III. Abonnement- Konzert - Heimat.de
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eInFüHrung eInFüHrung<br />
energetischen tonsprache und gesten, die nicht von <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>r gattung<br />
abhängig ist. er schafft eine persönliche Synthese einer romantischen und<br />
klassischen tonsprache. Vor allem seine Partituren für orchester reflektieren<br />
diese entwicklung dieses einmaligen originellen Stils. In seiner orchestration<br />
verbin<strong>de</strong>t er Farbe mit Struktur und artikuliert ein sich dramatisch<br />
entwickeln<strong>de</strong>s musikalisches Argument in Verbindung mit einer Direktheit<br />
und Klarheit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e. Die Frage, ob das Doppelkonzert sinfonischen<br />
und/o<strong>de</strong>r kammermusikalischen Charakter hätte, berührt daher ein Paradox,<br />
das in <strong>de</strong>r musik reflektiert wird. Hilfreich mag hier <strong>de</strong>r blick auf das<br />
umfeld <strong>de</strong>r Werke um das Doppelkonzert sein.<br />
Dem Doppelkonzert gehen drei Kammermusikwerke voraus: Die<br />
Sonate für Violoncello in F-Dur op. 99, die Sonate für Violine in A-Dur<br />
op. 100 und das Klaviertrio in c-moll op. 101. So mag es nicht verwun<strong>de</strong>rn,<br />
wenn brahms für sein Doppelkonzert, das vielleicht zu seinen avanciertesten<br />
Werken zählt, eine neue Form <strong>de</strong>s <strong>Konzert</strong>charakters und zusammenspiels<br />
entwickelt. In <strong>de</strong>r eigentlichen Konzeption <strong>de</strong>s Doppelkonzertes und<br />
<strong>de</strong>r behandlung <strong>de</strong>r Solisten und <strong>de</strong>s orchesters ergeben sich zugleich auch<br />
Parallelen einer triobesetzung, falls man dabei <strong>de</strong>m orchester <strong>de</strong>n Klavierpart<br />
zuordnen wür<strong>de</strong>. In diesem Sinne steht das <strong>Konzert</strong> sehr stark seinem<br />
Vorgänger, <strong>de</strong>m Klaviertrio in c-moll op. 101 nahe. oftmals ergeben sich<br />
aber auch Assoziationen <strong>de</strong>s Vokalen, wobei die größte nähe hierzu <strong>de</strong>m<br />
zweiten Satz zugestan<strong>de</strong>n wird. brahms kompositorische I<strong>de</strong>e erscheint<br />
hier als die zweier Stimmen im Dialog, die fast opernhafte züge annehmen<br />
kann. In <strong>de</strong>r tat sprach man brahms zum zeitpunkt <strong>de</strong>r Komposition darauf<br />
an, ob er <strong>de</strong>nn eine oper schriebe. Seine humorvolle Antwort darauf<br />
war, er wür<strong>de</strong> die entre-acts komponieren.<br />
zweifellos benötigt ein <strong>Konzert</strong>, das mit zwei Solisten stark gezeichnete<br />
Charaktere entwickeln soll, eine nähe zur dramatischen Konzeption.<br />
Schließlich treten ihre Individuen miteinan<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Dialog o<strong>de</strong>r verschmelzen<br />
zu einer klanglichen einheit.<br />
Innerhalb <strong>de</strong>r gesamten Anlage <strong>de</strong>s dreisätzigen <strong>Konzert</strong>es dominiert <strong>de</strong>r<br />
groß angelegte erste Satz. mit seinem wuchtig rhythmisch direkten beginn<br />
entwickelt er nahezu sinfonische umrisse, ein Ausbruch von energie und<br />
Spannung. Ka<strong>de</strong>nzhaft tritt in dieses geschehen zunächst das Violoncello,<br />
dann erst die Violine. Die Frage nach einer Vormachtstellung <strong>de</strong>r Instrumente,<br />
stellt sich im weiteren Verlauf nicht und wird auch nicht provoziert.<br />
Auf typisch artistische einzelka<strong>de</strong>nzen verzichtet das <strong>Konzert</strong> trotz seines<br />
virtuosen zuschnitts. Die meisten virtuosen elemente entwickelte dabei<br />
Joseph Joachim für seine Stimme während <strong>de</strong>r erarbeitung <strong>de</strong>s <strong>Konzert</strong>es.<br />
Die entwicklung <strong>de</strong>s materials wird in seiner ganzheit von brahms Fantasie<br />
und starker musikalischer Vorstellungskraft getragen.<br />
Der zweite Satz, ein Andante, eröffnet mit einer kurzen Ankündigung<br />
im Horn und <strong>de</strong>n Holzbläsern, bevor die bei<strong>de</strong>n Solisten oktavversetzt ihr<br />
sehnsüchtig wiegen<strong>de</strong>s thema einführen. Ihre gesten entfachen eine energetische<br />
klangliche Dichte, die sich durch <strong>de</strong>n gesamten Satz zieht. Dem<br />
orchester kommt die rolle zu, die Solisten dabei zu spiegeln und so das<br />
klangliche bild um eine weitere Dimension zu erweitern.<br />
In Verehrung an Joachim gestaltet brahms ähnlich wie für sein Violinkonzert,<br />
für <strong>de</strong>n letzen Satz ein ungarisches rondo. tänzerisch, subtil und<br />
süß huldigt es <strong>de</strong>r melodik. ein charakterlicher Wechsel ergib sich im zweiten<br />
teil <strong>de</strong>s Satzes, <strong>de</strong>r in seiner etwas wuchtigen Art wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n ersten<br />
anzuschließen scheint und in einen etwas ruhigeren Abschnitt mün<strong>de</strong>t,<br />
bevor das Anfangsthema wie<strong>de</strong>r aufgegriffen wird und in seiner Fröhlichkeit<br />
zum Schluss führt. und vielleicht haben auch die Differenzen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />
Freun<strong>de</strong> brahms und Joachim in diesem heiteren tanz ihre Lösung<br />
gefun<strong>de</strong>n.