo.com/713027 (02.08.08).<br />

453<br />

Ebd.<br />

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