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Der St. Albans Psalter und seine liturgische Verwendung

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BERNHARD GALLISTL: <strong>Der</strong> <strong>St</strong>. <strong>Albans</strong> <strong>Psalter</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> <strong>liturgische</strong> <strong>Verwendung</strong><br />

erhob der Konvent von <strong>St</strong>. Peter den Anspruch, die Gebeine des Alexius zu<br />

besitzen, worauf in beiden Kirchen nach diesen gegraben wurde. Die<br />

Klosterkirche auf dem Aventin wurde durch Honorius III., den Nachfolger<br />

Innozenz’ III. im Jahr 1217 neu geweiht. Ein Chronist des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

behauptete dort, sein Kloster sei weiterhin im Besitz dieser Reliquien geblieben.<br />

Die mittelalterliche Überlieferung ist hier differenzierter. Danach<br />

stand im Querschiff von <strong>St</strong>. Peter ein „Altar des hl. Alexius, wo, wie man sagt,<br />

sein Leib unter einer dort aufgehängten Lampe liegt, <strong>und</strong> die eigene Kirche<br />

des Heiligen hat nur mehr sein Haupt.“ 115<br />

<strong>Der</strong> Konvent von <strong>St</strong>. Peter hatte sich auch in diesem Fall auf ein W<strong>und</strong>er<br />

berufen. In der Mauer der Basilika habe sich ein Reliefbild gezeigt, „das einige<br />

116<br />

für das wahre Antlitz des hl. Alexius hielten“. <strong>Der</strong>selbe Chronist des<br />

18. Jahrh<strong>und</strong>erts, der uns dieses berichtet, gibt offenbar auch hier <strong>seine</strong> Vorlage<br />

nur unvollkommen wieder. Das in <strong>St</strong>ein <strong>und</strong> Mauer erscheinende Antlitz<br />

gehört nicht zum Heiligen, sondern zum Mandylion, dem er gedient hatte.<br />

Eine bekannte Legende berichtete, jenes habe sich in der <strong>St</strong>adtmauer von<br />

Edessa abgezeichnet <strong>und</strong> auf solche Weise selbst reproduziert. 117<br />

In der Kirche SS. Bonifacio ed Alessio verwahrt man noch heute eine Marien-<br />

118<br />

ikone, die von Alexius selbst hierher gebracht worden sein soll. Hatte an<br />

dieser <strong>St</strong>elle anfangs ein Christusbild des Abtes Sergius gestanden, das man<br />

erst bei der Neuweihe von 1217 durch dieses Marienbild ersetzte? Ein solcher<br />

Paradigmenwechsel hätte eine Entsprechung in der Überlieferungsschichte<br />

der Alexiuslegende: „Die römische Kirche verwarf dann die Erzählung vom<br />

115<br />

Pilgerführer von 1375, BAV Vat. Lat. 4265, fol. 209–216. GUSTAV PARTHEY (Hg.), Mirabilia<br />

Romae, 1869, S. 47–62, zitiert nach BELTING, Bild (wie Anm. 74) S. 598. Die Seitenkapelle mit<br />

dem Alexiusaltar befand sich in Nähe der Cathedra Petri. Ein Marienbild, das auf diesem<br />

Altar stand, wird als Lukasbild bezeichnet. <strong>St</strong>andort der Alexiuskapelle im Gr<strong>und</strong>riss von Alt-<br />

<strong>St</strong>. Peter: SIBLE DE BLAAUW, Cultus et décor: Liturgia e architettura nella Roma, 1994, fig. 20.<br />

116<br />

imago quedam appareret exsculpta lapide. Que quibusdam verissima B. Alexii effigies<br />

videbatur, FELICE MARIO NERINI, De templo et coenobio SS. Bonifacii et Alexii, 1752, S. 201f.<br />

Vgl. Synaxarium Basilianum sanctum ejus corpus in templo S. Apostoli Patri sepultum fuit,<br />

AA SS Juli 4, S. 241.<br />

117<br />

„Neben der w<strong>und</strong>erbaren Entstehung geht aber auch hier w<strong>und</strong>erbare Vervielfältigung<br />

her … Als w<strong>und</strong>erbare Abdrücke des edessenischen Bildes gelten der späteren Legende<br />

vielmehr etliche auf Ziegeln sich findende Christusbilder“, DOBSCHÜTZ, Christusbilder (wie<br />

Anm. 58) S. 138. In der griechischen Kirche gehörte das „heilige Keramidion“ zusammen mit<br />

dem Mandylion zur „festgeregelten stereotypen Ausmalung der Kirchen“ DOBSCHÜTZ,<br />

Christusbilder (wie Anm. 58) S. 138, 168.<br />

118<br />

NERINI, De templo (wie Anm. 116) S. 315–317.<br />

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