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Hans Jörg Walter Psychoanalyse und Universität

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2<br />

<strong>und</strong> auf der jene Zeile von Sophokles eingraviert wurde. Die feierliche Enthüllung fand am 4.<br />

Februar 1955 statt. Es ist dies ein sehr seltenes Beispiel für einen Fall, bei dem der Tagtraum<br />

eines Jünglings sich in allen Einzelheiten verwirklichte, wenn auch achtzig Jahre dazu nötig<br />

waren. (Jones 2, 1962, 27f.)<br />

Dazu kann auch noch Freuds Wunsch einfallen, „endlich einmal Professor extraordinarius zu<br />

werden“, von dem er in der ‘Traumdeutung’ schreibt (St.A.II, 534) oder an die Anrede ‘Herr<br />

Professor’, die unter den Psychoanalytikern für Freud dann selbstverständlich war.<br />

Aber wenden wir uns den Texten zu, in denen Freud vom Verhältnis der <strong>Psychoanalyse</strong> zur<br />

<strong>Universität</strong> schreibt.<br />

In der Schrift ‘Das Interesse an der <strong>Psychoanalyse</strong>’ (1913) stellt Freud den interdisziplinären<br />

Bezug der <strong>Psychoanalyse</strong> dar. Dabei betont er, dass es nicht so sehr die <strong>Psychoanalyse</strong> als<br />

Psychotherapie ist, woraus das Interesse anderer Wissenschaften an der <strong>Psychoanalyse</strong><br />

entstanden ist oder entstehen wird. Mit der ‚Traumdeutung’ hat die <strong>Psychoanalyse</strong> ein neues<br />

Verständnis menschlichen Erlebens, Denkens <strong>und</strong> Handelns eröffnet, das vor allem für die<br />

Psychologie von Bedeutung ist.<br />

Im zweiten Teil fasst Freud die anderen Wissenschaften zusammen, für die die <strong>Psychoanalyse</strong><br />

von Interesse sein kann: die Sprachwissenschaft, die Philosophie, die Biologie, die<br />

Evolutionstheorie, die Kulturgeschichte, die Kunstwissenschaft, die Soziologie <strong>und</strong> die Päd-<br />

agogik.<br />

Für Freud ist es vor allem die psychoanalytische Denkweise, die sich in diesem<br />

interdisziplinären Austausch als fruchtbar erweisen kann.<br />

„Die psychoanalytische Denkweise benimmt sich dabei wie ein neues Instrument der<br />

Forschung“ (G.W.VIII, 414).<br />

Ausdrücklich mit dem Bezug von <strong>Psychoanalyse</strong> <strong>und</strong> <strong>Universität</strong> befasst sich Freud dann in<br />

einem kurzen Text mit dem Titel ‘Soll die <strong>Psychoanalyse</strong> an den <strong>Universität</strong>en gelehrt<br />

werden?’ (1919). Freud schrieb diesen Text wahrscheinlich im Herbst 1918, ungefähr zur Zeit<br />

des fünften Internationalen Psychoanalytischen Kongresses in Budapest. Die Budapester<br />

Medizinstudenten demonstrierten damals für Aufnahme der <strong>Psychoanalyse</strong> in den Lehrplan. 2<br />

Freud betrachtet die Frage von der Seite der <strong>Psychoanalyse</strong> <strong>und</strong> von der Seite der <strong>Universität</strong>.<br />

2 Auch Ende der 60iger, Anfang der 70iger Jahre waren es die Studenten, die die Aufnahme der <strong>Psychoanalyse</strong><br />

in die universitäre Lehre <strong>und</strong> Forschung durchgesetzt haben – <strong>und</strong> auch heute ist es mancherorts das studentische<br />

Interesse, das die <strong>Psychoanalyse</strong> mit mehr oder weniger Erfolg an der <strong>Universität</strong> hält. (Vgl. Bickel, N. 2001)

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