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2008/2009 - Mecke Druck und Verlag

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416 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder<br />

bisher nicht ermittelt. Hier liegt noch ein weites<br />

Aufgabenfeld für die eichsfeldische Heimatgeschichtsforschung.<br />

So gesehen war diese Art<br />

<strong>und</strong> Form der Entrichtung des Erbenzinses für<br />

die Empfänger, die Gr<strong>und</strong>herrschaft, eine gewinnbringende<br />

Sache.<br />

Wenn auch über die Art der verwendeten<br />

Zahlungsmittel, waren es beispielweise preußische,<br />

braunschweigische, hessische oder<br />

andere Münzen, keine Aussagen getroffen<br />

werden, bietet das Quittungsbuch doch in<br />

einer Hinsicht einen interessanten Beleg. Es<br />

ist immer von Groschen <strong>und</strong> Pfennigen die<br />

Rede. Das dokumentiert, dass in der Zeit<br />

der Zugehörigkeit des Eichsfeldes zum Königreich<br />

Westphalen die auf dem Dezimalsystem<br />

basierenden Zahlungsmittel Francs <strong>und</strong><br />

Centimes des Königreichs sich im lokalen<br />

Geldumlauf nicht durchsetzen konnten. Eine<br />

der Ursachen dafür könnte auch das komplizierte<br />

Umrechnungssystem zwischen Taler<br />

<strong>und</strong> Francs sein.<br />

Betrachtet man alle diese Erkenntnisse, wird<br />

deutlich, welche Aussagen ein scheinbar unbedeutendes<br />

Dokument für unsere Heimatgeschichte<br />

zulässt.<br />

Zur Geschichte des eichsfeldischen <strong>Druck</strong>ereigewerbes<br />

„Die Schwarze Kunst im Eichsfeld“ - Eine Einführung<br />

Fast dreieinhalb Jahrh<strong>und</strong>erte ist es her, dass<br />

auf dem Eichsfeld zum ersten Mal ein Buch<br />

gedruckt wurde, dessen Inhalt, Autor <strong>und</strong><br />

<strong>Druck</strong>er wir genau kennen. Im Jahre 1666 erschien<br />

bei Johann Westenhoff in Duderstadt<br />

eine gut 50 Seiten starke Schrift, die Verhaltensmaßregeln<br />

<strong>und</strong> Rezepte zur Abwehr der<br />

Pest veröffentlichte. Der Autor, Heinrich Wolf,<br />

Doktor der Medizin, bezeichnete sich auf dem<br />

Titelvorsatz als „Practicus des Eichsfeldes“,<br />

war also kraft landesherrlicher Autorität das,<br />

was man heute als Amtsarzt bezeichnen<br />

würde. Zum Umgang mit der - wie es heißt -<br />

„jetzigen, geschwinden eingerissenen Pest“,<br />

zu Vorbeugung <strong>und</strong> gegebenenfalls Heilung<br />

werden unterschiedliche Hinweise gegeben.<br />

Das Spektrum reicht von der Hygiene über<br />

Speisezubereitung <strong>und</strong> Pharmazie bis hin<br />

zu Gebet <strong>und</strong> Stärkung durch Gottvertrauen.<br />

Das alles geschieht allerdings in einem<br />

derart von medizinischem <strong>und</strong> vor allem botanischem<br />

Vokabular durchsetzten Deutsch,<br />

das man sich kaum vorstellen kann, wie „ein<br />

jeder auff dem lande“ - so verspricht es nämlich<br />

der Titel - damit klarkommen konnte.<br />

Dieses älteste auf dem Eichsfeld gedruckte<br />

Buch ist eine nicht nur medizingeschichtliche,<br />

sondern auch eine kulturgeschichtliche Rarität<br />

- einschließlich seiner zeitbedingten Ei-<br />

von Dr. Peter Aufgebauer<br />

genheiten, wo von getrockneten Gartenkröten,<br />

die in Wein eingeweicht sind, die Rede<br />

ist <strong>und</strong> von Taubenmist, in den man ein rohes<br />

Ei verrührt.<br />

Das Werk, von dem sich in öffentlichen Bibliotheken<br />

der B<strong>und</strong>esrepublik nur in Halle,<br />

in Erlangen <strong>und</strong> in Göttingen ein Exemplar<br />

erhalten hat, ist im Faksimile <strong>und</strong> außerdem<br />

in gut lesbarer deutscher Übertragung <strong>und</strong><br />

versehen mit ausführlichen Begriffserläuterungen<br />

jetzt wieder veröffentlicht - als erster,<br />

r<strong>und</strong> 120 <strong>Druck</strong>seiten starker Teil des neu<br />

vorgestellten Buches über die <strong>Druck</strong>ereien,<br />

die „Schwarze Kunst im Eichsfeld“.<br />

Dieser Faksimiledruck eines außerordentlich<br />

seltenen medizinischen Traktats ist auch deshalb<br />

ein gelungener Auftakt des Buches, weil<br />

er deutlich macht, dass Bücher immer auch<br />

ein Spiegel ihrer Zeit sind. Und so spiegeln<br />

sich in dem Buch von Manuel Müller „Die<br />

Schwarze Kunst im Eichsfeld“ eben auch<br />

mehr als 300 Jahre Eichsfelder Geschichte<br />

wider.<br />

Es ist wichtig zu wissen, dass es bis ins 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert eine ganze Reihe von Voraussetzungen<br />

gab, die erfüllt sein mussten, damit<br />

ein Buch gedruckt werden konnte; für den<br />

Buchdruck gab es rechtliche, wirtschaftliche<br />

<strong>und</strong> politische Bedingungen.

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