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WELT UND WIRKUNGSPRINZIP Werner Landgraf

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ausgehende Spiralen (y Òkòtó), wie auch an den Schultern<br />

verschiedener Darstellungen von Lóki zu sehen. Fetische<br />

von Ẹ̀sù sind der ̣Òg̣ò Agogo 'Stock der Zeiterzeugung';<br />

Ketten mit Ìgbín, spiralenförmige Schnecken der Entfaltung;<br />

oder Fìlà, rote Kappe mit der Kraft für Transport<br />

und Überwechseln. Im in beiden Kulturkreisen vorkommenden,<br />

wohl sehr alten Märchen von Rotkäppchen transportiert<br />

das Feuer Glut bzw. Lebenskraft (rot) für die vom<br />

Winter verschlungene aber potentiell erneuerbare Erde<br />

(weiß) und muß dazu den Winterwald (schwarz) als Gebiet<br />

abzuwartender zufälliger Ereignisse passieren. In der<br />

Utgardloki bewirkt Lóki Entscheidungen und eine subjektive<br />

Wahrheit, so wie dies aufgrund höherer Notwendigkeiten<br />

gemäß der Situation erforderlich ist. In der Lokiglepsa<br />

entziehen sich zum Ende der Zeit die nicht mehr funktionierenden<br />

Naturkräfte der Überwachung und Erneuerung zum<br />

Meeresgrund, ersetzen dort die echte Lebenskraft oder<br />

Glut durch den falschen Schein des Goldes, korrumpieren<br />

den Inhalt des Fetisches der Darstellung des Geistes der<br />

Welt, und ersetzen das Wirkungsprinzip durch einen Strohmann.<br />

Als Lóki gleichwohl dort erscheint und feststellt,<br />

daß alles dekadent und erneuerungsbedürftig ist,<br />

versuchen sie das Betriebssystem ganz kaltzustellen, aber<br />

Lóki setzt sich durch und nimmt als Fegefeuer die notwendige<br />

Renovierung vor. In monotheistischen oder weltlichen<br />

Interessen dienenden Religionen werden das Wirkungsprinzip<br />

Lóki bzw. Ẹ̀sù und seine Aspekte und Konsequenzen<br />

darstellenden Formen meist mit der bei nicht-göttlicher<br />

Schöpfungskraft möglichen negativen Richtung der Entscheidung<br />

identifiziert. Entsprechend den an Kreuzwegen<br />

zu fällenden oft grundsätzlichen Entscheidungen, war das<br />

Kreuz ursprünglich das Symbol von Entscheidung und ihrer<br />

Wirkung und Schöpfung, parallel dazu aber ebenfalls des<br />

Teufels; viel später wurde es auch Symbol jedweder Schöpfung.<br />

In verschiedenen sekundären Mythologien wie im indischen<br />

und griechischem Glauben ging das Wirkungsprinzip<br />

verloren und wurde die sukzessive Zeiterzeugung und -folge<br />

durch Zyklen ersetzt und die Zukunft als fatal vorbestimmt<br />

angesehen, ebenso nahm man affine Wiederholungen<br />

vom Großen zum Kleinen hin an, wie auch zeitweilig in der<br />

Physik. Die Konsequenzen dieser Früherem gegenteiligen<br />

Annahme einer vorbestimmten Zukunft, insbesondere für die<br />

Unabhängigkeit, Trennung, Konkretisierung, Individualisierung<br />

der Geschöpfe und zwischen Geist und Materie, sowie<br />

für den Sinn des Lebens, führten zu Widersprüchen und<br />

letztendlich zu einem doktrinären Kollaps des Hinduismus.<br />

Der Urform des Glaubens nach hat also jedes Objekt, We­<br />

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