Ihr entscheidet, welche Dörfer eine Zukunft haben - Berlin-Institut für ...
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Nr. 2/2011<br />
weil…“<br />
Was brauchst du zum Leben auf dem Land? Tust du etwas da<strong>für</strong> und wenn ja was?<br />
musste ich nach Neubrandenburg bzw. Trollenhagen ziehen. Das war<br />
<strong>für</strong> mich <strong>eine</strong> ganz schön große Umstellung, da hier alles größer, enger<br />
und grauer ist als in m<strong>eine</strong>m schönen kl<strong>eine</strong>n Dargun, wo jeder jeden<br />
kennt. Hier in der Stadt merke ich, dass ich bequemer werde, als ich es<br />
in Dargun war, denn da konnte man alles mit dem Fahrrad oder zu Fuß<br />
erreichen. Nach m<strong>eine</strong>r Ausbildung steht <strong>für</strong> mich auch fest, dass ich in<br />
Mecklenburg-Vorpommern bleiben möchte. Am besten auf <strong>eine</strong>m Dorf<br />
oder wieder in <strong>eine</strong>r Kleinstadt. Ich möchte dahin, wo es schön ruhig<br />
und grün ist und wo man weit übers Feld gucken kann, wenn man aus<br />
dem Fenster sieht. Mein Freund kommt auch aus <strong>eine</strong>m Dorf und möchte<br />
es, wie ich, auch nicht mehr missen.<br />
Jennifer Bönning ist der Ausbildung wegen nach Neubrandenburg gezogen.<br />
Doch <strong>für</strong> die 22-Jährige, die Bürokauffrau lernt und sich in der<br />
Landjugend Mecklenburg-Vorpommern engagiert, steht schon fest: Sie will<br />
zurück aufs Land.<br />
Melanie Müller, Baden-Württemberg<br />
Ja, ich lebe gern in m<strong>eine</strong>m Dörfle.<br />
Ganz einfach, weil ich dort immer<br />
„daheim“ bin und abschalten kann.<br />
Man kennt die Leute im Dorf und wir<br />
<strong>haben</strong> <strong>eine</strong> tolle Nachbarschaft. Ich<br />
habe m<strong>eine</strong> Pferde und m<strong>eine</strong> Familie<br />
bei mir. Und Wälder, Wiesen, Seen und<br />
ab und zu „kuhle“ Landluft: Ich denke,<br />
das ist mein kl<strong>eine</strong>s Stück vom Himmel<br />
mitten im Schwabenländle.<br />
Und was ich brauche? Vom Materiellen<br />
her auf jeden Fall ein Auto, um zur Arbeit und in die Stadt zu kommen.<br />
Im Allgem<strong>eine</strong>n brauche ich sonst nicht viel. Vielleicht Liebe zur Natur<br />
und auch <strong>eine</strong>n Sinn <strong>für</strong> gute Nachbarschaft. Denn bei uns hilft in der<br />
Regel jeder jedem. Tust du etwas da<strong>für</strong> und wenn ja was? Hmm – ich<br />
denke, ich tue mein Bestes, um auf dem Land leben zu können.<br />
Melanie arbeitet als Erzieherin in <strong>eine</strong>m Sprachheilkindergarten und<br />
wohnt in Rohrbach. Die 28-Jährige ist vor zwölf Jahren eigentlich durch<br />
ihren Vater zur Landjugend gekommen. Der war auch schon in der Landjugend.<br />
Einmal mit <strong>eine</strong>r Freundin reingeschaut und gleich geblieben. Noch<br />
immer mischt sie im Landesvorstand und im Mitarbeiterteam des BdL<br />
Württemberg-Hohenzollern mit.<br />
Christoph Bayer, Thüringen<br />
Ich lebe gern in Hartmannsdorf, etwa zehn Kilometer vor Gera. Warum?<br />
Weil es Spaß macht – die Nachbarn, die Leute, die Tiere, die Gemeinschaft,<br />
die Feste – alles, was auf dem Dorf so anfällt. Woanders leben?<br />
In <strong>eine</strong>m anderen Dorf, klar – das kann ich mir vorstellen, in der Stadt<br />
nur, wenn es gar nicht anders geht. Natürlich ist hier nicht alles perfekt.<br />
Bei Internet und Telefon leben wir hinter dem Mond. Wirklich.<br />
Auch was die Straßen anbelangt. Wir brauchen gute Anbindungen auf<br />
dem Land, dann geht der Rest auch.<br />
Einkaufsmöglichkeiten gibt es bei uns<br />
noch. Kita, Schule und Arzt zwar nicht,<br />
aber mit gerade mal 450 Einwohnern<br />
müssen wir eben fahren.<br />
Christoph will immer auf dem Land leben.<br />
Der 22-Jährige lernt Landwirt im 3.<br />
Lehrjahr und hat die Fachschule schon im<br />
Blick. Herdenmanagement – das würde<br />
ihn interessieren, auch wenn es daheim<br />
aus Kostengründen bis auf s<strong>eine</strong> Rassekaninchen<br />
k<strong>eine</strong> Tiere mehr gibt.<br />
Klarissa Eggert, Mecklenburg-Vorpommern<br />
Ich möchte nicht in der Stadt leben.<br />
Hier ist es ruhig, ich kann mit dem<br />
Fahrrad die schöne Landschaft erkunden,<br />
da es viele Wanderwege und<br />
Spielstraßen gibt. Man kennt noch den<br />
Nachbarn und hier habe ich Freunde.<br />
Es gibt hier viele Arbeitsgemeinschaften<br />
und Ver<strong>eine</strong>. Ich selbst lerne im<br />
Musikkurs des Landjugendverbandes<br />
Mecklenburg-Vorpommern seit fünf<br />
Jahren Keyboard spielen. Und seit vier<br />
Jahren bin ich im Kinderensemble Dorf<br />
Mecklenburg des Landjugendverbandes dabei.<br />
Eigentlich ist alles da: <strong>eine</strong> Kinderkrippe, ein Kindergarten, <strong>eine</strong> Grund-<br />
und Regionalschule mit Gymnasium, ein Hort, <strong>eine</strong> Apotheke, <strong>eine</strong><br />
Bibliothek, das Agrarmuseum, ein Bahnhof, ein Rentnertreff, <strong>eine</strong> Mehrzweckhalle,<br />
<strong>eine</strong> Gaststätte, <strong>eine</strong> Disco, <strong>eine</strong> Bowlingbahn, ein Jugendclub,<br />
<strong>eine</strong> Sparkasse, <strong>eine</strong> Polizeistation und <strong>eine</strong> Kaufhalle. Ich vermisse<br />
manchmal, dass man hier nicht shoppen gehen kann, aber auch das<br />
ist kein Problem, denn die nächste Stadt, Wismar, ist sieben Kilometer<br />
entfernt und Wismar hat ein Theater, ein Kino, <strong>eine</strong> Schwimmhalle, <strong>eine</strong>n<br />
Tierpark, McDonalds usw. Eigentlich bin hier sehr zufrieden.<br />
Klarissa Eggert ist erst elf Jahre alt. Sie lebt im Dorf Mecklenburg und<br />
lernt viel bei der Landjugend.<br />
Lars Rüddenklau, Hessen<br />
Ich lebe gern in m<strong>eine</strong>m Dorf, weil<br />
einfach jeder jeden kennt und man wie<br />
<strong>eine</strong> große „Familie“ ist und nicht so<br />
distanziert lebt wie in der Stadt.<br />
Für das Leben auf dem Land ist vor allem<br />
ein Auto wichtig, da man mit dem<br />
ÖPNV abends und am Wochenende nicht<br />
wirklich mobil ist. M<strong>eine</strong> Freunde sind<br />
<strong>für</strong> mich natürlich auch extrem wichtig!<br />
www.landjugend.de 7<br />
Fotos: BDL (Maria I) / Laju M-V (Klarissa Eggert) / Hessissche Landjugend (Lars Rüddenklau) / alle übrigen: privat Fotos - Montage (v.l.): Johannes Barth, Rainer Srurm, Günther Schad, Gerd Pfaff - alle PIXELIO