III. Abonnement- Konzert - Heimat.de
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eInFüHrung<br />
atonalen Komposition besteht ein enger zusammenhang. Denn die Länge<br />
und mögliche Dauer einer atonalen Komposition unterliegt kompositionstechnischen<br />
Schwierigkeiten, da ihr das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> formbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> element<br />
<strong>de</strong>r tonalität fehlt:<br />
Alle Werke, die seit <strong>de</strong>m Verschwin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tonalität bis zur Aufstellung <strong>de</strong>s neuen<br />
Zwölftongesetzes geschaffen wur<strong>de</strong>n, waren kurz, auffallend kurz. – Was damals<br />
Längeres geschrieben wur<strong>de</strong>, hängt mit einem tragen<strong>de</strong>n Text zusammen ... – Mit<br />
<strong>de</strong>r Aufgabe <strong>de</strong>r Tonalität war das wichtigste Mittel zum Aufbau längerer Stücke<br />
verlorengegangen. Denn zur Herbeiführung formaler Geschlossenheit war die<br />
Tonalität höchst wichtig. Als ob das Licht erloschen wäre! – so schien es.<br />
(Anton Webern)<br />
Was für Webern in <strong>de</strong>r Findung <strong>de</strong>r Form problematisch erscheint, lässt in<br />
seiner Kürze und Knappheit aber gleichzeitig etwas entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s zu,<br />
nämlich eine ungeheure Intensivierung und Verdichtung <strong>de</strong>s Ausdrucks<br />
einer musikalischen Aussage. Diesem neuen Ausdruck gegenüber steht das<br />
Pathos einer überkommenen romantischen Auffassung. Deshalb for<strong>de</strong>rt<br />
auch Arnold Schönberg in einem brief an Ferruccio busoni zum zeitpunkt<br />
<strong>de</strong>r entstehung <strong>de</strong>r orchesterstücke 1909:<br />
Weg vom Pathos! Weg von <strong>de</strong>n 24pfündigen Dauermusiken; von <strong>de</strong>n gebauten<br />
und konstruierten Türmen, Felsen und sonstigen gigantischen Kram. Meine<br />
Musik muss kurz sein. Knapp! in zwei Noten: nicht bauen, son<strong>de</strong>rn »ausdrücken«!!<br />
Und das Resultat, dass ich erhoffe: keine stylisierten und sterilisierten<br />
Dauergefühle. Das giebts im Menschen nicht: <strong>de</strong>m Menschen ist es unmöglich nur<br />
ein Gefühl gleichzeitig zu haben. Man hat tausen<strong>de</strong> auf einmal.<br />
Der neue Ausdruck erfor<strong>de</strong>rt eine neue musik, die auf überflüssiges verzichtet<br />
und sich ganz auf ihren eigenen Kern konzentriert. o<strong>de</strong>r auch wie<br />
Schönberg sich über die expressive Wucht zu Weberns Bagatellen poetisch<br />
vergleichend äußerte: »einen roman durch eine einzige geste, ein glück<br />
durch ein einziges Aufatmen auszudrücken«.<br />
eInFüHrung<br />
Atonales Komponieren for<strong>de</strong>rt ein heftiges ringen um <strong>de</strong>n Ausdruck. Alle<br />
gängigen bekannten Parameter scheinen sich zu verschließen und entfallen.<br />
So kann <strong>de</strong>r Ausdruck nur im material <strong>de</strong>r töne selbst angelegt sein,<br />
mit allen sich ergeben<strong>de</strong>n Konsequenzen und Schwierigkeiten. Selten<br />
haben sich Komponisten in solchen extremen Situation auf <strong>de</strong>r Suche nach<br />
<strong>de</strong>m alles aussagen<strong>de</strong>n expressiven moment befun<strong>de</strong>n:<br />
Ich habe dabei das Gefühl gehabt: Wenn die zwölf Töne abgelaufen sind, ist das<br />
Stück zu En<strong>de</strong>. Viel später bin ich daraufgekommen, daß das alles im Zuge <strong>de</strong>r<br />
notwendigen Entwicklung war. Ich habe in meinem Skizzenbuch die chromatische<br />
Skala aufgeschrieben und in ihr einzelne Töne abgestrichen. – Warum? – Weil ich<br />
mich überzeugt hatte: <strong>de</strong>r Ton war schon da. – Es klingt grotesk, unbegreiflich,<br />
und es war unerhört schwer ... (Anton Webern)<br />
Weberns beschriebene empfindung zielt nicht auf eine begründung eines<br />
ästhetischen I<strong>de</strong>als ab. Sie entspringt einer zutiefst persönlichen Suche<br />
nach musikalischer Wahrheit und ermöglicht ihr ästhetisches gelingen.