bunsenmagazin - Deutsche Bunsengesellschaft für Physikalische ...
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FORSCHUNG<br />
neue Oberfl äche diffundieren und der entstandene Konzentrationsgradient<br />
ist kleiner. Dadurch wird der Gibbs-Marangoni-<br />
Effekt verhindert. Der hier experimentell gefundene Ausgleich<br />
des Gibbs-Marangoni-Effektes bei hohen Tensidkonzentrationen<br />
könnte in diesem Verhalten begründet sein.<br />
5. BILDUNG VON EMULSIONEN<br />
Emulsionen als Beispiel <strong>für</strong> die Grenzfl äche fl üssig/fl üssig werden<br />
seit langer Zeit als Kosmetika sowie in vielen technischen<br />
Anwendungen eingesetzt und sind auch ein Zwischenschritt<br />
bei der Ablösung öliger Anschmutzungen in Wasch- und Reinigungsmitteln.<br />
Emulsionen haben die Aufgabe, inkompatible<br />
fl üssige Phasen in einem Produkt miteinander zu verbinden,<br />
um gleichzeitig unterschiedliche Wirkungen zu erzielen. Durch<br />
die unterschiedliche Dichte der fl üssigen Phasen, Öl und Wasser,<br />
ist prinzipiell immer eine Trennung der Phasen zu erwarten,<br />
sofern es sich nicht um thermodynamisch stabile Mikroemulsionen<br />
handelt. Für tröpfchenförmige Emulsionen kann<br />
die Trennung der Phasen durch Gravitation in vereinfachter<br />
Form durch die Stokes-Gleichung beschrieben werden:<br />
2<br />
FB<br />
a <br />
d<br />
vS<br />
(7)<br />
f 18<br />
c<br />
Die Sedimentations- oder Aufrahmgeschwindigkeit der Teilchen<br />
vS ist damit abhängig von dem Auftrieb (FB) und der Reibung<br />
(f), gegeben durch die Dichtedifferenz der fl uiden Phasen Δρ,<br />
dem Durchmesser der Tröpfchen d und der Viskosität der<br />
kontinuierlichen Phase ηc. Auch wenn die Stokes-Gleichung,<br />
streng genommen, nur <strong>für</strong> sich ungehindert bewegende Teilchen<br />
gilt, was in Emulsionen bei üblichen Konzentrationsverhältnissen<br />
sicher nicht der Fall ist, so ist ersichtlich, dass bei gegebener Dichtedifferenz<br />
die Trenngeschwindigkeit bei verringerter Teilchengröße<br />
und erhöhter Viskosität deutlich abnimmt. Die Emulsion<br />
wird damit stabiler. Neben der Teilchengröße und der Viskosität<br />
spielen weitere Mechanismen bei der Instabilität der Emulsionen<br />
eine Rolle, wie sie in der Abbildung 9 zusammengefasst sind. Die<br />
Ostwald-Reifung, d.h. ein Wachstum der größeren Teilchen auf<br />
Kosten der kleineren Teilchen durch den höheren Laplace-Druck<br />
in den kleineren Tröpfchen ist nur bei einer Löslichkeit der Ölphase<br />
in der wässrigen Phase und umgekehrt möglich, die eine<br />
Diffusion durch die kontinuierliche Phase gestattet. Koaleszenz<br />
und partielle Koaleszenz sind abhängig von der Grenzschicht der<br />
Emulgatoren zwischen der Öl- und Wasserphase.<br />
Abbildung 9: Mechanismen <strong>für</strong> Instabilitäten bei Emulsionen<br />
Eine wichtige Grundlage zum besseren Verständnis der Wirkungsweise<br />
von Emulgatoren und der verschiedenen Emulgierprozesse<br />
sind Phasenuntersuchungen von Emulgator-Öl-Wasser-<br />
Mischungen 13, 14 . Im Zentrum dieser Phasenuntersuchungen<br />
stand grundsätzlich die Mikroemulsion als eine besondere<br />
80<br />
Ostwald-<br />
Reifung<br />
Aufrahmen<br />
Aggregation<br />
Koaleszenz<br />
Partielle<br />
Koaleszenz<br />
a<br />
b<br />
c<br />
d<br />
e<br />
Phase. Zwischen Mikroemulsionen und konventionellen Emulsionen<br />
kann dabei eine prinzipielle Unterscheidung gemacht<br />
werden, die sich <strong>für</strong> die Annahme einer tröpfchenförmigen<br />
Struktur der Mikroemulsion durch die Teilchengröße ergibt.<br />
Während konventionelle Emulsionen eine Teilchengröße oberhalb<br />
von 500 nm haben, liegt die Tröpfchengröße <strong>für</strong> Mikroemulsionen<br />
im Bereich kleiner gleich 200 nm. Daneben können<br />
Mikroemulsionen als thermodynamisch stabil angesehen werden,<br />
was in einem scheinbaren Widerspruch zu der bei Emulsionen<br />
allgemein akzeptierten Koaleszenzneigung steht, die<br />
zu der Ausbildung zweier konkreter Phasen führt. Die wesentliche<br />
Aufgabe von Emulgatoren ist es, eine intensive Durchmischung<br />
von Öl und Wasser sicherzustellen. Je nachdem,<br />
ob der Emulgator bevorzugt im Öl oder im Wasser löslich ist,<br />
entstehen w/o- bzw. o/w-Emulsionen (Bancroft-Regel). Phasendiagramme<br />
zeigen die Bereiche von Mikroemulsionen und<br />
Emulsionen auf. Durch Phaseninversionen können o/w und<br />
w/o-Emulsionen hergestellt werden. Es gibt prinzipiell 2 Arten<br />
von Phaseninversionen:<br />
• Catastrophic Phase Inversion: Änderung des Volumenbruchs<br />
der Wasser- oder Ölphase<br />
• Transitional Phase Inversion: Temperaturänderung (PIT)<br />
oder Zusatz von Elektrolyt<br />
Abbildung 10 zeigt das Phasendiagramm und den temperaturabhängigen<br />
Grenzfl ächenspannungsverlauf <strong>für</strong> ein quaternäres<br />
System aus den Komponenten C16/18E12/C16/18OH/ Paraffi nöl/Wasser15<br />
. Bei niedrigen Temperaturen ist das System zweiphasig<br />
(o/w), die Grenzfl ächenspannung beträgt 10-2 mN/m.<br />
Mit Annäherung an den PIT-Bereich, in dem sich die Mikroemulsion<br />
bildet, nimmt die Grenzfl ächenspannung um 2 Größenordnungen<br />
ab. Bei hohen Temperaturen im w/o-Bereich<br />
steigt sie wieder an.<br />
a)<br />
b)<br />
10 -1<br />
H 2 O/Öl = 70/20<br />
[mN/m]<br />
10 -2<br />
10 -3<br />
10 -4<br />
2 [o/w]<br />
C 16/18- 12 EO= 6.3 %<br />
C 16/18OH= 4.7 %<br />
Mineralöl<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 10. JAHRGANG · 3/2008<br />
C 16/18 E 12 + C 16/18 OH (Gew. %)<br />
57 60 63 66 69 72 75<br />
T [°C]<br />
Abbildung 10: a) Phasendiagramm <strong>für</strong> ein System aus C16/18E12/C16/18OH/<br />
Paraffinöl/Wasser<br />
b) Einfluss der Temperatur auf die Grenzflächenspannung zwischen der wässrigen<br />
und der öligen Phase <strong>für</strong> eine konstante Emulgatorkonzentration 15<br />
ME<br />
2 [w/o]