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Der St. Albans Psalter und seine liturgische Verwendung

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BERNHARD GALLISTL: <strong>Der</strong> <strong>St</strong>. <strong>Albans</strong> <strong>Psalter</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> <strong>liturgische</strong> <strong>Verwendung</strong><br />

gehen. <strong>Der</strong> Chronist <strong>und</strong> Buchmaler Matthew Paris, Chronist <strong>und</strong> Mönch von<br />

<strong>St</strong>. <strong>Albans</strong> († 1259), berichtet in <strong>seine</strong>r „Großen Chronik“ vom Gesichtsabdruck,<br />

den Christus einer Veronika gegeben haben soll, <strong>und</strong> der sich nun zu<br />

Rom in der Peterskirche befinde. Im Jahr 1216 habe sich hier ein W<strong>und</strong>er vor<br />

den Augen des Papstes Innozenz III. zugetragen. Als man das Bild nach einer<br />

Prozession an <strong>seine</strong>n Platz zurücklegte, habe es sich selbsttätig auf den Kopf<br />

gestellt, was der Papst als bedenkliches Vorzeichen deutete. Um Gott milde zu<br />

stimmen, habe er eine Rede auf das Bild verfasst <strong>und</strong> „einen bestimmten<br />

Psalm“ hinzugefügt. Für das Sprechen dieses Gebets gewährte er zehn Tage<br />

Ablass. 94<br />

Was hatte es mit diesem w<strong>und</strong>ertätigen Bild auf sich? Die Frau, die Jesus vom<br />

Blutflusse befreit hatte (Joh. 19,17), bekam in den apokryphen Acta Pilati den<br />

Namen Veronika. Ein Zusatz (um 700) führte weiter aus, diese Veronika habe<br />

nachher dem Tiberius das Schweißtuch Jesu überbracht <strong>und</strong> durch den<br />

Anblick den schwerkranken Kaiser geheilt: es handelt sich um eine eindeutige<br />

95<br />

Umsetzung der edessenischen Legende auf einen römischen Kult.<br />

Die frühen römischen Berichte sprechen immer nur von einem Christusbild.<br />

Gemeint war wohl immer die von Engeln geschaffene Acheiropita im Lateran,<br />

die am Fest der Aufnahme Mariens aus der Kapelle Sancta sanctorum feierlich<br />

durch die <strong>St</strong>adt getragen wurde. Um die Mitte des 12. Jahrh<strong>und</strong>erts finden<br />

wir die ersten Nachrichten von der Verehrung des sudarium Christi quod<br />

vocatur Veronica in der Marienkapelle von <strong>St</strong>. Peter, die auch selbst den<br />

94<br />

... dominus Papa Innocentius ... effigiem vultus Dominici, quje Veronica dicitur, ut moris est,<br />

de ecclesia Sancti Petri usque ad hospitale Sancti Spiritus processione reverenter cum<br />

processione bajulabat. Qua peracta, ipsa effigies, dum in loco suo aptaretur, se per se girabat,<br />

ut verso staret ordine; ita scilicet, ut frons inferius, barba superius locaretur. Quod nimis<br />

abhorrens dominus Papa, credidit illud in triste sibi praesagium evenisse, et ut plenius Deo<br />

reconciliaretur, consilio fratrum, in honore ipsius effigiei, quae ‚Veronica‘ dicitur, quandam<br />

orationem composuit elegantem; cui adjecit quendam Psalmum, cum quibusdam versiculis, et<br />

eadem dicentibus decem dierum concessit indulgentiam ... Multi igitur eandem orationem<br />

cum pertinentiis memoriae commendarunt, et ut eos major accen deret devotio, picturis<br />

effigiarunt hoc modo. Sortitur autem Veronica tale nomen a quadam muliere sic dicta, ad<br />

cujus petitionem ipsam fecit Christus impressionem, Matthew Paris, Chronica maiora. De<br />

Veronica et ejusdem autenticatione. Ad a. 1216, Cambridge, Corpus Christi College, ms<br />

26, fol. 49v; FELIX LIEBERMANN (Hg.), MGH SS 28, 1888 (ND 1975), S. 118.<br />

95<br />

„The debt of the cura to the epistolae Christi et Abgari is apparent in his opening scene, in<br />

which the Roman Emperor Tiberius, suffering from an unspecified infirmity, sends a priest<br />

named Volusianus to Jerusalem to ferch Christ and return with a cure“, THOMAS N. HALL, The<br />

Euangelium Nichodemi and Vindicta Saluatoris in Anglosaxon England, in: JAMES E. CROSS<br />

CAMBRIDGE (Hg.), Two Old English Apocrypha and their Manuscript Source: The Gospel of<br />

Nichodemus and The Avenging of the Saviour (Cambridge <strong>St</strong>udies in Anglo-Saxon England<br />

19) 1997, S. 62.<br />

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