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Der St. Albans Psalter und seine liturgische Verwendung

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BERNHARD GALLISTL: <strong>Der</strong> <strong>St</strong>. <strong>Albans</strong> <strong>Psalter</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> <strong>liturgische</strong> <strong>Verwendung</strong><br />

Besitzerin geschlossen. 3 Anlass zu diesen Überlegungen gaben auch die<br />

Parallelen zur Alexiuslegende, die man in der Lebensbeschreibung dieser<br />

Priorin sah. 4<br />

Kodikologische Anzeichen ließen kürzlich die Vermutung aufkommen, dass<br />

die Blätter mit dem Alexiuslied ursprünglich eine selbstständige Schrift waren<br />

5<br />

<strong>und</strong> erst später in das <strong>Psalter</strong>ium eingefügt wurden. <strong>Der</strong> Schriftanalyse zufolge<br />

müsste dies freilich noch vor dem Abschluss des Psalmteils erfolgt sein.<br />

Auch identifizierte man die Maler der Bilder in der „Alexius-Lage“ auch in<br />

den anderen Teilen des Buchs. 6<br />

Auf jeden Fall wurde dieser Legendenteil, eben weil nicht zum üblichen<br />

Repertoire eines <strong>Psalter</strong>s gehörig, immer wieder als Schlüssel zum Verständnis<br />

des ganzen Buches betrachtet.<br />

Mit der „Vie de Saint Alexis“ ist hier die lateinische Alexiuslegende zum<br />

ersten Mal in ihrer altfranzösischen Fassung als <strong>St</strong>rophenlied überliefert. <strong>Der</strong><br />

junge, reiche Römer Alexius verlässt heimlich Braut <strong>und</strong> Eltern <strong>und</strong> geht nach<br />

Edessa, wo man das Bild Christi in einer Marienkirche aufbewahrt (Abb. 1).<br />

Nach 17 Jahren, die er als frommer Bettler am Tor einer Kirche verbrachte,<br />

beginnt das Bild zu sprechen <strong>und</strong> offenbart den armen Bettler als Heiligen.<br />

Vor diesem Ruhm flieht Alexius erneut <strong>und</strong> kehrt zurück nach Rom ins Haus<br />

der Eltern, wo er unerkannt unter der Treppe weiter als Bettler lebt. Erst bei<br />

<strong>seine</strong>m Tod enthüllt sich die Wahrheit <strong>seine</strong>r Herkunft. Mit drei<br />

anschließenden kürzeren Texten füllt das Alexiuslied die fünfte Lage des<br />

Buches.<br />

3<br />

ADOLPH GOLDSCHMIDT, <strong>Der</strong> Albani-<strong>Psalter</strong> in Hildesheim <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Beziehung zur sym-<br />

bolischen Kirchensculptur des 12. Jahrh<strong>und</strong>erts, 1895; CHRISTOPHER J. HOLDSWORTH, Christina<br />

of Markyate, in: Medieval Women: Essays presented to R.M.T. Hill on the occasion of her 70th<br />

birthday, hg. von DEREK BAKER (<strong>St</strong>udies in Church History, Subsidia 1) S. 185–204.<br />

4 OTTO PÄCHT, CHARLES REGINALD DODWELL, FRANCIS WORMALD, The <strong>St</strong>. <strong>Albans</strong> <strong>Psalter</strong><br />

(<strong>St</strong>udies of the Warburg Institute 25) 1960, S. 74–78, 120–122, 143f.; zuletzt: JANE GEDDES, The<br />

<strong>St</strong> <strong>Albans</strong> <strong>Psalter</strong>: a book for Christina of Markyate, 2005.<br />

5<br />

KRISTIE E. HANEY, The <strong>St</strong>. <strong>Albans</strong> <strong>Psalter</strong>. A reconsideration, in: Journal of the Warburg and<br />

Courtauld Institutes 58 (1995) S. 1–28, vermutet, dass die „B“-Initale am Ende der Alexiuslage<br />

für den Anfang eines anderen <strong>Psalter</strong>iums angelegt war. Dies würde gr<strong>und</strong>sätzlich am Zusammenhang<br />

des Alexiuslage mit dem <strong>Psalter</strong>ium als <strong>liturgische</strong>m Typ nichts ändern.<br />

KATHRYN GERRY, The Alexis Quire and the cult of saints at <strong>St</strong>. <strong>Albans</strong>, in: Historical Research<br />

82/218 (November 2009) S. 593–612, wiederum bestimmt Alexiuslage als ein hagiographisches<br />

„stand-alone booklet“, das erst nachträglich in den größeren Zusammenhang eingefügt<br />

worden sei.<br />

6<br />

PETER KIDD, Contents and Codicology, in: The <strong>St</strong> <strong>Albans</strong> <strong>Psalter</strong> (Albani <strong>Psalter</strong>). Kommentarband<br />

zur Faksimileausgabe, hg. von JOCHEN BEPLER, PETER KIDD, JANE GEDDES, 2008,<br />

S. 90f., 121.

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