PDF (128 Seiten, 2 MB) - audio - Leuphana Universität Lüneburg
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Technik und Musik<br />
Neben den Instrumenten und der Musikproduktion haben auch die Tonträger einen großen<br />
Einfluss auf die Musikästhetik, der besonders zu Beginn der Tonträgerentwicklung durch zeit-<br />
liche und auditive Einschränkungen bemerkbar war. Die frühen Tonträgerformate hatten ei-<br />
nen limitierten Frequenz-/Dynamikbereich. Ohne die später eingeführte elektrische Mikrofo-<br />
nierung war es zum Teil unmöglich, bestimmte Instrumente so aufzunehmen, dass sie zufrie-<br />
den stellend wiedergegeben werden konnten. Laute und tiefe Töne konnten die Nadel wäh-<br />
rend der Aufzeichnung über den Rillenrand bewegen, wodurch die Aufnahmen ruiniert waren.<br />
Daher wurde anfangs auf Instrumente mit hoher Dynamik wie das Schlagzeug verzichtet. 190<br />
Die Arrangements und Instrumentierungen wurden an die Möglichkeiten des Tonträgers an-<br />
gepasst. Vor der Entwicklung des elektrischen Aufnahmeverfahrens konnten nur kleine En-<br />
sembles aufgezeichnet werden, da die Musiker sich eng um den Schalltrichter des Aufnah-<br />
megerätes aufstellen mussten. Außerdem musste die Musik so umarrangiert werden, dass sie<br />
der limitierten Spielzeit von 2-3 Minuten entsprach. Die frühen Sprechmaschinen konnten<br />
‚S’- und Zischlaute nicht reproduzieren. Sänger mussten einen bestimmten Gesangsstil aus-<br />
üben, der gut zu reproduzieren war.<br />
Abb. 4: Die Strohgeige wurde eigens für die Tonträgeraufnahme konstruiert. 191<br />
Besonders Streichinstrumente waren nur schwer mit dem akustischen Aufnahmeverfahren<br />
reproduzierbar. Da die Geige für Aufnahmen zu leise war, konstruierte Johannes Matthias<br />
Augustus Stroh 1899 in London die Strohgeige 192 (Abb. 4), die statt eines Resonanzkörpers<br />
einen an eine Membran gekoppelten Schalltrichter aus Metall besaß. Dadurch konnten die<br />
Schwingungen der Saiten lauter und vor allem zielgerichtet in Richtung des Aufnahmegerätes<br />
übertragen werden. Somit wurden auch Arrangements zusammen mit Blechbläsern möglich.<br />
Pianisten wurden von den Aufnahmeleitern dazu gebracht, besonders laut (fortissimo) zu<br />
spielen, was den Aufnahmen einen härteren, perkussiven Klang gab. 193 Die damaligen Tonin-<br />
190<br />
Vgl. Millard 2005, S. 80ff.<br />
191<br />
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Strohgeige (09.05.2008).<br />
192<br />
Auch passend zum Einsatzzweck Phonogeige oder Phonofiedel genannt.<br />
193<br />
Vgl. Millard 2005, S. 80.<br />
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