Kaum hat - Anna-Freud-Oberschule

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Anna-Freud-Culture
Krankenhaus arbeiteten 70 Prozent Ärzte
mit jüdischer Herkunft und 10 Prozent
Schwestern, Pfleger etc., die der KPD oder
SPD angehörten. Sie alle wurden entlassen
oder, wie die Nationalsozialisten es vorerst
nannten, „beurlaubt“. Eine „Säuberung“ begann,
Schritt für Schritt, damit es nicht zu
offensichtlich wurde. Ihr Leben endete im
Konzentrationslager, jedoch als Engel für
Arme und Kranke, die sie gesund pflegten.
Die Chef- und Oberärzte oder auch
Assistenzärzte mit langjähriger Erfahrung
wurden ersetzt durch NS-Ärzte,
die jenen jedoch nicht das Wasser reichen
konnten. Ein gutes Beispiel dafür ist der
SS-Arzt Kurt Strauß, dem die Menschen,
einer nach dem anderen, bei Operationen
regelrecht wegstarben. Meiner Meinung
nach könnte man ihn gleichstellen mit
einem Fleischer. Oder würdet Ihr euch von
einem Arzt anfassen lassen, der unter einer
nur örtlichen Betäubung eure Bauchwand
aufschneidet, mal hier und da etwas wegschneidet
und dann euren Blinddarm an
die Bauchwand näht, aber die Bauchwand
nur mit Wattebällchen abtupft? So sieht er
aus, der reinrassig deutsche Arzt. Der Ruf
des Krankenhauses wird Stück für Stück
zerstört, denn nicht nur Ärzte waren der
Grund für die Menschen, nicht mehr dort
hinzugehen, sondern auch Zwangssterilisation.
Die Menschen, die für die Erbgesundheitsgerichte
nicht dem Ideal des arischen
Volkes entsprachen, standen auf der Liste.
Doch trotz der brutalen Machtausübung
der Nazis gab es Mitarbeiter, die
Widerstand leisteten. Sie gründeten die
Widerstandsgruppe namens Europäische
— April 2011 —
Union. Als Ärzte hatten sie die Chance,
Soldaten für wehruntauglich zu erklären,
was verhinderte, dass sie in den Krieg
ziehen mussten. Zudem unterstützen sie
russische und französische Zwangsarbeiter,
indem sie medizinische Beihilfe leisteten
und Instrumente beschafften. Während
des Krieges leitete Doktor Groscurth
militärische Informationen der Nazis
weiter an die Alliierten, die er von seinen
Privatpatienten wie dem Staatssekretär des
SS-Obergruppenführers erhalten hatte.
Im Dezember 1943 wurde Groscurth mit
seinen Mitgliedern zum Tode verurteilt mit
der Begründung, dass sie Juden gemästet
und unterstützt und sogar gefälschte Pässe
besorgt hätten. Für die Nazis waren sie
Verräter. Für die Menschheit heute sind
sie Retter der Humanität. Im 2. Weltkrieg
wurde dieses einst soziale Krankenhaus
im Armenviertel von Bombenangriffen
beschädigt, aber hier endete auch das
Unheil der antihumanistischen Medizin.
Die tragische Geschichte des Moabiter