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Ihr entscheidet, welche Dörfer eine Zukunft haben - Berlin-Institut für ...

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Nr. 2/2011<br />

Einmal quer durch die Republik „Ich mag mein Dorf,<br />

Wir wollten wissen: Lebst du gern in d<strong>eine</strong>m Dorf? Und warum (nicht)?<br />

Ob Studentin oder Krankenschwester, Landwirt oder Kaufmann, Unternehmensberaterin<br />

oder Azubi – trotz aller Unterschiede scheint sich<br />

die Landjugend weitgehend einig zu sein, wenn es um die Vorzüge<br />

und Nachteile des Landjugendlebens geht. Ob das ein Zufall ist oder<br />

wir bei der Landjugendumfrage einfach an die falschen Leute geraten<br />

sind, muss jede/r selbst entscheiden. Nicht minder spannend ist, wie<br />

die Befragten zur Landjugend gekommen sind und was sie im Leben<br />

so tun. Einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt diese Umfrage<br />

allerdings nicht.<br />

<strong>Ihr</strong>e königliche Hoheit Maria I., Sachsen<br />

Ich lebe gern auf dem Land, sehr gern.<br />

Aktuell studiere ich ja. Da freue ich<br />

mich jeden Freitag aufs Neue nach<br />

Hause zu fahren. Denn <strong>für</strong> mich ist<br />

mein Dorf ganz einfach m<strong>eine</strong> Heimat.<br />

Hier bin ich aufgewachsen und hatte<br />

<strong>eine</strong> wunderschöne Kindheit, die mit<br />

den verschiedensten Orten und Menschen<br />

im Dorf verbunden ist. Die beste<br />

Freundin, der beste Freund wohnen<br />

gleich vier Häuser weiter und braucht<br />

man Hilfe, ist diese nicht weit. Das<br />

Schöne ist, man kennt einander im<br />

Dorf. – Wenn man die Straße entlang fährt, wird gegrüßt und gewunken,<br />

damit kann man den „Älteren“ schon <strong>eine</strong> Freude machen. Klar<br />

gehört der so genannte „Dorfklatsch“ dazu, aber es zeigt doch, dass<br />

man sich nicht nur <strong>für</strong> die eigene Person interessiert. Dieses Kennen<br />

und Achten untereinander sowie die Bereitschaft einander zu helfen,<br />

machen ein Dorf zu dem, was es ist.<br />

In Irfersgrün brauche ich m<strong>eine</strong>n Bauernhof mit allem, was dazu gehört<br />

– alte und junge Kühe, die Kälber in ihren Iglus und das Land... die<br />

Wälder, Felder und Wiesen hinter dem Stall im Abendrot des endenden<br />

Tages. Das zeigt die Schönheit und vor allem die Kraft der Natur, die<br />

man nicht nur riechen, sondern dann förmlich aufnehmen kann. Abends<br />

am besten noch ein schönes Dorffest mit Bierzelt, guter Musik und<br />

Tanz. Was will man mehr? Allgemein gehören ganz einfach die Natur<br />

und die Leute <strong>für</strong> mich zum Landleben.<br />

Ich arbeite am Wochenende auf dem Landwirtschaftsbetrieb m<strong>eine</strong>r Eltern,<br />

sowohl im Stall als auch auf dem Feld. Wenn ich dann mit m<strong>eine</strong>m<br />

Traktor die Dorfstraße entlang fahre und in die Gesichter derer am Rand<br />

schaue, dann denke ich mir oft, dass nur die Leute vom Dorf noch einschätzen<br />

können, was man als Landwirt/in leistet und dererseits <strong>eine</strong><br />

gewisse Wertschätzung erfährt. So freue ich mich auf jede Begegnung<br />

und jeden Schwatz beim Bäcker oder an der Bar.<br />

Maria Lenk ist seit Mai die Sächsische Milchkönigin Maria I. – Die 22-Jährige<br />

studiert an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Agrarwissenschaften<br />

und lebt sonst in Irfersgrün im sächsischen Vogtland.<br />

Antje Stöckert, Bayern<br />

Ich mag mein Dorf, auch wenn ich<br />

seit ein paar Jahren in der nächstgrößeren<br />

Stadt wohne. Als Vorstand der<br />

Landjugendgruppe Herreth bin ich voll<br />

aktiv und komme dementsprechend oft<br />

nach Hause. Die Liebe und die Arbeit<br />

zogen mich in die Stadt. Und wie ich<br />

feststellen musste, hat das auch gewisse<br />

Vorteile. Dennoch waren m<strong>eine</strong><br />

Kindheit und Jugend auf dem Dorf ein<br />

Leben wert. Und auf immer werd' ich<br />

mich nicht der Stadt widmen.<br />

Landleben ist von Nachbarschaftshilfe und Ruhe gekennzeichnet. Das<br />

Einzige, was laut ist, sind die Bulldogs im Hochsommer um Mitternacht.<br />

Und das viele Gelächter bei den Dorffesten. In der Stadt hat man rund<br />

um die Uhr Action.<br />

Als Teenager fehlte mir auf dem Dorf <strong>eine</strong> lückenlose Busverbindung.<br />

Entweder man musste laufen, Fahrrad fahren oder <strong>eine</strong>/n Autofahrer/in<br />

finden, um zum Ziel zu kommen. Als weit über 18-Jährige stört mich das<br />

heute weniger. Denn <strong>für</strong> <strong>eine</strong> gute Busverbindung bis spät in die Nacht<br />

stehen die Chancen auch weiter schlecht, da kann man noch so viel<br />

kämpfen. Damit muss man als Teen auf dem Land eben zurechtkommen.<br />

Heute müsste ich die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten auf dem Dorf bemängeln.<br />

Zumindest bei den Dingen, die der Bauer nicht herstellt. Aber<br />

Deutschland ist nicht riesig und der nächste Supermarkt nicht weit...<br />

Antje Stöckert ist Krankenschwester. Die 25-Jährige ist seit elf Jahren aktives<br />

Mitglied der Landjugend Herreth. Mit aktuell 42 Mitgliedern bewegt<br />

sie im letzten Zipfel im südlichen Landkreis Coburg das Land.<br />

Jennifer Bönning, Mecklenburg-Vorpommern<br />

Seit ich sechs war, lebte ich in Dargun. Die Kleinstadt liegt am nördlichsten<br />

Rand der Mecklenburger Schweiz, 45 km von Rostock entfernt.<br />

Ich habe m<strong>eine</strong> ganze Kindheit in und um Dargun verbracht. Nach der<br />

Schule zog es mich meistens nach draußen zum Darguner Klostersee, zur<br />

Schlossruine (Foto unten), in den Wald oder auf den Kinderbauernhof.<br />

Da ich im September dieses Jahres <strong>eine</strong>n Ausbildungsplatz in Neubrandenburg<br />

fand und kein Auto hatte, um die Strecke jeden Tag zu fahren,<br />

6 www.landjugend.de

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