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Hans Jörg Walter Psychoanalyse und Universität

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<strong>Hans</strong> <strong>Jörg</strong> <strong>Walter</strong><br />

<strong>Psychoanalyse</strong> <strong>und</strong> <strong>Universität</strong><br />

<strong>Psychoanalyse</strong> <strong>und</strong> <strong>Universität</strong> – drei Worte die auf einen spannungsvollen<br />

Bedeutungszusammenhang verweisen. Einige davon sollen in diesem Aufsatz erfasst werden.<br />

Dabei soll das Institut für Erziehungswissenschaften als Fallbeispiel dienen – ein Institut mit<br />

einer ungewöhnlichen Positionierung der <strong>Psychoanalyse</strong>, die vor allem auch dem Einsatz von<br />

Helmwart Hierdeis für die psychoanalytische Sache zu danken ist.<br />

Mit dem Verlangen der <strong>Psychoanalyse</strong> nach der Anerkennung durch die <strong>Universität</strong> 1 will ich<br />

beginnen, nicht in einer systematischen Erörterung, sondern mit einer Episode im Leben<br />

Sigm<strong>und</strong> Freuds, in der dieser Wunsch aufleuchtet.<br />

Jones erzählt von der Überreichung einer Medaille zu Freuds fünfzigstem Geburtstag:<br />

Im Jahre 1906 schenkte ihm die kleine Gruppe seiner Anhänger in Wien zu seinem<br />

fünfzigsten Geburtstag eine Medaille, entworfen von Karl Maria Schwerdtner, einem<br />

bekannten Bildhauer, das auf der Vorderseite Freuds Profil in Basrelief <strong>und</strong> auf der Rückseite<br />

eine griechische Zeichnung des Ödipus vor der Sphinx zeigt. Diese Zeichnung ist umrahmt<br />

von einem Vers aus ‘König Ödipus’ von Sophokles:<br />

‘Der das berühmte Rätsel löste <strong>und</strong> ein gar mächtiger Mann war...’<br />

Bei der Überreichung der Medaille ereignete sich ein merkwürdiger Zwischenfall. Als<br />

Freud die Inschrift las, wurde er blaß, unruhig <strong>und</strong> fragte mit erstickter Stimme, wer diese<br />

Idee gehabt habe. Er benahm sich wie ein Mensch, dem ein Geist erschienen ist, <strong>und</strong> so war<br />

es auch. Nachdem ihm Federn gesagt hatte, er sei es gewesen, enthüllte er ihnen den Gr<strong>und</strong><br />

seines Verhaltens: Als junger Student sei er einmal um die großen Arkaden der Wiener<br />

<strong>Universität</strong> herumgegangen <strong>und</strong> habe die Büsten früherer berühmter Professoren betrachtet.<br />

Damals habe er sich in der Phantasie ausgemalt, daß dort seine künftige Büste stände, was an<br />

sich für einen ehrgeizigen Studenten noch nichts Besonderes gewesen wäre - aber auch, daß<br />

darunter eben gerade diese Worte graviert seien, die er nun auf der Medaille vor sich sehe.<br />

Vor gar nicht langer Zeit konnte ich nun seinen Jugendtraum verwirklichen, als ich der<br />

<strong>Universität</strong> Wien Freuds Büste übergab, die der Bildhauer Königsberger 1921 gemacht hatte<br />

1 Dass umgekehrt auch ein Verlangen der universitären <strong>Psychoanalyse</strong> nach Anerkennung durch die<br />

psychoanalytischen Vereinigungen besteht, will ich hinzufügen.


2<br />

<strong>und</strong> auf der jene Zeile von Sophokles eingraviert wurde. Die feierliche Enthüllung fand am 4.<br />

Februar 1955 statt. Es ist dies ein sehr seltenes Beispiel für einen Fall, bei dem der Tagtraum<br />

eines Jünglings sich in allen Einzelheiten verwirklichte, wenn auch achtzig Jahre dazu nötig<br />

waren. (Jones 2, 1962, 27f.)<br />

Dazu kann auch noch Freuds Wunsch einfallen, „endlich einmal Professor extraordinarius zu<br />

werden“, von dem er in der ‘Traumdeutung’ schreibt (St.A.II, 534) oder an die Anrede ‘Herr<br />

Professor’, die unter den Psychoanalytikern für Freud dann selbstverständlich war.<br />

Aber wenden wir uns den Texten zu, in denen Freud vom Verhältnis der <strong>Psychoanalyse</strong> zur<br />

<strong>Universität</strong> schreibt.<br />

In der Schrift ‘Das Interesse an der <strong>Psychoanalyse</strong>’ (1913) stellt Freud den interdisziplinären<br />

Bezug der <strong>Psychoanalyse</strong> dar. Dabei betont er, dass es nicht so sehr die <strong>Psychoanalyse</strong> als<br />

Psychotherapie ist, woraus das Interesse anderer Wissenschaften an der <strong>Psychoanalyse</strong><br />

entstanden ist oder entstehen wird. Mit der ‚Traumdeutung’ hat die <strong>Psychoanalyse</strong> ein neues<br />

Verständnis menschlichen Erlebens, Denkens <strong>und</strong> Handelns eröffnet, das vor allem für die<br />

Psychologie von Bedeutung ist.<br />

Im zweiten Teil fasst Freud die anderen Wissenschaften zusammen, für die die <strong>Psychoanalyse</strong><br />

von Interesse sein kann: die Sprachwissenschaft, die Philosophie, die Biologie, die<br />

Evolutionstheorie, die Kulturgeschichte, die Kunstwissenschaft, die Soziologie <strong>und</strong> die Päd-<br />

agogik.<br />

Für Freud ist es vor allem die psychoanalytische Denkweise, die sich in diesem<br />

interdisziplinären Austausch als fruchtbar erweisen kann.<br />

„Die psychoanalytische Denkweise benimmt sich dabei wie ein neues Instrument der<br />

Forschung“ (G.W.VIII, 414).<br />

Ausdrücklich mit dem Bezug von <strong>Psychoanalyse</strong> <strong>und</strong> <strong>Universität</strong> befasst sich Freud dann in<br />

einem kurzen Text mit dem Titel ‘Soll die <strong>Psychoanalyse</strong> an den <strong>Universität</strong>en gelehrt<br />

werden?’ (1919). Freud schrieb diesen Text wahrscheinlich im Herbst 1918, ungefähr zur Zeit<br />

des fünften Internationalen Psychoanalytischen Kongresses in Budapest. Die Budapester<br />

Medizinstudenten demonstrierten damals für Aufnahme der <strong>Psychoanalyse</strong> in den Lehrplan. 2<br />

Freud betrachtet die Frage von der Seite der <strong>Psychoanalyse</strong> <strong>und</strong> von der Seite der <strong>Universität</strong>.<br />

2 Auch Ende der 60iger, Anfang der 70iger Jahre waren es die Studenten, die die Aufnahme der <strong>Psychoanalyse</strong><br />

in die universitäre Lehre <strong>und</strong> Forschung durchgesetzt haben – <strong>und</strong> auch heute ist es mancherorts das studentische<br />

Interesse, das die <strong>Psychoanalyse</strong> mit mehr oder weniger Erfolg an der <strong>Universität</strong> hält. (Vgl. Bickel, N. 2001)


Die Aufnahme der <strong>Psychoanalyse</strong> in den akademischen Lehrplan wertet er positiv, fügt aber<br />

gleich hinzu, dass damit keine Abhängigkeit des Psychoanalytikers von der <strong>Universität</strong><br />

3<br />

gemeint sei. Er stellt sich offensichtlich vor, dass Psychoanalytiker, die ihre wissenschaftliche<br />

Kompetenz am außeruniversitären psychoanalytischen Institut erworben haben, an der<br />

<strong>Universität</strong> lehrend wirken. ‘Keine Abhängigkeit von der <strong>Universität</strong>’, darin verbergen sich<br />

wohl Gedanken über das Verhältnis der universitären Organisation zur Art der Vermittlung<br />

<strong>und</strong> Aneignung der <strong>Psychoanalyse</strong>, sie werden hier aber von Freud nicht entfaltet.<br />

Aber so notwendig scheint die Trennung der Institutionen doch wieder nicht zu sein, denn er<br />

sagt dann:<br />

Die psychoanalytischen Organisationen ihrerseits verdanken ihre Existenz gerade dem<br />

Ausschluß aus dem <strong>Universität</strong>sbetrieb <strong>und</strong> werden fortfahren, eine wichtige<br />

Ausbildungsfunktion zu erfüllen, solange dieser Ausschluß bestehen bleibt. (G.W. Nachtrag)<br />

„Solange dieser Ausschluß bestehen bleibt“ - wenn die <strong>Psychoanalyse</strong> an der <strong>Universität</strong><br />

Anerkennung findet, schwindet dann die Notwendigkeit der Trennung?<br />

Bek<strong>und</strong>et die <strong>Universität</strong> andererseits Interesse an der <strong>Psychoanalyse</strong>, fährt Freud fort, dann<br />

folgt daraus die weitere Frage, wo in den Studienrichtungen die <strong>Psychoanalyse</strong> einen Platz<br />

erhalten <strong>und</strong> auf welche Weise sie gelehrt werden soll. Freud knüpft hier bei seinen<br />

Erfahrungen mit Vorlesungen zur Einführung in die <strong>Psychoanalyse</strong> für Hörer aus ver-<br />

schiedenen Studienrichtungen an. Nach einer Einführung in die <strong>Psychoanalyse</strong>, so sein<br />

Entwurf, folgen spezielle Lehrveranstaltungen, die sich an alle Medizinstudenten, <strong>und</strong> dann<br />

noch besondere, die sich an Ärzte in der psychiatrischen Ausbildung wenden.<br />

Da die <strong>Psychoanalyse</strong> aber nicht auf den Bereich der psychischen Störungen begrenzt ist,<br />

kommen in einer Einführung in die <strong>Psychoanalyse</strong> auch alle die Wissenschaftsfelder zur<br />

Sprache, zu denen die <strong>Psychoanalyse</strong> Erkenntnisse beigetragen hat. Freud erinnert an die<br />

psychoanalytischen Studien zur Kunst, zur Philosophie, zur Religion etc. Der Psycho-<br />

analytiker als Hochschullehrer repräsentiert so Interdisziplinarität, <strong>und</strong> dies, meint Freud,<br />

kann für die <strong>Universität</strong> nur von Nutzen sein.<br />

Die Lehre der <strong>Psychoanalyse</strong> an der <strong>Universität</strong> kann in den bestehenden Verhältnissen nur<br />

„in dogmatischer Form vor sich gehen“ (G.W. Nachtrag), sofern nicht psychoanalytisch-<br />

psychotherapeutische Einrichtungen an der <strong>Universität</strong> geschaffen werden. Eine volle<br />

Ausbildung zum Psychoanalytiker kann sich Freud an der <strong>Universität</strong> jedoch nicht vorstellen.


4<br />

Neue Ansätze bringt die dritte Schrift, die einen für mich wichtigen Bezugstext darstellt: ‘Die<br />

Frage der Laienanalyse’ (1926). Die Distanz von der <strong>Universität</strong> wird verringert, aus einer<br />

einseitigen Befruchtung wird eine wechselseitige Bereicherung, <strong>und</strong> damit in Verbindung<br />

wird der Stellenwert der therapeutischen <strong>Psychoanalyse</strong> verschoben.<br />

Wenn man, was heute noch phantastisch klingen mag, eine psychoanalytische Hochschule zu<br />

gründen hätte, so müßte an dieser vieles gelehrt werden, was auch die medizinische Fakultät<br />

lehrt: neben der Tiefenpsychologie, die immer das Hauptstück bleiben würde, eine<br />

Einführung in die Biologie, in möglichst großem Umfang die K<strong>und</strong>e vom Sexualleben, eine<br />

Bekanntheit mit den Krankheitsbildern der Psychiatrie. Andererseits würde der analytische<br />

Unterricht auch Fächer umfassen, die dem Arzt ferneliegen <strong>und</strong> mit denen er in seiner<br />

Tätigkeit nicht zusammenkommt: Kulturgeschichte, Mythologie, Religionspsychologie <strong>und</strong><br />

Literaturwissenschaft. Ohne eine gute Orientierung auf diesen Gebieten steht der Analytiker<br />

einem großen Teil seines Materials verständnislos gegenüber. Dafür kann er die Hauptmasse<br />

dessen, was die medizinische Schule lehrt, für seine Zwecke nicht gebrauchen. (St.A.Erg.,<br />

336f.)<br />

Wir halten es nämlich gar nicht für wünschenswert, daß die <strong>Psychoanalyse</strong> von der Medizin<br />

verschluckt werde <strong>und</strong> dann ihre endgültige Ablagerung im Lehrbuch der Psychiatrie finde,<br />

im Kapitel Therapie, neben Verfahren wie hypnotische Suggestion, Autosuggestion,<br />

Persuasion, die, aus unserer Unwissenheit geschöpft, ihre kurzlebigen Wirkungen der<br />

Trägheit <strong>und</strong> Feigheit der Menschenmassen danken. Sie verdient ein besseres Schicksal <strong>und</strong><br />

wird es hoffentlich haben. Als ‘Tiefenpsychologie’, Lehre vom seelisch Unbewußten, kann<br />

sie all den Wissenschaften unentbehrlich werden, die sich mit der Entstehungsgeschichte der<br />

menschlichen Kultur <strong>und</strong> ihrer großen Institutionen wie Kunst, Religion <strong>und</strong> Gesellschafts-<br />

ordnung beschäftigen. Ich meine, sie hat diesen Wissenschaften schon bis jetzt ansehnliche<br />

Hilfe zur Lösung ihrer Probleme geleistet, aber dies sind nur kleine Beiträge im Vergleich zu<br />

dem, was sich erreichen ließe, wenn Kulturhistoriker, Religionspsychologen, Sprachforscher<br />

usw. sich dazu verstehen werden, das ihnen zur Verfügung gestellte neue Forschungsmittel<br />

selbst zu handhaben. Der Gebrauch der Analyse zur Therapie der Neurosen ist nur eine ihrer<br />

Anwendungen; vielleicht wird die Zukunft zeigen, daß sie nicht die wichtigste ist. (St.A.Erg.,<br />

338)<br />

Indem die Bedeutung der psychotherapeutischen <strong>Psychoanalyse</strong> eingeschränkt wird, wird die<br />

Aufmerksamkeit auf die sozialwissenschaftliche, literaturwissenschaftliche,<br />

religionswissenschaftliche <strong>Psychoanalyse</strong> <strong>und</strong> auf die anderen Wissenschaftsdisziplinen


gelenkt, in denen eine psychoanalytische Variante dieser Wissenschaften entwickelt werden<br />

5<br />

kann. Für eine solche Entwicklung ist es aber notwendig, „das ... zur Verfügung gestellte neue<br />

Forschungsmittel selbst zu handhaben“.<br />

Auch wenn die Erfahrung der <strong>Psychoanalyse</strong> in der „Kur“ einen wichtigen Zugang zur<br />

psychoanalytischen Denk- <strong>und</strong> Erfahrungsweise auch für die Vertreter dieser Wissenschaften<br />

darstellt, so werden in der von Freud gewählten Formulierung noch weitere Zugänge zur<br />

psychoanalytischen Erfahrung angezeigt, die einen Transfer des psychoanalytischen<br />

„Forschungsmittels“ eröffnen.<br />

Im Anschluss an Jean Laplanche will ich diese Hinweise Freuds entfalten <strong>und</strong> mit Bezug zu<br />

den am eigenen Institut entwickelten Zugängen erörtern. – Aber zunächst soll die<br />

Entwicklung der ‚psychoanalytischen Erziehungswissenschaft’ an diesem Institut beschrieben<br />

werden.<br />

Auch am Institut für Erziehungswissenschaften der <strong>Universität</strong> Innsbruck war es Anfang der<br />

70iger Jahre – so wie an anderen deutschsprachigen <strong>Universität</strong>en – dass die <strong>Psychoanalyse</strong> in<br />

das universitäre Programm aufgenommen wurde. In erster Linie war es die Berufung von<br />

Horst Rumpf, die die psychoanalytische Tradition an diesem Institut begründet hat – ohne die<br />

Hintergr<strong>und</strong>swirkung der Studentenbewegung in Abrede stellen zu wollen. Mit Rumpf ist<br />

jemand an das Institut gekommen, der mit dem Sigm<strong>und</strong> Freud-Institut in Frankfurt in<br />

Verbindung stand, insbesondere mit Klaus Horn – sowohl fachlich als auch persönlich. Horst<br />

Rumpf hat ganz selbstverständlich die <strong>Psychoanalyse</strong> als etwas für die<br />

Erziehungswissenschaft Bedeutsames vertreten. Neben Klaus Horn war es dann insbesondere<br />

Alfred Lorenzer, dessen Schriften als gr<strong>und</strong>legend auch für die Erziehungswissenschaft<br />

vertreten wurden.<br />

Die Akzeptanz der <strong>Psychoanalyse</strong> zeigte sich in der Lehre <strong>und</strong> in der Forschung. Sie kam aber<br />

auch darin zum Ausdruck, dass <strong>Hans</strong> <strong>Jörg</strong> <strong>Walter</strong> mit der Unterstützung von Horst Rumpf,<br />

<strong>und</strong> auch des zweiten Professors Rudolf Weiss, die Weiterbildung zum Psychoanalytiker<br />

begann – <strong>und</strong> dies gefördert durch ein Stipendium des Wissenschaftsministeriums.<br />

Man könnte sagen, dass es zwei Schienen waren, auf denen sich die <strong>Psychoanalyse</strong> in der<br />

Erziehungswissenschaft hier fortbewegt hat: Einmal die Psychoanalytische Pädagogik – eine<br />

Wiederaufnahme dieses Zweiges der Psychoanalytischen Bewegung in den ersten Jahrzehnten<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Die antiautoritären Bewegung im Rahmen der Studentenbewegung hat


sicher wesentlich dazu beigetragen. Und dann, im Anschluss an Freuds Programm, die<br />

<strong>Psychoanalyse</strong> jenseits des klinischen Feldes zu entwickeln, <strong>und</strong> auch auf der Gr<strong>und</strong>lage der<br />

Arbeiten von Alfred Lorenzer das Projekt, die <strong>Psychoanalyse</strong> als Sozialwissenschaft in<br />

Theorie <strong>und</strong> Methode voranzubringen.<br />

Die erste <strong>Psychoanalyse</strong>-Lehrveranstaltung im Sommersemester 1973 war dem Thema<br />

„<strong>Psychoanalyse</strong> <strong>und</strong> Erziehung“ gewidmet.<br />

Nach <strong>und</strong> nach war es möglich, die <strong>Psychoanalyse</strong> im Studienplan zu positionieren, die<br />

<strong>Psychoanalyse</strong> als wesentlichen Zweig der Erziehungswissenschaft kenntlich zu machen.<br />

Einen Sprung in dieser Entwicklung war dann die Ausbildung von Helmwart Hierdeis zum<br />

Psychoanalytiker <strong>und</strong> der Transfer von Josef Aigner an das Institut.<br />

Als Ausdruck dieser wachsenden Verbindung von <strong>Psychoanalyse</strong> <strong>und</strong><br />

Erziehungswissenschaft ist es wohl auch zu sehen, dass <strong>Hans</strong> <strong>Jörg</strong> <strong>Walter</strong> 1989 die<br />

6<br />

Lehrbefugnis für ‚Erziehungswissenschaft einschließlich <strong>Psychoanalyse</strong>’ erteilt wurde. Neben<br />

diesen Institutsmitgliedern habe für die Entwicklung der <strong>Psychoanalyse</strong> am Institut auch<br />

besondere Bedeutung Edith Seifert (Berlin), seit Jahren Lehrbeauftragte <strong>und</strong> auch<br />

Gastprofessorin am Institut, Lacan’sche Psychoanalytikerin, Herbert Bickel, der nicht nur in<br />

der Lehre, sondern besonders auch in der konzeptuellen Arbeit wesentlich zur Entwicklung<br />

beigetragen hat, <strong>und</strong> Paul Kennedy, der neben anderem regelmäßig eine Einführung in die<br />

Analytische Psychologie anbietet.<br />

Im Studienplan hat die <strong>Psychoanalyse</strong> gegenwärtig die folgende Gestalt:<br />

Im Rahmen der Einführung in die Gr<strong>und</strong>konzepte sozial- <strong>und</strong> kulturwissenschaftlicher<br />

Theoriebereiche im 1. Studienabschnitt, wo unter Bezugnahme auf zentrale Konzepte der<br />

Analyse sozialer Wirklichkeit wie ‚Geschlecht’, ‚Psyche’, ‚Bewusstsein’, ‚Unbewusstes’,<br />

‚Mythen’, ‚Erziehung’, ‚Entwicklung’, ‚Sozialisation’, ‚Wissen’ usw. in die Gr<strong>und</strong>konzepte<br />

sozial- <strong>und</strong> kulturwissenschaftlicher Theoriebereiche eingeführt werden soll, wird auch eine<br />

Einführung in die <strong>Psychoanalyse</strong> angeboten 3<br />

Zielvorstellung: Die <strong>Psychoanalyse</strong> Sigm<strong>und</strong> Freuds stellt für die Human- <strong>und</strong><br />

Sozialwissenschaften eine unverzichtbare Gr<strong>und</strong>lage dar, wobei in der Geschichte gerade die<br />

Pädagogik einen bedeutenden Platz einnahm. Deshalb sollen die Gr<strong>und</strong>lagen der Lehre vom<br />

Unbewussten <strong>und</strong> seiner Bedeutung für die Entwicklung des Einzelnen wie der Gesellschaft,<br />

eine sozialkritische Einführung in das Verständnis seelischen Leidens sowie eine<br />

3 die anderen Bereiche sind der gesellschaftstheoretische, der historisch-anthropologische, der feministische, der<br />

system- <strong>und</strong> entwicklungstheoretische <strong>und</strong> der konstruktivistische <strong>und</strong> interaktionistische.


7<br />

Auseinandersetzung mit anderen gr<strong>und</strong>legenden Konzepten der <strong>Psychoanalyse</strong> bzw. der aus<br />

ihr hervorgehenden theoretischen Verzweigungen <strong>und</strong> Schulen (Triebtheorie, Traumlehre,<br />

Kulturtheorie, Selbstpsychologie u.a.m.) vermittelt werden.<br />

Diese sozial- <strong>und</strong> kulturwissenschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagen werden unter anwendungsorientierten,<br />

erkenntnistheoretischen <strong>und</strong> intertheoretischen Aspekten weiter entfaltet. In einem weiteren<br />

Teil der Studien im ersten Studienabschnitt, den ‚Gr<strong>und</strong>fragen der Wissenschaftsforschung,<br />

Wissenschaftstheorie <strong>und</strong> Wissenschaftskritik’ sowie der ‚Einführung in das<br />

wissenschaftliche Arbeiten’ wird die psychoanalytische curriculare Linie fortgeführt.<br />

Im zweiten Studienabschnitt fächert sich das Studium in Studienzweige auf, einer davon ist<br />

die ‚Psychoanalytische Erziehungswissenschaft’. 4<br />

Zielvorstellung: Der Studienzweig soll die Möglichkeit bieten, sich intertheoretisch<br />

akademischen oder alltagssituativen Frage- <strong>und</strong> Problemstellungen zu widmen, im Bereich<br />

der <strong>Universität</strong> transdisziplinäre Kooperation zu suchen <strong>und</strong> zugleich den universitären<br />

Diskurs in alltagstauglicher Manier für außeruniversitäre Zielgruppen bzw. interessierte Laien<br />

zu öffnen.<br />

Zugleich will der Studienzweig Praxismöglichkeiten im Sinne diskursiver Betätigungs- bzw.<br />

Trainingsfelder bereitstellen, um nach <strong>und</strong> nach eine Diskurskultur zu entwickeln <strong>und</strong> die Idee<br />

einer diskursiven Erziehungswissenschaft bzw. einer <strong>Psychoanalyse</strong> als Diskurs zu forcieren.<br />

Die Aneignung gr<strong>und</strong>legender Kompetenzen im Bereich intertheoretischer transdisziplinärer<br />

diskursorientierter Praxis kann durch gemeinsame Planung, Organisation <strong>und</strong> Koordination<br />

von Veranstaltungen erfolgen, die in mehrfacher Weise Grenzen zu überschreiten versuchen:<br />

Grenzen zwischen Theorien; zwischen Disziplinen; zwischen Wissenschaft, Kunst <strong>und</strong><br />

Poesie; zwischen <strong>Universität</strong> <strong>und</strong> außeruniversitärer Öffentlichkeit.<br />

Psychoanalytische Kompetenz beruht auf erfahrungsgestützten Kenntnissen in folgenden<br />

Bereichen:<br />

Psychoanalytisches Basiswissen: Gr<strong>und</strong>lagen psychoanalytischer Erkenntnistheorie <strong>und</strong><br />

psychoanalytischer Theoriebildung; Vokabular der <strong>Psychoanalyse</strong>;<br />

Psychoanalytische Theorie: Kenntnis divergierender psychoanalytischer Positionen; des<br />

psychoanalytischen Diskurses; der Eigenart psychoanalytischer Sprache; psychoanalytischer<br />

Techniken zur Annäherung an psychoanalytische Theorie;<br />

4 Erziehung – Generation – Lebenslauf, Kritische Geschlechter- <strong>und</strong> Sozialforschung, Integrative Pädagogik /<br />

Psychosoziale Arbeit, Beratung <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagen der Psychotherapie sowie Medienpädagogik <strong>und</strong><br />

Kommunikationskultur sind die anderen Studienzweige.


8<br />

Psychoanalytische Forschung: Kenntnis unterschiedlicher Konzepte psychoanalytischer<br />

Kulturforschung; psychoanalytischer Sozialforschung; ethnopsychoanalytischer Forschung;<br />

psychoanalytischer Methodologie;<br />

Psychoanalytische Methode: Praxis psychoanalytischer Aufmerksamkeit; psychoanalytischer<br />

Wahrnehmung; psychoanalytischen Verstehens; psychoanalytischen Handelns;<br />

psychoanalytischer Haltung;<br />

Psychoanalytische Publikation: Kenntnis formaler Richtlinien wissenschaftlicher<br />

Textproduktion Erfahrung mit poetisch-wissenschaftlicher Textproduktion; Erfahrung<br />

psychoanalytisch-wissenschaftlicher Diskurspraxis.<br />

Didaktische Arrangements enthalten in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen von<br />

Selbsterfahrung <strong>und</strong> Theorieaneignung.<br />

Abgesehen vom Erwerb übergreifender, d.h. sozialer, emotionaler, intellektueller, kreativer<br />

Kompetenz <strong>und</strong> der Aneignung sog. Schlüsselqualifikationen ist an konkrete<br />

Berufsperspektiven in folgenden Berufsfeldern zu denken:<br />

Akademischer Bereich: Kulturforschung Sozialforschung Forschungssupervision<br />

Pädagogischer Bereich: Sozialpädagogische Berufe; Beratung; Coaching; Supervision<br />

Kultureller Bereich: Kulturvermittlung; Kulturmanagement<br />

Psychotherapeutischer Bereich: Gr<strong>und</strong>lagen der Psychotherapie<br />

Der Studienzweig setzt sich aus 5 Modulen zusammen:<br />

Modul 1 ist der Einführung gewidmet <strong>und</strong> hat zum Thema die ,Geschichte <strong>und</strong> Gegenwart der<br />

<strong>Psychoanalyse</strong>’. Das Modul soll einen gr<strong>und</strong>legenden Überblick über Psychoanalytische<br />

Institutionen <strong>und</strong> psychoanalytische Konzepte bzw. Arbeits- <strong>und</strong> Forschungsschwerpunkte im<br />

historischen Längs- <strong>und</strong> geographischen Querschnitt schaffen. Eine besondere<br />

Aufmerksamkeit ist auf die Frage der Orthodoxie <strong>und</strong> Dissidenz <strong>und</strong> somit auf jene<br />

psychoanalytischen Traditionen gelenkt, die in Vergessenheit geraten sind. Dies trifft auch<br />

<strong>und</strong> in besonderem Maße für die gebrochene Tradition Psychoanalytischer Pädagogik zu, die<br />

es unter Berücksichtigung neuer wissenschaftlicher Diskurse <strong>und</strong> aktueller psychosozialer<br />

Probleme fortzusetzen gilt.<br />

Im Modul 2 sollen die wissenschaftstheoretischen, erkenntnistheoretischen <strong>und</strong><br />

methodologischen Gr<strong>und</strong>lagen bearbeitet werden. Des weiteren soll die Möglichkeit geboten<br />

werden, sich sowohl im intertheoretischen als auch im transdisziplinären Diskurs mit<br />

alltäglichen, gesellschaftlichen <strong>und</strong> kulturellen Fragen <strong>und</strong> Problemstellungen zu befassen.


9<br />

Modul 3 greift unter dem Titel ‚Entwicklung, Sozialisation <strong>und</strong> Differenz’ weitere<br />

wesentliche Themen der erziehungswissenschaftlichen <strong>Psychoanalyse</strong> auf, nämlich die<br />

Geschlechter- <strong>und</strong> Generationendifferenz <strong>und</strong> die Differenzierung zwischen dem Selbst <strong>und</strong><br />

dem Anderen<br />

Modul 4 trägt die Bezeichnung ‚Gesellschaft <strong>und</strong> Neurose’ <strong>und</strong> soll Raum für eine kritische<br />

gesellschafts- <strong>und</strong> kulturvergleichende Reflexion der Begriffe Pathologie <strong>und</strong> Therapie<br />

schaffen. Seelische Störungen – insbesondere von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen – sollen im<br />

Lichte familialer <strong>und</strong> gesellschaftlicher Zusammenhänge verstanden <strong>und</strong> auf individuelle wie<br />

kollektiv heilsamere Lösungen hin befragt werden. Im Rahmen der Erörterung<br />

unterschiedlicher Möglichkeiten sowohl therapeutischer als auch politischer <strong>und</strong> kultureller<br />

Aktivität kommt somit der Frage einer psychoanalytischen Haltung besondere Bedeutung zu.<br />

Modul 5 schließlich soll das gesamte Spektrum psychoanalytischer <strong>und</strong> psychoanalytisch<br />

orientierter Praxismöglichkeiten nützen, was sich sowohl auf den Bereich wissenschaftlich-<br />

akademischer Praxis im Sinne psychoanalytischer Kultur- <strong>und</strong> Sozialforschung bezieht als<br />

auch den Bereich therapeutischer <strong>und</strong> sozialpädagogischer Tätigkeitsfelder umfasst. Es ist ein<br />

altes Projekt, das zu realisieren aber bisher noch nicht gelungen ist, eine Einrichtung für<br />

psychoanalytische psychosoziale Arbeit zu schaffen, in der insbesondere psychoanalytisch-<br />

pädagogische Erziehungsberatung angeboten wird. Im Hinblick auf die Erk<strong>und</strong>ung neuer<br />

Praxisfelder wird auch dem innovativen Konzept einer psychoanalytischen bzw.<br />

psychoanalytisch orientierten Kulturarbeit besondere Aufmerksamkeit zuteil.<br />

Auf der Ebene der Organisation des Instituts steht die <strong>Psychoanalyse</strong> im folgenden<br />

Zusammenhang seiner Teilbereiche. 5<br />

Wissenschafts<br />

theorie,<br />

Methodologie<br />

<strong>und</strong> Methoden<br />

der EW<br />

Anthropologis<br />

che EW /<br />

historische<br />

EW<br />

Gesellschafts-<br />

theoretische .<br />

EW /<br />

feministische<br />

EW<br />

psychoanaly-<br />

tische EW /<br />

Beratung,<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

der<br />

Psychothera<br />

pie<br />

Behinderten-<br />

pädagogik /<br />

integrative<br />

Pädagogik u.<br />

Schulentwickl<br />

ung /<br />

psychosoziale<br />

Medien-<br />

pädagogik, <br />

Medien-<br />

kommuni-<br />

kation,<br />

Wissensforsc<br />

hung<br />

5 Die in den Spalten der folgenden Tabelle genannten Teilbereiche der Erziehungswissenschaft können noch um<br />

das Feld ‚Weiterbildung / interkulturelle Pädagogik’ ergänzt werden, das für die weitere Entwicklung des<br />

Instituts ins Auge gefasst wird.


Mit der Charakterisierung:<br />

10<br />

Arbeit<br />

Die <strong>Psychoanalyse</strong> bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Therapie/Beratung <strong>und</strong> Kultur-<br />

analyse, bezogen auf die kulturellen, sozialen, ethnischen <strong>und</strong> anthropologischen<br />

Gegebenheiten; erziehungswissenschaftliche <strong>Psychoanalyse</strong> ist dabei zentriert um Entwick-<br />

lungsprozesse im Lebenszyklus. Weitere Kernthemen sind: Individuelles, intersubjektives,<br />

kulturelles, ethnisches <strong>und</strong> gesellschaftliches Unbewusstes, Identität <strong>und</strong> Differenz: in der<br />

Beziehung zwischen Selbst <strong>und</strong> Anderem, zwischen Generationen <strong>und</strong> Geschlechtern;<br />

Psychoanalytische Kompetenz <strong>und</strong> die Wege, die zum Analysieren führen - verstanden als<br />

erziehungswissenschaftliche Praxis; <strong>Psychoanalyse</strong> im aktuellen interdisziplinären<br />

Zusammenhang: <strong>Psychoanalyse</strong> <strong>und</strong> Systemtheorie, <strong>Psychoanalyse</strong> <strong>und</strong> Neurowissenschaft,<br />

<strong>Psychoanalyse</strong> <strong>und</strong> Kognitionswissenschaft. 6<br />

Zu erwähnen ist noch die Einrichtung eines virtuellen Instituts – VSFI: Virtuelles Sigm<strong>und</strong><br />

Fre<strong>und</strong> Institut – mit der Adresse http://vsfi.uibk.ac.at.<br />

In enger Verbindung mit dem psychoanalytischen Bereich am Institut für<br />

Erziehungswissenschaften steht die Gesellschaft für <strong>Psychoanalyse</strong> – Sigm<strong>und</strong> Freud Archiv<br />

– ein Zusammenschluss von Psychoanalytikern an der <strong>Universität</strong> Innsbruck. Die Statuten, die<br />

Mitglieder <strong>und</strong> die Veranstaltungen dieser Gesellschaft sind im VSFI veröffentlicht.<br />

Für die Zukunft der <strong>Psychoanalyse</strong> in einer universitären Institution ist es von entscheidender<br />

Bedeutung, ob sie im Studienplan enthalten ist, ob sie zu den Prüfungsfächern gehört, ob<br />

psychoanalytische Diplomarbeiten <strong>und</strong> Dissertationen geschrieben werden können, <strong>und</strong> – was<br />

von ganz entscheidender Bedeutung ist – welche Personen <strong>und</strong> Dienstposten in dieser<br />

Institution dem psychoanalytischen Arbeitsbereich zugeordnet sind. Damit im<br />

Zusammenhang ist auch die Ausstattung mit externen Lehrbeauftragten zu sehen.<br />

6 Scheidt C.E. (Freiburg): „ Ich glaube, dass sich das geistige Umfeld in einer Weise geändert hat, die es für die<br />

Akzeptanz der <strong>Psychoanalyse</strong> schwieriger hat werden lassen. Wichtig halte ich deswegen Ansätze, die den<br />

Dialog der <strong>Psychoanalyse</strong> mit angrenzenden Wissenschaften fördern. Hierher gehören die Neurowissenschaften<br />

aber auch die Geistes- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften“<br />

Krause R. (Saarbrücken): „Die Situation der <strong>Psychoanalyse</strong> an der <strong>Universität</strong> ist schwierig, wobei im Moment<br />

die Geisteswissenschaften wie Germanistik, Ethnologie, Kultur- <strong>und</strong> Kunstgeschichte eher analytisches<br />

Gedankengut benutzen als die Heilberufe Medizin <strong>und</strong> Klinische Psychologie/Psychotherapie.“ (in: N.Bickel<br />

2001)


Nicole Bickel hat in ihrer Diplomarbeit, die der <strong>Psychoanalyse</strong> an den deutschsprachigen<br />

11<br />

<strong>Universität</strong>en gewidmet ist (Deutschland, Schweiz <strong>und</strong> Österreich), erfahren, wie sehr es von<br />

solchen Bedingungen abhängt, ob die <strong>Psychoanalyse</strong> an einer <strong>Universität</strong> Bestand hat.<br />

(N.Bickel 2001) 7<br />

So ist die Zuordnung von Planstellen zur Erziehungswissenschaftlichen <strong>Psychoanalyse</strong> von<br />

großer Bedeutung: der Professorenplanstelle von Helmwart Hierdeis <strong>und</strong> der beiden<br />

Dozentenplanstellen von Josef Aigner <strong>und</strong> <strong>Hans</strong> <strong>Jörg</strong> <strong>Walter</strong> – auch im Falle einer<br />

Nachbesetzung einer dieser Planstellen.<br />

Hinsichtlich der Gestaltung der universitären <strong>Psychoanalyse</strong> haben in den letzten Jahren die<br />

theoretischen Anschauungen von Jean Laplanche für uns besondere Bedeutung erIangt. Im<br />

Zuge der <strong>Universität</strong>sreform in Frankreich nach 1968, als eine Wirkung der<br />

Studentenbewegung, ist es zur Institutionalisierung der <strong>Psychoanalyse</strong> an französischen<br />

<strong>Universität</strong>en gekommen. 8 Für die <strong>Psychoanalyse</strong> an der <strong>Universität</strong> Paris VII ist Jean<br />

Laplanche repräsentativ. 9 Er ist im deutschen Sprachraum besonders als Mitautor des<br />

‚Vokabulars der <strong>Psychoanalyse</strong>’ bekannt geworden.<br />

Die <strong>Universität</strong> Paris VII hat durch ihr Angebot eines Diploms <strong>und</strong> auch eines Doktorats in<br />

<strong>Psychoanalyse</strong> für Aufregung in psychoanalytischen Kreisen gesorgt, weil befürchtet wurde,<br />

dass damit eine Konkurrenz zur Ausbildung in den psychoanalytischen Vereinigungen<br />

geschaffen werde.<br />

Die Verhältnisse werden von Laplanche in zwei Grafiken wie folgt dargestellt (Laplanche<br />

1987, 147 u. 148):<br />

7 Ein markantes Beispiel ist die Veränderung am Institut für Psychologie der <strong>Universität</strong> Salzburg, wo nach der<br />

Emeritierung von I.A. Caruso durch die Neubesetzung seiner Professur durch einen der <strong>Psychoanalyse</strong><br />

fernstehenden Psychologen die <strong>Psychoanalyse</strong> randständig geworden ist.<br />

8 Ausführlich dazu Elisabeth Roudinesco im 2. Band ihrer Geschichte der <strong>Psychoanalyse</strong> in Frankreich: Histoire<br />

de la psychanalyse en France 2, Paris (Seuil 1986): Psychanalyse à l’université, 551 – 583<br />

Immer wieder ist auch heute zu sehen, dass das Interesse an der <strong>Psychoanalyse</strong> an der <strong>Universität</strong> von den<br />

Studenten kommt <strong>und</strong> entsprechende Initiativen von ihnen getragen werden. (vgl. N.Bickel 2001)<br />

9 Die <strong>Psychoanalyse</strong> an der <strong>Universität</strong> Paris VIII ist bis heute fest in der Hand der Lacanianer - ursprünglich<br />

unter der Leitung von Serge Leclair ist dort heute Jacques Alain Miller bestimmend.


12<br />

Was Laplanche mit diesen beiden Abbildungen zeigt, ist die Ausfaltung der <strong>Psychoanalyse</strong> in<br />

verschiedene Zweige, wobei an die Seite der psychoanalytischen „Kur“, der historische<br />

Ausgangssituation, die <strong>Psychoanalyse</strong> des Alltags, der kulturellen Phänomene <strong>und</strong> andere<br />

„Anwendungen“ der <strong>Psychoanalyse</strong> treten. Ganz im Sinne des Freudschen Projektes, das in<br />

‚Die Frage der Laienanalyse’ entworfen wird, werden Umsetzungen der <strong>Psychoanalyse</strong> in<br />

Theorie <strong>und</strong> Methode in verschiedene eigenständige Forschungsbereiche vorgezeichnet.<br />

<strong>Psychoanalyse</strong> an der <strong>Universität</strong> hat Laplanche zufolge nicht die Aufgabe, an der <strong>Universität</strong><br />

Psychoanalytiker zu bilden, die eine psychoanalytische Kur anbieten bzw. an Patienten<br />

arbeiten werden, ihre Aufgabe ist die forschende <strong>Psychoanalyse</strong>, wodurch eine andere<br />

Möglichkeit der Bildung eines Psychoanalytikers ins Spiel kommt, sowohl was die<br />

Theoriearbeit als auch die Methode anbelangt. Personen, die diesen Ausbildungsweg gehen,<br />

können eine eigene Analyse, im Sinne der „Kur“, jenseits der Mauer der <strong>Universität</strong><br />

praktizieren – Laplanche verwendet in diesem Zusammenhang den Begriff der extramuralen<br />

<strong>Psychoanalyse</strong>. 10 Er tritt dafür weiter dafür ein, dass die <strong>Psychoanalyse</strong> an der <strong>Universität</strong><br />

nicht einer universitären Disziplin oder Institution gleichen solle, d.h. er propagiert kein<br />

10 Das Extramurale stellt für Laplanche auch ein wichtiges Moment in der Ausbildung zum Psychoanalytiker<br />

dar, wie sie in der Vereinigungen organisiert ist - üblicherweise in der Trias von eigener Analyse (Lehranalyse),<br />

Theoriearbeit <strong>und</strong> psychoanalytischer Praxis unter Supervision. Er vertritt den Standpunkt, dass die sogenannte<br />

Didaktische <strong>Psychoanalyse</strong> – damit meint er die Lehranalyse – der <strong>Psychoanalyse</strong> in ihrer Eigenart widerspricht.<br />

Er vertritt die Auffassung, dass man keine <strong>Psychoanalyse</strong> praktizieren könne, bei der ein Ziel vorgegeben ist –<br />

nämlich das Ziel, Psychoanalytiker zu werden – <strong>und</strong> wo eine Eingangsvoraussetzung darin besteht, dass man zur<br />

Lehranalyse zugelassen wird. Laplanche bezieht sich dabei auf Freud, der sagt, dass eine <strong>Psychoanalyse</strong> darf<br />

nicht auf Ziele hin orientiert sein dürfe – <strong>und</strong> das gleiche gilt natürlich auch für die psychotherapeutische<br />

<strong>Psychoanalyse</strong>. Sobald Zielvorstellungen eine Rolle spielen, wird das Eigentliche der <strong>Psychoanalyse</strong> nicht mehr<br />

realisiert, weil <strong>Psychoanalyse</strong> gerade darin besteht, dass Zielvorstellungen auch Thema der Analyse werden. Die<br />

Psychoanalytische Institution bilde mit ihren Kommissionen, Lehranalytikern <strong>und</strong> Listen ein didaktisches<br />

Arrangement, das eigentlich im Widerspruch zur <strong>Psychoanalyse</strong> steht. Laplanche tritt für eine <strong>Psychoanalyse</strong><br />

ein, die extramural <strong>und</strong> extraterritorial organisiert ist. Er wendet sich an die Psychoanalytischen Institutionen<br />

mit der Forderung, dass psychoanalytische Eigenerfahrung jenseits der Institution stattzufinden habe.


eigenes Psychoanalytisches Institut – auch die Organisation der <strong>Psychoanalyse</strong> an der<br />

13<br />

<strong>Universität</strong> Paris VIII ist nicht in seinem Sinne – <strong>und</strong> er plädiert dafür, dass die <strong>Psychoanalyse</strong><br />

sich mit dem verbinden solle, was an Instituten <strong>und</strong> Disziplinen vorzufinden ist – im Falle von<br />

Paris VII z.B. Biologie <strong>und</strong> Psychologie. Hier am Institut ist, wie dargestellt, die<br />

erziehungswissenschaftliche <strong>Psychoanalyse</strong> ein Teilbereich unter anderen. Allgemein spricht<br />

Laplanche von der Extraterritorialität der <strong>Psychoanalyse</strong>. Zudem wendet er sich gegen den<br />

Terminus Angewandte <strong>Psychoanalyse</strong> - im Unterschied zur eigentlichen <strong>Psychoanalyse</strong>. D.h.<br />

Laplanche bezieht sich auf Freud, der in manchen Momenten nicht weit davon entfernt ist, die<br />

psychoanalytische Kur selbst als eine mögliche Anwendung der <strong>Psychoanalyse</strong> unter anderen<br />

Anwendungen zu verstehen. Laplanche betont, dass die <strong>Psychoanalyse</strong> als Theorie mit einer<br />

psychoanalytischen Methode in Verbindung steht – einem psychoanalytisch methodischen<br />

Arbeiten, das in der psychoanalytischen Kur, im alltäglichen Leben <strong>und</strong> auf kulturelle<br />

Phänomene bezogen zur Anwendung kommt – wodurch sich natürlich auch die Gestalt der<br />

<strong>Psychoanalyse</strong> verändert. In der zweiten Variante, die auch auf Texten von Freud beruht,<br />

schlägt Laplanche eine „Transposition“, eine Umsetzung vor. Auf dieser Vorstellung von<br />

Laplanche beruht das, was mit der Konzeption einer universitären <strong>Psychoanalyse</strong> verb<strong>und</strong>en<br />

werden kann. Laplanche vertritt die Auffassung, dass ein Analytiker an seiner Arbeit erkannt<br />

wird – nicht über ein bestimmtes Curriculum bzw. daran, dass er eine Lehranalyse absolviert<br />

hat. Voraussetzung ist lediglich, dass ein Analytiker eine persönliche Analyse macht –<br />

irgendwo, wo ein Analytiker <strong>und</strong> ein Analysand zusammenarbeiten – die schon im Zeichen<br />

der Lehre steht – eine sog. Didaktische Analyse, bei der dann eine Kommission darüber<br />

befindet, ob diese abgeschlossen ist oder nicht. Hinsichtlich der psychoanalytischen<br />

Forschung vertritt Laplanche die Meinung, dass sich psychoanalytische Aussagen v.a.<br />

wissenschaftlich zu bewähren, d.h. dem wissenschaftlichen Diskurs standzuhalten haben –<br />

wobei auch ein Scheitern in diesem wissenschaftlichen Diskurs möglich sein muss.<br />

Hochschuldidaktik ist an einem Institut für Erziehungswissenschaften eine sozusagen<br />

selbstverständliche Aufgabe 11 . Diese Tatsache in Verbindung mit der Aufgabe, eine der<br />

<strong>Psychoanalyse</strong> angemessene Form der Lehre zu finden, hat im Laufe der Jahre zu<br />

verschiedenen didaktischen Varianten geführt. Nachzuforschen, wie im institutionellen<br />

Rahmen der <strong>Universität</strong> <strong>Psychoanalyse</strong> gelehrt <strong>und</strong> gelernt werden kann, ist eine innovative<br />

Aufgabe <strong>und</strong> regt auch dazu an, über Aneignung <strong>und</strong> Vermittlung der <strong>Psychoanalyse</strong> über den<br />

institutionellen Rahmen der <strong>Universität</strong> hinaus nachzudenken.<br />

11 Das Institut für Erziehungswissenschaften hat 1986 den Hochschuldidaktikpreis des<br />

Wissenschaftsministeriums erhalten


Ein Versuch, die bisherigen Formen von <strong>Psychoanalyse</strong>-Lehrveranstaltungen zu ordnen,<br />

führte zu dem folgenden Schema:<br />

14<br />

Didaktische Arrangements zur Vermittlung der <strong>Psychoanalyse</strong> an der <strong>Universität</strong>, die am<br />

Institut für Erziehungswissenschaften im Laufe der Jahre entwickelt <strong>und</strong> erprobt worden sind<br />

Selbsterfahrun<br />

g<br />

(Gruppenanaly<br />

se)<br />

Themenbezog<br />

ene<br />

Selbsterfahrun<br />

g<br />

Praxis<br />

mit<br />

Supervisi<br />

on<br />

Erfahrungsbezog<br />

ene<br />

Theorievermittlu<br />

ng<br />

Intensive<br />

Theoriesemin<br />

In allen Arrangements ist Selbsterfahrung <strong>und</strong> Theorievermittlung/-aneignung in<br />

are<br />

Theorievorlesun<br />

unterschiedlichen Mischungsverhältnissen enthalten. (Ausführliche Überlegungen in: <strong>Walter</strong><br />

1989 <strong>und</strong> in H.Bickel 2001).<br />

In den Nouveaux fondements pour la psychanalyse (Paris 1987) unterscheidet Laplanche 4<br />

Orte der psychoanalytischen Erfahrung. Ein privilegierter Ort für diese Erfahrung ist die<br />

psychoanalytische Kur, bestimmt durch die Gr<strong>und</strong>regel, den Rahmenbedingungen <strong>und</strong><br />

Interaktionsformen, wie sie von Freud entdeckt <strong>und</strong> geschaffen worden ist. Diese Situation<br />

korrespondiert der menschlichen Gr<strong>und</strong>situation<br />

le sujet humain est un être théorisant, et théorisant de lui-même, je veux dire qu'il se théorise<br />

lui-même, qu'il s'auto-théorise, ou encore, si ce terme de théorie fait trop peur, qu'il s'auto-<br />

symbolise. La symbolisation qui lui vient dans la cure, interprétation ou auto-interprétation,<br />

mouvement de l'interprétation entre l'analyste et l'analysé, cette symbolisation est re-symboli-<br />

sation sur la base de premières symbolisations, de ces symbolisations originaires à la trace<br />

desquelles, nécessairement, nounous mettrons dans cette recherche des fondements.<br />

(Laplanche 1987, 14)<br />

Ein zweiter Ort der psychoanalytischen Erfahrung ist die <strong>Psychoanalyse</strong> hors-les-murs. (Den<br />

verbreiteten Terminus Angewandte <strong>Psychoanalyse</strong> vermeidet Laplanche, da der die<br />

Verhältnisse verzeichnet.)<br />

Quand on songe qu'un cas comme celui de Schreber ou comme celui de Leonard, si centraux<br />

pour le progrès de la pensée freudienne, sont de la psychanalyse hors-cure, hors-les-murs ;<br />

quand on pense aux études socio-anthropologiques, au Totem et tabou, au Moise, aux études<br />

gen


15<br />

sur l'art, aux études sur la religion, tous écrits qui font une proportion considérable de l'oeuvre<br />

freudienne. En aucun cas cette pensée hors-les-murs n'est seconde chez Freud; toujours, elle<br />

tire ses résultats de son contact avec son objet. (Laplanche 1987, 15)<br />

Diese Arbeiten zeugen von der Fruchtbarkeit einer psychoanalytischen Erfahrung, die sich<br />

dem Kontakt mit ihrem Objekt verdankt. In dieser Bewegung, bei der die Bedingungen des<br />

Feldes <strong>und</strong> der Methode jeweils zu definieren sind, unterscheidet Laplanche zwei Aspekte:<br />

den interpretativen, theoretischen, auch spekulativen Aspekt <strong>und</strong> den realen Aspekt einer<br />

kulturellen Bewegung, die von der <strong>Psychoanalyse</strong> (implizit) erfasst ist.<br />

Der dritte Ort ist die Theorie als Erfahrung. Im Anschluss an die Vorstellung, dass der<br />

Mensch ein auto-symbolisierendes Wesen ist, ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass die Arbeit mit<br />

psychoanalytischer Theorie zugleich eine Erfahrung ist, die den Forschenden mitnimmt.<br />

Laplanche nennt den Entwurf einer Psychologie, das 7. Kapitel der Traumdeutung, Jenseits<br />

des Lustprinzips, <strong>und</strong> den unveröffentlichten Text Übersicht der Übertragungsneurosen als<br />

Beispiele einer Denkbewegung, die nicht an ein externes Objekt geb<strong>und</strong>en ist, sondern aus<br />

sich heraus erfolgt. Freud spricht von Spekulation, aber es wird bald deutlich, dass diese<br />

Spekulation (eine biologische Spekulation in Jenseits des Lustprinzips, eine historisch-<br />

anthropologische in Totem <strong>und</strong> Tabu) im Fortgang ihrer Ausarbeitung das Gewicht von<br />

Erkenntnis bekommt.<br />

Der vierte Ort schließlich ist die Geschichte als Erfahrung. Es handelt sich hier um die<br />

Geschichte der <strong>Psychoanalyse</strong>, namentlich um die Geschichte Freuds <strong>und</strong> des freudschen<br />

Denkens. Nicht die Geschichtsforschung als solche hat Laplanche dabei vor Augen, sondern<br />

die Geschichte einer Denkbewegung in ihren Verwandlungen durch ihr Objekt oder durch das<br />

Begehren des Subjekts, durchsetzt vom Konflikt <strong>und</strong> von Abwehr. Laplanche erinnert hier an<br />

die sogenannte Preisgabe der Verführungstheorie. Mit seiner Allgemeinen Verführungstheorie<br />

konzipiert Laplanche, Freuds eingeschränkte Verführungstheorie wiederaufnehmend <strong>und</strong><br />

weiterführend, das Modell der Gr<strong>und</strong>situation der Subjektwerdung <strong>und</strong> der Entstehung des<br />

subjektiv Unbewussten in der Beziehung zum Anderen.<br />

Dass Laplanche neben der „Kur“ noch andere Orte der psychoanalytischen Erfahrung kennt<br />

(<strong>und</strong> anerkennt) trifft mit den Vorstellungen von der Vermittlung <strong>und</strong> Aneignung der<br />

<strong>Psychoanalyse</strong> im Rahmen der <strong>Universität</strong> zusammen, die am Institut im Laufe der Jahre<br />

entwickelt wurden.


16<br />

Ein solches Zusammentreffen möchte ich am Ende noch erwähnen. Aus einem Seminar zur<br />

Methodologie der <strong>Psychoanalyse</strong> im Wintersemester 2000/01 haben sich Einfälle zu dem<br />

Gedanken verwoben, Theorien als Objekte im Sinne der psychoanalytischen<br />

Objektbeziehungsziehungstheorie zu betrachten <strong>und</strong> nachzuforschen, wie die Beziehung zu<br />

Theorien als Objekten erfahren wird. Zwischengedanken hefteten sich an das<br />

Übergangsobjekt (Winnicott), an das Eintauchen in eine Theorie oder mit ihr zu gehen (<strong>und</strong><br />

noch andere Bewegungsformen), an die Beziehung zur Theorie als einem perfekten Objekt –<br />

Anlehnung an Objekte, statt die eigenen Fähigkeiten zu besetzen (vgl. Freuds Unterscheidung<br />

von Beziehungstypen), an die Bedeutung von unbewussten Überzeugungen, an die sozialen<br />

<strong>und</strong> individuellen Umstände, die zu einer Theoriefixierung führen oder im Sich-finden das<br />

Sich-verändern offen lassen.<br />

Es war jedenfalls so, dass wir uns mit dem Wort „Theorieerfahrung“ über das Vorhaben<br />

ausreichend verständigen konnten – ein Wort, das auf einen der Orte verweist, die Laplanche<br />

unterscheidet. Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen, sodass noch nicht berichtet werden<br />

kann, welche Facetten der Beziehung zu psychoanalytischen Theorien erfasst werden<br />

konnten. Aber als eine weitere didaktische Möglichkeit der Vermittlung <strong>und</strong> Aneignung<br />

psychoanalytischer Theorie kann es jetzt schon angesehen werden.<br />

Literatur<br />

Bickel, Herbert: Psychoanalytische Didaktik, unveröff., 2001<br />

Bickel, Nicole: Die <strong>Psychoanalyse</strong> an der <strong>Universität</strong>. Eine Studie zur Verbreitung der Psychanalyse<br />

an deutschsprachigen <strong>Universität</strong>en, Diplomarbeit, Innsbruck 2001<br />

Freud, S. (1900): Die Traumdeutung, Studienausgabe II<br />

Freud, S. (1913): Das Interesse an der <strong>Psychoanalyse</strong>, G.W.VIII<br />

Freud, S. (1914): Zur Geschichte der psychoanalytischen Bewegung, G.W. X<br />

Freud, S. (1919): Soll die <strong>Psychoanalyse</strong> an der <strong>Universität</strong> gelehrt werden?, G.W. Nachtragsband<br />

Freud, S. (1925): Selbstdarstellung, G.W. XIV<br />

Freud, S. (1926): Die Frage der Laienanalyse, G.W. XIV, Studienausgabe Ergänzungsband<br />

Jones, J.: Sigm<strong>und</strong> Freud. Leben <strong>und</strong> Werk. Bd.2. dtv, München (dtv) 1984<br />

Laplanche, Jean: Nouveaux fondements pour la psychanalyse, Paris (PUF) 1987<br />

Laplanche, Jean: Problematiques V: le baquet, transcendance du transfert, Paris (PUF) 1987<br />

Roudinesco, E.: Histoire de la psychanalyse en France 2, Paris (Seuil) 1986<br />

<strong>Walter</strong> HJ.: Erzählen als Methode. Schritte zu einer erziehungswissenschaftlichen <strong>Psychoanalyse</strong>,<br />

Innsbruck 1989

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