Ihr entscheidet, welche Dörfer eine Zukunft haben - Berlin-Institut für ...
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Fachmagazin der Landjugend 2/2011<br />
Landjugendleben<br />
Landjugendleben?<br />
Am besten in echt!
Inhalt<br />
Editorial 3<br />
Landjugend leben? Lieben… 4<br />
Oder fühlen, sehen, hören oder riechen<br />
Landjugend ist DIE Idee 5<br />
Von <strong>eine</strong>m Paket zur „Kommunalwahl on Landtour“<br />
Einmal quer durch die Republik 6<br />
„Ich mag mein Dorf, weil…“<br />
Ob „Test the West!” oder: „Go East!” 11<br />
Wer die Herausforderungen erkennt, ist klar im Vorteil<br />
Landjugend will Grünen Qualifizierungsfonds 12<br />
„<strong>Ihr</strong> <strong>entscheidet</strong>,<br />
<strong>welche</strong> <strong>Dörfer</strong> <strong>eine</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>haben</strong>“ 13<br />
Dr. Steffen Kröhnert analysiert und liefert Ideen <strong>für</strong>s Land<br />
Alles nur Klischee? 16<br />
Von dritter Zunge fliegt alles ins Dorf<br />
Seite 11<br />
„Test the West!” oder: „Go East!”<br />
Noch immer stocken Gespräche oder herrscht plötzliches Unverständnis in der spannendsten Debatte,<br />
weil zwischen der Landjugendarbeit in den alten und neuen Bundesländern – trotz gemeinsamer<br />
Ziele – mitunter Welten liegen. Ein Landjugendproblem? Nein. Eher ein Kommunikationsproblem,<br />
das bundesweit agierende Verbände betrifft.<br />
Seite 16<br />
Seite 13<br />
Jede Tür ist von zwei Seiten zu öffnen, jedes Vorurteil von zwei Seiten zu betrachten. Aber wer<br />
nimmt sich schon die Zeit da<strong>für</strong>? Wir! Wir vom bdl-spezial <strong>haben</strong> Landjugendklischees auf den Prüfstand<br />
gestellt. Und weil die sich zwar von der Wortwahl, kaum aber vom Inhalt unterscheiden, <strong>haben</strong><br />
wir unseren geschulten Blick gleich noch auf ein paar geflügelte Worte über die Bauern geworfen.<br />
Zur Nachahmung empfohlen 18<br />
„Ideen <strong>für</strong>s Land“ gewinnen<br />
JugendMobil <strong>für</strong>s Land 20<br />
Nachwuchs-Expert/innen entwickeln Verkehrsmodelle<br />
Aus den Landesverbänden 21<br />
Landjugend-Spielmobil vor dem Aus<br />
Ein offenes Scheunentor auf Wanderschaft<br />
Stolz auf „de gude Woi“<br />
Fahrrad fahren oder Sprache lernen… 22<br />
Bei den Sprachferien mit dem BDL geht das zeitgleich<br />
Soziales Kapital unterm Rally-Dach 23<br />
Slowenien lud europäische Landjugend ein<br />
Impressum 22<br />
Termine 23<br />
„<strong>Ihr</strong> <strong>entscheidet</strong>, <strong>welche</strong> <strong>Dörfer</strong> <strong>eine</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>haben</strong>“<br />
„Weniger Menschen in Deutschland werden in <strong>Zukunft</strong> auch in weniger Orten leben.“ Das <strong>Berlin</strong>-<br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Bevölkerung und Entwicklung nimmt in s<strong>eine</strong>r neuen Studie „Die demografische Lage der<br />
Nation“ kein Blatt vor den Mund. Das bdl-spezial hat nachgefragt und mit Dr. Steffen Kröhnert, <strong>eine</strong>m<br />
der Autoren gesprochen. Eins vorweg: Solange es Landjugend gibt, besteht Hoffnung.<br />
Von dritter Zunge fliegt alles ins Dorf
Editorial<br />
Moin Moin,<br />
sind wir nicht alle ein bisschen Landjugend? Verblüfft schauen kann jetzt<br />
jede/r. Aber es reicht ein kl<strong>eine</strong>s Gedankenspiel, um festzustellen, dass<br />
das wohl stimmt. Wer kann nicht von sich behaupten, den Blick auf die<br />
Weite der Landschaft zu genießen – ohne Hochhausfronten? Wer will nie<br />
den Zusammenhalt spüren, den es in vielen <strong>Dörfer</strong>n noch immer gibt?<br />
Wer winkt sofort ab, wenn es um Nachbarschaftshilfe geht, oder darum,<br />
nachhaltig zu leben?<br />
Na also. Landjugend ist nicht unbedingt <strong>eine</strong> Sache der Geburt. Landjugend<br />
ist <strong>eine</strong> Sache der Entscheidung. – Wie mein eigenes Beispiel zeigt.<br />
Aber das nur am Rande. Denn in diesem bdl-spezial geht es nicht um<br />
mich, sondern um das, was das Landjugendleben heute ausmacht. Obwohl<br />
wir natürlich k<strong>eine</strong>n Anspruch auf Vollständigkeit erheben.<br />
Es geht um junge Menschen, die im Speckgürtel <strong>eine</strong>r Großstadt leben<br />
und trotzdem mal eben so <strong>eine</strong> Landjugendgruppe (S.5) gründen. Es geht<br />
um <strong>eine</strong> Menge Landjugendliche aus der ganzen Republik, die bei unserer<br />
Umfrage zu Wort kommen. Ich war überrascht, als ich die das erste Mal<br />
gelesen habe. Vielleicht <strong>haben</strong> wir ja die Falschen gefragt, aber bei allen<br />
Vorzügen, die das Großstadtleben so hat, das Landleben hat k<strong>eine</strong>/r in<br />
Frage gestellt.<br />
In <strong>welche</strong>m Zusammenhang steht nun diese Feststellung mit dem<br />
Fachgespräch einige Seiten weiter? Dr. Kröhnert prognostiziert uns im<br />
Interview: „Nicht alle <strong>Dörfer</strong> werden <strong>eine</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>haben</strong>.“ Sein Bild von<br />
der <strong>Zukunft</strong> im ländlichen Raum schmerzt. Doch der gefragte Experte<br />
belässt es nicht bei der knallharten Analyse, sondern teilt auch s<strong>eine</strong><br />
Vorschläge mit uns. Sein Ratschlag: Forderungen stellen. „Gerade weil<br />
Jugendliche knapp werden, im Hinblick auf die <strong>Zukunft</strong>sfähigkeit aber<br />
kein Bürgermeister oder Unternehmer auf sie verzichten kann, verleiht<br />
das der Jugend <strong>eine</strong> stärkere Verhandlungsposition.“ Interesse geweckt?<br />
Mehr erfahrt ihr ab Seite 13.<br />
Wir untersuchen in diesem bdl-spezial aber auch die typischen Landjugendklischees<br />
(S.16) – als Studentin darf ich jetzt wohl das Antiklischee<br />
sein – und schauen uns super Ideen <strong>für</strong>s Land mal genauer an. Die mit<br />
dem Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis 2011 belohnten Projekte (S.18) sind<br />
durchaus zum Nachahmen empfohlen, wie auch das JugendMobil, bei dem<br />
es um Ideen geht, die weiten Wege auf dem Land ohne eigenen Motor<br />
unterm Hintern zu bewältigen (S.20).<br />
<strong>Ihr</strong> wollt mehr Landjugendleben zum Lesen? Dann empfehle ich euch die<br />
„Landjugend(t)räume“ – ein Buch über die <strong>Zukunft</strong> des ländlichen Raums<br />
von 2007. Schnee von gestern? Blödsinn. Das Gemeinschaftswerk der drei<br />
deutschen Landjugendverbände nimmt sich der Herausforderungen an,<br />
vor denen wir stehen. Aber nun genug, denn es gilt schließlich: Landjugend<br />
muss man leben, nicht lesen.<br />
Eure<br />
stellv. BDL-Bundesvorsitzende<br />
Kathrin Funk lenkt das (B)Isst-Du-billig-Sofa durch Trier.<br />
3
Landjugend<br />
leben?<br />
Lieben…<br />
Oder fühlen, sehen,<br />
hören oder riechen<br />
Um diesen Artikel schreiben zu können,<br />
habe ich viel über m<strong>eine</strong> letzten zehn Jahre<br />
Landjugend – oder sollte man sagen: m<strong>eine</strong><br />
ersten zehn Jahre Landjugend nachgedacht.<br />
Angefangen mit <strong>eine</strong>m einfachen Tanzkurs<br />
stehe ich jetzt hier in der Verantwortung<br />
<strong>für</strong> dieses bdl-spezial, als stellvertretende<br />
Bundesvorsitzende des BDL.<br />
Nicht nur bei mir hat sich in diesen zehn<br />
Jahren viel verändert, auch die Erde hat sich<br />
weiter gedreht. Um knapp <strong>eine</strong> Milliarde hat<br />
die Weltbevölkerung zugenommen. Wir leben<br />
in Welten, von denen ich vor zehn Jahren<br />
nichts geahnt habe. Nichts ist selbstverständlicher,<br />
als mit dem Handy zu telefonieren, am<br />
Computer zu arbeiten und diesen – in <strong>welche</strong>r<br />
Form auch immer – bei sich zu <strong>haben</strong> und online<br />
zu sein. Ob Job oder Freizeit – die Neuen<br />
Medien sind omnipräsent. Natürlich geht ohne<br />
die auch bei der Landjugend nichts. Aber es<br />
gibt, und davon bin ich überzeugt, doch Dinge,<br />
die sich eher im realen Leben ausprobieren<br />
und erfahren lassen. Landjugend muss man<br />
leben und nicht am Computer spielen!<br />
Landjugend, das sind wir, das sind die jungen<br />
Menschen, <strong>für</strong> die das Leben nicht am Gartenzaun<br />
endet, sondern die sich zusammentun,<br />
um gemeinsam etwas zu erleben, zu bewirken<br />
und auf die B<strong>eine</strong> zu stellen. In der Landjugend<br />
sein heißt zu <strong>eine</strong>r Gemeinschaft zu<br />
gehören. <strong>Ihr</strong>e Mitglieder stammen aus allen<br />
gesellschaftlichen Schichten. Ob Abiturientin<br />
oder Hauptschüler, ob Landwirtin oder Arzt<br />
– jede und jeder kann sich, kann s<strong>eine</strong> Fähig-<br />
keiten einbringen, anderen etwas beibringen,<br />
etwas <strong>für</strong> andere tun. So ist es durchaus üblich,<br />
dass jung von alt lernt und umgekehrt.<br />
Und so werden in gemeinsamer Arbeit kl<strong>eine</strong><br />
und große Aktionen bewältigt – ob es das traditionelle<br />
Dorffest ist oder der Dorfputz. Die<br />
Landjugend kennt und hilft einander – über<br />
Gruppen- und Ländergrenzen hinweg.<br />
Neue Mitglieder sind gern gesehen. Denn gemeinsam<br />
machen wir das Leben bunt, wie die<br />
Programme der Landjugend zeigen, in denen<br />
sich mit <strong>eine</strong>r Mischung aus Sport, Spiel,<br />
Spaß, Tradition und Bildung <strong>eine</strong> enorme Abwechslung<br />
widerspiegelt. Und das Schöne an<br />
der Gemeinschaft ist: Wir sehen uns wirklich.<br />
Natürlich lassen sich auch über Internet und<br />
Onlinespiele Leute treffen, von und mit diesen<br />
etwas lernen und gemeinsam spielen, aber der<br />
direkte Kontakt bleibt verwehrt und die Spieler/innen<br />
sitzen meist allein statt gemeinsam<br />
vor dem Computer.<br />
Egal auf <strong>welche</strong> Ebene der Landjugend man<br />
schaut, Zuverlässigkeit und die Bereitschaft<br />
Verantwortung zu übernehmen gehören dazu.<br />
Ein Ortsgruppenvorstand muss zur Verabredung<br />
mit <strong>eine</strong>m/r Geschäftspartner/in pünktlich und<br />
korrekt sein, ein Landesvorstand muss „s<strong>eine</strong>“<br />
Angestellten entsprechend führen. Da es bei<br />
der Landjugend möglich ist, schon in jungen<br />
Jahren Vorstandsmitglied zu werden, wachsen<br />
die meisten entsprechend früh in diese Rolle<br />
hinein. Steht der Landjugendnachwuchs dem<br />
Vorstand anfangs noch eher als helfende Hand<br />
zur Seite, ergibt sich schnell die Chance,<br />
selbst Verantwortung zu übernehmen. Einige<br />
Nr. 2/2011<br />
wählen den Weg über Kreis- und Bezirksvorstände,<br />
um auf Landes- oder Bundesebene der<br />
Landjugend mitzuarbeiten, andere genießen<br />
die Gemeinsamkeit als aktives Mitglied und<br />
stärken damit die Gruppe vor Ort.<br />
Dieses Vor-Ort-Sein hat noch <strong>eine</strong>n anderen<br />
Effekt. Die Weite des ländlichen Raums, die<br />
Nähe zur Natur und Landwirtschaft schärfen<br />
Blick und Bewusstsein. Ja, es stimmt, viele<br />
Lajus sind nicht mehr in den grünen Berufen<br />
tätig, aber sie sind nah dran und kommen<br />
mit ihnen in Berührung. Sei es bei der Ausrichtung<br />
<strong>eine</strong>s Berufswettbewerbs, bei der<br />
Ausrichtung <strong>eine</strong>r Scheunenfete oder bei Aktionen<br />
wie dem Trecker-Geschicklichkeitsfahren.<br />
Allein der Aufenthalt auf <strong>eine</strong>m Bauernhof<br />
öffnet <strong>eine</strong>m die Augen und weckt Interesse<br />
an und Verständnis <strong>für</strong> die Landwirtschaft.<br />
Natürlich ist bekannt, dass Milch nicht im Tetrapack<br />
wächst, aber <strong>welche</strong>/r Städter/in weiß<br />
schon, <strong>welche</strong>r Einsatz dahinter steckt? Durch<br />
die Landjugend lernt man (un)freiwillig, dass<br />
es Melkzeiten gibt, die eingehalten werden<br />
müssen, und man erlebt unmittelbar, wie wetterabhängig<br />
Erntezeiten sind. Und die Landjugendlichen<br />
aus den Grünen Berufen bekommen<br />
bei der Landjugend zusätzliches Know-how. In<br />
Arbeitskreisen und Ausschüssen fachsimpeln<br />
die jungen Leute, bilden sich fort und sich<br />
<strong>eine</strong> Meinung. Sie brauchen k<strong>eine</strong> Farm-Simulatoren,<br />
das grüne Leben vor Ort lockt.<br />
Ob in der Ortsgruppe oder im Bundesvorstand<br />
– irgendwann kommt jedes Vorstandsmitglied<br />
mit Politik in Berührung. Oft geht es dabei<br />
um das liebe Geld. Ohne Moos nichts los.<br />
4 www.landjugend.de
Nr. 2/2011<br />
Ganz klare Sache. Jede/r weiß, wie wichtig der<br />
Zuschuss von der Gemeinde <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Fahrt zur<br />
Partnerlandjugend ist, damit alle mitkönnen,<br />
oder <strong>für</strong> den Jugendraum, der Treffpunkt <strong>für</strong><br />
alle ist. Aber auch die Bundeszuschüsse dürfen<br />
nicht versiegen. Jugendverbandsarbeit auf hohem<br />
Niveau braucht Unterstützung. In der virtuellen<br />
Welt stünde statt langwieriger Verhandlungen<br />
ein Eroberungsfeldzug an, um an Schätze<br />
zu kommen, doch im realen Leben scheidet<br />
das zum Glück aus. Hier handelt es sich eher<br />
um <strong>eine</strong> strategische Reise mit vielen unterschiedlichen<br />
Stationen. Angefangen bei der<br />
Lokal- und Landkreispolitik, über die Landesministerien<br />
bis hin zum Bundestag reicht die<br />
Bandbreite unserer Partner, mit denen wir als<br />
Interessenvertretung der Jugend in den ländlichen<br />
Räumen das Gespräch suchen. Denn Fakt<br />
ist: Der ländliche Raum ist Heimat <strong>für</strong> uns und<br />
soll das auch bleiben. Und da<strong>für</strong> machen wir,<br />
macht sich der Bund der Deutschen Landjugend<br />
stark. Oftmals ist das <strong>für</strong> alle Beteiligten ein<br />
anstrengender Prozess mit nicht durchgehend<br />
zufriedenstellenden Ergebnissen, aber vielleicht<br />
auch <strong>eine</strong> Sache, die man bei der Landjugend<br />
lernt: kl<strong>eine</strong> Erfolge nicht zu missachten, Ziele<br />
wie Verbandsgestaltung und Nachhaltigkeit<br />
nicht aus dem Blick zu verlieren.<br />
Ja, in den ersten zehn Jahren m<strong>eine</strong>r Landjugendzeit<br />
habe ich schon einiges gelernt - angefangen<br />
beim Discofox tanzen. Zum Glück lernt<br />
man nie aus! Ich bin gespannt, was die nächsten<br />
Landjugendjahre mit sich bringen.<br />
Kathrin Funk<br />
stellv. BDL-Bundesvorsitzende<br />
Fotos: © s-eyerkaufer - iStockphoto (links) / © Burkhard Hussmann (rechts)<br />
Landjugend ist DIE Idee<br />
Von <strong>eine</strong>m Paket zur „Kommunalwahl on Landtour“<br />
Ein halbes Jahr ist <strong>für</strong> unsere neue Landjugendgruppe<br />
Burgdorf im Verband der Niedersächsischen<br />
Landjugend vergangen. Begonnen<br />
hat alles mit <strong>eine</strong>m Paket während m<strong>eine</strong>r<br />
Zivildienstzeit beim Landesjugendring Niedersachen.<br />
„Niedersächsische Landjugend, Warmbüchenstraße<br />
3, 30159 Hannover“ schrieb ich<br />
auf die Paketmarke.<br />
„Landjugend ? Das bin ich auch,<br />
wer sind die denn eigentlich?“<br />
Nach der ersten Recherche im Internet wurde<br />
mein Interesse geweckt und nach der Verbreitung<br />
der Idee unter Freunden und Bekannten,<br />
<strong>eine</strong> Ortsgruppe bei uns zu gründen, auch<br />
deren. Obwohl manch <strong>eine</strong>r den Begriff „Landjugend“<br />
<strong>für</strong> sehr altmodisch und abwertend<br />
hielt, waren sie doch ziemlich schnell überzeugt.<br />
Denn soziale Netzwerke werden nicht<br />
nur im Internet gelebt. Bisher gab es bei uns<br />
im Dorf nicht wirklich viele Freizeitangebote –<br />
nicht am Wochenende, nicht <strong>für</strong> Jugendliche.<br />
Aber zum Feiern muss man nicht immer ins<br />
30 Minuten entfernte Hannover fahren. Was<br />
hilft es mir dort, neue Leute kennenzulernen,<br />
wenn ich die von nebenan noch nicht einmal<br />
kenne?<br />
Nachdem die Idee sich verbreitet hatte und<br />
bekannt wurde, dass es vor einigen Jahren<br />
schon einmal <strong>eine</strong> Ortsgruppe in Burgdorf<br />
gab, <strong>haben</strong> wir diese mit <strong>eine</strong>m Masseneintritt<br />
wiederbelebt, alte Aktionen überdacht und<br />
neuen Wind in die Sache gebracht: Mittlerweile<br />
besteht unsere Gruppe aus 30 Landjugendlichen<br />
zwischen 16 und 23 Jahren.<br />
Warum ließen sie sich begeistern?<br />
Was machen wir als Landjugend?<br />
Wir verstehen uns nicht als Gruppe <strong>für</strong> Jugendliche<br />
aus der Landwirtschaft, sondern<br />
vielmehr als Gruppe <strong>für</strong> Jugendliche aus dem<br />
ländlichen Raum. Das Thema Agrar findet unter<br />
den Mitgliedern, von denen nur zwei <strong>eine</strong>n<br />
landwirtschaftlichen Hintergrund <strong>haben</strong>, kaum<br />
Beachtung. Seit unserer Neu-Gründung <strong>haben</strong><br />
wir ein Projekt realisiert, das sowohl <strong>eine</strong> große<br />
Außenwirkung hatte, als auch ein weiterer<br />
Grund <strong>für</strong> <strong>eine</strong> aktive Landjugendgruppe ist.<br />
Mit Unterstützung durch das Generation 2.0<br />
Projekt des Landesjugendrings Niedersachen<br />
<strong>haben</strong> wir die „Kommunalwahl on Landtour“<br />
gestaltet. Wir kauften <strong>eine</strong>n alten Bauwagen<br />
der örtlichen Feuerwehr, renovierten diesen<br />
komplett – vom Lack bis zur Wärmedämmung<br />
– und sind damit anschließend über die <strong>Dörfer</strong><br />
unserer Gemeinde gefahren, um mit den dort<br />
ansässigen Jugendlichen und den zuständigen<br />
Politiker/innen über die Anliegen der Jugend-<br />
Genauers Hinschauen lohnt..<br />
lichen und die anstehende Kommunalwahl zu<br />
sprechen.<br />
Im Zuge dieses Projektes stellte sich einmal<br />
mehr heraus, wie gut es sein kann, ein echtes<br />
soziales Netzwerk zu <strong>haben</strong>. Facebook-Freunde<br />
können digital k<strong>eine</strong>n Bauwagen renovieren<br />
und so <strong>eine</strong>n Raum <strong>für</strong> realen Austausch<br />
schaffen, Bürgermeister/innen trifft man<br />
kaum im Chat, sie lesen kaum die Tweets der<br />
Jungwähler/innen, um auf sie einzugehen.<br />
Wir sind gespannt darauf, wie sich die Gruppe<br />
nach diesem großen Projekt weiterentwickelt.<br />
Jeder Einzelne der Gruppe konnte s<strong>eine</strong> Stärken<br />
zeigen. Leute, die seit Jahren im gleichen<br />
„Kaff“ wohnen, <strong>haben</strong> sich kennengelernt und<br />
zusammengefunden.<br />
Robin Hussmann<br />
Ortsgruppe Burgdorf, Niedersachsen<br />
Nach Komplettrenovierung bewegt er (sich)..<br />
www.landjugend.de 5
Nr. 2/2011<br />
Einmal quer durch die Republik „Ich mag mein Dorf,<br />
Wir wollten wissen: Lebst du gern in d<strong>eine</strong>m Dorf? Und warum (nicht)?<br />
Ob Studentin oder Krankenschwester, Landwirt oder Kaufmann, Unternehmensberaterin<br />
oder Azubi – trotz aller Unterschiede scheint sich<br />
die Landjugend weitgehend einig zu sein, wenn es um die Vorzüge<br />
und Nachteile des Landjugendlebens geht. Ob das ein Zufall ist oder<br />
wir bei der Landjugendumfrage einfach an die falschen Leute geraten<br />
sind, muss jede/r selbst entscheiden. Nicht minder spannend ist, wie<br />
die Befragten zur Landjugend gekommen sind und was sie im Leben<br />
so tun. Einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt diese Umfrage<br />
allerdings nicht.<br />
<strong>Ihr</strong>e königliche Hoheit Maria I., Sachsen<br />
Ich lebe gern auf dem Land, sehr gern.<br />
Aktuell studiere ich ja. Da freue ich<br />
mich jeden Freitag aufs Neue nach<br />
Hause zu fahren. Denn <strong>für</strong> mich ist<br />
mein Dorf ganz einfach m<strong>eine</strong> Heimat.<br />
Hier bin ich aufgewachsen und hatte<br />
<strong>eine</strong> wunderschöne Kindheit, die mit<br />
den verschiedensten Orten und Menschen<br />
im Dorf verbunden ist. Die beste<br />
Freundin, der beste Freund wohnen<br />
gleich vier Häuser weiter und braucht<br />
man Hilfe, ist diese nicht weit. Das<br />
Schöne ist, man kennt einander im<br />
Dorf. – Wenn man die Straße entlang fährt, wird gegrüßt und gewunken,<br />
damit kann man den „Älteren“ schon <strong>eine</strong> Freude machen. Klar<br />
gehört der so genannte „Dorfklatsch“ dazu, aber es zeigt doch, dass<br />
man sich nicht nur <strong>für</strong> die eigene Person interessiert. Dieses Kennen<br />
und Achten untereinander sowie die Bereitschaft einander zu helfen,<br />
machen ein Dorf zu dem, was es ist.<br />
In Irfersgrün brauche ich m<strong>eine</strong>n Bauernhof mit allem, was dazu gehört<br />
– alte und junge Kühe, die Kälber in ihren Iglus und das Land... die<br />
Wälder, Felder und Wiesen hinter dem Stall im Abendrot des endenden<br />
Tages. Das zeigt die Schönheit und vor allem die Kraft der Natur, die<br />
man nicht nur riechen, sondern dann förmlich aufnehmen kann. Abends<br />
am besten noch ein schönes Dorffest mit Bierzelt, guter Musik und<br />
Tanz. Was will man mehr? Allgemein gehören ganz einfach die Natur<br />
und die Leute <strong>für</strong> mich zum Landleben.<br />
Ich arbeite am Wochenende auf dem Landwirtschaftsbetrieb m<strong>eine</strong>r Eltern,<br />
sowohl im Stall als auch auf dem Feld. Wenn ich dann mit m<strong>eine</strong>m<br />
Traktor die Dorfstraße entlang fahre und in die Gesichter derer am Rand<br />
schaue, dann denke ich mir oft, dass nur die Leute vom Dorf noch einschätzen<br />
können, was man als Landwirt/in leistet und dererseits <strong>eine</strong><br />
gewisse Wertschätzung erfährt. So freue ich mich auf jede Begegnung<br />
und jeden Schwatz beim Bäcker oder an der Bar.<br />
Maria Lenk ist seit Mai die Sächsische Milchkönigin Maria I. – Die 22-Jährige<br />
studiert an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Agrarwissenschaften<br />
und lebt sonst in Irfersgrün im sächsischen Vogtland.<br />
Antje Stöckert, Bayern<br />
Ich mag mein Dorf, auch wenn ich<br />
seit ein paar Jahren in der nächstgrößeren<br />
Stadt wohne. Als Vorstand der<br />
Landjugendgruppe Herreth bin ich voll<br />
aktiv und komme dementsprechend oft<br />
nach Hause. Die Liebe und die Arbeit<br />
zogen mich in die Stadt. Und wie ich<br />
feststellen musste, hat das auch gewisse<br />
Vorteile. Dennoch waren m<strong>eine</strong><br />
Kindheit und Jugend auf dem Dorf ein<br />
Leben wert. Und auf immer werd' ich<br />
mich nicht der Stadt widmen.<br />
Landleben ist von Nachbarschaftshilfe und Ruhe gekennzeichnet. Das<br />
Einzige, was laut ist, sind die Bulldogs im Hochsommer um Mitternacht.<br />
Und das viele Gelächter bei den Dorffesten. In der Stadt hat man rund<br />
um die Uhr Action.<br />
Als Teenager fehlte mir auf dem Dorf <strong>eine</strong> lückenlose Busverbindung.<br />
Entweder man musste laufen, Fahrrad fahren oder <strong>eine</strong>/n Autofahrer/in<br />
finden, um zum Ziel zu kommen. Als weit über 18-Jährige stört mich das<br />
heute weniger. Denn <strong>für</strong> <strong>eine</strong> gute Busverbindung bis spät in die Nacht<br />
stehen die Chancen auch weiter schlecht, da kann man noch so viel<br />
kämpfen. Damit muss man als Teen auf dem Land eben zurechtkommen.<br />
Heute müsste ich die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten auf dem Dorf bemängeln.<br />
Zumindest bei den Dingen, die der Bauer nicht herstellt. Aber<br />
Deutschland ist nicht riesig und der nächste Supermarkt nicht weit...<br />
Antje Stöckert ist Krankenschwester. Die 25-Jährige ist seit elf Jahren aktives<br />
Mitglied der Landjugend Herreth. Mit aktuell 42 Mitgliedern bewegt<br />
sie im letzten Zipfel im südlichen Landkreis Coburg das Land.<br />
Jennifer Bönning, Mecklenburg-Vorpommern<br />
Seit ich sechs war, lebte ich in Dargun. Die Kleinstadt liegt am nördlichsten<br />
Rand der Mecklenburger Schweiz, 45 km von Rostock entfernt.<br />
Ich habe m<strong>eine</strong> ganze Kindheit in und um Dargun verbracht. Nach der<br />
Schule zog es mich meistens nach draußen zum Darguner Klostersee, zur<br />
Schlossruine (Foto unten), in den Wald oder auf den Kinderbauernhof.<br />
Da ich im September dieses Jahres <strong>eine</strong>n Ausbildungsplatz in Neubrandenburg<br />
fand und kein Auto hatte, um die Strecke jeden Tag zu fahren,<br />
6 www.landjugend.de
Nr. 2/2011<br />
weil…“<br />
Was brauchst du zum Leben auf dem Land? Tust du etwas da<strong>für</strong> und wenn ja was?<br />
musste ich nach Neubrandenburg bzw. Trollenhagen ziehen. Das war<br />
<strong>für</strong> mich <strong>eine</strong> ganz schön große Umstellung, da hier alles größer, enger<br />
und grauer ist als in m<strong>eine</strong>m schönen kl<strong>eine</strong>n Dargun, wo jeder jeden<br />
kennt. Hier in der Stadt merke ich, dass ich bequemer werde, als ich es<br />
in Dargun war, denn da konnte man alles mit dem Fahrrad oder zu Fuß<br />
erreichen. Nach m<strong>eine</strong>r Ausbildung steht <strong>für</strong> mich auch fest, dass ich in<br />
Mecklenburg-Vorpommern bleiben möchte. Am besten auf <strong>eine</strong>m Dorf<br />
oder wieder in <strong>eine</strong>r Kleinstadt. Ich möchte dahin, wo es schön ruhig<br />
und grün ist und wo man weit übers Feld gucken kann, wenn man aus<br />
dem Fenster sieht. Mein Freund kommt auch aus <strong>eine</strong>m Dorf und möchte<br />
es, wie ich, auch nicht mehr missen.<br />
Jennifer Bönning ist der Ausbildung wegen nach Neubrandenburg gezogen.<br />
Doch <strong>für</strong> die 22-Jährige, die Bürokauffrau lernt und sich in der<br />
Landjugend Mecklenburg-Vorpommern engagiert, steht schon fest: Sie will<br />
zurück aufs Land.<br />
Melanie Müller, Baden-Württemberg<br />
Ja, ich lebe gern in m<strong>eine</strong>m Dörfle.<br />
Ganz einfach, weil ich dort immer<br />
„daheim“ bin und abschalten kann.<br />
Man kennt die Leute im Dorf und wir<br />
<strong>haben</strong> <strong>eine</strong> tolle Nachbarschaft. Ich<br />
habe m<strong>eine</strong> Pferde und m<strong>eine</strong> Familie<br />
bei mir. Und Wälder, Wiesen, Seen und<br />
ab und zu „kuhle“ Landluft: Ich denke,<br />
das ist mein kl<strong>eine</strong>s Stück vom Himmel<br />
mitten im Schwabenländle.<br />
Und was ich brauche? Vom Materiellen<br />
her auf jeden Fall ein Auto, um zur Arbeit und in die Stadt zu kommen.<br />
Im Allgem<strong>eine</strong>n brauche ich sonst nicht viel. Vielleicht Liebe zur Natur<br />
und auch <strong>eine</strong>n Sinn <strong>für</strong> gute Nachbarschaft. Denn bei uns hilft in der<br />
Regel jeder jedem. Tust du etwas da<strong>für</strong> und wenn ja was? Hmm – ich<br />
denke, ich tue mein Bestes, um auf dem Land leben zu können.<br />
Melanie arbeitet als Erzieherin in <strong>eine</strong>m Sprachheilkindergarten und<br />
wohnt in Rohrbach. Die 28-Jährige ist vor zwölf Jahren eigentlich durch<br />
ihren Vater zur Landjugend gekommen. Der war auch schon in der Landjugend.<br />
Einmal mit <strong>eine</strong>r Freundin reingeschaut und gleich geblieben. Noch<br />
immer mischt sie im Landesvorstand und im Mitarbeiterteam des BdL<br />
Württemberg-Hohenzollern mit.<br />
Christoph Bayer, Thüringen<br />
Ich lebe gern in Hartmannsdorf, etwa zehn Kilometer vor Gera. Warum?<br />
Weil es Spaß macht – die Nachbarn, die Leute, die Tiere, die Gemeinschaft,<br />
die Feste – alles, was auf dem Dorf so anfällt. Woanders leben?<br />
In <strong>eine</strong>m anderen Dorf, klar – das kann ich mir vorstellen, in der Stadt<br />
nur, wenn es gar nicht anders geht. Natürlich ist hier nicht alles perfekt.<br />
Bei Internet und Telefon leben wir hinter dem Mond. Wirklich.<br />
Auch was die Straßen anbelangt. Wir brauchen gute Anbindungen auf<br />
dem Land, dann geht der Rest auch.<br />
Einkaufsmöglichkeiten gibt es bei uns<br />
noch. Kita, Schule und Arzt zwar nicht,<br />
aber mit gerade mal 450 Einwohnern<br />
müssen wir eben fahren.<br />
Christoph will immer auf dem Land leben.<br />
Der 22-Jährige lernt Landwirt im 3.<br />
Lehrjahr und hat die Fachschule schon im<br />
Blick. Herdenmanagement – das würde<br />
ihn interessieren, auch wenn es daheim<br />
aus Kostengründen bis auf s<strong>eine</strong> Rassekaninchen<br />
k<strong>eine</strong> Tiere mehr gibt.<br />
Klarissa Eggert, Mecklenburg-Vorpommern<br />
Ich möchte nicht in der Stadt leben.<br />
Hier ist es ruhig, ich kann mit dem<br />
Fahrrad die schöne Landschaft erkunden,<br />
da es viele Wanderwege und<br />
Spielstraßen gibt. Man kennt noch den<br />
Nachbarn und hier habe ich Freunde.<br />
Es gibt hier viele Arbeitsgemeinschaften<br />
und Ver<strong>eine</strong>. Ich selbst lerne im<br />
Musikkurs des Landjugendverbandes<br />
Mecklenburg-Vorpommern seit fünf<br />
Jahren Keyboard spielen. Und seit vier<br />
Jahren bin ich im Kinderensemble Dorf<br />
Mecklenburg des Landjugendverbandes dabei.<br />
Eigentlich ist alles da: <strong>eine</strong> Kinderkrippe, ein Kindergarten, <strong>eine</strong> Grund-<br />
und Regionalschule mit Gymnasium, ein Hort, <strong>eine</strong> Apotheke, <strong>eine</strong><br />
Bibliothek, das Agrarmuseum, ein Bahnhof, ein Rentnertreff, <strong>eine</strong> Mehrzweckhalle,<br />
<strong>eine</strong> Gaststätte, <strong>eine</strong> Disco, <strong>eine</strong> Bowlingbahn, ein Jugendclub,<br />
<strong>eine</strong> Sparkasse, <strong>eine</strong> Polizeistation und <strong>eine</strong> Kaufhalle. Ich vermisse<br />
manchmal, dass man hier nicht shoppen gehen kann, aber auch das<br />
ist kein Problem, denn die nächste Stadt, Wismar, ist sieben Kilometer<br />
entfernt und Wismar hat ein Theater, ein Kino, <strong>eine</strong> Schwimmhalle, <strong>eine</strong>n<br />
Tierpark, McDonalds usw. Eigentlich bin hier sehr zufrieden.<br />
Klarissa Eggert ist erst elf Jahre alt. Sie lebt im Dorf Mecklenburg und<br />
lernt viel bei der Landjugend.<br />
Lars Rüddenklau, Hessen<br />
Ich lebe gern in m<strong>eine</strong>m Dorf, weil<br />
einfach jeder jeden kennt und man wie<br />
<strong>eine</strong> große „Familie“ ist und nicht so<br />
distanziert lebt wie in der Stadt.<br />
Für das Leben auf dem Land ist vor allem<br />
ein Auto wichtig, da man mit dem<br />
ÖPNV abends und am Wochenende nicht<br />
wirklich mobil ist. M<strong>eine</strong> Freunde sind<br />
<strong>für</strong> mich natürlich auch extrem wichtig!<br />
www.landjugend.de 7<br />
Fotos: BDL (Maria I) / Laju M-V (Klarissa Eggert) / Hessissche Landjugend (Lars Rüddenklau) / alle übrigen: privat Fotos - Montage (v.l.): Johannes Barth, Rainer Srurm, Günther Schad, Gerd Pfaff - alle PIXELIO
Nr. 2/2011<br />
Einmal quer durch die Republik „Ich mag mein Dorf,<br />
Wir wollten wissen: Lebst du gern in d<strong>eine</strong>m Dorf? Und warum (nicht)?<br />
Ob ich aktiv werde, um auch künftig auf dem Land leben zu können?<br />
Ich engagiere mich in Ver<strong>eine</strong>n, um die Gemeinschaft und letztlich auch<br />
die Freundschaft und den Zusammenhalt zu stärken, aber auch um unsere<br />
Interessen und Ziele durchzusetzen.<br />
Lars Rüddenklau kommt aus Liebenau-Ersen. Der ausgebildete Chemielaborant<br />
studiert in Gießen Lebensmittelchemie und ist 24 Jahre alt. Zur<br />
Landjugend <strong>haben</strong> ihn Freunde gebracht. Seit Anfang 2005 ist er Mitglied<br />
der Hessischen Landjugend und engagiert sich seitdem auch im Vorstand<br />
s<strong>eine</strong>r Ortsgruppe. Sein Foto ist übrigens bei <strong>eine</strong>r Wochenendprobe <strong>für</strong> das<br />
Theaterstück auf der Grünen Woche 2012 entstanden. Also: Nichts wie hin!<br />
Kathrin Rehders, Schleswig-Holstein<br />
Ich bin in der Stadt Norderstedt aufgewachsen<br />
und studiere zurzeit in Kiel<br />
Agrarwissenschaften im 3. Semester.<br />
Mein Elternhaus steht ein wenig außerhalb,<br />
da wir <strong>eine</strong>n landwirtschaftlichen<br />
Betrieb <strong>haben</strong>. Allerdings kenne ich das<br />
Dorfleben von m<strong>eine</strong>r Tante oder von<br />
m<strong>eine</strong>m Freund – beide leben in der<br />
Nähe <strong>eine</strong>r Kreisstadt. Somit sind die<br />
Verbindungen zum nächsten Lebensmittelladen<br />
oder ähnlichem sehr gut. Darum<br />
musste ich nie weite Strecken zurücklegen, um etwas zu erledigen.<br />
Ich glaube, dass ich eher ein Dorfmensch bin. Man kennt sich untereinander<br />
und die Nachbarschaftspflege wird noch groß geschrieben. Die<br />
Atmosphäre in <strong>eine</strong>m Dorf ist ganz anders und man fühlt sich schnell<br />
heimisch. Ich bin nicht in <strong>eine</strong>m Dorf aufgewachsen und kenne bis jetzt<br />
zwar nur die Vorzüge des Dorflebens, aber ich kann mir gut vorstellen,<br />
nach m<strong>eine</strong>m Studium aufs Land zu ziehen.<br />
Was ich zum Leben auf dem Land brauche? Für mich ist es wichtig, dass<br />
ich glücklich bin, m<strong>eine</strong> Familie bei mir ist und ich Teil der Dorfgemeinschaft<br />
bin. Wichtig ist <strong>für</strong> mich auch das Verständnis der Dorfbewohner<br />
<strong>für</strong> die Landwirtschaft. Trotz Landleben sind mir kurze Wege zur Stadt<br />
wichtig.<br />
Seit ich am Wochenende bei m<strong>eine</strong>m Freund wohne, nehmen wir aktiv<br />
am Dorfleben teil. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und habe das<br />
Gefühl dazuzugehören. Es wirkt wie <strong>eine</strong> große Familie, die sich umeinander<br />
kümmert, Rücksicht nimmt und <strong>für</strong>einander da ist. Das schätze<br />
ich sehr und kenne das so aus der Stadt eher nicht.<br />
Man kann sagen, dass ich offen und ehrlich auf die Leute im Dorf zu<br />
gehe. Die Arbeit auf dem landwirtschaftlichen Betrieb m<strong>eine</strong>s Freundes<br />
passen wir an das Leben dort an und nehmen Rücksicht bei vielen Arbeiten.<br />
Dazu gehört auch, sonntags k<strong>eine</strong> Gülle zu fahren. Zugleich erwarten<br />
wir Verständnis <strong>für</strong> andere landwirtschaftliche Tätigkeiten.<br />
Kathrin Rehders ist 20 Jahre alt und studiert Agrarwissenschaften in Kiel.<br />
Seit ihrem 16. Geburtstag ist sie in der Landjugendgruppe Wilstedt aktiv.<br />
Wilstedt ist ein Ortsteil der Gemeinde Tangstedt im Kreis Stormarn in<br />
Schleswig-Holstein. Sie wollte schon immer in die Landjugend eintreten.<br />
Als sie dann endlich 16 Jahre alt war, hat sie den Schritt gewagt – ganz<br />
allein. Seit zwei Jahren gehört sie, wie ihr Freund, auch noch zur Ortsgruppe<br />
Bargteheide. Sie war im Kreisvorstand Stormarn und genießt bis<br />
heute nicht nur die beiden Ortsgruppen, sondern auch die Projektgruppenarbeit<br />
auf Landesebene.<br />
Miriam Münch, Baden-Württemberg<br />
Selbstverständlich lebe ich gern auf<br />
dem Land. Als Kind kann man toben<br />
und auf der Straße spielen, als Jugendlicher<br />
darf man in die Landjugend und<br />
im Alter weiß man die Ruhe zu schätzen.<br />
Außerdem find ich es gut, dass<br />
man sich kennt, jede/r grüßt jede/n.<br />
Um auf dem Land leben zu können,<br />
brauche ich in erster Linie m<strong>eine</strong><br />
Freunde und Familie. Da wir noch kein<br />
DSL bei uns im Ort <strong>haben</strong>, finde ich es<br />
super, dass wir es wahrscheinlich dieses Jahr noch bekommen. Das hilft<br />
allen – aber vor allem den Schülern. Nicht einfach nur, um Schulsachen<br />
vorzubereiten, sondern um Anschluss zu <strong>haben</strong>.<br />
Es ist wichtig, den ländlichen Raum <strong>für</strong> Jugendliche so attraktiv wie<br />
möglich zu machen. Ich denke, auch wir als Landjugend und ich als<br />
Vorsitzende tragen dazu bei. Die Gruppenabende helfen, Freundschaften<br />
zu pflegen. Durch die vielen Veranstaltungen lernt man neue Leute kennen.<br />
Wir richten dieses Jahr beispielsweise das 50. Kreiserntedankfest<br />
des Schwarzwald-Baar-Kreises aus. So können wir allen zeigen, dass<br />
Landjugend Spaß macht, wir aber durchaus auch in der Lage sind, Verantwortung<br />
zu übernehmen. Allein könnten wir dieses Fest gar nicht<br />
ausrichten, deshalb arbeiten alle Ver<strong>eine</strong> Hand in Hand daran. Solche<br />
Veranstaltungen sind natürlich toll <strong>für</strong> unser Dorfleben und fördern den<br />
Zusammenhalt.<br />
Miriam Münch, 20, studiert in Weingarten Soziale Arbeit. Sie kommt aus<br />
Mauenheim in Südbaden. Mit 14 ist sie mit ihrer älteren Schwester zur<br />
Landjugend gekommen – zu <strong>eine</strong>m Tanzkurs. Seitdem ist sie dabei und<br />
hat schon ein Jahr später, mit 15 Jahren, ihr erstes Amt übernommen.<br />
Cosima-Karolin Niehoff, Mecklenburg-Vorpommern<br />
Jeden Morgen beim Aufstehen freue ich mich über den schönen Blick<br />
aus dem Fenster in den Garten. Kein störender Straßenlärm, k<strong>eine</strong> Abgase.<br />
M<strong>eine</strong> Arbeit bei <strong>eine</strong>r landwirtschaftlichen Beratungsgesellschaft<br />
sowie die Mitarbeit auf dem elterlichen Betrieb lassen sich mit dem<br />
dörflichen Leben perfekt verbinden. Ich mag die Menschen unseres Dorfes,<br />
dass jeder jeden kennt und auch zusammen gefeiert wird.<br />
Für mich ist es wichtig, hier ein großes Netzwerk aus Freunden und<br />
8 www.landjugend.de
Nr. 2/2011<br />
weil…“<br />
Was brauchst du zum Leben auf dem Land? Tust du etwas da<strong>für</strong> und wenn ja was?<br />
Gleichgesinnten zu <strong>haben</strong> sowie <strong>eine</strong><br />
gut funktionierende Infrastruktur.<br />
– D.h. im Umkreis von maximal 30<br />
Kilometern <strong>eine</strong> Stadt, in der man<br />
abends auch mal was unternehmen<br />
kann wie Kino oder was trinken gehen.<br />
Außerdem gehören <strong>eine</strong> schnelle<br />
Internetverbindung sowie vernünftige<br />
Straßen, Kindergärten und Schulen, die<br />
ohne lange Fahrten zu erreichen sind,<br />
<strong>für</strong> mich zu <strong>eine</strong>r guten Infrastruktur.<br />
Denn nur so bleibt das Leben auf dem<br />
Land <strong>für</strong> junge Familien attraktiv.<br />
Und ja, ich tue etwas da<strong>für</strong> – ich engagiere mich in der Landjugend<br />
sowie in landwirtschaftlichen Berufsverbänden. Veranstaltungen, die in<br />
unserer Gemeinde stattfinden, unterstütze ich tatkräftig.<br />
Im Flächenland Mecklenburg muss man nicht selten <strong>eine</strong> Stunde fahren,<br />
bis man die Landjugend überhaupt erreicht. So verhält es sich leider<br />
auch mit vielen anderen Sachen. Allerdings zeichnet Mecklenburg-Vorpommern<br />
da<strong>für</strong> die wunderschöne Landschaft und die unvergleichliche<br />
Weite aus.<br />
Die Unternehmensberaterin lebt in Bütow in Mecklenburg. Aber das war<br />
nicht immer so. Während der Schulzeit in der Niedersächsischen Landjugend<br />
aktiv probierte Cosima-Karolin auch die in Mecklenburg-Vorpommern<br />
aus und ist dabei geblieben. Die 27-Jährige hat allerdings die Erfahrung<br />
gemacht, dass in Mecklenburg weniger junge Menschen in der Landjugend<br />
sind.<br />
Sören Behrens, Niedersachsen<br />
Ja, ich lebe gerne in m<strong>eine</strong>m Dorf,<br />
weil ich die Anonymität in der Stadt<br />
nicht mag. Den Zusammenhalt der<br />
Bewohner/innen und das Miteinander,<br />
den Smalltalk beim Bäcker oder auf der<br />
Straße sowie das Vereinsleben und die<br />
Feten schätze ich sehr.<br />
Für das Leben auf dem Land ist mir<br />
wichtig, dass es <strong>eine</strong>n geregelten ÖPNV<br />
gibt, ein reges Vereinsleben, <strong>eine</strong>n<br />
Nahversorger und ein ebenso leistungsfähiges<br />
Internet, das dem in der Stadt um nichts nachsteht. Ebenso<br />
wichtig sind die Schulstandorte, die trotz der stagnierenden Geburtenraten<br />
gut, einfach und sicher erreichbar sein sollten.<br />
Ich engagiere mich im Vereinsleben m<strong>eine</strong>s Dorfes, um die Traditionen<br />
zu wahren und etwas <strong>für</strong> das Dorf zu tun. Bei der „72-Stunden-Aktion“<br />
und der „Wir <strong>für</strong>s Land“-Aktion renovierten wir Plätze und Gebäude des<br />
öffentlichen Dorflebens.<br />
Schon Sörens Eltern waren aktive Landjugendliche. Schließlich hat s<strong>eine</strong><br />
Cousine, Mitglied der Ortsgruppe Solschen, ihn zum Mitkommen angestachelt.<br />
Das ist jetzt sechs Jahre her. Seit fünf Jahren ist der jetzige Kauf-<br />
mann <strong>für</strong> Bürokommunikation beim NDR im Vorstand s<strong>eine</strong>r Landjugendgruppe.<br />
Der 22-Jährige kommt aus Schwicheldt (bei P<strong>eine</strong>).<br />
Thies Winkelmann, Niedersachsen<br />
Ich lebe gerne auf dem Dorf. Die<br />
Gemeinschaft ist hier etwas Besonderes.<br />
Wenn man nach <strong>eine</strong>m Monat<br />
Abwesenheit vom Lehrhof wieder nach<br />
Hause kommt, ist es so, als wäre man<br />
gerade gestern erst weggefahren.<br />
Wenn <strong>eine</strong>m Land und Leute bekannt<br />
sind, entstehen sehr intensive Kontakte,<br />
auf die man gerne zurückgreift.<br />
Auf dem Dorf sollte man kontaktfreudig,<br />
innovativ, spontan und motorisiert<br />
sein, denn ohne <strong>eine</strong>n Motor unter dem Hintern ist man doch sehr<br />
unflexibel. Wichtig ist es hier auf dem Dorf, dass die Kontakte auch gepflegt<br />
werden. Aber das lässt sich mit den Besuchen der Schützen und<br />
Erntefeste leicht erledigen.<br />
Thies Winkelmann lebt in Leitzingen bei Soltau. Er hat Landwirtschaft<br />
gelernt und besucht jetzt die Fachschule Agrar in Celle. S<strong>eine</strong> Freunde<br />
gehören wie er zur Landjugend, da versteht es sich von selbst, dass er<br />
mit s<strong>eine</strong>m 16. Geburtstag ebenfalls zur Landjugend Soltau stieß. Mit 19<br />
wurde er Vorsitzender der Ortsgruppe, seit <strong>eine</strong>m halben Jahr arbeitet er<br />
auch im Landjugend-Bezirksvorstand Lüneburg mit.<br />
Arne Kutschbach, Sachsen-Anhalt<br />
In Glinde fühle ich mich wohl, ich bin<br />
gern hier. In den letzten zwei Jahren<br />
wohnte ich, bedingt durch m<strong>eine</strong> Ausbildung,<br />
in <strong>eine</strong>r mittelgroßen Stadt in<br />
der Nähe von Halle. Seitdem weiß ich,<br />
wie wichtig mir Glinde ist. Hier sind<br />
die meisten m<strong>eine</strong>r Freunde und m<strong>eine</strong><br />
Familie zu Hause. Man kennt mich und<br />
ich kenne alle. Ich freute mich immer<br />
auf das Wochenende – auf zu Hause. Es<br />
hatte aber auch Vorteile in der Stadt<br />
zu wohnen. So hat man nur kurze Wege, egal was man braucht – ob<br />
Einkauf oder Freizeitangebote. Zugleich störte mich aber am Stadtleben<br />
die Anonymität. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Leute nicht kannten,<br />
obwohl sie Nachbarn sind. So etwas gibt es in <strong>eine</strong>m Dorf nicht.<br />
Wenn wir als 14-Jährige nach Magdeburg fahren wollten, war das immer<br />
ein Problem. Irgendwer musste uns zum Bahnhof fahren, weil Busse<br />
nicht regelmäßig fuhren. Und abends musste uns jemand abholen. Das<br />
war nicht immer einfach. Schwieriger wurde es, als man abends mal<br />
in <strong>eine</strong> Bar oder in <strong>eine</strong> Disco wollte. Erst als viele <strong>eine</strong>n Führerschein<br />
und ein Auto besaßen, wurde das besser. Heute stört mich die fehlende<br />
Infra struktur nicht mehr so sehr wie vor einigen Jahren, weil man einfach<br />
selber mobil ist.<br />
www.landjugend.de 9<br />
Fotos: BDL (Arne Kutschbach) / alle übrigen: privat
Ich genieße es sehr, mich in Glinde zu engagieren. Ich bin Mitglied der<br />
freiwilligen Feuerwehr, des Heimatvereins, des Angelvereins und auch<br />
im Sportverein des Nachbardorfes. Ich bringe mich gern ein. Außerdem<br />
wirke ich gerne bei der Organisation und Vorbereitungen von Dorffesten<br />
und ähnlichem mit. Das Mitwirken am öffentlichen Dorfleben verbindet.<br />
Ich habe entschieden, dass ich langfristig auf dem Land leben will. Aber<br />
zwischenzeitlich stört es mich nicht, in <strong>eine</strong>r Stadt zu leben. Außerdem<br />
würde ich auch gern noch einmal im Ausland arbeiten, um einfach mal<br />
andere Leute und andere Ecken auf der Welt kennenzulernen. Ich will<br />
mir niemals vorwerfen müssen, nur Glinde und Umgebung gesehen zu<br />
<strong>haben</strong>.<br />
Arne war beim Bundesentscheid des Berufswettbewerbes der deutschen<br />
Landjugend 2011. Von dort bis zur Landjugend war es <strong>für</strong> den 21-Jährigen<br />
nur noch ein kl<strong>eine</strong>r Schritt. Seither ist er auch bei der Landjugend<br />
Sachsen-Anhalt aktiv und nicht nur in Glinde, dem kl<strong>eine</strong>n Dorf an der<br />
Elbe mit 320 Einwohner/innen in der Nähe von Magdeburg.<br />
Chris Trzensimiech, Brandenburg<br />
Ich wohne wirklich sehr gern in m<strong>eine</strong>r<br />
Stadt – in Hennigsdorf mit knapp<br />
25.000 Einwohnern. Hier schätze ich<br />
vor allem den Kontrast zwischen der<br />
Metropole <strong>Berlin</strong> und der Kleinstadt<br />
Hennigsdorf und die Möglichkeit,<br />
sowohl das <strong>eine</strong>, als auch das andere<br />
täglich erleben zu können. Da hat man<br />
die Ruhe, Abgelegenheit und das viele<br />
Grün in Hennigsdorf, aber auch den<br />
Trubel, die Einkaufsmöglichkeiten, Sehenswürdigkeiten<br />
und vielen Veranstaltungen in <strong>Berlin</strong>.<br />
Im Grunde reicht mir das Dach über dem Kopf, mit Internet und m<strong>eine</strong>r<br />
Familien und Freunde um mich rum. Natürlich möchte ich die perfekte<br />
Anbindung nach <strong>Berlin</strong> nicht missen. Da ich noch k<strong>eine</strong>n Führerschein<br />
besitze, reichen mir die Öffentlichen vollkommen aus und auch mit dem<br />
Fahrrad bin ich sehr viel unterwegs, sofern das nicht gerade kaputt ist!<br />
Soweit ich weiß, mache ich da nicht wirklich was <strong>für</strong> ... Das meiste ist<br />
ja auch schon vorhanden. Wenn es sich anbietet, dann versuche ich<br />
aber die Möglichkeiten wie Kino oder Schwimmhalle vor Ort zu nutzen<br />
und nicht deswegen nach <strong>Berlin</strong> zu fahren. Shoppen kann man in Hennigsdorf<br />
leider oder vielleicht doch eher zum Glück nicht ganz so gut.<br />
Der noch 22-jährige Student (Soziale Arbeit an der Alice-Salomon-Hochschule<br />
in <strong>Berlin</strong>) ist seit 2006 aktives Mitglied der <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen<br />
Landjugend. Im Sommer 2004 fuhr er zum ersten und dann im<br />
Sommer 2005 ein weiteres Mal über die Aktion Ferienspaß als Teilnehmer<br />
ins Ferienlager nach Prebelow. Dort hatte er mit <strong>eine</strong>r Freundin verabredet,<br />
im nächsten Jahr wieder dabei zu sein – als Hilfsbetreuer. Also machte<br />
er bei der <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen Landjugend s<strong>eine</strong> JuLeiCa, meldete<br />
sich als Betreuer an… Seitdem ist er Mitglied der B.B.L. und betreut jedes<br />
Jahr bis zu drei Ferienlager. Aber so richtig zur Landjugend hat ihn erst<br />
ein Praktikum <strong>für</strong>s Studium gebracht. Erst dabei wurde ihm wirklich bewusst,<br />
was den Verein ausmacht, wo<strong>für</strong> dieser steht – Unterstützung der<br />
Kinder und Jugendlichen des ländlichen Raums in Jugendräumen bzw. Jugendclubs<br />
und durch öffentliche Veranstaltungen in- und außerhalb ihrer<br />
Region – und wer alles dahinter steckt (die unterbesetzte Geschäftsstelle,<br />
hauptamtliche Mitarbeiter/innen und die vielen ehrenamtlichen Helfer/<br />
innen – ob Erwachsene, Kinder oder Jugendliche).<br />
Sebastian Dangel, Rheinland-Pfalz<br />
Nr. 2/2011<br />
Ich lebe sehr gerne in m<strong>eine</strong>m Dorf. Es<br />
ist klein, gemütlich, übersichtlich. Man<br />
kennt sich, hilft und unterstützt sich<br />
gegenseitig. Aber wenn man auf dem<br />
Land wohnt, ist man mit Sicherheit auf<br />
ein Auto angewiesen. Es gibt in unserem<br />
kl<strong>eine</strong>n Ort k<strong>eine</strong>n Supermarkt oder<br />
ähnliches. Eine kl<strong>eine</strong> Bäckerei mit<br />
Poststelle und Metzgerei ist im Ort vertreten<br />
und gerade <strong>für</strong> die Älteren unter<br />
uns ohne PKW auch wichtig. Es gibt zwar Buslinienverkehr, allerdings ist<br />
der nicht gerade vorteilhaft. Ab ca. 20.30 Uhr geht nichts mehr.<br />
Wir <strong>haben</strong> im Jahr 2002 die Landjugend Mörlheim gegründet, einfach<br />
um etwas auf die B<strong>eine</strong> zu stellen und nicht unnütz in der Gegend herumzulungern.<br />
Mittlerweile hat die Landjugend das jährliche Flammkuchenfest<br />
in Mörlheim etabliert, aus 15 sind 30 Mitglieder geworden…<br />
Sebastian aus Böchingen ist 27 Jahre alt und im Bereich „Bausanierung“<br />
tätig. In s<strong>eine</strong>m Heimatdorf Mörlheim war er nicht nur Gründungsmitglieder<br />
der Landjugend, sondern dort auch als Kassenprüfer, Beisitzer und<br />
erster Vorsitzender aktiv.<br />
Regina Elsen, Rheinland-Pfalz<br />
Ich lebe gerne in m<strong>eine</strong>m Dorf. Es ist<br />
ein Hundert-Seelen-Ort, in dem jede/r<br />
jede/n kennt. Ich bin hier aufgewachsen<br />
und mag diese ruhige Lage inmitten<br />
der Natur. Der Ort ist noch sehr<br />
landwirtschaftlich geprägt. Ich wohne<br />
und arbeite hier auf dem elterlichen<br />
Betrieb – mitten in der Idylle auf dem<br />
Land, vor der das Moderne k<strong>eine</strong>n Halt<br />
macht.<br />
Zum Leben auf dem Land brauchen wir<br />
schnelles Internet, sonst verpassen wir den Anschluss! In der heutigen<br />
Zeit ist es aus dem beruflichen, ehrenamtlichen und privaten Leben<br />
nicht mehr weg zu denken. Um die Chancen zu nutzen, die uns das Internet<br />
bietet, brauchen wir bessere Verbindungen.<br />
Viele junge Leute in m<strong>eine</strong>m Alter suchen und nutzen die Bildungsmöglichkeiten<br />
in der Stadt. Sie kehren selten zurück. Kontakte gehen<br />
dadurch verloren. Um mich mit m<strong>eine</strong>n Freunden treffen zu können,<br />
bin ich auf das Auto angewiesen, da öffentliche Verkehrsanbindungen<br />
nur begrenzt gegeben sind. Und nicht zuletzt brauche ich ein aktives<br />
Vereinsleben, in dem ich Ausgleich finde, auf neue Leute treffe und wo<br />
auch die dörfliche Tradition gelebt wird.<br />
Ich engagiere mich ehrenamtlich in der Landjugend <strong>für</strong> die Jugend auf<br />
dem Land. Zudem bin ich aktiv im Vereinsleben vor Ort: Im Vorstand des<br />
Kreisbauernverbandes und in der lokalen Arbeitsgruppe des Landkreises<br />
vertrete ich die Landjugendlichen. Ich möchte auch weitere Menschen<br />
da<strong>für</strong> begeistern, sich <strong>für</strong> das Leben auf dem Land einzusetzen und es<br />
mitzugestalten.<br />
Regina Elsen ist Hauswirtschafterin. Sie ist 26 und kommt aus Sellerich-<br />
Herscheid. Die staatlich geprüfte Technikerin im Landbau ist seit 2004 Mitglied<br />
der Landjugend Eifel – im Landjugendverband Rheinland-Nassau. Übrigens<br />
kam sie durch die Teilnahme am Berufswettbewerb zur Landjugend.<br />
10 www.landjugend.de<br />
Fotos: privat
Nr. 2/2011<br />
Ob „Test the West!” oder: „Go East!”<br />
Wer die Herausforderungen erkennt, ist klar im Vorteil<br />
Es gibt die Grenzen noch. In den Köpfen<br />
wurden sie nie gezogen. Denn Landjugend<br />
ist vor allem eins – jung. Was zählen da<br />
Mauern, die vor 22 Jahren ihren Schrecken<br />
verloren <strong>haben</strong>? Nichts. Die Lajus von<br />
heute sind meist nicht viel älter als die<br />
Landjugend-Verbände im Osten, die sich<br />
nach der Wende gegründet <strong>haben</strong>. Und doch<br />
stocken Gespräche oder herrscht plötzliches<br />
Unverständnis in der spannendsten Debatte,<br />
weil zwischen der Landjugendarbeit in den<br />
alten und neuen Bundesländern – trotz gemeinsamer<br />
Ziele – mitunter Welten liegen.<br />
Ein Landjugendproblem? Nein. Eher ein<br />
Kommunikationsproblem, das bundesweit<br />
agierende Verbände betrifft. Denn noch<br />
immer unterscheiden sich die Jugendverbandsstrukturen<br />
in Ost und West. Während<br />
die <strong>eine</strong>n mehr auf offene Angebote setzen,<br />
zählt bei den anderen die Mitgliedschaft…<br />
Das muss nicht so bleiben. Denn <strong>für</strong> viele<br />
Herausforderungen der Gesellschaft gibt es<br />
noch kein Rezept.<br />
Tobias Schubotz:<br />
Landjugend. Was in diesem Wort alles steckt:<br />
die Weite <strong>eine</strong>r Landschaft, Dynamik, Veränderungswille<br />
und <strong>Zukunft</strong>. Die Arbeit, die<br />
Ehren- und Hauptamtliche Tag <strong>für</strong> Tag investieren,<br />
um den eigenen Verband und das<br />
Land nach vorn zu bringen, steckt auch drin.<br />
Sichtbar allerdings nur <strong>für</strong> die Aktiven selbst.<br />
Aus der Historie heraus sind die Bedingungen<br />
der Landjugendarbeit hierzulande anders, ich<br />
möchte sagen ungünstiger als in den alten<br />
Bundesländern. Schließlich gibt es die Landjugend<br />
bei uns erst seit zwei Jahrzehnten, so<br />
dass die Strukturen grundverschieden sind.<br />
Ist die Landjugend „im Westen“ längst in den<br />
Familien verwurzelt, so kämpfen wir hier um<br />
jedes einzelne Mitglied. Das kostet Kraft.<br />
Zumal Sachsen-Anhalt von der demografischen<br />
Entwicklung mehr betroffen ist als der Rest<br />
der Republik. Bisher sind 600.000 Einwohner/<br />
innen gegangen, weitere 17,5 Prozent der<br />
derzeitigen Bevölkerung – mehr als aus jedem<br />
anderen Bundesland – werden wohl bis 2025<br />
folgen. Jugendliche ziehen nach Niedersachsen<br />
oder Schleswig-Holstein, die Altmark<br />
stirbt aus. Das müsste nicht so sein, wenn<br />
unsere Vorschläge und die anderer Verbände<br />
umgesetzt würden. Aber solange es an Arbeitsplätzen,<br />
an ärztlicher Versorgung hapert<br />
– bleiben Menschen nicht gern. Entsprechend<br />
schwer ist es hier, Landjugendliche zu finden,<br />
die sich engagieren wollen. Berührungsängste<br />
gibt es kaum, da<strong>für</strong> Bindungsängste, die uns<br />
obendrein das Leben schwer machen. Aber<br />
es lohnt sich: Gerade die Mitglieder, die sich<br />
nach langem Ringen <strong>für</strong> uns entschieden <strong>haben</strong>,<br />
sind die treuesten und aktivsten.<br />
Der Nachwuchs im Verband ist aber nur ein<br />
Problem, mit dem wir als Landjugend Sachsen-Anhalt<br />
kämpfen. Noch kräftezehrender ist<br />
der Kampf um finanzielle Unterstützung. Wie<br />
allerorts müssen auch die neuen Bundesländer<br />
sparen und tun dies mit Vorliebe bei der<br />
Jugendarbeit und im ländlichen Raum. Als ob<br />
es nicht wichtig wäre, die verbliebene Jugend<br />
zu unterstützen und in die <strong>Zukunft</strong> zu investieren.<br />
Aber nein: Mit jedem neuen Haushaltsentwurf<br />
beginnt auch der Kampf ums liebe<br />
Geld aufs Neue. Das lenkt vom Wesentlichen<br />
ab, behindert die Arbeit in Tiefe und Breite<br />
massiv. Und an das Gefühl, am Jahresende<br />
nicht zu wissen, wie es mit unserem Engagement<br />
vor Ort und dem Verband weitergehen<br />
soll, kann ich mich einfach nicht gewöhnen.<br />
Beispielsweise wird die Stelle unseres Jugendbildungsreferenten<br />
vom Landesjugendamt<br />
teilfinanziert. Aber die 18 Prozent der<br />
Personalkosten, die wir aufbringen müssen,<br />
fallen nicht vom Himmel. Zumal die Gelder<br />
<strong>für</strong> Projekte und Bildungsmaßnahmen Jahr <strong>für</strong><br />
Jahr zusammengestrichen werden. Und dann<br />
die Landkreisregelung, wonach bei Seminaren<br />
Tobias Schubotz,<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Jugendliche aus mindestens zwei Landkreisen<br />
stammen müssen…<br />
Beim Ehrenamt geht es weiter. Engagement<br />
ist die <strong>eine</strong> Seite, aber neben der Zeit, die wir<br />
investieren, müssen wir auch mehr und mehr<br />
eigenes Geld einbringen. – Wenn wir an den<br />
Arbeitskreisen des BDL oder des Bauernverbandes<br />
teilnehmen zum Beispiel. Ja, 50 Prozent<br />
der Fahrtkosten werden erstattet, aber<br />
der Rest…? Allein wenn ich mein Mitwirken<br />
am Arbeitskreis JumPo (BDL) sehe, bleiben<br />
mir rund 200 Euro, die ich aufs Jahr gesehen,<br />
finanzieren muss. Die Kosten <strong>für</strong> andere Veranstaltungen<br />
von BDL, DBV etc. sind da noch<br />
gar nicht eingerechnet. Andere Fahrten werden<br />
gar nicht erstattet, weil sie im Rahmen<br />
von Projekten anfallen. Wenn ich m<strong>eine</strong> Kosten<br />
übers Jahr summiere, stecke ich gut und<br />
gern 1000 Euro in die Verbandsarbeit.<br />
Hand aufs Herz. Das schreckt ab und geht<br />
wohl nur, wenn Landjugend Herzenssache ist.<br />
www.landjugend.de 11<br />
Fotos: privat / © Stadtmensch - PIXELIO (unten)
Zumal das Ehrenamt in Sachsen-Anhalt <strong>für</strong> so<br />
selbstverständlich gehalten wird, dass die Probleme<br />
k<strong>eine</strong>n interessieren. Aber was soll’s?<br />
Meckern können die anderen. Wir wissen, <strong>für</strong><br />
die Landjugend bleibt viel zu tun, und fangen<br />
schon mal an.<br />
Kerstin Kühnle:<br />
Wir sind ALLE Landjugend. Die Landjugend<br />
im Westen unterscheidet sich jedoch schon<br />
einmal strukturell sehr von der Landjugend<br />
im Osten. Hier in Südbaden steht sie <strong>für</strong> jahrzehntelange<br />
Tradition und <strong>für</strong> die Verwurzelung<br />
in der Dorf- und Vereinsgemeinschaft. Oft<br />
waren schon die Eltern und die Geschwister in<br />
der Landjugend und bei dem ein oder anderen<br />
waren auch schon die Großeltern Mitglied.<br />
Wenn man das so hört, klingt die Landjugend<br />
ziemlich „altbacken“, oder? Ich kann dazu nur<br />
ganz klar „NEIN“ sagen, denn die Landjugend<br />
hat es immer wieder geschafft, den Wind der<br />
Veränderung zu spüren, und statt <strong>eine</strong>m Windschutz<br />
<strong>eine</strong> Windmühle zu bauen.<br />
Heute sieht kaum noch ein Gruppenabend bei<br />
uns aus wie vor 50 Jahren, als sich die Mädchen<br />
mit Handarbeit beschäftigten und die<br />
Jungs sich über die neuste Technik unterhielten.<br />
Heute treffen sich Landjugendliche, um<br />
gemeinsam was zu erleben und zu erreichen<br />
– z.B. Basteln, Kegeln, Ausflüge oder auch<br />
gemeinnützige Projekte wie die 72-Stunden-<br />
Aktion. Trotz allem kommt die Tradition bei<br />
der Landjugend nicht zu kurz. Die wird in<br />
Trachten- und Volkstanzgruppen gepflegt oder<br />
spiegelt sich beispielsweise beim Kreisernte-<br />
dankfest im Schwarzwald-Bar-Kreis mit liebevoll<br />
geschmückten Erntewägen beim großen<br />
Festumzug wider.<br />
Wie es um die Kinder- und Jugendarbeit und<br />
im Speziellen um die Landjugendarbeit in Baden-Württemberg<br />
bestellt ist, beschreibt auch<br />
die Expertise „Lage und <strong>Zukunft</strong> der Kinder<br />
und Jugendarbeit in Baden-Württemberg“. Von<br />
Prof. Dr. Thomas Rauschenbach und s<strong>eine</strong>m<br />
Autorenteam im vorigen Jahr veröffentlicht,<br />
wurde sie mit Vertreter/innen der Landesregierung<br />
und der Jugendverbände auf verschiedenen<br />
Ebenen diskutiert. Insgesamt wird der<br />
Kinder- und Jugendarbeit in Baden-Württemberg<br />
darin <strong>eine</strong> sehr gute Arbeit attestiert.<br />
In s<strong>eine</strong>n Ausführungen geht Rauschenbach<br />
u.a. darauf ein, dass der landwirtschaftliche<br />
Nr. 2/2011<br />
Hintergrund der Landjugendmitglieder auch in<br />
Baden-Württemberg mehr und mehr abnimmt.<br />
Kamen 1990 beispielsweise noch rund 38 Prozent<br />
der Mitglieder von Höfen, auf denen der<br />
Vater im Haupterwerb Landwirt war, so sind es<br />
im Jahr 2000 nur noch ca. 26 Prozent. Er sagt<br />
auch: Die Landjugendverbände im Ländle dienen<br />
ohne Zweifel der Integration junger Menschen<br />
in das ländliche Gemeinwesen. Gleichzeitig<br />
eröffnen sie Heranwachsenden <strong>eine</strong>n<br />
Freiraum <strong>für</strong> Gleichaltrigengesellung und Gemeinschaft.<br />
Doch durch die gesellschaftlichen<br />
Modernisierungsprozesse und die Veränderungen<br />
in der Schullandschaft wird es <strong>für</strong> die<br />
Landjugendverbände zunehmend schwieriger,<br />
Kinder und Jugendliche in ihre Aktivitäten<br />
einzubinden. Dabei hängt die <strong>Zukunft</strong>sfähigkeit<br />
der Orte von den Jugendlichen im ländlichen<br />
Raum ab. Nur wenn die heranwachsende<br />
Generation soziale Kontakte und persönliche<br />
Bindungen zum ländlichen Sozialraum hat,<br />
wird sie sich bemühen, die lokale <strong>Zukunft</strong> aktiv<br />
mitzugestalten. Nach Prof. Dr. Thomas Rauschenbach<br />
kann die Kinder- und Jugendarbeit<br />
der Landjugendverbände hierzu <strong>eine</strong>n wichtigen<br />
Beitrag leisten (kostenloser Download der<br />
Expertise: www.sozialministerium-bw.de/<br />
fm7/1442/Expertise_Jugendarbeit_2010.pdf).<br />
„Zeit, die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns<br />
etwas gibt“, hat Ernst Ferstl gesagt. Ich kann<br />
dem Schriftsteller nur zustimmen, denn ich<br />
darf jeden Tag von neuem erfahren, wie sich<br />
die Zeit lohnt, die ich in mein Ehrenamt bzw.<br />
in die Landjugend hineinstecke. Denn sie gibt<br />
es mir immer wieder doppelt zurück. Sei es<br />
mit neuen Freundschaften, Erfahrungen und<br />
anderen Momenten.<br />
Landjugend will Grünen Qualifizierungsfonds<br />
Sich einbringen, Verbündete suchen, <strong>Zukunft</strong><br />
<strong>für</strong> das Land schaffen – all das ist Landjugend.<br />
Aktuell diskutiert der BDL-Vorstand<br />
beispielsweise mit Fachleuten unterschiedlichster<br />
Couleur über <strong>eine</strong>n Vorschlag, mit<br />
dem Landjugend das Land voranbringen will<br />
und kann: den Grünen Qualifizierungsfonds.<br />
„Bildung ist das A und O. – Gerade in den<br />
grünen Berufen, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels“,<br />
so Magdalena Kliver, die<br />
stellvertretende BDL-Vorsitzende. Es sei an<br />
der Zeit, den ständig steigenden Anforderungen<br />
an die Landwirtschaft künftig auch<br />
außerhalb bestehender Bildungsangebote<br />
zu begegnen. Denn jeder weiß: Je differenzierter<br />
und komplexer die Ansprüche an die<br />
Kerstin Kühnle,<br />
Baden-Württemberg<br />
Qualifizierung werden, umso mehr stoßen sie<br />
an administrative und formale, an didaktische<br />
und methodische Grenzen. Die Zeit ist reif <strong>für</strong><br />
neue strukturelle Elemente in der agrarischen<br />
Bildung wie den Grünen Qualifizierungsfonds,<br />
den der BDL jetzt vorschlägt.<br />
Der Fonds werde nicht mit den konventionellen<br />
Bildungsstrukturen konkurrieren, sondern<br />
könne diese flankierend unterstützen, so<br />
die Landjugend. Ähnlich dem in Schleswig-<br />
Holstein bereits aktiven „Qualifizierungsfonds<br />
Land- und Forstwirtschaft“ (QLF) ließe sich<br />
damit dem Fachkräftemangel in den grünen<br />
Berufen begegnen. „Der Fonds kann helfen,<br />
die Pass ge nauigkeit zwischen betrieblichen<br />
Anforderungen und Ausbildung zu er höhen“,<br />
ergänzt Magdalena Kliver, selbst Junglandwirtin.<br />
Der Fonds soll die Kosten <strong>für</strong> die arbeits-<br />
bzw. ausbildungsbegleitenden, außerschulischen<br />
Bildungsmaßnahmen abdecken. Der<br />
BDL schlägt vor, den finanziellen Grundstock<br />
des Grünen Qualifizierungsfonds aus den<br />
Mitteln zu bilden, die noch aus dem Absatzfonds<br />
der Land- und Ernährungswirtschaft<br />
vorhanden sind. Auf diese Weise würden die<br />
Vermögensüberschüsse aus dessen Abwicklung<br />
– jetzt bei der Landwirtschaftlichen<br />
Rentenbank angesiedelt – zukunftsorientiert<br />
eingesetzt.<br />
Mehr dazu unter www.landjugend.de.<br />
12 www.landjugend.de<br />
Foto: BDL
Nr. 2/2011<br />
„<strong>Ihr</strong> <strong>entscheidet</strong>, <strong>welche</strong><br />
<strong>Dörfer</strong> <strong>eine</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>haben</strong>“<br />
Dr. Steffen Kröhnert, <strong>Berlin</strong>-<strong>Institut</strong>, analysiert und<br />
liefert Ideen <strong>für</strong>s Land<br />
Deutschland schrumpft. Im Jahr 2050 – so<br />
die Prognose zutrifft – werden zwölf Millionen<br />
Menschen weniger hier leben. Zwölf<br />
Millionen. Das entspricht der Bevölkerung<br />
der zwölf größten deutschen Städte. Doch<br />
genau die <strong>haben</strong> die wenigsten Nachwuchssorgen.<br />
Denn der Drang in die Städte<br />
ist ungebrochen. „Weniger Menschen in<br />
Deutschland werden in <strong>Zukunft</strong> auch in<br />
weniger Orten leben.“ Das <strong>Berlin</strong>-<strong>Institut</strong><br />
<strong>für</strong> Bevölkerung und Entwicklung nimmt<br />
in s<strong>eine</strong>r neuen Studie „Die demografische<br />
Lage der Nation“ kein Blatt vor den Mund.<br />
Das bdl-spezial hat nachgefragt und mit<br />
Dr. Steffen Kröhnert, <strong>eine</strong>m der Autoren<br />
gesprochen. Eins vorweg: Solange es Landjugend<br />
gibt, besteht Hoffnung.<br />
Stirbt die Landjugend aus?<br />
Dr. Steffen Kröhnert: Von Aussterben kann<br />
noch k<strong>eine</strong> Rede sein. Aber natürlich geht die<br />
Zahl junger Menschen in Deutschland generell<br />
zurück. Und es ist eben so, dass sie im ländlichen<br />
Raum überproportional abnimmt, weil<br />
viele junge Menschen in die städtischen Regionen<br />
ziehen und dort später auch ihre Kinder<br />
bekommen. Die Jugend auf dem Land wird also<br />
in den nächsten Jahrzehnten kontinuierlich<br />
abnehmen.<br />
Bis schließlich niemand mehr da ist.<br />
Das kann man so nicht sagen. Wir <strong>haben</strong> jetzt<br />
1,3 Kinder je Frau im gebärfähigen Alter. Das<br />
heißt, jede Kindergeneration ist ein Drittel<br />
kl<strong>eine</strong>r als die der Eltern. Wenn man das ein<br />
paar hundert Jahre fortrechnet, wäre irgendwann<br />
die Null erreicht. Das stimmt. Allerdings<br />
denke ich, man kann hoffen und auch politisch<br />
darauf hinarbeiten, um mit <strong>eine</strong>r klugen<br />
Familienpolitik <strong>eine</strong>s Tages auf zwei Kinder je<br />
Frau zu kommen. Oder ein bisschen weniger –<br />
1,8. Mit ein bisschen Zuwanderung bliebe die<br />
Bevölkerung dann stabil. Das schaffen andere<br />
westeuropäische Länder – Frankreich oder die<br />
skandinavischen Länder. Dann würde dieser<br />
Bevölkerungsrückgang irgendwann zum Stillstand<br />
kommen.<br />
Wenn das gelingt. Bis dahin wird die heutige<br />
Landjugend alt aussehen…<br />
Ja. Die große Gruppe der Babyboomer, die<br />
jetzt ins Rentenalter kommt, ist so zwischen<br />
1955 und Ende der 1960er Jahre geboren.<br />
Auf dieses Niveau werden wir, was die Geburtenzahlen<br />
betrifft, nicht mehr kommen.<br />
Das heißt: Solange diese Menschen leben und<br />
immer älter werden, <strong>haben</strong> wir <strong>eine</strong> starke demografische<br />
Alterung, <strong>eine</strong> Verschiebung des<br />
Verhältnisses von jungen und alten Menschen<br />
zuungunsten der Jugend. Aber irgendwann um<br />
das Jahr 2050 herum ist dieser Babyboomer-<br />
Berg verstorben. Wenn wir bis dahin <strong>eine</strong> gute<br />
Familienpolitik und höhere Geburtenraten<br />
<strong>haben</strong>, könnte wieder <strong>eine</strong> stabile und auch<br />
altersmäßig ausgeglichene Bevölkerungsstruktur<br />
zustande kommen.<br />
Das könnte <strong>für</strong> den ländlichen Raum zu spät<br />
sein.<br />
Man muss immer schauen, was genau man<br />
unter ländlichen Raum versteht. Natürlich sind<br />
gerade ländliche Regionen vom Rückgang stärker<br />
betroffen. Allerdings muss man da unterscheiden.<br />
Den Regionen nahe den Metropolen,<br />
wo Menschen leben, die ihr Geld in der Stadt<br />
verdienen können, geht es ja heute auch nicht<br />
schlecht…<br />
Der Speckgürtel im weitesten Sinne..<br />
Der Speckgürtel und durchaus noch darüber<br />
hinaus. Diese Regionen, auch wenn sie<br />
ländlich sind, sind demografisch stabil oder<br />
wachsen sogar. Das Problem hat tendenziell<br />
eher der periphere Raum, der weit entlegene<br />
ländliche Raum. Dort wird der Bevölkerungsrückgang<br />
weiter gehen und am stärksten sein.<br />
Aber auch dort gibt es zentrale Orte – Stabilitätsanker<br />
sozusagen. Aber ja, im peripheren<br />
Raum werden <strong>Dörfer</strong> veröden und schließlich<br />
verschwinden, wenn sie weitab liegen und k<strong>eine</strong><br />
neue Funktion <strong>für</strong> sich finden.<br />
An was <strong>für</strong> neue Funktionen denken Sie da?<br />
Die klassischen Arbeitsplätze in den <strong>Dörfer</strong>n<br />
sind weniger geworden. Eine neue Funktion<br />
kann ein Dorf nur finden, wenn es auch <strong>eine</strong><br />
neue wirtschaftliche Grundlage <strong>für</strong> sich<br />
schafft. Das kann der Tourismus sein, Bioenergie,<br />
ein Wohnsitz <strong>für</strong> Pensionäre oder <strong>eine</strong><br />
ganz neue Wirtschaftsbasis, an die wir heute<br />
noch nicht denken, die wir noch nicht kennen.<br />
Aber wer diese neue Funktion nicht findet, hat<br />
Pech und wird möglicherweise verschwinden.<br />
So wie die Schule aus dem Dorf gedrängt<br />
wird?<br />
Unsere Schul- und Bildungspolitik ist ja sehr<br />
zentral gesteuert. Das Problem ist, dass die<br />
einzelne Kommune nicht darüber entscheiden<br />
kann, ob es weiter <strong>eine</strong> Schule gibt oder<br />
nicht. Das wird ja in der Regel vom Land<br />
festgelegt. Da gibt es Festlegungen, wie viele<br />
Schüler <strong>eine</strong> Klasse mindestens <strong>haben</strong> muss<br />
und wie viele Klassen <strong>eine</strong> Schule… – ein<br />
Wust von Vorschriften, die aus <strong>eine</strong>m halben<br />
Jahrhundert Bevölkerungswachstum stammen.<br />
Ich denke, dass darüber nachgedacht werden<br />
muss, ob diese hohen Standards, die unter<br />
Wachstumsbedingungen und wohl eher <strong>für</strong><br />
städtische Regionen geschaffen wurden unter<br />
Schrumpfungsbedingungen noch alle sinnvoll<br />
sind. Oder ob sie nicht vielmehr den kl<strong>eine</strong>n<br />
<strong>Dörfer</strong>n den Handlungsspielraum rauben.<br />
Wenn die Schule dicht macht, gehen auch die<br />
Familien…<br />
… und wenn dann noch hohe und teure Auflagen<br />
dazukommen – z.B. <strong>für</strong> die Trink- und<br />
Abwasserversorgung oder den Denkmal- und<br />
Naturschutz, während gleichzeitig die Steuer-<br />
und Gebühreneinnahmen immer weniger<br />
werden – verliert die Kommune jede eigenständige<br />
Handlungsmöglichkeit. Das macht es<br />
unmöglich, vielleicht im Kl<strong>eine</strong>n zu <strong>eine</strong>r Sta-<br />
www.landjugend.de 13<br />
Foto: © Bernd Bast - PIXELIO
ilität zu kommen, indem man andere kreative<br />
Ideen <strong>für</strong> den Ort umsetzt. Ich denke, dass wir<br />
da – was die gesetzlichen Auflagen anbetrifft<br />
– zu <strong>eine</strong>r größeren Flexibilität <strong>für</strong> den ländlichen<br />
Raum kommen müssen.<br />
Wie können diese aussehen?<br />
Für dünn besiedelte oder schrumpfende oder<br />
entlegene Räume sollten gewisse Standards<br />
nicht gelten – beispielsweise um es möglich<br />
zu machen, sehr kl<strong>eine</strong> Schulen, Zwergschulen<br />
zu betreiben. Oder indem es Sonderregelungen<br />
<strong>für</strong> gewisse infrastrukturelle Vorschriften gibt,<br />
damit die Kosten geringer sind als in wachsenden<br />
dicht besiedelten Regionen.<br />
Sie glauben also an <strong>eine</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>für</strong> das Dorf.<br />
Nicht alle <strong>Dörfer</strong> in Deutschland werden <strong>eine</strong><br />
<strong>Zukunft</strong> <strong>haben</strong>. Ich denke aber, dass die Aktivität<br />
der Menschen vor Ort – insbesondere<br />
die Aktivität der Jugendlichen dort – darüber<br />
<strong>entscheidet</strong>, <strong>welche</strong> <strong>Dörfer</strong> zukunftsfähig sind.<br />
Es wird einfach so sein, dass dort, wo kein<br />
dörfliches soziales Leben mehr ist, also in Orten,<br />
die sich zu r<strong>eine</strong>n Wohnstandorten älterer<br />
Menschen entwickelt <strong>haben</strong>, wo nichts mehr<br />
passiert, auch k<strong>eine</strong>r mehr hinziehen wird.<br />
Das soziale Leben soll es richten?<br />
Es ist offensichtlich, dass selbst entlegene Orte,<br />
in denen sich – aus <strong>welche</strong>n Gründen auch<br />
immer – <strong>eine</strong> Dorfgemeinschaft zusammen<br />
gefunden hat, die kulturelles und soziales Leben<br />
pflegt, dass dort Jugendliche erstens auch<br />
eher bleiben und solche <strong>Dörfer</strong> zweitens eher<br />
Zuzug verzeichnen. D.h. von der Aktivität der<br />
Bürgergesellschaft vor Ort wird es unter diesen<br />
Schrumpfungstendenzen in hohem Maße abhängen,<br />
<strong>welche</strong> <strong>Dörfer</strong> zukunftsfähig sind und<br />
<strong>welche</strong> eher nicht.<br />
Lässt sich diese Aktivität beeinflussen? Politisch<br />
zum Beispiel?<br />
Wenn es um Förderung von bürgergesellschaftlichem<br />
Engagement, also der Bürgergesellschaft<br />
vor Ort geht, stellen wir fest, dass<br />
zwar recht viele Fördermittel in den ländlichen<br />
Raum fließen, es aber relativ hierarchisch zugeht.<br />
Also von oben nach unten. Es gewinnt<br />
nicht die beste Idee, sondern der cleverste<br />
Antragsteller. Weil das Land oder irgend<strong>welche</strong><br />
Ministerien, besser gesagt ihre Angestellten,<br />
sich ständig neue Förderprogramme ausdenken<br />
… und dann müssen die Leute sehen, wie sie<br />
irgend<strong>welche</strong> Anträge schreiben, die genau zu<br />
diesem Programm und in dieses Schema passen.<br />
Wir <strong>haben</strong> Ver<strong>eine</strong> gesehen, die kreative<br />
Sachen machen, aber völlig überfordert waren<br />
von den ganzen bürokratischen Anforderungen<br />
oder die einfach nicht in diese Förderungs-<br />
Dr. Steffen Kröhnert, Jahrgang 1969, war<br />
Tischler, bevor er Sozialwissenschaften studierte.<br />
Seit 2002 arbeitet er am <strong>Berlin</strong>-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong><br />
Bevölkerung und Entwicklung. Er promovierte<br />
an der Humboldt-Universität zu <strong>Berlin</strong>.<br />
programme passten. Deshalb ist unsere Idee:<br />
Sollten wir nicht in Deutschland <strong>eine</strong> Stiftung<br />
Ländlicher Raum schaffen…? Eine, die nicht<br />
vorher schon vorschreibt, wo<strong>für</strong> es Geld gibt,<br />
sondern bei der Initiativen, Ver<strong>eine</strong>, Bürgermeister…<br />
mit kreativen Ansätzen, die aus<br />
dem ländlichen Raum selber kommen, Unterstützung<br />
<strong>für</strong> die Finanzierung dieser Projekte<br />
bekommen können.<br />
Zum Beispiel?<br />
Zum Beispiel kenne ich <strong>eine</strong>n Verein, der hat<br />
sich <strong>eine</strong>s Freibades angenommen, das eigentlich<br />
geschlossen werden soll, weil die Stadt,<br />
die das Dorf eingemeindet hatte, es nicht<br />
mehr bezahlen wollte. Der Verein hat es weiter<br />
betrieben. Mit Freiwilligen. Da sind k<strong>eine</strong> Personalkosten<br />
im eigentlichen Sinne angefallen,<br />
aber natürlich braucht auch so ein Freibad<br />
ein paar hundert oder tausend Euro <strong>für</strong> ein<br />
paar neue Fliesen oder Reparaturen, die nicht<br />
die Freiwilligen aus ihrer eigenen Tasche bezahlen<br />
können. Und <strong>für</strong> diese paar tausend<br />
Euro, die der Verein im Jahr so braucht, stand<br />
nirgendwo Geld zur Verfügung. Es geht um<br />
die Förderung von Ideen, die zum Leben im<br />
Ort beitragen – das könnten auch kulturelle<br />
Events oder was immer sein. Da<strong>für</strong> sollte <strong>eine</strong><br />
Stiftung bereit stehen, die nach Kreativität<br />
der Ansätze das Geld vergibt und nicht nach<br />
von oben diktierten Schemata.<br />
Nr. 2/2011<br />
Und das reicht, um zum Mitmachen anzuregen?<br />
Natürlich ist Motivation viel mehr als nur Fördermittel<br />
und Geld. Aber wenn sichtbar wird,<br />
dass Projekte leichter umsetzbar und kaum<br />
noch mit Bürokratie verbunden sind, dann lassen<br />
sich auch Menschen eher motivieren, sich<br />
da einzubringen. Weil sie nicht nur wissen,<br />
ich habe da <strong>eine</strong> tolle Idee. Sondern auch,<br />
weil die Idee toll ist, krieg ich ohne große<br />
Aufstände die paar hundert oder tausend Euro,<br />
um diese Idee umzusetzen. Das motiviert sicher<br />
mehr, als wenn man immer wieder scheitert<br />
– an den Strukturen, an der Bürokratie<br />
oder an dem Nicht-Passen der Projekte zum<br />
gerade aktuellen Förderprogramm.<br />
Der ländliche Raum ergraut und verliert Menschen<br />
– was ist eigentlich schlimmer?<br />
Für die Kommunen ist tendenziell die Alterung<br />
das geringere Problem, denn auch alte Menschen<br />
bewohnen ja ihre Häuser, halten ihre<br />
Grundstücke in Ordnung, kaufen ein und verbrauchen<br />
Wasser. Bevölkerungsrückgang führt<br />
hingegen dazu, dass Häuser leer stehen, Nutzer<br />
der Infrastruktur und Gebührenzahler wegfallen.<br />
Dann wird das Dorf unattraktiv, weil<br />
mitten im Ort baufällige, unbewohnte Häuser<br />
stehen. Oder die Infrastrukturkosten steigen,<br />
weil es weniger Nutzer, weniger Steuer- und<br />
Gebührenzahler gibt. Für die Kommunen sind<br />
Einwohnerverluste das größere Problem.<br />
Aber…<br />
…<strong>für</strong> die lokale Wirtschaft und das mentale<br />
Wohlfühlen in <strong>eine</strong>r Region dürfte eher die<br />
Alterung ein Problem darstellen. Denn sie<br />
bedeutet ja, dass erstens die Auszubildenden<br />
knapp werden und auch die Leute, die die<br />
Macher der <strong>Zukunft</strong> sein sollen, immer weniger<br />
werden. Damit fehlt die Basis des künftigen<br />
Arbeits- und Dorflebens. Ich denke auch,<br />
dass es <strong>für</strong> junge Menschen nicht besonders<br />
attraktiv ist, in <strong>eine</strong>r Region zu leben, in der<br />
es fast nur noch alte Menschen gibt. Für die<br />
wirtschaftliche <strong>Zukunft</strong>sfähigkeit des Dorfs<br />
und auch <strong>für</strong> die mentale Frische ist die Überalterung<br />
<strong>eine</strong> große Herausforderung.<br />
Und was ist mit den jungen Frauen? Mittlerweile<br />
soll sich zwar die Zahl der abwandernden<br />
Frauen und Männer die Waage halten.<br />
Aber lange Zeit gingen vor allem die jungen<br />
Frauen…<br />
Die überproportionale Wanderung der Frauen<br />
von Ost nach West hat abgenommen und ist<br />
relativ ausgeglichen. Aber die überproportionale<br />
Abwanderung von Frauen aus ländlichen<br />
Kreisen in Städte ist nach wie vor da und wird<br />
jetzt auch im Westen stärker. Das ist ein rela-<br />
14 www.landjugend.de<br />
Foto: privat
Nr. 2/2011<br />
„Die Orte mit diesem kulturellen<br />
und sozialen Miteinander werden<br />
... wieder Menschen gewinnen –<br />
sogar aus den Städten.“<br />
tiv neues Phänomen. Wir können noch nicht<br />
sagen, wie lange es anhält und was die Auswirkungen<br />
sind. Das hat sicherlich was damit<br />
zu tun, dass Frauen heute weitaus bessere Bildungsabschlüsse<br />
machen als die Männer. Das<br />
hat im Osten angefangen und ist jetzt auch<br />
mehr und mehr im Westen der Fall – mehr<br />
Frauen als Männer machen Abitur. Die Frauen<br />
gehen dann in die Städte, weil sie da studieren<br />
können, weil sie dort vielleicht auch eher<br />
<strong>eine</strong> Erwerbstätigkeit in akademischen Berufen,<br />
im Bildungswesen oder im medizinischen<br />
Bereich finden können.<br />
Was tun, um das dörfliche Leben nicht auf<br />
diese Weise ausbluten zu lassen?<br />
Es gibt im Moment noch nichts, was sich dem<br />
Problem konkret zuwendet. Was wir im Osten<br />
<strong>haben</strong> werden – dort, wo die Frauenabwanderung<br />
schon seit vielen Jahren anhält – ist<br />
eher ein soziales Problem: Wir werden alternde<br />
Gruppen allein stehender Männer <strong>haben</strong>. Das<br />
ist ein soziales Problem und kein größeres<br />
wirtschaftliches. Und es gibt k<strong>eine</strong> Hinweise<br />
darauf, wie manchmal be<strong>für</strong>chtet, dass ein<br />
Männerüberschuss zu mehr Kriminalität führt.<br />
Viel wird also davon abhängen, ob der ländliche<br />
Raum es schafft, auch Frauen attraktive<br />
Jobs zu bieten. Für Männer spielt das Fehlen<br />
von attraktiven Arbeitsplätzen natürlich auch<br />
<strong>eine</strong> Rolle, denn auch die höher qualifizierten<br />
Männer wandern ab.<br />
Klingt nicht so einfach.<br />
Das wird nicht überall gelingen. Da brauchen<br />
wir uns nichts vormachen. Nicht jedes Dorf<br />
an der Peripherie wird das schaffen können,<br />
aber da sind durchaus auch Entwicklungen<br />
denkbar, die heute vielleicht noch neu sind.<br />
Zum Beispiel im Bereich der ökologischen<br />
Landwirtschaft, der Bioenergie… dass es da<br />
beispielsweise Arbeitsplätze gibt, die nicht<br />
nur ein höheres Qualifikationsprofil erfordern,<br />
sondern auch ein gutes Image <strong>haben</strong>. Das ist<br />
die Herausforderung.<br />
Breitband <strong>für</strong> alle könnte das erleichtern.<br />
Eine Anbindung kann <strong>für</strong> viele Orte schon den<br />
Unterschied machen. Allerdings muss man<br />
realistisch bleiben. Man kann nicht <strong>für</strong> jedes<br />
Dorf <strong>eine</strong> Breitbandleitung legen – nur in der<br />
Hoffnung, dass dadurch dort Arbeitsplätze<br />
entstehen. Das ist <strong>eine</strong> Frage der gesamtgesellschaftlichen<br />
Kosten, die letztlich die Allgemeinheit<br />
tragen muss.<br />
Was ist mit der in der Verfassung vorgeschriebenen<br />
Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse<br />
in Deutschland?<br />
Wie wäre es, wenn zum Beispiel die infrastrukturellen<br />
Standards so gestaltet werden, dass<br />
das Leben im abgelegenen Dorf wesentlich<br />
günstiger ist als in der Stadt. Dann bliebe<br />
durch die günstigeren Mieten, die günstigeren<br />
Lebenshaltungskosten vielleicht auch<br />
Spielraum, um sich <strong>eine</strong> schnelle Internetverbindung<br />
über Satellit leisten zu können.<br />
Natürlich steht es jedem Bundesland auch frei,<br />
ein Programm aufzulegen, das allen Zugang<br />
zu Breitband ermöglicht. Es ist aber die Frage,<br />
ob da<strong>für</strong> in Zeiten der Schuldenbremse Geld da<br />
sein wird.<br />
Noch ein Tipp <strong>für</strong> die Landjugend? Wie kann<br />
sie ihre Heimat in <strong>Zukunft</strong> attraktiv gestalten?<br />
Es hängt von den Jugendlichen und ihrer<br />
Aktivität auf dem Lande ab, <strong>welche</strong> <strong>Dörfer</strong><br />
<strong>eine</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>haben</strong>. Deshalb sollten sie auch<br />
Forderungen stellen. Gerade weil Jugendliche<br />
knapp werden, im Hinblick auf die <strong>Zukunft</strong>sfähigkeit<br />
aber kein Bürgermeister oder Unternehmer<br />
auf sie verzichten kann, verleiht das<br />
der Jugend <strong>eine</strong> stärkere Verhandlungsposition.<br />
Letztlich werden nur <strong>Dörfer</strong> zukunftsfähig<br />
sein, in denen junge Leute leben und sich<br />
engagieren möchten.<br />
Freiwilliges Engagement als neues Rezept <strong>für</strong><br />
die demografischen Wehwehchen…<br />
Das Miteinander <strong>entscheidet</strong>. In <strong>eine</strong>m entlegenen<br />
Dorf mit 80 Einwohnern in Mecklenburg-Vorpommern<br />
<strong>haben</strong> die Menschen ein<br />
Dorfgemeinschaftshaus mit <strong>eine</strong>m sehr aktiven<br />
Leben aufgezogen. Das hat dazu geführt, dass<br />
wirklich wieder Leute hingezogen sind, dass<br />
dieses Dorf wieder blüht – entgegen dem allgem<strong>eine</strong>n<br />
Trend. Dort hat mir ein alter Mann<br />
bei <strong>eine</strong>r Befragung gesagt: Die Menschen auf<br />
dem Lande müssen wieder lernen miteinander<br />
leben zu wollen, miteinander was zu machen.<br />
Dort, wo dieses Miteinander nicht kommt, hat<br />
er zu mir gesagt, da will niemand mehr hin.<br />
Die Orte mit diesem kulturellen und sozialen<br />
Miteinander werden die attraktiven sein. Die<br />
werden wieder Menschen gewinnen – sogar<br />
aus den Städten, weil <strong>eine</strong> ganze Reihe der<br />
Menschen in den Städten sich ja ein eher<br />
ruhiges, ländliches, aber eben sozial gemeinschaftliches<br />
Leben wünschen. Die <strong>Dörfer</strong> ohne<br />
soziales Leben, r<strong>eine</strong> Wohnstandorte, sind<br />
im Gegensatz dazu wohl eher dem Untergang<br />
geweiht.<br />
Interview: Carina Gräschke<br />
www.landjugend.de 15<br />
Foto: BDL
Landjugend? Sind das nicht die,<br />
die an den Bushaltestellen rumhängen,<br />
an denen kein Bus mehr hält? Treffpunkt Bushaltestelle?<br />
Warum nicht.<br />
Hängt davon ab, was Landjugend vorhat. Immerhin bringt<br />
die Stichwortsuche im Netz rund 80.000 Treffer. Alle <strong>haben</strong> wir<br />
uns nicht angeschaut, aber viele davon verweisen auf die Bushaltestelle<br />
als Ausgangspunkt <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Unternehmung. Und ja, Landjugend<br />
trifft sich auch in Wartehäuschen, wenn es im Dorf k<strong>eine</strong> andere Örtlichkeit<br />
zum Jungsein gibt. Zu Hause abhängen ist k<strong>eine</strong> Alternative.<br />
Die Haltestelle, ob noch angefahren oder nicht, liegt meist zentral,<br />
ist also auch bei eingeschränkter Mobilität gut erreichbar. Und da sie<br />
sich nur dann als gemeinsamer Treff durchsetzt, wenn sie von <strong>eine</strong>m<br />
Dach gekrönt wird, bietet sie zumindest etwas Schutz vor den Wetterkapriolen.Buswartehäuschen<br />
sind cool,<br />
denn natürlich gehört es<br />
sich nicht, da rumzuhängen.<br />
Es zeigt also <strong>eine</strong><br />
gewisse Nonkonformität,<br />
ein offensichtliches<br />
Anders-Sein-Wollen und<br />
-Können. Und das wird<br />
wahrgenommen, wie dieses<br />
Vorurteil zeigt.<br />
Landjugend? Hinterwäldler<br />
und Landeier. Das war einmal<br />
(vgl. weltfremd).<br />
Und Landeier. Das sind doch die von den glücklichen<br />
Hühnern. Wer wäre das nicht gern.<br />
Die dümmsten Bauern <strong>haben</strong><br />
die dicksten Kartoffeln. Wenn das so wäre, hätte<br />
die Branche k<strong>eine</strong> Nachwuchssorgen.<br />
Aber im Ernst: Gegen Dummheit ist zwar kein Kraut<br />
gewachsen, aber aufwendige Betriebsführung, hoher Automatisierungsgrad<br />
der Landwirtschaft erfordern Wissen und Erfahrung. Darum<br />
sollte man das deutsche Sprichwort nicht überbewerten. Es sagt nur, dass<br />
dumme Menschen oft unverhofftes Glück <strong>haben</strong>. Es lässt sich aber auch<br />
anders interpretieren: Der Unwissende hat Mut, der Wissende hat Angst.<br />
Die Herkunft der Redensart ist indes ungeklärt. Ob sich der Spruch eingebürgert<br />
hat, weil clevere Bauern Ende des 17. Jahrhunderts mit dem<br />
Anbau von Kartoffeln ihre Abgaben minderten? Seit dem Mittelalter<br />
hatten sie <strong>eine</strong>n Zehnt auf Obst, Gemüse und Getreide zu entrichten.<br />
Doch die Kartoffel – im 16. Jahrhundert nach Europa eingeführt – war<br />
auf den alten Abgabelisten nicht aufgeführt, so dass die Bauern die<br />
Kartoffelernte nicht teilen mussten.<br />
Ein fleißiger Bauer ist edler<br />
als ein fauler Edelmann.<br />
Das deutsche Sprichwort lässt sich auch anders ausdrücken:<br />
Arbeit adelt.<br />
Unschuld vom Lande?<br />
Oder bauernschlau?<br />
Gibt es. Auf dem Land und in der Stadt. Während das <strong>eine</strong><br />
vergeht, macht das andere wohl das Leben leichter. Oder wie<br />
ein anderes deutsches Sprichwort sagt: Wer <strong>eine</strong>n Bauern betrügen<br />
will, muss <strong>eine</strong>n Bauern mitbringen.<br />
Nr. 2/2011<br />
Alles nur Klischee?<br />
Von dritter Zunge fliegt alles ins Dorf<br />
Jede Tür ist von zwei Seiten zu öffnen, jedes Vorurteil von zwei Seiten<br />
zu betrachten. Aber wer nimmt sich schon die Zeit da<strong>für</strong>? Wir!<br />
Wir vom bdl-spezial <strong>haben</strong> Landjugendklischees auf den Prüfstand<br />
gestellt. Und weil die sich zwar von der Wortwahl, kaum aber vom<br />
Inhalt unterscheiden, <strong>haben</strong> wir unseren geschulten Blick gleich<br />
noch auf ein paar geflügelte Worte über die Bauern, mit denen<br />
Landjugend sowieso in <strong>eine</strong>n Topf geworfen wird, und das Dorf als<br />
Landjugend-Heimat geworfen.<br />
Landjugend? Das sind doch alle<br />
Bauern oder solche, die es mal werden<br />
wollen. Die fahren die fetten Autos und<br />
kümmern sich nur um sich.<br />
So viele Vorurteile auf einmal. Der Reihe nach: Waren<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts noch 80 Prozent der Bevölkerung<br />
in der Landwirtschaft beschäftigt, sind es heute<br />
weniger als fünf Prozent. Entsprechend leben auch auf dem<br />
Land viel weniger Menschen von der Landwirtschaft, gibt es<br />
also viel weniger Landwirte und Landwirtinnen bei der Landjugend.<br />
Es gibt Ortsgruppen mit vielen und auch ohne Mitglieder<br />
aus der grünen Branche. Eine Statistik, <strong>welche</strong> Autos<br />
in Bauernfamilien gefahren werden, findet sich leider nicht.<br />
Aber ein Blick auf die Einkommensstruktur der Landwirtschaft<br />
tut es vielleicht auch: Laut Statistischem Bundesamt betrug<br />
2010 der durchschnittliche Bruttoverdienst/Monat in der Landwirtschaft<br />
1851 Euro. Fette Autos? Gibt es, aber sicher nicht<br />
häufiger als in anderen Branchen. Und ganz ehrlich, würde<br />
sich jede/r auf<br />
dem Land nur um<br />
sich kümmern,<br />
gäbe es weder<br />
<strong>eine</strong> Ortsgruppe,<br />
noch <strong>eine</strong>n Kreis-,<br />
Landes- oder Bundesverband.<br />
Wer<br />
Landjugend Egoismus<br />
vorwirft, kennt<br />
Landjugend nicht.<br />
16 www.landjugend.de
Nr. 2/2011<br />
Landjugend? Die kann doch<br />
nur Party und Saufen.<br />
Feiern ist <strong>eine</strong> Kunst, die wohl – das wird trotz der Einseitigkeit<br />
dieses Vorurteils klar – von der Landjugend beherrscht wird. Aktuelle<br />
Zahlen, ob in der Landjugend häufiger zum Glas gegriffen wird als anderswo,<br />
gibt es nicht. Einer Befragung der Bundeszentrale <strong>für</strong> gesundheitliche<br />
Aufklärung zufolge hatten im vergangenen Jahr 35,4 Prozent der befragten<br />
16- bis 17-Jährigen aus ganz Deutschland im letzten Monat mindestens<br />
einmal größere Mengen Alkohol konsumiert. Bei <strong>eine</strong>r Befragung<br />
im Auftrag des <strong>Berlin</strong>er Senats von 2006 gaben 55 Prozent der 15- bis<br />
17-jährigen HauptstädterInnen an, sich im selben Zeitraum mindestens<br />
<strong>eine</strong>n Rausch angetrunken zu <strong>haben</strong>... So die Zahlen. Zudem hat die<br />
Bundesmitgliederversammlung des BDL Mindeststandards <strong>für</strong> Landjugendpartys<br />
beschlossen… Und dann noch das „nur“ in dem Vorurteil.<br />
Was ist mit den zahllosen Arbeitsstunden, die Landjugendliche<br />
Jahr <strong>für</strong> Jahr <strong>für</strong> ihre Heimat leisten? Was ist mit den Arbeitskreisen,<br />
mit den zahllosen Veranstaltungen, die das Leben auf dem<br />
Land bunt machen? Was mit dem Jugendaustausch über Ländergrenzen<br />
hinweg, was mit den selbst geschaffenen Angeboten<br />
zur Freizeitgestaltung und Bildung? Was ist mit der Gremienarbeit,<br />
mit dem Lernen der demokratischen Spielregeln…?<br />
Genauer hinschauen lohnt.<br />
Bauern und Schw<strong>eine</strong><br />
<strong>haben</strong> immer etwas zu grunzen…<br />
…ist auch so ein<br />
deutsches Sprichwort.<br />
Bauern sind demnach<br />
immer unzufrieden bzw.<br />
<strong>haben</strong> immer etwas zu<br />
meckern. Wer sich über<br />
diese überlieferte Redensart<br />
aufregt, sollte<br />
sich an die eigene<br />
Nase fassen.<br />
Landjugend? Ist doch immer auf<br />
Partnersuche. Sieht man doch bei<br />
„Bauer sucht Frau“.<br />
Wenn die Sendung „Bauer sucht Frau“ der Wirklichkeit<br />
entspräche, wäre Angela Merkel <strong>eine</strong> gut bezahlte Schauspielerin<br />
aus Hollywood. Wer kommt auf die Idee, dass Landwirte<br />
und Landwirtinnen k<strong>eine</strong> Partner/innen finden. Die sind doch<br />
viel unterwegs und sitzen nicht den ganzen Tag im stillen Kämmerlein.<br />
Die Arbeitszeiten? Die mögen schwierig sein, aber als Redakteur<br />
des ARD-Morgenmagazins hat man viel mehr Probleme. Wenn<br />
das Gros der potenziellen Partner/innen Zeit hat, geht es ins Studio,<br />
und danach ins Bett. Also wirklich.<br />
Landjugend?<br />
Gummistiefelträger. Ohne Stil<br />
Geht die Landjugend in<br />
Gummistiefeln tanzen? Nein.<br />
Ganz im Gegenteil, bei Feten und<br />
Bällen, bei Veranstaltungen und<br />
Tagungen fällt die Landjugend<br />
eher durch besonders gepflegte<br />
Kleidung auf. Und in Zeiten,<br />
in denen Gummistiefel längst<br />
modische Accessoires geworden<br />
sind, zählt das wohl als<br />
Kompliment.<br />
Hat der Bauer Geld,<br />
hat es die ganze Welt Der Bauer ist also<br />
auch nur ein Mensch.<br />
Ihm geht es erst gut, wenn auch die wirtschaftliche Situation<br />
im Umfeld stimmt, könnte dieses deutsche Sprichwort<br />
besagen. Andere Auslegungen sind möglich: Der Bauer kann sein Geld<br />
nicht zusammenhalten….<br />
Landjugend? Konservativ,<br />
weltfremd, langweilig.<br />
Konservativ? Zu <strong>eine</strong>m überkonfessionellen, parteipolitisch<br />
ungebundenen und auf demokratischer Grundlage<br />
arbeitenden Verband gehören auch konservative Strömungen.<br />
Und was ist mit der Doppelspitze des BDL? Ein Vorsitzender und<br />
<strong>eine</strong> Vorsitzende, mit je zwei männlichen und weiblichen Stellvertreter/innen.<br />
Da war die Landjugend schon bei der Gründung<br />
vor mehr als sechs Jahrzehnten ihrer Zeit voraus. Konservativ also?<br />
Und der Vorwurf der Weltfremdheit geht ja völlig ins Leere. Der<br />
stammt wohl noch aus der Zeit, als Berge und Wälder zu den unüberbrückbaren<br />
Hindernissen zählten. Zwar gibt es noch Funklöcher<br />
und Breitband ist auch nicht allerorten vorhanden, aber Handy und<br />
soziale Netzwerke machen auch der Landjugend das Leben leichter.<br />
<strong>Dörfer</strong> sind durch Straßen verbunden, Innovationen erreichen das Dorf<br />
genauso schnell wie dicht besiedelte Metropolen. Und die unternehmungslustige<br />
Landjugend ist viel unterwegs. Nicht viele StädterInnen<br />
kennen die <strong>Dörfer</strong> rundum, aber die Landjugend die nächsten Städte.<br />
Und Langeweile? Als langweilig bezeichnen nur diejenigen die Landjugend,<br />
die sich nicht vorstellen können, auf dem Land zu leben. Wer<br />
selbst Hand anlegt und Freizeitangebote nicht nur konsumiert, sondern<br />
selbst gestaltet, sieht das wohl anders.<br />
Besser ein gesunder Bauer<br />
als ein kranker Kaiser.<br />
Auch ein geflügeltes Wort, das heute so gilt wie in der Zeit,<br />
in der es geprägt wurde: Gesundheit ist mehr wert als Rang und<br />
Verdienst.<br />
www.landjugend.de 17<br />
Fotos: prokopy/DBJR (Bushaltestelle) / Diana Mohr - PIXELIO (Gummistiefel) / Uschi Dreiucker - PIXELIO (Sau) / Alexandra H. - PIXELIO (Auto)
Zur Nachahmung empfohlen<br />
„Ideen <strong>für</strong>s Land“ gewinnen<br />
Die Chancen, beim Ernst-Engelbrecht-Greve-<br />
Preis (EEG-Preis) abzuräumen, stehen nicht<br />
schlecht – vorausgesetzt, man ist jung,<br />
lebt auf dem Land und träumt s<strong>eine</strong> Träume<br />
nicht nur, sondern setzt sie in die Tat um.<br />
Denn der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte<br />
Preis von BDL und R+V-Versicherung soll<br />
vor allem eins, zukunftsträchtige Projekte<br />
und kreative Ideen in den ländlichen Räumen<br />
vorantreiben. Entsprechend bunt waren<br />
die eingereichten Bewerbungen, unter<br />
denen die Jury die Preisträger und Preisträgerinnen<br />
2011 ausgewählt hat, die wir hier<br />
kurz vorstellen. Bei alledem gilt: Nach dem<br />
Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis ist vor dem<br />
Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis – 2013 gibt<br />
es die nächste Chance.<br />
Platz 1<br />
Das Landjugendhaus Meyenburg<br />
Eins vorweg: Das Projekt „Landjugendhaus<br />
Meyenburg – ein Haus von und <strong>für</strong> Jugendliche<br />
auf dem Land“ läuft und läuft und ist<br />
mit der Eröffnung als Begegnungs- und Tagungsstätte<br />
im Jahr 2010 noch längst nicht<br />
abgeschlossen. Denn der KLJB Diözesanverband<br />
<strong>Berlin</strong>, der das ehemalige Pfarr- und<br />
Gemeindehaus in der Prignitz (Brandenburg)<br />
vor dem Leerstand gerettet hat, setzt damit<br />
ein Zeichen. – Ein Zeichen, dass es sich lohnt,<br />
sich <strong>für</strong> die eigene Region einzusetzen, dass<br />
sich mit vereinter Kraft nicht nur kurzfristig,<br />
sondern auch langfristig viel bewegen lässt.<br />
Fünf Jahre lang <strong>haben</strong> die jungen ehrenamtlichen<br />
Helfer/innen jede freie Minute genutzt<br />
und das Haus mit großem Engagement saniert<br />
und gestaltet. Sie <strong>haben</strong> <strong>eine</strong>n Begegnungs-<br />
und Lernraum geschaffen – <strong>eine</strong>n Anlaufpunkt<br />
<strong>für</strong> sich, <strong>für</strong> die Leute vor Ort und BesucherInnen.<br />
Bei alledem standen die Türen immer<br />
weit offen, so dass sie schon<br />
vor der Eröffnung ein Netz<br />
gesponnen <strong>haben</strong>, das die Region verbindet.<br />
So entstehen Veranstaltungen wie das<br />
Konzert „Rock am Schloss – Rock <strong>für</strong> Toleranz“,<br />
das gemeinsam mit Partnern aus<br />
der Region wie der <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen<br />
Landjugend und dem Kreisjugendring<br />
Prignitz im Meyenburger Schlosspark<br />
organisiert wurde. Die Nachhaltigkeit des<br />
Projektes und die aufgezeigten Visionen<br />
unter dem Motto „Alles ist möglich!“<br />
überzeugten die EEG-Preis-Jury. Das<br />
Preisgeld in Höhe von 4000 Euro gab<br />
der Ausgestaltung von Haus und Garten<br />
durch die jugendlichen Mitglieder <strong>eine</strong>n<br />
kräftigen Schub.<br />
www.landjugendhaus-meyenburg.de<br />
Platz 2<br />
Nr. 2/2011<br />
„Naturerleben“<br />
Ein Kindererlebniswald im Biosphärenreservat<br />
Pfälzerwald? – Ja, den gibt es. Dank des<br />
Ortsvereins Katzweiler-Mehlbach e. V. und des<br />
Forstamtes Otterberg. <strong>Ihr</strong> Kooperationsprojekt<br />
fasziniert Kinder und deren Eltern gleichermaßen.<br />
Ob das dem Waldsofa geschuldet ist oder<br />
dem Waldmemory? Ob die „Vielfalt-Entdecker-<br />
Touren“ verzaubern oder die Geocaching-<br />
Schnupperkurse? Egal, denn der unermüdliche<br />
Einsatz der ehrenamtlichen InitiatorInnen begeisterte<br />
nicht nur die EEG-Preis-Jury, sondern<br />
vermittelt vor allem Wissen über und Respekt<br />
im Umgang mit der Natur. Das Projekt, das<br />
durch Vielfalt überzeugt, fördert in besonderem<br />
Maße den sensiblen Umgang mit den<br />
Naturräumen. Das Preisgeld: 2000 Euro.<br />
Platz 2<br />
„Zeitensprünge 2009“<br />
Schweigen. Ein „schwarzer“ Fleck in der Geschichte<br />
Fehrbellins. Das ist Vergangenheit.<br />
Nur die Jugendgruppe des brandenburgischen<br />
Städtchens im Landkreis Ostprignitz-Ruppin<br />
selbst weiß, wie viel Geduld und Kraft sie<br />
investiert hat, um das Schweigen über das<br />
von 1942 bis 1945 bestehende Arbeits- und<br />
Erziehungslager Fehrbellin zu brechen. Mit<br />
unvoreingenommenem Interesse und der<br />
höchst spannenden Verquickung von Land-<br />
18 www.landjugend.de
Nr. 2/2011<br />
jugendarbeit, Wissenschaft und Kunst <strong>haben</strong><br />
die 30 Jugendlichen die Geschichte ihres<br />
Ortes <strong>für</strong> diese Zeit noch einmal erforscht.<br />
Die Spuren und Entdeckungen verarbeiteten<br />
sie in <strong>eine</strong>r Wanderausstellung, <strong>eine</strong>m Film,<br />
in <strong>eine</strong>r szenischen Lesung aus den Berichten<br />
der Lagerinsassen. <strong>Ihr</strong>e Gefühle meißelten sie<br />
in Stein-Skulpturen. Seit 2010 erinnert auch<br />
ein Gedenkstein an die Geschehnisse in den<br />
letzten drei Jahren vor Kriegsende. – Auch<br />
ein Ergebnis der Spurensuche. Sie zeigt eindrucksvoll,<br />
wie sich mit der Vergangenheit die<br />
Gegenwart verstehen lässt – die EEG-Preis-<br />
Jury entschied: 2000 Euro <strong>für</strong> die Fehrbelliner<br />
Jugendgruppe.<br />
Platz 3<br />
Dirtbike-Anlage Oberhaid<br />
Es waren einmal zwölf junge Leute, die ihre<br />
Freizeit am liebsten beim<br />
Dirtbike-Fahren verbrachten,<br />
also mit ihren kl<strong>eine</strong>n, aber äußerst stabilen<br />
Rädern über Erdhügel oder andere Hindernisse<br />
sprangen. Doch die natürlichen Hindernisse<br />
waren auch in Oberhaid begrenzt, so dass die<br />
Radsportler/innen auf <strong>eine</strong>r Jugendgemeindesitzung<br />
vorschlugen, <strong>eine</strong> eigene Dirtbike-<br />
Anlage zu bauen. Die Gemeinde steuerte ihren<br />
Teil dazu bei und stellte ein Grundstück zur<br />
Verfügung. Die Jugendlichen schritten zur Tat.<br />
In nur <strong>eine</strong>r Woche errichteten sie die Anlage.<br />
Seitdem heißt es in Oberhaid „Dirt frei“. – Bemerkenswert,<br />
wie sich die jungen Oberhaider/<br />
innen mit geringem finanziellem Aufwand ihre<br />
eigene Trainingsanlage schafften. Dank ihres<br />
Willens, ihrer Ausdauer und ihres Elans auf der<br />
<strong>eine</strong>n Seite und der Kooperationsbereitschaft<br />
und Unterstützung der Gemeinde auf der anderen<br />
Seite entstand ein regionaler Treffpunkt<br />
<strong>für</strong> die besonders bei Jugendlichen verbreitete<br />
Radsportart des Dirtjumps, dessen guter Ruf<br />
weit über den Landkreis hinaus reicht. Ein<br />
Grund <strong>für</strong> alle Beteiligten, stolz zu sein, und<br />
<strong>für</strong> die EEG-Preis-Jury, den Dirtpark Oberhaid<br />
auszuzeichnen. Das Preisgeld in Höhe von<br />
1000 Euro ist gut angelegt, denn die Anlage<br />
wird erweitert.<br />
www.dirt-park-oberhaid.de.tl<br />
Das „50-50-Taxi muss bestehen bleiben“<br />
Nach der Disko nach Hause? Kein leichtes<br />
Unterfangen im weiten Land. Ein Bus mitten<br />
in der Nacht? Gibt es nicht, also jemanden<br />
suchen, der in die gleiche Richtung fährt und<br />
hoffen, diese/r hat nicht getrunken. Denn von<br />
2006 bis 2010 ermöglichte das „50-50-Taxi“<br />
im großflächigen Landkreis Waldeck-Frankenberg<br />
in Hessen Jugendlichen, sicher im<br />
Taxi nach Hause zu kommen. Das Pilotprojekt<br />
erlaubte ihnen, zwischen 22.30 und 5 Uhr ein<br />
Taxi zum halben Preis zu nutzen. Die andere<br />
Hälfte hat der Landkreis finanziert. Nur leider<br />
kam das Projekt gut an. Die Kosten stiegen<br />
jährlich. Also sollte es dem Rotstift zum Opfer<br />
fallen. Jugendliche schlossen sich unter dem<br />
Dach der Hessischen Landjugend zusammen,<br />
protestierten – durchaus innovativ. Neben guten<br />
Argumenten, der Vernetzung mit anderen<br />
Verbänden machten sie sich daran, den zuständigen<br />
Landrat mit <strong>eine</strong>r ungewöhnlichen<br />
Idee von der Notwendigkeit des 50-50-Taxis<br />
zu überzeugen. Eine Projektgruppe entführte<br />
den Politiker auf <strong>eine</strong> Bustour durch den<br />
Kreis. Sie simulierten die Heimfahrt <strong>eine</strong>r<br />
jungen Frau. Von der Diskothek Utopia in<br />
Geismar über Frankenberg nach Laise. Eine<br />
Viertelstunde Wartezeit am unbeleuchteten<br />
Bahnhof inklusive. Und natürlich auch noch<br />
der Fußweg durch das dunkle Dorf. Die EEG-<br />
Preis-Jury befand: Einsatz, Weitsicht und Verantwortungsbewusstsein<br />
<strong>haben</strong> die Mitglieder<br />
der Hessischen Landjugend bei ihrem Projekt<br />
„Nicht meckern – sondern machen! Rettet das<br />
50-50 Taxi“ bewiesen. Preisgeld: 1000 Euro.<br />
Platz 3 Foto: v.l. KLJB, privat, privat, Hessische Landjugend<br />
Nachtrag:<br />
In der Kreistagssitzung im Februar 2010 hat<br />
der Landkreis beschlossen, das „50-50-Taxi“<br />
zum Jahresende einzustellen. Neue Proteste<br />
lösten <strong>eine</strong> erneuerte Überprüfung des Beschlusses<br />
aus. Eine neue Finanzierungsmöglichkeit<br />
wurde nicht gefunden. Heute fährt<br />
das Taxi <strong>für</strong> Jugendliche nicht mehr zu solch<br />
günstigen Konditionen. Auf Anruf verkehrt im<br />
Landkreis allerdings ein Sammeltaxi. Es fährt<br />
aber nur bis 1:30 Uhr und hält nur an Bushaltestellen.<br />
Der dunkle Weg durchs Dorf bleibt<br />
( www.ewf.de/oepnv.htm). Übrigens ist das<br />
Risiko, bei Verkehrsunfällen tödlich zu verunglücken,<br />
<strong>für</strong> 18- bis 25-jährige Autofahrer/innen<br />
sechs Mal höher als bei älteren Fahrer/innen.<br />
(Schulz/cg)<br />
www.landjugend.de 19
Die weiten Wege auf dem Land machen allen<br />
das Leben schwer. – Zumindest bis man<br />
selbst motorisiert ist. Der Mopedführerschein<br />
ab 15, der getestet werden soll, schafft nur<br />
bedingt Abhilfe. Zumal das Rumknattern als<br />
Einzelne/r auch nicht gerade nachhaltig ist.<br />
Was also tun, wenn man tanzen gehen will,<br />
auf <strong>eine</strong>n Schwatz zum Kumpel oder zum<br />
Töpfern? Taxi Mama oder was?<br />
Das <strong>haben</strong> sich unzählige Brandenburger<br />
Jugendliche auch schon gefragt. Seit November<br />
2010 als Expert/innen in eigener Sache.<br />
Gemeinsam mit Pädagog/innen, Fachleuten<br />
und Entscheidungsträger/innen lernen junge<br />
Leute aus der Sängerstadtregion (um Finsterwalde)<br />
und der Kleeblattregion (um Kyritz)<br />
die „Welt der Mobilitätsplanung“ kennen.<br />
Aber was noch viel wichtiger ist: Sie entwickeln<br />
eigene Ideen, um die Probleme zu<br />
lösen – beim Projekt JugendMobil.<br />
Unter Federführung des Brandenburger Infrastrukturministeriums<br />
entwickelt, vom Beauftragten<br />
der Bundesregierung <strong>für</strong> die Neuen<br />
Bundesländer als Modellvor<strong>haben</strong> „Daseinsvorsorge<br />
2030 – innovativ und modern – <strong>eine</strong><br />
Antwort auf den demografischen Wandel“<br />
gefördert und vom Verkehrsverbund <strong>Berlin</strong>-<br />
Brandenburg unterstützt, leitet die Deutsche<br />
Kinder- und Jugendstiftung das Projekt.<br />
Das Ergebnis der ersten Analyse überrascht<br />
kaum: Das klassische Mobilitätskonzept mit<br />
Linienbussen und Regionalzügen reicht in<br />
Brandenburg nicht aus. Allerdings stellen die<br />
Jugendlichen auch fest, dass es nicht immer<br />
zusätzlicher Angebote bedarf, um flexibel von<br />
A nach B zu kommen. Denn viele Schüler/<br />
innen wissen nichts vom Schülerferienticket,<br />
dem Fifty-Fifty-Taxi oder regionalen Rufbus-<br />
Linien. Daher fordern sie von den Verantwortlichen<br />
aus Politik, Verwaltung und Verkehrsunternehmen<br />
verständlichere Kommunikation<br />
und transparente Beteiligungsverfahren.<br />
Wichtiger noch sind die Ideen, die von Mitglieder<br />
des Jugendparlaments Kyritz sowie<br />
Schüler/innen des evangelischen Gymnasiums<br />
Doberlug-Kirchhain und der Förderschule Finsterwalde<br />
entwickelt wurden: Sie halten ein<br />
Spontan-Mitnahmesystem – <strong>eine</strong> beispielsweise<br />
SMS-gestützte Mitfahrzentrale <strong>für</strong> machbar.<br />
In ähnlicher Form wurde <strong>eine</strong> solche bereits<br />
in der Region Frankfurt/Main getestet. Sie<br />
würde sich, so Harald Meerganz vom Büro<br />
Freie Planungsgruppe <strong>Berlin</strong>, ab ca. 1200<br />
Teilnehmer/innen rechnen. Wenn die<br />
Idee auch das Bundesinnenministerium<br />
überzeugt, könnte im nächsten<br />
Jahr in Brandenburg die Testphase<br />
beginnen.<br />
Auf zwei weitere Vorschläge <strong>haben</strong><br />
sich die Jugendlichen aus den<br />
Modellregionen <strong>für</strong>s Erste geeinigt:<br />
Sie wünschen sich <strong>eine</strong>n<br />
Schnellbus, der zu Schulzeiten<br />
nur hält, wo<br />
es Bedarf gibt,<br />
und <strong>eine</strong>n<br />
ergän-<br />
Nr. 2/2011<br />
JugendMobil<br />
<strong>für</strong>s Land<br />
Nachwuchs-Expert/innen<br />
entwickeln Verkehrs-<br />
modelle <br />
zenden <strong>Dörfer</strong>bus, der überall hält. Wenn sich<br />
im oder am Bus dann noch Fahrräder transportieren<br />
ließen, um den Rückweg mit dem Rad<br />
flexibel zu gestalten, wäre schon vielen geholfen.<br />
Durchgerechnet <strong>haben</strong> sie auch schon die<br />
Anschaffung von E-Trikes – Elektrofahrrädern,<br />
die mit ihren drei Rädern mühelos Waldwege<br />
bewältigen. Dazu käme allerdings ein flächendeckendes<br />
Netz zum Aufladen der Akkus – am<br />
besten solarbetrieben... Eine Fortsetzung folgt<br />
hoffentlich. Brandenburgs Verkehrsminister<br />
Jörg Vogelsänger hat angekündigt, das Projekt<br />
weiterhin zu unterstützen. (Textbasis: DKJS-<br />
Infos)<br />
Mehr Infos: www.jugend-mobil.de<br />
20 www.landjugend.de<br />
Fotos: DJKS
Nr. 2/2011<br />
Landjugend-Spielmobil vor dem Aus<br />
<strong>Berlin</strong>-Brandenburgische Landjugend erwägt rechtliche Schritte<br />
Das Spielmobil der <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischen<br />
Landjugend im Landkreis Ostprignitz-Ruppin<br />
steht erneut auf der Kippe. Bereits vor zwei<br />
Jahren sollte die seit nunmehr 20 Jahren bestehende<br />
mobile Einrichtung der Jugendarbeit<br />
abgeschafft werden. Grund seien neue Schwerpunkte<br />
<strong>für</strong> die Jugendarbeit im Landkreis.<br />
Der BDL protestierte gegen die geplante Einstellung.<br />
Mit dem Wegfallen des Spielmobils<br />
stirbt ein sozialer Treffpunkt und auch ein<br />
Stück Alltags- und Lebenshilfe <strong>für</strong> Kinder<br />
und Jugendliche vor Ort. Hinzu kommt, dass<br />
das Streichen von Angeboten in der Fläche<br />
rechtsextremer Jugendarbeit zuarbeitet“, so<br />
der stellvertretende BDL-Vorsitzende Andreas<br />
Unter dem Motto „Wir öffnen uns“ wandert<br />
ein massives, geschr<strong>eine</strong>rtes Scheunentor<br />
durch Niedersachsen. Die teilnehmenden Ortsgruppen<br />
wollen sich in ihren Gemeinden mit<br />
dieser Aktion symbolisch, aber auch wörtlich<br />
„offen“ zeigen. Das Scheunentor ist das<br />
Symbol <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Landjugend, die sich gegen<br />
Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit engagiert<br />
und ohne Einschränkungen hinsichtlich Herkunft,<br />
Religion oder weiterer Andersartigkeit<br />
ihre Mitglieder willkommen heißt. Die beste<br />
und öffentlichkeitswirksamste Aktion soll auf<br />
Pförtner in <strong>eine</strong>m Schreiben an die betreffende<br />
Amtsleiterin. In deren Antwortschreiben<br />
heißt es: „In Zeiten knapper Ressourcen<br />
stehen dem Landkreis nur bedingt Mittel<br />
und Möglichkeiten zur Verfügung. Hier gilt<br />
es entsprechend den Bedarfen Prioritäten zu<br />
setzen.“<br />
Die <strong>Berlin</strong>-Brandenburgische Landjugend kritisierte<br />
das Vorgehen. <strong>Ihr</strong> Geschäftsführer Dirk<br />
Budach: „Der vorgelegte Stellenplan führt<br />
Jugendhilfeplanung ad absurdum, denn die<br />
Verwaltung legte wieder nicht den tatsächlichen<br />
Bedarf zugrunde. Statt der eigentlich<br />
gesetzlich vorgeschriebenen Altersgruppe von<br />
0 bis 27 Jahren wurde der Schwerpunktbedarf<br />
Ein offenes Scheunentor auf Wanderschaft<br />
Die Niedersächsische Landjugend macht <strong>für</strong> Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit mobil<br />
der Landesversammlung<br />
der<br />
NiedersächsischenLandjugend<br />
im Dezember<br />
gekürt werden. „Wir<br />
öffnen uns – NLJ <strong>für</strong> interkulturelle Öffnung<br />
und internationalen Austausch“ wird vom Landesjugendring<br />
Niedersachsen im Rahmen der<br />
Generation 2.0 Projektreihe unterstützt.<br />
(Erik Grützmann, NLJ-Bildungsreferent)<br />
ziemlich willkürlich auf 10 bis unter 20 Jahre<br />
gesetzt. Damit werden ein großer Teil der<br />
Grundschüler und junge Erwachsene einfach<br />
ausgeblendet. Das Argument des <strong>für</strong> die Jugendarbeit<br />
zuständigen Fachamtes, das mobile<br />
Angebot sei durchaus mit Nichtfachkräften aus<br />
dem zweiten Arbeitsmarkt zu realisieren, kann<br />
eigentlich nicht kommentiert werden. Denkt<br />
man diese Haltung weiter, sind in der nächsten<br />
Runde dann vielleicht Fachkräfte in den<br />
(wenigen betreuten) Jugendclubs oder Schulen<br />
arbeitslos, weil andere Arbeitslose dann<br />
deren Tätigkeit (mit Dumpinglöhnen über das<br />
Jobcenter finanziert) übernehmen.“<br />
Nach Protesten im Rahmen des Jugendhilfeausschusses<br />
prüft die <strong>Berlin</strong>-Brandenburgische<br />
Landjugend jetzt die rechtlichen Möglichkeiten<br />
und bereitet <strong>für</strong> die nächste Kreistagssitzung<br />
ein Kinderfest vor.<br />
Stolz auf „de gude Woi“<br />
Aus dem Landjugendleben in RheinhessenPfalz<br />
Wer an Rheinhessen und die Pfalz denkt, dem<br />
fällt eins oft als Erstes ein: „De gude Woi“ –<br />
das Gute aus der Traube ist dort zu Haus. Und<br />
mit diesem Gedanken liegt man gar nicht so<br />
verkehrt, auch was die Landjugend betrifft.<br />
Denn viele Mitglieder sind von Beruf Winzer/<br />
in. Aber auch ohne Verbindung zu <strong>eine</strong>m<br />
Weingut lassen wir es uns nicht nehmen,<br />
mächtig stolz auf unseren Wein zu sein. Und<br />
das zeigen viele der Ortsgruppen der Landjugend<br />
RheinhessenPfalz auf dem jährlich im Oktober<br />
stattfindenden Weinlesefest. Unter den<br />
zahlreichen Festivitäten ist das Weinlesefest in<br />
Neustadt an der Weinstraße das bekannteste<br />
dieser Art und das zweitgrößte Weinfest der<br />
Welt. (Nur der Bad Dürkheimer Wurstmarkt<br />
zieht noch mehr Gäste an.) Schon Ende September<br />
laden in Neustadt die Weinstuben oder<br />
wie der Pfälzer sagt die „Haiselscher“ zum<br />
Umtrunk ein: Die Winzer/innen stellen ihren<br />
neuen Wein vor. Dazu gibt es Zwiebelkuchen.<br />
Unter den Winzern und Winzerinnen sind natürlich<br />
auch die Nachwuchsweinmacher/innen<br />
aus den Reihen der Landjugend. Und auch von<br />
deren Wein kann dann gekostet werden. Zu<br />
den Höhepunkten des Weinlesefestes gehört<br />
der Winzerfestzug. Mittendrin: die Landjugend.<br />
Nach wochenlangen Arbeiten an den Festwagen<br />
wird die Weinlese standesgemäß mit dem<br />
großen Umzug vor rund 100.000 Besucher/<br />
innen gefeiert. Die meisten denken dann nicht<br />
mehr nur an den Wein, sondern er ist wortwörtlich<br />
in aller Munde…<br />
(Nicole Seifert, Landjugend RheinhessenPfalz)<br />
www.landjugend.de 21<br />
Fotos: NLJ
Fahrrad fahren oder Sprache lernen…<br />
Bei den deutsch-französischen Ferien mit dem BDL geht das zeitgleich<br />
Ein neuer Herbst – ein neues Gesicht beim<br />
BDL: Romain Massié, 29 Jahre, aus Toulouse<br />
in Südwestfrankreich. Er kümmert<br />
sich künftig an der Seite von Timm Uekermann<br />
um die deutsch-französische und<br />
internationale Zusammenarbeit. Für das<br />
bdl-spezial berichtet Romain von den beiden<br />
binationalen Tandemsprachkursen, die<br />
der BDL im Sommer mit der Unterstützung<br />
des Deutsch-Französischen Jugendwerkes<br />
veranstaltet hat. Bei <strong>eine</strong>m war er dabei.<br />
In der <strong>Berlin</strong>er Geschäftsstelle ist Romain<br />
Massié unter Telefon 030 / 31904 256 oder<br />
per E-Mail unter t.uekermann@landjugend.<br />
de zu erreichen.<br />
Ein Tandemsprachkurs verläuft völlig anders<br />
als in der Schule. Es wird kein Frontalunterricht<br />
gegeben, in dem der Lehrer mit <strong>eine</strong>m<br />
Buch in der Hand vorn steht und eintönig<br />
etwas vorliest, während die Teilnehmer/innen<br />
mit offenen Ohren sitzen bleiben. Ganz<br />
im Gegenteil: Sie werden aktiv, arbeiten zu<br />
zweit, manchmal zu viert. Schließlich besteht<br />
ein Sprachtandem aus zwei Personen unterschiedlicher<br />
Muttersprache – wie bei den BDL-<br />
Sprachferien <strong>eine</strong>r/m Deutschen und <strong>eine</strong>r/m<br />
Franzosen. Je nachdem, ob die Arbeitssprache<br />
Deutsch oder Französisch ist, muss mal der<br />
<strong>eine</strong> die Rolle des Lehrenden übernehmen und<br />
mal der andere.<br />
Das kommt bei den 15- bis 17-Jährigen gut<br />
an. Zumal der Kurs nicht immer in <strong>eine</strong>m<br />
bestimmten Raum stattfindet, sondern auch<br />
draußen oder sogar in der Stadt. Sei es, um<br />
Interviews zu führen oder auf dem Markt, um<br />
das Mittagessen zu besorgen. Und da die BDL-<br />
Kurse die Schüler/innen auf deutsches und<br />
französisches Gebiet – in diesem Jahr nach<br />
Aix-les-Bains und Grainau bzw. nach Saint<br />
Bonnet und Grainau – geführt <strong>haben</strong>, kommt<br />
k<strong>eine</strong> Sprache zu kurz.<br />
Häufig tragen die Jugendlichen am Ende <strong>eine</strong>r<br />
Einheit zu zweit etwas in der Zielsprache vor –<br />
spielen beispielsweise <strong>eine</strong> zweisprachige Szene<br />
oder präsentieren ein selbst gestaltetes Plakat.<br />
Die Tandems selbst werden durch kl<strong>eine</strong> Animationen<br />
gebildet, Paare oder Gegensätze finden,<br />
Städtenamen bilden oder Tierlaute schreien.<br />
Die Schüler/innen arbeiten also die zwei bzw.<br />
drei Wochen lang nicht immer mit derselben<br />
Person, sondern wechseln die Partner/innen.<br />
Das tut der Gruppendynamik gut. Und nebenbei<br />
stellt man fest, dass <strong>eine</strong> deutsche Kuh anders<br />
als <strong>eine</strong> französische Kuh muht.<br />
Da der Sprachkurs in den beiden Ländern<br />
stattfindet, sind die Teilnehmer/innen Gastgeber<br />
und Gäste zugleich. Das trägt dazu bei,<br />
das Land und die Gewohnheiten der anderen<br />
Kultur zu entdecken. Warum essen Franzosen<br />
k<strong>eine</strong> Salami zum Frühstück? Warum essen<br />
Deutsche das Abendbrot so früh um 18.00<br />
Uhr? Die Interkulturalität spielt in den Tandemsprachkursen<br />
<strong>eine</strong> wichtige Rolle.<br />
Im September erreichte den BDL der Brief <strong>eine</strong>r<br />
Mutter. Henrik sei begeistert nach Hause<br />
gekommen, schreibt sie, und: „Er hat gesagt,<br />
er würde sofort wieder mitfahren.“ Ihm habe<br />
das Lernen auf diese Weise super gefallen.<br />
Obendrein sei ihrem Sohn aufgefallen, dass<br />
das schwere Fach Französisch in der Schule<br />
jetzt „ganz anders sei“. Und die vielen Aktivitäten<br />
von Klettern über Fahrradtour, Floßbau<br />
oder Wanderung, hätten den Kurs <strong>für</strong> Henrik<br />
richtig rund gemacht.<br />
Insgesamt <strong>haben</strong> im Sommer rund 50 junge<br />
Menschen bei den zwei diesjährigen Ferienkursen<br />
ihre Sprachkenntnisse verbessert und<br />
Land und Leute kennengelernt. Als Schlüssel<br />
zum Erfolg erwies sich erneut das „Tandemlernen"<br />
bei den vom Deutsch-Französischen<br />
Jugendwerk geförderten Sprachferien. Seit<br />
Nr. 2/2011<br />
Verschnaufpause, ob in Deutsch oder Französisch ist gerade mal egal.<br />
1997 organisiert der BDL diese im Rahmen des<br />
internationalen Jugendaustausches.<br />
Romain Massié<br />
Impressum<br />
bdl-spezial 2/2011<br />
Fachmagazin der Landjugend<br />
Herausgeber:<br />
Bund der Deutschen Landjugend (BDL)<br />
Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel.: 030 - 31904-258<br />
Fax: 030 - 31904-206<br />
eMail: info@landjugend.de<br />
Internet: www.landjugend.de<br />
www.junglandwirte.de<br />
Redaktion: Carina Gräschke<br />
Erscheinungsform: dreimal jährlich<br />
Auflage: 2000 Stück<br />
Titelfoto: © kevinruss - iStockphoto,<br />
© pressureUA - iStockphoto<br />
Graphische Gestaltung: SEQUENZ, <strong>Berlin</strong><br />
Druck: flyerheaven.de<br />
Nicht gekennzeichnete Beiträge:<br />
Carina Gräschke<br />
Das Magazin wird gefördert durch das Bundesministerium<br />
<strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen<br />
und Jugend.<br />
22 www.landjugend.de<br />
Foto: privat
Nr. 2/2011<br />
Soziales Kapital unterm Rally-Dach<br />
Slowenien lud europäische Landjugend ein<br />
Anfang August fand sie wieder statt – die European<br />
Rally, der europäische Landjugendtag.<br />
Dieses Jahr lud die slowenische Landjugend<br />
nach Ruše, Slowenien ein. Landjugend-Teams<br />
aus 17 Ländern kamen unter dem Rally-Dach<br />
der Rural Youth Europe (RYE) zusammen,<br />
um Kontakte zu knüpfen und <strong>für</strong> sie wichtige<br />
Themen zu diskutieren. Mittendrin<br />
auch Landjugendliche aus Deutschland: ein<br />
„Nordländer“-Team mit Teilnehmer/innen der<br />
Landjugend Westfalen-Lippe, Niedersachsen<br />
und Schleswig-Holstein sowie ein fünfköpfiges<br />
Team aus Bayern.<br />
„Soziales Kapital“ war ein Kernbegriff der<br />
Rally. Die jungen Europäer/innen diskutierten,<br />
was Soziales Kapital <strong>für</strong> die Gesellschaft, <strong>für</strong><br />
die Landjugend und <strong>für</strong> sie persönlich bedeuten<br />
kann. Soziales Kapital umschreibt den<br />
Nutzen, der aus sozialen Kontakten entsteht.<br />
So <strong>haben</strong> sie zum Beispiel durch die neuen<br />
Kontakte in ganz Europa Ansprechpartner/<br />
innen <strong>für</strong> <strong>eine</strong>n Jugendaustausch gewonnen<br />
und sind gleichzeitig Ansprechpartner/innen<br />
<strong>für</strong> andere geworden.<br />
Neben der thematischen Arbeit kam das Persönliche<br />
natürlich nicht zu kurz. Beim Internationalen<br />
Buffet stellten alle Teams ihr Land<br />
mit Speis und Trank vor – ein willkommener<br />
Anlass <strong>für</strong> Gespräche über die Landjugend in<br />
den verschiedenen Ländern und ihre Aktivitäten<br />
vor Ort. An anderer Stelle bot sich die<br />
Gelegenheit, mehr über das Gastgeberland zu<br />
erfahren, beispielsweise traditionelle und zeitgenössische<br />
Tänze aus Slowenien kennenzulernen.<br />
Eine Exkursion führte die vielsprachige<br />
Truppe in die Hauptstadt Ljubljana.<br />
Diese Augustwoche in Slowenien hat dazu beigetragen,<br />
viele grenzüberschreitende Freundschaften<br />
zu schließen und den Begriff Soziales<br />
Kapital in <strong>eine</strong>m neuen Licht zu sehen und<br />
anders zu verstehen. „Wir können allen empfehlen,<br />
einmal <strong>eine</strong> Veranstaltung der europäischen<br />
Landjugend zu besuchen“, so Michael<br />
Schwab, RYE-Vorsitzender.<br />
Teil der Rally war die Generalversammlung<br />
der europäischen Landjugendorganisation,<br />
Rural Youth Europe. Viele Vorsitzende der RYE-<br />
Mitgliedsorganisationen hatten sich da<strong>für</strong> auf<br />
den Weg nach Slowenien gemacht. Mit dabei:<br />
Die BDL-Vorsitzenden Katrin Biebighäuser<br />
Slowenien lockt(e).<br />
und Matthias Daun. Intensiv diskutierten die<br />
Delegierten der einzelnen Länder über die<br />
unterschiedlichen Erwartungen der Mitgliedsverbände<br />
an europäische Veranstaltungen.<br />
Nachdem in den letzten beiden Jahren die zu<br />
BDL-Termine<br />
behandelnden Themen zentraler Gegenstand<br />
der Diskussion waren, ging es in Slowenien<br />
mehr um Form und Rahmenprogramm. So fand<br />
interkulturelles Lernen auch einmal in der<br />
eher formalen Generalversammlung statt.<br />
Ferner wurden die Veranstaltungen <strong>für</strong> die<br />
nächsten Jahre festgelegt (u.a. Rally 2013 in<br />
Irland, bei der BDL-Bundesmitgliederversammlung<br />
im Frühjahr 2012 kann man sich darauf<br />
bewerben), ein System, wie mit Aufnahmeanträgen<br />
neuer Organisationen umzugehen sei,<br />
beschlossen und der „Youth Project of the<br />
Year“-Wettbewerb der europäischen Landjugend<br />
vorgestellt. Bis Ende Januar 2012 können<br />
da<strong>für</strong> von überall her Landjugendprojekte<br />
eingereicht werden. Als Preis winkt die kostenlose<br />
Teilnahme an der Rally 2012 in Polen<br />
<strong>für</strong> zwei Personen.<br />
Zum Schluss bleibt noch, <strong>eine</strong>n herzlichen<br />
Dank an die slowenischen OrganisatorInnen<br />
und das internationale Vorbereitungsteam<br />
auszusprechen. Eine großartige Woche.<br />
Andreas Maaß / Michael Schwab<br />
Oktober<br />
4.10. Übergabe der Erntekrone der deutschen Landwirtschaft an Bundespräsident Wulff<br />
– mit der Tanzgruppe der Landjugend Schwäbisch-Hall (WüBa), <strong>Berlin</strong><br />
11.-15.10. Bildungswoche mit Verbandswerkstatt, <strong>Berlin</strong><br />
16.10. Bundesausschuss, <strong>Berlin</strong><br />
19.10. Übergabe der Erntekrone der Saarländischen Landjugend an den Bundestagsausschuss<br />
<strong>für</strong> Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (ELV), <strong>Berlin</strong><br />
November<br />
11.-13.11. Bundesmitgliederversammlung, <strong>Berlin</strong><br />
12.11. Symposium „Landjugend – wir <strong>für</strong>s Land“, <strong>Berlin</strong><br />
17.11. Young Farmers Day auf der Agritechnica, Hannover<br />
25.-27.11. Bundesarbeitskreis „Jugend macht Politik“ (JumPo)<br />
26.-28.11. Bundesarbeitskreis „Deutsche JungwinzerInnen“, Köngernheim<br />
Dezember<br />
6.-8.12. <strong>Zukunft</strong>skonferenz der Landwirtschaft ZIeL 2030, Teil I, Bonn<br />
7.12. Bundesarbeitskreis „Agrarpolitik“, Bonn<br />
Januar 2012<br />
20.-29.01. Internationale Grüne Woche mit BDL-Stand in Verantwortung der Landjugend Niedersachsen,<br />
mit Theater aus Hessen bei der Jugendveranstaltung, mit Landjugendball<br />
und Landjugendfete, mit Jugendforum und Junglandwirtekongress, <strong>Berlin</strong><br />
www.landjugend.de 23<br />
Foto: adri Toomingas / RYE
Partner<br />
NEGATIVE<br />
HALF TONE DOWN 50%<br />
SINGLE-COLOUR<br />
HALF TONE UP 50%<br />
SINGLE-COLOUR<br />
Internationale<br />
Grüne Woche <strong>Berlin</strong><br />
20. – 29. Januar 2012<br />
grünewoche.de<br />
Mehr als Sie erwarten.