Ihr entscheidet, welche Dörfer eine Zukunft haben - Berlin-Institut für ...
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Nr. 2/2011<br />
weil…“<br />
Was brauchst du zum Leben auf dem Land? Tust du etwas da<strong>für</strong> und wenn ja was?<br />
Gleichgesinnten zu <strong>haben</strong> sowie <strong>eine</strong><br />
gut funktionierende Infrastruktur.<br />
– D.h. im Umkreis von maximal 30<br />
Kilometern <strong>eine</strong> Stadt, in der man<br />
abends auch mal was unternehmen<br />
kann wie Kino oder was trinken gehen.<br />
Außerdem gehören <strong>eine</strong> schnelle<br />
Internetverbindung sowie vernünftige<br />
Straßen, Kindergärten und Schulen, die<br />
ohne lange Fahrten zu erreichen sind,<br />
<strong>für</strong> mich zu <strong>eine</strong>r guten Infrastruktur.<br />
Denn nur so bleibt das Leben auf dem<br />
Land <strong>für</strong> junge Familien attraktiv.<br />
Und ja, ich tue etwas da<strong>für</strong> – ich engagiere mich in der Landjugend<br />
sowie in landwirtschaftlichen Berufsverbänden. Veranstaltungen, die in<br />
unserer Gemeinde stattfinden, unterstütze ich tatkräftig.<br />
Im Flächenland Mecklenburg muss man nicht selten <strong>eine</strong> Stunde fahren,<br />
bis man die Landjugend überhaupt erreicht. So verhält es sich leider<br />
auch mit vielen anderen Sachen. Allerdings zeichnet Mecklenburg-Vorpommern<br />
da<strong>für</strong> die wunderschöne Landschaft und die unvergleichliche<br />
Weite aus.<br />
Die Unternehmensberaterin lebt in Bütow in Mecklenburg. Aber das war<br />
nicht immer so. Während der Schulzeit in der Niedersächsischen Landjugend<br />
aktiv probierte Cosima-Karolin auch die in Mecklenburg-Vorpommern<br />
aus und ist dabei geblieben. Die 27-Jährige hat allerdings die Erfahrung<br />
gemacht, dass in Mecklenburg weniger junge Menschen in der Landjugend<br />
sind.<br />
Sören Behrens, Niedersachsen<br />
Ja, ich lebe gerne in m<strong>eine</strong>m Dorf,<br />
weil ich die Anonymität in der Stadt<br />
nicht mag. Den Zusammenhalt der<br />
Bewohner/innen und das Miteinander,<br />
den Smalltalk beim Bäcker oder auf der<br />
Straße sowie das Vereinsleben und die<br />
Feten schätze ich sehr.<br />
Für das Leben auf dem Land ist mir<br />
wichtig, dass es <strong>eine</strong>n geregelten ÖPNV<br />
gibt, ein reges Vereinsleben, <strong>eine</strong>n<br />
Nahversorger und ein ebenso leistungsfähiges<br />
Internet, das dem in der Stadt um nichts nachsteht. Ebenso<br />
wichtig sind die Schulstandorte, die trotz der stagnierenden Geburtenraten<br />
gut, einfach und sicher erreichbar sein sollten.<br />
Ich engagiere mich im Vereinsleben m<strong>eine</strong>s Dorfes, um die Traditionen<br />
zu wahren und etwas <strong>für</strong> das Dorf zu tun. Bei der „72-Stunden-Aktion“<br />
und der „Wir <strong>für</strong>s Land“-Aktion renovierten wir Plätze und Gebäude des<br />
öffentlichen Dorflebens.<br />
Schon Sörens Eltern waren aktive Landjugendliche. Schließlich hat s<strong>eine</strong><br />
Cousine, Mitglied der Ortsgruppe Solschen, ihn zum Mitkommen angestachelt.<br />
Das ist jetzt sechs Jahre her. Seit fünf Jahren ist der jetzige Kauf-<br />
mann <strong>für</strong> Bürokommunikation beim NDR im Vorstand s<strong>eine</strong>r Landjugendgruppe.<br />
Der 22-Jährige kommt aus Schwicheldt (bei P<strong>eine</strong>).<br />
Thies Winkelmann, Niedersachsen<br />
Ich lebe gerne auf dem Dorf. Die<br />
Gemeinschaft ist hier etwas Besonderes.<br />
Wenn man nach <strong>eine</strong>m Monat<br />
Abwesenheit vom Lehrhof wieder nach<br />
Hause kommt, ist es so, als wäre man<br />
gerade gestern erst weggefahren.<br />
Wenn <strong>eine</strong>m Land und Leute bekannt<br />
sind, entstehen sehr intensive Kontakte,<br />
auf die man gerne zurückgreift.<br />
Auf dem Dorf sollte man kontaktfreudig,<br />
innovativ, spontan und motorisiert<br />
sein, denn ohne <strong>eine</strong>n Motor unter dem Hintern ist man doch sehr<br />
unflexibel. Wichtig ist es hier auf dem Dorf, dass die Kontakte auch gepflegt<br />
werden. Aber das lässt sich mit den Besuchen der Schützen und<br />
Erntefeste leicht erledigen.<br />
Thies Winkelmann lebt in Leitzingen bei Soltau. Er hat Landwirtschaft<br />
gelernt und besucht jetzt die Fachschule Agrar in Celle. S<strong>eine</strong> Freunde<br />
gehören wie er zur Landjugend, da versteht es sich von selbst, dass er<br />
mit s<strong>eine</strong>m 16. Geburtstag ebenfalls zur Landjugend Soltau stieß. Mit 19<br />
wurde er Vorsitzender der Ortsgruppe, seit <strong>eine</strong>m halben Jahr arbeitet er<br />
auch im Landjugend-Bezirksvorstand Lüneburg mit.<br />
Arne Kutschbach, Sachsen-Anhalt<br />
In Glinde fühle ich mich wohl, ich bin<br />
gern hier. In den letzten zwei Jahren<br />
wohnte ich, bedingt durch m<strong>eine</strong> Ausbildung,<br />
in <strong>eine</strong>r mittelgroßen Stadt in<br />
der Nähe von Halle. Seitdem weiß ich,<br />
wie wichtig mir Glinde ist. Hier sind<br />
die meisten m<strong>eine</strong>r Freunde und m<strong>eine</strong><br />
Familie zu Hause. Man kennt mich und<br />
ich kenne alle. Ich freute mich immer<br />
auf das Wochenende – auf zu Hause. Es<br />
hatte aber auch Vorteile in der Stadt<br />
zu wohnen. So hat man nur kurze Wege, egal was man braucht – ob<br />
Einkauf oder Freizeitangebote. Zugleich störte mich aber am Stadtleben<br />
die Anonymität. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Leute nicht kannten,<br />
obwohl sie Nachbarn sind. So etwas gibt es in <strong>eine</strong>m Dorf nicht.<br />
Wenn wir als 14-Jährige nach Magdeburg fahren wollten, war das immer<br />
ein Problem. Irgendwer musste uns zum Bahnhof fahren, weil Busse<br />
nicht regelmäßig fuhren. Und abends musste uns jemand abholen. Das<br />
war nicht immer einfach. Schwieriger wurde es, als man abends mal<br />
in <strong>eine</strong> Bar oder in <strong>eine</strong> Disco wollte. Erst als viele <strong>eine</strong>n Führerschein<br />
und ein Auto besaßen, wurde das besser. Heute stört mich die fehlende<br />
Infra struktur nicht mehr so sehr wie vor einigen Jahren, weil man einfach<br />
selber mobil ist.<br />
www.landjugend.de 9<br />
Fotos: BDL (Arne Kutschbach) / alle übrigen: privat